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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.04.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960430010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896043001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896043001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Bindung fehlerhaft: Seiten in falscher Reihenfolge
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-04
- Tag 1896-04-30
-
Monat
1896-04
-
Jahr
1896
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I.vIpÄKvr Vrirllvervlll. der Hinterbliebenen mit der Bitte um still« Imy lonclieNe e. s. u. V. I-susUir. I>6ipriz. O. K. 260. Brief liegt. Freitag treffen. Isevmi^eliMl- ^MWLMjÄkkKö^ ThomaSgaffe Nr. 7, 1. Etage. ^l»ri« H. linsntk. « '/.II U. Montag, Mittw., Freit, v. ',.,2-5 Ubr. UAßjH UVjg gl Temperatur ctesOO) Damen: Mont.,Mittw.,Freit. '/,2-5 Nachm. Sekwimmbassin < Dienst.. Donnerst.. Sonnab. '/.9-'/,11 Borm Neue^Leipziger Spetfe-Anst., Zeitzer Straße 43/45. Donnerstag: Rindfleisch und Nudeln. Die w. Mitgl. d. Str. Chor-Gesangv. Yente Abend 9 Uhr Alle in die Drei Mohren r»»rin. ges. Adr. 8ub X an Vlttrlvk, Westplatz 32. ^rnolä kiekarä LilUlIsr cker k^au ^U8U8»1.« X,»nv g^eb. 8s^bt Lockst worgso I'reitLjx, 1. Uni, dlittaxs 2 Udr von cker karenlkrtionskalle ckss 9od«llmstrieädokes aus statt. — ^'axso stellen dis V«2 lllllr ckollanuis^asss 8 bereit. Die trauernden Hinterbliebenen. Die Beerdigung findet Sonnabend 11 Uhr vom Trauerhauje, Aurelienstraße Nr. 24, aus statt. Aber? Ich weiß, daß i. S. verliere, ein mal mußte e. ja so kom. Ich werde ab. auch d. bloße Erinnerung a. Jh. einstige Lb. immer als e. groß. Glck. bctrach. bis zuletzt. HVtllivIi» Alert««» und Frau tlliin« geb. bit«lnin«t». Adressen von Itellenvermittl.-BureauS gesucht. Adr.u.ll.X.100 an S«»««»- »t«ti»«L V»8»er,^.-b'.,NnSolftadt. Wlichn kdik MiOstkimd oder Gönner nimmt hinterlassene, anerkannt vorzügliche Vourpostttoitvi» (ca. 270 Piöcen) aus ein Jahr gegen Ber» gütung in Devot bis Verleger gesunden, wenn hierauf 800 baar gegeben werden können? Es wäre dies die letzte Hilfe, nachdem Suchender durch Unglück fast ruinirt ist. Gütige Offerten unter 2- 3718 durch Vermittlung der Expedition dirseS Blattes. Beien und Schaufeln sind mitzubrinqen. H. B. Freitag: Milchreis mit Zucker und Zimmt. D. B. Winkelmann. «AjltlslUllflUtl ll. / . Milchreis mit Zucker und Zimmt. T. V. Schwarz. Hütten. Frau Bertha Marie Oehme geb. Hengst in Langenau. Frau Christiane venv. Martin geb. Thierbach in Freiberg. Frau Johanne Rosine Berger in Freiberg. Frau Marie verwittw. Demuth in Meißen. Herr Johann Franz Ferdinand Buse in Cölln bei Meißen. Frau Wilh. Ernestine Schmieder geb. Sonntag in Mülsen St. Michela. Herr Louis Bernhard Rach in Zwickan. Frau Caroline Friederike Leonhardt geb. Dietz in < Frankfurter Thor.) Unsere rrt»l>^»Iir«tiirn1«>>rt findet am Tannlag, den Ist Mai 1896 statt Wanderung von Hamburg über den Riebitz, Tautenburg, Paxdarser Höhr, Gleisberge, Hnfeisen, »unitzburg nach Zwätzen. Die Anmeldungen müssen unter Erlegung von 3 .4! 80 siätestrnS am Montag, den 4. Mai bi» v,1st llhr Abend» in der Turnhalle erfolgen. Einzelheiten werden später bekannt gegeben. Turngeuossen und Freunde unseres Vereins sind willkommen. Id«r Vurmrstv. 26. 4pril 1896 versediect im 83. Tebeu^udreunser doch- I xesedlitrtes klkrenmitglteä tterr Odersekulratk LuKU8t Lvrtdolt In vrssäsn. 