Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.01.1898
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980129026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898012902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898012902
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-01
- Tag 1898-01-29
-
Monat
1898-01
-
Jahr
1898
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
in Leipzig: In in in in In 4M«O. Fervspr. 1998. O«SLTDL»k^irTL^11«S Zitter' L-««MkKHrttvH»r. Tageskalenoer. Telephon 'Anschluß: Erpeditis»« des Leipzigs Tageblattes .... Nr. 2221-4 Rrvaction des Leipziger Tageblattes .... - 158>H vuchvruckerei des Leipziger Tageblattes <E.Pol;) - 1173)s Otto Alrnim's Sortiment (Alfred Hahn). Filiale: Universität»« strotze S: Amt I 4046. Lonis Lösche. Filialen des Leipziger Tageblattes: Äatborinenslr. 14: Amt I 2935. KöniaSvlap 7: Amt IV 3575 Nutzer unseren am Kopfe des Blattes genannten Filialen sind zur Vnnahme vonJnseraten für das Leipziger Tageblatt berechtigt V. L. Taube äk Co.. PeterSsnatze 34 (Drei Königs baasenitetn L Bögler, Grimmaische Str. 21. I., Juvalidcudaut, Grimm. Str. 19, Eing. Nicolaistr, Rn Sols Masse, Grimmaische Str. 27, I., Rodert Braunes, Kleine Flrischergasse 13, V, Et. Engen Fort. Nicolaistrahr 51,1., Annk.-Exp Globu»(V.Prokapetz),Grimm.Stw.22,I. Bernbard Freyer, Fleisch,rplatz 5, Leipz.Auuone.-Erpeb.<L.Lch»ttbt),NaschmarIt3,p, Hermann Littrich, Wesistrafir 32, Hermann Hörholb, Norkstratze 32, Volkmar Käfter, Zeiher Straße 35, B. Reumann ä- Co., Ranstädter Steinwrg 29, Ilq Ott» Engelmann, Ranstädter Steinweg 1, H. Tingrlbet», Markt 10 (Kaufhalle!, Leipzig-Anger: C. v Oehler, Bernhardstrahe 29, Leipzig-Cntritzsch: Robert Altner, Delitzscher Stratze5^ Lcipzig-AohliS: Robert Altner, Lindentdaler Stratze k Leivzig-GohliS: L. A. Slepüg, Böhmestraße 1. Part., Leipzig-Lind enau: Albert Lindner, Wettiner Stratze 51. in Le ipzig -Reuftadt: Schc>t'SAnnonc.-Erp.,Eiseubahllstr.3, in Leipzig-Neustadt: A. Cosfier, Eiseubahustraße 31, In Leipzig-Plagwitz: Gearg Grnlzmanu, Zickoch. Str. 7». in Leipzig-Reudnitz: L. Schmidt, Kohlgartenstr. 67, Port., in Leipzia-voltmarSdork stt A.Naumann.Conradstr.55 Postamt 1 im Postgebäud« am Augustusplatz. Telegrophrnamt im Postgebäude am Augustusplatz. (Eingang: Grimmaiicher Steinweg I). Stadt-Ferniprechamt Grimmaischer Steinwrg 3, II.). Postamt 2 am Dresdner Bahnhofe. Postamt 3 (Hohe Stratze 13). Postamt 4 (Harkortstratzr 3). Postamt 5 (Thomasqasse 4). Postamt 6 (Wrststratzr 26). Postamt? (Ranstadt. Steinweg 38). Postamt 8 (Ecke Göschenstratzr und Täubchenwrg). Postamt 9 (Börseugrbäude, Pack- hosstratze 2/4). Postamt 10(Hospitalstratze 4,6,8). Postamt 11 (Dusourstratze 12/14). Postamt 12 (Südstraße 2d). Postamt 13 (Augustusplatz, Eiug. Poststrabe 2). Postamt l4 (Norkstratze 15). 1) Sämnltliche Postanstolten, mit Ausnahme der Postämter 1, 10 und 13, sind zugleich Lelegraphrnanftalten. 2) Dir Postämter 5 und 9 sind zur Annahme gewöhnlicher Packereien, sowie gröberer Geld- und Werthpackete nicht ermächtigt. Bei den Postämtern 10 und 13 findet eine An nahme von Postsendungen nickt statt. 3) Die Dienststunde» für den Verkehr «it dem Publien« werden bei sämmtlicheu Postämtern mit Ausnahme von Leipzig- Connewitz und Leipzig-Kleinzschockrr abgrhalten: an Werk tagen von 7 Uhr (im Winter 8 Uhr) früh bi« 8 Uhr Abends, an Sonn- nud allgemeinen Feiertagen von 7 Uhr (im Winter 8 Uhr) früh bis 9 Uhr Vormittags und von 5 bis 6 Uhr Nachmittags. Bei dem Postamt in Leipzig-Connewitz sind die Dienststunden an Werktagen auf dir Zeit von 7^8 früh bis 12 Mittags and von 2 bis 7V, Nachmittags, bet dem Postamt in Leipzig-Kleinzschocher aus 7/8 früh biS 1 Nachm. und 3 bi» 7 Nachm., Sonn- und Feiertags bei beiden Post ämtern auf die Zeit von 7/8 früh bi» 9 Borin, und von 5 bi» 6 Nachm. festgesetzt. Außerdem findet bei sämmtlicheu Postämtern in den Vororten an Sonn« und Feiertage» während der Zeit von 12 bi« 1 Uhr Nachm-, bei den Post ämtern 2 «no S