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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.11.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-11-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187811053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18781105
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18781105
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1878
-
Monat
1878-11
- Tag 1878-11-05
-
Monat
1878-11
-
Jahr
1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.11.1878
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Eriche Utt täglich früh 6'/, Uhr. Redectt»» ,,» JvhanuiSgaste 88. Kmechsluateu »er tftdactto« vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 4—6 Uhr. Aamchme der für die nächst- tolaende Nummer bestimmte« Zierate an Wochentage« bis s Uhr Nachmittags, au Sonn- «L» Kefttage« früh bis V.S Uhr. 1, »e, Main, fiir Zal.X«uatz«e: Otto Klemm. UniversilütSstr. 22, Vmäs Lösche, «atharinenstr IS.p. M»r Via VF Uhr NWM.TaMM Aazeiger. OrM fir Kolittk, 8«algcschichtt, Haidts «ud Geschäftsverkehr. Attfl«ge 1L.L0O. L»«v»nm,»»»rtt« viertelt. incl. Vrinaerlobn k ML, durch die Post bezogen 6 ML Jede einzelne Nummer 2L Pf. Belegexemplar 10 Pf. Vediibrm für Extrabeilage» »tme Postbeiörberung 36 ML mit Postdcfbrberung 4b ML Inserate bgesp. Petttzeile 20 Pf OVößer« Schriften laut »userem PrriSverzeichniß.—Labellarilche: Satz «ach höherem Tarif, »ettawr, »ater »na vrvarttaaaßrt» die Epaltzeil« 40 Pf. Inserat« sind stet» au d. TePedVta, »u senden. — Rabatt wird «cht gegeben Gablung »der ^ 309. Dienstag den 5. November 1878. 72. Jahrgang. In Gemäßheit der zum Gesetze dom 5. Juli d. I. erlassenen AuSführungs-Berordnung von demselde» läge find auf den seitherigen Termin 1. November ». e. Grundfteaer« »ich» z« entrichte«, dagegen werden die hiesigen Siundstücksbesttzer aufgefordert, die für tztefe« Termin fSltgeu städtischen «dgadeu «»I rr» ^ dou jeder Gruudftrueretnhett »an diesem Tage ad dis spätestens 14 Tage «ach de«- s«i»e« an di« Siadt-Eteuereinnahme allhier — Brühl dl, im blauen Harnisch — »u bezahlen, da nach Ablauf dieser Fritz di« gesetzlichen Maßregeln gegen die Säumigen eintreten müssen. Leippg, den 30. October 1878. Ter «at» »er Stadt Leipzig. vr. Georgi. Taub«. Quittung und Dank. In Folge letziwilliger Berfügunq einer edlen Wohlrhälerin ist unS heute von bereu Erbe« di« Summe von Lrettauseud Mart überwiesen worden. Wir guiltiren über diese Schenkung mit dem Lu-druck herzlichsten Dank«-. Leipzig, am 1. November 1878. Die Arme»->«PaU Theodor Wagner, d. At. Lasßrer. Abwehr uub Lelehruug. Man wirst die Frage auf: Freunde und Feinde veSSocialisteu gesetzt- stimmen darin überein, daß nicht diese- und der Staat die Gefahren de- SocialiSmuS beseitigen können, vielmehr diese Ausgabe der Gesellschaft obliegt, theilS durch positive Schöpfungen (WohlfahrlSemrichtungen and Verbesserungen verschiedenster Art, Beseitigung von Mißständen und Mißbräuchen'», theilS durch Wege de- religiösen Sinne- und Belehrung. Alle- da- leuchtet ein. Eine große Frage ist aber nun u . A .: wessen Belehrung soll schon jetzt in Angriff genommen werden? An die bereit- aufgewiegelten Arbeiter- Lassen kann sich diese mit Au-sicht auf Erfolg -„nächst nicht wenden, selbst wenn, waS nicht der -all ist, die Mittel vorhanden wären, ihr