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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.09.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187809047
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780904
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780904
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1878
-
Monat
1878-09
- Tag 1878-09-04
-
Monat
1878-09
-
Jahr
1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.09.1878
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hatte eine Anzahl Damen sich einen Platz zum Beschauen der Festlichkeit zurecht gemacht. Anne volle Schönheit und Weihe erhielt der nunmehr beginnend« Festact durch den goldigen Glanz, den die hellleuchtende Sonne aus die ganze «eite Hestversammlung warf. Der Weiheact begann mit dem allgemeinen Ge. saug de- Lutherliede« „Eine feste Burg ist unser Gott", worauf Herr Pfarrer und Professor vr. Fricke in geistlichem Amtskleide die ans der Terrasse de- Museum- erbaute Rednertribüne be trat und folgende Ansprache an die Versammlung richtete, die wir wörtlich wiedergebe«, da sie, ob gleich der Festredner -ferne Stimme stark erhob, doch nur von wenigen Nahestehenden hat vernom men werden können: Theuer« Feftgenoffen! Fast in derselben Stund« find wir zu festlichem LuSzug unter de« Geläut der Glocken und unter dem Geleit der durch di« Wolken durchgebrochenen Sonne hier versammelt, in welcher unser helden- müthiger Kaiser vor 8 Jahren vom Schlachtfelde um Sedan die Nachricht in die Heimath sandte: „Die Lapitulation, wodurch die ganze Armee in Sedan krim-gefangen, ist so eben geschloffen, — (es war Nachmittag V,2 Uhr) — der Kaiser hat sich mir er geben, — welch' eine Wendung durch Gotte- Führung!" Ein Aufblick »um Herrn der Herren, der die Geschicke der Völker wie der Einzelnen lenkt, war daS Geleit einer Botschaft, wie sie neben Allem, was vorherging und folgte, entscheidender einem Volke nicht gebracht werden konnte. Und wo ist ein großer Erfolg in jener großen Zeit errungen worden auch sonst, da nicht unser im echtesten Sinne frommer und demüthiger Kaiser Gott allem die Ehre gegeben hätte? Und wie er, so stand und steht im Großen und Ganzen das deutsche Volk selbst, — so stand vor Allem da- deutsche Volk in Waffen, daS auf den er schütternden Schlachtfeldern jener Zeit unserem deut schen Vaterland« endlich die lange ersehnte Größe, Einheit und Sicherheit errungen hat. Gerade von den Schlachtfeldern jener Zeit berichten uns die, welche ge- toürdigt waren, die blutige Arbeit mitzuthun: „Die MufikcorpS spielten aus dem Schlachtfeld« Siegeswelsen, aber wenn sie innehielten, erklangen feierlich durch die Nacht die Töne eines von tausend Stimmen ge sungenen Cborales," — da- altprotestantische Kampf und SiegeSlred: „Ein' feste Burg", oder da- Preis- lied, mit dem so oft schon die gepreßte Brust nach errungenem Ziele sich Luft gemacht: „Nun danket alle Sott". So ist es denn ein heilte- Lied, mit dem auch wir diesmal unsere Sedanfeier beginnen, eS ist ein Weiheact, der Aufblick zum Herrn der Heerschaaren selbst, mit dem wir unserm AuSzug zur Freude na ttonalen Feiern- uns weihen. Ein großer Staatsmann de- AlterthumS hat ge sagt: „Ein Volk bleibt nur groß durch dieselben Mittel, durch welche es groß geworden ist." Wir wollen