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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.09.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187809266
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780926
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780926
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1878
-
Monat
1878-09
- Tag 1878-09-26
-
Monat
1878-09
-
Jahr
1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.09.1878
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lk-l/'ft ct.WI.I00 U.SI.M», °. r °. L 0. .o.pl/1 78 .v.pl/4 77 -.O.xl/1 78 Grfcheiut tLgltch früh 6»,. Uhr. »«bottt«» «k» ««Pktzttl», IohamttSgafit 33. >PNchß»>»«A der Rebelt»»: vormittags 10-17 Uhr. Nachmittags 4—S Uhr. »er für dir Nächst- e Nummer bestlmmtn, an Wochentagen dis 8 Uhr Nachmtttaa«. an Saun- ord Festtage« frühhtS Uhr. r« de» Miete» stir r,l-A,«ch«e: §tt» Atem«. Univerfitäisstr. 22. ' Läfche.Latdanarnstt 18.p. nur diHs Uhr Anzeiger. L>r«-ll für Mit», Lvkchkschichtr, HasdclS mV GrschLstSverkrhr. «-d-AuflK-e LL.8OO. Lbo»»r»e,t»arrt» vtettclt. 4^vlt., racl. Bringerlohn b Mk.. durch die Post bezogen S ML Jede einzelne Nummer 2L Pf. Belegexemplar 10 Bf. Sedüdren für Extrabeilage» ahne Postdefürderung Lü Mk. mit Poftbefvrderung 4L ML ;»fer«t« Lgesp. Petitzeile »0 Pf Sprühe« Schriften laut nufer«» PreiSverzeithniß. — radeüanscber Satz nach höherem Tarif. «ecla»eo „«er dtt» «rdatttomißrlch die Spaltzeile 40 Pf. Inserat« find stet« an d. «rpedttlo» »u senden. - Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praaanm e»»»4> LKÄ. Donnerstag den 2V. September 1878. 72. ZühMNg. Bekanntmachung. In der Nacht vom 1. zum 2. dfS. Mt», ist die im Eisenacher Oberland« (E.-Weimar) gelegene Stadt Vacha von einem schweren Brandunglück heimgesucht, beinah« ein Drittel der Sucht — 78 Wchnhäuser mit I«1 Neben- und Hintergebäuden, worunter viele mit dem eben eingebrachten Erntesegen gefüllt« Scheuern — ist zerstört worden. Da di« meisten der Abgebrannten leider nicht versichert hatten, überdie- der Winter vor der Thür steht, s» ist die in jene ohnehin arme und schwerbelaftete Stadt eingezogene Noth eine große, und kräftige, nachhaltig« Hülfe thut dringend noch. In Folg« eine- von dort an un« ergangenen HülserufS wenden wir unS an di, Einwohnerschaft Leip- ,,gS mit der Bitte, zur Linderung der Roch der Abgebrannten un» milde Beiträge ^u Geld, Wäsche, Klei dungsstücken rc. rüge den zu lasten und bemerken, daß unsere EtiftungSbuchhallerer (RalhhauS, 1. Stage) zur Annahme von Gaden angewiesen ist. Leipzig, den «s. September 1878. Der «attz »er Stadt Lechzt-. vr. Lröndlin. Richter. LogiS-Vermiethung. Eingetretener Umstände halber soll die au» - Stuben. L Kammern und fanfttaem Zudehjr bestehende, nach der NetchSftraste heran» gelegene Adtheilnn, der S. Stage von Selter « Haf, ReichSstraße Nr. dd, vom 1. Oktober d. I. an auf drei Jahre anderweit vermiethet werden. Mietbluftige wollen bi« zum 27. h. M. ihre Offerten bei uicS einreichen. Die BermiethungSbedingungen und da« Jnventarium der zu vermiethenden Wohnung liegen an Rathd- fteüe zur Einsichtnahme auS. Leipzig, am 81. September 1678. Ser «ath der Stadt Lechzt». vr. Tröndlin. Lerutti Gewölbe-Vermietdung. DaS zeitder an die Herren Ettübell L Müller au« Meerane vermietheie Getaiilde mir Schreibst»»« in dem der Stadtgemeinde gehörigen Hause NetchSftrahe