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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.08.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187808199
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780819
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780819
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1878
-
Monat
1878-08
- Tag 1878-08-19
-
Monat
1878-08
-
Jahr
1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.08.1878
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/ «rjchektt früh S'/, Uhr. >O«rt«, «ch Oenr»«-, JvhallncSgsß« LS. Hrrchß»»tc» »er NevaeN»«»» -ornrittägs >0—N Uhr Nvchmittagü 4—« Uhr. »er für die nächst- Nummer hrMmminl an Wachnttage» bts ft Nachmittags, an Tonn- M -eftiagen srühdts Uhr D, »tv Klüür» siir -^X»«h»r: Uynm. Uorynsillüssft. rr. Loschr, Vcitharmenstr. 1«,p- «r dis '/^ vchr. Anzeiger. Orgau für Politik, LocalWkchk, Handels mid GcschLstSverkehr. Auflage 15,500. Aö»«i»e»e,r«vr»t, vlrttelj. 4h^ML, tacL dringertvhn 5 MH. »vrch di« Post bezogen v LN. Jede «tuzesne Stummer LS PH ^ «cheMtzemplar »o Ps^ täcdühr« für Lktradcüagen "ne Poftvesörderung SL ML Popbesvrderung 4L ML b-rsp. Petttzcrle 20 Pf Schriften laut »nserem Syerzeichnih, — Tabellarischer Satz nach h<herein Darif. »tttonn »MreSk« »«»»Moiutzttä, SpaNzol« 4, M Scher,* sind fl«» an d. «rEto, M j-den.^ Naöau «4M nicht gegebea. Zahlung pr»eaaw«r»»«l, oder durch PostvorfchuH. ^231. Montag den 19. August 1878. 72. Jahrgang. Vas SociaUsteugrsih. Da» Zustandekommen de« Social istenaesetze« hLaal im Wesentlichen von der nationalliberalen dann ab, welche voraussichtlich geschloffen dafür eatreteu wird, um mit den konservativen Fraktionen ch neuen Hause« der Vorlage die Annahme zu Men». Eine strenge sachliche Prüfung ist bei der Aothstande im Lande ein Ende zu machen. Daß dieser Nothstand besteht, weiß Jeder, der irgend «»mal dem wüsten Treiben der revoluttonairen Propaganda entgegengetreten ist, er kämpfe in Ach« oder Schrift, al« Beamter oder Richter zegen den socialistischen Heerbann. In denjenigen kmtren deS Reiches, in welchen da» politische Leben noch de« lebhafteren PulSschlaae« entbehrt und wo »a» Lürgerthum zur Selbsthülfe wenig Geschick zeigt -e» gilt die« desonderS von einigen Wahlkreisen Sach sa- — ist dieser Nothstand unzweifelhaft in gestei- -rrtem Maße vorhanden. DaS Bürgerthum hat die vocialdemokratie daselbst „um de« lieben Frieden« Villen" als eine berechtigte Partei anerkannt, die SehSrden haben vielfach der nvthigen Energie ent iebrt und in stummer Duldung zugesehen, wie selbst die Gemeindevertretungen von dem unheil- oollen Uebel inficirt wurden. ES soll nicht ge leugnet werden, daß darin ein beklaaenSwerther Mangel an Muth liegt. Da« neue Gesetz dagegen, vird den Behörden wie dem Bürgerthum eine ganz bedeutende Stütze sein und in den gefährdeten Wahlkreisen mit lauter Befriedigung begrüßt werden. Da» Gesetz muß, darüber kann kein Zweifel sein, mit Hilfe der liberalen Partei zur Annahme gebracht »erden und, wenn nicht alle Anzeichen trügen, «irb sie weder einen nutzlosen Streit darüber fthrru, ob daS Gesetz ein Ausnahmegesetz sei oder nicht — sie hat in allen ihren Wahlreden und Wahlprogrammen betont, daß sie die von der Klegiernng zu wirksamer Bekämpfung der Social- tenokratie ein »»bringenden Vorlagen durchaus nach ihrem sachlichen Inhalte prüfen würde — noch «Nb flr sich einzelne vesttmmrmgen des Entwurfs »nt doctrinairer Voreingenommenheit entgegen Kellen. Sie theilt gewiß mit der Regierung da- vestrcben, einem argen Nothstande m unserem Lvlkrleben ein Ziel zu setzen, und sie wird wo