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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.02.1898
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-02-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980207027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898020702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898020702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-02
- Tag 1898-02-07
-
Monat
1898-02
-
Jahr
1898
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1.8ÄW W ÄipUtr Ägkbllitt I»ii> AMM Nr. k?, Mlltills, ?. Mbrmr W8. stbes-WM Professor Rudolf Leuckart Leipjis, 6. Februar. Weit über die Kreise unserer Univer sität hinaus wird der in der heutigen Mittagsstunde er- folgte Heimgang des Herrn Geheimen Raths Professors Or. plül. et weck. Rudolf Leuckart, Ehrendoktors rc., Comthurs und/ Ritters hoher Orden, d«S Ordinarius für Zoologie und Zvdtomie tznd Direktors deS Zoologischen Instituts und wtusrmnS der Leipziger Universität, eine schmerzliche und bewegte Theilnabme finden. Ein unermüdlicher Forscher, der alle Gebiete deS zoologischen Wissens bartn'onisch umfaßt und auf allen bahnbrechende Leistungen aufzuweisen hätte, seit langen Jahren ein kräftiger nnd un ermüdlicher Führer der zoologischen Wissenschaft, ein geist reicher Lehrer, dessen klares Wort und weitschauender Blick eine stattliche Anzahl von Schülern zu selbstständigem Forschen anregte, und ein edler Mann, voll hoher Eharaklereigen- schaften, der mit allezeit väterlicher Fürsorge und mit herz licher Theilnabme die Lebensschicksale seiner Schüler ver folgte, ist auS dieser Welt geschieben. Rudolf Leuckart ist in einer geistigen Atmosphäre groß geworden, die günstige Bedingungen für die Neigung zur Wissenschaft bot. In der allberühmten Braunschweiger Universitätsstadt Helmstedt, die erst wenige Jahre zuvor durch die Napoleonische Invasion und die Grünvung deS Königreichs Westfalen. ibre Universität eingebüßt hatte, aber noch stolz an ihrer wissenschaftlichen Vergangenheit hing, er wurde am 7. Oktober 1823 geboren. Ganz wesentlich war der Einfluß, welchen sein Oheim, der Freiburger Professor der Zoologie Friedrich HiegiSmund Leuckart, auf die ersten wissenschaftlichen Schritte Rudolf Leuckart's ausübte; ja hier sind schon die An regungen zu suchen, die Rudolf Leuckart zum Forscher und Meister auf dem Gebiete speciell der Zoologie der Eingeweidewürmer und der menschlichen Parasiten machten. Inl Jahre 1842 begann Rudolf Leuckart in Göttingen däS Studium der Medicin und der Naturwissenschaften. Ein Preisausschreiben der medieinischen Fakultät brachte dem jungen Studiosus am 4. Juli 1845 bereits einen Preis. In demselben Jahre erhielt er dann eine Anstellung am physiologischen Institut in Göttingen und habilstirte sich hier 1847 als Privaldocent für Zoologie und Physiologie, zugleich als Assistent ins psysiologifche Institut einlrelend. Aber schon drei Jahre später wurde er als außerordentlicher Pro fessor der Zoologie nach Gießen berufen, wo er, seit 1855 Ordinarius, bis zum Jahre 1869 wirkte. Seitdem gehörte Rudolf Leuckart zu den Zierden der Universität Leipzig, zu den Säulen, auf denen der wissenschaftliche Ruhm der Leipziger ulwa water vorzugsweise ruht. Die große wissenschaftliche Lebensarbeit Leuckart's läßt sich schon in kurzen Zügen darlegen. Sie bezieht sich be sonders auf die Erforschung des Lebens, Baues und Werdens, auf die anatomisch-physiologische Analyse der Thiere, vor Allem der niederen Thiere. Seine Forschungen auf dem Ge biete der Parasitenkunde haben die zoologische Wissenschaft in epochemachender Weise gefördert und ihr weile Perspectiven eröffnet; dm-ch seine Untersuchungen über die Mikropyle der Insecten-Eier (1855) trug