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j » L > r. ru.O. . t». ' 8. 6. ?. 8. L k. t» 6. L L k. k. L 8. 0. ?. k. 8. 8. k. 6. 6. o. o. 6. 0. 6. 6. k. 6. 8. r. 8. d» ».vovx. s». L/1 7« Erscheint lässlich früh 6',. Uhr. >esarü«» not Or»»Ltti-i, Johanuisgasse 33. -pachßmldra irr Nkdarltsa: BvnnittagS 10—12 Uhr. Nachtnfttaqr 4—v Udr. M«m-0«e der für dir michst- zrndr Nummer bestimmt« Jnir H> Dt«FM«1t» für Z«s. Auaalmr: Ott« Klemm, Umvrrsitäisstr. 22. P«ui- Sssche. Latharinenstr. 18, P. nnr dis Uhr. Wpztzer.JagMall Anzeiger. Orzan für PvlW, Localgrschichtk, Handels- und Geschäftsverkehr. «»«»«- rs.rr». Jede eur-clur Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühre» für Lxtrabeilageu «hne Poftbeförderung 3« Ml. «1t Pvsrbeförderuug 45 Bit. Znserate Sgrsp. Petitzeil« 20 Pf. Grdtzere Schriften laut unserem PreiSverzrichniß — Tabellarisctrr Satz nach hüberem Tarif. Uer1»«r» »nter de« tiedacü«»»firlch di« Spaltzeile 40 Pf. Inserate find stets an d. Lrpedttl.m zn senden. — Rabatt wird nicht gegeben. 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Die Antwort aus dem Serail steht noch aus; da gegen wird gemeldet, daß nian sich dort alles Ernstes ans die Bertheidigung der Hauptstadt vor bereite und daß die Armee, die zu diesem Zwecke zusammen gezogen wird, in Kurzem (?) 110,000 Mann umfasten „dürste". Das sieht nickt danach auS, als ob die Pforte den russischen Bedingungen >ene Fügsamkeit entgegcnbringe, die man bei ihrer jetzigen Lage von ihr erwarten durfte. Die „künftige Gestaltung Bulgariens" und die „Kriegsentschädi gung" — diese Punkte fasten so ziemlich Alles zu sammen, was Rußland und die Türkei vorläufig unter einander abzumachen haben, und wenn die letztere sich hierin nicht willig zeigt, so ist sic überhaupt noch nickt zum Friedensschlüsse reif. Bei der „Kriegsentschädigung" bandelt eS sich jeden falls um die Abtretung türkischer GebietStheile in Asien und um den Umfang, den dieselbe «»nehmen soll; brmr die Türk«, die in diese» Strcil« nun einmal unterlegen ist, wird doch auf irgend eine Weise die Proceßkosten bezahlen müssen, entweder m Geld — waS ihre zerrütteten VcrmvgenSver- bältnisie nicht gestatten — oder in Geldeswerth, r>. h. in Landavtretungen. In der bulgarischen Frage handelt eS sich nicht um Annexionen, sondern »m die Bildung eines neuen Halbstaates,vielleicht unter türkischer Oberhoheit, keinesfalls aber unter russischer; auch hier werden sich die Verhandlungen wohl wesentlich darum drehen, in welchem Maße die Sonderstellung oder LoStrennung erfolgen, in wel chem geographischen Umfange sie vor sich gehen soll. Die Türkin wird die Grenze des neuen bulgarischen StaatSgebildes möglichst weit zurück, Rußland w^d sie möglichst iveit vorschieben wollen, über den Balkan hinaus, vielleicht gar bis nach Adrianopel hinab. Wäre Letzteres der Fall, so könnten die Verhandlungen vielleicht doch noch scheitern und die Türkei würde trotz ihrer Nothlage noch einen letzten Versuch zu ihrer Bertheidigung machen. Der Krieg müßte dann seine Fortsetzung in der Ricktmia aus Konstantinopel nehmen, und für die se» Fall würde die Gefahr einer Einmischung Eng lands in greifbare Nähe rücken. Bon London wird heute gemeldet, daß der Schatzkanzler Northcote vtm Unterhaus« anzeigte, er werde schon nächsten Montag einen HülfScredit für maritime und mili tärische Zwecke beantragen. Zugleich wird wieder holt berichtet, daß die Mittelmeer-Flotte angewiesen sei, sich zum Abgänge nach der Besikai-Bay bereit z, ««che». Zwar sind die Engländer gegenwärtig viel z» schlecht gerüstet, um einem Vormarsch der Russen und ihrem Einzug in -onstantinopel irgend erhebliche Hinder«ff» «chMMPchetz». Doch würde dann der Eonfiict mit England da sein und die hieran» erwachsenden Gefahren würden in keinem Verhältnisse stehen zu dem Gewinn und der