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Erscheint täglich früh 6'/. Uhr. >6««», »»» LrprE«, IotzamliSqaffr ZI »er SormMag« 1l)—12 Uhr. NachmtttagS 4—« Uhr. der sssr dir »ächft- N»mm« 9< stimmten a» «ocheata-en dt« Nachmittag«, >» Gonn- «tz -estlagn» fttchbt«'/.» Uhr. H» N» Fwcke, ftk I»1-Lm»»b»e: vtt» Me«»». Umverfttärspr. rr. 'lLSsche^a^ardmrstr.18.p Kipssgcr.Tageblatt Anzeiger. LMN flll Politik, Localgkschichtc, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage 15LO4. ^v«»,cmc»tt»rrt» viertelt. 4^/, 1 incl. Bringerlovu b «t durch die Post bezog« 8 Mt. Jede einzelne Nummer »4 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühr«, für Extrabeilage» sh«e Postbesvrbermrg 3« Mt. aät Postbesvrderung 4t Mk Laserete Lgesp Petttzrik ro Pf. Hroiitre Schriften laut saferem PreiSverzeichniß —Ladell arischer -Satz nach höherem Larif. Lectamr« »uter de» Rkv»rtt»«ßrtch di« SpaltzeUe 40 Pf. Inserat« stad sttt» au d. Gichevtel»» zu send«. — Rabatt »irb «PH4 gegeben. Zahlung praaauMarao««» -durch Po' »der öostvorschuß ^ 177. Mittwoch den 26. Juni 1878. 72. Jahrgang Bekanntmachung, hie Zahlung »an Maats- und «ommunalfteueru re. betreffen« Mit der für da« Eaflenwesen nöthigen Ordnung und Eonttole läßt eS sich nicht vereinigen, wenn Gteuermhler die von ihnen abzusührenden Staat«-, kommunal-, Kirchen- und sonstigen Steuern statt an die Gtadt-Steuer-Einnahme an die zu deren Empfang nicht berechtigten Eteuerboten zahlen. Wir haben unfern Steuerdatei, die Annahme von dergleichen Geldern bei Vermeidung sofortiger Entlassung untersagt und bringen Die« mit dem Bemerken zur llennlniß de« steuerzahlenden Publicum«, daß eine trotzdem an di« Boten erfolgte Zahlung im Verlustsalle vor nochmaliger Zahlung nicht schützt. Leipzig, den 24. Juni 1878. »er «ath der Stabt Leipzig. ' vr. Tröndlin. Mefferschmidt. Bekanntmachung. Die im Laufe de« Jahres 1863 mit Leichen Srwachsener, sowie die im Jahre 1868 mit Leichen von Kinder» besetzten Gräber auf den hiesigen Friedhöfen kommen im gegenwärtigen Jahre rum Verfall. Leipzig, am 18. Juni 1878. Ker Natb der Stabt Leipzig. — vr. Tröndlin. Wangemann. Anzeige. Die öffentlichen Prüfungen der Hebammen-Schülerinnen finden Donnerstag den 27. und Sonnabend den LS. d. M. jedesmal von 2—4'/, Uhr im Hörsaale de« Lrier'schen Institutes statt. Leipzig, den 25. Juni 1878. Professor vr. Oeäö. Versteigerung von Bauplätzen deS nördlichen Bebauungsplanes. Die der Stadtgemeinde gehörigen, den zwischen der Nordstrabe, Partheri der von letzterer in westlicher Richtung nach der Nordstrake führenden de» nördlichen vebaan«g»pla«es bildenden 18 Bauplätze, nämlich , Eutritzscher Straß« und gelegenen v«»bl«ck HL. Nr. lS. ,u 1L50,00 IM. Nr. L5. »U 1149,118 qm. Nr. SI. »u 935,55 qm B L0. - 1018,70 « - L«. - 883,80 . 3L. r 951^7 - B 31. - 1003,227 - - L7. . «74,80 - - 83. « 945,09 - « 22. . 987,75« L8. - 97LM5 « - L8. . 700,85» - - 84. « 1151,»0 - r « . L9. - 903F1 - 85. « 670,00 - « L4. - 887,438 « - SO. - 919^3 , - 3«. « «70,00 - sollen KannerStag de» S7. dies. Ma«. »an vormittags 10 Uhr a« im großen Saale der »lte» Waage, Katharinenftraße Nr. LS L. Stockwerk, z«« verkanse verstetaerl und es wird der VersteigerungStermm pünctlich zur angegebenen Stunde eröffnet, die Versteigerung selbst aber bezüglich eine- jeden der in obiger Nummerfolg« ausgebotenen Bauplätze geschloffen werden, sobald darauf rem weiteres Gebot mehr geschieht. Der ParzellirungSplan und die BersteigerungSbedingungen liegen in unserem Bauamte (Rathhaus. L. Stockwerk) zur Einsicht auS. Leipzig, den IS. Juni 1878. Der «ath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Eerutti. Gehet hin und thut desgleichen! —-f In vielen Gegenden unsere- deutschen Vater landes vereinigen sich jetzt die Arbeitgeber