er wesentlich zur Resorm der Lehre von der Zeugung bei. In seinem 1848 erschienenen Buch „lieber die Morphologie und die Verwandtschastsverhältnisse der wirbellosen Thiere" stellte er als wissenschaftliche Auf gabe der Zoologie hin, theilS durch den Wechsel der thierischen Gestalten hindurch den gesetzmäßigen Zusammenhang derselben nachzuweisen, theils auch die Fülle der ver schiedenartigen, hervorragenden und untergeordneten Bil dungen nach ihrem inneren Gehalt zusammenzufassen. Leuckart wies also darauf hin, in der gejammten Zoologie für die verwirrende Mannigfaltigkeit ihrer Erscheinungen den organischen Zusammenhang, die Verkettung zu einem ge setzmäßigen Ganzen nachzuweisen. Er verlangte für die deskriptive Zoologie, für die Lehre von der Gestalt der einzelnen Thiere dieselbe vergleichende morphologische Be handlung, wie sie bereits für die Anatomie bestand. Dieses selbe Princip einheitlicher Weltanschauung leitete ihn in seiner Untersuchung „lieber den Polymorphismus der Individuen oder die Erscheinung der Arbeitstheilung in der Natur" (Gießen, 185l). Die wichtigsten Arbeiten Leuckart's waren seine Forschungen über die Parasiten. Im Jahre 1863 erschien sein zwei bändiges Werk „Die menschlichen Parasiten und die von ihnen herrührenden Krankheiten". Das Buch war das Resultat eines zehnjährigen Fleißes und einer Reihe sorg fältiger Einzelstudien. In einer ganzen Reihe größerer und kleinerer Arbeiten hat Leuckart den Ausbau der Parasiten lehre gefördert und damit nicht nur der Zoologie, sondern auch der Medicin, der Heilkunde und da mit der gesammten Menschheit die größten Dienste geleistet. Tie Untersuchungeu und Experimente in der Parasitenkunde gehören zu Len schwierigsten der ganzen experimentellen Forschung und erfordern die vollste, treueste Hingabe, die größte Sorgfalt, Gewissenhaftigkeit unv Ausdauer. Rudolf Leuckart's Verdienst ist es be sonders, daß die Parasitenkunde nicht nur als einer der interessantesten, sondern auch der praktisch wichtigsten Theike der zoologischen Wissenschaft allgemein anerkannt wird. Leuckart besaß eine geradezu erstaunliche Produktivität; Professor Taschenberg hat in einer Festschrift ein Verzeichnis von sämmtlichen Arbeiten Leuckart's gegeben, die selbstständig in Buchform oder in Zeitschriften erschienen sind; cS sind innerhalb der Jahre von 1845 bis 1892 nicht weniger als 158 Abhandlungen und größere Werke. Welcher Fleiß, welche Fülle des Wissen- sind in ihnen eingeschlossen! Die reiche, gesegnete Lebensarbeit eines großen wissenschaftlichen Forschers ist in ihnen nirdergelegt. Aber Leuckart war als Lehrer'nicht minder bedeutend, denn als Forscher. Auch al- Lehrer erwarb er seinen Weltruf. Man darf Wohl sagen, daß ein großer Theil der Zoologen der Gegenwart Leuckart's Schüler gewesen sind; sie ver- theilen sich auf alle Nationen, auf alle Erdtheile. Den Geist seiner wissenschaftlichen Forschung, den Ernst, die tiefe Gründ lichkeit d«S geliebten Lehrers und Meister- haben sie als ein unveräußerliche- Besitzthum in ihre nahe und ferne Heimath getragen. Der Altmeister der deutschen Zoologie hatte da- Glück, zwei seiner Jubiläen an unserer Universität in voller SchaffenSfrische und körperlicher Rüstigkeit, sein goldenes Doctorjubiläum und sein vierzigjährige- Professoren jubiläum, begehen zu können. Ihm hat eS auch an Aus zeichnungen und Ehren nicht gefehlt: er war Ehrendoktor der Philosophie der Universität Gießen, Ehrenmitglied der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Petersburg, der Universitäten Moskau, Charkow, Kiew, Kasan und Odessa, königl. sächs. Geheimer Rath, Comtbur de- königl. sächs. AlbrechtsordenS 2. Elasse, Ritter 1. Elasse deS königl. sächs. Verdienstordens, Ritter veS königl. preuß. Ordens xour le wörite für Wissen schaft und Kunst, Mitglied deS königl. bayer.MaximilianSordenS für Wissenschaft und Kunst, Ritter de- großherzogl. hessischen LudrwizS-Orden- 1. Elasse und deS großherzogl. hessischen Verdienst-Orden- Philipp'« deS Großmüthigen 1. Elasse, Großkreuz deS kaiserlich russischen St.