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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.11.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-11-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187811053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18781105
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18781105
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1878
-
Monat
1878-11
- Tag 1878-11-05
-
Monat
1878-11
-
Jahr
1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.11.1878
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5920 welch« Polizeiterron-mu- und JuquifitionSraffinement ,u „finden wußten). Wie v»el« Millionen braver HauSmütterchen verkochen und verscheuern ihren LebenSmuth, ihre Rosenwanaen und Schelmen-rübchen >m Dienste der häuslichen Sorgen, bi» sie runzelige, vertrocknete, gebrochene Mumien geworden sind. Die ewig neue Frage „was heute gekocht werden soll," die immer Wiede,kehiende Nothwendiakeit de» Fegen» ,:nd Klopfen» und Bürsten» und AbstäubenS, ist der stetig fallende Tropfen, der langsam, aber sicher Geist vnd Körper verzehrt. Der Kochherd ist der Ort, wo tie traurigsten Bilancen zwischen Einnahme und Ausgabe gezogen, die deprimirendften Betrachtungen >' der die steigende Vertheuerung der Leben-mittel und die immer schwieriger werdene Beschaffung der nötbigen G'ldmtttel angeftellt werden. Auf dem stammenden '»Utar, wo der Suppentops brodelt, wird Jugend und Unbefangenheit, Schönheit und frohe Laune geopfert, und wer erkennt in der alten, kummergebeugten, uiefäugioen Köchin die einst blühende, übermüthige. züchtig-kokette Braut im Schmucke ihrer Mvrtenkrone? Schon den Alten war der Herd heilig und neben ih n stellten sie ihre Laren und Schutzgötter auf — lastet auch un» den Herd heilig halten, auf dem die pflichttreue deutsche Bürgerfrau einen langsamen Opfertod stirbt, um da» Hau» behaglich, den Tisch gedeckt und die Familie gesund zu erhalten. Aus Stadt und Land. * Leipzig, 4. November. In der Zeit, in welcher die f ocialdemokra tische Partei noch u i.zestrast ibren agitatorischen Bestrebungen nach geben konnte, machte sich bekanntlich auch unter den Studirenden an den deutschen Uni versitäten und nicht im geringsten Maße an der Leipziger Hochschule eine sehr ausgeprägte socialistifche Propaganda bemerkbar. Äir ver nehmen von unterrichteter Seite, daß hierin in den letzten Monaten, insbesondere seit der Heit, wo eS feststand, daß der Staat die Unterwühlung der Socialisten nickt länger mebr ruhig dulden werde, ein vollständiger Rückschlag eingetreten ist. Bon jener Bewegung unter einem Theile der Studirenden ist absolut Nichts niehr zu bemerken, und wenn eS, was ja wohl unzweiselyaft ist, im merhin noch socialdemokratisch denkende Studenten giebt, so hüten sie sich, dieser ihrer Gesinnung äußeren Ausoruck zu geben. Man darf den einge tretenen Umschwung hauptsächlich zwei Umständen zu Grunde legen, einmal der eminent patriotischen Bewegung, welche nach den Attentaten aus den Kaiser die überwiegende Menge der deutschen Studentenschaft erfaßte, und angesichts deren eö wohl den socialistischen Studenten einigermaßen unheimlich geworden sein mag, zum Andern aber dl in inzwischen in Kraft getretenen strengen Gesetz gegen die forialdemokratischen Agitationen. * Leipzig, 4. November. Ju den Kreisen der deutschen Turnvereine sind in den letzten Mo naten, nachdem die Attentate aus den Kaiser daS Gefühl deS deutschen BolkeS in so mächtiger Weise