dort Gehör zu verschaffen. Hat eine Feuer-brunst ein ganze- Ltadt viertel ergriffen, so verschwendet man auf nese» keine Mchmittel, sondern richtet seine Schutz- »aßregelu aus die umliegenden Straßen. Beinahe zw« Jahrzehnte lang haben wir den socialen Brand «gestört auslodern lassen, augenblicklich kann daher nur getrachtet werden, ihn von noch weiterem Umsichgreifen adzuhalten. Die bedrohten, zwar hier und da augesengten, aber meist noch rettbaren Theile find außer den vom Schwindelgeiste noch nicht ergriffenen Arbeitern ganz besonder- die tziqen nächststehevden Bürge rclasse n. Hier «össtiet sich ein reiche- Feld der Tbätigkeit, sowohl str jeden Einzelnen, der mit Arbeitern, über haupt ärmeren Elasten, in Berührung kommt, wie für die Presse, für UnterrichtSanstalten «ud -ilvung-vereine An diese letzteren tritt nun die Frage heran: wie sie sich Socialdemokraten gegenüber zu verhalten haben. Solche nicht in ihrer Mitte zu dulden, haben bereit- einige Bolksbil- duug-vereine beschlossen. „Der Bildung-Verein, Organ der Gesellschaft für Volksbildung , warnt jchoch vor Uebereilungen in dieser Richtung. Die Lage einzelner Vereine könne wohl zu diesem ex tremen Mittel nvthigen, zur allgemeinen und «bedingten Anwenduny empfehle eS sich jedoch nicht. — Wir können jedoch eine Gkfahr weniger m Strenge der Fernhaltung feindlicher, störender Elemente erblicken, al» in deren vertrauensvoller Aufnahme und Duldung, welche unS nur in den seltensten AuSnahmefällen und nur versuch- weise rathsam scheint. Einweuden ließe sich zwar, daß gerade Volks bildung-Vereine. wenn sie Leute anSschlvffen, welche -er Belehrung und Bekehrung am meisten bedürf ten. de« Schein der Unsicherheit, der Ohnmacht, m der Feigheit auf sich laden würden. Jeder mchtsocialip indessen, der öfter Versammlungen besucht hat, denen Socialdemokraten beiwohnten, vmv schwerlich deren Anwesenheit in Anstalten der Art bffürWorten Nicht die Möglichkeit tumultua- nscher Anftritte ist e-, »aS vorzugsweise da gegen spricht, sondern die Wahrscheinlichkeit, »aß trotz aller Bemühungen de- Vorstande- Mitglieder jener Partei eS bald dahin brin gen würden, da- Institut für ihre Zwecke zu mißbrauchen. Ein Volksbildung-Verein Vars, kann keineNrena, kein Schlachtfeld für Metnnng-kämpfe sein. Die Propaganda, Welcher Parte,Versammlungen künftig verwehrt swd, würde begierig die Gelegenheit ergreifen, unter den BereinSmuglieder« zu werben, und gewiß mit Erfolg. Kehlt eS ihr doch nicht an geschmeidigen Talenten, welche, die Zeitumstände berücksichtigend, behutsam zu Werke gehen und ein hübsche- Stück Arbeit vor sich gebracht haben würden, ehe der Vorstand einfchrerteu könnte. Die unverfänglichsten Themata würden ihr al- Nester für ihre Kukuk-- «er diene». Luch die Polizei könnte plötzlich Allem «in Ende machen. Wohl bewußt ist «nS, daß nicht jeder Social- »emokrat von jener bö-artigen Gesinnung erfüllt ist. die au- der Presse und Elubrede der Partei »«thentstellt und höhnisch un- entgegengrinst. So weit haben e- Gott fei Dank die Letzvirtuosen »och mcht gebracht, daß alle ihre Jünger eine- Siane- mit ihnen wären. Alle geistig regsamen Genossen haben jedoch die Taschen voll dialekti scher. von sehr geschickten Länden angefertigter Hieb. Stich- und Schußwaffen gegen alle- Be- uehende, denen, au- oft entwickelten Gründen, nichts