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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.06.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-06-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187806206
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780620
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780620
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1878
-
Monat
1878-06
- Tag 1878-06-20
-
Monat
1878-06
-
Jahr
1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.06.1878
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Achöffea-rrudl. Vorsitzender: Herr SericktSratd ObenauS, An' kläger: Herr StaatSanwalt vr. Wiesand, Berthei- tziger: Herr Adv. Freytaa l.. Schössen: die Herren Kaufmann Aua. Daum, Oekonom H. L. Voi«tländer, Buchdruckereibrsitzer W. Wirfina von hier und Haus besitzer Stieaer «eu. au» Neuschönefeld. Der 43 Jahr« alte, bisher unbestrafte Agent Fried- rich Anton Friedland von vier stand unter derAn- klaae de- vetrugS vor dem Schöffengericht. Der Angeklagte hatte seiner Zect für einen vor maligen Apotheker Gelder auSzuleihen gehabt und war »m Frühjahr 1876 mit dem Kaufmann Koftelitz bekannt geworden Friedland hatte sich schon der einem Besuch Kostelitz'S für einen vermögenden Mann auSgegeben. Eines Tage- kam Friedland mit einem gewissen Sch aale »u Kostelitz, stellte ihm Schaale als einen vermögenden Mann vor und trug cbm einen von dem Gärtner Moritz acceptirten Wechsel über 34b ,um Di-cont an. «ostelctz erklärte sich hierzu nicht bereit' allein Friedland beschwichtigte die Bedenken Kostelitz'S mit der Bemerkung, daß er daS Geld Schaale sübst geben würde, wenn er sein Geld nicht in Wechseln stecken hätte. Er übernähme die Theater- Garderobe und müsse mit einem Andern 10.000 Ihlr. Saution stellen. In einigen Wochen wäre die Sache im Gange, dann könne er daS Geld mrückerhalten, noch eh« der Wechsel fällig sei. Er muffe viele Leute «ngagiren und dazu brauche er sein Geld jetzt selbst. Koftelitz hielt diese Angaben für wahr und ließ sich nunmehr herbei, den Wechsel zu discontiren. Zur Verfallreit deS Wechsels wurde aber v»n keiner Seite Deckung geschafft, vielmehr mußte der Wechsel pro- teftirt werden. Koftelitz ging darauf zu Friedland und einigte sich mit diesem auf Zahlung von 300 .H, nachdem er vorher in Erfahrung gebracht, daß der Acceptant Moritz für das Schreiben der Accrpte zwei Tbaler bekommen habe. Die Vergleichssumme tollte in zwei Wechseln gedeckt werden; Friedland hatte jedoch nur den einen Wechsel über 100 eingelöst, auf den andern aber nickt mehr als 30 zu zahlen vermocht und war auf den Rest erfolglos auSgepfändkt worden. Der Angeklagte leugnete zwar die aus Kostelitz'S und der übrigen Zeugen Angaben beruhende Sach darstellung, nach welchen er sich dem Verletzten gegen über wahrbeitSwidriger Angaben zur Erlangung eines rechtswidrigen Vermögensantheils schuldig gemacht hatte' das Schöffengericht erachtete jedoch Fried- land des Betrug- für schuldig und verurtheilte ihn zu 8 Monaten Gefängniß und 2 Jahren Ehrverlust. Nachtrag. * Leipzig, 19. Zuni. Die in diesem Blatte veröffentlichte Erklärung einer großen Anzahl angesehener Bürger unserer Stadt gilt unS als ein höchst erfreuliche- Zeichen, daß die Wahl- bewegung für dte bevorstehenden Reichstags wählen in derjenigen Richtung in Fluß gebracht worden ist, welche