-StanislauS-OrdenS und Eomthur des kaiserlich russischen St.-Annen-Orden«. Am 13. December 1895 verlieh ihm der Rath der Stadt Leipzig in Würdigung der hohen Verdienste, welche sich Rudolf Leuckart in langjähriger Wirksamkeit an hiesiger Universität um die Wissenschaft und um unsere Stadt erworben hatte, das Ehrenbürgerrecht. Rudolf Leuckart hat sich im Lause dreier Jahrzehnte als Rector, als Senats- und FacultätSmitglied um unsere Uni versität hoch verdient gemacht. Der Name diese- bedeutenden Gelehrten wird dauernd mit ihr verknüpft sein, wird dauernd in der Wissenschaft sortleben. —w. Königreich Sachse«. * Leipzig, 7. Februar. Gestern Mittag 12 Uhr 36 Min. traf Prinz Albert in Begleitung seines persönlichen Adjutanten Herrn Premierlieutenants von WolfferSdorf auf dem Dresdener Babnhof hier ein und nahm im Hotel Kaiserhof Wohnung. Der Prinz nahm Abends an dem GewandyauS-Ball Theil und fuhr heute früh 8 Uhr 45 Min. wieder nach Dresden zurück. H Leipzig, 7. Februar. Gestern Morgen verstarb der Obermeister der Barbier- und Friseurinnung hier, Herr Friedrich Heinrich Rüger, ein namentlich in Fach kreisen hochgeschätzter Mitbürger, der durch seine ersprießliche Thätigkeit viel zur Förderung deS Gewerbes beitrug. Ober meister Rüger gehörte zu den Mitbegründern der Innung, er ist von allem Anfang an ihr erster Vorsitzender gewesen und als die Innung am 20. Januar dieses Jahres ihr silbernes Jubiläum feierte, wurde der Heimgegangene zu ihrem Ehren meister ernannt. Dem Verblichenen wird allezeit ein vankbarcs Andenken gewahrt bleiben. * Leipzig, 7. Februar. Zum Vorsitzenden des Vereins der Buchhändler zu Leipzig wurde für 1898 Herr Her mann Credner, zum Schriftführer Herr Or. A. Dürr, zum Schatzmeister Herr Alfred Vo erster gewählt. -Z- Leipzig, 7. Februar. Im Gottesdienst der ThomaS- kirche wurde am gestrigen Sonntag die feierliche Ein segnung von acht weiteren Diakonissen unseres Leipziger Diakonissenhauses vollzogen. Die Aller Herzen tief be rührende und ergreifende Predigt hielt Herr Geh. Kirchenrath Superintendent l>. Pank über die Sonntagsepistel 1. Co- rinther 9, Vers 24 bis 27. Hierauf erfolgte nach Präludium und Gesang dieEinsegnungsrede von Herrn Pastor Große auf Grund des SchriftworteS Psalm 110,3 und im Anschluß da ran die Einsegnungshandlung, die an folgenden acht Diakonissen vollzogen wurde:Frieda Zeise, Doris Florstedt, Marie Schink, Toni Braune, Margarethe Toussaint, Elise Moldenhauer, IohannaNotb und Marie Möbius. Von den acht Diakonissen treten sieben in Leipzig iu die Arbeit, die achte in Löbichau bei Nöbdenitz. Insgesammt gehören dem Leipziger Diakonissenbause jetzt 68 Schwestern an. Mit dem „Gehet hin, Ihr Gesegneten des Herrn" und der Ertheilnng des Segens schloß Herr Pastor Große seine gleichfalls tiefen Eindruck hinterlassenden Worte, worauf nach Gesang der Schwestern Herr Geh. Kirchenratb Superintendent O. Pank jeder der Eingesegneten Diakvnissenschein und Kreuz überreichte. Nack Eollecte, Segen und Schlußgesanz erreichte der Gottesdienst sein Ende. — Die hiesige Theateragentur von Edwin Schloemp hatte den Auftrag erhallen, Frau Marie Geislinger für ein hiesiges und ein Dresdener Varivtv-Etablissement unter den glänzendsten Bedingungen zu engagiren. Frau Geislinger hat zedvch die Offerte dankend abgelebnt, indem sie mittheilte, sie würde fortan in keinem VarietS mehr austreten. Die Künstlerin gastirt im März in