4n seinem Orad« trauert niekt nur unser Verein, sonckern ckie ge- sammtv Tedrersekakt 8«eksens unck elu grosser Lrols vou kreuncken unck Verehrern im xanren ckeutsvllen Vuteriuncke. IVnr ckocst cker Verbliebene eine 2iercke unseres 8tauckes, ein leuebtenckes Vorbiick unck ein treuer kiUirer unck RerutlierTIler, ckie mit ikm nm IVerke cker Lrrleliuux arbeiteten. 8eine berrorraxeucken Veräleoste als Vorstanäsinitglieck cke» 88ebsi- sebeo I-vkrervereias unck cker veutsekeo Tvdrvrversummlung, seine »rrossen Lrkoige als päckagogiscber 8ebickttsteIIvr, seine binxebencke Dblltigkeit al» AltbegrÜncker unck langsäbrixer körckerer ckes 8lled8iseken restalorrlverelns, seine ganr« vel-sSallodkett roll lauterer Vrvmmlgkelt, rllkrenckvr veseheickeabeit unck berrviogencker I/lebeusnilrckigllelt lassen ibn kortleben edrvuvvil In cker Kesebiebto nnseres 8edulrveseos, gesegnet im Herr«» unserer >V1ttwe« unck Waisen unck unvergessen bel 4lleu, Sie ikm im Tebev ckurek gemeinsame Arbeit unck Lauck« cker rreuucksekakt uLder stauckeu. 8antt sei selne Rude unck ckus ewig« Tlokt leuodtv ikm! Telprig, ckeo 28. Tprll 1896. 06^ Vopslanö äe8 l.eiprigei' I.ekl'el'vel'eins. ch. Us«I»«I, Vor« LLLderlbräu, Llostorgasse 9. 6. llildner. Leute: Htudeti»«. Zwickau. Herrn Moritz Liebschner'S in GunnerSdors Tochter Irma. Frau Christ. Wilhelmine verw. Müller geb. Günther in Frankenberg. Frau Juliane Friederike verw. Haubold geb. Kuhn in Frankenberg. Herr Carl Friedrich Lippoldt in Frankenberg. Herrn Corl Pfotenhauer'S in Frankenberg sohn OScar. Frau Katharine verw. Saltz in Annaberg. Herr Gustav Panzer, Privat mann in Meerane. Verlobt: Herr vr. weck. Eugen Rost in Marburg a. d. Lahn mit Frl. Bertha Spicer in Heidelberg. Geboren: Herrn Oberamtsrichter Kramer i« Crimmitschau ein Sohn. Gestorben: Frau Amalie Adelheid verw. Flemming geb. Kleemann in Dresden. Herr Gottfried Samuel Schröder, Hauptsteueramts- Assistent o. D. in Dresden. Herr Christian Gottlieb Gutsche in Olbersdorf. Frau Anna Martha Porst geb. Wendel in Plauen i. B. Herr Johann Wilhelm Heinrich Schädlich, Pastor emer. in Dresden-Striesen. Herr Johann Gottfried Christian Kürschner, Bäcker- meister in Plauen i. V. Frau Sidonie Karoline Merz geb. Lindstädter in Plauen i.V. Frau verw. Schloßgärtner Charlotte Plaul in Calbitz b. Dahlen. Herr Heinrich Ludwig Stöhrel in Ernstthal. Herr F. August Zeiler, Realschuloberlehrer a. D. in Pirna. Herr Wilhelm Remmler, Bahnhofsinspector in Mehltheuer. Herr August Glausch in Dresden. Herr Adolf Robert Mühle, Tischlermeister in Dresden. Frau Auguste Karoline Anders geb. Prescher in Dresden. Frau Christiane verw. Hegewald geb. Mißbach in Seidnitz. Herr Christian Friedrich Seidel in Plauen i. Vogtl. Herrn Leander Wappler's in Plauen i. Vogtl. Sohn Walther. Frau Margarethe Steuer geb. Scheffler in Chemnitz. Herrn Georg Äästner's in Chemnitz Sohn Curt. Herrn Otto Viertel's in Chemnitz Sohn Hellmuth. Herr Friedrich Wilhelm Richter, Bruchmeister in Neundorf. Frau Christiane verw. Bose in Oberreichenbach. Herrn Lehrer Linke's in Zschernitzsch b. Schm. Tochter Trudchen. Frau Auguste verw. Hempel geb. Weiner in Cunewalde. Herr A. Klemm ssn. in Taucha. Frau Marie Pauline Kauffenstein geb. Heymann, Pulverfabrik bei Mulden- W » W «Ii»,t,o»»« Irtuoi» I»»- — WM 2 Li uii««L«u irauvl»«-«iä<1. Für Herren von8-'/,1u.4-9Uhr. Damen v. l-4 Uhr täglich. « Wannen» u. Hausbäder zu jeder Tageszeit. SD/tzO Damen: Dienst., Donnerst.u.Sonnab. v.',.')