erregt hatten, gründliche Auseinandersetzungen über d's Lerhältniß zur Socialdemokratie ge pflogen worden Die Socialdemokralen haben ve- kanntlich — namentlich trat DieS bei der Säcular- seier Iahn'S zu Tage — geglaubt, daS Turnen alS eine Einrichtung in ihrem Sinne ausfassen zu können und die sonderbarsten Schlußfolgerungen daran geknüpft. In dem Organ der deutschen Turnerschaft, der „Deutschen Turnzeitung", find daraus diese socialistischen Prätentionen in mehrern Artikeln mit derben Worten zurückgewiesen und insbesondere ist betont worden, daß schon eins eine unübersteigliche Scheidewand zwischen den Turnver einen und den Anhängern der Svcialdemokratie auf- richte — die Liebe zum deutschen Vaterlande, welche in den ersteren mit unauslöschlicher Treue gepflegt werde. Neuerdings hören wir nun aus der Um gegend unserer Stadt, in welcher das Turnwefen eme starke Verbreitung gesunden, daß seitens der Lritung verschiedener Turnvereine in solchen Orten, in denen die soeialistiscke Partei in größerer Anzahl vertreten ist. ein wacksames Auge darauf gerichtet wird, daß baS Enidrängen der socialdemokratischen Propaganda in die Turnvereine verhütet werde, und eS ist zu diesem Behufs eine Ergänzung der Vereinßstatuten in Anregung gekommen. Man kann dieser Wachsamkeit nur in vollem Maße R cht geben, denn Nichts könnte den Turnvereinen schädlicher werden, als wenn darin die Bestre bungen jener Partei eine Zufluchtsstätte finden würben; die betreffenden Turnvereine würden von dein Augenblick an, wo DaS geschähe, in bedenk- licke Berührung mit dem Socialistcngesetz kommen. * Leipzig, 4. November. Der hiesige Zweig- verein der Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung eröffncte am gestrigen Abend mit recht günstigem Erfolge seine Thätigkeit im lausenden Winterhalbjahre durch eine gesellige Zusammenkunft in den BereinSlocalitäten, die durch Entfernung einer Wand eine reckt zweck mäßige Veränderung erfahren haben. Der An drang deS Publicum» war so stark, daß die Räume nur zur Noth ausreichten, um den Anwesenden Unterkunft zu gewähren. Eingcleitet wurde der gesellige Abend durch mehrere Liedervorträge deS auS Damen und Herrn bestehenden Gesangvereins „OrpheuS". kessen Leistungen sich eines aner kannt guten Rufes erfreuen und welcher nament- lick in seinen weiblichen Mitgliedern über ausge zeichnete Singstimmen zu verfügen hat. Nack dem Gesänge de» erstenLiedeS nahmHerrOr. Gen sei das Wort, um die Anwesenden im Namen deS VorstandeS auf daS Herzlichste zu begrüßen und ein ernstcS Wort über die Ziele und Aufgaben, die dem Verein in der gegenwärtigen ernsten Zeit gesteckt sind, lunzu- zusügen. Der Redner fand diese Aufgabe im Wesentlichen mit darin, aus die sittliche Bildung, aus die Charakterbildung unsere» VolkeS in einer dem Vaterlande zum Segen gereichenden Weise einzuwirken und dadurch an dem Kampfe gegen die Socialdemokratie Theil zu nehmen. Durch lebhaften Beifall gab die Versammlung ihre un- getheilte Zustimmnng zu dem Gehörten zu er kennen Nackdem der „OrpheuS" die Hörer wieder durch den Gesang eines prächtigen Liedes ersrelK hatte, hielt Herr Vr. Jung einen Bortrag über den Entwickelung-gang der deutschen Krieg-marine, der mancherlei Interessantes au» der Vergangenheit und Gegenwart darbot. Redner ging von dem Zeitpunkte aus, wo leider der Niedergang der mächtigen Hansa erfolgte, schilderte die Anfänge, welche der Kurfürst Friedrich Wilhelm, genannt der Große Kurfürst, zur Schaffung einer preußischen