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«rscheütt Utzüch MH 6',. Uhr. ^ !87. Anzeiger. OMN str Politik, Lvkalgcschichtk, Handel) ll»d GkschistSdnkthr. Montag den 14. October 1878. Med-A»fl«Ge LL^GG. 72. Jahrgang. Bekanntmachung. von nn» zur Enbmisßon ausgeschriebe,« Aufschüttung de» Streßenbamme» der Strotz« 8 deS nörd- nche« Bebauunasplan» ist vergrben und werden di, unberücksichtigt gebliebenen Herren Bewerber hieivon in Kenntniß gesejft. Seipzia. am 10. Octeber 1878. Vo« Reichrtage. — Berlin, 12 Oktober. Die heutige Sitz»vg de» Neichtag» hat die zweite verathung de» Socialistengesetze» wiederum nur um eine» Paragraphen gefördert. Die Streitfrage, um welche e» sich bei de« die Versammlungen betreffenden tz. 5 handelte, ging dahin, ob Wahl versammlungen von den Brstimmungen diese» Gesetze» ausdrücklich auSzunehmen feien ober nicht. E» kann nicht zweifelhaft sein, daß die gesetzlichen Bestimmungen de» Reich» wie der Einzrlslaaten »der Wahlversammlungen al» solche durch da» Gocialistengesetz nicht berührt werden, daß aber auch Wahlversammlungen, wenn in ihnen die uäher bezeichnet«« Umsturztendenzen hevortreten bezw. aus Grund von Thatsachen zu befürchten find, selbstverständlich unter diese» Gesetz fallen Die» wurde heute auch von der Regierung con- ftatirt, welche ibrerseit» ein Amendement Brüel. HLnel, welche» die Intaktheit der iu Rede stehen de» reich», und lande-aesetzlichen Vorschriften aus drücklich feststellen sollte, al» unzweckmäßig be. kämpfte. Rach langer Di»e«fsion, in welcher der Eveialdemokrat Reruder» sich ein«, wiederholten Ordnungtzruf zuzog. w«rde da» Amendement Brüel- Häael m namentlicher Abstimmung mit 200 gegen 1»7 Stimmen ab gelehnt und alsdann tz. 5 in der EommifsionSsasfuug angenommen, tz 6, welcher von der Press« handelt, gab dem Abg Bam- derger Gelegenheit, da» Wesen der deutschen Sorraldemvkratie zu beleuchten und da» vorliegende Gesetz al» unerläßlich zu rechtfertigen. Er erkennt in diesem Gesetze einen aruudsätzlichen Wendepunkt m dem durchaus verkehrte» Verhalten, welche» da» deutsche Volk in allen seine« Schichten her sociallstischen Beweg««/ gegenüber bisher beobachtet hat. Gerade iu de» Umstande, daß man sich von der bisherigen »ehr oder weniger große», in jedem Kall aber höchst bedenklichen Eonnrvenz gegen diese Bestrebungen zu eiuem energischen Protest wider dieselben ermannt hat, erkennt er den eigentlichen Werth de» Gesetz«» Rach ihm wurde di« Debatte aus Montag vertagt. (Siehe den folgenden Sitzungsbericht. D. R) ' . * Sitzungsbericht. *verlt«. 13. Oktober. Zweite Lesung de» Socralitzengesetze». (Ergänzäng unsere- gestrigen Telegramm»). Die Debatte über 8- 5 (Bei bot von Versammlungen rc.), welche gestern nicht zu Ende geführt wurde, wird heute fottgesetzt. Abgeordneter Frriherr von Minnigerade wendet sich zunächst gegen den gestrigen Vergleich de» Abg. »r. »indthorst, die drei Fraktionen der Deutsch. Eonfervatioen, Frei konservativen und Nationallibe ralen seien drei Kompagnien, welch« unter dem Be fehle des Fürsten VlSmarck stehen; ste seien vielmehr einem freiwilligen Aufgebot zu vergleichen: denn sie allein hätten die Gefahr, die Staat und Gesellschaft bedroht, völlig und richtig erkannt. Da» Gefühl der Verantwortlichkeit für die Interessen de» Reich- b« dmgt unsere Stellung und führt uns zur Annahme der Vorlage. Ich bitte Sie darum auch, daS Amen dement Brüel, welche» Wahlversammlungen auS- schlletzen will, abzulehnen. Ab». Freiherr Schenk von Stauffenberg: DaS Amendement Vrüel sei zu arg und werde seinen Zweck nicht erreichen. Außerdem aber steh« fest, daß em