an Werktagen von 8 bis 9 Uhr Abends eine Annahme von Telegrammen statt. Bei dem Telegraphen» am» (am Augustusplatz) werden ununterbrachen, auch io Ser Rachtzeit, Telegramme angenommen. Inwieweit bei den Postanstalten auch außerhalb der vorstehend angegebenen Dienstzeiten Telegramme eingeliefert werdeo können, erairbt sich aus den bei den Brrkrhrsaustaltea aushängendea Poft- berickten. PostamtLeipzig-Anger-Cottendorf (Gartenstratze 5). a Leipzig-Connewitz (Elijenstratze 3). - Leipzig-Eutritzsch (Markt 1). » Leipzig-Gohlis (Hauptstraße 14). » Leipzig-Kleiozschocher (Rudolfstraßr 1). - Leipzig-Lindenau (Demmeringsiratze 32). » Leipzig-Ntuschönefrld (Eisenbahustraße 51). - Leipzig-Plagwitz (Alte Stratze 23). - Leipzig-Reudnitz (Seneselder-Stratze 2). » Leipzig-Thonberg (Reitzenhain. Str.70/72), - Leipzig-Bolkmarsdorf (Jdastraßr 36). Bei dem Postamt 13 (Augustusplatz, Eingang Poststraßc) erfolgt an Sonn- und Feiertagen auch in der Zeit von 11 bis 12 Ubr Vormittags eine Ausgabe von Briefen an regelmäßige Abholer und von 11'/, bis 12 Uhr Vormittags eine Ausgabe von Zeitungen 4) Oeffcntltche Fernfprrchstellen bestehen bei dem Lele» grovbenaint (Zugang Grimmaiscker Steinweg 1), im Erdgeschoß im Borraum der Telegramm-Annahmestelle, bei dem Postamt 9 (Neue Börse), sowie bei den Postämtern in Leipzig-Connewitz, Leivtig-Eutritzjch, Leipzig-Gohlis, Leipzig-Lindenau, Leipzig- Nruschönesrld und Leipzig-Plagwitz. Dieselben sind im Sommer von 7 Uhr (im Winter 8 Uhr) früh ununterbrochen bis 9 Uhr Abend- — die Fernsprechstellr bei dem Telegraphrnomta duranveg von 7 Uhr früh bis 9 Uhr Abend» — für de» Sprechverkebr geöffnet. Nähere Angaben über di« Post- and Telegrapbenbetrieb»- Elnrichtuugen in Leipzig und den Bororten enthält daS im Auftrage der Kaiserlichen Ober-Postdirettion berausqegeben« „Poftonch zum Gebrauche für sas Publicum i» Leipzig". Dasselbe ist bei säinmtlichen hiesige» VerkehrS- aostalten, sowie durch di« bestellenden Boten zum Preis« von 50 »u beziehen. Aoskunttsftelen brr königlich sächsische» Gtaat«etsendab«» perlpalwnt (Dresdner Bahnhof geSffnet Wochentag- soll, der kaiserlichen Sanktion nicht unterbreitet werde. — Herbst iuterpellirle den Stauhalter wegen der Gewaltthättgkeiten bei den Budweiser Gemeindewableu und fragte an, wie der dauernde Friede und die Sicherheit der Person und deS EigentüumS im Lande hergestellt werden sollen. Von tschechischer Seite interpellirte Zatzka in derselben Angelegenheit. * Brünn, 28. Januar. Landtag. Abgeordneter Scheue führt au«, daß allseits der Nationalitäten-Ausgleich gewünscht werde; es sei bedauerlich, daß Elemente außerhalb des Hause- der nationalen Versöhnung entgeaenarbeitrn. Bei den maßgebenden Faktoren be stehe der beste Wille. Abg. Bube erkennt die Bedeutung der deutschen Cultur an und wünscht, daß Alle an dem gemeinsamen Werke arbeiten. Promder hebt hervor, die Vernichtung de» Centralismus wäre der Ruin des Reiches, das wollten weder die Deutschen noch di« Tschechen, die beide mit allen Fasern an dem östrrteichischen Valerlande und seiner großen Machtstellung sesthieltra. Dir bisherige »ampsesweise führe zum Hasse. Die Deutschen würden Zug estän da iss« machen, mau möge aber nicht zu viel verlangen. Gelinge die Verständigung, so werde dem Kaiser der schönste und liebste HuldigungSact bereitet, und das werbe auch nicht ohne Wirkung auf das Reich bleiben. * Laibach, 28. Januar. Der Landtag beschloß dir Abfassung einer Hulbigungs- und Ergebenheitsadresse an den Kaiser und wählte einen Ausschuß, der mit Absassuag derselben betraut wurde. Der Antragsteller Zitnik (konservativ) erinnerte an das Regierung-- jubiläum des Kaisers, pries sein« hervorragenden Herrschertugenden und erklärte, gerade daS slowenische Volk sei dem Monarchen zum größten Danke verpflichtet, und sprach den Wunsch auS, daß in ge- regelier parlamentarischer Arbeit die Durchführung der Gleich berechtigung aller Nationen und die Regelung des Verhältnisse- mit Ungarn gelingen möge. Schwegrl