Ehre, die Rußland durch eine vorübergehende Besetzung der türkischen Hauptstadt davon tragen könnte. Darum hoffen wir, daß Rußland, um diese Be setzung zu vermeiden, uni einer Verwickelung mit England auS dem Wege zu gehen und einer bedenk lichen Ausbreitung de» Krieges vorzubeugen , die Strenge seiner Bedingungen nach Möglichkeit mäßigen wird. Immerhin wird wohl noch ge raume Zeit vergehen, biS die türkischen Unterhänd ler so glücklich sein werden, die mitgebrackten stchenm» Bestecke auSzupacken und mit den russischen Bevollmächtigten die Friedenspfeife zu raucken. In Oesterreich hat die Ausgleichssrage sich sehr bedenklich zugespitzt und zu einer Cabinets- krisi- geführt. Das Ministerium Auersperg be steht auf der unveränderten Annahme de« zwffcken ihm und der transleithaniscken Regierung verein barte» Tarife-; die Mehrheit des Abgeordneten- IxmseS will »denselben abänderu und namentlich in Betreff deSEKaffeezolles und des Petroleum« nicht nachgeben tvn der Abgeordnetenconferenz, die am 21. Januar Auersperg stattsand, kam es zu k.iuer Einigung und da- Entlassungsgesuch, ivelcheß das Ministerium beim Kaiser eingercicht, ^ bleibt daher vchläusig aufrecht. — Eine parallele » erfüllt war von den Ideen der Ordnung, des ver nünftigen ForlsckrittS und der Achtung vor dem Gesetz. Er begriff, daß ein republikanisches Frank reich nicht an eine Verbindung mit den reactio- nairen Elementen Europas denken könne, daß die Männer des 16. Mai die wirklichen Friedensstörer seien und daß die Ruhe nach dem gesetzlichen Siege der republikanischen Meinung zurückkehren werde. Sein Handeln sowohl in Frankreich als in Deusch- land entsprang dieser Ueberzeuaung, die vollständig mit seinen Instructionen überemstimmte. In Paris verwahrte er sich dagegen, irgend etwas zu äußern, ivelches reactioircnre Bestrebungen er- muthigen konnte. Er schwieg beharrlich, selbst wenn der Marschall ihn indirekt um seinen Rath befragte. In seinen Berichten an den Kanzler zeigte er die Dinge in ihrem wahren Lickte — wie sie ihm bei seiner stetigen Aufmerksamkeit be kannt geworden, mit der er die französische öffent liche Meinung in allen ihren Kundgebungen beobachtete. Die gesammte diplomatische Äelt kann Zeugniß ablegen für die Art, in welcher er Frankreich den Puls fühlte, um Schlüsse daraus zu ziehen, deren Ricktigkeit die Ereignisse bestätigt haben. Was jedoch in Deütsck« land nickt so allgemein bekannt geworden, ist die emsige Thätigkeit, mit der die französische Gesandt- s «hast in Berlin den liberalen Einfluß der Berichte des deutsckc» Gesandten in Paris bekämpfte. Fern gehalten vom Kanzler, konnte Gontaut-Biron dessen Ansichten, wie sie derselbe sich aus Fürst Hohenlohe's Berichten und seinen eigenen Schlußfolgerungen gebildet, nur aus zweiter Hand kennen lernen, avcr aus Grund dieser unbestimmten Angaben bemühte er sich, den Einfluß von Pari» und Varzin auf die Hoffnung, daß Alle ibr Aeußerste« aufbicten den Kaiser abzusckwächen, und e- gelang ihm dies werden, um einen unleidlich« Zustand-zu beende», -auch hiü-znLeur Grade. Laß wenigstens, ein TheiL gleich unfchnldia des HoseS sich dem 10. Mo fast sreunUich zeigte. Krisis spielt in Ungarn. Wie aus Pest gemeldet wird, bcrieth die liverale Partei des ungarischen Abgeordnetenhauses am 23. Januar das Zollbünd- niß mit Oesterreick und über den Zolltarif. Der Ministerpräsident Tisza erklärte, daß die Regie rung aus der Annahme der Ausgleichsvorlagen eine ernste Cabinetsfrage mache. Die Verhanolungen sollten am folgenden Tage fortgesetzt werden. Das Wiener „Fremdcnblatt" sagt über die Krisis: „Für den Ausbruch einer inneren Krisis läßt sich kein unglücklicherer Zeitpunkt denken, als dieser, wo der Welttheil halb sich im Zustande einer Krisis befindet, deren Entwickelung und Tragweite kein menschliches Urtheil voraus zu bestimmen vermag. Dieser Umstand, verbunden mit dem andern, daß die Bevölkerung in beiden Reichshälsten dringend nach gesicherten Rechtszuständen verlangt und einen Ausgleich, der ihren Erwartungen nicht ganz ent spricht, jedenfalls einer Erneuerung der Ausgleichs kämpfe vorzieht, kann seine Wirkung auf alle maß gebenden Faktoren unmöglich verfehlen. Gerade die Trostlosigkeit der Lage und die Unmöglichkeit, einen empfehlenswert!)