am Ehrentage unsere- Volke-, am Ehrentage de- ersten protestamischen Kaiser-, den die Weltge schichte kennt, den Boden nicht vergessen und ver lassen, auf welchem wir groß geworden: den Boden demüthiger Gottekfurcht und heißer Vaterlands liebe! Mit einem Buß- und Beilage ist da- deutsche Volk damals in den Kampf gezogen. Das ganze deutsche Volk war wie ein Wald, in den der Sturm gefallen. Es lag auf seinem Knie nicht bloS mit seinen Knien! ES empfand vom Ersten bi- »um Letzten, daß eS nur mit Gott getrost in diesen Alle- — auch unfern Glauben — bedrohenden Kampf ziehen könne. E- betete aus Millionen von Herzen auch Solcher, die sonst das Beten lange gelaffen, wahrhaft»«, mit Wort, ohne Wort: »Herr, unS is bange, aber wir verzagen nicht! Du bist unsere Hülfe un unsere- Rechte- Schutz! Mit Dir wollen wir Thalen thun in dem Kampfe, den wir nicht gesucht!" Damals waren nur Ein deutsche- Herz und Eine deutsche Seele! Damals erkannten wir es mehr noch als an der be rauschenden Freude de- ersten SedantageS selbst, daß wir trotz aller Zertrennung und Zerrissenheit seit so Langem, in unserer innersten Gesinnung doch wahrhaftig sind Ein großes Volk, — geeint durch dieselbe Angst, dieselbe Sehnsucht, dieselbe Hoffnung und Zuversicht. Un- Gleiche- haben wir wieder er fahren, als wir jüngst im Angesichte der Schmach unseres Volke-, an unserem Kaiser verübt, zu unseren Gotte-Häusern eilten — e- war kein- groß genug! —, unS gemeinsam zu demüthiaen um unserer Sünde willen, und gemeinsam »u beten für die Wahrung und Genesung unsere- geliebten Kaisers. Da- Gebet de- deutschen Volke- ist erhört worden, eS wird mehr erhört mit jedem Tage. Die Nation feiert heute ein Dankfeft im gedoppelten Sinne! So wollen wir feiern, theuere Festgenoffen, auch diesmal, und diesmal wärmer noch alS sonst, den Tag, der die Wende war für alle- Weitere, den that- sächtlchcn Geburt-tag de- -«utschen Reiches. Der Herr hat bi- hieher geholfen, er wird weiter helfen trotz Allem, wenn wir dem Vaterland« Treue halten Angesicht- der Kämpfe der Zeit sagen wir auch jetzt „Uns ist bange, aber wir verzagen nicht! — Du bist bei unS, Herr, noch immer wohl auf dem Plan m,t deinem Geist und Gaben! Du bist unsere Burg und unsere Zuversicht! Du hast so gewaltige Opfer nicht fallen, so mächtige Thaten nicht thun lasten, um, waS erreicht ist, von unserem Kleinmuth und unserer Verwirrung» von vaterland-losem Verbrechen unter un- in Stücke zerreißen zu lassen! Halte die Begeisterung un- frisch und freudig den Glauben an unsere Zukunft! Gieb unS Demuth vor Dir und vor einander, und rastlose-, unverbitterte Streben nach vorn, aber auch unerbittlichen heiligen Zorn gegen Wes und Alle, die nicht lieben ihr deutsche- Volk, dessen Glieder zu sein sie gewürdigt find? Segne und weihe diese- Fest hier und überallhin durch unser ganzes deutsche- Vaterland! Laß e-m»t jedem Jahre mehr werden zu einem Bande, da- die Herzen unsere- Volkes in einanderschUeßt! Gieb An gesichts de- Schweren, in dem wir stehen, vom Palast, bi- zur Hütte, di« freudige Zuversicht, in der wir fingen und geloben auch für unter Vaterland mit unseres Luthers Heldenlied«: „Nehmen sie un- den Leib, Gut, Ehr'. Kind und Weib: laß fahren dahin " ' ' ^ ' "" muß uni b: laß ft ne haben'» keiner. Hewinn, da» Reich och bleiben, — Amen! r