Verbot von Wahlversammlungen absolut im Widerspruch« ftehen würde mit Ge»st und Lenden» »«» Gesetze». Die bezüglichen Reich», und Lande-- »Hetze bleiben ja für di« Wahlversammlungen al» solche in Kraft; gegen derartig« Versammlungen kann und wird also auch, wenn ste diesen ausschließlichen Charakter verlieren, schon nach den bestehenden Wahl gesetzen «inaeschiitten werden; der Antrag Brüel würde also keinen praktischen Effect haben. Redner citirt da» badisch« Berein-gesetz zum Beweise dafür. E» genügt völlig, zu sagen, daß die Bestimmungen de» Gesetze» aus den Betrieb von wahlangolegen- heiten nicht Anwendung sind««. Abg. Reinder» sSocialdemokrat) gebt in seiner Polemik gegen A. » auf die Motiv« der Vorlage ein, welche für die Bestimmung desselben keinen einzigen posttiven Grnnd angeführt habe. Wenn die Social »emokrati« Pläne gewaltsamen Umsturz«» hegte, möchte es in Deutschland schon längst zu blutigen Govßicte» gekommen sein. Die Kennzeichnung der socialdemokratischen Partei al» einer umtturzpartei habe nur den Zweck, da» Gesetz im Reichstag« durch- die Folgen diese» Gesetze» kennen lernen. (Sehr wahr!) In diesem Paragraphen liege der Kernpunkt de» ganzm Ges.tze», er allein ersetze die übrigen 88 defiriben; durch rhn allein werde den untergeordneten Potrzeiorganen ein« Gewalt verlieben, di« in jedem modernen Rechtsstaat unerhört sei. Da« sich schon Cent« dieHolizei ungestraft erlauben dürfe, bade er au KH selbst in Vr^Üau ersahen müssen. (Heiterkeit.) Der »attz der Stabt Leibst, vr. Tröndliu. Wangemann. 9 Jahr« lang habe Fürst BiSmarck durch Duldung »es Allgemeinen Deutschen Arbeiter-LereinS dem Lreiben der Eocialdemokrati« direct Vorschub ge- eistet; aber die dann erfolgend« Unterdrückung habe der Bewegung ebenfalls nur Nutzen und Zuwachs zebracht. Dem Gesetz gegenüber stelle sich die social- -rmokratische Partei auf den Standpunkt der Ultra- montanen den Eulturkampfaesctzen gegenüber, erster« mben da- Ges.tz nicht anerkannt, wir werden ebenso »andelnl (Gelächter recht-.) Der 8 89 der preußischen Verfassung gebe den Preußen da- Recht, sich jeder Heit ohne Waffen zu versammeln; dieser Paragraph wie auch Art. 80 de» Reich-Wahlgesetzes würden durch d«n K. k der Vorlage aufgehoben; eS sei dann die Verfassung nicht mehr rechtsgültig für leben Staatsbürger. Herr von Kleist-Retzow Hab« >ie Socialdemokratie die Vorschule zum Hochoer rath genannt, nun denn, er (Redner) stehe nicht an, alle für dreseS Gesetz Stimmenden für Lande-- verrLther zu erklären. (Stürmische Unterbrechung; Wort entziehen! Hinan-1 Glocke d«S Präsidenten.) Präsident vr. v. Forckenbeck: Ich rufe den Redner wegen dieser absolut unzulässigen Aeußerung zar Ordnung! (Lebhaftes Bravo recht»; der Lärm lauert nichts desto weniger fort und verhindert den Redner am Weitersprechen.) Präsident: Ich kann die Erregung de» Hauses allerdings begreifen, mutz aber den Redner in seinem Rechte schützen, da mir nach der Geschäftsordnung erst nach dem steht, die beantrag „ , und ich muß da- HaaS bitten, mich der Lufrechd erhaltung seiner Geschäftsordnung zu unterstützen. (Bravo! auf allen Seiten de» Hause-; der Redner fährt fort:) Bevor nicht di« Beweise für die Anschuldigungen gegen seine Partei erbrach: wären, sei ein fo'ch setz für D«as<Ül»b ein« Unbill! Er fordere den Be weis bostlr, daß die Soeialdemokratie die Gottlosig keit predige. (Ruse: Most!) Most habe nur zum Austrttt au» der Landeskirche aufgefordert, nicht aber zur Gottlosigkeit! Ich habe Eie schon da» Beispiel angeführt, daß die wirthschasltichen Nothstände der letztcn Jahr« die Soeialdemokratie so sehr