Seekriea-macht unternahm, und dessen Kämpfe gegen die Schweden, die damals eine mächtige, seefahrende Ration waren; er erinnerte an den Aufschwung, den die Begrün dung einer deutschen Flotte eine Zeit lang am AuSgang der vierziger Jahre de- gegenwärtigen Jahrhundert» zu nehmen schien, gedachte des patriotischen AntheilS deutscher Frauen, u. A. der Dichterin Elsriede von MühlenfelS, an diesen Be strebungen, de- um die deutsche Flotte hochverdien ten Prinzen Avalbert und verweilte zuletzt mit besondcrm Wohlgefallen be» der Entwickelung, welche Deutschlands Machtstellung zur See endlich nach der Begründung de» Norddeutschen Bunde» und des deutschen Reiche» genommen hat. Der Redner erntete für seine Darlegungen ebenfalls allseitigen Beifall. * Leipzig, 4. November. Von mehreren Seiten wird unS mitgetheilt, daß die Gärten deS hiesigen JohanniSthaleS gegenwärtig wieder durch daS Treiben halbwüchsiger Bengel auS der angrenzenden Stadtgegend, insbesondere auS der Ulrichsgaffe, stark zu leiden haben. In ganzen Schaaren machen sich diese hoffnungsvollen Elemente der Heran wachsenden Jugend, hauptsächlich in den Abend stunden, mit allerhand Instrumenten, unter denen sich sogar Beile befinden, an den Zäunen zu schaffen und richten an denselben große Verwüstungen an. Einer unserer Gewährsleute versichert unS, daß er dieser Tage erst einen der Bengel erwischt und ordentlich durchgeprügelt habe, es sei aber Zufall, wenn die Thäter gefaßt werden könnten. So viel wir wissen, werden die Johannisthalgärten von obrigkcitSwegen bewacht, eS scheint aber fast, st ob dieser Schutz nicht ausreichend sei; zu wünschen ist daher, daß die Wache verstärkt werde. * Leipzig, 4. November. Wir hören soeben von einem bedauerlichen Unfall, der sich gestern Abend in Meißen zugetragen hat, und dem ein allgemein geachteter Eisenbahnbeamter zum Opsxr gefallen ist Der in Dresden statiomrte Ober schaffner Chemnitz, welcher gestern Nachmittag bei dem Personenzuge 5 Uhr nach DreSden über Döbeln Dienst hatte, ist in Meißen vom Tritt- brete seines Packmeisterwagens herabgeglitten, über fahren und hierbei sofort getödtet worden. Chemnitz, der alS ein sehr gewissenhafter und erfahrener Be amter galt, wurde erst vergangenen Sommer an läßlich des Ehejubiläums der Majestäten mit dem AlbrechtSkreuze decorirt. ^ Pegau, 2. November. Der hiesige Stadt rath erläßt eine Bekanntmachung an die Bewohner von Pegau, worin er sie auffordert, selbst mit thätig Hand anzulegen zur Unterdrückung der überhandnehmenden Rohheiten der Heran wachsenden Jugend und auf diese Weise die Gemeindebehörde in ihrem schweren Amte zu unter stützen. Leider könne man, so sagt der Stadtrath, häufig beobachten, daß roheAuSschreitungen, dieseitenS der Jugend aus offener Straße begangen würden, vom Publicum, welche- diese Rohheiten mit ansieht, entweder stillschweigend geduldet oder, was noch schlimmer, mit Wohlgefallen betrachtet werden. Anstatt nun immer gleich nach der Polizei zu rufen, die doch unmöglich überall sein könne, möchten daher Eltern. Pflegeeltern, Vormünder, Lehrherren und Arbeitgeber bcz. alle Mitbürger, denen daS Wohl der Jugend am Herzen liege, selbstthätig mit dafür sorgen, daß die Verrohung der Jugend verhindert werde und Schuldige die nöthige Züch tigung empfangen. 