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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.10.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-10-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187810024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18781002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18781002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1878
-
Monat
1878-10
- Tag 1878-10-02
-
Monat
1878-10
-
Jahr
1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.10.1878
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fchen Vorbereitungen zu rechtfertigen und als Grund derselben dieRothwendrgkeit hinzustellen, für rein defen sive Maßregeln Vorsorge zu trafen, während doch ketn Grieche leugnet, daß diese Vorbereitungen eine direkte Drohung enthalten, di« Türkei angreifen ru wollen. In Wahrheit find e» nicht nur die griechi schen Lonsuln, sondern auch speciell »u diesem Zwecke von Athen gesandt« Lgenten, di« vor keinem Manöver zurückfchrecken, um di« fnedliche Bevölkerung von Epiru» und Thessalien aufzureizen. Andererseits ist e« für Niemand ein Geheimniß, daß die griechische Negierung Vorkehrungen trifft, um vor Ablauf eine» Monat- 40,000 Mann mit einer entsprechenden Re serve-Armee auf»uftellen. Diese Thatsache, in Ver bindung mit den beträchtlichen, für die griechische Armee im AuSlande gemachten Aufträgen, läßt keinen Zweifel über die Absichten de- griechischen CabinetS. Die zur 25jährigen Jubiläumsfeier des Erzherzog- Karl Ludwig alS Inhaber deS russischen Lubow'schen Regiments in Wien einge troffene Deputation de- genannten Regiment- wurde von dem Kaiser und dem Erzherzog Karl Ludwig in Audienz empfangen und dinirte in Schönbrunn. An dem Pester BolkSmeeting — so meldet die Post — haben zehntausend Personen theilge- nommen. Die von demselben beschlossene Reso lution fordert die Zurückziehung der Okkupations armee und die Versetzung der Regierung in den Anklagezustand. EölvöS verlangte, daß Bosnien selbstständig bleibe unter Oesterreich- Oberhoheit. Gegen Andrassy und TiSza erhoben sämmtliche Redner die heftigsten Anklagen. Während der Versammlung versuchten Socialdemokraten Unruhen anzustisten, aber ohne Erfolg. Gleich zeitig fanden an anderen Orten socialistische Ver sammlungen statt. Der „K Z." wird telegraphirt: Pest, 80. September. Die heute abgehaltene Volks versammlung war von mehr als 30,000 Menschen besucht; auS der Provinz liefen viele Zustimmungs telegramme ein. Der für die Versammlung auSge- arbeitete Beschluß-Entwurf, von EötvöS verfaßt und mit Zusätzen von Simonyi versehen, lautete wie folgt: „Die Volksversammlung spricht auS: 1) Daß sie auch beute bei jenen Beschlüssen beharre, welche die im Laufe des Jahres 1877 abgehaltenen zahlreichen Volks versammlungen und Muniopien, in erster Reihe die Bürgerschaft der Hauptstadt, in der orientalischen Frage gefaßt und verkündet haben. 8) Im Sinne dieser Beschlüsse protestirt sie feierlich gegen die Be setzung Bosniens und der Herzogewina, sie be trachtet den auS der Besetzung entstandenen blu tigen Krieg nicht alS Krieg der Nation, ja, sie betrachtet ihn im Gegenthe»! als für die Nation verhängnißvoll und sie weist die Verantwortlich keit für die Folgen desselben zurück. 