jetzt allein als berechtigt zu betrachten ist, d. h. cm Sinne einer Verständigung aller, auf dem Boden der bestehenden Staats ordnung sich bewegenden Parteien Namentlich schöpfen wir daraus die Hoffnung, daß die kon servative Partei — angesichts deS, von einzelnen ihrer Mitglieder in jener Erklärung gegebenen Beispiele- — sich der Betheiligung an der Wahl nicht enthalten, noch weniger aber eine exclusive oder oppositionelle Haltung einnehmen wird. Viel mehr glauben wir in jener freien Vereinigung den Kern eine- Wahlcomitü erblicken zu dürfen, welche-, ohne sich streng und ausschließlich an die organi- sirteu politischen Parteien unserer Stadt zu binden, doch dieselben sämmtlich in sich aufzunehmen ge eignet ist. *Le«pzig, 19. Juni. Wir finden in mehreren Blättern Mittheilungen Uber Aufstellung von Candidaten zur ReichStagSwahl, die von conservativer Seite geschehen sein soll und die Namen zum Vorschein bringen, deren Träger mehr oder minder als prononcirt konservativ gesinnt gelten müssen. Solche Mittheilungen beziehen sich auf den Leipziger Landkreis, den Kreis Reichenbach- Mylau und den Kreis Frankenberg-Mittweida. Nach unseren Informationen sind diese Angaben mit großer Vorsicht aufzunehmen, da sie den wirk licken Verhältnissen nicht entsprechen und meist nur Wünsck-en AuSdruck geben, die in gewissen Kreisen gehegt werden. ES ist bekanntttch der Vorstand deü Reich-Verein- für Sachsen von der am Sonntag in Döbeln abgehaltenen Bersamm lung beaustragt worden, mit den Vorständen der anderen Ordnung-Parteien wegen Herstellung des Handinhandgehen- bei der Wahl, um socialdemo kratische Wahlsiege in Sachsen unmöglich zu machen, in Vernehmung zu treten und eS liegt bi« jetzt nicht das geringste Anzeichen vor, daß dieser Versuch zur An vahnung eine- gemeinsamen Vorgehen« der reich treuen Parteien ohne Erfolg bleiben wird. E- muß dabei nach unserem Dafürhalten völlig au-geschlossen bleiben, daß konservative Kreise von strenger Ob servanz aus eigene Faust mit der Proclamirung von Candidaturen Vorgehen und dadurch die anzn- strebend« Einigkeit von vorn herein unmöglich machen. Wa- im Besonderen den Leipziger Land kreis betrifft, so ist es ja wohl richtig, daß von einer Seite einseitig dazu verschritten wordm war, einen Eanditaten von streng conservativer Ge finnung aufzustellen, und die Liberalen einfach auf gefordert wurden, für ihn zu stimmen. So kann aber doch unmöglich da- gemeinsame Vorgehen der Ordnung-Parteien gemeint sein, im Gegentheil, eS wird sich darum handeln, den gemeinschaftlichen Eandidaten au- gemeinschaftlicher Berathung her vorgehen zu lasten und man wird au- dem Grunde da» Augenmerk auf Männer richten müssen, die mehr eme Mittelstellung einnehmen und nach bei den Richtungen hin Vertrauen genießen So weit wir unterrichtet sind, werden augenblicklich im Leipziger Landkreise von einflußreicher Seite Schritte vorbereitet, um da- Zusammengehen aller Ord- nungsvarteien auf jener angedeuteten Basis her beizuführen, und es sind zu diese» Behufe von Männern, die in der Stellung der konservativen und der liberalen Partei zu einander als völlig neutral gelten können, die Einladungen zu einer am nächsten Sonnabend, in Leipzig stattfindenden Versammlung erlaffen worden. Wir vertrauen zu dem Patriotk-mu- aller Ordnung-Parteien, daß durch ihr einträchtiges und ehrliche- Zusammen wirken hier wie