Prag, Brünn und Graz^ an den deutschen Theatern in Operettenpartien, und geht dann auf zwei Monate zu Gastspielen anS Wiener Carl- Theater. — In der am 12. Januar abgehaltenen Monaisversammlung des kirchlichen Verbandes des östlichen Bezirks der Thomasgem rinde erstattete der Vorsitzende Bericht über die Thätigkeit deS Verbandes im vorigen Jahre und gab damit ein erfreuliches Bild der im Stillen wirkenden kleinen Gemeinde; eine lebhaftere Betheiliqung der Bezirksmitglieder ist wünschenswert!!. Einen besonderen Dank sprach der Herr Vorsitzende dem Äirthe des Panorama, Herrn Tietsch, aus für kostenfreie Ueberlassung der dem Verbände zur Verfügung gestellten Räume. Der höchst interessante und fesselnde Vortrag des Herrn Handelslehrer Schmidt über „Gottesurtheile bei den Germanen" hielt die Versammlung in leb hafter Spannung, und reicher Beifall dankte dem Redner. Wie üblich, wurde die Versammlung mit Lirdervorträgen eröffnet und geschlossen. In der am Mittwoch, den 9. d. M„ stattfindenden Monatsversammlung wird. Herr Diakonus vr. Krömer über „Ursprung und Geschichte der sogenannten apostolischen Gemeinde" sprechen, wozu alle Freunde des kirchlichen Lebens freundlichst eiu- geladen sind. */* Leipzig, 7. Februar. (Arbeiterbewegung.) Eine gestern in der „Flora" abgehaltene, von 50 Personen besuchte Versammlung der Glasergehilfen beschäftigte sich mit dem zu Ostern in Würzburg abzuhaltcnden VerbandStag der Glaser Deutschlands und beschloß, daselbst zu beantragen, die Verbandsbevollmächtigten zu besolden, für wichtig« VerbandS- angelegenheiten die Urabstimmung einzuführen und die Ver- bandStage aller fünf Jahre abzubalten. Der hiesige Ver treter für den VerbandStag soll in der nächsten Versammlung ernannt werden. Der Centralverband der Glasergehilfen Deutschlands (Sitz Wiesbaden) zählt, wie bekannt gegeben wurde, gegenwärtig 1300 Mitglieder und besitzt einen Baar bestand von 8800 */* Leipzig, 7. Februar. Der Verband Deutscher Buchdrucker (Gehilfen), mit dem Sitze in Berlin, hatte nach der jetzt veröffentlichten Abrechnung im vierten Quartale 1897, einschließlich eines am 1. Oktober 1897 vorhandenen CassenbestanveS von 1 402 267,60 eine Gesammteinnahme von 1 774 821,20 (darunter 307 826 Eintrittsgelder und Beiträge), der «ine Gesammtausgabe von 325 219,67 gegenüberstand, so daß am 31. December 1897 ein Caffen- bestand von 1 449 601.53 verblieb. Für Unterstützungen rc. wurden im vierten Quartal allein 271 293 ausgegeben. Die Gesammtzahl der steuernden Verbandsmitglieder bezifferte sich auf 22 938, wovon auf Leipzig 2034 entfielen. Von Letzteren waren im dritten Quartale 1897 33 l Mitglieder zusammen 8848 Tage conditionSloS und 283 Mitglieder 9471 Tage vorübergehend erwerbsunfähig. — Inder heutigen 1. Ziehung der 2. Classe der 133. Königl. Sächs. LandeS-Lotterie fielen die Gewinne von 40 000 auf Nr. 94 257 in die Collecte deS Herrn Heinrich Gotthardt in Freiberg, von 30 000 auf Nr. 94 445 in die deS Herrn Robert Böhme hier, von 20 000 auf Nr. 46 869 in die des Herrn Gustav Weller in Dre-den nnd von 10 000 auf Nr. 93 939 in die deS Herrn Fr. Edm. Rückart in Sebnitz. 2 Leipzig, 7. Februar. Ein au- Windorf gebürtiger 43 jähriger Handarbeiter gerieth gestern mit einem andern Handarbeiter in einer Restauration der Tenuueringstraße in Lindenau in Streit, in dessen Verlaufe er ihm später, als sie sich bereits auf der Straße besauden, einen Stich in den linken Arm bisb'rachte, der die Unterbringung des Verletzten im Krankenh-use nolhwendig machte. Der Äesser- held kam in Haft. — Fe st genommen wurde gestern in Berlin ein 22 Jahre alter Reisender auS Moringen, der Milte vorigen Monats nach Unterschlagung von ca. 2500 zum Nachtbeile des Inhabers eines hiesigen