gefördert haben — möge kommen, wa» da will, nehmen Eie den 8- ä an! Sie thuu damit den Eocialdemokraten keinen Schaden! (Gelächter; die häufigen Sprach- fthler de» Reden» erregen wiederholt die Heiterkeit de» Hauses.) Wenn irgend Jemand verantwortlich uyen, oa nur nacy per SejchaNSorbnung dem zweiten Ordnungsrnf daS Recht zu- Entzrehung de» Worte» beim Haus« zu gen. Der Fall liegt in keiner Weise vor. zu machen fei für di« gegenwärtigen Zustände, so sei es m erster Lmie die deutsche Regierung und der Reich-- kanzler Fürst Bismarck, der auf die Anklagebank ge hört! (Laim.) Der Präsident erklärt dem Redner, daß ihm di« letzte Aeußerung, namentlich ohne weitere Motivtrung, doch höchst bedenklich erscheine! Abg. Vr. Vrüel befürwortet seinen Antrag unter großer Unruhe de» Hause». Abg. vr. HLnel beantragt, in dem Brüel'schen Anträge den Schluß, der dieses Gesetz auf Wahlver sammlungen für nicht anwendbar erklärt, durch die Worte zu ersetzen: „Bezüglich der Wahlversammlungen zu Land- und RerchStagSwablen behält e» mit den geltenden particularrechtlichen Bestimmungen sem Bewenden. Mitglied de- BundeSratheS königlich preußischer Minister deS Innern Graf zu Eulenburg: Die landesgesetzlichen Vorschriften über die Freiheit der Wahl-Versammlungen sollen nach der Absicht der Regierung allerdings durch 8- » beschränkt werden, nämlich so weit dessen Bedeutung reicht; daS heißt, daß die Wabl-Bersammktngen auch darauf bin ge prüft werden müssen, ob in ihnen socialtstische rc. Tendenzen vorhanden find. Ich alaube, darüber kann kein Zweifel sein. Was die seiden Amende ment» angeht, so gehen beide «uf verschiedenen Wegen nach demselben Ziele, da» «ine will ausdrücklich, da» ander« indirekt dt« socialdemokrattschen Wrhl- Bersammlungen »ulaffen. Ich denke aber, will man einmal bi« im 8 1 bezeichnet«» Tendenzen nicht in Dahl Versammlungen verkünden lasten, so darf man da» auch nicht in Wahlversammlungen geschehen lasten. (Zustimmung recht-.) Unter welchem Ge sichtspunkte die Socialdemokraten selbst die politischen Wahlen betrachten, bewerft folgend« Stelle au» dem „Senter Manifest", die ich verlesen will: „Wir verkünden bi« Notbwendigkrit der poli tischen Aktion als eine» mächtigen Mittel» zur Pro paganda der BolkSerziehung und Gruppirmm; sie ,st nicht Selbstzweck, sondern nur Mittel zum Zweck, zur Verfolgung ihrer eigenen davon verschiedenen Theorien und Tendenzen." Natürlich aber sollen die Wahlversammlungen nur so wett beschränkt werbe«, wie e» A. » vorschreibt, da» beißt also, wenn die im 8- 1 bezeichneten Ten denzen in ihnen zu Tag« treten. Ich bitte darum, beide Amendement» abzulehnen. (Verfall recht« ) Aba. Oe. HLnel befürwortet sein Amendement. Für All« müsse gleiche» Recht gelten, und wenn schon diese» Gesetz angenommen werde, so dürfe doch wenig sten» nicht, wie die» ohne sein Amendement der Fall sei, ausgesprochen werden, Socialdemokraten und solche, die zu ihren Grundsätzen neioen, find vom aktiven und passiven Wahlrecht ausgeschlossen. Abg. vr. LaSker erklärt sich für da» Amendement Hänel, welche» ihm »och schärfer al» da» Vruel'sche die Wahlsreiheit »» garantirrn scheine. Nach den Er klärungen de» Heirrn Staat-minister Grafeu Eulen- Icnburq liege die Gefahr ver, daß nicht nur ans Un tergrabung oder Umsturz genchtet« Bestrebungen resp. Versammlungen zu» Zweck« derselben verboten und unmöglich gemacht werden, sondern socialdemokratische Versammlungen überhaupt, und dann würden eben nur einzelne Parteien durch diese» Gesetz ihre Gegner mundtodt machen, um unbekämpst dazustehen. DaS wolle daS Gesetz nicht, daS dürfe e- nicht wollen, und