zu festen Verbindungen, um den Arbeitern, welche der revolutionairen Socialdemokratie sich angeschloffen haben, geschloffen gegenüber zu treten. Wir billigen dieses Vorgehen der Arbeitgeber gewiß, namentlich in so wett eS sich darum han delt, gegenüber den geschloffenen Vereinigungen der Arbeiter auch ihrerseits sich fest aneinander zu schließen. Nur darf eS bei oberflächlichen Maßregeln und Verboten nicht sein Bewenden haben; ein verständiger Arbeitgeber muß dieselben vielmehr so einrichten, daß sie den Beginn eines tiefer gehenden LäuterungSprocesse« bilden können. Wenn nun aber auS vielen Orteu un« gemeldet wird, dah die Arbett-eber re» tntzerlich und ohne alle- Weitere diejenigen ihrer Arbeiter, v« denen sie wissen, daß sie der Socialdemokratie angehören, auS ihren Etablissements entfernen, so will es uns scheinen, al» ob durch einseitige Durchführung einer solchen äußerlichen Maßregel der angestrebte Zweck nur schlecht erreicht würde. Die Maßregel kann ja auch umgangen werden, und die socialistischen Blätter geben bereit- die jesuitische Losung auS, DieS zu thun und die Arbeitgeber kräftig anzu lügen. So sehr wir damit einverstanden sind, baß unter allen Umständen die Agitatoren auS der Mitte der wirklich arbeitenden Bevölkerung ent fernt werden, so sehr möchten wir den Arbeit gebern rathen, den jetzigen günstigen Augenblick zu benutzen, Alles zu thun, um die anderen, außer halb der activen Agitation stehenden Arbeiter den Agitatoren zu entziehen, sie an sich selbst heran- zuziehen. Die neueste Verordnung deS königlich preußischen Handelsministers weist auf die Zweck mäßigkeit eines solchen Vorgehen- hin, uno zum Belege dafür, daß der Arbeiter solch ein kluges und menschenfreundliches Verfahren recht wohl zu würdigen weiß, wollen wir im Folgenden einen Vorgang anführen, der sich neuerdings in Berlin zugelragen hat. Vor einigen Tagen versammelte Herr Geh. Commerzienrath Schwartzkopff, Begründer und jetziger Direktor deS unter seinem Namen be stehenden weltbekannten Maschinenbau - Etablisse ments, sämmtliche Arbeiter des letzteren, führte ihnen in ernsten und ergreifenden Worten daS Entsetzliche unserer socialen Verhältnisse und die Verwilderung vor, wie sie sich durch das zwei malige Attentat aus da- Leben unseres allgeliebten Kaisers dargethan, und forderte, ohne irgendwie von der Socraldemokratie und ihren staat-gefähr lichen Zielen nur zu reden, seine Arbeiter auf, dem Kaiser ein Hoch zu bringen. Einstimmig und aus nahmslos schlossen sich sämmtliche Arbeiter dem Ruse an, und am Tage daraus erschien folgende Kundgebung deS Herrn Geh Commenzienrath Schwartzkopff: «DaS begeisterte einstimmige Hoch, welches unser« theuern Kaiser heule auS unserm gesammten Personal erschallte, aiebt UN- den erneuten Be weis, daß «S bei unser» Beamten und Arbeitern keiner besonderen Verbot« gegen die Vetheiligung an den wühlerischen Agitationen der Social demokratie bedarf; wir bringen jedoch hiermit zu Jedermanns Kenntntß, daß wir auch selbst das Halten und Lesen von socialdemokratischen Zei tungen und Flugschriften in unfern Fabriken auf keinen Fall ferner dulden. Berlin, den 18. Juni 1878." Zwei Tage darauf aber wurde Herrn Geh. Commerzienrath Schwartzkopff folgende-, von allen Arbeiter» deS Etablissement- freiwillig Unterzeich nete- Schreiben mit dem AuSdrucke innigster Ver ehrung und Dankbarkeit übergeben: „Als Beweis treuer Anhänglichkeit an Ihre Person und als Beweis, daß wir ihr« Worte vom 18. d. M. richtig verstanden haben, betrugen wir hiermit gern durch unsere NamenSunterschrift, daß wir mit den , Bestrebungen der Socral demokratie Nichts gemein haben, uns dagegen in jeder Weise mit dem von Ihnen Gesagten ein verstanden erklärt haben." Vorstehende Darstellung möge