gleich Schneidige-, dem gemeinen Mann dlicheS entgegengesetzt werden kann. Die «wart arbeitet zwar daran, die geistigen en für diesen Dienst zu schmieden und sich in ihrem Gebrauche zu üben, für den Geiste-kampf von Mann gegen Mann ist aber der Tag noch uicbt angebrochen. Vorerst müssen Schutzwälle und Mauern da- Ihrige thun. Unverblümt: — lassen wir doch ja ad von dem Wahne, daß mit der echten und in der Wolle gefärbten Social- demokratie zu pactiren wäre. An „Entgegenkom men" ist ihr durchaus Nicht- gelegen. Allen guten Willen auf unserer Seite verlacht sie al- „schwäch lichen Humanitälsdusel". Weder vom Gegner etwas lernen noch ihn etwas lehren will sie, sondern — die Herrschaft an sich reißen, um mit ihren wahn witzigen wirthschastlichen und politischen Plänen zu experimentiren. Zu diesem Zwecke sollen die hand- arbeitenden und bienenden Kliffen, also die unge heuere Mehrzahl jeder Nation, tue durch Rede-, Schmeichel- und Gaukelkünste leicht zu leitende Masse, gewonnen und die Umwälzung bewerkstelligt werden, wenn möglich auf parlamentarischem Wege, nothigensallS gewaltsam „Wir kämpfen mit dem Wahlzettel oder der Flinte." Wer nicht zur Socialdemokratie übertreten will, voll und ganz, ist und bleibt ihr Todfeind. Jede dargebotene Hand stößt sie mit Hohn zurück. K.ine Vermittelung, keine Versöhnung mit dem „Ord- nungSpöbcl" will sie. Ihre Schriften und Reden sagen laut und deutlich genug: wir „pfeifen" aus euch und eure ganze Wirtschaft, auf Nation, Staat, Gesetz, Religion, Sitte und Bildung. Ihre „neue Ordnung der Dinge", ihre „neue Welt" soll geschaffen werden, e- koste was eS wolle. — Solchem Feinde gegenüber ist die erste Pflicht: ihn adzuwehren. Ihn zu belehren und zu bekehren kann erst versucht werden, nachdem er sich über- zeugt hat, daß er aus dem eingefchlagenen Wege nicht vorwärts kommt und sein Machlbewußt- sein gebrochen ist. Alsdann wäre auch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß im Umgänge mit gemäßigten, verständigen Leuten die Nebel- bilder der socialistischen Zauberlaterne, welche den Anhängern bisher fort und fort vorgespiegelt wnrden, ihre Phantasie und ihr Urtheil gefangen hielten, nun, da diele Künste nicht länger geübt werden dürfen, allmältg erbleichen »nd ihren Reiz verlieren. Die völlig« Umkehr würde dann viel leicht ein Werk noch späterer Zeit sein P-ttttscht Uebersicht. Leipzig. 4. November. Der Schwerpunkt der politischen Lage ruht noch immer im Orient, wo die alte Rivalität zwischen Rußland und England in desorgniß- erregender Weise wieder hervorgetreten ist, um da zu Berlin mühsam geschloffene Frieden-Werk ernstlich zu gefährden. ES kann keinem Zweifel unterliegen, daß da- deutsche Eabinet sein ganzes Ansehen aufbieten wird, um die Anfänge veS Kriegsbrände- im Keime zu ersticken. Mit welchem Erfolg bleibt abzuwarten. Leider gewinnt eS den Anschein, al- sollte die beginnende Winter zeit einer stetig vorschreitenden Versumpfung der bestehenden „Fragen" Vorschub leisten. Damit ist denn Gelegenheit aeaeben, zu rüsten waS da- Zeug hält, um im Frühjahr — wenn nicht bis dahin ein Au-gleich gesnnden ist — mit Erfolg au da- Schwert apvelliren zu können. ES ist schwer, heute zu entscheiden, welche Prätentionen größer find, die Rußlands oder England-. Ob n»b wie sie sich erfüllen sollen, darüber weiß heute