überall in Sachsen der Schande vorgebeugt werde, die wir durch erneute Wahl- siege der Eommnnisten auf un- laden würden. * Leipzig, 19. Juni. Wir haben schon kurz über die Versammlung in Glauchau berichtet, in welcher Professor vr. Birnbaum zum Reich- tagS-Candidaten der reich-treuen Parteien im 17. sächsischen Kreise ausgestellt worden ist. DaS „Glauchauer Tageblatt" enthält in seiner Diens- tagS-Nummer einen ausführlichen Bericht über diese Versammlung und über die Rede des Prof Birnbaum, dem wir noch Folgendes entnehmen Prof. Birnbaum erklärte von vornherein, ein« tehe in dem Durcheinander von Aeußerungen und Kundgebungen der Gegenwart fest al- unverrück- >are« Ziel vor unserem Geiste: die Bekämpfung der extremen socialistcschen Partei ohne jeden Rückhalt und Verzug. Die Höhe der Bewegung gefährde das Vaterland. Die Frage sei: Sind außergewöhnliche Maßnahmen gestattet? Wa» ist etzt unsere Pflicht? darauf habe er nur eine Ant wort. Nach dem ersten Attentat auf den Kaiser »ätte er die Vorlage in der Fassung de- BundeS- ratheS nicht angenommen, — heute verstände eS ich von selber, in dieser Richtung scharf Vorzü gen; denn eS gelte, den Uebelständen ein Ende zu machen. Aber man dürfe auch nickt zu weit zehen. Indem aus einmal eine überreichliche Fülle reiheitlicher Gesetze gegeben worden, zu denen die Voraussetzung noch fehlte, sei ein Fehler geschehen ES müsse jetzt ein langsamerer Schritt in der Gesetzgebung eingehalten werden DaS allgemeine Wahlrecht berge große Gefahren; im Princip sei daö nicht mehr zu ändern ohne bedeutende Um wälzungen, aber eS laste sich in seiner AuSfübrung modisiccren, ohne daß e- selbst verworfen würde. In Bezug auf die gerade im 17. Kreise brennend gewordene wirthsckastlichc Frage äußerte sich Kedner dahin, Deutschlands nationale Zollpolitik müsse sein, mit den Nachbarn so zu verkehren, daß wir unsere Interessen schützen und un- nicht da- Hemd vom Leibe nehmen lasten. Bei der Reick-tagSwahl aber seien die Schlagwortc „Schutz zoll" und „Freihandel" nicht geltend zu machen. Er verlange ein Zollparlawent von Sachverstän digen, eine berathente Körperschaft, welche da- Zeug habe, die Interessen de- Landes auf Grund ihrer besonderen Qualifikation zu erkennen. Die Maßnahmen derselben müßten der Reichsregierung unterbreitet, ihre Urtheile vom Reichstage gehört und respectirt werden. Durch Enqueten allein sei Nicht« zu erreichen. Zollparlament, Re pressiv - Zölle, verständige-, allmähliche- Fort schreiten zum Freihandel, keine Ueberstürzung, neue Handelsverträge, die unserer Machtstellung entsprechen, Abschluß de-ZollthoreS gegen Die, welche nicht wollen und wider u>.s sind, da- seien die Grund sätze unserer Zollpolitik. Am Schlüsse seiner Rede betonte Prof. Birnbaum nochmals, daß er jeder einigermaßen geeigneten Vorlage der Regierung gegen die Ausschreitungen der Socialdemokratie zustnnmen werde, aber Bedenkliche- daran zu beseitigen, Cor- recturen vorzuuehmen, dürfe nicht verwehrt sein. Die Candidatur de- Prof. Birnbaum wurde hier auf einstimmig, auch von den anwesenden Confer- vativen, acceptirt. ES erklärten ihre Zustimmung unter Andern, auch die Abgesandten aus den Orten GerSdorf, Callenberg, Oberlungwitz, Hohenstein, Niederlungwitz, St. Egidien, BerthclSdors, Gesau, Ernstthal, Rothenbach, HermSdorf, Jerisau und AlbertSthal. — Der „Chemnitzer Zeitung" schreibt man