Der allgemeine Gesang eine- zweiten, ekenfalls von Martin Luther gedichteten Liede« welches mit deu Worten endet „da- Reich muß un» doch bleiben", fchkbß den Actu- auf dem AugustuSplatze Der Abmarsch nach dem Festplatz« des neuen Schützen- Hause- geschah durch die innere Stadt, die Grim- maische Straße, um deu Markt herum, die Peters« traße und die Weststraße. Die Theilnehmer de- Zuge- konnten sich hierbei Überzeugen, welche unge- zeure Menschenmengen sich ausgestellt hatten, um deu Zug an sich vorüber geh«, zu lasten. Auf dem ganzen weiten Wege vom AugustuSplatze bis um Frankfurter Thore, ja bi« an da« neue Schützenhau« heran standen die Zuschauer zu beiden Seiten der Straße wie lebendige Mauern und die Fensterreihen der Häuser boten mit ihrer Garni- rung von fröhlich darein schauenden Gesichtern, die namentlich der langen Welt angehörten, just dasselbe bezaubernde Bild, wie bei den früher h iattgesundenen großen Umzügen. Im neuen Schützenhause nahm der Festzug vor dem Portal de- Hauptgebäude-, so gut al« die etwa- beschränkten Raumverhältnisse gestatteten, Ausstellung; die Sänger gruppirtrn sich mit ihren Zahnen aus der Freitreppe und die Zusammen tellung der Fahnen und Banner gewährte einen recht p-richtigen und feierlichen Anblick. Die Sänger stimmten unterLeitung de-Herrn Director- vr. Langer den Männerchor „Der rechte Manu" von E. M Arndt, componirt von I. Dürrner, an, worauf Herr Professor vr. Fricke von der n der Höhe deS ersten Stocke« errichteten Tri> büne eine von vaterländischer Begeisterung durch drungene, eckt deutsche Volk-rede, die einen mäch tigen Eindruck hervorbrachte, an die Tausende der andächtig lauschenden Zuhörer richtete, eine Rede, die »m ihre- au-gezeichneten Inhalte- willen ebenfall- wörtlich wiedergegeben werden möge. Sie lautete: Verehrte Deutsche Brüder! Vom Weiheacte schreiten wir zum fröhlichen Feste. In einer schweren Zeit sind wir zu ihm versammelt. Wie die Sonne diesen ganzen Tag mit den Wolken kämpft, unS zu scheinen, so kämpft die Festfreude über unS mit dem Schleier, den der Ernst der Zeit über unsere Festfreude zu werfen sucht. Es scheint sich »u I „Lei erfüllen, wenn auch in anderem Sinne, wa- manch« I sich an der Wahl gerade diese- TageS als deS TageS unserer gemeinsamen Nationalfeier auszusetzen hatten: daß er ein Etreittag ist statt eine- FriedenstageS, und wie eine Weissagung auf neuen Streit. Aber unser Volk selbst hat sich diesen Tag alS den jährlichen Gedenktag unsere- großen weltgeschichtlichen ^ahres 1870/71 erobert. ES fühlte richtig, daß nicht Sorte, auch nicht Friedensschlüsse, sondern nur Thaten großer Bewährung große Entscheidungen herbeiführen, und einen großen dauernden Frieden «baffen. Unser Sedantag ist ein solcher Tag großer Bewährung. ES ist unser gottgegebeneS Recht, ihn zu feiern. Aber auch da- Ander« ist wahr: wir feiern diesmal den Tag fast noch inmitten de- Schmerzes und der Scham der letzten Monate, und fast noch inmitten der Wahlschlacht, welche ungeheuere Wogen eines oft verbitterten Kampfes über unser junges Reich geschüttet bat. W»e ein Erdbeben haben gerade die erschütternden Ereignisse diese- Jahre- un- und unsere Geschichte von Innen bedroht. ES ist unS gewesen und noch, alS oo wir den sittlichen Boden unserer Zukunft unter unseren Füßen erzittern