- SK,LLMLLULLL LV « '/.II U. Montag, Mittw., Freit, v. ','.>2-5 Ubr. , Tchwimmbasfin, Damen: Montag,Mittwoch,Sonnabend2-'/,5U. Wannenbäder: Dienstag, Donnerstag, Freitag'/,9—11 ilhc. Russische,Röm.-irische, Bankdamps-u. Svecial-Cur-Bäderjed. Form. Massage. Damen: 1-4Nm. Die Beerdigung von Herrn Salainon Zeitlin findet Freitag, den 1. Mai, Vormittags von der Leichenhalle Les israelitischen Friedhofes aus statt. Wagen sieben um 10 Uhr Vormittags am Blücherplatze bereit. Vie Verlobung ikrer Toedtvr Jak»»»«»» mit ck« m pi«lctlsoden Vrrt Herrn vr. meck. 8tr«A«r in Telprix beebrt sied dtermit »ururelgen Okemnitr, Tprll 1896, 8ekönuuer 8tr. 1. geb. Rraueker. 8ei«v Verlodunx mit krUuIeln KturvLUisrett, Tocdter ckes verstorbenen )l»s< dlnenlLdrllianten Uerrn H«rm«n» tt«relrl»«r<1t unck seiner Oemuklin geb. tzLr«nvL«i> in Ökewnitr, deekrt sied dtermit «orureigen Tvlpri», TprU 1896, llardortsir. 19. vr. L'aul 8tr«A«r. Gestern Nacht verschied nach kurzem Leiden schnell und unerwartet unser guter, rastlos sorgender Gatte, Vater und Schwager, der Setfenfabrikant Clemens Friedemann. Wer unseren theueren Entschlafenen näher kannte, ebenso sein gutes Herz, sein einfache-, biederes Wesen, wird unseren Schmerz nachfühlen. Dies zeigt hiermit tiefbetrübt an Oetzsch, Leu 29. April 1896. Th. verw. Friedemann geb. Loth nebst Söhnen zugleich im Namen der übrigen Hinterbliebenen. Die Beerdigung findet Freitag Nachmittag 3 Uhr auf dem Südfriedhose statt. Freundlichst zugesagte Blumenspenden wolle man gefälligst Brühl 5, Part., Seifengeschäft, abgeben. Wagen für Theilnehmer stehen von Nachmittag 2 Uhr an Brühl 5 bereit. OsssÜsoftakt 'I'VvosraplÜL. Am 27. d. M. verstarb der Obermaschinenmeister Herr Gottfried Herrmann. Derselbe gehörte unserer Gesellschaft seit über 30 Jahren an und war derselben allzeit ein treuergebenes Mitglied. Wir widmen dem Verstorbenen allzeit ein treues Gedenken. Beerdigung: Donnerstag Nachmittag 2 Uhr von der Capelle des Johannisfriedhof«» au». Um zahlreiche Betheiltgung bittet der Varstaub. Ein treues Mutterherz hat ausgehört zu schlagen. Gestern Morgen 6 Uhr ver schied plötzlich und unerwartet am Herzschlag unsere theure herzensgute Mutter, Schwester, Schwieger« und Großmutter, Schwägerin und Tante Frau Frildcrikc »cm. Aster geb. Wille. In tiefem Schmerze um die liebe Heimgegangene zeigen wir dies Verwandten und Bekannten mit der Bitte um still« Theilnahme hierdurch an. L.-Lindcnau, 30. April 1896. Nach langem schweren Leiden starb Dienstag, den 28. April, früh 2 Uhr 15 Minuten unser langjähriges treues Mitglied Han» Sonvlet Wir werden ihm stets ein treues Andenken bewahren. Leipzig, den 29. April 1896. vor Toe»I-V«r«1u Leipziger Artisten. Die Beerdigung findet Freitag, den 1. Mai, früh punct 10 Uhr aus dem Süd> friedhof statt. Nach langem Leiden verschied Dienstag, den 28. April, sanft und ruhig unser guter Sohn, Bruder und Schwager vLVick rroiwLim im Alter von 30 Jahren. Die» zeigen im tiefsten Schmerze an Leipzig, den 28. April 1896. im Namen der Hinterbliebenen k>etm»i»n und Frau Die Beerdigung findet Freitag, den 1. Mai, Vormittags '/»U Uhr von der Leichenhalle des israelitischen Friedhofes aus statt. Nach längerem Leiden verschied heute Mittag 1'/« Uhr sanft und ruhig unsere innig geliebte