er würde, so bald man den Socialdemokraten nrcht einmal Wahlversammlungen gestatte, da» für daS größte Unrecht ballen, darum bitte er daS Amendement de» Abg. vr. HLnel anzunehmen. Abg. v. Kardorss: Meine Herren, ich stehe nicht auf dem Standpunkt, den der Abgeordnete LaSker soeben als den seinigen erläutert hat. Nach meiner Ürberzeugung würde eS alleroing» genügen, wenn beispielshalber in einer Wahlversammlung zur Wahl de» Abg. Hastelmann aufgefordert wird nach der Rede, die er unS vorgestern h»er gehalten hat, diese Ver sammlung von vornherein zu verbieten. Wenn daS nicht der Zweck «ine» solchen Gesetze» sein soll, dann ist es überflüssig, daß wrr überhaupt unS nnt dem selben beschäftigen. (Lebhafter Beifall recht-.) Ich bitte Sie also, lehnen Sie beide Amendement-, da von vr Hänel sowohl wie das von vr. Brüel, ab und nehmen Sie die SommisstonSvorschläar an. Sie haben die Recursinstanz so gestaltet, daß Sie wohl auf eine loyale Haltung der Regierungen rechnen können, und im Vertrauen darauf können Eie die Vorschläge der Eommisfion, die sehr wohlerwogen sind, annehmeu. (Lebhafter Beifall recht-.) Die DiScussion wird hierauf geschloffen. Der Refe rent Abg. vr. v. Schwarze resunürt di« Debatte und empfiehlt die Ablehnung der Amendement- und die Annahme der EommissionSbeschlüffe. Im Weiteren wendet sich Redner gegen die gestrigen Ausführungen de- Aba. Windtborst; eS würde die Wirkung de- Ge setze- abqeschwächt werden, wenn di, Auffassung de- Abg. Wtndlhorst im Publicum festen Fuß faßte. Während die Fassung de» 8- t m der Maloorla,re eine ganz allgemeine war, sei jetzt im 8- 1 ein« viel schärfere Dlstinction gemacht worden, waS der Abg. Windthorst gänzlich übersehen zu haben scheine. Außerdem schaffe nicht da» Gesetz einen Ausnahme »uftand, sondern daS Gesetz wolle einem bestehenden Ausnahmezustand« begegnen. (Die weiteren juridi schen Ausführungen de» Redner- sind bei der Unruhe de- Hause» und da der Herr Referent einer starken Heiserkeit wegen nur mit äußerster Anstrengung zu sprechen im Stand« ist, auf der Tribüne im Zu sammenhang« nicht verständlich.) Heber da» Amendement vr. Hänel beantragt Abg. Freiherr v. Franckenftein namentliche Ao» st'mmung. Dieser Antrag wird hinreichend unterstützt. DaS Amendement Hänel muß jedoch, weil e» hand schriftlich vorliegt, m der nächsten Sitzung nochmal» zur Abstimmung gebracht werden. DaS Amendement hänek zmn Anträge Brüel wird mit 800 gegen 167 Stimmen in namentlicher Abstim mung abgelehnt. Dafür: Fortschritt, Eentrum, Polen. Socialdemokraten, die meisten Elsässer, von den Nationalliberalen die Dbgg. Bär (Offen burg), vr. Bamberaer, vr. Blum, Bolza, vr. Braun (Glogau), Kn och, vr.L aSker, Lüd e.r», Maurer, Pflüger, vr. Rentzsch, Roggemann, Schlieper, vr. Schröder (Friedberg), Schenk von Stauffenberg, vr. Thileniu». — Ferner die Abgeordneten von Bühler, Berger. Dagegen die übngen Gruppen und Partien, sowie die Abgg. Vr. Löwe (Bochum), ve. Rack und North(elsässische Autonomiften) Desgleichen wird der Antrag vrüel selbst abgelehnt und nunmehr 8. ö ber Eommisfion»- oeschlüffe angenommen. 8 ö» lautet: „Zuständig für daS Verbot und di« Auflösung ist dte Polizeibehörde. Die Beschwerde findet nur an die Aufsichtsbehörden statt" und wird ohne Debatte angenommen. 