1khei»»nttz. 8. November. Zu Ende vorigen Monats wurde den Einwohnern unterer Stadt durch die Veröffentlichung der seiner-zeitigen Verhandlungen unserer städtischen Collegien bekannt, daß von Seiten der letzteren daS von Herrn Babse und Händel hier und Herrn Schmidt in Berlin behufs Erbauung einer Pferdeeisenbahn eingereichte ConcessionSaesuch unter zu Grunde gelegten Bedingungen genehmigt worden ist. Von der Hoffnung durchdrungen, daß durch eine solche Anlage die VerlehrS- und WohnungS- verhätiniffe unserer Stadt eine bedeutende Erleichterng erfahren, wild dieses Pferdebahnunternehmen im All gemeinen mit Freuden begrüßt. Unterzieht man jedoch die dieser Coiicession-ertbeilung unterlegten Bedin gungen einer genaueren Prüfung, so kann man die projectirte Anlage für unsere städtischen Verhältnisse in keiner Weise als »ortheilhaft betrachten, da der Fahrplan sich nur auf Stadttheile erstrecken wird, welche in Wahrheit an Verkehrsmitteln nie gelitten haben, wohingegen diejenigen Straßen, Vorstädte und Nachbarorte von der Bahn unberührt bleiben, welche für unsere Stadt den bedeutendsten Verkehr bedingen und welche trotz dieses UmftandeS von jeher mit den mangelhaftesten Verkehrsmitteln versehen sind. Unsere Stadt mit 78,200 Einwohnern ist im vollständigen Quadrat gebaut, und man braucht, um von der Kappeier Grenze bi» auf den Körncrplatz zu gehen, den Zeitraum von 4k» Minuten und eben dieselbe Zeit für den Weg von der Schloß- cheinnitzer Grenze bis aus die Rosenstraße von jeoer äußeren Grenze aber bis »u der Mitte der Stadt nicht mehr alS 80 Minuten. Nun ist Chemnitz von einer großen Anzahl Dörfer umgeben, allein von denselben kommt mit der projectirten Bahn nur eins derselben in unmittelbare Berührung, näm lich Kappel, alle anderen Ortschaften aber bleiben, da die Pserdreisenbabn sich nur vom Wilhelm-Platze durch die Schillerstraße, KönigSstraße, ringS um dre inn.re Stadt und von da über die Nicolaibrücke durch die Zwickauer Straße bi» zur Grenze voa Kappel bewegen wird und die Seitenlinien nur einige Straßen der Angrrvorftadt (in der Nähe der Schillerstraße und deS Chemnitzer HauptbahnhofeS) berühren werden, un berücksichtigt Aus letzterem Umstande geht daher zur Ge nüge hervor, daß die für unsere Stadt projectirte Pferde bahn alS ein Mittel, die für größere Städte stet» fühlbare Wohnungsfrage zu lösen, nicht angesehen werden kann, noch weniger aber dazu geeignet ist. einer wei teren Entwickelung unserer Stadt Raum zu schaffen. Bon der Pferdebahn «nserützrt bleiben: die Leip- zigerstrabe mit Schloßchemnitz und Altendorf, dt« Drrsdnerffraße mit Hilbersdorf, di« AuguftuSburger- straß« mit Gablen», d « Zschopauerstraße, die Wiesen straß«. die Reitbahnstraße mit Aue Adorfer Bahnhof und BernSdorf und die Annabergerstraße mit Alt- chemnitz. Die Etollbergerstroße erhält jedenfalls einen Anhalt-punct an der Nicolaibrücke. Somit werden diejenigen Straßen und Stadttracte, welche als Passage nach den allernächst liegenden, sehr be völkerten Ortschaften dienen, gar nicht berück- fichtigt, vielmehr gänzlich au» dem Auge gelassen, und die auf diesen Ortschaften wohnende Bevöl kerung, welche, wie schon erwähnt, mit hiesiger Stabt einen regelmäßigen Verkehr unterhält, bleibt in der selben Lage wie früher, sie muß ibren Weg zu Fuß zurücklegen oder Lohngeschirre benutzen. Letztere werden aber nach Eröffnung der Pferdebahn ein sehr kostspielige» Verkehrsmittel werden, denn da Droschken- und Omnibusbesitzer inmitten unserer an und für sich n'.cht fabrfrequenten Stadt später so gut wie gar nickt mehr beschäftigt werden können, wird sich die Anzahl der Geschirre bedeutend verringern und die übrigen noch verbleibenden Droschkeninhaber werden