« AuSweg aus den Wirren des Augenblick» zu finden, birgt ein Körnchen von Trost in sich und bietet einen Anhaltspunkt für an dem Alle gleich schuldig und find." * Ueber di« letzte KrisiS in Frankreich bringt jetzt die .DimeS" rückblickend« Mitthcilungen, die in mancher Gefahren 14. Dccemb-er v. I. mit Beziehung recht Helle Streiflichter aus die > fallen lasten, denen Frankreick am mver v. I. mit Hülfe des Fürsten Bis marck glücklich entronnen ist. Die am 18. Mai zur Herrschaft gelangte Rc- actionspartei war, schreibt die „Times", vor Allem bemüht gewesen, sich der Gunst der deutschen Re gierung zu vergewissern. Der französische Gesandte u, Berlin, Gontaut-Biron, war schon seit den Wahlen von 1878 bemüht gewesen, den kaiserlichen Hof auf das kommende Ereigniß vorzubereiten, und konnte er auch nicht Tag und Stunde desselben im Voraus bestimmen, so hatte er doch sein Möglickstes gethan, die republikanischen Einrichtungen m Ver ruf zu bringen und dem Hofe die Ucbcrzcugung cinzugeben, daß nur eine entschiedene Rechts schwenkung Frankreich und den Frieden Europas vor der Demagogie retten könne. Es war ihm auch geglückt, einen, wenn auck nur verhältnißmäßig kleinen Kreis von der Wahrheit seiner Worte zu überzeugen, welcher, als der 16. Mai l)ereinbrack, in der Handlung Mac Mahon's denn auch nur eine Sicherheitsmaßr««! erblickte, die den Beifall Europa- verdiene. Glücklicherweise gehörte Fürst Bismarck nicht zu diesem Kreise. Er sah, daß da- demagogische Schreckbild nur ein Mittel war, um gewisse Kreise zu beeinflussen, und er sowohl als auch mit ihm viele Andere waren mehr vor reaktionären, als vor demagogischen Aus schreitungen in Sorge. Diese seme Meinung dankte er ersten» seinem eigenen Scharfblick, zwei tens dem Abstand, in welchem er den französischen Gesandten von sich hielt, und drittens, man könnte sagen, hauptsächlich den Berichten, die er vom deutschen Gesandt« in Pari-, de« Fürsten Hohen- lohe, empfing, welcher um so viel besser al« jeder Andere im Stande war, ven Einfluß zu beur- thcilen, der auf den Berliner Hof geübt wurde, als er selbst in Pari« der Gegenstand der ge suchtesten Schmeicheleien der Rcactwnsparteien war. Auch ihm wurden alle Schrecken ausgemalt, welche Europa von Seiten der Alles überfiuthenden Demagogie zu erleiden haben würde. Wäre Deutschland durch einen Mann vertreten worden, der weniger liberal gedacht und weniger von den Ideen seine« Borgesetzt« durchdrungen gewesen wäre, waS würde bann «ohl geschehen sein? Nicht nur würden seine Worte die des franzvfiscken Ge sandt« in Berlin bestätigt Hab«, nicht nur würde er durch seinen Einfluß auf Kürst Bismarck dessen Ansicht« wS Schwanken gebracht, sondern er würde, wie die» sein Vorgänger Graf Arnim gethan, auch noch die Reactionaire angespornt Hab«, ihre Pläne bi- urm Ende durchzusührm. GlütNicher- weise war Dem nicht so. Der deutsche Gesandte sah die Dinge in der Nähe, und während er im Stande war, den Einfluß zu beurthcil«, der un< ablässig aus das Gemüth des Kaisers ausgeübt wurde, ward es ihm möglich, sich selbst eine rich tigere Meinung zu bilden Seine Ueberzeugung war, daß die französische republikanische Partei nur ß während Varzin sich feindlich verhielt. Denn Gontaut Biron's Thätigkeit die Instructionen de» deutschen Gesandten hätte durchkreuzen und beeinflussen, wenn die Rcactionairen nur die geringste officielle An erkennung in