schloß sich Namens des Grund» besitzeS dem Anträge an. Berichtigung. In dem nach Schluß der Redaktion in das heutige Morgenblatt aufgenommeuen Telegramm aus Wien ist die Spitzmartr „Deputirtenkammer" zu streichen und der Anfang der Meldung zu lesen: „Der niederösterreichische Landtag". In der Meldung aus Rom ist dagegen die Svitzmarke „Deputirtenkammer" einzusügen und das zweite Wort „Niederösterreichische" zu streichen. Frankreich. Zola. * Paris, 28. Januar. Nabezu 400 Studirende deS eid genössischen Polytechnikums in Zürich, meist aus dem Auslaube stammend, übersandten Zola eine Sympathieadresse. * Paris, 28. Januar. Die Deputirtenkammer nahm das Heeresbudget, sowie einstimmig einen Gesetzentwurf an, durch welchen ein nationales Amt für den auswärtigen Handel geschaffen werden soll. Italien. * Rom, 28. Januar. Der Deputirte Frola wurde zum Unterstaatssecretair des Schatzamtes ernannt. Spanien. Die Anarchisten von Montjuich. I. 6. Madrid, 28. Januar. Der spanische Justizwinister bat in sehr anerkennenswerther Weise eine strenge Untersuchung über die angeblichen Folterungen der verbafleten Anarchisten angeordnet; indessen läßt der bisberige Gang dieser Unter suchung befürchten, daß bei der Sache nicht allzuviel berauS- kommeu wird. Im Ganzen haben acht der Verhafteten in ziemlich glaubhafter Weise die Anklage erhoben, von der Gcsängnißverwaltung durch NabrungSentziehung, durch gewaltsame Untertauchung unter Wasser und durch Daumen- und Fnßschrauben zu sogenaunten Geständnissen gepreßt worden zu sein. Aber von diesen acht Personen sind zwei schon vor neun Monaten hingericktet worden, einer befindet sich in England und zwei in Südamerika, während sich in den spanischen Gefängnissen von den acht nur noch die drei Anarchisten Callis, Oller und Sunje befinden. Die Unter suchungen erstreckeo sich also nur auf die drei Letztgenannten, und es ist gegenwärtig eine aus drei Gerichtspersonen, drei Aerzten und zwei ZeitungSdirectoren bestehende Commission thätig, um festzustellen, ob die an dem Körper der genannten Anarchisten vorhandenen Narben von Verwundungen her rühren, die ihnen vor acht bis zehn Monaten durch Folter werkzeuge beigebrachl sein können. Der Justizminister hat den betheiligten Gefängniß- und Justizbeamten im Falle ihrer Ueberführung strenge Bestrafung in Aussicht gestellt. Kaisers Geburtstag. * Madrid, 28. Januar. Aus Anlaß des Geburtstages des Kaisers Wilhelm sand gestern eine Feier in der deutschen Schule statt, welcher als Vertreter des Botschafters Legationrrath Erbgraf zu Castell-Rüdenhausen beiwohnte. Hierauf folgte in der deutschen protestantischen Capelle ein FestgotteSdienst, an welchem Botschafter v. Radowitz nebst Familie, die Mitglieder der Bot- schäft, Consul v. Jccklin und viele Mitglieder der deutschen Colonie theilnahmen. Abends vereinigte ein vom Verein „Germania" und dem Turnverein gemeinsam veranstaltetes Fest mahl unter Vorsitz Les Botschafters v. Radowitz die deutschen Herren und Damen nebst einigen spanischen, österreichischen und schweizerischen Freunden der Colonie in den Räumen der „Ger mania". Der Botschafter brachte ein Hoch auf den König und die Königin-Regentin und feierte bann in einer Rede den Kaiser Wilhelm als Hüter des Friedens und zielbewiißten Förderer der Wohlfahrt und Machtstellung deS Reiche-. Die Rebe schloß mit einem begeistert aufgenommeuen Hoch auf den Kaiser, an welchen ein Huldigungs- telegramm abgesandt wurde. Orient. Kreta-Gouverneur. * Nach einer der „Pol. Corr." aus Loudon, 28. Januar, zugehenben Meldung wird in dortigen diplomatischen Kreisen mit Bezug auf den Stand der kretischen Gouverneursfrage betont, daß die Nachricht, wonach sich die Cabinete von London, Paris und Rom bereits für die Candidatur des Prinzen Georg von Griechenland ausgesprochen hätten, in dieser Form unzutreffend sei. Die erwähnten Regierungen haben vielmehr auf die vertrauliche Anregung dieser Candidatur bloS andeuten lassen, daß, falls alle anderen Mächte zuslimmen, sie