Niemand Antwort zu geben. ES giedt Epochen in der Geschichte, bei deren Beginn der Weltgeifi selber sich an dem Webstnhl der Zeit zu sitzen scheint; WaS er diesmal webt, „da» weiß kein Weber". Der „ehrliche Makler" wird ferner seine Pflicht thnn und darüber wachen, daß mcht Ruhmsucht und Nebcrmuth da- Moliv für einen Weltkrieg hergehen. AlS leidenschaft licher „Rusticus" pflegt Kürst Bismarck sich über feine politischen Pläne in Wald »ud Felo schlüssig zu machen, um daun die Welt damit zu über raschen, wenn die Stunde der That gekommen ist. Er ist am Sonntag in Berlin eingetroffen; bald nach der Vermählung der Eomtesse Marie mit dem Grafen Rantza« wird sich der Fürst wieder auf seine Besitzungen znrückbegeben. « * » Unser Bürgerthum muß sich viel mehr rüh ren, wenn e- mit Erfolg den Kamvf gegen die Revolution führen will Träge Ruhe, Unent schlossenheit sind die heftigsten Feinde eine- gesun den politischen Leben-. Ein neue- Zeuaniß da für, wie weit wir noch im lieben Deutschland da von entfernt sind, mit Erfolg an der Selbstver waltung theilzunehmen, beweist folgendes Beispiel. AuS dem Großherzogthum Baden wird der Kreuz Zeitung geschrieben: Bei der kürzlich erfolgten Stadtverordnetenwahl in Mannheim siegten bei der Abstimmung der dritten Elaste die Socialdemokraten mit L18 gegen 387 Stimmen, welche auf die Eandidaten der Fort schrittsdemokraten fielen. ES haben allerdings nicht einmal die Hälfte der Stimmberechtigten abge stimmt. Von den Liberalen wnrde keine besondere Candldatenliste aufgestellt. Trotzdem ist der Sieg der socialdemokratischen Liste und der Einzug von 16 Socialdemokraten in da- Stadtverordneten- Collegium der Handelsstadt Mannheim eine sehr beachlenSwerthe Erscheinung. Dw Wirkungen des SocialistengesetzeS können erst nach Monaten und Jahren sichtbar hervortreten; die entscheidende Antwort vnrd nicht früher, als bei den nächsten ReichStaaS- wahlen gegeben werden. DaS öffentliche In teresse an dem Gesetze kann sich vorläufig nur aus die Art erstrecken, in welcher die ExecuUvbehörden e« handhaben. In dieser Beziehung fehlt e- denn freilich schon jetzt nicht an sehr herber Kritik. Namentlich die radikalen Berliner Blätter, mehr Elser bewährend, al- Umsicht, toben über einzelne Verordnungen der Polizei, als sei die Axt an alle Grunbwurzelu de- verfassungsmäßigen Leben- gelegt. Bei ruhiger Ueberlegung wird man ernsthaft nicht den Vorwurf erheben können, daß die vom Bunde-rath-tische g-gebenen Versprechun gen völliger Loyalität in der Handhabung de- Ge setze- bisher irgend wie und irgend wo mißachtet worden seien. Die verbotenen Druckschrift i> und Vereine waren unzweifelhaft Werkzeuge der kom munistischen Agitation; auch die sechs Flugschriften Lassalle'S, welche saisirt sind, machen davon keine Ausnahme; sie haben einen rein aufreizend politi schen Charakter uns berühren in keiner Weise, waS ihr Autor auf wissenschaftlichem Gebiete ge leistet hat. Ein Hauptaugenmerk richten die Be hörden auf die socralvemokratischen GenostenschastS- bnchdruckereien. ES sind die- die Hauptherde der socialistischen Propaganda und wahre „Mufter- mstitute" für die Ausbildung zünftiger Agitatoren. G » * Der Erzbischof von Bamberg ist von Rom kommend wieder in München erngetroffen. Ob er Krieg oder Frieden in den Falten seiner Sou tane verbirgt'? Der Papst »st