3) Sie pro- teftirt feierlich dagegen, daß Blut und Vermögen der Nation gegen den Willen der Noston ohne Be fragen und Einwilligung deS constit. nellen Ver- trelungskörperS verschwendet werden, > *-e spricht eS auS, daß sie die bisher geschehene fr. e Ver schwendung in Bezug auf die Nation als men, ja, sogar alS Gefahr betrachte. 4) DaS ^«„oiuin der Volksversammlung wird beauftragt, diesen Be schluß seiner Zeit auf dem üblichen Wege dem Reichs tage zu unterbreiten." ES trat eine sehr verbitterte Stimmung gegen Andrassh zu Tage. Die Ordnung indessen blieb musterhaft. AuS Petersburg meldet der Telegraph vom 80. September. Gutem Vernehmen nach wird unser jetziger Finanz mini st er durchgreifendere finanzielle Maßregeln erst in Vorschlag bringen, wenn die Feststellung deS Budgets in Angriff genommen wird. Mit der Feststellung deS Budgets wird man sich im November zu beschäftigen an fangen. Die holländische Regierung erhält auS den indischen Colonien Berichte, welche die bevorstehende Unterwerfung einiger der einflußreich sten atchlnesischen Häuptlinge und in Folge Lessen da- baldige Erlöschen deS Ausstandes signalisiren. DaS amtliche Blatt im Haag veröffentlicht die Verlobung deS König- mit der Prinzessin Emma von Walbeck Pyrmont. ^ AuS Pari- wird vom 30. Sept. gemeldet: Bei den gestern stattgehabten Wahlen für die Deputirtenkammer wurde in Lyon der Can- didat de- Central-Comit-, Chavanne, gegen Habeneck (radikal) gewählt. In MoulmS hat eine Stichwahl zwischen den republikanischen Can- didaten stattzusinden. Die „Assembläe natio nale" berichtet mit aller Gewißheit, daß die Bsermählung de- exkaiferlichen Prin zen mit der Prinzessin Thyra von Däne mark entschiedenst und nahe bevorstehe. Die Initia tive zu dieser Verbindnng, welche jetzt alS eine reine Herzensangelegenheit hingestellt wird, sei von dem General Fleury auSgegangen, der glück liche Abschluß der betreffenden Unterhandlungen dem Herzog von Padua, einem ehemaligen Minister de-Innern Napoleon'-III. und eifrigem Bonapar- listen, zu danken. Die „Assemblse nationale", die sich bisher vorwiegend legitimistisch-klerikal geberdete, sicht nicht an, an dieses Ehebündniß große Hofs nungen für die konservative und antnepublikanifche Sache zu knüpfen. Ein au- Teheran an da» „Journal de St. PLteröbourg" gerichteter Brief erzählt in teressante Dinge über die vom Schab von Persien beabsichtigte Vornahme größerer Verkehrsbauten. Darunter sigurirt in erster Linie die Anlage einer Eisenbahnstrecke von Enzeli am KaSpischen Meere über CaSbine nach Teheran, sowie einer FahrstraßeArareS-Tauri-.Lendjan-CaSbine-Teheran. „Indem er vor allen Dingen diese beiden großen Verbindungslinien nach der russischen Grenze bauen läßt — heißt eS in dem bezüglichen Schreiben — bat Naffr-Eddin Schah einen nochmaligen Beweis für den freundschaftlichen Charakter seine- Verhältnisse» zu Rußland liefern und den Wunsch bekunden wollen, baß der Handel und die individuellen Beziehungen »wischen ferne« Lande und dem seine- mächtigen Nachbar- sich immer mehr entwickeln mögen." Vom veichslage. Berlin, 30 September. Die Beschlüsse der Commission für da» Socialistengesetz zu tz. 1» (Cassen zu socialdemokratischcn Zwecken waren zu näherer Festsetzung einer Subcommission überwiesen. Dieselbe hat nunmehr folgende An träge gestellt: 8. 