gleichfalls ihre Einwilligung ertheilen werden. Die Chancen für die Annahme dieser Candidatur in Berlin seien andauernd sehr gering (?). Kronprinz und Sriegsmtnistcr. * Athen, 28. Januar. General SmolenSki hat der Presse eine Mmheilung zugehen lassen, in welcher er erklärt, er sei niemals gegen die Veröffentlichung des Berichtes des Kronprinzen gewesen. Milan. * Belgrad, 28. Januar. Der Miuisterrath besuchte in eorpors den Commandanten de- activen Heeres Könis Milan in der Commandantur. Der Ministerpräsident be grüßte den König mit warmen Worten, in welchen er den Dank auSsprach, daß König Alexander daS für die Einheit und Förderung deS Heere» so wichtige Obercommando wieder geschaffen und dem König Milan anvertraut habe. Der Ministerrath werde mit allen Kräften ibn (Milan) in der Erfüllung der Aufgaben unterstützen. Milan dankte der Regierung, mit d«ren Hilfe er bestrebt sein werd«, da» Heer auf der Höhe der modernen Anforderungen zu erhalten. Hierauf fand die Einweihung der Commandantur durch de« Metropoliten statt, welcher auch König Alexander beiwohnte. Nach der Einweihung stattete König Milan dem Metropoliten und dem Ministerrathc Besuche ab. Asien. Kisotschau * Louton, 28. Januar. (Magdrb. Ztg.) Nach einer Depesche der „Central New»" au» Shanghai veröffentlicht der „Shangha Mercury" au» Tichrfu weitere Einzelheiten von der Ermordung de» deutschen Matrosen. Da» Verbrechen wurde erst entdeckt, als der Corpora! mit drei Mann di« Runde machte, um die Wachtposten abzulösea. Der Mattos« lag enthauptet am vodru. Die Ablösungsmannschaft wurde bald daraus von etwa 100 Chinesen angegriffen. Obwohl sie sich tapfer vertheidigte, sollen alle drei Soldaten gefallen sein. Auf der feindlichen Seite wurden 12 Mann getödtrt. Der Vorfall verursachte große Aufregung io Kiaotschau. (Hier scheinen englische Uebertrcibungen mit im Spiele zu fein. Bisher wußte man nur von der bereit» vorgestern von uns gemeldeten Ermordung eine» Matrosen. D. R.) Marine. * Berlin, 28. Januar. Durch CabinetSordre vom 27. Januar st dem L la -uits de» 1. Seebataillons stehenden Herzog Friedrich Ferdinand zu Schleswig-Holstein, Oberstiieutenant S. l» 8uirv der Armee, der Charakter als Oberst verliehen wordeo. — S. M. Torpedoboote „8 24", „8 29", „8 59" und „8 64" sind in Kiel, S. M. Torpedoboote „8 2" „8 6" und „8 23" in Wilhelms- Haren am 26. ds. MlS. eiogetrossen. MM. Neues Theater. Leipzig, 29. Januar. Beethoven'S „Fidelio" wurde gestern mit der sogenannten großen Leonoreu-Ouver- ture ein geleit et. Diese Anordnung scheint vor der bisher üblichen, die berühmte Ouvertüre zwischen dem ersten und zweiten Acte zu bringen, waS HanS v. Bülow eine tiefe Geschmacklosigkeit nennt, aus mebr al- einem Grunde den Vorzug zu verdienen; wird doch so der Fortgang der Hand lung nicht unterbrochen, vielmehr auf dieselbe durch da» großartige Tonwerk, daS, mit Richard Wagner zu reden, „nicht mehr eine Ouvertüre, sondern das gewaltigste Drama selbst ist", in der umfassendsten Weise vorbereitet. Allerdings wird man gut thun, auch die bisher gebräuchliche Ouvertüre in Lckur nicht ganz bei Seite zu stellen. (Die frühere An ordnung halten wir — wie bereit» vor mehreren Jahren be- merkt — für die zweckmäßigere und zwar auS inneren und äußeren Gründen. Die Red.) In der Oper selbst war die Partie der Leonore durch Fräulein Eibeaschütz neu besetzt. Die Künstlcrin bestand darin mit Ehren. Ihre Erscheinung entsprach, wie auch ihre Darstellung in der Hauptsache dem heroischen Charakter deS idealen WeibeS. Den Grundzug der auch durch daS tiefste seelische Leiden ungebrochenen beldeomütbigen Entschlossenheit brachte sie tast durchgebends treffend zum Ausdruck. Nur in einzelnen Momenten ließ sie das unwiderstehlich fortreißende Pathos vermissen; eS sei nur an Stellen erinnert, wie: „O welch ein Schmerz" und dergl. DaS „Barbar, deine Grau samkeit . ." muß, wenn auch nachdruckövoll, so doch auf alle Fälle bei Seite gesprochen werden. Die Scene mit Pizarro im 2. Acte war