versöhnlich, in dessen die vatikanische Eamarilla sucht seine Pläne zu durchkreuzen, welche auf einen modus vivendi mit dem deutschen Reiche hinauslausen. Ita lien gegenüber hält sich der h. Vater selbst sehr reservirt. AuS Rom wird der „K Z " gemeldet: Rom. SO. October. Die Wirkung de- an Cardinal Nina geschriebenen Briefes ist in einem Punkte über die Erwartung und selbst den Wunsch de- heiligen BaterS hinauSgcgangen. Die in jenem Schreiben über di, Haltung der italienischen Regierung er hobenen Klagen haben nämlich in Villen frommen und hochgestellten Kreisen in Europa eine so wört liche, wo nicht übertriebene Aufnahme gefunden, daß als Echo eine ganze Anzahl von Einladungen in den Batican gelangt sind, in denen dem heiligen Later ruhigere und gesichertere Asyle angeboren werden. Leo XIII. hat nicht umhin gekonnt, aus diese rührende Aufmerksamkeit einigermaßen abwregelnd zu ant worten: er achte im höchsten Grade die Empfin dungen, denen solche Anerbietungen entsprängen, aber er halte den Auaenblick nicht für gerinnet, seinen Posten zu verlassen; vielmehr sei es ferne Pflicht, den Nachstellungen'seiner Feinde die Stirn »u bieten und da- Grab Petri vor ihrer Gier zu schützen. DaS wird die frommen Seelen wohl be ruhigen. Bor der Hand scheint eS indessen, al- ob ein andere- Grab hier in den Vordergrund de- Inter esses treten werde, al- da- Grab Petri, nämlich da- link- in St. Peter über einer beüenthür befindliche Grab von PiuS IX. Die den versöhnlichen Wegen Leo'- feindliche Partei thut ihr Möglichste», um Wall fahrten in große« Stil und mit so viel Geräusch und Pomp wie möglich nach jener Stätte ins Werk zu setzen, natürlich nur, um dem lebenden Nachfolger zu zeigen, wie tief die katholisch« Christenheit von der vortrefflichen Politik seine- tobten vorgänger- durchdrungen ist. HerauSforderuna und Kriegslist zugleich, ist der Plan dem Papste selbst wohl bekannt und damit schon seiner Spitze beraubt. Bon I»land her giebt eS jetzt Schwierigkeiten weaen der Besetzung de» erzbischöflichen Stuhle» von Dublin. ES müssen von dort bereit- Andeutungen arkommen sein, daß die dortigen „eifrigen Katholiken^ so etwa- von einem Homeruler zu haben wünschen, während Leo im Gegentheil in dem neuen Prima- sich eine Handbabe mr Erreichung seiner, da- ganze Jnselreich umfassen den Pläne schaffen möchte und sich deshalb nach einem Prälaten umsteht, dem da- Wohlgefallen der Regierung zur Seite stände. Im Unterhause zu Pest, bei der Vorlegung de- Berliner Vertrages wandte sich der ungarische Ministerpräsident Ti-za gegen die Behauptung, daß der Berliner Vertrag dw Occu- pation BoSaienS von einer dorgängigen Con vention abhängig mache. Der Ministerpräsident erklärte nochmals, daß er für die von der Regie rung befolgte Politik die Verantwortung über nehme. Der Minister de- Au-wärtigen (An- drassy) sei aber nur den Delegationen (zur Beralhung gemeinsamer Angelegenheiten beider Reich-Hälften) verantwortlich. Internationale Verträge, welche durch die berechtigten Fak toren zu Stande gekommen sein, könnten nicht von der Legislative eine- Staate- ange- fochten werden, ohne daß dadurch die Basis des gesammten internationalen Rechte» erschüttert werde. TiSza stellte auf da- Bestimmteste die Existenz einer in Reichstadt getroffenen Abmachung in Abrede. — Der Antrag de- Ministerpräsidenten, die