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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nksars«« »»> -rpedtttea Jvhannisgasie 33. >»«chß»u»k, »n NkLatttoa: Vormittags lü—12 Uhr. Nachmittag» 4—S Uhr. der für die ilLchst- Nununrr bestimmten senur an Wochentagen bto chr Nachmittags, an Lonu- > Krsttagrn früh bis V»9 Uhr. H» »ea/Uiatn, für Zos. Ansahmr: vtto Mtm«. Uuiversttätsstr. 22. L«»tiS Lösche. «atharincnstr. 18, p. »« bis '/,3 Uhr. MMer.Tagtlilall Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichtc, Handels- und Geschäftsverkehr. Auslage 1L,2L«. Ld»aok«r,«,»rrt» viertelt. 4V.ML, iacl. Briugerlohn S Ml., Lurch die Post bezogen v Mt. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. cheblihrr» für Extrabeilagen ohne Postbeftkderung 3S Ml. mtt Postbefvrderung 4- VN. ZalrriNe Lgesp. Petitzeile 20 Pf. Größer« Schriften laut unserem PrriSverzeichniß. — tabellarischer Latz nach höberem Tarss. Skttmne» »utrr dem tlevacttooostttch Li« Spaltzeile 40 Pf- Inserat« find stet» an L. «epedttto» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeonmsraaäo oder durch PostvorschuH. ^ L«. Montag den 21. Januar 1878. 72. Jahrgang. Bekanntmachung. Nach tz. 4 des nacksstehends abgedruckten Regulativs der Friedensstiftung ffind die Unterstützungen aus dieser Stiftung am Tage des Friedensschlusses, sonach am 2. März, zu vertherlen, und wir fordern daher Diejenigen, welche um solche Unterstützungen nachsuchen wollen, hierdurch auf, ihre Gesuche bis zum ZI. I««uar 1878 mit den nöthigen Bescheinigungen bei uns einzureichen. Spätere Anmeldungen würden für diesmal unberücksichtigt bleiben müssen. Im Uebrigcn verweisen wir auf unsere nachstehend wieder abgedruckte Bekanntmachung vom 21. Juni 1875. — Ler Rath der Stadt Lechzt-. vr. Georgi. Lamprecht. Leipzig, am 17. December 1877. Bekanntmachung. Nachdem wir die Bestimmungen des Regulativs für die Friedensstiftung der Stadt Leipzig in einigen Puncten unter Zustimmung der Stadtverordneten abgeändert haben, bringen wir das abgeänderte Regulativ nachstehend zur allgemeinen Kenntniß. A. 1. Der Zinsfuß des Stiftungscapitals an 60,000 .M wird auf 5 Procent jährlich festgesetzt. Die Zinsen laufen vom 1. Januar 1871 an. s 2. Die Zinsen werden verwendet zur Unterstützung solcher in Leipzig wohnhafter Invaliden und Angehörigen von Gefallenen oder verstorbenen Invaliden aus dem Kriege 1870/71, die einer Hülfe dringend bedürfen. 3. Ueber die Gewährung der Unterstützung beschließt eine aus je 3 Mitgliedern des Raths und der Stadtverordneten zu bildende Deputation. A. 4. Die Vertheilung der Unterstützungen findet regelmäßig alljährlich am Tage des Friedensschlusses statt; ausnahmsweise können Unterstützungen auch außer dieser Zeit nach Ermessen der Deputation ge währt werden. 8. 5. Ueber Einnahmen und Ausgaben wird der Rath alljährlich Rechnung ablegen. 8. 8. Abänderungen dieses Regulativs bleiben dem übereinstimmenden Beschlüsse des Raths und der Stadtverordneten Vorbehalten. Leipzig, am 21. Juni 1875. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Koch. G. Mechler. Geschäfts! ocal - Vermiethung. In der 1. Stage des in den Besitz der Stadtgemeinde übergegangenen vauSgrundstückS Selter - Los, ReichSftraste Rr. LL, soll das zeither von Herrn Emil Horitzsch innegehabte, auS einem kleinen Vorsaal, 2 zweifenstrigen Stuben nach der Reichsstraße heraus und einer Kammer bestehende Aeschäftslocal pp« 1. April 1878 an auf drei Jahre fest und weiter gegen einhalbjährliche Kündigung an den Meistbietenden dermtethet werden, wozu wir Versteigerungstermin an Ralhsstelle auf Dienstag den 22. dieses Monats Vormittags 11 Uhr anberaumen. Die Vermiethungs- und Versteigerungsbedingungen können schon vor dem Termine bei unS einsehen