Mutter, Schwieger-, Groß- und Urgroßmutter Fk. nm. Luise sleismktz »em. gm. Thimui «et. Iq« im 88. Lebensjahre. Schmerzerfüllt zeigen dies im Namen Theilnahme hierdurch an Leipzig-GohliS, den 29. April 1896. Il onin in 1Li»»»1»«k« »UIUP4-. Lrtsvlt »it. U4 OItL i«t»«I»v, Idonov« u 8»«<t-»üÄ«r. " _o Herren v.7-1 u. 4-9Uhr. Damen v. 1-4 Uhr tag- L>ut»ur»tr»»»« 14. Wannen- u.HanSbäder zu jed.Tagesz. geöffnet für Herren: morgen» 6 Uhr, Damen: 20 Dienstag, Donnerst, u. Sonnab. v. '/,9—'/,11 Ubr. Montag, Mittw., Freitag v. '/,2—5 Uhr. Gestern Morgen verschied nach schweren Leiden der Cigarrenarbeiter Herr Friedrich Wilhelm Vrand. Ter Verstorbene stand nahe an 40 Jahre bei mir in Arbeit und hat sich durch Treue, Geschicklichkeit und Rechtschaffenheit ausgezeichnet. Ich werde demselben stets ein ehrendes Andenken bewahren. Leipzig, den 29. Avril 1896. »runo K1»«ti«r, in Firma V. 4. »«k«r. Südvorstädtischer LeMsverein. !ck. Leipzig, 29. April. Die gestern Abend im großen Saale des „Sieben-Männer.Hauses" abgehaltene Versammlung des „Süd vorstädtischen Bezirksvereins" hatte sich eines sehr zahlreichen Be- suche» zu erfreuen. Eröffnet wurde die Versammlung vom stell vertretenden Vorsitzenden, Herrn Rechtsanwalt Kretschmar, mit der Mittheilung, daß sich 16 neue Mitglieder zur Aufnahme in den Verein gemeldet haben. Dieselbe wurde darauf vollzogen. A ls erster Punct stand ein Vortrag des Herrn vr. A. Röhrig über die Röntgen'schen X-Strahlen auf der Tagesordnung. In diesem Blatte ist die hochbedeutende Entdeckung des Professors Röntgen schon mehrfach und so eingehend besprochen worden, daß wir von einer Wiedergabe der BortrageS in seinen Einzel heiten absehen können. Bemerkt sei nur, daß Herr vr. Röhrig in allgemein verständlicher Weise das VortragSthema behandelte und durch die höchst interessanten Experimente, welche er seinen Aus führungen beifügte, die großen Fortschritte auf dem Gebiete der Lichtentwickelung in anschaulichster Weise darstellte. Dem Vor tragenden wurde reicher Beifall zu Theil. Herr v. Gotthardt, Geistlicher an der hiesigen königlichen Gefam.?enen-Anstalt, sprach hierauf über seine Erfahrungen auf dem Gebiete des Gefangenenwesens. Die Ansichten über dre Lage der Gefangenen — so führte der Redner aus — seien zu einem großen Theile in der Oeffentlichkeit sehr irrige. „Es brauche ihnen nur noch ein Billard hinyestellt und ein Tanzvergnügen eingerichtet zu werden, so führten sie das schönste Leben", das höre man oft sagen. DaS sei aber ein durchaus falsches Urthcil. Er habe lange Jahre in Waldheim gewirkt und wisse, wie die Lage der Gefangenen sei. Man müsse doch in erster Linie berücksichtigen, daß nicht alle Gefangenen solche Menschen seien, über die man ohne Weiteres den Stab brechen dürfe. Viele, durch eine Verkettung unglücklicher Ber- hältnisse auf die Bahn des Verbrechens gekommen, seien in rhrem Innern tief unglückliche Menschen. Auf ihre sittliche Hebung hinzuwirken, sei eine Aufgabe, der größten Bemühungen werth, und hier sei gerade die geistliche Thätigkeit am Platze. Zu diesem Behufe verkehre der Geistliche mit jedem einzelnen Gefangenen und wirke auf ihn möglichst individuell ein. Solchem Zwecke diene auch der Gottesdienst und die Abendmahlsaustheilung im Gefängnisse. Bei diesen Handlungen würde es höchst un- angebracht sein, wenn der Geistliche die Gefangenen nur mit harten Worten anfahren wollte. Selbst der