sich wegen zu geringer Beschäftigung veranlaßt sehen, einen ent sprechend Höheren Fahrpreis zu verlangen. — Unsere Pferdebahnanlage wird aber nicht nur eine sehr mangel hafte, sondern auch eine namentlich für die innere Zwickauer Straße sehr störende werden. Wohl ist dieser Umstand in den eingangSerwähnten Verhandlungen zur Sprache gekommen, man bat jedoch geglaubt, dieses Hinderniß damit bei Seite legen zu dürfen, daß man sich einredete, die Breite der inneren ZwickauerStraße reiche zur Vermeidung von un statthaften Verkehrsstörungen auS. Daraus bat man aber keine Rücksicht genommen, daß daselbst Verkehrsstockungen bereits jetzt häufig genug Vorkom men und noch mehr Vorkommen werden, sobald der auf Kappeler Flur neu angelegte Kohlenbahnhof, von welchem es nach unserer Stadt keinen anderen Fahr weg alS durch dieZwickauerStraße giebt, in Betrieb gesetzt ist. Andererseits durfte auch keinesfalls aus dem Auge gelassen werden, daß die Bewohner und Geschäfts leute einer so engen Straße auch in die Nothwendig- keit versetzt werden, vor ihren Häusern Wagen und Geschirre auf kürze'e oder längere Zeit stehen zu lasten, und daß in Berücksichtigung solcher Fälle diese Straße zur Durchlegung einer Pferdebahn gar nicht geeignet ist. Der Einwand, daß Pferdebahnen in einer Mehr zahl anderer Städte durch noch engere Straßen gelegt seien, kann hier nicht stichhaltig sein, da der inne- renZwickauer Straße als Hauptstraße zur Vermei dung von Verkehrsstockungen kein einziger fahrbarer Weg zur Seite steht. — Die Bedingungen, unter welchen den Unternehmern ihr Concessionsgesuck geneh migt wurde, legen denselben eine Caution von 20,or»o>t auf, eine Summe, die, im Falle daS Unternehmen nicht reüssiren, eingehen und sich die Wiederher stellung der Straßen in den vorigen Stand noth- wendig machen sollte, die Slraßenherstellungskosten höchstens »um dritten Tbeile decken. Ein zur Debatte gebrachter Antrag, die Caution aus 50,600 zu er höhen. fand leider keine Annahme. Unsere Stadt ist daher, falls, wie sich nicht voravSseben läßt, daS Unternehmen wegen Mangels an Frequenz eingehen sollte, in die unangenehme Lage versetzt, sich wegen der Mehrausgaben auS dem anderweüen Vermögen der Unternehmer bezahlt zu machen, und hat somit ein Risico übernommen, welches, trotz der Vertrauens würdigkeit der Unternehmer, nickt am Platze ist. Vermischtes. — Herbst in Grüneberg. Die Weinlese ist vorüber und Grüneberg darf mit diesem Herbst zu frieden sein. Selten sind die Weinbauer so ange nehm überrascht worden von Quantität und Qua lität deS Product- wie dies Jahr. Man hört die- Urtheil allerwärtS. Die überaus warme und sonnige erste Hälfte deS Oktober hat die Trauben, welche eine Herbstfrucht sind und bleiben und an deren Reife man nicht verzweifeln muß, so lange sie gesund sind und warmes Wetter möglich ist, noch so reif und süß gemacht, daß der Jahrgang zu den guten zählen wird. Haben die Regen der letzten Woche auch manchen Gewichtsverlust durch eintretende Fäulniß rur Folge gehabt, so war e« doch „Edelsäule", welche dem Küfer erwünscht ist. DaS Weinlesewetter war im Großen und Ganzen befriedigend; aber von dem in früheren Jahren und namentlich dann, wenn die Herbstung reichlich und gut auSfiel. herrschenden Weinlesejubcl ist in diesem Jahre wenig zu verspüren gewesen. Dafür sind die Zeiten noch zu ernst. Der Werth der in und um GrUneberg geernteten Trauben ist bei Annahme einer Zwei - Drittel - Ernte gleich etwa lOV.OOV Ctr. zu 9 Mark auf 