Nr. kl soll Dienstag, den 1. Oktober d. I., varmtttags 11 Uhr an RathSftell« zur aaderwette« vrrmtethung da« 1. lchrtl IttTd an gegen einhalbjährliche Kündigung »ersteigert werden. D»e LermiethungS- und Verfteigerung-bedingungen liegen ebendaselbst schon vor dem Termin zur Einsichtnahme auS. Leipzig, den 18. September 1876. Der »ath »er Stadt Lechzt-. vr. Georgi. Lerutti. Bekanntmachung. Am heutigen Lage sind Frau Anna Hulda verehel. vnger. KönigSvlatz Nr. 13 wohnhaft, - Eltfadet- Marte verw. Echtrmer, Querstraße Nr. 33 wohnhaft, - Amalie Bertha verehel. «ndrefen, Reudnit^r Straße Nr. 4 wohnhaft, - Emilie Marte verw. Hetger, Hohe Straße Skr. 12 wohnhaft, - Llara verehel. Niedel, Hainsttaße Nr. 16 wohnhaft. - Krau Marte verehel. «vtz-Hürzeler, Frankfurter Straß« Nr. 5L wohnhaft und Fräul. Lantfe Therese Kalasche, Hohe Straße Nr. ll wohnhaft, al- Hebammen für unsere Stadt in Pflicht genommen worden. Leipzig, am 20. September 1878. Ter Math der Stadt Lechzta. vr. Tröndlin. Kretschmer. Städtische Gewerbeschule. Die Studien im Wintersemester 1878/78 beginnen Dienstag, den 1. Oktober o., »te Tagescurse früh 8 Uhr, die Adendeurse um 7 Uhr. ExpeditionSzeit Vormittag- zwischen 11 und 12 Uhr. Leipzig, am 81. September 1878. Der Dtrectar der städtischen Gewerbeschule. Rieper, Pros. Im.Ooup. /p 1/7 74 v.pl/1 78 1w.0oup /kl/1 7K saas. °r^40Z o.1«k -4.-6« Der Marinemimster Herr v. Slosch ist grollend in Urlaub gegangen, während durch die technischen Marinekrelse die höchste Erregung geht. DaS Land ist nicht minder oeforgt um die Zukunft unserer jungen Marine als da Heranwachsende Seemanvfchaft, deren Bra vo« und Begeisterung für ihren Berus über allen Zweffel ist. So constitutionell auch der Herr Marineminister in Sachen der Untersuchung Uber ven Untergang de« „Großen Kurfürsten" dem Reichstage gegenüber verfahren ist, die Zahl seiner Verehrer schwindet immer mehr und revucirt sich bereüS aus ein Minimum. Sehr richtig bemerkt die „Weserzeitung": Niemand wird dem General guten Willen, Selbftbewußtsein, Energie absprechen. Aber mit gutem Willen und krüstlgem Selbftbewußtsein ist eS allein nicht getban; Energie, die nicht von einem »ollen Verständnisse der Sache getragen wird, kann unendlichen Schaben anstiften. AlS der General m sein ncueS Amt eintrat und auch noch, nachdem er eS schon eine Heit lang verwaltet hatte, war er be- ,ch«»de« genug, nnzugestehen, daß er vom Seewesen mcht» verstände. Gert der Zeit find ihm die Flügel gewachsen. Er hat mehr und mehr seine Ideen in allen Zweigen deS Dienstes zur Geltung gebracht. Er bat kolossale Anforderungen gestellt und militärische Leistungen gefordert. Den Willen, die Seemann schaft in den Hintergrund zu drängen, hatte er wohl nicht, aber ihm mangelte das Berständniß dafür, und dieFolgewar, daß die Seemann schaft litt. Ganz fre, von Schuld hieran mag das SeeofficiercorpS auch nicht sein, aber einem so energi schen Chef zu opponiren, ist mit großer Gefahr ver bunden. Arn richtigsten wäre eS ja gewiß, wenn ein Seeofficier an der Spitze der Manne stände' die Manne kann aber auch gedeihen, wenn ein Nicht- rechniker, wie in England der erste Lord her Ad miralität oder hier ein Infanterie-General, die Verwaltung hat. Nicht gedeihen kann aber die Marine, wein dieser Nichttechniker seinen refonnatorischen Eifer auf technische Einzel heiten und auf Dinge auSdehnt, die er