anderen Arbeit gebern eine Aufforderung sein, Alle- zu thun, ihren Arbeitern näher zu treten und sie an sich zu fesseln, anderentheilS aber auch gegen die Verführer ihrer Arbeiter mit der rücksichtslosesten Strenge vor zugehen! Tagesgeschichtliche Urberficht. Leipzig, L5. Juni.1 Der „ReichS-Anzeiaer" berichtigt eine Nachricht deS „Hannoverschen Courier" über die Verhand lungen, welche der Abstimmung de- BundesrathS über dre Auflösung deS Reichstags vorangegangen sind. Bei dieser Gelegenheit erfahren wir ari dem amtlichen Blatte, daß infolge der bekannten Veröffentlichung der „Karlsruher Zeitung" über die Bedeutung de- Auflösungsbeschlusses eine Correspondenz zwischen der Reichsregierung und der badischen Regierung stattgefunden hat. Da der „Reichs-Anzeiger" diese Thatsache einmal ans Licht gebracht hat, wäre es unseres Erachtens auch zweckmäßig gewesen, den Inhalt dieser Correspondenz mitzutdeilen. DaS Organ der badischen Regierung hatte u. A. — und die- war der Hauptpunct — erkärt: „Die der frei sinnigen Richtung feindlich gegenüberstebenden Par teien scheinen allerdings m der Auflösung und bevorstehenden Neuwahl des Reichstags bereits daS Anbrech«» ihrer Aera zu erblicken. Dazu giebt ihnen ab« schon der ausgesprochene Zweck des BundeSrathSbeschlusses keine Berechtigung." Soll man nun au- der Mittheilung des „ReichS- AnzeigerS", nach welch« die ReichSregierung die badische Regierung über die Veröffentlichung zu interpelliren für nöthig gefunden har, entnehmen, daß der BundeSrathSbeschtuß den der freisinnigen Richtung feindlich gegenüderstehenden Parteien jene Berechtigung doch giebt? Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" setzt ihre ProscriptwnSliste fort. Jetzt erschentt kein Gering«« atS der Staat-minister Delbrück aus derselben. Die Thatsache, daß Herr Delbrück in einem vorwiegend nationalUberal gesinnten Wahlkreise al» Eandidat ausgestellt ist, giebt dem freiwillig gouvernementalen Blatte Anlaß zu d« Vermuthuna, daß es vielleicht ein Ministerium Bennigsen-Delbrück sei, in besten Namen die Be seitigung de- Fürsten Bismarck betrieben werde. Wer zu lesen versteht, weiß, waS da- bedeuten soll. Wir haben üb« die- widerliche Gebühren kein Wort weit« zu verlieren. Regiftrirt sei nur noch der Stoßseufzer der „N. A. Z ", daß, wie sie fürchte, die Regierung sich leid« noch imm« damit schmeichle, mit der nationalliberalen Partei Hand m Hand gehen zu können. Die Regierung dürfte in d« Thal aut daran thun, endlich einmal ent weder jeden Zusammenhang mit der „N. A. Z ", an den mau im Lande thatsächiich noch imm« glaubt, »«zweideutig rurückruweisen, oder ab« der „N. A Z. die «wähnte Befürchtung zu nehmen. Die „Rat.-Ztg." bemerkt über denselben Artikel d« „Nordd. Lllg. Ztg.": „Bennigsen-Del brück! Zwei Name« von autem Klang. Wäre nicht die Persidie, die diese Zusammenstellung ein gegeben hat, so handgreiflich, «an möchte dem Büdner jener Truppe von Staatsmännern dafür danken. Also der ehemalige vom Reichskanzler als feine rechte Hand und sein treuest« Helfer belobte Präsident des Reichskanzleramts, Staat-minist« Delbrück, ist nun auch in die Liste der unnlanbten Ehrgeize- verdächtigen Politik« eingereiht worden! Wenn nun noch nicht dem deutschen Volke die Augen aufaehen üb« die Richtung, in welch« es durch die Verhetzungen gegen den Liberalismus getrieben werden soll, so verdient e- mit beiden Füßen in den Abgrund der Reaction zu verfinken In dem durch die Presse an die Oeffentlichkeit angten Circularerlaß de- preußischen inisterS de- Inneren über die Be kämpfung der Socialdemokratie befindet sich eine Stelle, die besonder- hervorgehoben zu werden verdient. Der Minist« verlangt einerseits die strengste Handhabung d« bestehenden Gesetze, anderersetts die Mitwirkung