und hinweggezogen fühlten. Zum ersten Male, seitdem Reich und Ver fassung besteht, ist unser Reichstag aufgelöst worden; um ersten Male waren wir nicht mehr in erster Sinie nur getragen von der gemeinsamen Begeisterung und Liebe für die Einheit und Größe unseres Vater lande- in unserem Wahlkampfe, zum ersten Male mußten wir, mußten Alle, welche Ordnung sieben und Gesetz, daS Schwert der vertdeidigung ihrer höchsten sittlichen Güter fast ausschließlich richten gegen vaterlandSlose und selbst verbrecherische Ver irrungen, gleichviel ob diese vaterlandSlose Ge sinnung ihre Weisung bekommt von jenseits der Berge, oder ohne Verftändniß für daS Ganze und ohne Ehrfurcht vor irgend etwas Heiligem, daS Vater land, sem Gesetz und seine Ordnung auf dem Altäre nur des eigenen Nutzen- und GenießenS ohne ernste Arbeit opfern will. — Und zum ersten Male haben wir in diesen Kampf treten müssen mit dem Be wußtsein, daß eS zugleich gilt wie Gesetz und Ord nung so die Freiheit zu wahren, ohne welche kein großes Volksganze gedeihen kann. Mit einer kaum ,e dagewesenen Spannung sehen wir unserer nächsten Zukunft entgegen. Wenige Tage noch, und die Vertreter unsere- VoikeS, die auS diesem Wahlkampfe hervor- gingen, werden zusammentreten. Sie hatten kaum je unter schwierigeren Verhältnissen nach Innen größere und verantwortungsvollere Aufgaben zu lösen. ES gilt endlich einen großen Entschluß zu fassen. Wird es dort wenigstens gelingen, daß alle Männer der Ordnung und deS Gesetze- und der Liebe zu ihrem deutschen Vaterlande sich zusammenschließen unter Zurückstellen de- Unwesentlichen, waS sie scheidet, zu gemeinsamem Wirken? Wir hoffen e»! Aber wer kann wissen, ob eS geschehen wird, nach den Erfah rungen dreser letzten Zeit?! Gewiß, seitdem die Kund« von der Freude um Sedan zu unS kam, ist noch nie ein so wahrer Sedan tag gefeiert worden wie dieser, und eS ist unS gut, unS offen zu beugen unter diese Thatsache! Aber schon in dem Jahre 1870/71, da die Bot schäften von Sieg aus Sieg unS kamen, hat wohl Manchem bei aller begeisterten Mitfreude die Sorge beschlichen, daß denen, di« nicht selbst auf jenen furcht baren Schlachtfeldern gestritten, und nicht selber mit ihrem Herzblut« Opfer zu bringen hatten, da- Unge heure, wa- damals erstritten wurde, zu leicht erkauft erscheine, daß eS nicht tief, nicht ernst genug, auS« gleichend die Geaensätze und weckend wa- schläft, in die Massen der Nation gegriffen haben möchte. Ueber der Herrlichkeit unserer tapferen Heere, über der Unvergleichlichkeit ihrer genialen Führung, über der Größe de- Erreichten draußen, wurde Besonnenheit und Maß, und der Ernst der Arbeit von Bielen vergessen, die nach jenem noch nothwendig war und ist nach den Jahrhunderten entleerender Kleinstaaterei, consessio- neller Zerrissenheit und Unduldsamkeit oder Gleich gültigkeit. Statt zum stillen Ernste der Arbeit nach Innen, eilten wir, unten und oben, mehr zum Aus beuten d«S Erreichten, »um Gewinnenwollen um jeden Preis und zum Genießen. Wir sind politisch und volk-wirthschastlich, ja sittlich gewogen und zu leicbt gesunden worden vor den Augen der ganzen Welt! Nun, dieser Ernst der Arbeit nach Innen, er ist un- fetzt gekommen, theure Fettgenossen! Und so traurig e- ist: er muß sein, er soll unS die Freude an diesem großen Tage