nicht versteht und beurtheilen kann; nicht gedeihen kann sie, wenn der Lhef eine solch« Miß achtung und Geringschätzung der Techniker und deS technischen Elementes besitzt, wie sie Herr von Etosch an den Tag legt. Die Vereinigung der früber getrennten Instanten, der Verwaltung und deS Oberbefehl« in den Händen deS ChefS der Admi ralität hat daS Restart desselben mit einer Machtfülle auSgepattet, wie fi« sonst wohl im Reiche unbekannt ist. Anstatt nun mit Rücksicht auf seine eigene lln- kenntniß des Seewesen- von dieser Macht einen scho. nenden und vorsichtigen Gebrauch zu machen, hat er die im Regulativ vom Jahre 1871 vorgesehenen controlirenhen Instanzen beseitigt. Den Admiralität-raty hat er ui» berufen: die Generalinspectwu, die vielleicht noch wichtiger ist, ist nach dem Tode d«S Prinzen Adalbert auS der Marine verschwunden. „Ich bm nicht verpflichtet — hat Herr v. Etosch mi Reichstage erklärt — hier eine Auskunft zu geben, wie weit ich bei den allerhöchsten Verordnungen diSpenstrt werde, diesen oder jenen zu fragen u. si w." Das mag formell richtig sein; Herr v. Etosch kann eS aber nicht ablehnen, daß ihn, der sich ein« so unumschränkte Etellung geschaffen und AlleS auf sich allein gestellt hat, nun auch di« volle Verantwortung für Erhüben und Mißftände in der Marine trifft. E« ist beklagenSwerth, daß so schwere Unfälle de« deutschen Volke erst die Lugen öffnen sollten über ein Institut, aus welche« e- anfcheireud stolz sein konnte. ES scheint aber, al« un< sollte die Herde Prüfung nicht erspart bleiben, überall da von vorn anzusange», wo wir die Spuren nationaler Größe zu erkennen glaubten. Wir sind keine Chauvin«, aber wir verlangen, daß unseren berechtigten An sprüchen an eine schöpferische und sichere Ver waltung vollauf Rechnung getragen werde. Die Zeit der Ernüchterung ist hoffentlich vorüber und unsere Zukunft trostreicher. Der Gründung« - schwindet, da- Mrlliardensieb, Rückgang unserer Wirthschaft, Anwachsen der Socialdemokratie und d«S UilramontaniSmuS, zwei Kaisermorde, eine nicht schlagfertige Marine — das ist ein wemg viel deS Unglück« für ein einzige«, noch nicht einmal voll endete« Decennium. Politische Ueberstcht. Leipzig, 25. September. Die Differenzen innerhalb der da-Socia- listcngefetz beratheuden Commission find — so meldet die „Weserzeitung" officiö« — noch nicht beseitigt und ist die Lösung der selben sehr schwierig.' Am Freitag wird dce erste Lesung (in der Commission) statlfinden und mau erwartet nächsten Mittwoch den Schluß der zwei ten Lesung. Die Wiederaufnahme der Plenarbe- rathung wird kaum vor dem 7. Oktober erhofft. Der „Kölnischen Zeitung" wird über die Chancen de« Gesetzes von Berlin geschrieben: Hier herrscht entschieden die Hoffnung, daß der Reichstag den alleinigen Zwrck ferner Berufung, da- Eoccalistengcsetz, erreichen werde. Die national-liberale Part«» ist in ihrer sehr großen Mehrheit entschlossen, der Regierung ein wirksame- Gesetz zu bewilligen, und ein anderes würbe die Regierung auch nicht an nehmen. Die Declamationen gegen AuSnahm-gcsetze find verpufft. Dian hat sich dahin verständigt, daß aller dings nicht gewisse Personen Gegenstand emeS besonderen Gesetzes sein dürfen, wohl aber die Fortsetzung gewisser staatSgesährlicher Agitationen unter den gegenwärtigen Umständen nicht ferner zu gestatten ist. Der Bericht der Commission wird schwerlich vor Montag