werden. Leipzig, den 8. Januar 1878. Der «ath der Stadt Leipzig. ^ l>r. Tröndlin. Cerutti. Holz-Auctwn. Dienstag, den 22. Januar ». e. sollen von Nachmittags 3 Uhr an im sogenannten Scheibenbolz« an der Rennbahn bei Leipzig 1 buchener, I rüsterner und 13 ellerne Klötze, sowie S ellerne Tchirrhölzer, ferner 2 Raummeter vrennlcheite und 19 starke Langhaufen gegen sofortige Bezahlung und Abfuhre an den Meistbietenden verkauft werden. Leipzig, am 17. Januar 1878. Des Raths Aorst-Deputation. Nutzholz-Äuction Freitag, den 1. Februar ». c. sollen von Vormittags 9 Uhr an im Forstreviere Lonneloitz auf dem Holzschlage am Rödelmehre, Abth. 33, 36 und 36 ca. 112 eichene, 23 buchene, 96 rüsterne, 12 eschene und 14 ellerne NntzNötze, sowie 90 eschene und rüsterne und 12 ellerne Schirrhölzer unter den an Ort und Stelle öffentlich ausgehangenen Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: am Rödelwehre unweit des Schleußiger Weges. Leipzig, am 14. Jqnuar 1878. De» Raths Forst-Deputatton. Tagesgeschichüiche Ueberficht. Leipzig. 20. Januar. Die Erwartung, welche Kaiser Wilhelm im vorigen Jahre be, seinem Besuche im Elsaß auS- iprach, daß er das Land wicderzusehen hoffe, wird allem Anschein nach schon in diesem Jahre in Er füllung gehen. Der Kaiser hat den Wunsch aus gesprochen, das l5. ArmeecorpS im Manöver zu sehen. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird Straß- H«rg das Standquartier werden, von welchen, auS das Mänsverfrlv täglich besucht wird. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" fühlt sich berufen, den Reichstag in dem bekannten selbst bewußten Tone über seine Pflichten in der bevor stehenden Session zu belehren. Danach hat sich der Reichstag ohne Säumen mit den ihm zugehenden Vorlage», zu befassen, sich um die „Krise" aber in keiner Weise zu kümmern. Thäte er daS Letztere, so würde er nach der Ansicht deS „deutschconser- vativen" Blatte- „Sensation-Politik" treiben, und vaS ist nicht seine Aufgabe. In der That, eine ganz neue Auffassung der schweren Regierungskrise, welch« wir in R«ch und Staat durchzumachen haben! Die Männer, welche darüber sinnen, wie der Centralverwaltung des Reiches eine allseitig als dringend nothwendiq empfundene bessere Organi sation zu geben sei, beschäftigen sich mit Sensations- politul Oie „N A. Ztg." wird sich nicht wundern, wenn der Reichstag einer sehr andern Auffassung huldigen sollte. Das Gewicht der legislatorischen Aufgaben, welche der nächsten Session nach den bisherigen Angaben gestellt werden sollen, wird sicherlich von keiner Seite verkannt. Aber schwerer al- alles Andere fällt denn doch die Frage in die Waagschale, wie das Reich in Zukunft überhaupt regiert werden soll. Solange diese Frage nicht gelöst ist, wird sie als lähmender Alp auf der Dhätigkeit der gesetzgebenden Factoren lasten. Ueber die Stellung der Fortschrittspartei, wie sie durch die bekannte Hänel'sche Erklärung gezeichnet ist, spricht sich eine Berliner Correspon- venz der „Kieler Zeitung" aus. Nachdem der Cor- respondent (Hr. Hänel?) seiner Gcnugthuung da rüber Ausdruck gegeben, daß Herr Richter sich trotz seiner Breslauer Rede den Standpunkt des Herrn Hänel angeeignet habe, fährt derselbe fort: „ES heißt einfach um des Kaisers Bart streiten, wenn man die Unterschiede zwischen der Richter'schen Rede und dem Hänel'schen Aufsatze in einem Augenblicke erörtert, wo die Stellung der Fortschrittspartei in authentischer Weise dargelegt ist. Ein Blinder kqnn sehen, daß die Position der Nationalliberalen durch diese Offenlegung des fortschrittlichen Pro gramms für jede Eventualität eine bessere gewor den ist. Sie hat ihnen die Gewißheit einer be dingten Unterstützung gegeben, falls daS Ministerium oder das Bwekanzlerthum