Wahl der Delegation am Dienstag vor- zunehmen, wurde angenommen » Gras Beust, designirt für Pari», wartet noch immer in London die Rückkunft der Königin au- Balmoral ab, um ihr fein Abberufung-schrei- brn zu überreichen. Die» dürste in der letzten Woche diese- Monats geschehen, worauf sich der Gras nach Pari- begeben wird. Bevor er jedoch dort sich bleibend einrichtet, beabsichtigt er noch einen Abstecher nach Wien ru machen, um dort feine letzten BeihaltungSbesehu: in Empfang z» neh men — Gladstone's neueste Ansprache athmet denselben Geist, w»e alle seine Reden, die er seit Beginn der orientalischen Wirren gehalten hat. Der Türke ist und bleibt ihm mit Recht ein Greuel Er verurlheilt die Politik de- Tory« Eabinet- aus da-Schärfste. — Die Afghanische Frage wird in London sehr ernst ausgesagt. Man weiß, der Emir ist kein z« unterschätzender Gegner. 1839 und 1842 gab es in Afghanistan nocb gar keine reguläre Armee und kaum eme Artillerie. Diese ist jetzt sehr zahlreich und besteht zum Theil au- Krupp-Kanonen, die dem Emir von seinem russischen Alliirten zum Geschenk gemacht sein sollen. Schir Ali hat selbst Gewehr- und Ka nonenfabriken in Kabul, welche die alten Gewehre ohne Schwierigkeit in Hinterlader umwandel« und Kanonen der neuesten Eonstruction liefern Die erforderlichen Arbeiter, vielleicht auch da- Material, mag er, wie man schreibt, auS Tula erhalten haben; aber sie sind da Außerdem ist jeder Afghane ein Krieger, von Ingens auf im Waffen handwerk geübt, und die afghanische Rerterei tibertrifit durch Kühnheit und Gewandheit alle Cavalleristen der Welt. DaS Anfgebot aller Krieger der Nation (4,500,000 Seelen) wird den Emir an die Spitze einer Armee von 260,vvo stolzer, muthiger, fanatischer Kämpfer stellen, welche die Wildnisse, Gebirge und Pässe de» un wegsamen Lande» besser kennen, al- die Engländer Jede Niederlage, welch« den Engländern durch die Schwierigkeiten der Natur und durch die wilde afghanische Tapferkeit beigebracht wird, muß die an der Grenze bereit stehenden Russen in das Land locken, um da» von den Afghanen begonnene Werk zu vervollständigen. Wohl ist die Loge sehr ernst und eS kann daher gar nicht anffallcn, daß die Toryregierung zaudert, ehe sie den Rubicou überschreitet. Nur kommt die Neberlegnng etwa spät, wie da» der Fall mit ave« leichten Herzen ist. Der „Kölnischen Zeitung" wird au« London gemeldet, die Verhandlungen zwischen England und Portugal wegen Abtretung der Delagoa- Bai seien zum Abscdlnffe gelangt. England zahle an Portugal 600.666 Psd Sterl. ES solle sofort eine Eisenbahn von der Bai nach Transvaal angelegt werden. Lerliurr Lrirfr. Verli». 3. November. (Die Pläne des ReichtkanzlerS in der inneren Politik. D'e Finanzsrage in der Juftizorganisation. Die Socialdemokraten über di« Unter drückung ihrer neuen Journale.) Die Antwort de» Fürsten Bismarck auf das Schreiben de- Abg. v. varnbüler hat in den weitesten Kreisen und insbesondere unter den Mitgliedern der liberalen parlamentarischen Parteien gerechtes «nfseben erregt, lieber die Tragweite und Bedeutung der Erklärung des Reichskanzlers erhalten wil von zwei viel genannten Abgeordneten beachtenswertb« Zuschriften, di« wir ohne Eommentar mittheilen. Die erst, lautet: „Fürst Bismarck betont in seinem Briese
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