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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.02.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-02-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187802202
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780220
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780220
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1878
-
Monat
1878-02
- Tag 1878-02-20
-
Monat
1878-02
-
Jahr
1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.02.1878
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Die Verlobung ihrer Tochter Gertrud mit dem Kausmunn Herrn E»»ard Ke«el in Berlin, Seconde-Lieutenant der K. S. Landwehr-Artillerie, beehren sich hierdurch an»Ujeiaen. Caesar Sonnenlald und Frau, «ertrud Tonnenkalh Cduard »esel Verlobte. Die Vcrlokunx ikrcr vrckter kuxvulv mit Herrn lüull Noicktr klotkvr, bsukmuim in Oer», >»««>,rl »ick kreunäca unä keksnnlrn aar kierüurek »nrureixen Oonnevilr, im ket»ru»r 1878. titsnal« veruc. k. vr. Vankortb. Ludwig DSrffel Hedwta P-rffel geb. Fr-tscher Neu-Vermählte. Plauen i. V. Leipzig. Den 17. Februar 1878. Die Geburt eines gesunden Knaben zeigen hierdurch an Berlin, den 18. Februar 1878. Ferdinand Frese. Alice Frese geb. Herfurth. Durch die Geburt eines gesunden »naben wurden hoch erfreut Leipzig, 18. Februar 1878. V Breslauer u. Frau ged Halderstam. Die Hickliche Geburt eines munteren Tochterleins zeigen hocherfreut an Leipzig, den 18. Februar 1878. Carl Lamsdach un^Frau. Dank. Zurückackehrt vom Grabe unseres lieben guten Alchard sagen wir allen Freunden und Nachbarn für die herzliche Tbeilnahme und den reichlichen Blumenschmuck unfern herzlichsten Dank. Cduard Mautcke und Frau. Die glückliche Geburt eine- munteren KnabenS zeigen hocherfreut an Leipzig, den 18. Februar 1878. MKÄÄ. «v. Heute Morgen 8 Uhr entschlief sanft nach längeren Leiden in seinem 78. Lebens jahre unser inniggeliebter Vater, Schwieger vater und Großvater, Herr Leipzig, den I». Februar 1878. Die trauernden Htuterlaffenen Heute Mittag '/JL Uhr verschied nach langen Leiden unser guter braver Gatte und Vater H. «Suter. Diese traurige Nachricht allen Freunden und BekaniUcn mit der Bitte um stilles Beileid. Leipzig, den 19. Februar 1878. Louise tSlller nebst Kindern. Die Beerdigung findet Freitag früh '/«IO Uhr vom Trauerhause aus statt. Gestern starb mein Hausmann Zolj. GM. lllchtcr. Sein schlichter biederer Charakter, sowie seine langjährigen treu geleisteten Dienste sichern ihm ein bleibendes Andenken. Leipzig, den 18. Februar 1878. 0. ^ul. »t»N«r. Nachdem wir meinen guten Vater vr pk. und Ocmr. Fr. Ferd. Schulze in sein stilles Abseits von des Lebens Mühe ge bettet, sage ich für alle Beweise liebevoller Tbeilnahme, ebenso auch Herrn Pastor vr von Criegern für seine den lieben Tobten ehrenden Worte am Grabe meinen auf richtigen HerzenSdank. Leipzig, den 19. Februar 1878. vr. silül Julius Schulze. Verlobt: Herr Hans Kratzert, Premier- Lieutenant im 4. kvnigl. sächs. Jnf.