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Grfchctul täglich früh 6*/, Uhr. RrtqNi»» »ivt -«»cdttie« Jodannisgafl« S3. AffeechS»»dni drr Ardietisv: Vormittag» 10—12 Uhr. Nachnnttags 4—6 Uhr. der kür »ie nächst- Nuanner »estftnmten .. an Wochentage« bis . Nachmittags, an Sorm- «tz -eftMgen srÄjdtü '/A Uhr. 1, »r, FlUgle« fiir Z,h Annahme: Ott, Ktenim, UnwerftlütSstr. 22, 8«»tS Lösche. Kathattncnpr 18,p. mrr bis '/,3 Mir Tagtblaü Anzeiger. OrM für Politik, Localgeschichtc, Haudelk md Gkschästkvnkchr. i^ Auflage äd«m,r»r»tt»rtt« vtettelj. 4»LML, »ml. BnngerlohU t MH, d«ch du Post bGo-e» A'KK Itd« emzetae Rmm«rch»Ps. «,irqere«ptar 40 M. «evühr», sü, Ksttad«u>Gw «hur PoPdetürdeinmgaNH«. mit PO-bch»rdkn«g ichürMk. lihnue Lgesp. PetttMla-« iPs. »Schere Scdnsren laut uxchvm, Pmi-vmzttchmß —»LdeÜarMLri Satz »ach hillxrem Ln-N. ü«la»e« «Nrr dem Lchatttmnßltch di« Spaltzeil« 40 fff. '' Iusaat« sind st«s a» d. -« sruden — Rabatt wird nicht gegcheir. ^ayl«»g pr»ov«»«»»»6o oder durch Psftvorscbnß. 258. Sonntag den 15. September 187k. 72. Jahrgang. Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch. a« 18. September ». v. «den»» '/,? vhr t« »aale »er I. vür-erfchnle. TaaeSordnuna: I. Wahl einrS unbesoldeten SladtratheS. U. Gutachten de- Bau und SchulauSschuffeS über den Bau der VII. Bürger- und VN. Bezirk-! cbulc. Ui. Gutachten deS Bau und Finanzausschusses über Einrichtung der Georgenhallc sür daS Reichs-Ober- aerrcht. IV. Gutachten der Ausschüsse zum Oekonomie-, Bau- und Finanzwesen über ,) den verkauf zweier Bau plätze an der alten Elfter; b) Ankauf eines der StaatSeisenbahn gehörigen ArealstreisenS. V. Gutachten deS Bau- und OekonomieauSschuffeS über ») den nördlichen Bebauungsplan; d) die Verbin dung der Oftvorstadt mit dem Berliner Bahnhose re. Bekanntmachung. 3" Folpe der zum FinanMsetze vom 8. Juli dieses JahreS erlassenen Ausführungsverordnung vom «. desselben MonatS ist »er diesjährige zweite Termin »er Gewerbe- «a» Personal -Steuer dcu 15. September ». o. nach Hähe von vier Zehntheilen eines ganzen Zatzresbetrags fällig, Deshalb die hiesigen Steuerpflichtigen hierdurch aufgefordert werden, ihre Steuerbettäge sür diesen Termin nebft den städtischen Abgaben, welche letztere 1) 5» Pfennige auf je eine »olle Mark bes ganze» StaaiSsteuer-Nnsatze- bei den Büraern und allen sonst mit mindesten- drei vollen Mark Staatssteuern und darüber veranlagten Per sonen. sowie 2) S5 Pfennige ans je eine volle Mark des ganze« Staatssteuer-Ansatzes bei den unter 1 nicht mit begriffenen sogenannten Schutzverwandten bettagen, diane« 14 Tagen «a vnsere Stabt-Stenereiunnhme — Ritterftraße 18, Georgenhallc I. Etaae reckt- — bei Vermeidung der nach Ablauf dieser Fritz gegen die Säumigen einttetenben gesetzlichen Maßnahmen, ad,»führen. Leipzig, den 18. September 1878. ' Der «ath der Stadt Leipzig. I>5. Georgi. Koch. Bekanntmachung. DaS 31. Stück deS dleSiährigen Reichs-Gesetzblattes ist bei uns eingegangcn und wird bis zum I. kstg. Mou. aus dem Rathhaussaale öffentlich auShängen. Dasselbe enthält: Nr. 1267. Vertrag zwischen Deutschland, Oesterreich-Ungarn, Frankreich, Großbritannien, Italien, Rußland und der Türkei. Vom 13. Juli 1878. Leipzig, den 13. September 1878. Der «atb brr Stadt Leipzig. vr. Georg». Ceruttt. Bekanntmachung. Der zur Submission ausgeschriebene Gau einer Leichenhalle beim pathologischen Institute der Universität allhrer ist »ergebe» und werden die nicht zur Berücksichtigung gelangten Herren Gewerken ihrer Offerten hiermit entlassen. Leipzig, am 13. September 1878. »aipersitäts-Rentamt. Gras. Bekanntmachung. Unter Hinweg aus die Vorschriften deö Reichs-JmpsgesetzeS vom 8. April 1874 und nach Maßgabe der hierzu erlassenen Königlich Sächsischen AuSsührungS-Verordnung vom 20. April 1678 machen wir hierdurch Folgendes bekannt: 1) Die Stadt Leipzig bildet einen selbstständigen Jmpsbezirk, sür welchen letzt Herr StadiNntttbarzt vr. moä. via»« alS Jmpfarzt, sowie die Herren Militairarzt a. D. AraN und vr. mack- 8vh»U«»h«rg alS Assistenten verpflichtet worden sind. 8) DaS Jmpflocal befindet sich in dem alten «icolai-Schnlaebinde am «icalaikirchhot. 