etwas übereilt. Auch muß, um auf eine durchaus nicht gleichgiltige Aeußerlichkeit einzuaeben, die Pistole bis zum entscheidenden Gebrauche auS aus der Hand liegenden Gründen versteckt gehalten werden. Die Wirkung wird dann eine ganz andere sein. Trotz aller dieser Aus stellungen war an der Leonore deS Fräulein Eiben schütz ein gewisser Schwung, dramatische Kraft und Größe unverkennbar. Auch die musikalische Ausgestaltung der gefähr lichen Partie war im Ganzen gediegen. Die Künstlerin be mühte sich vor Allem mit gutem Erfolg um einen reinen Ton. Nur selten störte ein kleiner kehliger Druck oder eine vorübergehende Uastetigkeit. Das Organ sprach fast durch gehends gut an; namentlich zeigte die Höhe Glanz und Fülle. Einige häßliche Vocale, einige Detonationen, die hier und da vurch falsches Athmen zerrissene Phrasirung bleiben auS- zustellen. Und irren wir uns nicht, änderte Frl. Cibenschütz ,n der großen Arie, die sie übrigens mit wohlerwogener Aus einanderballung der wechselnden Stimmungen und in wirk samer Steigerung vortrug, zu Gunsten eines falschen Effectes einen Ton (im Schluß des Allegro-HauptsatzeS), WaS durchaus nicht zu billigen wäre. — Der talentvollen, besonders durch ihre musikalische Sicherheit wie immer hervorragenden Sängerin wurde seitens der Hörerschaft reichliche Auszeich nung zu Tbeil. Des vortrefflichen Florestan des Herrn MoerS, deS musterhaft charakteristischen Pizarro unseres Schelper und des Marion'schen Jaquino kann nur mit größter Aner kennung gedacht werden. Herr Ulrici hat zwar seine Fehler noch nicht ganz abgelegt, versah sich auch einige Male im Dialog, wobei er sich mit Anstand herauSzuhelfen wußte, nur eine sinnwidrige Betonung („Portionen immer kleiner") fiel unangenehm auf; immerhin hat sein Rocco erheblich ge wonnen. Uebcr die ausreichende, aber nicht besonders ein drucksvolle Marzelline des Frl. Alten ist nichts Neues zu bemerken. — Ganz vortrefflich spielte daS Orchester unter Leitung deS Herrn Capellmeister Panzner namentlich die Ouvertüre. Tie Oper wurde von der ziemlich zahlreichen Hörerschaft mit der Andacht und dem Jubel ausgenommen, ver dem einzigen Werke gebührt. Denn Beetboven's „Fidelio" ist eine Offenbarung. vr. R. Krauße. Notizen. Das königliche Conservatorinm zu Dresden begeht am 18. Februar die Feier deS Tages» an dem vor vierzig Jahren König Albert das Protectorat über die Anstalt übernommen hat. — Der Dresdner Mozart-Berein plant die Errichtung eines Mozart-DenkmalS in der sächsischen Residenz und wendet sich an den Kunstsinn der Dresdner im Allgemeinen und seiner Mitglieder insbesondere, ihm in dieser Richtung die so benöthigte Unterstützung zu Theil werden zu lassen. — Franz Curti ist erkrankt und wird zur Ausführung seiner Oper „Das Röslein von SäntiS" kaum nach Zürich reisen können. — Der Männergesangverein „Liedertafel" in Crimmitschau feierte am 22., 23. und 24. Januar daS Jubiläum seine» sünzigjährigen Bestehens. — Frau Burckard, Opernsängerin am Bremer Stadt theater, ist für das Weimarer Hojtheater verpflichtet worden. — Herr Bauer, Vertreter der seriösen Baßportien, scheidet Ende der Spielzeit wieder auS dem Verbände des HofthealerS zu Weimar und geht nach Altenburg. —Die Altistin Schärn ack, früher in Weimar, zuletzt in Gotha, ist für das Stadttheater in Riga verpflichtet. — Die Operette „Die Göttin der Vernunft" von Johann Strauß ist bei ihrer ersten Ausführung im Theater Unter den Linden in Berlin freundlich ausgenommen worden. — Frau Schumann- Heink hat mit dem Berliner Opernhaus einen Vertrag ab geschlossen, der aus mehrere Jahre läusi und ihr jährlich 24000 Gage sichert. — Dem königl. Opernhaus in Berlin Hal sich der Tenorist Slezak vom Brünner Stadttheater vom 1. September ab aus fünf Jahre verpflichtet. — Im Berliner Meßpalast findet vom 7. Mai bi» 12. August eine Allgemeine Mujik-Ausstellung zum Besten eine» Richard-Wagner-Denkmals in Berlin statt. — Hoscapellmeister Richard Strauß hat, wie die „Dr. Ztg." erfährt, von Direcior Löwe