geringste Mensch habe ein Gefühl in seiner Brust. Nicht als Richter und als Verdammer, sondern als der seelsorgerische Freund der Gefangenen soll der Geistliche zu ihnen kommen. Weiter liege es aber dem letzteren ob, sich auch nach der Entlassung des Gefangenen für denselben zu verwenden. Die Existenzlosigkrit sei in vielen Fällen eine der Hauptursachen für die Rückfällia- keit. Und gerade auf dem hier beregten Gebiete sei von den Straf- anstaltsgeistlichen vieles Gute bewirkt worden. In der Oeffentlich- keitgvernehme man ja immer nur von den vielen Rückfälligen, nicht aber von Denen, die sich gebessert haben. Dennoch sei ihre Zahl eine nicht geringe. Ermahnt müßten Hierbei vor Allem solche Arbeiter werden, die oft aus falschem Ehrgefühl nicht mit Denen zusammen arbeiten wollten, die eine schwerere Strafe erlitten haben. Wohin solle das führen? So stände die Gesellschaft mit ihren Anschauungen und der Staat mit seinen Gesetzen oftmals der Existenz der entlassenen Strafgefangenen im Wege. Darum möge man sich allseitig vereinen, um dort zu Keffern, wo zu bessern ist, denn das Wort, da- über einem Jnnenportale d«r hiesig«» Ge- fangenen-Anstalt stehe, das gelte für Alle: „Wo wäre Einer unter uns, der einen Stein aus sie würfe?" Den überzeugenden Ausführungen des Redners wurde der leb hafteste Beikall zu Theil. Herr Kaufmann Jung bracht« sodann die Rauchbelästigung zur Sprache, welche die Erbauung der provisorische« Kraft station der „Großen Straßenbahn-Gesellschaft" für die An wohner der Zeitzer Straße, der Floßplatzes und der ganzen umliegenden Gegend mit sich im Gefolge gehabt hat. Auch die Dämpfe, die dem Äasserabflußrohr entstiegen, seien ebenso belästigend. Der Gesell schaft müßte unbedingt eine Verbesserung der Anlage (Rouchver- brennung rc.) aufgegebeu werden. Bereit« sei eine Eingabe an den Rath in der Vorbereitung begriffen, aber e« würde sich empfehlen, daß auch der Vorstand des „Südvorstädtischen Bezirksvereins" Schritte in dieser Hinsicht thue. Von allen Seiten wurde dem Vorbringen zugestimmt, und der Vorsitzende erklärte, daß der Vorstand nicht ermangeln werde, im Sinne de» Antragstellers zu handeln. Herr Lehrer Kipp ing gab hierauf noch einen kurzen Ueberblick über die vom Verein entwickelte Thätigkeit, betreffend die Ver abreichung eines Milchfrühstückes an bedürftige Kinder in den Bezirksschulen der Südvorstadt. Indem wir einen ein- zehenderen Bericht uns Vorbehalten, sei für heute nur erwähnt, daß m vergangenen Winter an 500 Kinder im Ganzen 33192LIaschen Milch verabreicht wurden. Das ist als eine große Wohlthat empfunden worden. ES folgt darauf der Schluß der Versammlung. «Frühjahrsturnfahrt Les Leipziger Turnvereins. (Frankfurter Thor.) Jahrhunderte lang bildete im frühen Mittelalter die Saale die Grenzscheide zwischen Deutschen und Sorben-Wenden. Daher die vielen Burgen und Wachtthürme auf den Höhen auf beiden Ufern der Saale als Abwehr gegen die von Osten herein dringende slawische Fluth. Fast alle diese stolzen Vesten liegen in Trümmern. Aber mit dem Zauber der Romantik und der Sage überziehen diese alten Gemäuer Thüringens Berge und Thäler, die von jeher die wanderlustige deutsche Jugend mächtig anzogen. „Auf den Bergen die Burgen, im Thale die Saale . . Bon Kösen zieht sich aus dem rechten Saale-User an Kamburg vorbei bis an den tiefen Thaleinschnitt bei Steudnitz (gegenüber Dornburg) ein mächtiger