1». Die Vorschriften de» 8 1 finden auf Ver bindungen ieder Art Anwendung, zedoch find ein getragene Genossenschaften, registrirte Gesellschaften, einaeschrrebene Hülf-caffen und andere selbstständige Lassenvereine, welche nach ihren Statuten die gegen- eitige Unterstützung ihrer Mitglieder bezwecken, zu nächst nicht zu verbieten, sondern unter eine außer ordentliche staatlich« Controle zu stellen. Die mit der Controle betraute Behörde ist befugt: l) allen Sitzungen und Versammlungen deS Verein» beizu- wohnen; 8) Generalversammlungen einzuberufen und zu eiten; 3» die Bücher, Schriften und Eaffenbeftände ein zusehen, sowie Auskunft über die Verhältnisse deS Verein» zu erfordern: 4) di« Ausführung von Beschlüssen, welche zur Förderung der im 8- t, Absatz 2 bezeichne- ten Bestrebungen geeignet sind, zu untersagen; 5) mit der Wahrnehmung ver Obliegenheiten des Vorstandes oder anderer leitender Organe deS Verein- geeignete Personen zu betrauen- 8) die Cassen in Verwahrung und Verwaltung zu nehmen. Wird durch die General Versammlung, den Vorstand oder ein anderes leiten des Organ deS Vereins den von der Controlbehörde innerhalb ihrer Befugnisse erlassenen Anordnungen zuwider gehandelt oder treten in dem Verein die im 8. l, Absatz 8 bezeichnet«»» Bestrebungen auch nach Einleitung der Controle zu Tage, so kann der Verein verboten werden. Sind mehrere selbstständige Vereine >er vorgedachten Art zu einem Verbände verewigt, o kann, wenn in einem derselben die im 8. 1,Ab- atz 8 bezeichneten Bestrebungen zu Tage treten, die fluSscheidung diese- Vereins aus dem Verbände und die Controle über denselben ungeordnet werden. In gleicher Weise ist, wenn die bezeichneten Bestrebungen ,n einem Zweigverein zu Tage treten, die Controle auf diesen »u beschränken. Zur eisten Lesung deS Gesetze- bemerkt die „Nordd. Allg. Ztg." bochosficiöS: Unter den Be- ' chlüsfen der ersten Lesung deS SocialistengesetzeS, welche unbedingt einer Remedur bedür- en, ist einer der wichtigsten die Bestimmung über die Dauer der Gültigkeit des Gesetzes. Die „Kölnische Zeitung", welche — so schreibt >aS Blatt weiter—den Berathungen gegenüber eine sehr »«sonnen« Stellung einnimmt, giebt eine bemerken»- werthe Motivirung de- vorläufigen Commis« ionsbeschlusseS: In der gegebenen Zeit werde sich zuverlässig Herausstellen, ob die Maßregeln genügen, oder ob es anderer bedürfe. Zugleich habe die Regierung Zeit und Gelegenheit, tue nöthigen Erfahrungen u sammeln, um diejenigen Vorlagen zu machen, velcbe etwa zur Aenderung deS gemeinen Hechts rn der von verschiedenen Seiten angedeuteten Weise erforderlich wären. Würde sich das Gesetz be währen und seine weitere Geliung nöthig erscheinen, o habe die Regierung es in der Hand, besten Fort rauer so frühzeitig von dem Reichstage zu verlangen, daß sie, wenn dieser ablehnte, an dieWähler appelliren könnte. Da eS kemer Frage unter liege, daß kaum in einem Kreise, der nicht den Ultramontanen oder dem Fortschritt icher ist, ein Abgeordneter die Wiederwahl erreichte, welcher gegen eine weitere Dauer stimmen würde, so sei eine Zeitbeschränkung un schädlich. Die ,,Kölnische Zeitung" will die Regierung also »urch einen Wechsel mit ziemlich weiter Sicht abfin- den. Die Zuversicht deS liberalen Blatte- aber, daß eventuell eine ReichstagSauflösung im Jahre 188l ein »er Regierung günstiges Resultat haben werde, dürfte kaum geeignet sein, die Regierung von der Erfüllung ihrer unmittelbaren Pflicht, dem Lande die thunlichst sichersten Bürgschaften gegen die Erneu-runa der so- cialistischen Agitation zu gewähren, zurückzuhalten. Die vermeintliche Sicherheit der „Köln. Zeitung" in Betreff der künftigen Stimmung der WäKler beruht offenbar auf der Kenntniß der letzigen Stimmung, wie sie in den Wahlen zum Ausdruck kommen sollte. Gerade, weil die Regierung sich mit dieser Stimmung der großen Mehrheit derWäbler in Uebereinftimmung weiß, wird sie, soviel an ihr ist, AlleS daran fetzen müssen, daß die Bürgschaften, welche da- neue Gesetz für den Schutz der Gesellschaft gewähren soll, nicht rn dem Gesetze selbst wieder in Frage gestellt und erschüttert werden. Znm Staude der „Lursürft"-Ängelegenheit. Berlin, 89. September. Ueber den Vorschlag zur Hebung des „Großen Kurfürsten", welche der türkische Admiral Hobart Pascha in seinem Schreiben an den Kronprinzen gemacht haben soll, ist hier noch nicht- bekannt. Die Angabe, der Vorschlag beruhe auf der selben Grundlage, wie derjenige, den Hobart Pascha der englischen Admiralität seiner Zeit für die Hebung des „Vanguard" gemacht haben soll, würde, wenn sie sich bestätigt, sehr wenig für den jetzigen Vorschlag sprechen, da die Engländer weder diesen noch irgend einen Plan für ausführbar erachtet haben. Daß auch der Schiffsbauingenieur Gaede, der die Taucherarbei ten am „Großen Kurfürsten" geleitet, einen Plan zur Hebung deS Wracks vorgelegt habe, ist eine Nachricht, welche auf einem Mißverstärdniste zu beruhen scheint. Wenigstens ist in unterrichteten Kreisen davon nichts bekannt. An Projekten zur Hebung deS „Großen Kurfürsten" ist übrigen- kein Mangel' die Zahl der selben ist bi- jetzt auf 145 gestiegen. Aber die Mehr zahl der Vorschläge — und »war die besten — gehen darauf hinau-, daS Wrack durch Luft zu heben, nur daß eS bisher noch Niemandem gelungen ist. daS Rätbsel zu lösen, wie der innere Raum deS Wracks mit Lust gefüllt werden soll. Die Ueberzeugung, daß die Hebung de- Wrack» unmöglich sei, ist denn auch bi» letzt in keiner Weise erschüttert. Bezüglich der Werner'schen Angelegenheit stimmen alle Mittheilungen darin überein, daß Eontre-Admiral Werner Krankheit» wegen die Geschäfte als Chef der Marinestation der Ostsee an Admiral Kinderling ab gegeben habe. Streitig dagegen ist, ob Herr Werner ein EntlaffungSgesuch eingereicht oder eine Beschwerde über die Aeußerungen, welche der Chef der Admira lität ihm selbst gegenüber wegen seiner literarischen Thätigkrit gemacht vat, an den Kaiser gerichtet habe. Ist Letztere» die richtige Version — wie eS den An schein hat, da ein EntlaffungSgesuch nur durch Ver mittelung deS Chef» der Admiralität an da» kaiserl. Cabinet hätte gelangen können — so muß man an- nehmen, daß »n der Beschwerde für den Fall der Nichtberücksichtigung derselben der Rücktritt Werner'» in Aussicht gestellt ist. Ueber die Begründung der Beschwerde steht da- Urtheil allein der obersten In stanz zu. An Stelle des Corvettencapitän» Schering, welcher zum Commandanten der Corvette ,Huise" ernannt »st, ist Capitän Hollmann wieder zur Dienstleistung in der Admiralität und »war als Chef der Central- abtheiluna commandirt worden. In derselben Angelegenheit schreibt man der „M. . : Man glaubt hier, der Contreadmiral Werner »b« bisher seinen Abschied nicht eingereicht, weil er uvor mit einer Beschwerde vorgeben wolle. Wie ver- autet, saate Herrn Werner der Chef der Admiralität auf den Kopf zu, er wäre der Verfasser der in der Deutschen Revue" erschienenen Darstellung de- Vor- gange» bei Folkeftone, und ohne daß der Contre- admiral