Commissions geschäftes flüchtig gewogen ist. . —* Vor einigen Tagen bat sich in einem Gasthause in der Windmühlenstratze ein angebliches Ehepaar, das sich unter dem Namen Waldmann aus München ins Fremdenbuch eingetragen, einlogirt. Ohne bezahlt zu haben, ist das Paar wieder ver- sch wund en. Der Mann ist etwa 50 Jahre alt, schlank, hat schwarzes Haar und eben solchen Schnurrbart, die Frauensperson ist circa 36 Jahre alt, mittelgroß, untersetzt, hat blondes Haar und volles gesundfarbiges Gesicht. — Wegen Zechbetrugs kam ein 39 Jahre alter Schreiber aus Heinersdorf in Hast. Derselbe machte in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag in einer Restau ration am Brühl eine Zeche, ohne einen Pfennig Geld zu besitzen. —* Verhaftet wurde von der Criminälpolizei ein 36 Jahre alter Schneidergeselle aus Wurzen. Ter schon vielfach vorbestrafte Mensch steht dringend im Verdachte, dem Inhaber eines Herreu- garderobegeschüstes in Gohlis sechs Stücke Stoff im Werthe von über 500 gestohlen und verkauft zu haben. — Ein 24 Jahre alter Maler von hier wurde am Sonnabend dabei ertappt, als er aus der Vorrathskammer eines Restaurateurs in. der Körnerstraße mehrere Würste stahl. Er mußte sich deshalb bei der Polizei ver antworten.— Wegen Diebstah ls wurde eine 21jährige Frauens- Person aus Jllterbogk verhaftet. Dieselbe stahl in einer Wohnung am Gerichtswege, woselbst sie sich vorübergehend aushielt, ein Kleid und einer in der Feldstraße wohnhaften Wittwe, bei der sie kurze Zeit die Aufwartung besorgte, eine goldene Remonloiruhr. — Gestohlen wurden aus einer Schule in Reudnitz ein ziemlich neuer Mädchenmantel von graubraunem Stoff und ein.fast neues Mädchen-Jacket von dunkelblauem Stoff. —* Ja der letzten Zeit ist hier eine unbekannte Schwindlerin ausgetreten, die sich für die Ehefrau eines hiesigen Ingenieurs aus gegeben und verschiedene Betrügereien ausgeführt hat. Später wurde die Schwindlerin als eine 26 jährige, aus Dresden gebürtige Krankenpflegerin sestgestellt, deren Festnahme nunmehr in Erfurt geglückt ist. Sie wird auch von einer Reihe auswärtiger Behörden steckbrieflich verfolgt. —*Jn der Nacht vom 3. zum 4. d. M. ist eine vor dem Grundstück Tauchaer Straße 5 angebrachte Reclametafel aus Glas böswilliger Weise zertrümmert worden. Der Werth der Tafel beträgt 150 * Borna, 6. Februar. In der Zeit vom 2. bis 5. d. M. war Geheimer Schulrath Grüllich-Dresden hier anwesend, um das hiesige Lehrer-Seminar einer eingehenden Revision zu unterziehen. — Beim Spielen in der Scheune stürzte in Rüdigsdorf der 7jährifle Sohn eines Gutsbesitzers auf die Tenne herab und war sofort todt. Brandts, 6. Februar. Heute wurde hier die IV. Geflügel ausstellung, die vorzüglich beschickt ist, in Anwesenheit des Sladtgemeinderathes und zahlreicher Ehrengäste feier- lichst eröffnet. — Wurzen, 5. Februar. AuS Staatsmitteln erhielt unsere Stadt Würzen zu den Kosten der Wiederher stellung der durch das Hochwasser am 31. Juli vorigen Jahres beschädigten öffentlichen Wege, sowie sonstigen Ver kehrsmittel eine Baarsumme von 1500 .vik Durch diesen Zuschuß wird unsere Stadlgemeinde ganz bedeutend entlastet. o? Wermsdorf, 6. Februar. Heute Vormittag 6^ Uhr entgleiste zwischen WermSdorf und Mutzschen die Maschine Les 6 Uhr Vormittags von Wermsdorf abgehenden Personenzugs infolge Bruchs der rechten Tragfeder an der Vorderachse. Es gelang, die Verkehrsstörung gegen 8 Uhr Vormittags wieder zu beseitigen. Verletzungen von Personen und weitere Beschädigungen an Betriebsmitteln, sowie am Gleise sind nicht vorgekommen. Es mußten aber die ersten Frühzüge zwischen Wermsdorf-Nerchau-Trebsen und um gekehrt ausfallen. —* LeiSntg, 6. Februar. Auf daS Gesuch der Stadt gemeinde um Gewährung einer