in Breslau die Einladung erhalten, die von diesem im März zu veranstaltenden großen Wagner-Auf führungen in Petersburg zu dirigiren. Herr Strauß mußte ablehnen, weil er durch seine dienstlichen Verpflichtungen im März von München nicht obkommrn kann. Auch da« an Schuch in Dresden und Weingartner in Berlin gerichtete Ersuchen soll aus gteicken Gründen au-sichtslo- sein. — Um den Prei» von 2000 ^s, den im vorigen Frühjahr anläßlich de- fünfzigjährigen Bestehen des Königsberger Sängervereins Stadtrath vr. Walter Simon in Königsberg i. Pr. für die in der Form einer Cantate für Chor, Goli und Orchester entsprechende Composition des Goethe'ichen Ge dicht- „Meine Göttin" ausgeschrieben hat, haben sich 64 Lonsetzer be- worben. — Der akademische Gesangverein zu Heidelberg sührtr un längst in einem Musikabeube u. A di» interessanten altgriechischen Gesänge mit Jastrunirntalbegleitung aus. ES war do- zunächst der an- dem dritten Jahrhundert vor Christo stammende tzymnu» an Apollo, welcher im Jahre 1893 gelegentlich der Ausgrabungen in der Schatzkammer der Stadt Athen zu Delphi in Bruchstücken aufarfundrn wurde, in der Bearbeitung von vr. Thierfeld« in Rostock: ferner rin Klagrgejaug an» dem Orrst de» Euripidr» und ein Epigrammatikon dr» Seikilo». Professor Wolfram leitete die Ausführung, Professor vr. H. Bassermann wirkte al» Solist mit Die Vorträge sanden al» ein wohlgrlungrnt-Hoteresiante- Experiment bei den zumeist den akademischen Kreisen angrhörenden Zuhörern wohlverdienten Beifall. — Der Ausschuß zur Errichtung einer Musikhochschule für Blinde i» Königsberg, an dessen Spitz« -rosisior der Theologie vr. Coralk, vr. wäck. Dühring, Justizrath Elleudt und Musiklebrer G. Neumann in König-berg stehen, bat für die preußischen Abgeordneten ein« Denkschrift auS- gcarbeitet. Nachdem eine Petition, die bei zahlreichen Leitern und Lehrern von Blindenanstalten volle Zustimmung gefunden, im Land tag« dreimal eingedruckt worden ist, ohne Beachtung zu finden, werden jetzt in der Teukichrlst die Gründe für dir Errichtung der Hochschule eingehend erörtert. — Dem Hamburger Stadttheater hat sich Capellmeister ArnoKlrff« l vom Kölner Stadttheater verpflichtet, ebenso Frau verw. Bianca Polliot-Btanchi vom Münchner Hof- tdrater.— RoSmer-Humperdinck'S „König Ski oder" hatten bei der Erstaufführung am Nürnberger Stadttheater starken Erfolg. Vermischtes. — Marie Geislinger feierte am 24. d. MtS. Abends im Berliner Wintergarten ein frobcS Wiedersehen mit dem Berliner Publicum, das die berühmteste Soubrette von ehe mals mit freudigem Beifall empfing und durch ihr Debüt begleitete. In einem pompösen Costüm, mit Perlen und Brillanten besät, trat Marie Geislinger vor da- Publicum und begann, nachdem sie graziös für die ihr zu Tbeil ge wordene Begrüßung gedankt batte, mit bewundernswert!» frischer Stimme und munterem Vortrage das zierliche Lied chen „Von der Spätzin und dem Spatz". Nach jedem Verse wurde die Sängerin, die immer munterer zu werden schien, mit Beifall überschüttet, und der gemüthliche Dialekt, sowie die Jodler in dem zweiten Liede „Bei uns da am Land" brachten die Hörer in noch beifallsfrohere Stimmung. Die beiden schelmischen Liedchen „Im Zimmer Nummer lO" und „Wie Strauß den ersten Walzer schrieb" machten den Be schluß. Nun verwandelte sich die Bühne in einen Blumen garten; Lorbeerkränze, Bouquet- und Blumenkörbe wurden zu Dutzenden der Sängerin dargebracht. Die Hervorrufe wollten kein Ende nehmen. (-) Halle«. S., 28. Januar. Im hiesigen GerichtS- gefängniß erhängte sich der junge Landwirth Sturm aus Hornburg bei Eisleben, der vor circa l4 Tagen im Jädzorn darüber, daß die in Ehescheidung mit seinem Bruder liegende junge Frau desselben ihre eingebractilen Mobilien, Wäschestücke u. s. w. zurückholte, diese seine Schwägerin aus der Treppe erschoß. Altenburg, 28. Januar. Daß die Altenburger Ziegenkäse eine gewisse Berübmtheit erlangt haben, ist schon längst eine unbestreitbare Thatsacke, daß ihr Ruf aber auch bis hinter