wie sich die dazu nvthigen Maßregel bl ln lzu , lasten, ohne da« Gesammtcapital unserer erwägen, treffen lc, . . Mischen Freiheit zu schmälern. Ohne eine slmrndirung de« Gesetzentwürfe- wird eS freilich nicht abaehen, und alle- Weitere hängt dann von der Stellung ab, welche die Regierung zu dieser »chmrn wird. Der besonnene Liberalismus, dem eS am Her liegt, den inneren AuSbau de- Reiche« thatkräs md schöpferisch zu fördern und sich bei aller be rechtigten Kritik nicht etwa blo« abwehrend zu verhalten, wie eS in den Neigungen der extremen Parteien liegt, wenn sie nicht alle Wünsche zugleicl m Erfüllung gehen sehen, wird seine Pflicht thun, voll und ganz, dafür bürgen die Stimmen in der Presse, welche immer lauter in diesem Sinne sicl erheben Einen bemerken-werthen Artikel bring dir „Weser-Zeitung", den wir im Wesentlichen hier folge» lassen: Wir stehen in einem Stadium, in welchem ein Ent schluß gefaßt werden muß. und wa« man mit Fug md Recht der früheren Vorlage vorwerfen konnte und deren Ablehnung nothwendtg machte, kann man bei dieser sorgsamen nicht al« einzigen Gesichtspunkt betrachten. Wer an den Motten: „Socialdemokra tische, soeialistische oder kommunistische, auf Unter -rabung der bestehenden Staat«- oder Gesellschaft« «rdnung gerichtete Bestrebungen" Anstoß nimmt, der bedenke, daß die Grenze zwischen Bestrebungen, welche vlf eine wirkliche wissenschaftlich zu begründende Besse rung von Staat«- und GesellschaftSzuftänden gerichtet knd, und solchen, welche al« gemeingefährlich dem Ber dvt und der Strafe unterworfen werden muffen, fein, und der böswillige revolutionäre Agitator ber Regel so geschickt ist, daß e- unmöglich ist, dieselbe so in bestimmten SesetzeSworten zu be zeichne», welche geeignet wären, den letzteren unschäd lich zu machen, ohne den ersteren den Weg »u der- und chinesisch« Gesetze wollen wir doch nicht schaffen. Ein Fortschritt gegen di« frühere Vorlage ist gemacht, und da« muß unumwunden anerkannt werden, daß die Polizei, einschließlich, wohlgemerkt, selbst der höchsten Instanz der Lande-polizeibehörde, m diejenige Stellung zurückgedrängt worden ist, welche ihr allein gebührt; sie ist nur aus den ersten Angriff »»d gn»,i auf die Regulirung eme« Jnteri- «chicnm- angewiesen, besten Recht«kraft von einem Richtersprnche abhängig ist. wenn derjenige, welcher davon betroffen wird, diesen anruft. Der Bunde S- rath und der Reichstag find damit von der ihnen in der früheren Vorlage, wir dürfen wohl sagen thörichter Weis» zugemutheten Thätigkeit entlastet. Ein ge schickterer Gesetzgeber hat e« verstanden, den einzigen en Schutz gegen polizeiliche Willkür, Nebelwollen, stand aufzunchten, der zugleich der Regierung «lbst den Zügel anlegt, der nicht entbehrt werden l. Da der Richter darüber zu entscheiden hat. ob ein den gemeingefährlich ist. dem Verbote unterliegen »der nicht, so wird eS weniger darauf ankommen x»ß da-, waS verboten werben soll, mit präcisv» Worten, wie Mord, Aufruhr re. bezeichnet wird, Wa iden unmöglich ist, alS daß dieser richterlich« Schutz d«S Erlaubten auf möglichst feste Grundlagen gestellt, und mit der nöthigen Unabhängigkeit auSgestattet werde. Ist diese Bedingung erfüllt, so fügt sich auch der Engländer ohne Anstand einem Ausnahme- resetze, und wir brauchen unS nicht zu sträuben, )iesem Betspiele zu folgen, welche« durch eine lange Praxi« approbirt worden ist, und können doktrinäre Zweifel an der Correctheit getrost abwerfen. Da ern höchstes Reichsgericht noch nicht besteht, so muß man, bevor dieser höchste Gerichtshof installirt ist, provisorisch mit emem Ausnahmegerichte auszu kommen