Höhenrücken bis 340 Meter über dem Meeresspiegel (bei Frauen-Prießnitz), meist 150—200 Meter über der Saale, der nach der Saale allenthalben steil abfällt und nach Osten, dem Wethauthale zu, ein flach abfallendes Hochland bildet. Der Eckpfeiler diese» Hochlandes ist der Riebitz oder Riepzig oder Riepza (Ripzk:Lipzk). Dieser Berg bietet eine weite genußreiche Um- und Einsicht über das Saalethal bi» nach Jena und über die allseitig umschließenden Höhenzüge, gegenüber die Königin des Saalethals, die herrliche Dornburg. Bor Allem fesselnd ist der Blick in die ausgedehnten Waldmassen und tief eingeschnittenen Tbäler des Tautenburger Forste- von dem hochgelegenen Frauen-Prießnitz an bis hinüber an die Poxdorfer Höhe und die hohen Lehden. Hier von Kamburg aus beginnt die diesjährige Fußwanderung der Turnsohrt. Durch das freundliche meiningensche Städtchen Kamburg über die Saalebrücke führt der Pfad an den Hängen hinauf, an dem alten Thurm vorbei, der einzige Ueberrest der ehemaligen stolzen Kamburg, die vor Jahrhunderten über dem Städtchen thronte. Nur hohe Wälle und Kuppen an der von Kamburg hoch über den Berg nach Wichmar führenden alten Jenenser Landstraße bekunden die Lage und Ausdehnung dieser Burg. Nun führt der Weg auf der Hochfläche durch das abseits gelegene Dörfchen Rodameujchl, dann meist auf der Grenze zwischen Meiningen und Weimar iu theilwetse stark durchbrochenem Terrain an einzelne« Waldstücken vorüber, fortwährend mit prächtigem Ausblick aus die weite Land- fchast des Saalethales, in 1'/, Stunden nach dem Riebitz. Dort oben auf der freien, mit Eichenbuschwerk umsäumten Höhe soll die übliche erste Rast gehalten werden. Bon do steil hinab schon durch Weingärten in den Grund ober halb Steudnitz. Im Thale führt in ungefähr 1 Stunde ei« Fahr weg mit Fußwegabkürzungen nach Tautenburg. Schöaer und anmuthiger ab« ist der Fußpfad über die Höhr in eia« Schlucht hinauf durch da» „Brummthal", an den „Satteln" und „Gchetteln" lNamen von Waldabtheilungen) vorbei, fast immer durch Buchen hochwald mit Abstieg über die „schöne Aussicht" nach Tautenburg. Da liegt eS! Ring» um den steile« Bergkegel, der einst die berühmte Beste der Schenke« von Tautenburg trug, jetzt aber nur von ein« eiuzigen mächtigen Thurmruine gekrönt ist, liegt, zur Ruhe undlBeschaulich- keit wie geschaffen, das zierliche Dörfchen Tautenburg, mit den blitz sauberen Häuschen und der schönen neuen Pfarrkirche. Der Platz vor dem Gasthof mit den alten ehrwürdigen Linden ladet zum Bleiben. Röstwürstchen und feines Dorndorfer Bier bändigen den knurrenden Magen. Schon zwei Mal zogen die Turn fahrer in früheren Jahren durch den gastlichen Ort, ein Mal unter schweren Regenschauern aus dem Wege über die goldene Höhe nach Eisenberg hinüber und später in Hellem Sonnenschein auf dem Wege über den Jenzig nach Jena. Für dieses Mal führt die „Wanderung durch den Bogelgrund", das Kriegsgründchen, an den „Kastanien" vorbei durch den „Sperber" nach der Poxdorfer Höhe, dem südlichsten und höchsten Rand des Tautenburger Forstes, an dem steilen Abfall in das von Bürgel herüber sich ziehende Gleisthal. Die Poxdorfer Höhe „wo tief im Walde die rothen Disteln blüh»" . . wetteifert an prächtiger Rund- und Fernsicht mit dem Riebitz und den hohen Lehden. Vor uns in weitem Thale in fast greifbarer Nähe das nette Städtchen Bürgel, gegenüber die beiden malerischen Gleisberge, der