Staatsbeihilfe zur Wieder herstellung des Muldenbades sind von der königl. StaatSregicrung 2000 bewilligt worden. — Von dem KraukencassenauSschusse war bei dem Stadtrathe angefragt worden, ob noch die Absicht bestehe, eine Ortskranken kasse einzurichten. Der Rath hat aber unter Berücksich tigung aller einschlagenden Verhältnisse keine Veranlassung befunden, von sich auS in dieser Richtung vorzugehen, zumal da bei der Gemeindekrankenversicherung Unzuträglichkeiten nicht vernehmbar gewesen sind und für eine Ortskrankenkasse voraussichtlich erheblich höhere Beiträge zu zahlen wären, so daß gerade der ärmeren Bevölkerung Lurch eine solche Ein richtung nicht gedient sein dürste. — Chemnitz, 6. Februar. Nachdem dem in Neustadt bei Chemnitz wohnenden Kellner Otto Barthel vom Ministerium Les königl. Hauses die Genehmigung ertheilt worden ist, die Büste des Königs auS Serviertem gefaltet zu öffentlichen und anderen Festtafeln anzubringen, ist es ihm neuerdings gelungen, auch die Büste der Königin in gleicher Weise darzustellen. Auf seine am 22. Januar an das Hos- marfchallamt gerichtete Eingabe, auch dies öffentlich vorführen zu dürfen, ging ihm am 1. Februar ein Schreiben folgenden Inhalts zu: „Ihre an daS Hofmarschallamt gerichtete Ein gabe ist der Zuständigkeit halber an das unterzeichnete Ministerium des Königl. Hauses zur Entschließung abgegeben worden. Dasselbe eröffnet Ihnen, Laß es Jbnen hierdurch genehmigt wird, Ihre Erfindung, wonach Sie Büsten aus Servietten falten und bei öffentlichen und anderen Festtafeln anbringen, nunmehr auch auf die Darstellung Ihrer Majestät der Königin anzuwenden. Ministerium des Königl. Hauses, v. Seydewitz." Herr Barthel befindet sick zur Zeit im „Bellevue" zu Chemnitz in Stellung. (Dr. N.) — Schneeberg, 5. Februar. In der Nacht zum Freitag wurden in hiesiger Gegend zwei Brandstiftungen verübt. In Lindenau brannte gegen 12 Uhr die gefüllte Scheune des Schnorrbusch'schen Gutes und in Aue die der Stadt fgehörige, schon zum Abbruch bestimmt gewesene Scheune an der Schneeberger Straße früh 4 Uhr nieder. In beiden Fällen gelang es, die zum Theil schon brennenden Nachbarzebäude zu retten. L. Pirna, 6. Februar. Anläßlich Les Königs-IubiläumS begründet der hiesige Albert-Z weigverein eine Stiftung, deren Zinsen zur Begründung von Freistellen in der Lungenkranken-Heilstätte „AlbertSberg" im Vogtlande verwendet werden sollen. — Die höhere Bestätigung fand jetzt auch die Stiftung, welche bei dem 25jährigen Jubiläum des hier garnisonirenden 2. Feld-Artillerie-Regiments Nr. 28 von ehemaligen Angehörigen des Regiments Zum Besten hilfsbedürftiger Unterossiciere nnd Mannschaften begründet worden war. — Für daS vom Ratbe unserer Stadt kürzlich ausgeschriebene Amt eines städtischen CassenrevisorS meldeten sich nach dem hiesigen „Anzeiger" nicht weniger als circa 70 Bewerber. Dieselben gehören den verschiedensten Berufs- und Lebenskreisen an. — Am „Lebmweze" Hierselbst erfolgte gestern Vormittag der Zusammensturz eines Dachstuhls, wobei ein Zimmermann nicht unbedeutende Verletzungen davontrug, während die anderen Bauarbeiter mit dem Schrecken davoukamen. Da nach dem Urtheil der Sachverständigen die einzelnen Theile des DackstuhleS nicht die gehörige Verbindung zeigten, dürfte die Sache Wohl noch ein Nachspiel haben. — Gottleuba, 6. Februar. Das hiesige Bad soll Ende dieses Monats erbtheilungshalber gerichtlich verkauft werden. >' ' " ürystallpalast-Theater. Leipzig, 6. Februar. Zehn neue Debüts hoben im Theatre variötS des Krystallpalastes wiederum Glück gehabt. Es ist ein gänzlich neues Ensemble gebildet worden, und die sämmt lichen Sterne des früheren sind untergegangeu, um anderswo auf zutauchen und ihr Licht leuchten zu lassen. Beginnen