nationalen Gedenken- wahr lich nicht trüben. Im Gegentheil: ein Volk, da- in seinem Kerne einen Sedantag und seiner feiernden Erinnerung Größe gemeinsam hat, da- selbst an ihm sich seiner Aufgaben und Schwächen Ernst nicht ver schweigt; da» wird auch die Schwierigkeiten lösen, die über sein junge- Leben gekommen find. ES wird sich sichten und stärken gerade an diesen Kämpfen, wenn nur Jeder seine Pflicht thut an seiner Stelle, als hinge da» Ganze an seiner Bürgertreue und an seiner Mitarbeit. Denn traurig stünde es ja mit einem Volke, da- sich nicht mehr freuen könnte an Großthaten seiner Sühne, die den größten Heldentaten aller Völker und aller Zeiten getrost dürfen glerch geachtet werden. Traurig stünde eS mit einem Volke, da- im Anschauen solcher Thaten und Erfolge sich nicht erheben ließe zu Dank gegen Gott und gegen die Werkzeuge, die er u sich erkoren hat; traurig, wenn eS im Anschauen solcher Thaten sein Nationalgefühl sich nicht mächtigen ließe und sich nicht stärkte jedes Jahr von Neuem zu dem Gelübde, tbut'S Noth, mit Gott da- Gleiche zu thun, — zu wahren, nach Innen und Außen, was wahrlich mit blutigen Opfern errungen wurde, und Södne zu erziehen, die ihrer Väter würdig sind. Und traurig stünde eS insonderheit mit unserer Stadt und Mit dem ganzen Boden, auf welchem wir feiern, wenn nicht, wie wir eS sehen, ein großer nationaler Geist die- Fest unter uns begehen wollte. Denn ohne Selbstrühmen dürfen wir es sagen: auch im vaterländischen Sinne war der Geist unserer Stadt immer ein Geist größeren Stils. Ihre Lage im Herzen de- deutschen Vaterlandes, ihr weite Fernen umfassender Handel, ihre unermüd liche Betriebsamkeit für daS Ganze, ihre gefeierten Stätten für Kunst und Wissenschaft, welche zu den ersten der Welt gehören und an dem Herzen der siebenden Pflege und der treuen Mitarbeit dieser Stadt siegen, — sie haben bei aller Treue gegen da- engere Vaterland, seit Langem einen weiteren, einen deutsch nationalen Sinn großgezogen in unserer Mitte. Wir wollen ihn wahren mit unserer ganzen Seele Gluth! — Und hier, auf dem Boden unserer Stadt, ist die Schlacht geschlagen, welche geschlagen gegen den ersten Napoleon, die eiste große Etappe war zu dem noch entscheidenderen Schlage gegen den dritten Napoleon bei Sedan, — die Schlacht, welche den Namen ipzig" neben dem Namen „Sedan" unvergäng eingetragen hat in die Bücher der Geschichte, nur daß (ein Zeichen für den Fortschritt, der seitdem geschehen), Sedan in Frankreich. Leipzig in Deutschland siegt — Und welche Jahre der Enttäuschung und de- auf- und abwogenden Ringens, eines RingenS, wie es auf dem Schlacht felde auch schließlich«»» großen Siegs »u geschehen pflegt, ist nicht nothwendig gewesen, theure Feftge- nossen! ehe die Früchte de- Blute- unserer Väter m den Freiheitskriegen haben reifen, haben gebrochen werden dürfen! ehe auS der „Völkerschlacht" die deutschen SiegeSschlachten — Metz und Sedan — aufgetaucht sind! ehe auS dem römischen Kaiser- thume da- deutsche Kaiserreich emporsteigen durfte! So wollen wir unS freuen getrost diese- TageS und getrost unserer Zukunft! Aber wir dürfen eS nur, wenn ein dreifache- Ge lübde un» geleitet in unsere Fröhlichkeit und au» ihr zurück zu unserer Arbeit: DaS Gelübde zuerst, waS auch komme, festzuhalten an deutscher