all« erhaltenden Ele mente der bürgerlichen Gesellschaft und fährt fort: „Diese Arbeit im Interesse de- Gemeinwohles wird freilich nur allmälig zum Ziele führen, zumal da, wo die Socialdemokratie bereits festen Fuß gefaßt hat. Wo ab« die socialdemokratische Bewegung «st Boden zu gewinnen sucht, wird, wie die Erfahrung zeigt, durch rechtzeitige Abwehr auch ein unmittel bar« Erfolg sich «reichen lassen." Der Minister giebt also zu, daß auch mit den jetzt vorhan denen Mitteln da- Ziel, wenn auch nur allmä lig, erreicht werden kann. Wie stimmt dies mit dem Höllenlärm d« gouvernementalen Presse üb« die Haltung d« nationalliberalen Partei bei der Abstimmung vom 24. Mai? Sodauu ab«. W« trägt di« Schuld da»».. daß die „rechtzaitme Ab- wehr", durch welche das Umsichgreifen der Gocial- demokratie überhaupt verhütet sein würde, nnter- lassen worden ist? Die „Germania" schreibt: „Wir haben daS Lassall e'sche Testament, datirt „Genf, den 27. August 1864", eingesehen. AuS demselben er- giebt sich, daß Herr Laffalle Herrn Bücher nicht nur daS literarische Eigenthum an seinen Schrif ten vermacht hat, sondern wir stießen auch noch auf folgende Stelle: „Mit den gleichen Bestim mungen vermache ich eine Rente von 556 Thal« Herrn Lothar Buch« in Berlin." Wir wissen nicht, ob Herr Buch« jemals in den Genuß dies« Rente getreten ist, aber nnmerhin ist es interessant, daß Laffalle im Jahre 1864 dem bereits t863 in den preußischen Staatsdienst getretenen Herrn Buch« eine solche Rente vermachte. Der „Dortmunder Zeitung" zufolge wäre die dortige ultramontane Part« geneigt, die Can- didatur deS altconservativen Frerherrn von vodelschwingh auf Bodelschwingh bei Mengede für den Reichstag unt« gewissen Bedingungen zu unterstützen. Da« liberale Wahlcomits habe im Verein mit dem liberalen Bürgerverem den seit herigen Abgeordneten Berger einstimmig wieder al- Candivaten proclamirt. Der „Ostdeutschen Zeitung" wird auS Ostrowo gemeldet, es sei am Sonntag in Kali sch bei Ge- legenheit einer katholischen Procession eine Revolte gegen Juden und Protestanten auSgebrochen! Die Synagoge und viele Kaufläden seien geplündert und 13 Personen getödtet worden; da-Militair sei eingefchritten. AuS Frankfurt a M, 23. Juni, wird gemeldet: Gestern Morgen starb im 80. Lebensjahr nach mehrmonatlichem Siechthum der Justizrath vr. jur Max Reinganum, dessen Name fett eine« halben Jahrhundert in guten und bösen Tagen mit der Geschichte von Frankfurt untrennbar vereinigt war. Geboren dahier am letzten Tage de- Jahre- 1798, in Göttingen und Heidelberg zum Juristen gebildet, ist « bereit- 1821 unt« die Zahl der hiesigen Advocaten ausgenommen worden. Seit 1841 war « Consulent der hiesigen Handelskammer und fast 50 Jahre stand er dem M A. v. Rothschild'schen Bankhaus« alS Anwalt zur Seit«. Nachdem « 1830 Mitglied d«S Vürgerausschusse» und wenig spät« Mitglied d« gesetzgebenden Versammlung geworden, wurde seine Thatigkeit wichtig für die innere Organisation und Gesetzgebung der Stadt. Bi« in die letzte Zeit gehörte er dem Collegium der Stadtverorvneten an. Seit den ersten dreißig« Jahren und besonder- seit 1848 trat « a« die Spitze der freisinnigen politischen Bewegung in Frankfurt Zum Congreß schreibt die ,^kreuz-Ztg ": Die vierte Sitzung de- Kongresses hat die Berathungen um eia wesentliche« Stück gefördert und wird sicher eine der bedeutungsvollsten all« Sitzungen bleiben Dank zuvor stattgehabten Besprechungen und Dank vor Allem der im Jntneffe de« europäischen Frieden- hoch anerkennea-werthe« Nachgiebigkeit von russisch« Seite kann die Abgrenzung de- künf tigen FürstenthumS Bulgarien als im Principe angenommen gelten. Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, daß dieses erfreuliche Resultat vor allen Dmgen der Friedensliebe und groß- mütbigen Opserfähigkeit deS Kais«- Alexander zuzuschreiben ist, welch« die Annahme der von Lord Beaconöfield bezüglich der südlichen Grenze Bul garien- und d« Besetzung der Balkanlinien durch türkische Garnisonen gemachten Vorschläge tele graphisch gestattete. Durch die Zustimmung Ruß land- zu der von Oesterreich - Ungarn unterstützten englischen Forderung hat erstereS dem Fürsten Bis marck, dem Congreß und Europa einen Dienst von hervorragender Tragweite geleistet; der Vorsitzende deS Congresies hat dadurch die öffentliche Quittung ib« seine diplomatische VermittelungSfähigkcit und ein „ehrliche- Maklerthum" erhalten, der Congreß elbst seine Autorität gestärkt, und Europa endlich ieht nach lSngerem „Hangen nnd Bangen in chwebender Pein" nun mit de« besten Hoffnungen d« wirklichen Erhaltung de- Frieden« entgegen. Faßt man die bisher erzielten Resultate der drei berathen den Congreßsitzungen und der zwischen denselben Legenden vertraulichen Besprechungen zusammen, o ergeben sich folgende Puncte alS diejenigen, welche als im Principe festgestellt betrachtet werbe,! können: Nordbulganen, daS künftige Fürstenthum, reicht südwärts bis rum Kamme des Balkan«. Südbulaarien, künftig Rumelien, erhält eine auto nome Verwaltung unt« türkischer Oberhoheit; die Balkanpässe darf die Türkei befestigen; in Rumelien »leibt d« Türkei da« Besatzungsrecht; Varna wird »ulgarisch, Sofia rumelisch, Burgas bleibt türkisch. > diesen Kernpunkten der Verständigung hat der zar die Zustimmung gegeben, zu anderen von min derer Tragweite wird sie erwartet; sie einzuholen ist. Oberst Bogoluboff, aus dem Gefolge des Fürsten Gortschakojs, nach Petersburg abgereist. ES kann keinem Zweifel unterliegen, daß die Annahme der vorstehenden im Allgemeinen jedenfalls mcht un- htigen, wenn auch im Besonderen vielleicht nicht iberall ganz correcten Festsetzungen einen Fort schritt in den Bcrathungen de- Kongresse« in sich schließt, wie solcher nach achttägiger Dauer de, ruhigem Erwägen kaum zu erhoffen war. Die bulgarische Frage ist ihrer Lösung ein gutes Stück näher gerückt und mit dies« Lösung, als der der wichtigsten und deshalb an die Spitze der Berathun- gen gestellten Frage, «scheint auch die Lösung der ge lammten orientalischen Frage um ein Wesentliche- ge fördert, wenngleich diese Lösung der Frage, wie un« dünken will, allerdings keine nachhaltige, sondern wiederum nur eine provisorische zu sein scheint. Dä nen« Rumelien wird nur allzu bald dem zu schaffenden FUrstenthum Bulgarien gleichen wollen und so dürften m abermals zwei odn drei Jahrzehnten die Verhältnisse im Südosten unseres ErdtheileS kaum anders liegen wie vor zwei Jahren. Im Augenblicke hat allerdings jed« Theil so viel er reicht, wie auf friedlichem Wege für ihn zu er reichen war: England und Oesterreich-Ungarn was sie »«langten, die Türkei mehr alS sie ver diente und hoffen durfte; Rußland zwar wenig«, alS eS nach kriegerischen Rechten zu fordern be rechtigt schien, «wer genug, um d« Zukunft im Orient ruhigen und festen Blicke- entgegen zu fthen. Ferner schreibt die „Nordd. Allg Ztg." zum Congreß: Von den verschiedensten Selten wird d« vierten Sitzung eine große Wichtigkeit beige- messen, indem mit d« principiellen Lösung der bayrischen Fragen jedenfalls die Hauptschwierig, keit gelöst ist. ES wird behauptet, englisch«se,lS sei die Zweitheilung Bulgarien- zur Vorbedmgung all« weiteren Verhandlungen gemacht worden Diese Behauptung findet wohl rhre Widcrtegnng durch da- viel erwähnte, im „Mode" veröffent lichte englisch-russische Abkomme« vom 30. Mal, in welchem diese Zweitheiluna von russisch« Seite bereit- angenommen ist, eS verlautet jedoch, Rußland habe seinerseits die Zustim mung au die Bedingung geknüpft, daß der süd »