suchen, und eS kann sich nur darum bandeln, »aß dieses Ausnahmegericht, und dann besteht ein sehr erheblicher Mangel der Vorlage, mit allen Attri buten richterlicher Unabhängigkeit auSgestattet wird, wenn auch im Schooße desselben durch geeignete Mitglieder der Standpunct, die geheimere Kenntniß und daS Bedürfniß der Regierung angemessen ver treten wird, damit der Richter auch von Zusammen hängen und thatsüchlichen Anhaltvuncten Kenntniß erlangen kann, welche sich für das öffentliche Plaidoycr nicht eignen. Es liegt aber auf der Hand, daß es keine Schwierigkeiten machen kann, die Vorlage in diesem Sinne namentlich durch Lerbietung regierungs seitiger Auswahl der Richter zu amendiren, und ist dies geschehen, so werden die Richter dieses höchsten Vertrauens in ihre Einsicht und ihre Objektivität sich auch würdig zu erweisen wissen. Wenn man dann diesen Schutz gegen Willkür, bösen Willen und falsche Auf fassungen erlangt, der Gesellschaft also diejenige Frei heit gewahrt hat, auf welche sie trotz eines vorhandenen NothstandeS noch Anspruch hat, so käme eS vor allen Dingen auch noch darauf an, im Gesetze selbst auch dagegen Schutz zu schaffen, daß hier eine Institution geschaffen werde, welche es einer weniger gewissen haften Negierung möglich machen würde, im Laufe der Zeit und unter veränderten Verhältnissen ein JnquifilionSgericht zu etabliren, welche- dazu bestimmt wäre, auch andere Parteien, al« diejenige, welche jetzt getroffen werden soll, weil sie gemeingefährlich gewor den ist, zu unterdrücken oder wissenschaftliche Be strebungen zu hemmen, welche ihr unbequem kverden. Da- Gesetz, welche» «tasten werden soll, ist dazu be stimmt. eine Lücke, wenn man will, im Strafgesetz buche auSzufüllen, Handlungen zu verbieten und zu strafen, welche der «Il^omeine Codex nicht für strafbar erklärt hat. ES geschieht die-, weil eine bestimmte, prononcitt hervortretende Agitation sich diese Straflosigkeit zu Nutze gemacht hat, um eine Thätigkeit zu entwickeln, die nicht geduldet werden kann. Daraus folgt, daß wir es in der That mit einem Ausnahme-Gesetze zu thun baden, welches nur durch einen ausnabmSweisen Nothstand gerechtfertigt und notbwcndig erscheinen könnte. Wenn dieser Nothstand aufhötte, würde daS Gesetz unnöthiq werden, man könnte ohne Gefahr zum gemeinen Rechte zurückkehren. Wann dieser Zeitpunkt eintreten wird, kann Niemand VorauSsehen, kann also im Gesetze nicht festgesetzt werden. Weil aber auS dem ganzen, auf specielle Fälle berechneten Gesetze keine dauernde Jnstrtution werden, am wenigsten aber eine Hand habe für andere Gelüste durch dasselbe dargeboten werden soll, und weil darüber, ob ein solcher Noth- ftand noch vorhanden, nur allein die Landesvettre- tung Richter sein darf, so muß die jetzt zusammen- tretend« Landesvertretung dafür sorgen, daß, wie sie selbst unzweifelhaft ihre Genemigung ertheffen wird, die Vollmacht, welch« die Regierung durch daS Gese erhält, rechtzeitig auch wieder erneuert werden mu oder erlischt. So weit die „Weser-Zeitung". Ob der Reich- tag alle Wünsche der Regierung gut heißen wird, bleibt abzuwarteu. Ganz ohne Beschränkungen wohl kaum. Jedenfalls wird die nationallibcrale Partei sich bei Beurtheilung jeder einzelnen Be stimmung nur von sachlichen, da« Gemeinwoh fördernden Gesichtspuncten leiten lasten, und bei einem verständigen Entgegenkommen seiten« der Re gieruna dürfte da- Zustandekommen deS GesetzeS kaum bezweifelt werden Tagesgeschichtliche Aeberftcht. Let-,1-, 18. August. Da« letzte Bulletin über da« Befinden de« Kaiser« lautet: Teplitz, 17. August. Se. Ma jestät der Kaiser hat gestern mit