Gesinnung; Niemand zu dulden an unserem Theile, der den gottgeweihten Boden seiner Heimath und seine- Volke» verleugnet, schmäht und schändet; festzuhalten aber mit treuem Danke an den Männern, durch deren aufopfernde Hingabe unser Vaterland einig geworden ist und groß, zum Theil durch persönliche Aufopferung in einer Zeit, wo eS Schmach und Verfolgung brachte, deutsche Gesinnung u hegen. DaS ist ein schlechte- Volk, da- seinen Patrioten keinen Dank weiß und keine Treue hält. Zs soll uns freuen, wenn mehr und mehr auch die zum deutschen Gedanken sich bekehren, denen er ein Greuel war oder noch ist. Aber zu Mitträgern des Reiche- wollen wir sie nicht erküren. — Und dazu das Gelübde, den höheren, den idealen Geist, den sittlich-religiösen Sinn, seinen Ernst, seine Energie, seine selbstlose Reinheit zu wahren und wieder zu mächtigen unter un» in Schule, HauS und Leben. Wir wurden einst genannt „ein Volk von Denkern und Dichtern". Man bat daS Spotten darüber verlernt Aber der materialistische Strom der Zeit droht auch unter un» zu begraben diesen idealen Seist und dann sicher auch die reine, thatenmächtige Vaterlands liebe! — Und endlich lassen Sie heute von Neuem die Hand un- erheben zum Gelübde der Treue für Kaiser und Reich S»e sind die Erfüllung der Träume unserer Jugend nächst dem Höchsten, unserem Glauben, gelten ihnen vor Allem unsere- VölkeS schönste Lieder! Wir wissen, daß unsere- ritterlichen König- Herz aufrichtig unv ganz dem Kaiser und dem Reiche gehört; wir wissen, daß er, wie in dem ganzen großen Kampfe de- Jahre- 1870/71, so auf dem Schlachtfelde um Sedan mit in erster Linie erstreiten half, was wir heute feiern. Aber heute, wo wir mit dem ganzen deutschen Volke feiern, soweit es wahrhaftig deutsch ist, heute ist unser Gebet, unser Gelübde, unser Ruf daS Wohl von Kaiser und Reich Kaiser und Reich, ihnen unsere Treue! — Kaiser und Rei ^ ' ch, sie leben hoch! Die ganze Feftversammlung fiel mit brausendem Jubel in da- Hoch auf Kaiser und Reich ein. ES folgte nun der allgemeine Gesang de- von Herrn vr. Fried. Hofmann gedichteten Festliede achten Mal auf Deutschland« Höhen", worau Festzug sich auflöste. Der erste Theil der war nunmehr beendet und e» traten die Gesellig keit und Fröhlichkeit ihr Regiment an Mit wahrer herzlicher Freude können wir auö über da- großartige Volk-fest berichten, welchem von 4 Uhr ab sich in den auSgedehntea, dazu wie kein anderer Punct sich eignenden Garten- und Wiesenräumen de- neuen Schützenhause- ent wickelte. War schon da» Fest im vorigen Jahre al- ein bedeutende- und gelungene- zu bezeichnen so dürfen wir von dem gestrigen Leipziger Sedan Volk-fest mit Fug und Recht behaupten, daß seit den Lagen des dritten deutschen Turnfeste- Leipzig sich nicht- Derartige» ereignet hat. Alle Schichten der Bevölkerung, vom vornehmen reichen Patrizier bi- zum schlichten Arbeit-mann waren vertreten, und die Masse der Anwesenden läßt sich schon au- der einen Thatsache feststellen daß Über 15.000 Eintrittsbillet» verkauft worden sind. Dazu kommen noch die Taufende der Zuc theilnehmer, so daß die Gesammtfrequenz auf über 20,000 Personen veranschlagt werden kann Und wa- wir namentlich freudig hervorhebeu könne«, da- war der gute patriotische Geist, voa de« da« anze Fest getragen war. da« Gefühl der Gemein, amkeit