den 80. September im Plenum eingebracht werden können und wird etwa am Donnerstag den 3. Oktober zur Verhandlung kommen, so daß eS ungewiß ist, ob der Reichstag schon Ende nächster Woche zum Schlüsse gelangen wird. Seiten- der Regierung »ft man, der Nordd. Allg. Zig. zufolge. m,t der Amendirung durch die Commission nicht befriedigt. Die Nordd. Allg.Ztg. droht sogar mit der Auflösung des Reichstags. Die liberalen Abgeordneten selbst wünschen allerdings eine Auflösung deSRexchStageSwegen deS Socialistcnge setzeS vermieden zu sehen. Indessen darf man auf eine Ver einbarung hoffen. So hoch auch der Unmuth der Regie rung, namentlich de« Reichskanzlei s, in der Zeit der Wah len gestiegen war, so hat sich inzwischen eine ruhigere Stimmung eingestellt, wie am besten die Unterredung des Fmsten BrSmarck mit Herrn v. Bennigsen be weist. Bennigsen hat ja immer eine maßvolle Haltung , beobachtet, und Fürst BiSmarck hat sich denn auch sehr i entgegenkommend ausgesprochen, j Der preußische Finanzmiuister, Herr Hobrecht, versteht nicht eben Seide zu spinnen. Nach der jetzigen Aufstellung ergiebt sich ern De ficit von 26 Millionen Mark, wohl zu merken, schon im Ordmarium. Freilich verha»delt der Fmanzminister nvch mit seinen Cvllegen, um Ab striche zu erlangen. Er hat erklärt, daß er auch die kleinste Ersparung willkommen heißen müsse, »m dem Landtage die Ueberzeuguug beiznbringen, daß n»r da- Nothwendigste geforbert werde. Schon in den letzten Zeiten C >mpha«sen's wurde be kanntlich mit einem verhüllten Deficit gearbeitet, indem daS Fehlende durch Restbestände und andere HÜlsSmittel herbeigeschafft wurde. Man ist ewig, daß die direkten Steuern jetzt nicht erhöht werden können, und für die indirekten ist man a«f den Reichstag angewiesen. Dort herrscht zwar Einig keit, daß der Tabak höher, weit höher al- bisher besteuert «erden müsse; aber in ivelcher Weise? CS wird noch eine Werte dauern, bi« die Meinung«. Verschiedenheit über diese wichtige Frage zum An-- trag gekommen sein wird. So wird der preußische Landtag sich wohl zu einer Anleihe gedrängt sehen, f» bedenklich diese« AuSkunftSmittel in FriedenS- zeiteu ist. Rufgeschoden wüsten natürlich alle Unter nehmungen werden, die ein großes Capital er fordern, ohne daß man einer hinlänglichen Ver zinsung sicher ist. Augenblicklich ist nicht die Zeit, um große Canäle zu bauen u. f. w. Die Behauptung, daß der BundeSrath, sobald er seine regelmäßige Thätigkeit wieder aufuimmt, — melden dre Osficiösen — sofort in die Bera- thung de« ReichShauShaltS eintreten werde, eilt den Thatsachen sehr weit voran-. Die Angelegenheit befindet sich noch in einem vorbereitenden Stadium und der BundeSrath wird erst in 8—10 Wochen mit derselben sich befassen können. AuS Stettin wird vom Dieu-tag, 24. Septbr., Abend- gemeldet: Bei der hier stattgehadten engeren Wahl wurde Stadtrath Albert Schlu- tow mit einer Majorität von 1268 Stimmen zum ReichStagSabgeordneten gewählt. Ueber die deutsche Politik in der weiteren Lösung der orientalischen Frage meldet die „N. A Z." hochofstcivS: Die europäische Presse beschäftigt sich vielfach mit dem Circular, durch welches Deutschland kürzlich bei den Mächten die Säumigkeit der Pforte gegenüber den Stipulationen deS Berliner Vertrage- zur Sprache gebracht hat, und legt uns dadurch da- Bedürfnis, nahe, die Bedeutung diese- Schritte» richtig und klar ru