waldige Dorlberg, das Hufeisen, die Wöllmisse bei Ana, im Hintergrund der Hausberg mit dem Fuchsthurm und nach «üdwesten der hohe Kamm des langgestreckten Klosterlausnitzer Waldes mit den weithin sichtbaren Dörfern Albersdorf und Bobek am weißen Berge. Von der Poxdorfer Höhe führt der Pfad steil hinab nach Graitzschen, von da wieder hinauf über den Sattel zwischen den beiden Gleisbergen. Vielleicht versteigen sich hier die Jugendlichen der Turnfahrer nach dem Gipfel des großen Gleis- berges, auf dem in Vorzeiten ein wendisches Heiligthum sich be funden haben soll. Nun hinab nach Jena-Löbnitz. Unzählige Arten von Kräutern und Blume» werden in dortiger Gegend den Sommer über auf den sonnigen und waldigen Höhen gesammelt und — das ist das Loos des Schönen aus der Erde! — gedörrt in die dumpfigen Säcke und Borrathskammern unserer Droguisten übergeführt. Nun wieder steil hinaus nach dem „Hufeisen", jenem halbkreis förmigen, bewaldeten, vielfach in selsigen.Wänden abfallenden Berg- rücken. Auf ebenem Pfade bis vor nach den Trümmern der Kunitz- bürg, links tief unten bleibt das einsame, aus dichten Obstgärten hervorlugende Dörfchen Laasan, in welchem schon vor Jahren die Turnfahrer weder Gasthof noch Schenke, wohl aber mächtige Be- hält« mit herrlichem klaren Trinkwaffer vorfanden. Selbstredend bietet die Kunitzburg auf der in das Saalethal vorspringenden Ecke des „Hufeisens" ein lebensvolles warme- Bild über die fröhliche Musenstadt Jena, welche tief zwischen hohen Bergen gebettet im Thale vor uns liegt. Bon der Kunitzburg ist in einer halben Stunde die Station Zwaetzen zu erreichen, von welcher die Rückfahrt nach der Heimath erfolgt. Die Turnfahrt soll keine bi- zur Erschöpfung getriebene An- strengung sein, fondern eine genußreiche, fröhliche Wanderung. Ein einzelner Fußgänger ist im Stande, den ganzen Weg ohne Uebereilung in 6'/, Stunden zurückzuleaen. Fünf Mal sind Höhen zu übersteigen, die für jeden normal gebildete« Leipziger mindestens erheblich genannt werden dürfen. Wer von den „alten Herrn" sich die beiden letzten Ueberstiege „schenken" und eine Stunde Weg er- sparen will, tvandere von Graitzschen Las frische grünende Glristhal hinab über Löberschütz, Golmsdorf nach Zwaetzen. Wenn, wie zu erwarten, für diese Fußwanderung eine Zeit von ungesähr 13 Stunden zur Verfügung steht, so ist so viel Zett auch sür Rast und frohes Lagern vorhanden, daß d« bessere Theil der Strapazen, nämlich die Ruhe, hinreichend zur Geltung gelangt «nd alle Urberstürzung beim Gehen ausgeschloffen werden kann. Wir verweifen auf da» heutige Inserat. Die Meldungen müssen bi» Montag, 4. Mai, Abends '/»IO IM in der Turnhalle erfolgen, damit eia Loucerzug gesichrrt wird. Ohne diesen ist die Turnfahrt in der geplanten Weise nicht ausführbar. Der Leipzig« Turnverein ladet nicht blos Genoffen anderer Turnvereine, sonder» auch Gäste au» anderen Kreise« freundlichst ein, an d« Turnfahrt theilzunehmen. Wer mitgrht, hat sich den Ordnunasbestimmunge« und vor Alle« der MarschdiScipltn zu fügen. Wir hoffen aber, daß Nie- mandem damit ein Zwang oufgrbürdet wird. Kunst und Wissenschaft. * Wien, 29. Avril. Die hiesige Geographische Geselk- schäft ernannte zu Ehrenmitgliedern den König von Rumänien, die Fürsten von Bulgarien und von Montenegro, den Großfürsten Nicolaus Michajlowitsch, den Herzog Georg von Jork und den Prinzen Heinrich von Orleans. Verkehrswesen. Bei