Gelegenheit fand, sich hierüber zu erklären, »alte Herr v. Stosch in einer Ansprache an Kieler Seeosficiere seine Annahme als Tbatsache hingcftellt. iS war bei dem Besuche des Marineministers in kiel, der Jnspicirungen »um Zweck hatte, allgemein ausgefallen, daß den Jnspicirungen der Contreadmiral ern geblieben war, und Herrn v. Stosch zu begleiten erschien Herrn Werner nicht mehr möglich, weil die Beschuldigungen gegen ihn vom Marineminister gleich bei dessen Ankunft auf dem Bahnhofe aut geworden waren. Dem Verbleiben deS öe»rn Werner im Marinedienst steht nichts im Wege, wenn seine Beschwerde gegen den Cb f »er Admiralität für begründet erachtet wird; sollte dieS nicht der Fall sein, so würde Herr Werner dann allerdings semen Abschied fordern. Von der VorauS- etzung, daß der Contreadmiral die berühmt gewordene kritik in der „Deutschen Revue" geschrieben habe, ist »efinitio abzusehen, denn Herr Werner hat seine Autorschaft in Abrede gestellt; abgesehen hiervon wird aber auch bald genug ein thatsächlicher Beleg ür Werner's Angaben vorliegen, denn die „Revue^' bringt demnächst einen zweiten Artikel gegen Herrn v. Stosch, und ist aus dessen Stil zu schließen, daß der Verfasser deS ersten Artikels zualeich den zweiten verfaßt habe, so ergiebt sich unzweideutig, daß Herrn Werner Unrecht geschehen ist, denn den zweiten Artikel änn Herr Werner gar nicht verfaßt haben, weil auS ihm »ervorgeht, daß fern Verfasser den Verhandlungen »in Reichstage beiwohnte. Die Werner'sch« Angelegenheit gelangt wohl f'übesten» nach der Rückkehr deS Kron- irinzen nach Berlin zum AuStrag. Afghanistan. Die Stimmung der englischen Presse wird in Bezug aus den Conflict mit Afghanistan von Tage zu Tage ernster, die Blätter der ver- 'chiedenen Parteien sind darin einig, daß noch in diesem Herbst etwa- geschehen muß. Selbst die „Time-", die sich eine Zeit lang mit Hoffnungen auf eine friedliche Lösung schmeichelte, hat neuer« ding- einen enschieden kriegerischen Ton angeschlagen. Und nicht nur gegen Schir Ali, sondern gegen Rußland richten die Blätter ihre Angriffe. Die ofsicivse Petersburger Depesche, worin die in Entz ünd verbreitete Annahme, e- bestände ein Ein vernehmen zwischen Rußland und Afghanistan, für „imaginair" erklärt wird, findet keinen Glauben, und „Daily Telegraph" deutet an, daß Lord Los- tuS, der englische Gesandte in Petersburg, der vor einigen Togen dorthin zurückgekehrt ist, dieAnweisung erhalten, über Rußlands Beziehungen zu den Vor gängen in Afghanistan Aufschluß zu fordern. Die in dische Regierung soll Dokumente und Abschriften von Briefen russischer Agenten in den Händen haben, die Rußlands Mitwirkung bei der Abweisung der englischen Gesandtschaft und die Leistung russischer Subsidien an Schir Ali außer Zweifel stellen. Die Instructionen des englischen Gesandten gehen aber noch weiter. Man zweifelt — immer dem „Daily Telegraph" zufolge — nicht im Geringsten, daß Rußlands Antwort diesmal ebenso wenig etwas zu wünschen übrig lassen wird, wie vor Jahren in der Khiwa-Frage, a!