au- Chemnitz vom 18. Ium: „Die hiesige Social demokratie hat adgewirthschaftet! Die Zeichen davon, daß die Partei in den letzten Tagen ganz enorme Schlappen erlitten hat, sind unverkennbar. Tagtäglich erscheinen in unserer Redaction Männer in schlichter Arbeiterkleidung und ersuchen un-, in möglichst schroffer Form ihren ehemaligen Gesin nungsgenossen die Wahrheit zu sagen. Nur die bodenlose Beschränktheit der Masten sei daran schuld, daß so viele sich noch an der Nase herum- sühren lassen. „Wir haben unS königlich gefreut", sagte vorgestern ein früherer Socialist, der jetzt zu den Bekehrten zählt, „daß Sie am vergangenen Sonntag der Gewalt mit Gewalt gegenübergetreten sind. Nur so sind diese Burschen, die ich ja von Grund auS kenne, zu curiren." — Dasselbe Blatt berichtet: „In der gestrigen zahlreich besuchten Versammlung deS Chemnitzer Arbeiterver eins bildete einen Theil der Tagesordnung eine Besprechung über die bevorstehenden Reichstags wählen. Die Versammlung beschloß an die von dem Verein der Liberalen für diese Angelegenheit ernannte Commission folgende Resolution abgehcn zu lasten: „Der Chemnitzer Arbeiterverein erklärt sich mit allen seinen Kräften zur Unterstützung eine- liberalen ReichStagScandivaten bereit unter der Voraussetzung, daß derselbe die bisher errun genen Freiheit-rechte de- Volkes entschieden zu wahren verspricht." * Leipzig, 19. Juni, von einem gewählten Kreise hiesiger Bürger nebst Frauen au- dem Be amten- und dem Kaufmannsstande wurde zur Feier der silbernen Hochzeit Ihrer Majestäten deS König- Albert und der Königin Carola am gestrigen Nachmittag auf dem bayerischen Bahnhofje ein solenne- Festessen veranstaltet, bei welchem den ersten Toast auf da- KönigSpaar Herr HandelSgericht-director I>r. Hagen und den zweiten, auf dcn deutschen Kaiser Wilhelm, Herr Oberstaatsanwalt Hofsmann ausbrachte, Trinksprüche, in welche die Versammelten sreudic laut einstimmten. Auch die angeregte Absen dung eine- BeglückwünschungstelegranimS fand so fort allseitiaen Beifall Weitere Toaste sowie ein von einer Festgenossin verfaßte- Gedickt, welches die Gachfentreue feierte, erhöhten, unterstützt von den ausgezeichneten Spenden aus Küche und Keller die freudig gehobene Stimmung der Versammlung. lH Leipzig. 19 Juni. Dre Königliche Amts- hauptmannschaft erläßt unter Hinweis aus die Bestimmung de- H. 8 de- Regulativs über da- öffentliche Tanzwesen an die Polizeibehörden und deren Organe strenge Aufforderung, jugend lichen Personen, namentlich auch Schulkindern den Zutritt zu Tanzsälen zu verbieten und etwaige Ungehorsame zur Bestrafung anzuzeigen. Den Wirthen selbst wird ebenfalls Bestrafung ange- Vroht, wenn sie den Besuch von Tanzvergnügungen durch Kinder oder Unerwachsene dulden, und da mit Recht; denn böse Beispiele verderben gute Sitten und de, der herrschenden Zuchtlosigkeit, wie ie sich vielfach in öffentlichen Tanzlocalen breit mackt, ist eS unbedingt nothwendig, jugendliche Personen von solchen Vergnügungen fern zu halten. HI Leipzig, 19. Ium. Gegen die Bekannt- mackungen de- Rathe-, daS Ausweichen der Fuhrwerke vor den Wagen der Pferdebahn wird vou Seiten der betreffenden Geschirrführer, wie man tagtäglich sehen kann, vielfach gesündigt und e- gelingt auch nicht in allen Fällen, die Zuwider handelnden sestrustellen und zur Verantwortung zu ziehen. Gelingt dies aber einmal, dann