der Sächsisch - Böhmischen Dampsschifffahrts- Gesellschaft tritt mit Freitag, den 1. Mai — gleichwie bei den Eisenbahnen — der Sommerfahrplan in Kraft. Derselbe weist gegen den bisher giltigen bedeutende Erweiterungen aus. Im All gemeinen ist zu bemerken, daß neuerdings die meisten Stationen, zumal in der Nähe Dresdens, mit zweckmäßigen Wartehallen ver sehen worden sind, bezw. in nächst« Zeit noch damit versehen werden. Die österreichischen Fahrstrecken Aussrg-Tetschen-Bodenbach sind vom 1. Mai ab nun auch wie die Strecken Bodenbach-Schaodau-Pirna- Dresden in den zusammenstellbaren Rundreiseverkehr d« Eisenbahnen eingeschlossen. — Wesentliche Verbesserungen sind in dem Restau rationswesen der Schiffe zu verzeichnen. Es werden nur Weine erster Firmen und Lagerbi« vom Felsenkeller, Böhmisches Bier vom Bürgerlichen BräuhauS in Leitmeritz, sowie I. Culmbachcr ver zapft unv ist das Bier durch die neuangeschafften Kohlensäure- apparate stets frisch und gut bekömmlich. Hinsichtlich der Speisen ist durch die vom Proviantamt der Gesellschaft erfolgende Pein- liche Auswahl allen Zubehörs Garantie sür gleichmäßig gute Be schaffenheit geboten. Literatur. Moderne Kunst (Verlag von Rich. Bong, Berlin—Wien- Leipzig). Vor uns liegt die glänzend ausgestattete Frühlings- Nummer, deren Preis für Abonnenten nur 1 ^l, für Nicht abonnenten 2 beträgt. Textlich und künstlerisch ist damit eine Gabe geboten, die der höchsten Anerkennung werth ist. Der Aquarell- facsimiledruck und der Holzschnitt erscheinen in dieser Nummer in höchster Vollendung. Die große farbige Extra-Kunstbeilage nach C. Wostry'S reizvollem Gemälde „Unsere Größeltern", die farbige Wiedergabe von L. Barrau'S interessantem Bilde „Ein Frühlings tag auf den Boulevards" und die zahlreichen übrigen, im schönsten Colorit prangenden Darstellungen, die den Frühling verherrlichen, stempeln die Leistungen der „Modernen Kunst" zu solchen ersten Ranges. Unter den sechs großen, in Holzschnitt ausgeführten Kunst- beilagen fesselt insbesondere jene nach L- Perrault's wundervoller Schöpfung „NmorS Erwachen". AuS dem Text sind mit Anerken nung zu nennen: E. Lenbach's freundliche Novelle „Der Kloster- vogt", vr. Hans Barth'S Schilderungen römischer Modelle, Max Rabe»' Mittheilungen über ein Berbersest in Luxor, Georg Buß' Kritik moderner Placate, sowie ein« Unterredung mit dem genl«jen amerikanische« Zeichner CH. Gibson und eine Plauderei über die Kinder des deutschen Kaisers. * * * Verzeichnis; verkäuflicher Münzen und Medaillen »on Zschiesche L Köder in Leipzig, Münzenhandlung. Nr. 66. Mai 1896. Die neueste Nummer vorliegenden, bereit- leit 1855 bestehenden numismatischen Verzeichnisses nennt 337 Goldmünzen, 1815 Lhaler und andere große Silbermünzen, 63 Münzen außereuropäischer Staaten, 407 Bcreinsthaler, Gedenkthaler und Doppelthaler, 78!) Medaillen, 826 kleinere Silbermünzen, 200 Bracteatr», 169 Kupfer münzen, 71 Medaillen, Orden und Aehnliches, 130 Stück Papier- geld, 393 griechische Münzen, 195 römische Consular-Münzen und 503 römische Kaisermünzrn. Anschließend Fachliteratur und An gebote von fachlichen Utensilien. Die Anordnung nnd Uebersichtlich- keit des Inhaltsverzeichnisses ist rühmenSwerth. o. Verantwortlicher Redacteur vr. Her«. Kachlin» in Leipzig Kür den musikalische« Theil Prosegor vr. O-car Paul i« Leipzig
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