der großherzoglich badischen Familie eine Spazierfahrt in die Gegend von Dux gemacht. Da« Befinden d«S Kaiser« ist fortdauernd ein gute«; für heute ist ein Armwaffer bad und ein Vollbad angesetzt. Man erwarte hier in ungefähr 8 Tagen da- Eintreffen de- Kron prinzen Rudolf von Oesterreich. — Gestern Nach mittag um 3 Uhr empfing der Kaiser den Hof marschall Grafen von Eulenburg, welcher von Homburg hier angelangt ist. AuS Krssingen wird vom 16. August ge meldet: Der NuntiuS Masella hat sich heute Vormittag nach 1t Uhr zur „alten Saline" be geben und hatte dort wiederum eine längere Unter redung mit dem Fürsten BiSmarck. Die Familie de« Fürsten machte inzwischen Besuche und besorgte Einkäufe. Wahrscheinlich erfolgt die Abreise morgen gegen Abend DaS Aussehen de- Fürsten ist frischer al« vor der Cur, obgleich er damals ge bräunter auSsah. Vorgestern ist unter dem Namen eine« Lord Culloden der Herzog von Cam- . Wie eine Begegnung der englischen. KÄnigSsamjlie in der nächste« Woche hier oder in Cobnrg staufinben. UebcrVeränderungen in den Berliner Mtn»-- terien wird der „M. Z." gemeldet: Wir ge wahren, daß unsere neulicheu Mitteilungen Üver geplante Veränderungen im preußischen Handelsministerium und im ReichSkanz- edamt jetzt von anderer Seite alS zutreffend au-gegeben werden. Die Officiöseu hatten nicht- Eiligere- zu thun, alS den größten Theil unserer Angaben für völlig falsch auSzuschreien. Es bleibt also dabei, daz die Abteilung für andel und Gewerbe vom Reffort d«S Herrn lkaybach abgetrennt wird und aus den Präsi denten deS Reichskanzleramts, Staatsminister Hof mann, übergeht. Hiernach wird Letzterer tatsächlich preußischer Handelsminister, wodurch er, al« Chef de« Kanzleramt-, mit preußischen Interessen aus« Engste verknüpft wird. DaS Alle- ist übrigen- im Werden begriffen und e« kann leicht sein, daß bi« zur Ausführung de« Projekts noch Aenderungen beliebt werden. Der IustizauSschuß de- BunveSrathS hat in seiner letzten Sitzung bereit- die vier ersten Paragraphen de« Sozialisten-Gesetze- an genommen. DaS Hauptbedenken hat sich der „N.-Z." zufolge bei der Debatte gegen da« ..ReichSamt für Vereinswesen und Presse" gerichtet. Namentlich soll Bayern und nicht minder Württem berg und Sachsen sich dagegen erklärt haben. Von verschiedenen Seiten wäre da« künftige Reichsgericht an Stelle jene« Reich-amte- al« Beschwerde - Instanz vorgeschlagen worden, ein Vorschlag, der noch keine Berücksichtigung fand. Auch ein anderer AuSweg, welcher gegen die besorgten Eingriffe in die innere Verwaltung der Einzelstaaten dadurch schützen sollte, daß man denselben eine Mitwirkung bei der Bildung de« ReichSamteS zugestehen wollte, fand nicht die er forderlich« Zustimmung. Mit der Annahme der vier ersten Paragraphen hatte man sich für da« Princip de« Gesetze- m dem Ausschüsse entschieden. Die Berathung ist wieder ausgenommen worden und man hoffte sie bald beendigen zu können. Die entscheidende Plenarsitzung sollte alSdann, wie dasselbe Blatt hört, am Montag oder spätesten- Dienstag statt finden. Zur ReichStagSsession schreibt die ,.N^A Z ": Wenn sich zur Zeit auch noch nicht übersehen läßt, welche Vorlagen dem neu ge wählten Reichstage im künftigen Jahre bei seiner ersten ordentlichen Session zugehen werden, so kann man doch einige Gesetzentwürfe, welche von de« vorigen Reichstage unerledigt gelassen sind, als sicher wiederkommend vorauSsehen. Dahin gehör istik. Dm bridge hier angekommen man hört, wird der Gesetzentwurf der Waarenstat ReichSkanzler-Amt beabsichtigt, setzt den Entwur zu rcvidiren und hierbei die im Reichstage erhöbe neu Bedenken zu