3) Daselbst finden di« öffentlichen Jmpsuugcn von hier aufhältlichen Kindern regelmätzig Mittwoch und Freitag »on S bis 5 Ühr «achwtttags von Freitag den Al. lausende« Monat» ab dis Sude September dieses Jahres unentgeltlich statt. Daselbst sind auch die Impflinge je an darauffolgenden, Mittwoch beziehentlich Freitag zur Revision vorzuftellen. 4) Im Lause dieses Jahres sind der Impfung zu unterziehen: 1. dreienigen Kinder, ». welche im Jahre 1877 geboren worden, d. welche ,n den Jahren 1874, 1678 und 1878 geboren sind, und n» Jahre 1877 der Jmpfpfllcht nicht vollständig genügt haben (erfolglos grunpft ober wegen Krank heit nicht geimpft). U. diejenigen Zöglinge öffentlicher Lehr-Anstalten und Privatschulen, welche im Jahre 1868 geboren find. d. welche in den fahren 1863, 1864 oder 1868 qebvren find, und im Jahre 187? der Jmpfpflicht nicht vollständig genügt haben (erfolglos wiedergeimpft oder wogrn Krankheit nickt widergeimpft). 8) Alle hiesigen Einwohner find berechtigt, ihr«, wie zu 4 unter I- und d bemerkt, impspslsthtigeu Kinder dort unentgeltlich impfen zu lassen. Ebenso wird uubemittelten, hier wohnhaften Personen, deren Kinder »or dem Jahre 1874 geboren, aber noch nicht oder nicht mit Erfolg geimpft find, die unentgeltliche Impfung tnvser Kinder in den vorerwähnten Impfterminen hiermit angeboren. 6) Für jedes Kind, welches zur Jnipfung gebracht wird, ist gleichzeitig ein Zettel zu übergeben, aus welchem Name, «eburtsjahr und Geburtstag des KinbeS, sowie Name. Staub »nd Wohnung des Vaters, Pflegevaters odcr Vormundes, beziehentlich der Mutter ober Pflegemutter deutlich ver- zeichnet ist. 7) Die Eltern der im lausenden Jabre tmpspflichtigea Kinder werden daher hierdurch unter auSdrück sicher Berwarnung vor den im ß. 14, Ads. 2 des JmpsgesetzeS angedrohten Strafen ausgefordert nut ihren Kindern ,n den anberaumten Impf- und RevisionSterminen behufs der Impfung und ihrer Control« zu erscheinen oder die Befreiung von der Jmpfpstuht durch ärztlich« Zeugnisse hier nachzuw'««sen. Die nur gedachten Zeugnisse sind in den Impfterminen aufzuweisen. . 8) Wegen der Anberaumung der Imps- und RevisionStermrne zur Wiederimpfung beziehentlich Eontrole der oben unter 4. U, und d gedachten impspflichtigen Zöglinge wird an die Schulvorsteher besondere Weisung ergehen. . . 8) Dieienigen Eltern, Pflegeeltern und Vormünder aber, welche ihre im Jahre 1878 inivspflichtigfn beziehentlich wieder impspflichligen Kinder und Pflegebefohlenen, wie ihnen freigestellt ist. durch Privatärzte der Impfung unterziehen lasten wollen, werden hierdurch aufaesordert, noch im Laufe diese- JahreS vre erforderlichen Impfungen auöiühren zu lasten, sowie jedenfaüS längstens am LI. Lecember 1878 dir vor- geschriebenen Bescheinigungen darüber, daß die Impfung, bezzebenUick Wiederimpfung erfolgt oder a»S einem gesetzlichen Grunde unterblieben ist, aus dem »athhanke. r. Stage. Zimmer «r. 1V. oorzulegen, widrigenfalls sie »Gne jede weiter« «ttffvrber»»« Geldstrase »iS zu 5« Mark oder Haft »i» ,» drei Tage« zu gewärtigen haben würden. Leipzig, den 18. August 1878. »er «ath »er Stadt Leipzig. vr. Georgi. Kretschmer. Vom Reichstage. * Berlin, 13. September. DaS große Un glück, von welchem am 31. Mai d. I. unsere