und Brüderlichkeit, von welchem Jeder mann sich durchdrungen fühlte, und der feine Tact. welcher die Massen leitete und es nirgends zu einer Au-schreituag oder sonst irgend einem lergerniß kommen ließ. Ueberall, wohin da« luge schweifte, erblickte mau Frohsinn und l Heiterkeit, und wenn wir einen Vergleich iehen sollen, so möchten wir wohl sagen, daß da» gestrige Volk-fest an die Tage erinnerte, in denen uf den Gefilden de- alten Hella» die von den Geschichtsschreibern un- so herrlich geschilderten klassischen Feste und Spiele gefeiert wurden. Bon den Turnvereinen wurden Wettturn übungen vorgeführt und zwar in erster Reibe Sturmspringeu. ES war ein langer, hartnäckiger kamps, der mit dem interessanten Resultat endete, »aß zwei Jünglinge, Bühring vom Leipziger Allgemeinen Turnverein und F a ber zr. vom Chemnitzer Turnverein, eine gleich gute Lei tung vollbrachten und auch Beide als Sie- zer proclamirt wurden. Der andere Theil der Wettturnübungen bestand auS dem sogenannten Zünskampf, bei dem jeder Theilnehmer seine Fertig est im Weitspringen, Hantelstemmen, Laufen. Stein- toßen und Ringen zu zeigen hatte. Au- diesem Theile deö Wettkampfe- gingen der bereit- ge nannte O-wald F aber )r. au-Chemmtz al-erster. Kanz vom Allgemeinen Turnverein in Leipzig als zweiter Sieger hervor. In Folge dessen ordneten die Preisrichter die Sache so, daß Bühring vom allgemeinen Turnverein den Kranz auS Eichen laub für daS Sturmspringen. Faber und Kanz die beiden anderen Siege-kräuze erhielten. Die Orchester-Musik und GesangSvorträge. welche außerordentlich zur Belebung und Verschönerung des Ganzen beitrugen, wurden von den Männer gesangvereinen Hella«, Liedertafel, Männergesang verein, Sängerkreis und dem Zöllnerbund, unter abwechselnder Leitung der Herren L. Greifs, vr. Langer, Rich. Müller und V. E. Reßler, sowie der Capelle der Unterosficier-schule in Weißmfcls unter Leitung de- Herrn Musikdirektor» Timper« naael auSgefuhrt. Daß da- Fest sich so ausgezeichnet und erquickend für Jedermann entwickeln konnte, da- können sich ium guten Theile da- CentralfestcomitS und der Virth de- Neuen Schützenhause-, Herr Netsch, in Anbetracht ihrer wirklich mustergültigen Vorkeh rungen zu Gute rechnen. WaS im vorigen Jahre in dieser Beziehung zu manchem Tadel Anlaß gab, daS war in diesem Jahre AlleS recht brav und umsichtig gestaltet. Kein Drängen der Massen herrschte am Eingänge, e- waren genügend viele Sitzplätze vorhanden und namentuck» auch der Carvinalpunct der leiblichen Verpflegung war vorzüglich geregelt. Wir nennen e- geradezu ein Kunststück ersten RangeS, waS gestern der Wirth deS neuen SchützenhauseS fertig gebracht hat. Wir brauchen wohl Niemand erst zu sagen, va- e« heißt, 20,000 Menschen mit Speise und Trank zu versehen. Alle« klappte brillant, Bier in bester Qualität war fortwährend ohne Schwierigkeit zu haben, desgleichen brachten die flinken Kellner sehr rasch die verlangten Speisen. Beiden Factoren, dem FestcomitL wie dem Wirthe, ist von ganzem Herzen daS jedenfalls reiche Erträgniß ihrer Be mühungen zu gönnen. ei Anbruch der Dunkelheit wurde den Fest- theilnehmern eine neue Ueberraschung zu Theil. Der Besitzer deS Bibliographischen Institut-, Herr Meyer, hatte mit anerkennenSwerther Bereitwillig- teit dem CentralcomitS die in seinem