stellen. Die deutsche Regierung steht nach wie vor der Entwickelung der Dinge im Orient ferner alö die anderen Großmächte: ihre eigenen Interessen werden nicht geschädigt, ob die Türkei jene Verabredungen früher oder später auSführt. Sie hat zu der ganzen Sache Stellung genommen lediglich in dem Streben, zur Herstellung der Ruhe und de« Friedens in Europa veizutragen. Dieser Standpunct leqte ihr an und für sich nicht daS Gebot aus, sich in diesem Augen blick an die anderen Mächte zu wenden; wenn sie dieS dennoch zu thun geglaubt hat. so geschah eS ledig lich in der Empfindung, daß mit einer solchen An regung die Macht, welche dem Kongreß präfidcrt hat, eine formale Anstand-Pflicht erfülle. Die deutsche Regierung hat sich von Hause auS die Möglichkeit, ja die Wahrscheinlichkeit nicht ver hehlt. daß dieser Schritt nicht bei allen Mächten so fort Anklana finden werde; sie hat eS aber doch in dem angegebenen Sinne für richtig erachtet, sich durch die Unsicherheit deS Erfolges von der Erfüllung jener Pflicht nicht abschrecken zu lasten. Um eigentlich deut sche Interessen handelt eS sich, wie gesagt, dabei nicht, und wenn die Anregung zunächst Bedenken begegnet ist, so bleibt immer zu hoffen, daß diejenigen, die im Orient näher betheilrgt sind, den Ball aufnebmen und seiner Zeit ihrerseits penieinsame und gleichzeitige Schritte beantragen werden. Für Deutschland kann von einer weiteren Thätigkeit in dieser Richtung bei dieser Sachlage nicht wohl die Rede sein, da dasselbe, wie gesagt, ein eigene« Ziel überhaupt nicht verfolgen, sondern nur eine Anregung geben wollte, welche die anderen Mächte gerade in erster Linie au- Berlin erwarten konnten. Die Ber- muthunaen, al- ob Deutschland seine Action über diese erste Anregung hinaus fortsetzen wolle, werden sich wohl al- irrthümlich erweisen, um so mehr, »l- mzwischen die Pforte in einigen Punkten doch schon der Ausführung deS Vertrage- näher getreten ist, so z B. Batum geräumt hat. Ebenso fällt in- Gewicht, daß die Ermordung Mebemed Ali Pascha- eS fraglich erscheinen läßt, ob die Voraussetzung, daß der Pforte mehr die Macht als der Wille zur Ausführung der Berliner Zusagen fehle, nicht in der That eine gewiss« Berechtigung besitze. Unter diesen Umständen wird also abzuwarten sein, ob nicht demnächst von anderer Seite die Sache wieder ausgenommen w-rden wird. Wir find überzeugt, daß Deutschland, nachdem e« seine eigene Pflicht auS der Erbschaft de« Vorsitze- im Longreß erfüllt hat, jeder solchen Anregung von anderer Seit« bereitwillig und förderlich entgegenkommen wird. Vom Reichstage. * * Berlin, 24. Eeptbr. Die Sitzung der Socia- listengesetzcommission vom Montag Abend war noch vollständig der Frage der RecurSmstanz ge widmet, führte aber schließlich zu einem neaativen Resultate. Gegenüber standen sich drei verschiedene Systeme: der Regierung-Vorschlag mit dem beson deren Ausschüsse deS BundeSrath-, der Antrag LaSker mit den obersten LerwaltungSgerichten bezw. dem ReichSoberhandelSgericht, und der Antrag Gneist mit dem Reichskanzler. Der RegierungSvorschlcm wurde nicht allein von den Ministern Sachsen- und Württem bergs, sondern auch von dem preußischen Minister Graf Eulenburg vertheidigt. Doch machten die be treffenden Ausführungen über die Bedeutung derRecurS- instanz nicht gerade den Eindruck einer vollständigen Conformität der Anschauungen: auch schien