beseitigen. * * * In Ci«-- und TranSleithanien herrscht Angst und Schrecken, Furcht und Sorge. Und in der That die österreichisch-ungarische Armee steht vor der Alternative, einen Winterfeldzug gegen Türken, BoSniaken, Serbin und Monftnegriner zu führen, oder ruhmloS in die Doppelmonarchie zurückzukehren. Die heftigen Kämpfe, welche die Oesterreicher überall zu bestehen haben und die schwere Niederlage, welche die 20. Division erlitten, scheinen in Regierungskreisen eine solche Bestürzung bervorgerufen zu haben, daß alle ausführlichen Berichte dem Publicum vorenthalten werden. E« wiederholt sich hier dieselbe Erscheinung, wie im russisch - türkischen Kriege. Die Niederlagen werden erst dann eingestanden, wenn der Schaden zum Theil wieder gut gemacht ist. AuS dieser Ursache wurde gestern die „Neue Freie Presse" in Wien confi-cirt. Gestern wurde eine neue Niederlage mit officiöser Vertuschung wie folgt gemeldet: Wien, 17. A««st Tiner von der 20. Truppendivifion eingelaiHten telegra phischen Nachricht zufolge wurde dieselbe gestern Vormittag von einer bedeutenden Macht in ihrer Stellung bei Doboj am rechten Ufer der BoSna anaeariffen und hat, obgleich unter empfind lichen Verlusten, alle Angriffe abgewiesen. Den Ernst der Situation zeichnet die „N. Fr. Pr." wie folgt: „Ist es etwa Zufall, daß in der Herzegowina, wo das qroßentheils mohamedanische Mostar die Division Jovanovic freundlich empfing, der Haupt sammelplatz der sich täglich mehrenden bewaffneten Banden im südöstlichen, an Montenegro grenzenden Theile des Landes liegt? Ist es Zufall, das in Bosnien unser linker Flügel, der m der Näh« der serbischen Grenze vorrückte, auf die zahl reichsten Feinde stieß und zurückweichen mußte, obwohl er mit bedeutend geringeren natürlichen Hindernissen zu kämpfen hatte als das Haupt- corvs? Wenn wir lesen, daß gestern in Nikfic der Fürst der Schwarzen Berge eine Zusammenkunft mit den hervorragenden Häuvtlingen der Herzegowina hatte, daß Serbien sein „BeobachtungscorpS" an der Drin» fortwährend verstärkt, muß da nicht der Ver dacht rege werden, daß bereits montenegrinische und serbische Freiwillige gegen unS kämpfen, wenn man H auch in Lettin je und Belgrad leugnet und die größte Liebenswürdigkeit gegen Oesterreich beuchest? Bestätigt sich unsere Vermuthung, so »leibt vrinahe nicht- Andere- übrig, al» daß Oesterreich die Serben und Montene- >»»ner für die Frechheit züchtige, die sie ich erlaubt haben. Wohin aber kann daS führen? Äst Montenegro nicht daS Schoßkind Rußland-, und wird Rußland den Liebling »m Stiche lassen ? Wird Italien ruhig rusehen. während wir auf der Balkan- Halbinsel qns herumschlagen? Wo bleibt bei olchen Aussichten der Werth unserer auswär tigen Politik, die ja jetzt die Probe bestehen oll? Immer, wenn er in den Delegationen an- »egriffen ward, kielt Gras Andrassv als Schild die gehauptung vor, seine Politik fordere keine Opfer, ie habe den Kneg vermieden und Oesterreich den Frieden erhalten. Wie steht e« jetzt mit diesem Kriterium seiner Staatskunft? Wir bringen bereits die schwersten Opfer, in Bosnien und der Herzego wina fließt das Blut unserer LandeSkinder, und neue, größere Conflicte drohen auS der Okkupation zu er wachsen. Die Politik, die während deS russisch-tür kischen Krieges mit Rußland liebäugelte, um durch »en Frieden von San-Stefano belehrt zu werden, daß sie in arger Täuschung befangen war; die Politik, welche ledes energische Eingreifen in die orientalischen Wirren ablehnte, so lange es an der Zeit war und wahrhaften Nutzen schaffen konnte, um später einen Theil un serer Wehrkraft zu unklaren Zielen auszubieten; die