Mge deutsche Kriegsmarine durch den Untergang de- „Großen Kurfürsten" an der. englischen Küste heimaesucht wurde, hatte heute im Reichstage ein die Aufmerksamkeit mrd daS allgemeine Interesse auf daS Stärkste anspannendes Nachspiel. Die unmittelbar nach dem Zusammentritt de- Reichs tage- von den Abqg. MoSle und Genoffen ein- gebrachte Interpellation Uber den Zusammen stoß der Panzerschiffe „König Wilhelm" und „Großer Kurfürst" stand auf der Tage-ordnung und bei dem tiesschmerzlicheu Mitgefühl, welche- Überall im deutschen Baterlande und darüber hinaus sich sür die beklagenSwerthcn Opfer der Schiff-katastrophe bi- jetzt erhalten hat, konnte eS nicht verwundern, daß der Zudrang de- Publicum- zu der heutigen Verhandlung ein außerordentlich starker war. We Tribünen, auch diejenigen für den Hof und km Bunde-ruth, waren dickt besetzt. Da- HauS selbst zeigte dieselbe starke Präsenz, wie bei der vorausgegangenen Präsidentenwahl. Die Begründung der Interpellation durch dm Bremer Abgeordneten MoSle war ruhig und fach sich gehalten; der Redner enthielt sich aller per sönlichen und verletzenden Bemerkungen. Unter allgemeiner Spannung de- Hause- ergriffder die AdmiralSunisorm tragende Staat-» und Marine- minister von Slosch da- Wort. Seine ersten Worte warm gegen die Annahme gerichtet, als ob ihm die Interpellation ein Aergermß bereitet habe, »l Gegmtheilc, er versicherte, sie komme semein Drange nach einer gewissen Rechtfertigung entgegen. In etwa halbstündiger Rede ging er non auf dm vateriellm Inhalt der Interpellation ein und wir «üflen der Wahrheit gemäß congatirm, daß Herr von Stolch sich seiner immerhin unangenrhmm und undankbarm Aufgabe mit Geschick und Wärme entledigte. Begreiflich ist, wenn er sich dm An griffen in einem Thekle der Presse gegenüber in 'NvaS gereizter Stimmung befand In der Haupt sache aber warm seine Au-sührungen in ruhigem Tone gehalten. SS war zu erwarten, daß Herr von Stosch üier daS aus Grund der technischen Erörterungen gavonnme BeweiSmaterial hinsichtlich der eigent lichen Ursachm de- UnalücksfalleS und der Krage, ob den betreffenden Officieren und Mannschaften eine Schuld beizumeffcn ist, keine -Auskunft geben konnte. Alle- dieses Material,' alle die technischen Gutachten stehen gegenwärtig nicht mehr zur Verfügung der Admiralität, sondern sie befinden sich bei den AuNageacten, die Sr. Majestät dem Kaiser zur Entscheidung darüber vcrkegm. ob ein Kriegsgericht einzusetzrn ist oder nicht. In diesem Augenblicke konnte der Marine- minister au- diesen Acten nichts mittheilen oder ein Urtheil darüber abgegeben, wa- vom Reichstage durch sein Stillschweigen als richtig anerkannt wurde. Der Minister gab dagegen die bestimmte Erklärung ab, was an ihm liege, solle geschehen, um später den Inhalt der Acten zur Kmntniß der Natiou zu bringen, und er fügte die einen ganz ausge zeichneten Eindruck im Hause hervorbringende Be merkung hinzu, daß die Admiralität nichts zu verschweigen habe. Herr von Gtofch gab sich ersichtliche Mühe, dm Reichstag davon zu überzeugen, daß die deutsche Kriegsmarine sich zur Zeit noch in einer ganz außerordentlichen Lage befindet. Der sür die Gründung der Flotte sestgestellte Plan läuft darauf hinan-, daß man im Jahre 1882 mit der als Ziel vorgestecklen Organisation fertig sein will. Dieser Flottengründungsptan ist seiner Zeit vom Reichstag genehmigt wordm. Da non ader Alle- auS neuen Anfängen herau-zuschaffen ist, mrd unsere deutsche Industrie erst ganz allmälig zur Lieferung de- Bedarfes an Schiffen und ihrer Aa-rüstung heran- gezogen werden konnte, so ist von der Organisa tion eine gewisse Ueberhastung nicht zu trmnm gewesen. Herr v. Stosch wie- daraus hin, daß man von