Bennigsen zu Stande kommt, und sie giebt ihnen eine ehrenvolle und sichere Rückzugslinie, wenn die Verhandlungen schei tern sollten. Der Hänel'sche Aussatz eröffnet die Möglichkeit einer Wiederaufnahme der früheren freundschaftlichen Beziehungen der beiden libera len Fraktionen, daß ist der entscheidende Punet, dem gegenüber alles Andere wirklich Nebensache ist. Retrospektive Betrachtungen werden schwer lich einen praktischen Erfolg haben, deshalb wäre cs vielleicht klüger, die alten Plänkeleien einzu- steklen und den Blick auf die Zukunft, auf das Interesse der Gesammtheit der liberalen Partei zu richten." Die „Socialdemokratische Correspondenz" kün digt mit Bezug auf die Versammlungen der christ lich-socialen Arbeiterpartei eine Agitation für den Austritt aus der Kirche an. Sie schreibt: „In Berlin wird von socialistischer Seite jeden falls in kurzer Zeit eine Kundgebung erfolgen, welche jener Bewegung sich in ganz empfindlicher Weise bemerkbar machen dürfte: wir meinen, eine großartige Manifestation zum Austritt aus der Landeskirche." Der „Dr. Ztg." schreibt man aus Berlin: In der richterlichen Welt macht die Entscheidung der Juftizcommissiondes Abgeordnetenhauses, wcchc den Frack als richterliche Amtstracht verbannt und dafür die französische Robe nebst dem Sammet bar et einzwftthrrn vorschlägt, berechtigte- A ' sehe,. In den Rheinkmd«, ist ma, fieNich , dieser feierlichen Amtstracht vertraut: nicht so in den östlicheren Gegenden de- preußischen Staats und manches Für und Wider glossirt einen Beschluß, der freilich, ehe er endgültig und verbindlich wird, noch verschiedene Stadien der Berathung zu durch laufen haben wird. Aus Baden und der Pfalz werden die An fänge einer lebhaften Agitation gegen das preußische Tavaksteuerproject signalisirt. Man will in diesen Gegenden, tue vorzugsweise der Sitz des deutschen Tabakbaues find, auf die Regierungen einen Druck ausüben, damit sie ihre Stimmen im Bundesrathe ge«, den Antrag und nöthigenfallS lieber für EmfWnmg des Monopols abgeben. Auch in der Haltung der Reichstagsabgeordneten jener Gegenden, die säst alle der nationalliberalen Partei angehören, wird sich voraussichtlich die Wirkung der jetzt ins Leben gerufenen Agitation gegen das dem Bundesrathe vorliegende Projekt zeigen In Bayern schreitet der Zerbröckelungsproccß der ultramontan-particularistlschen Patrioten- partei fort. Der Abgeordnete Baron Grießen« beck (Patriot) ist aus der Kammer getreten. Die Tendenz-Ente von der österreichischen Protestnote, welche in Konstantinopel üoergebcn worden sei, spukt noch immer in den türkensreund- lichen Blättern fort. Dem gegenüber erklärt die „Presse": „Es »ft keine wie immer geartete Pro testnote, in welcher gegen einen Separatfrieden Einsprache erhoben wird, nach Konstantinopel ab gegangen. Wohl aber ist auf eine ausdrückliche Anfrage deS türkischen Cabinet- diesem in der Rückantwort wiederholt worden, was seit Monaten nicht bloS im diplomatischen Verkehr, sondern auch dem Parlament gegenüber von unserem Auswärtigen Amte erklärt worden ist: daß näm lich der Friedensschluß, soweit derselbe europäische Interessen berühre und formell noch zu Recht be stehende Verträge ändere, auch vor ein europäisches Forum gehöre. Nur wenn die Vertrag-Mächte diesen Theil de- Friedensschlusses genehmigen, könne auch ihre Gültigkeit unerkannt werden. Dies zu bemerken, sehe Oesterreich sich als Vertragsmacht und Garantiemacht veranlaßt. Wenn darauf be sonderes Gewicht gelegt wird, daß in jüngster Zeit in Petersburg keme derartige Note abgegeben worden, während ähnlich lautende Erklärungen Englands nicht blos in Konstantinopel, sondern in Petersburg notificirt wurden, so erklärt sich das hinlänglich durch die Thatsachc, baß inner halb