wir mit der sehenswerthen Charivari-Truppe. Sie besteht aus acht Per sonen, die ein akrobatisches Potpourri zum Besten geben und manchen neuen Tric bei ihren gymnastischen Schauspielen zur Geltung bringen. Die Damen sind in ihrem Aeußeren von der Mutter Natur nicht stiefmütterlich bedacht worden und arbeiten mit eben soviel Gewandtheit als Eleganz und Noblesse. Die Ringproduc- tionen und Leiterstellungen vollziehen sich so leicht und accurat, daß man merkt, daß dem Ensemble eine nicht gewöhnliche Routine eigen ist. Den Glanzpunct des neuen Programms bildet unstreitig das Auftreten der Gebrüder Donato, der „einzigen einbeinigen Clowns", wie es in der Ankündigung heißt. Und in der Thal leisten diese einbeinigen Akrobaten so Hervorragendes in ihrer Kunst, daß sie einzig dastehen dürften. Sie machen mit ihrem einen Bein möglich, was ihre zweibeinigen Collegen kaum fertig bringen, und führen ihre Exercitien mit einem Muth und einer Ausdauer, mit einem so kecken, unverwüstlichen Humor durch, daß man daS Mitleid vergißt, das man sonst mit einem Invaliden hat. Sie fühlen sich sicherlich nicht als Invaliden trotz ihres Krückstockes, den sie, sobald sie sich zum Marsche vereinigen, wie eine Flinte über der Schulter tragen. Man sollte es nicht für möglich halten, daß die einbeinigen Künstler sich als wahre Virtuosen im Hoch- und Weitsprung bewähren könnten, aber sie nehmen es in dieser Kunst mit dem geübtesten Turner auf. Ein ungarisch, russisches Gesangs- und Tanzensemble präsentirt sich uns in den sechs Libellen. Die sechs Damen zeigen sich im Gesang und Tanz überaus geschickt und wissen durch ihre Kehlen nicht minder wie durch ihre Füßchen dem Publicum Beifall zu entlocken. Sie entfalten Anmuth und gefallen durch die Abrundung aller ihrer Bewegungen. Ein Mitglied der Truppe tritt auch besonders als Costiim-Soubrette auf. Es ist dies Little Opay, eine hübsche, junge Dame, die als Soubrette Chic und ungenirtes, pikantes Auf treten an den Tag legt. Neben den einbeinigen Artisten finden wir auch einen vierbeinigen in dem Ensemble, Len Wunderbund des Professors ü'Air, der zwar nicht durch seine Größe, wohl aber durch seine Geschicklichkeit imponirt und seinem Lehrmeister alle Ehre macht. Der kleine Kerl geht beständig aufrecht und weiß sich mit allerhand drolligen Kunststücken die Gunst des Publikums gleich den anderen Artisten zu erobern. Ein zweites Gesangs- und Tanz-Ensemble tritt in Len drei Nordsternen aus das Podium. Sie sind schon früher in Leipzig aufgetreten und an dieser Stelle besprochen worden. Die Geschwister Walden, welche sich hinter dem Namen eines nordischen Dreigestirns verbergen, sind wegen ihrer Ausdauer in Tanz und Gesang und wegen ihres vornehmen, eleganten Auftretens lobend hervorzuheben und haben im Krystall- palast dieselbe warme Aufnahme gefunden, die ihnen schon früher in „Battenberg" zu Theil geworden ist. Als eine ganz besonders hervorragende Nummer ist auch das Auftreten des amerikanischen Club-Jugglers Morris Cronin zu bezeichnen, der mit einer Art großer Flaschen originelle Manipulationen vornimmt, wie sie die Kunst der Jongleure mit sich bringt. Von besonders nachhaltiger Wirkung ist das Spiel mit den erleuchteten Flaschen im verdunkelten Saale, ein effectvolles Schauspiel, das fast einen gespenstigen Eindruck her- vorrust. Eine vortreffliche Soubrette mit excentrischen Allüren ist Erna Koschel, die ebenfalls schon früher ihr Glück in Leipzig ver sucht und gefunden hat. Sie pointirt ihre Couplets nut gutem Humor und weiß auch durch ihre geschmackvollen Costüme Las Publicum zu fesseln. Die Gebrüder Schadow wissen als moderne Gladiatoren durch ihre Kraft und Gewandtheit zu imponiren und brauchen keinen Rivalen in ihrer