Berlin hätten finden können, so würden sie dies als einen Hebel benutzt haben, um des Marschalls Widerstand gegen den Staatsstreich zu überwinden. Glücklicherweise gingen die Ge fühle jenes Theilcs dcS Berliner Hofe» nicht über platonische Wünsche hinaus, die nie durch That- sachcn unterstützt wurden. Der 14. Deccmber fand die Dinge in osficiellen Kreisen genau in der selben Lage, wie der 16. Mai sic gefunden halte. Der deutsche Gesandte hat während der ganzen Krisis eine unbewegte Stellung eingenommen und durch ein wohlüberlegtes Schweigen jeden Versuch vereitelt, ihn in den rcactionairen Kreis zu ziehen. Vom 14. Deccmber ab fingen die Anschauungen in Berlin an sich zu ändern. Die sofortige Beruhigung in Frankreich zeigte, wo in Wirklichkeit die Aufregung ihren Ursprung genommen, und Berlin und Varzin sind jetzt fast völlig einig über das Urtheil, welches über den 16. Mai zu fällen ist. Fürst Hohenlohe ist nach Paris zurückgekehrt, nachdem er gesehen, welchen gewichtigen Dienst sein Verhalten Frankreich und Europa geleistet hat und der Graf de St. Vallicr wird bald im Stande sein, dem Kaiser zu beweisen, wie wenig sein Vorgänger berechtigt war, das republikamscke Frankreich als ein dem kaiserlichen Deutschland feindliches darzustellcn. — So weit der Bericht des Pariser „Tunes"-Eorrespondentcn. AuS diesen Mittheilungen, die zweifellos aus bester Quelle stammen, gebt klar hervor, welch gefähr liche Ränke der srüyere französiscke Gesandte in Berlin im Dienste der Elyseecamarilla zu spinnen suchte, und welche Verdienste sich der patriotische Nachfolger Arnim's um die Durchkreuzung jener »de erw a R8nl erworben hat. Tagesgeschichtliche Ueberficht. vetpjiß, 25. Januar. Zur inneren Lage bringen die „Hamb. Nach richt«" folgende bemerkensiverthe Mittheilunacn auS parlamentarischen Kreisen: Die national-libe rale Partei beharrt in einmüthiaer Geschlossenheit dabei, die Mitverantwortlickkeit für die Regierung nur dann zu übernehmen, wenn sie Garantien dafür erhält, daß sie nicht blos benutzt werden soll, sondern daß sie in die Coalition mit dem Kanzler als gleichberechtigter Factor eintritt; Männer und in eruem Programm vereinbarte Maßregeln müssen diese Gewähr zusammm auSmachen. Ich müßte mich sehr irren, wenn nickt in allernächster Zeit diese Stimmung von Neuem zur Kenntniß de» Fürst« DiSmarck gekommen iväre. E« ist dafür gesorgt, daß der Kanzler nickt in Zweifel sein kann über die kühle und nickts weniger als bceiferte Haltung, in welckcr die nationallibcralc Partei und ihre Führer die Frage des Ministcrwerdcns einiger der Letzter»» betramten. Die Bedingungen, unter denen Fürst BiSmarck die amtlicke Mitwir kung der bisherigen parlamentarischen Häupter Mebrbeit und die glatte Erledigunc der Reichsflnanzlaae im Sinne der Eröffnung ausreichender selbstständiger Einnahmequellen für daS Reich erlangen kann, sind in Varzin vor vier Wochen präcisirt worden, ohne daß der Kanzler denselben Widerspruch entgegen gesetzt hätte, wenn eS auch zu keiner definitiven Abmachung darüber kau«; an ihm, so meint man unter den Abgeordneten, sei cs daher jetzt, sich endgültig zu entscheiden. Sollte dies am 6. Februar, wenn der ReickStag Zusammentritt, noch nicht geschehen sein, dann würde die Unfertigkeit der Lage zunächst bei der Berathung de- Tabaksteuer-AntrageS der preußischen Regierung — nicht, wie die „Prov.