eS, al« ob die Vertreter der Mittelftaaten den BundeSrathS- AuSschuß als die mit Naturnothwendigkeit sich von selbst ergebende Lösung, der Vertreter Preußen- ihn aber, obgleich er die- nicht Wort haben wollte, mehr als einen BerlegenheitSvorschlag bettachtete. In der Commission fand die RcgierungSvor age ausgesprochene Sympathie nur bei einigen Con ervativen. Gegen den Antrag LaSker wurde zunächst geltend gemacht, daß er eine einheitliche Handhabung deS Gesetze- un möglich mache, welchem Einwande der Antragsteller mit dem Vorschläge eine« dem Reichskanzler ein- ruräumenden EvocationsrechtS entgegentrat. Der Abgeordnete Reichensperger fand eS unzulässig, den jenigen Staaten, welche Verwaltungsgerichte nicht besitzen, die Entscheidung der betreffenden Be^ schwerden durch Verweisung an das Reichsober- handelSgericht ganz zu entziehen, statt daS jedesmalige oberste Landesgericht für zuständig zu erklären. Dem gegenüber brachte der Aog. v. Stauffenberg ein Amendement ein, noch welchem da, w« Verwaltungs gerichte nicht bestehen, die Beschwerde an einen von der Landesregierung zu bezeichnenden oberen Gerichts hof oder daS oberste LandeSverwaltungSqericht eine anderen BundeSstaateS gehen sollte. Minister Graf Eulenburg erhob endlich gegen den LaSker'schen An trag das principielle Bedenken, daß die Einfügung einer richterlichen Instanz in daS vorliegende Gesetz, sei es nun einer rein richterlichen oder einer vcr- waltungsgerichtlichen, mit dem ganzen Geist und Zweck desselben nicht übereinstimme. Der Gneifl'schc Vorschlag, welcher dem Reichskanzler für die Dauer der Geltung des Gesetze- die Functionen der Landes- Polizeibehörden auf dem in Rede stehenden Gebiete übertragen würde, wurde von mittelftaatlicher Seite als eine unannehmbare Verfassungsänderung be kämpft. Bei der schfteßlichen Abstimmung erhielt keiner der gemachten Vorschläge die Majorität. Luch das Auskunft-mittel, den 8- 4 zunächst ohne jede nähere Bezeichnung der Beschwerdeinstant anzu- nehmen, wurde nicht beliebt und sonnt der ganze Paragraph abgelehnt. DaS negative Ergebniß Kat rndeß nur die Bedeutung, daß dre überaus schwierige Frage gestern noch nicht spruchreif war. Wie sehr die gegen den Regierungsvorschlag bestehenden Be denken auch von conservattv.r Seite anerkannt werden, beweist der Vorschlag deS Abg. v. Goftler, die Bffchwerdemstan, einstweilen als eine „collegia- kische, unabhängig organisirte Instanz der Reichsver- waltung" zu bejeichnen. Uever diesen Vorschlag wurde zwar nicht abgetzimmt, derselbe kann indeß immerhin als Basis für weitere BerftändigungSver- suche bettachtet werden. * * In der heutigen Sitzung der Commission wurde der von den für da» Verbot von Druck chriftcn zuständigen Behörden handelnde 8. 7 mit einem re daktionellen Amendement v. Stauffenberg angenom men, die Beschlußfassung über 8- 8 aber, in welcher wiederum die Beschwerdeinstanz in Frage kommt, au-gesetzt. Die von der Beschlagnahme von Druck schriften handelnden 88 v und 1<> gelangten ohne DiScus- sion zur Annahme, während zu 8.11. der daS Einsam mein von Beiträgen zur Förderung der in 8 l brze>ch- neten Bestrebungen sowie die öffentliche Aufforderung zur Leistung solcher veiträgr verbietet, der Antrag LaSker angenommen wurde: „Die Beschwerde folgt dem lan- deSgesetzlichen Jaftanzenzuge grgen Polizeiverfügun-
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