eigenartigen Kunst zu fürchten. An Stelle Otto Reutter's ist Paul Backer getreten, ein guter Gesangshumorist, der als Figurenhändler, al- alter Rout rc. mit Glück sich einführte, nach unserem Dafürhalten aber das alte Lied vom Ugleysee, das diesem romantischen See eine fragwürdige Berühmtheit in Berlin verschafft hat, nicht wieder aufzuwärmen brauchte. Lebende Photographien in neuer Auswahl bilden auch diesmal den Schluß des amüsanten, abwechselung-reichen Programms. Zoologischer Garten. Wieder hat rin Freund unseres Zoologischen Gartens in dank barer Erinnerung an die hier verlebten Stunden das heimische Institut unseres verdienstvollen Ernst Pinkert mit einem Geschenk bedacht: ein Leipziger, Herr W. Müller in Dar^S-Salaam, reihte dem Bestände der Raubvogelgalerie zwei prächtige Gaukler (Lelotar-uw ecauöatus) eia. Kein Raubvogel fesselt so, wie der farbenprächtige afrikanische Garster. Er ist einer der liebenswürdigsten Käfigvögel, welche die Ordnung der Raubvögel uns liefern kann, zugleich einer der merkwürdigsten, wie seine noch vielfach an den Adler erinnernde Gestalt beweist. Man rechnet diesen, wett über Afrika verbreiteten Bogel, der von kräftig gedrungenem Bau mit kurzem HalS und großem Kops, mit kräftigem starkhakigen Schnabel, mit starken, dickbeschilderten Läufen und sehr langen Flügeln in seiner Erscheinung hervortritt und diese Erscheinung noch durch ein freundliches Lolorit im rotbbraunen Rücken aus schwarzem Gefieder, in braunen Flügeldecken, in weißgrauen Schwingen mit schwarzen Spitzen, in ziuuoberrothen Füßen und in einem mennigrothen Schnabel mit schwarzer Spitze ergänzt, zu den Bussards. Seinen Namen entlehnt er dem Eigentümlichen seines Flugfpiels; er schwimmt, spielt, tummelt sich in den Lüsten. Nicht mit Unrecht nennt ihn daher der Abessinier „Himmelsaffe". Freilich aufgebäumt erscheint er wie ein Federklumpen mit gesträubten Kopf- und Hals- federn, doch wird ihm im Garten in der Raubvogelvoliöre vollauf Gelegenheit gegeben, seine ihm nachgerühmten Schönheiten glänzen zu lassen. —m. Kunst und Wissenschaft. u. Braunschweig, 7. Februar. (Privattelegramm.) Ter berühmte Psychiater Geheimer Medizinalrath Paul Hasse, lang jähriger Leiter der Irrenanstalt Königslutter, ist, 65 Jahre alt, ge stör be u. * Ein Original-Skulpturwerk aus dem Renaissance zeitalter, das dem berühmten Bildhauer Pierino da Vinci, der bekanntlich von 1520—1543 blühte und seinem gefeierten Oheim Leonardo da Vinci wenigstens aus seinem Kunstgebiete mit Ruhm und großem Erfolg nachenerte, zugeschriebcn wird, befindet sich unter den jüngsten Bereicherungen des Ajhmolean-Museums für Kunst- alterthümer zu Oxford. Es handelt sich, nach der „Münch. Allg. Ztg.", um das ursprüngliche Wachsmodell zu einem Basrelief, in welchem dieser Meister nach Tante's ergreifender Schilderung (im 33. Gesang Les Inferno) den Grafen Ugolino und seine Söhne im Hungerlhurm zu Pisa darstellt, ein Werk, Las nach Vasari's Beschreibung (in seiner Vita äi Pierino cka Vinci) zuweilen fälschlich als eine Schöpfung Michelangelo's betrachtet wurde und von Lessen Ausführung in Bronze sich bislang keine Spuren entdecken ließen. Das hier vorhandene und in voll kommenem Zustand erhaltene Wachsmodell zu dem Meisterwerk scheint nur geformt worden zu sein, um in Bronze gegossen zu werden, und wäre selbstverständlich während dieses Processcs seiner Umschmelzung im Feuer zerflossen. Seine Provenienz läßt sich bis auf den Ansang deS vergangenen Jahrhunderts zurückversolgen, als es der englische Maler Trench in Italien erwarb und nach Eng land brachte. WMMW W ewpkedle Lis disker uocir nickt Acdracdlc » DMD » D I I 3 Mark zelmsiM llleiil. rL - . 1 ' - - - ' I
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