die Mauern des Serails von Konstantinopel gedrungen ist, würde man wohl kaum glauben wollen, wenn eS nicht der jüngste Besuch deS Prinzen Ernst von Sacksen- Altenburg beim Sultan dargethan hatte. Bat sich doch der Sultan als Gegengeschenk für den arabischen Fuchs, womit er den Prinzen erfreute, Altenburger Ziegenkäse auS. Nachdem einige Bauerfraueu ermittelt worden sind, welche den besten Käse berstellen, haben sie den Auftrag erhalten, Vie vorzüglichste Marke zu liefern, damit sich Ver Sultan der Türkei an ihrem Geschmack ergötzen und ein Weiteres zum Ruhme der Altenburger Ziegenkäse im fernen Südosten Europas beitragen kann. ---- HildcShetm, 28. Januar. DaS räthselhafte Ver schwinden des socialdemokratischeu Vertrauens manns Hohmann findet nunmehr nach vielen Wochen seine Erklärung. Vorgestern Abend trieb die Leiche des Vermißten an der „Bischossmühle" aus Ufer. Als Hohmann s. Z. verschwand, entstand daü Gerücht, er sei ermordet, und von Parteigenossen wurde sogar in öffentlicher Volks versammlung der vermeintliche Mörder namentlich bezeichnet, obwohl man andrerseits nicht recht glauben wollte, daß sich Jemand an den riesenstarken Mann herangewagt. Jetzt ist nun zweifellos festgestellt, daß Hohmann keinem Gewaltacl zum Opfer gefallen ist. An der Leiche war keine Verletzung zu sehen, auch trug der Todte noch Portemonnaie und Uhr unangetastet bei sich. Wahrscheinlich ist Hohmann, als er am Abend des 27. November gegen 2/«10 Uhr das Wolff'sche Local verlassen, direct zur Innerste gegangen, und Hal sich im Verfolgungswahn, woran er schon früher gelitten haben soll, ins Wasser gestürzt. (Saale-Zrg.) ----- Paris, 28. Januar. Der ehemalige Polizei-Jn- spector Rodeau ist unter dem Verdachte verhaftet worden, zwei Frauenspersonen ermordet und beraubt zu haben. ----- Petersburg, 23. Januar. Man schreibt dem „Rhein. Cour.": Die praktischen Amerikaner sind seit lange gewöhnt, die Reichthümer der Natur bis auf das letzte I-Tüpfelchen auszu beuten, sie kümmern sich dabei um keine sentimental-ästhetischen Gefühle und verwandeln scrupellos ihre grandiosen Wasserfälle in gcwaliige elektrische Motoren, welche Hunderte und Tausende von Maschinen in Bewegung setzen. Wir Europäer stehen mehr im Banne der „reinen Schönheit", es thut uns leid, den majestä tischen Anblick eines Wasserfalles durch elektrische Bauanlagen zu stören, und so bleiben gewaltige Vorräthe von Naturkräften unausgenützt. Für Rußland aber, welches über so kolossale Wasserfälle wie den Jmatra, die Narowa u. A. verfügt, scheint jetzt eine neue Zeit zu kommen. Der Jngenieuer Dobrotworski will jetzt diese Wasserfälle benützen, um die Residenz mit einem beständigen Zustrom elektrischer Kraft in der Stärke von 60000 Pferdekräften zu versorgen uni» da die Pläne der russischen Unter nehmer immer gleich auf das Ganze gehen, so hofft er auf 15 000 Gaslaternen der Residenz durch 4000 elektrische Scheinwerfer zu ersetzen, die Pferdebahnen in elektrische zu verwandeln, wobei an Stelle der jetzigen 200 Waggons deren 400 in den Verkehr kommen sollen und endlich allen größeren und kleineren Geschäfts betrieben mit der Zeit zu den billigen Preisen elektrische Kraft zur Verfügung zu stellen. Herr Dobrotworski klagt natürlich über die russische Gleichgiltigkeit, mit welcher die städtische Selbst verwaltung zur Zeit sein detaillirt ausgearbeitetes Project noch aufnimmt, aber er hofft doch alle Schwierigkeiten zu überwinden. Habe er doch auch schon die Finnländer beruhigt, welche anfäng lich lebhaft befürchtet hätten, daß die Schönheit des Jmatra durch die Ausführung des Projects beträchtlich leiden und damit der Fremdenverkehr beträchtlich vermindert werden könnte. Er wird bei dem Jmatra einen Canal in der Breite de» Jmatra selbst schaffen, welcher in Cascade« von 50 Meter Höhe sein Wasser ergießt und die elektrischen Turbinen und Dynamomaschinen der Jmatrastation in Bewegung setzt. Außerdem würden Schein werfer der Gegend einen geradezu feenhaften Anblick verleihen. Die