-Corresp." sich ausgedrückt hat, de- Reichskanzlers — zum Aus druck komm«. Die führenden Mitglieder des Abgeordnetenhauses sind, so weit sie auch den, Reichstage angebörcn, sämmtlich der Ansicht, daß unter den jetzt obwaltenden Umständen an die Annahme dieses VorjcklageS nicht zu denken ist. Trotz der in den Motiven enthaltenen Hinweisung auf Steuer-Reformen und trotz der osficiösen Ankün digung, daß man innerhalb der preußischen Regierung bereits erwäge, welche Steuern abruschaffen oder den Communen zu übertragen seien, ist es offenbar, daß der im Bundesrathe eingebrachte Antrag lediglich ein solcker aus eine nackte Steuer-Erhöhung ist; den Charakter einer Reformmaßregel kann die Vorlage nur erlangen, wenn sie durch Minister, welche das volle Vertrauen der Mehrheit besitzen, mit der Er klärung vertreten wird: die in Preußen vorzu- nehmcnden Reformen seien innerhalb der Regierung definitiv vereinbart und diese stehe solidarisch dafür ein. Ja selbst in diesem Kalle wäre es noch frag lich, ob der Entwurf, wie er ist, brauchbar wäre, da er eigentlich gar keine Geldmittel für Reformen zu liefern verspricht, sondern nur auSreicht, eine Erhöhung ,der MatrwularLeiträge zu verhüt«; zu diesem Zwecke allein aber iverden die Ab«, ralen keine neue Bewilligung auf die Dauer auSsprechen, da mit der Zert die Einnah«« de- Reiches doch wieder steig« müssen. Die eine sichere eit und die glatte Erledigung Parteien der unbedingt« Opposition vollends wer den diese wie jede andere TabakSsteuer-Erhöhung verwerfen. Aus liberaler Seite ist man der An sicht, daß die Annahme des Entwurfs — ganz ab gesehen von den angedeutetm, ihm entgegcnstehcn- den Gründen — unter den jetzt ovwaltendcn unsicheren Verhältnissen zwei Folgen haben würde, die herbeizuführen man keinen Grund hat: erstens, daß durch momentane Zustopfung des Loches in, ReichSsäckel die Fortdauer der gegenwärtig« pro visorischen Verhältnisse ermöglicht, zweiten», daß deS Finanz»,inisters Camphausen Stellung von Neuem befestigt würde; Letzteres wünschen selbst solche Liberale nicht zu bewirk«, welche früher Herrn Camphausen lebhaft unterstützt«. Der „Bromberger Zeitung" wird von Berlin telegraphirt: Wie auS woblinformirter (?) Quelle verlautet, beabsichtigt die Regierung dem nächsten Reichstage eine Vorlage »vegen Beschränkung deS allgemeinen Wahlrechts zu mach«. Eine deswegen etwa erforderliche BersasiungSab- änderung glaubt man durch eine Berfasiungsmter. pretation umgehen zu können (?). Wie weiterhin berichtet wird, sollen v. Bennigsen (?) und die ander« Führer der Nationalliberalen (?) mit der geplanten Vorlage bereits einverstanden sein (?). — Die „Nordd. Allg. Ztg." bemerkt hierzu: ,^Wir sind nicht in der Lage, über die Glaubwürdigkeit der »big« Mittheilung ein Urtheil auSzufprechen und geben dieselbe nur als ein Stimmungssymptom aus den nationalliberal« Kreisen wieder." — Wir protestiren gegen die Unterstellung, als ob in diescm Sensationsaerücht ein Stimnmngssymptom aua den nationalliberal« Kreis« enthalten sei; dieselben werdm nie die Hand zu einer solchen rcactionairen Maßregel bieten. Es wird die Nachricht verbreitet, daß der Prä sident des Abgeordnetenhauses. Herrv. Beuniqscn, in den letzt« Tagen von Neuem in Varzin ge wesen sei. Diese Nachricht stellt sich als gänzlich 'er funden heraus. Die Centrumspartei de« preußischen Ab geordnetenhauses hielt eS am DonnerStag für angemessen, nackdem der von der UnterrichtS- commission über die Petition de- Grafen v. Droste- Visckering beantragte Ucbergang zur Tage-ordnung mit 267 gegen 104 Stimmen angenommen worden war, Vas HauS abermals in einer mehr alS vier stündigen Debatte mit der Frage des katholisckcn Religionsunterrichts zu behelligen. Gelegenheit dazu gab ihr die Beschwerde eines rl-emischen Dorfes gegen die dort erfolgte Einführung einer Simultanschule. Neues wurde zur Sache weder von dem Abg Windtborft, der sein« früheren Antrag wiederholt hatte, noch von dem Abg. v. Schorlemer vorgebracht. Als charakteristisch ist zu erwähnen die Ercommunication. ivclcke der Abg. Windtborsi über den RegierungSrommisiar Gen. Rath Stauder, der der katholischen Confessio» angchört, verhängte. Für die Simultanscknle resp. für da« Recht zur Einführung derselben traten die Abgg. Laskcr und Miguel ein. Der