« eS dem feier lichen Versprechen deS Czaren zuwider Khiwa annectirte und sich hinterdrein mit der Macht der Umstände entschulvigte. Darum wird Lord LoftuS in Petersburg, als Beweis für die friedfertige Ge sinnung der kaiserlichen Regierung, die schleunige Abberufung des russischen Agenten in Kabul ver langen. Natürlich ohne Erfolg. Ueber die in London herrschende Stimmung mag ein deutscher Correspondent vernommen werden, welcher der „A. Z." schreibt: * London, 87. September. Der Krieg mit Afghanistan scheint jetzt unvermeidlich zu sein, da- läßt sich wenigstens au- den genaueren Nachrichten über die Vorgänge in Ali MaSdschid schließen. Die Hoffnung, daß der Befehlshaber de- Fort- auf eigene Hand gehandelt haben könnte, wild völlig hinfällig; denn bei dem Empfange deS bri tischen Parlamentär- Major Cavagnari war auch der Mir Lkbor oder Oberstallmeister Schir Ali's anwesend und in seiner, eines vertrauten Freundes und Hofbeamten deS Emirs, Gegenwart erklärte der Befehlshaber dem englischen Osficier: daß er ihn erschießen lassen könnte und nur auS persönlicher Freundschaft sein Leben schone. Weitere Berichte auS dem viceköniglichen Hauptquartier melden denn auch, daß keine Zeit verloren wird, und daß sofort militairische Maßregeln ungeordnet wurden. Die verschiedenen Berichte widersprechen sich allerdings einigermaßen bezüglich der Tragweite der in Aussicht genommenen Operationen, doch scheint so viel sicher zu sein, daß der Vicekönig, trotz deS frühen afghanischen Winter-, sich sofort der Pässe in da» Bergland und vielleicht auch der Nächstliegenden festen Plätze versichern will, um entweder durch die Ein flößung emcS heilsamen Schreckens den Emir zum sofortigen Nachgeben zu bewegen oder um andern falls einen f.sten Halt für ein« Expedition im kom menden Frübjahr gegen Kabul zur Hand zu haben. Alle Kundgebungen von Fachleuten, indischen Ossi cieren u. s. w. in den Zeitungen stimmen auch hin sichtlich der Rathsamkeit raschen Handeln» überein. AlS Gründe werden außer dem erwähnten, den Emir möglicherweise zum Nachgeben zu bewegen, angeführt: daß die Püffe bei längerem Zögern während de» Winter» durch russische Mitrailleusen und andere Geschütze ganz oder fast uneinnehmbar gemacht wer den könnten, und dann daß die Orientalen, nicht nur die Afghanen, sondern auch die Inder nur durch sofortige» Handeln sich imponiren lassen und ohne ein solches während de» Winter» da» englisch« Prestige in den Augen der Asiaten bedeutende Einbuße erleiden würde Die bis jetzt lekannten militairischen Ordre» lassen sich folgender maßen zusammenfassen: eine südliche Lolonne von 6 bi» 8000 Mann (die Zahlen schwanken) hat sich in Multan versammelt, um unter Befehl Genera Robert»' dem Volan-Paß und QueNah »» besetzen: 6000 Mann versammeln sich tm Kuram Thal, um den Kohat-Paß »u besetze^ und d» Dperationen einer dritten in der Bildung d^nffener Lolonne gegen den gefährlicheren KeibekfPaß zv erleichtern. Wahrscheinlich werden diese Eolonner nach Durchführung ihrer nächsten Auszgbe alS BeobachtungScorpS stehen bleiben, da sie q, eigent-j ichen Afghanistan, da- immerhin leicht z« besetzen wäre, an LebenSmittel Mangel leiden würden. Zui Herbeiführung der erforderlichen Nahrunasqittel für! »n halbe» Jahr ist aber die vor dem Schreefall im> Gebirge noch bleibende Zeit zu kurz bemessen. — Der! um Befehlshaber der sü blich enColonne aulersehene 1 Angabe General Roberts ist ein sehr vndienter Osficier, der große Erfahrung in den indischrn Feld- ' zügen und auch als Mitglied oeS Generalquartier- neisterstabS sich langjährige Erfahrung bezüfiich de» o außerordentlich wichtigen Zufuhrsvstems erworben »at. Bei der Belagerung von Delhi erobern er mit eigener Hand eine feindliche Standarte; im chesfini»/ chen Feldzuge war