-Regi- ment Nr. 103, mit Frl. Helene Leivlin in Kamen;. Herr R. Schumann in Wittgens dorf mit Frl. Mathilde Vogel in Chemnitz. Vermählt: Herr E. Krug in Chemnitz mit Frl. Ernestine Möbius daselbst. Geboren: Herrn Wilhelm Jerwitz in Dresden ein Sohn. Herrn Bäckermeister Karl Kühn in Dresden ein Sohn. Herrn L. Apitzsch in Plauen i. V. ein Sohn. Herrn Pastor Paulus Fischer in Hohen heida ein Sohn. Hern« Hugo Beutler in Mvlau i. V. ein Sohn. Herrn Philipp Aug. Vollerl in Gera eine Tochter. Herrn C. Kursawe in Dresden eine Tochter. Herrn Drechslermeister H. Christovh in Dresden eine Tochter. Herrn V. Kyber in Riga ein Sohn. Herrn Chemiker Emil Schneider in Zwickau ein Sohn. Herrn F Ullmann in Zwickau ein Sohn. Herrn Max Schmidt in Frankenberg eine Tochter. Herrn Professor vr. Straumer in Chemnitz eine Tochter. Herrn Ed.Hunger in Chemnitz ein Sohn. Herrn H. Bader in Chemnitz eine Tochter. Gestorben: Frau Amalie Aug. Püschel geb. Hänel in Freiberg. Herrn Eichmeister Arthur Meifiner's in Freiberg Sobn Bruno. Herr Johann Karcbc, Gärtner in Alten burg. Herrn Hans v. Posern's in Dresden Sohn Kurt. Frau Henriette verehcl. Ober förster Braun verw. gew Oberländer geb. Seeling in Greiz. Frau verehel. Guts besitzer Winter in Gaulis. Frau Auguste Henriette verebel. Schmiedemeister Bach mann geb. Michael in Meißen. Herrn Friedrich Polfter'ü in Cölln bei Meißen Tockter Martha. Herrn Günther'» in Dresden Sohn Paul. Frau Eniilie Auguste verehel. Gasanstalts Inspektor Storl aeb. Hofmann in Riesa. Herr Gustav Müller, Lackirer in Dresden. Herr C. B. Riemann, Korbmachermeister und Pens. Obsräufseher der königs.BIindenanstalt in Dresden. Herr Johann Popp, Bäckerinrister in Dresden. Frau Karolme verw. Thomas in Dresden. Herr Carl Gottfried Wagner, Kürschner meister in Dresden. Herr Paul Koßling in Hoverswerda. Herr Carl Ferle, Tuch macher in Bautzen. Frau Antonie Dau miller geb. Bach in Plauen i. v. Herr Carl Aug. Nhlig, Hausbesitzer in Gablenz. Herr Otto Holsert in Oerltkon b. Zürich. Frau verw. Nitschke in Chemnitz. Frau Christ. Julie Kindermqnn geb. Hauschild in Chemnitz. Herrn JukuS Richter'? in Chemnitz Tochtsr Gretchen. Frau Auguste Ernestine Rothbardt geb.Stein in Cbemnitz Herrn Lehrer Fr. Kühne s in Ftünkenberg Sohn Max. Herr Friedrich August «eper in Zwickau. Herrn Hermann Mittag's in Zwickau Tochter Anna. Herr Joh. Gottl. Schubert, Zimmermeister in Zwickau. Herr Rentier Ferdinand Kuhnerdt in Dresden. Herrn Jul. Ritscher s in Strehlen Sohn Hubert. Herr Rentier Heinr. Aug. Bank Witz in Meerane. Herrn Otto Voigt s in Pima Sohn Richard. Herr Bezirksarzt Dr. lucä. Alexander Elßig in Lucka. Die Beerdigung des Herrn Lvlograph Paul Wiuckelmann findet Donnerstag, den LI. Febr., Nachm. 1'/,Nhr vom Krankenhaus aus statt. Dies s.Freunden u.Collegen z.Rachr ^ 6Iiid-4dei«l. Vvr. vr. l.lmlviisii-I'Irixvltr. 