der Mächte des Drei - Kaiser - Bunde- seit Anbeginn des Kriege- die gegenseitige Stellung zu dem eventuellen Friedensschlüsse deutlich präcisirt und von der am Kriege bctheiligten Bündnißmacht die Berechtigung einer Einflußnahme Europa- im Allgemeinen unv OefterreicbS, als deS nächst intcr- cssirten Staates, insbesondere, niemals in Abrede gestellt worden »st. Was die letzten Tage Uber gar von einem Loslösen Oesterreichs von dem Drei- Kaiser-Bündniß gesprochen worden, gehört vollends in daS Gebiet der politischen Märchen. Oesterreich bat wahrlich keinen Grund, von einer Politik ab- zuwcichen, durch die es einen allgemeinen euro päischen Brand abgewendet und sich selbst den Frieden erhalten hat, lediglich um für den Fall, baß England doch noch in Aktion einzutreten ent schlossen wäre, für den „Fisch den Wolf" zu Hetzen und für fremde Interessen die eigene Haut zu Markte zu tragen." Der „Köln. Ztg." telegraphirt man: Da- „un vorhergesehene Ercigniß", durch welche« die eng lische Thronrede die zu treffenden Vorkehrungen l^ründet, wird allgemein ans die Bedrohung Kftaüti«,p»rs^urch ste «ufsea Hegen, lei der in Nom am 19. Januar stattgehabten Eidesleistung des Königs Humbert waren anwesend die Königin, die Prinzen von Portugal, der Kronprinz des deutschen Reiches, der Erzherzog Rainer, der Marschall Canrobert und der gesammte königliche Hof. Der König leistete den Eid nach der üblichen Formel und Unterzeichnete dieselbe. Hierauf leisteten die Senatoren, unter denen sich auch der Prinz AmadeuS und der Prinz von Carignan befanden, und die Deputirten, von denen etwa 460 erschienen waren, den Eid. Nach der Eidesleistung hielt der König die Throumtze, welche wiederholt von Beifall unterbrochen nmrtze. Darauf kehrte der Hof in den Qumnal zurück. Der König wurde auf dem Hintvege wie auf Sem Rück wege, auf den Straßen enthusiastisch begikstßt. In der Thronrede hieß e«: „Ich fühle mich ermuthigt, das Leben wieder in seine Rechte treten zu lassen. Indem ich die Trauer deS Landes für den Löuig-Befreier sehe, ist diese dadurch bekundete Ein helligkeit der Anhänglichkeit mir ein erhebender Trost und ebenso meiner theuren Gemahlin, welche unseren geliebten Sohn nach dein glorreichen Beiftnel seines Großvaters erziehen wird. Die Knndgebmtgen von ganz Europa, d»e Theilnahme erlauchter Fürste» an der Bestattung des theuren Verstorbenen waren uns ebenfalls ein großer Trost. Diese Kund gebungen verstärken meine Ueberzcugung, daß das freie Italien eine Bürgschaft des Friedens und des Fortschritts ist. Ihre Aufgabe ist es, das Land auf dieser Höhe zu erhalten. Italien hat meinen erlauchten Vater zu verstehen gewußt. Mein Vater bat nie aufgchört mich zu lehren, daß die gewissenhafte Beobachtung der freien Einrichtungen des Landes die sicherste Gewähr bietet gegen alle Gefahren. DaS ist der Glaube meines Hauses, das wird meine Stärke sein. DaS Parlament wird mir sicher zur Seite stehen in Aufrichtigkeit und mit den Gtsinnungcn der Eintracht und Vaterlandsliebe. Mein einziger Ehrgeiz ist, das Lob zu verdienen, daß ich meines Vaters würdig war " Als Specialgesandter des Kaisers von Ruß land zur Beglückwünschung deS neuen König« Humbert wird General Glieka in Rom erwartet. Die beiden italienischen Schiffe, welche s. Z. im Bosporus mit Beschlag belegt wurden, sind wieder freigegcben worden. Die „Agence gsnörale Russe" legt gegen die Unterstellungen gewisser Journale entschiedene Ver wahrung ein, die auS dem Umstande, daß die rus sischen Obercommandirenden keine Wei sungen empfangen hätten, auf einen Hintergedanken der russischen Regierung, die Begegnung mit den türkischen Unterhändlern zu verzögern, schließen wollten. Ueber den Wassenstillstand habe nicht verhandelt werden können, so