er Genrralquart»ermeifler der Bengal-Bngade. — Tball oder Thull, der Ort, wo die mittlere oder Kuram-Colonne sich ver- ammelt, ist etwa 168 Meilen von Kabul, 1»8 von GhaSni entfernt. Dieser Nebenvaß ward noch nicht von einem englischen Heere durchschritten, da m den seldzügen der 1840er Jahre nur der Keiber und Solan benutzt wurden. Doch steht den englisch«» L LckI1«Ir, Papierwäfche-Fabrtk, Itlozx's SloSLruxsu. volLll-VorkLuf und Große Luswohl. Villig-e Preist. verknus in Detail zu «n-rospretse»^ Lünenon, Itr»iix«a, Varnitvron. 'MW eS««tliche «etfiwaarcu. Bettdecke«. > Philipp I-vsssr, Grt««a'fche Strotze Nr. 4, 1 Treppe. Markt 17, KSntgShauS vlaeä unä l» Allläieäer. Veste Lualttiite«. «r-tzte >«S»ahl. kindlichen AfridiS wählen mußte. Die Mission verließ Thall am 3l. April, überschritt am folgenden Tage die afghanische Grenze und mußte 51 Meilen weiter bei dem Fort Mohammed Azim'S im Kuram-Thale vier Tage halten, da >er kriegerische Stamm der Dschadschih Feindselhi- 'eiten begonnen hatte. DaS Thal wird alS sehy^ ruchtbar geschildert, doch machen Reisfümpse e» un gesund. DaS Kuram-Fort ist sehr umfangreich, hat Bastionen mit je einem Rundlhurm und ist von einem breiten Graben und einem gedeckten Weg um geben. Die Dschadschih werden auch diesmal wohl da» einrückende Heer bedrängen. Bon Kuram- oder Mohammed Adzim'S-Fort nach dem etwa 100 Meilen entfernten Tandschi-Wardak führt die Straße durch sehr bergiges Gebiet und ist gegen wärtig für Geschütze gänzlich unvassirbar. Dem hofft man indessen durch die Verwendung von Hazara- lrbeitern abzuhelfen, welche ausgezeichnete Straßen- »auer sind und den Engländern be, früheren Berg riegen treffliche Dienste geleistet haben. — Etwa 50 Meilen weiter von Tandschi-Wardak liegt GhaSni, die bekannte afghanische Fettung. ES wird möglich sein, die 6000 Mann bis Mitte Oktober nach Thall zu bringen. Nach Besetzung der Päffe Wirdes dann aber kaum nochZeit sein, gegen GhaSni vorzurücken. — Die baldige Verstärkung der Besatzung 2uettah'S empfiehlt sich dringend, da sie nur 1509 Mann beträgt. Das ist auch leider tbunlich, da die Straße dorthin für Geschütze fahrbar ist. * » * Wir lassen die neuesten telegraphischen Meldungen hier folgen: London, 30. Septmbr. Ueber die Gründe, welch« )en Vicekönig von Indien bewogen haben, die Gesandtschaft zu entsenden, ohne die Erlaubniß deS EmirS zur Passage der Grenze abzuwarten, wird nach einem Telegramm der „TimeS" auS Kal kutta vom 39. d. mitgerheilt, daß Sckir Ali erklärt habe: „Wenn ich die Gesandtschaft empfangen will, werde »ch sie selber einladen; mittlerweile mag sie in Peschawer meinen Willen abwarten." London, 30. September. Die „TimeS" meldet auS Calcutta von gestern: Die Vorbereitungen für den Feldzug in Afghanistan werden sehr energisch ortgesetzt; über die Kriegsmacht de- EmirS Schir Ali ist Genaues nicht bekannt. AlS den schwierigsten in Betracht kommenden Umstand sieht man die Mög lichkeit an, daß die Grenzstämme, die leicht eine Anzahl von 100,000 Kriegern zu stellen im Stande sind, eine feindselige Haltung annehmen könnten. Die Regierung deS VicekönigS kehrt von Simla nicht nach Calcutta zurück, sondern siedelt nach Lahor« über, wo ein Lager gebildet wird. ES gebt daraus hervor, daß der Vicekönig nicht aus eine Erhaltung deS Friedens hofft. General Chamberlain ist in Simla angekommen.
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