900,000 Mark zu veranschlagen. Diesem Betrage tritt noch der Traubenversandt binzu, welcher indessen wegen Concurrenz der ungarischen Trauben nicht so be deutend war alS sonst und mit 90,000 Mark eher ru hoch in Ansatz gebracht ist. So ist daS Ge- sammt-Facit der heurigen Obst- und Weinernte ein erfreuliches für den Winzer. Vom Trinker schweigt der Berichterstatter der „Schl. Pr ", der wir Die» entnehmen. — Neue» über dre echte Trüffel. Häufig hört man die Meinung äußern und kann sie sogar von Professoren gedruckt lesen, daß die Trüffel in Deutschland, in Oesterreich, in Ungarn, in ganz Italien rc. ebenso aut vorkomme wie in Frank reich. Die» ist vollkommen unrichtig und beruht auf der Verwechslung anderer Schwämme mit der echten Speisetrüffel. Diese kommt nur vor im mittägigen Frankreich und in Savoyen; die schwarze nordafrikanische Trüffel ist eine inferiore Abart der echten. Der werthvolle Knollenpilz entwickelt sich einzig in der Nähe von Wurzeln der Eiche, nawentllch von Huorcas pudt>scon5; nach Karsten sollen die Samen (Eicheln) der sogenannten Trüffel. Eiche Bäume Hervorbringen, welche die spontane Erzeugung der kryptogamen Knollen ver- anlaßten, waö jedoch billig bezweifelt werden darf Die künstliche Cultur der Trüffeln ist mehrfach mit Glück versucht worden; eingebürgert ist sie im südlichen Elsaß, und ist allenthalben bei franz. HandelSgärtnern sog. „Trüffelbrut" zu haben, nebst Anleitung zur Cultur. (Auch in Dresden wer den glückliche Zuchtversuche angestellt.) Jndcffen wollen die künstlich erzeugten Trüffeln der Quan- tität uach wenig bedeuten gegc,ffh«r den natik. lich wild gewachsenen,-deren ^Jagd" mit de»! Schwein oder Barbone (Hund) nicht blos eine Ln Sport, sondern einen einträglichen ErwerbSzweig bichet. Zugleich wirst die Production uud der Betrieb dieses Luxusgerichte» ein Helles Streiflicht auf die Hülssquellen Frankreich». Denn im Jehre 1872 hat der Erport an Trüffeln, also eine- ganz ohne Zuthun de- Menschen wachsenden Productrl. aus Frankreich nahezu 23 Millionen Francs be tragen ; in Folge der Zeitverhältuisse ist die Nach frage rapid gesunken, "der Werth der Ausfuhr be trug aber immerhin noch gegen 14 Million«, Franc« im Jahre 1877. Dabei werden für etw, IV, Million FrancS Trüffeln auS Savoyen em geführt. DaS Ausstichen der kostbaren Knollenpilzr ist eine ziemlich schwierige Arbeit und verlangt große Kenntniß des Wesen- derselben und der ihr Auftreten begleitenden Umstände. In fremtn, Forsten ist dazu eine Licenz nothwendig, welche ge- wöhnlich gegen einen Kanon, der in einer Natural quote deS Ertrages besteht, ertheilt wird. — Liebig'S Fleischextract. Da Nagt all« Wclt über ungünstige Zeitverhältniffe; anstatt aber dagegen diejenigen Mittel, welche wesentliche Erspar nisse berbeiführen, zu ergreifen, lebt so Mancher nn alten Schlendrian fort und will von den altgewohnten Sitten und Gebräuchen nicht abweichen. Bor allen Dingen wäre es sicherlich Aufgabe der Hausfrau, ihr HauShalts-Budget möglichst einzuschränken, ohne da durch den Körper zu vernachlässigen; jedoch svan man leider nur zu oft nicht am richtigen Fleck. Wo. trotz der großen Zufuhren frischen und präservinen amerikanischen Fleisches, sowie selbst lebenden Liehe» von Nordamerika, die Fleischpreise bei uns nach wie vor auf der bisherigen Höhe verharren, sollte man m der Thal zunächst darauf bedacht sein, sich wenigkni nach Möglichkeit gegen diese Calamität zu schützen, zumal wo daS Mittel zu diesem Zwecke durch du segensreiche