Politik, welche, statt vor zwei Jahren in Serbien eiu- zurücken und den Brand auszutreten, ehe er um sich griff, heute in Bosnien einmaschirt und neue Kämpfe entzündet, deren Ende nicht abzusehen ist — diese Politik und nicht die Division Ezapary hat zwischen Dolny Tuzla und Doboj eine Niederlage erlitten." Die Türkei schürt den Widerstand der auf dem Congreffe verlorenen Untertbanen gegen Oesterreich frank und frei. Fast scheint es, al« wolle sich die Pforte überhaupt der Ausfüh rung der Verträge entziehen. Die Unterredung zwischen Feldzcugmeister Baron Philipps dich und Hafiz Pascha hat zu keinem Ergebnisse ge führt. Der türkisch« General, dessen Stellung in Serajewo nicht ganz Nar ist, weil man nicht weiß, wie viel Einfluß Hadschi Loja aus seine Maßregeln nimmt, ersuchte den Commandanten de« österreichischen OccupationS-Corp«, den Vormarsch einzustellen. E« ist dies da« nämliche Verlangen, welche« der Sultan bereit- iu England erhoben Mt Von Seiten de« türkischen Herrscher- — chreibt die „N. Fr Pr." — war die Forderung ettsam, da seine Vertreter den Berliner Friedens vertrag unterschrieben haben, welcher Oesterreich zu der Besetzung BoSnienS und der Herzegowina ermächtigt. Hafiz Pascha aber begründete sein Ersuchen mit der Erklärung, er habe von der Pforte noch immer keine Instructionen und wisse daher nicht, wie er sich der Occupatio» gegen Über zu verhalten habe. Baron Philippovick» konnte ihm vom militairischen Standpunkte nicht gut eine andere Antwort geben alS die, daß er den Vormarsch sortsetzen werde; allein e« ist leider nicht daran zu zweifeln, daß die Hoff nung, unsere Truppen würden ohne weiteren Wider stand in Serajewo einrücken, eine vergebliche war Hafiz Pascha hat zwar die Proklamation de- Keld- zeugmeisterS mitgenommen, uin sie in der bos nischen Hauptstadt bekannt zu machen, allein wir versprechen un« wenig Wirkung von ihr. Die Versicherung, daß die Oesterreicher al« Freunde kämen, wird heute, nachdem bereit« eine Reihe blutiger Gefechte stattgefundeu. keinen Glauben finden, und die Verständigung zwischen Oester, reich und der Pforte, die unter allen Umständen dem Einmärsche hätte vorauSgehen sollen, hängt noch immer in der Luft. Wenn sie jetzt auch er folgt. so kommt sie zu spät. Da« vergossene Blut wird durch sie nicht abgewaschen, die ent- von Navnice, oer «ngrisi aus vaniatura beweisen, daß unfern, OccupationS-Corp- noch schwere Kämpfe bevorstehen. Die „Polit. Corresp." veröffentlicht folgende Meldungen: AuS Konstantinopel. 17 d. M.: Der Fürst von Montenegro wendete sich tele- graphisch an den Großvezir und verlangte von der Pforte die Durchführung der Montenegro betreffen den Bestimmungen de- Berliner Vertrage- und den Austausch der betreffenden GebietStheile Trotz der höflichen und versöhnlichen Form dieser Depesche soll diePsorte unter Berufung aus die Abneigung der mohamedanischen Bevölkerung gegen die monte negrinische Herrschaft wenig diSponirt fein, die Räumung der Montenegro zugesprvchenen Terri- torien zu verfügen, und sieht man die Entstehung neuer SchwieriAeiten voran«. — Nach in Pari« umlaufenden Nachrichten hat die Türkei eine Rote an Griechenland gerichtet, in der sie alle For derungen Griechenland« kurzweg ablehnt Der Schatten der Wjera Sassulitsch wan delt durch die Straßen der Czarenstadt an der Newa. General Trepofs, der gefürchtete Polizei chef von Petersburg, ist noch nicht von seiner Wunde, welche ihm die Wjera Sassulitsch beige bracht, geheilt, al« bereit« ein neue« Attentat aus einen der höchsten Würdenträger der russischw
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