darf ein solcher widerhaariger Herr auch sicher darauf rechnen, daß die Behörden darin keinen Spaß ver sehen, sondern er ganz gehörig bestraft wird. So wurde vor Kurzem ein Droschkenkutscher Friedrich Wilh. K, welcher am 10. Sept. deS Vorjahre- einem Pserdebahnwagen auf der Kochstraße ZeugenauS- agen nach absichtlich in- Zeug gefahren war, so- mg diesem die Deichsel zerbrach, vom Königlichen GerichtSamt im Bezirksgericht, wegen Nebertretung der Rathsbekanntmachung vom 10. Februar 1876 auf Grund derselben in Verbindung mit tz. 366, 10 (— wer die zur Erhaltung der Sicherheit, Bequemlichkeit, Reinlichkeit und Ruhe aus den öffentlichen Wegen, Straßen unds Plätzen erlassene Polrzeiverordnung Übertritt, wird mit Geldstrafe bis zu 20 Thalern oder mit Hast bis zu 14 Tagen bestraft) zu 8 Tagen Haft rechtskräftig verurtheilt. ES könnte gar nicht- schaden, wenn derartige Be- Irafungen zur Warnung für Andere an die Oeffentlich- eit gelangten, da Biele in de», Glauben sich befinden mögen, als hätten derartige Uebertretungen nicht viel ans sich oder man könne mit einer kleinen Geldbuße davonkomwen. — Ein anderer Droschkenkutscher uhr am Montag ungeachtet aller Signale in die Pferde eines Connewitzer Pferdebahnwagen-, in- olge dessen eines der Thierc an einem Vordcrfuß >eschädigt wurde. Der Führer der Droschke ward alsbald von zwei RathSdiencrn in Beschlag ge nommen und dürfte ihm für seine grobe Fahr- ässigkeit der übliche Denkzettel schwerlich erspart bleiben. — In der ersten Wiederholung von „Onkel Bräfig" errang Herr August Iunkermann im Alten Theater einen eminenten Erfolg, der den schlagenden Beweis dafür lieferte, daß eS dem un vergleichlichen Reuter-Darsteller auch hier gelungen ist, das Publicum wie im Sturm für sich zu ge winnen. Das dicht besetzte HauS ließ nicht ab, den Künstler durch jubelnde Hervorrufe zu ehren. Sein urwüchsiger Onkel Bräfig, der sich unS beute im Alten Theater zum vierten Male vorstellt, wird daher voraussichtlich noch eine Reihe von Abenden da- Theater füllen. Morgen Freitag de« 21. Juni bringt unS da- Junkermann'sche Gast spiel im Neuen Theater zum ersten Male: „Bil der au- Fritz Reuter'SWerken": I. Hanne Nüte (Hanne Nüte'S Abschieds, II. Ut de Fran- zosentid (Die Versuchung), III. Ut mine Stromtid (Onkel Bräsig'S letzte Stunden), IV. Jochen Päsel, wat büst för'n Esel. (Nach dem gleichnamigen Gedicht von Fritz Reuter.) — Leipzig, 19. Juni. DaS am gestrigen Abende zu Ehren de- Ehejubiläum- unsere- KönigSpaareS in den gesammten Anlagen de- Etablissement- Kinvermann - Hcnner-dorf in GohliS abgehaltene große Fest-Concert hatte unter dem Einflüsse de- kurz vorher ein tretenden RegenS allerding- zu leiden, nicktS desto weniger aber war ein recht zahlreiche« Publicum am Platze verblieben und daS Aushören des RegenS gestattete auch, die mit Sorgfalt getroffenen Bor« ocreitungen für eine glänzende Illumination in Au-sührung bringen zu können. Die Dekoration der Gärten war eine prachtvolle, und einen beson der- erhebenden Eindruck brachte die Gruppe in der Mltte de« großen Garten- hervor, in welcher die Büsten deS Jubelpaare- aufgestellt waren. Sie waren umgeben von Pflanzen und Blumen und über ihnen prangte da- erleuchtete sächsische Wappen. Malerisch war der Anblick der Terrasse und de- kleinen Hügels, die in farbigem Lichtschmuck er schienen und die Harmonie veS Ganzen vollen