8- 6 lautete in der RegierungS-Vorlage: Druck schriften, welche Bestrebungen der im 8- 1 beieich- neten Art dienen, find zu verbieten. Bei periodischen Druckschriften kann da- verbot sich auch auf da- fernere Erscheinen derselben erstrecken. Dafür schlägt die Eommisfion folgende Fassung vor: „Druckschriften, in welchen socialdemokransche. socia- liftische oder kommunistisch«, auf den Umsturz der be stehenden Staat», oder GesellschaftS-Ordnung ge richtete Bestrebungen in einer den öffentlichen Frie den gefährdenden Weise zu Tage treten, sind zu ver bieten. Bei periodischen Druckschriften kann das Berbot sich auch auf da» fernere Erscheinen erstrecken, sobald auf Grund diese» Gesetze- da» Verbot einer einzelnen Nummer erfolgt." Abg. Ackermann beantragt hierzu: ,) im Absatz 1 rinzuschalten hinter den Lorten: „öffentlichen Frie den ' die Wort«: „insbesondere die Eintracht der Bc- völkerungSclaffen^; b) im Absatz 8 zu streichen die Worte: „sobald auf G»und dieses Gesetze» da- Ver bot einer einzelnen Nummer erfolgt". Ferner die Abaq. v. Echmid, > Kardorss und vr. Luciu»: 1) In Alrnea 1 zu strichen dir Worte: „in einer den öffentlichen Frieden gefährdenden Weile". Eventual >ter: für den Fall der Aufrechter Haltung dieser Werte aber nach dem Worte „Frieden" einzuschalten: „insbesondere dre Eintracht der Vevölkerunasclaffen." 8) In Alinea 8 zu streichen dte Worte: „sobald auf Grund dieses Gesetze- da- verbot einer einzelnen Nummer erfolgt". Abg. vr. Freih. v. Hertling (Centrum) tst durch, au- gegen den Mißbrauch der Prrßfreiheit. Abg. vr Bamberaer constatirt, daß der Vor redner mit fast allen Aeußerung«» seiner Fraktion-- genessen üoer Preßfreiheit im directrfirn Wider« spruchc sich befinde. Allerdings sei eme absolut« Unterdrückung der Prkßfreihrit culturwidrig und auch ihm (Redner) sei der 8. 6 der nnangenchmst« von de« ganzen ihm sehr wenig wohlgefälligen Go- setz. Aber bei der Macht der Press«, bei der Leichte, keit, mit welcher durch die Preff« jeder Jrrttzu», jede bewußte Lüge zur Wettesten Verbreitung langen könne, habe sich seine Partei um schwerem Herzen zu zeitweiligen Beschränkungen ent schließen müssen. Den Widerspruch, der der national- liberalen Partei seit ihrer ablehnenden Haltung zur FrühzahrSvorlag« mit ihrer jetzigen vorgeworfen werde, könne er nicht anerkennen. Darum unterstützt denn das Lentruin die Soeialdemokratie, dre notbwendiq zur Reaktion führ«? Weil da» Cent»um selbst reaktionär ist! (Lebhafter Widerspruch i«E«n- trum.) Wir unterstützen keine reaktionäre Maßregel, sondern eine im liberalen Sinn« gehaltene Maßregel, dre unS vor der Eommune bewrdren soll, welche Ihre (zum Eentrum gewandl) Bischöfe erschießen ließ. (Widerspruch im Eentrum) Zum Beweise de» Bünd nisse- von Eentrum und Eocialdemokratie verliest Redner ein Flugblatt der soctaldemokratischen Parier, in welchem die Socialdemokraten für V-. Moufang zu stimmen aufm fordert werden. DaS Eentrum be gleitet die Verlesung mit wiederholten Bravo-, die den Redner augenscheinlich etwa- au- der Fassung bringen. Daß die bürgerliche Freiheit durch die An nahme de» Paragraphen » vorübergehend g,schädig! werde, darüber mache man sich aar keine Illu sionen. Aber die Roth der Umstände erzwuige die- Opfer. Durch da- Unkämpfen gegen dieses Gesetz lege die Socialdemokratie da- beste Zeugniß ab. daß auch ihr an der BourgeoiSfreihert etwas liege. Die Leisicherung d«S Reichskanzler» betreff- der lo yalen Ueberwacbung der A.iMhrung gebe übrigen- die beste Garantie, daß die Beschränkung der bürger lichen Freiheit nicht durch Parteirücksichten verschärft «der gemindert werden werde. — Sich zum Wortlaut d«S 8- 6 wendend, besteht Redner auf der Beibehal tung de- Wortes: „jociallftisch". Bezüglich ber von dem Eentrum so scharf accentuirten Rückkehr zur wahren Religiosität wolle er nur ganz verschleierr daran erinnern, daß noch jetzt in Rom ein Proceß schweb«, in welchem eine hochgeborene