der deutschen Flotte erwartete, vaß sie schon iu den ersten Jahren zur Beschützung der deutsche« Interessen auf dm Meeren ein treten werde und sie hat die- ja auch bekanntlich aethau. Dazu sei aber nothwcndig gewesen, die Mannschaften und da- Schiff-material sehr auzuspannen. Mit jedem Jahre werde da» aber besser und wir rvürden bald gan» geregelte und normale Zustände in der Marine haben. Ein Haufftvorwnrs, der von den Abga. Hänel und Meier (Vorsitzendem der Gesellschaft „Nord deutscher Lloyv) ausgesprochen wurde, war der, daß die nautische oder seemännische Ausbildung in der deutschen Kriegsflotte gegen die soldatische Dressur der Leute etwa- hintan gesetzt werde Herr von Stosch hat diesem Vorwürfe auf da- Be stimmteste widersprochen und Beweise für dessen Richtigkeit gefordert. Im Geaentheil, er versicherte mit scharfer Betonung, daß dw Officiere und Seeleute unter seiner Leitung weit mehr als früher mit dm Regeln der Nautik praktisch und theoretisch vertraut gemacht würden und daß insbesondere die Ausbildung der Osficiere große Fortschritte gemacht habe. Ein anderer wichtiger Punct war die vielfach ausgestellte Behauptung, daß die Formation de« verunglückten Panzergeschwaders eine zu mge gewesen und di« Schiffe in zu kurzm Distanzen hinter einander gefahren seien. Der Minister verwahrte sich in dieser Beziehung zunächst dagegen, daß die kurzen Distanzen etwa nne persönliche Liebhaberei von ihm seien. Da- Reglement schreibe »m Allgemeinen Distanzen vor, die nicht sehr von denen in der englischen Marine abweichen, e- laste aber dem Geschwaderchef Spiel raum m Betreff der Einhaltung kürzerer Distanzen zu. Und nun gab Herr v. Slosck eine Erläute rung, warum kürzere Kahrdistanzm in der deut schen Flotte geübt werden sollen. Er führte au-, die deutsche Flotte werde immer gegenüber dm Flottm der Engländer, Franzosen rc. klein bleiben. Wenn sie im Ernstkampfe gegen die letzteren etwa- ausrichten solle, dann müßten die deutschen SchiffScommandanten daran gewöhnt werden, schneller und beweglicher mit ihrm Schiffen manövrirm zu können und zu diesem Behuse be dürfe e- der kürzeren Segeldistanzm. Der Reichs tag nahm diese Auseinandersetzung«« schweigend mtgegm und eS wird wohl abzuwarten sein, waS dagegen etwa von sachverständiger Seite einge- weuvet werden wird. Bon Interesse war ferner eine Bemerkung deS Minister- in Betreff deS Sporns, dm die großm Panzerschiffe vorn tragm und der in dem vor- liegenden Falle so verhängnißvoll geworden ist. Herr von Stosch meinte, der Sporn bleibe auf alle Fülle ein gefährliche- Ding und man fei ge genwärtig mit technischen Erörterungen beschäftigt, ob der Sporn sich vielleicht so einrichten lasse, daß man ihn m KriedenSzeiten abnehmm könne. Der ganze Verlauf der Interpellation und der sich daran knüpfenden Debatte kam nicht aus dem Geleise einer ruhigen, sachgemäßen Erörterung. Allgemein schien da- Gefühl vorhanden zu sein, daß bei dem großm Unglück der böse Zufall doch wohl die Hauptverschulvung gehabt hat. AuS dm Darlegungen de- Martuemimster-, besten ganzes Austretrn freundliche- Entgegenkommen gegen den Reich-tag bekundete, kann man die be stimmte Zuversicht schöpfen, daß alle nur irgmd möglichen Nutzanwendungen an- der Katastrophe sür unsere Flotte gezogen wer dm. Hoffentlich wird sie ein gütige- Geschick vor der Wiederkehr eine- solchen entsetzlichen Ereignisse- bewahren. » * * ** Berlin, 13. September. Di« Interpella tion über den Untergang deS „TroßenKur- fürsten" hatte heute eine große Anzahl Zuhörer auf die Tribünen des Reichstag- gelockt. Die ge spannten Ermattungen, mit denen man innerhalb wie außerhalb de» Hause- der Verhandlung ent- geaensah, werden kaum befriedigt