beten. In dem Concert selbst kamen meist der Bedeutung de» TaaeS angepaßte Musik stücke zu Gehör; namentlich fand Musikdirektor Berndl'» neueste Composition „Zur Erinnerung an den 18. Juni" (Doppel-Quartett) stürmischen Beifall und wurde wiederholt verlangt. Als die Capelle de- 106. Regiment», welche unter Berndt'S persönlicher Leitung zum Schluß „Heil Dir im Siegerkranz" spielte, wurde aus der Mitte der Versammlung ein Hoch auf da- Jubelpaar auS- aebracht, in welche- die Anwesenden begeistert ein stimmten. — Am heutigen DonnerStag Abend finde in den „Drei Lilien" zu Reudnitz da- zweite Wochen «Concert von der vollständigen Capelle de- 106. Infanterie-Regiment! unter Leitung des Herrn Musikvire>-tor Bernd statt In demselben wird, zu Ehren de- Ehe jubiläum- de« König-paare-, da« Programm vor wiegend Musikstücke enthalten, welche der Bedeu tung de- Feste- anaepaßt sind. Es steht daher für heute ein genußreicher Abend zu erwarten. Da- Concert erleidet auch durch den etwaigen Eintritt ungünstiger Witterung keinerlei Unter brechung. da in diesem Falle der geräumige freundliche Saal zur Verfügung gestellt werde» wird. * Leipzig, 19 Juni. Bei dem gestern Abend beendigten VI. Leipziger PreiSschleßen sind im Ganzen 15,597 Schuß auf beide Schecbeu- zattungeu abgegeben worden (einschließlich der >ei der Becher-Cencurrenz abgegebenen Schüsse). Es entfallen davon auf Stand scheibe 933K Schuß, und zwar: 3285 am Sonntag, 4020 am Montag und 2027 am DienStag, und auf Feld- 'cheibe 6265 Schuß, und zwar: 2252 am Sonn tag, 2590 am Montag und 1423 am DienStag. Die Tage»prämien auf Standsckeibe er stellen : am Sonntag Herr Leutbecher (Leipzig) auf 195, Herr Kube (Bautzen) auf 106 und Herr Rätzer Borna) auf 101 Puncte, am Montag Herr Leut- »echer (Leipzig) aus 319, Herr Dckönfeld («chanda«) auf 193 und Herr Herbst (Großenhain) auf I4S Puncte; am DienStag Herr Leutbecher (Leipzig) auf 158, Herr Röger (Leipzig) auf 154 und Herr Schlieder (Leipzig) auf 142 Puncte. Die Tages prämien aus Feld scheibe erhielten: am Sonntag Herr Höffler (Leipzig) auf 179, Herr Singer (Kirchberq) auf 144 und Herr Länge Magdeburg) aus 132 Puncte; am Montag Herr Höffler (Leipzig) auf 259, Herr Ruder (Bockwa) aus 208 und Herr Kube (Bautzen) auf 202 Puncte; am Dienstag Herr Höffler (Leipzig) aus 243, Herr Sevffert juu. (Wurzen) auf 220 und Herr Häßler (Leipzig) auf 42 Puncte. — Festprämien auf Standscheibe erhielten: Herr Leutbecher (Leipzig) auf 672, Herr Schönseld (Schandau) auf 193 und Herr Röger eipzig) auf 154 Puncte, auf Feldscheibe Herr öffler (Leipzig) aus 681, Herr Seyffert 'Wurzen) auf 220 und Herr Ruder (Bockwa) auf 208 Puncte. — Bei dem gestrigen, in der Mittag-Pause abgehaltenen Festmahl nahm der Vorsitzende, Herr Reichenbach, Gelegenheit, in einer gehaltvollen Ansprache de« Hochzects- IubiläumS unseres KönigSpaareS zu ge denken und am Schlüsse ein Hoch aus da- Jubelpaar auözubringen, in welches die Anwesen den begeistert einstimmten. Auf allseitigen Wunsch wurde der Toast dem Hohen Jubelpaare telegra phisch übermittelt. — Den Beschluß de- ganzen festes bildete, wie bei früheren PreiSschießen und onstigen größeren Schützenfestlichkeiten, ein größere- Feuerwerk. Das gestern Abend abgebrannte -alle, trotz de- eingetretenen RegenS, an seinen prachtvollen Effecten Nicht- verloren, und stürmi- cher Beifall brach au-, al- da- Schlußtableau