lange die türkischen Bevollmächtigten in Folge von Transportschwicrig- keitcn in Kcsanlvk überhaupt noch nicht angekommen waren. Die russische Regierung wünsche aufrichtig den Frieden; aber die Thatsäche, daß die Pforte ihre Truppen von dein Eintritt eines Wassenstill. standes benachrichtigte, war ein Zeichen, welches beweist, daß dieselbe diejenigen Meinungen in Europa auszubeuten beabsichtigte, die immer geneigt seien, Rußland Berechnungen unredlicher Art unter zuschieben und welches zugleich darthut, daß die Pforte, indem sie einen Waffenstillstand beantragt, nicht den Frieden im Auge hat. sondern nur die Mittel, ihren Widerstand zu verlängern. Ein officielleS Telegramm auS Schipka vom 19. Januar berichtet: Am 16. d. nahmen die Mos kauer Leibdragoner nach einem hartnäckigen, die aanze Nacht dauernde» Kampfe mit den bewaffneten Einwohnern Herma nli ein, wobei 2 Dragoner getödtet und 8 verwundet wurden. Die schnelle Einnahme Tirnowas und Hermanlis verdankt man der Energie des Generals Strukoff, welchem General Skobclefs II. das Eommaudo des ganzen Vortrabs seines Detachements anvertraute. Das letztere con- centrirt sich jetzt bei Hcrmanli. General Strukoff marschirt heute weiter, die Dragoner voran. Neue Mittheilungen auS Konstantinopel bestä tigen, daß die Türken die Verthcidigung von Avrianopel aufgegeben und alle Truppen und Geschütze zurückgezogen haben. Der türkische Gcneral- gouverncur hat Adrianopel verlassen und nur 72 GeuSdarmen zurückgelassen, welche die Ruhe und Ordnung aufrecht erhalten sollen, bis der Ein marsch der Russen erfolgt. Letzterer soll unmittel bar bevorstehen, nachdem die Russen bereits in dem nur wenige Kilometer von Adrianopel entfernten Mustapha Pascha eingctroffen. Es seien Maß regeln getroffen, daß die zurückgebliebenen Gens- darmen nach den, Einmarsly der Russen unbehelligt abzichen könnten. Am Sonnabend sei ein Eisen- baynzng von Adrianopel abgegangen, der olle Fremden und Einheimischen, die die Stadt zu ver lassen gewünscht hätten, mit sich geführt habe. Der französische Consul sei zum Schutze seiner Lands leute zuriicftwblieben.— Von SuleimanPascha fehlt jede Nachricht. — Die türkischen Unter händler sind am Freitag im russischen Haupt quartier in Kesanlyk eingetroffen, wo sofort mit den Verhandlungen begonnen wurde. — Jzzet Bey, ein Enkel Fuad Pascha's, ist mit neuen Weisungen für die türkischen Unterhändler nach Kesanlyk abgercist. — Das Krieg-Ministerium hat rum Zweck der Einberufung aller unverheirathetcn Männer zur Vertheidigung der Befestigungen der Hauptstadt eine Commission eingesetzt. Der „Polit. Eorresp." wird aus Konstantinopcl gemeldet, der Ministerrach hätte die Räumung Adria nopels nicht aus militairischen, sondern auS politischen Gründen beschlossen. — Die Vor bereitungen, welche für die Uebersiedelung des Sultans nach Brussa getroffen worden wären, seien in der Erwartung des Absch usscs eines Waffen stillstandes eingestellt. Ein Iradc des Sultans ruft alle Ottomanen unter die Waffen zur Vertheidigung de- Vater landes, das in (Hefahr sei. Dem mehrstündigen Ministerrath e, welcher am l7. Januar im Seraskierat unter dem Vor sitze des Sultans stattfand, wohnten mehrere Ulemas, Generale und ehemalige Minister bei. Man verkehrte telegraphisch mit den Armeecorps- Eommandanten und bcrathschlagte über div Lage sowohl für den Friedens- wie für den Kriegsfall. Nach der Sitzung wurden dem Sultan mehrere Deputirtc vorgestellt, denen der Sultan für die Organisirung der zur Unterstützung von Ausge wanderten getroffenen Einrichtung seinen Dank aussprach. Die fortwährend in Konstantinopel eintreffenden Flüchtlinge werden in Ministerpalai« und in Privatwohnungen unterqebracht. Nach einer Meldung des „Daily Telegraph".