worden sein WaS da» deutsche Volk 'n erster Linie ersehnt, ist volle Klarheit über die Ursachen deS erschütternden Ur» glückssalles. Der Chef der Admiralität, so bereitwillig auch er fick zur Beantwortung der Interpellation berbeiließ, vermochte diese Klarheit nickt »u geben. Ihm selbst ist eS noch heute, wie er au»dnickiich erklärte, ein Räthsel, wie der „Große Kurfürst" bei der Beschaffenheit seiner Leck» überhaupt untrrgehe«, oder wmigstenS, wie er kentern konnte. Die Gub achten der Havarie-Lommisfion b^eichnete Herr d. Stosch als mcht ganz frei von subjectiver Auffassung. Ein endgültige- Urtheil sei auf Grund derselben nicht möglich gewesen: er habe deshalb die weittre Bersolgunq der Sache beantragt. Bei dem großm Umfange des erforderlichen Materials habe e»n Ab schluß bis jetzt nicht erfolgen können, doch stehe die allerhöchste Entscheidung über die Ntedersetzung eines KriegSgettchts für die nächste Zeit in Aussicht. Wenn Herr v. Stosch in Erwartung desselben eii»e weitere Kritik der Details d«S in Rede stehenden Unglück- seiner seits ablehnte, um jegliche Einflußnahme aus das Urtheil »u vermeiden, so wird man ihm darin nur beistimmen können, und nur lassen deshalb auch ganz außer Acht, daß er im verlaufe seiner Rede doch einige Male von diesem Grundsätze abwich. Der concrete Fall an und für sich schied somit auS der heutigen Verhand lung eigentlich auS; er kam nur noch in Betracht, in sofern er zur Beleuchtung des allgemeinen Systems unserer Manneverwaltung dienen konnte. In der Thal halte der Interpellant Abg. Modle in der durchaus objectiv gehaltenen Begründung seiner Anfrage auf die schweren Beschuldigungen h,„gewiesen, welche in angesehenen Preßoraanen gegen da- unter dem gegenwättlgen Chef der Admiralität eingeführte System erhoben worden sind. Herr v. Stosch nahm daraus Veranlassung zu einer eingehenden Berthei- bigung seiner Prinnpien. Von der Bitterkeit der an ihm geübten Kritik macht sich der Marinemiuiste» indeß wohl eine übertriebene Vorstellung: nach seiner Auffassung würde er für alles Unglück ,n der Mann» persönlich verantwortlich gemacht, waS der Abg. HLael mü Reckt in Abrede stellte, indm, er zugleich d?n hohen Verdiensten de» Herrn v. Stosch um dre Entwickelung unserer Marine volle Anerkennung Killte. Aber angesichts der Thatsache, daß daS Unglück d«S „Großen Kurfürsten" ohne jede in elementattschm oder sonstige^ äußeren Einflüssen gelegene Veranlassung überhaupt möglich war, hatte die Frage allerdings chre Beroch- tunmg. ob mcht etwa das gegenwärtig gehandhalne System auch seine nachtheitigm Folgen habe. Hu der Presse ist der Vorwurf erhoben worden, daß über der mflitairischen »u sehr die nautische Ausbildung d» Mannschaften vernachlässigt, daß überhaupt die militairische Theorie an die Stelle der seemännischen Erfahrung gesetzt werdc. Herr v. Stosch nimmt e» für sich, und grwiß mit Recht, al» em Verdienst in Anspruch, die militairische Leistungsfähigkeit der Marine im vergleich zur früheren Zeit bedeutend gehoben zu haben: aber er bestreitet auf» Entschie denste die ibm schuld gegebene Vernachlässigung. Zugeben maßte er allerdings, daß unsere Marine- mannfchaft den an sie zu stellenden Anforderungen noch nicht in allen Puncien entspricht Die Erklärung dafür findet er in dem überaus raschen Tempo, in welchem sich unsere ,unge Manne entwickelt hat. In der Thai mag sich barau- viele» erklären; nur geht H«rr v. Stosch fehl, wenn er, wie Ngch seiner Darstellung wemgstenS schemen muß, die- Temvo im letzten Grunde aus die Stimmung des Reichstages zurücksühtt; mit gute»» Fug ennnett« d«r Abg. Hänel daran, wie oft der Reichstag bezw. die liberalen Parteien in deck letzt,« Jahren bei der