Etablissement in Thätigkeit befindlichen elektrischen Beleuchtung« apparate zur Verfügung gestellt und durch die be treffenden elektrischen Sonnen wurde der weite Festpla tz mit einem zauberhaften Lichte übergoffen. Die dadurch erziüte Beleuchtung war so inteusiv — wie wir vernehmen, ist die Wirkung durch Aus setzung besonderer Reflectoren verstärkt worden — daß jede andere Beleuchtung völlig überflüssig war und man von dem Hauptgebäude auS selbst die Gesichter der am entferntesten Stehenden noch klar erkennen konnte. Den Beschluß de- Feste- bildete ein großartige- euerwerk, zu dessen Ausstattung da« FestcomttL trächtliche Mittel bewilligt hatte. Da- Schluß stück — die bombardirte und brennende Festung Sedan darstellend — setzte den vorau-geganaenen Vorführungen die Krone auf Da- Pubttcum gab seine Zufriedenheit durch stürmischen Applaus zu erkennen. Nach Beendigung de- Feuerwerks begann die Rückwanderung der Massen nach der Stadt. E- wurde ihnen hierbei dm ganzen Weg entlang bi- zum Frankfurter Thor« durch eine elektrische Rlesensonne in buchstäblichem Sinne de» Worte- „hcimgeleuchtet." Au- Aller Munde konnte man nur volle, ungetheilte Befrie digung über den Verlauf de- Feste- vernehmen Und so schließen wir denn unserm Bericht mit den Worte«: „Leipzig hat dm Tag vou Bebau würdig Sedanfeier i« Halle. —m. Haie a./G, 8. September. Gest Wochen hatte di« hiesige Einwohnerschaft der diesjährigen Sedanfeier mit ganz besonderer Spannung ent gegengesehen, denn e- sollte am 8. September der von den Meisterhänden Sch aper'S geschaffene „SiegeSbrunnen" auf dem Marktplatz, ei« monumentaler Kunstwerk ersten Range», enthüllt und der Oeffentlichkeit übergeben werden. Theil- die Unmöglichkeit, einig« allerdings für den Weihe act nebensächliche Arbeiten an dem Denkmal präciS bi- heute fertigzustellen, theil» die Ab wesenheit der hervorragendsten Mitglieder der hie sigen Behörden veranlaßt« indeß in zwölfter Stunde noch da» Eomit'-, die Enthüllung auf den 88. Septbr. nach anderen Versionen auf den 18. Oktober zu ver schieben. Der zweite Grund besonder- hatte bei einem Theile der hiesigen Bürgerschaft eine starke Unzufriedenheit erzeuqt, die sich in Versammlungen Fe, bet ...strcht« . für alle! tige Verla, sonnten 1 lichtsten entfa , ,n früher P Freudensä >en Feierl . Später ei Aufstellung l verschieben« .ren in i stattlichen? viele Bürge lenz vieler fe Zu« dui ltrn Stad ...^ung zum eine markige lngen patrioi über wog» lichen Loc. n noch bl volkSfef ln Sachen t . nscher W om 30. August « UN- schien, lM, geht unS e »dortigen Ber ,auS der hie Ich kann k stntike, auf», I. Rach me weg- zu r. Die Orn nur ang. 3. Ich find« geeignet Marktes, begr rgur ei er Lt dahin: Er hc Geistes, di« seines Werke in der Neids« Der Stil de« Krieger in n Wenn nur Lutdruck m lebten ideale veil auch di so oder Lhnl den erheben! rufen soll, s Eindruck in venigstm zu unserer Frei Entbüllung- Llso, geeh Namen, da» über, den K Die Angeles XIV » Sen«, gäbe Ihr , förmlich hier» ein beiträgt, sich vre n. G len dnung, um auf nrr», w listt, daS g> Mt hatte, die umlil in schöi -wankende ' ne spätere dt gewisser trn sich z sangen Begeist mit. ! hluß der f ang zu zweit saale attzze di« emze en di. enumi genthli vor, in i 'n. Di. 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