mit einem .V uud 6. (Albert und Carola) im Brillant ener strahlte. * Leipzig, 19. Juni. Seit einiger Zeit ist unter den Erzeugnissen der Industrie auch eine Maschine in Verkehr gekommen, die namentlich für unsere HauSsrauen und überhaupt für unsere Familien-Haushaltungcn einen nicht zu unter schätzenden Nutzen nnt sich bringt: eine Hlaeliinc; plisLe, zu Deutsch: Faltenleg-Maschine. Die Vorthecle der neuen Erfindung sind vielfache; vor Allem ist die Schnelligkeit und Accura teste, mit der die Maschine arbeitet und der billige Preis der zu fertigenden Arbeit in- Auge zu asten. Es sei in dieser Beziehung nur angedeutet, daß die Maschine in einer Stunde 100 bi« 200 Meter, je nach der Breite, faltet, ohne daß ein Zerreißen oder Verzerren der Stoffe statt- ände. Seit Kurzem ist nun eine solche Faltenleg-Maschine in der durch ihre reichhaltigen und gediegenen Erzeugnisse wohlbekannten Wäsche fabrik des Herrn F. Rosenthal hier (deren Per- kaufSgewölbe, Katharinenstraße 12, beilänfig bemerkt, bei dem gestrigen Ehejubiläum unsers KönigSpaareS eine äußerst sinn- und geschmackvolle Dekoration aufzuweisen hatte), aufgestellt und in Thätigkeit gesetzt und die fleißige Benutzung der selben von Seiten unserer Damenwelt dar; wohl als der sicherste Beleg dafür gelten, daß man der so praktischen Neuheit schon in Kürze den wirk lichen Werth beizumcssen verstanden hat. ID Leipig, 19. Juni. Wie der Zufall manch mal spielt. In dec Dien-tagnummer de- Tage blattes findet sich eine Notiz, in welcher erzählt wird, daß der Leipsiger Seilermeister Polter s. Z. inS Blaue hinein die Neuigkeit verbreitet habe, »n Pari- sei auf Napoleon geschossen worden und letztere- habe sich auch zufällig bewahrheitet. Ganz dasselbe kam kürzlich anläßlich deS zweiten A t t e n- tat- auf unfern Kaiser hier vor. Ein hiesiger Einwohner besuchte nämlich an demselben Nach mittag ein Local in der Sternwartenffraße und antwortete aus die Frage: wa- giebts Neue«? — mit der unschuldigsten Miene von der Welt: „in Berlin ist soeben wieder auf dcn Kaiser geschossen worden". Natürlich allgemeine- Gelächter über den „schlechten Witz". Eine Viertelstunde darauf verkündeten aus allen Straßen und Plätzen die AuSruser der Extrablätter in Wahrheit da« sen sationelle Ereigniß und au- dem Scherz war bitterer Ernst geworden. Am meisten wunderte sich natürlich der unfreiwillige Prophet, daß sich sein „Svaß" s» schnell bewahrheitet hatte, von einem Zusammenhang zwischen seiner Aeußerung und dem Attentat kann keine Rede sein; aber man ersehe hieraus, daß e- doch besser ist, vorsichtiger mit Neuigkeiten umzugehen, denn nur zu leicht könnten dann für solche schnelle Redner große Unannehm lichkeiten entstehen. * Leipzig, 19. Juni. Aus der ganzen Strecke zwischen Grimma und Wurzen eristirt bekannt lich noch keine Ueberbrvckung der Mulde, und es haben sich die Bewohner der auf beiden Usern ge legenen Orte bisher vergeblich um Herstellung einer festen Muldenbrücke bei Trebsen be müht. Auch im gegenwärtigen Landtage ist die Sach« wieder zur Sprache gekommen, ohne daß sie jedoch weiter vorgerückt wäre. Die Laupt- schwrerigkeit bildet die Ausbringung der auf etwa 200,000 Mark sich belaufenden Herstellungskosten: bei früherer Gelegenheit hatte die Regierung sich zur Tragung de- vierten Theiles dieser Summe
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