Erfindung Liebig'S Fleischextract doch so nahegelegt wird. Letztere- ist bekanntlich über die ganze Welt in Millionen von Töpfen verbreitet und wird nur in einer und derselben Qualität und aner kannten Güte fabricirt, waS natürlich nur bei der größten Accurateffe und scharfen Controls, die man bei der Bereitung beobachtet, durchführbar ist. Manche Leserin wird sich sagen. eS sei am Ende kaum nöthig, Liebig'S FleischextracteS überhaupt noch Erwähnung zu thun, da dasselbe bereits seit geraumer Zeit in unendlich vielen Kreisen gern Verwendung find« und man die Vortheile desselben zu schätzen wisse; dennoch ist eS Thatsache, daß sehr viele Hausfrauen die un scheinbare braune Materie immer noch mit großem Mißtrauen bettachten und sich von dem Nutzen der selben gar keine Vorstellung machen. Ja, allerdings nur bei richtiger Verwendung hat Liebig'S Fleisch- extract den anerkannt großen Werth, indem erst dann besten Vorzüge und die dadurch erzielte große Er sparung in eclatanter Weise zur Geltung kommen - ein Umstand, der besonder- unter den augenblicklichen ungünstigen Zeitveihältniffen den Hausfrauen nicht genug ans Herz gelegt werten kann. — Ein Minen-Proceß um die Bagatelle vvn 20 Millionen Dollar» ist in San Francisco anhängig gemacht. Wie von dort gemeldet wird, bat ein Actionair der„Consolidated Virginia Mining Company" im dortigen 23. District-Gericht einen Proceß eingeleitct, um von I. C. Flood, I. W Mackey, I. G. Fair und der Mill u. Mining Co. sechsundzwanzig Millionen Dollars zu erlangen, welcher Betrag angeblich den Actionairen der „Consolidated Virginra Co." von den Beklagten durch deren Manipulation der Erze sowie dadurch, daß sie die Abfälle zurückbehielten, unrechtmäßiger Weise entzogen worden ist. Aus dem Statistischen Lmemr. Leipzig. 44. Woche. 27. Oktober bi-8. November Lebendgeburten: männl. 49, weibl. 57, zusammen 10«. Todtgeb. I. Todesfälle: männl. 24, weibl. 22, zu sammen 4«; dies giebt 17,0 pro Mille und Jahr. Unter den Gestorbenen waren 20 Kinder unter 1 Jahr und 5 von 2 bis 5 Jahr alt. In der innern Stadt starben 5, in der äußeren 3S, Ortsfremde im Krankenhause 2. Todesfälle kamen vor: an Scharlach I, Lungenschwindsucht 9. Lungen- und Lufttöhren-Ent- zündung K, anderen acuten Krankheiten der AthmungS organe 1, Darmkatarrh 3, Brechdurchfall 1, allen übrigen Krankheiten 25, durch Selbstmord l. LeteoroloxiMd« SsodLvktiwj;« «»k ä«r 4-olr«r8ltLt8-8rernrei»r4e »a l-«tp»t8 vom 27. Oelober die 2. bioeember 1878. ^ v - tz'L «--za» sL2 » ^ ' ^ sri L ^ > Z°- 27.! 8 739.40 -i- 9.8 89 88V 3 2 740.50 Z- 1L.0 76 8V 3 > 10 741.23 9.2 98 8 1 28. «742.18 .4- 8.4 96 8V 1 2 744.84 10.8 69 8V 4 10 744.40 !-l- 6.2 87 88V 3 L9. «743.75 5.4 87 8V L ! 2 744.18 -i- 9.4 56 8V 5 10 745.30 -s- 4.0 88 88V 3 80. 8 744.21 3.2 93 88V 1 2 742 71 -t- 8.0 68 8V 2 10 744 41 '-i- 3.2 90 kiV 3 31. k 746.55 1.2 85 8V 2 3 747.04 -ft 5.9 65 8V 4 10 748.64 '-l- 2.2 94 8 1 1. « 749.97 -i- 0.8 96 8V 2 2 751.18 -w 4.7 79 8V 3 > 10751.74 ff- 1.4 96 8V 1 2 6 752.11 -l- 0.7 96 88V 1 j 2 752 93 -i- 2.2 91 VKV 2 10 753.81 0.2! 100 V8V 1 > <>»« NUnm,I» be»SIlit fest trade devülkt li-oläis deMÜIKl deieölln bewölkt ft deeeülät lest trüb« trübe') volltiss l»»t trübe de«-ö»tt trübe ft s»8t tiübe trübe trübe ft 8»eri»el>. ft Vormittag* liefen von —10 llbr. äkenll-, V,9 Lbr liefen »nä Oreupeln. ft 8,ebts, iicl,mitt ig» und äbeiiils regneriscb. ft Srüb 8ek»ee, ^»ekmitlsgs u»«i ^benä» biebel.
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