Gräfin be Häuptel, eine sehr hochgestellte geistlich« Persönlichkeit habe ihr — wie man sich jetzt in Deutschland auS- drückt — persönlich sehr nahe gestanden! (Große Heiterkeit.) Der Redner wendet sich nun gegen die einzelnen Spielarten und Abarten der Demokratie, di« in gefährlichster Weise mit dem Feuer spielen. Da ist zunächst die Socialdemokratie d»r Börse. Ich meine zene Mischung von Pommad« und Petrolea». die morgens an den Brüsten de» Capital» sich vow saugt und Abend- mit den Arbeitern koquettirt. Aber sie rft weniger gefährlich, al- jene Art de» SocialiS- muS, di« von der Wissenschaft, vom Katheder «uS gegangen ist. Ich würde ein Gesetz perhorre-eiren da- da- Palladium der freien Wissenschaft antafte» wollte. waS nicht bloS lächerlich, sondern auch u» möglich wäre. Wenn wir hier die Zeit zu wissen schädlichen Erörterungen hätten, müßten wir Versuche historisch bc leuchten, die schon im Sinne der vom RlichSkanzler gelobten Producttv-Genoffeo' schäften gemacht sind, und da- muß «an im <l»g- haben in dem Augenblick, wo derselbe Kanzler ein" totale Reform der WirthschaflS und Steuerpvlitu anftrebt. Bei den ungünstigen Erfahrungen in England und Frankreich war es mir schmerzlich, den Kanzler mit einer gewissen Toleranz sich üb;: Laffalle und seine Productiv-Genossenschaften in posthumer Liebeserklärung auSsprechen zu hören, zumail in einer Zeit, wo die Wogen de- politischen eben so hoch gehen und wir nach der Auflösung eben erst wieder zusammengetreten sind. Dann hat der Herr Reichskanzler u. A. RodbertuS genannt, d« ja cm ernsthafter Schriftsteller ist, dock ab-r nur arft dem Wege abstrakter Logik und Dialektik den Staat resrn- miren will. Ferner hat Fürst VlSmarck Herrn Wagener genannt, der allerdings der Mittelpunkt der Partc^ war. die Herr Graf Bethusy hier so richtig charakteristr' bat, der auch der Verbündete de- Herr» Rudol' Meyer war, welch Letzterer schließlich «egen Ber dächtigungen verurtheilt ist. Sie find die g>ttfiige,! Väter de» christlichen Soc»ali-inu-, ü 'er den Pafter Todt ein dicke- Buch geschrieben hat. Ich halte diesen christlichen Eociali-mu» für nicht minder gefährlich al- den gew-hnlichen bocialismn». - ES gab eine Zeit, in der sich ein soctaliftffcheS Streverthuni entwickelte, jeder Decent war sociallstisch angehaucht und wurde Kathedersocialift und all. Prof.floren der Volks» inhschaft fast aw-nahm-ioS lehren «inen Iheil de- Eeciali-mu-, gegen den wir diese- Gesetz machen. Auch viele jung« Juristen wer den sociallstischen Tendenzen zugHührt. Staat unt Regierung haben den SocialiSmu» ,n solcher Werse großgeiooen. wie ich sie geschildert Hab«. Ich resumire mich: Ich nehme da» Gesetz an, trotz aller Bedenke«. haben aus der schiefen Ebene. Erreichen wir diesen Zweck, so werden wir selbst gefestigt sein gegen d e Gefahren, welche diese- Geiep aörb'g machten. (V c- fall link-.) Hieraus beschließt da» Hau» di« Vertagung d,r Debatte. In einer persönlichen Bemerkung verwahrt sich Aba. vr. Moufang energisch dagegen, NN Bündniß mit den Eocialbemokrate« eingegange» zu sein. Er Hab« nur vor denselben eine Wahlrede ge halten und deren Inhalt Hab« denselben allerdin^ bester gefallen, al- die nationalliberale Eandidatrn rede. Ebenso bestreitet Abgeordneter Liebknecht di« Worte de» Abg. Bamberger. Die Socialdemo kraten haben sich nur darum für ein Mitglied d-s Eentrum» entschieden, weil sie au» seiner Red« und ganzen Haltung di« Ueberieugung gewonnen hättc a, daß da- Eentrum wett liberaler und demokratische wäre, al» dir Nationalliberasen. Abg. ve. Windt horst bemerkt hierauf zur Geschäftsordnung, daß ^r.