Jmatrastation werde etwa 32 000 Pferdekraft geben, die Station an der Narowa werde etwa 28 000 Pferdekraft liefern. Bei der Narowa würden zwei grandiose Schleußen von 5 und 4 Arschin Höhe geschaffen werden, wie sie Rußland bisher noch nicht aufzuweisen gehabt. Die Anlage dieser Schleußen werde auch die Schifffahrt im ganzen Laufe der Narowa ermöglichen. Herr Dobrotworski erklärt, daß er im Stande sein werde, die elektrische Beleuchtung um 30 Prorent billiger zu liefern als die größten deutschen elektrischen Gesellschaften dies heute könnten und die anderen Formen der elektrischen Energie sogar um 50 Procent billiger. Mit der Realisation seines Projektes werde wohl bald begonnen werden, da die Beschaffung der nöthigen Geldmittel außer Frage stehe; es lägen ihm bereits aus Paris und auch aus Rußland selbst (Odessa) Angebote vor. — Da- erste wirkliche Volkstheater in Rußland Der Prinz Alexander von Oldenburg, der Vorsitzende de» St. Peters burger Curatoriums für Volksnüchternheit, hat, wie die „Köln. VolkSztg." aus Petersburg erfährt, aus der früheren Manege der Junkerschule ein Volkstheater Herrichten lassen, das mit dem neuen Jahre seine Pforten aufgethon hat. DaS auf der St. Petersburger Seite befindliche Gebäude macht mit seinem säulen geschmückten Vestibül einen stattlichen Eindruck, und weithin glänzt die Aufschrift: „Narodny-Theater — Volkstheater." Di: gc wattige Manege ist in drei Theile getheilt: die Bühne mit den Garderobe- und DecorationS-Räumen, der Zuschauerfaal und dar Foyer mit den anschließenden Buffet-Räumen. Die Bühne ist so eingerichtet, daß sie die Jnscenirung der größten Stücke mit allen möglichen elektrischen Effecten gestattet, der Zuschauer raum faßt etwa 4000 Personen, und darunter sind für etwa 1000 Ttuhlsitze vorgesehen. Für den Eintritt in die Manege mit dem Recht, der Theater-Vorstellung beizuwohnen, werden nur 10 Kopeken (20 Pfg.) erhoben, die Stuhlsitze tosten 12 bis 75 Kopeken. Im Foyer ist ein Thee-Buffet mit verschiedenen Ge richten zu den billigsten Preisen aufgeschlagen, ein anderes Buffet ist für das russische Nationalgetränk „Kwaß" und Süßigkeiten bestimmt, und endlich findet sich hier auch eine Küche, wo der Koch vor den Augen des Publicums warm- Speisen zubereitet. ES sind sehr sinnreiche Vorkehrungen getroffen und eine so vor zügliche Ventilation geschaffen, daß das Foyer trotz der Küche von jedem Küchengeruch frei bleibt. Die Preise für die warmen Speisen sind gleichfalls erstaunlich billig; eine große Portion gebratene Leber z. B. 10 Kopeken, Gehacktes mit Maccaroni oder Kartoffeln 7 Kopeken u. s. w. Das Theater spielt zwei Mal in der Woche und außerdem an Sonn- und Feiertagen. Die Leitung ist dem Director des Theaters auf Wassili-Ostrow, Ka walewski, übertragen, der es verstanden hat, in seinem Wassili- Ostrow-Theater eine gute Kunststätte für die einfacheren Claffen der Bevölkerung zu schaffen, und deshalb für den geeignetsten Mann zu der Lösung der freilich schwierigeren Aufgabe befunden wurde, nun auch die untere Arbeiter-Bevölkerung an edelere Lebensgenüsse zu gewöhnen, als sie die Schnapsvertilgung in den schmutzigen Schänken zu gewähren vermag. Die ersten Theater- Vorstellungen sind von den Arbeitern sehr eifrig besucht worden, es waren immer mehr als 3000 Zuschauer, so daß sich hoffen läßt, daß das Volkstheater in St. Petersburg einen guten Boden für seine Entwickelung finden wird. Sobald erst einige Erfahrungen gesammelt sind, wird wohl auch das reiche Moskau mit der Gründung eines Volks theaters vorgehen. Reiche Leute, welche Willens sind, für gemeinnützige Zwecke große Summen herzugeben, hat gerade Moskau genug; es braucht sich doch nur der Mann zu finden, der den Plan eines Volkstheaters in Moskau aufnimmt. Ein solcher wäre zweifellos das frühere Moskauer Stadthaupt, der von einem Wahnsinnigen ermordete Alexejew gewesen, oder auch der frühere Moskauer Oberpolizeimeister Obrist Wlaffowski.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)