6s8lli«s L. «I. 3 l-lllävit. lilmleiisv. Ilkllttz 8 v. Damen: Montag, Mittwoch, Freitag DienSt.,DonnerStag,Sonnabend aste Rr. 7. Tägl. geöffnet v. Morgens bis Abend», Soe»- lag. Wannencurbäder genau nach ärztl. verordnunq. ^NM8tU8dLÜ, W vrä katarsdriwii vorotkeeasir. II (keiekel» Osrteo) roobl», tsglick geölknet von liük bi» ^benä», »uck 8onat»U» Spetfeanftalten I. «. U. Donnerstag: Weiße Bohnen mit Schöpsfleisch. D. v. Münder, v. Schindler. Meteorologische Leobachtungeu »ut s«r 8ter»vr»r1v tu Lvtprts» Nöke: 118 dleter aber äer 0»t»„. /«1t ävr Vvobuvdtuag. V>n<i- »ia»o» -- kroventv Ncdturiss vvä 18. 19. 1edru»r ^benä» 10 llkr 758.4 > -j- 5.8 87 8 >5 Kargen» 8 Lkr 7M 5 -j- 6.3 98 dIK bi»ekmlti»x» 21-'kr 762.2 -j- 8.8 83 dIV Kinimom äer 'kemper»tur --- -j- 4'.2. K»»imum äer Ten,per»tur vüke äer dlieäer»ck>»ge --- 2 8 KiUimeter. ') liegen uoä diebel. 2 ^vollkie 1 tritbe^) 8 j trübe -i- 9«2 Landtag. -r.- Dresden, 19. Februar. (Zweite Kammer. — Fortsetzung der Berathung de« Revidirten Einkommensteuergesetzes.) Abg. I)r. Heine stellt zu tz. 14 einen Antrag, der auf zweijährige, statt jährliche Einkommen abschätzung abzielt. Gegen die zweijährige Ab schätzung wenden sich Abg. Dr. Krause, Abg. Käufscr und der Finanzminister v. Könneritz au« praktischen Gründen, tz. 14 wird nach der Vorlage angenommen. Zu 8. 15 haben die Abgg. Kreßner und Roth die Besteuerung der Aktiengesellschaften ohne oder mit weniger als 3 Proc. Einkommen aus Grund ihres Actiencapital« beantragt. Gegen diesen Antrag spricht Vicepräsident Streit. Abg. Roth der- tbeidigt den Antrag. Abg. Philipp findet e« wunderbar, daß die Antragsteller auch das nickt eristirende Einkommen, ja sogar Verluste besteuern wollen. Abg. Günther freut sich über den 15, weil derselbe die Unvoll kommenheit des Einkommensteuergesetzes darlege. Vicepräsident Streit beantragt die Befreiung des aus dem Capitalvermögen oder durch Auf nahme von Schulden bestrittenen Aufwands für Ausbildung oder Unterhaltung von Angehörigen (;. B. Erziehung der Kinder) von der Steuer. Abg. vr. Krause spricht sich gegen diesen, aller dings sehr sympathischen, Antrag äu«. Den, Abg. vr. Heine sind die vorliegenden Anträge ein Beweis für die Unfertigkeit der ganzen Sacke. Abg. vr. Minckwitz meint, die Abgg. vr. Krause und Günther verständen Nichts von Fami lienangelegenheiten (Heiterkeit!) und befürwortet dringend den Strcit'schen Antrag, da viele Eltern der Ausbildung ihrer Kinder wegen ihr Capitalvermögen angreifen, oder gar Schulden machen müßten. Der Antrag des Bicepräsidenten Streit wird mit 47 Stimmen abgelehnt. Der Antrag Kreßner wird mit 53 Stimmen ebenfalls abgelebnt und im Uebrigen tz. 15 mit den Anträgen der Deputationsmajorität angenommen. (Die Sitzung dauert fort.) Kaufmännischer Verein. —r. Leipzig, 19. Februar. Vor einem sehr zahlreichen Publicum hielt am gestrigen Abend im Kaufmännischen Verein Herr Prof vr. Credner einen Dortrag über „das Vorkommen deS Goldes in Kalifornien." Die Geologie hat zwei Aufgaben, eine geschicht liche und eine beschreibende. Die erste dieser Auf gaben betrifft die Entwickelungsgeschicktc der Erde, und wenn man in Bezug hierauf gegenwärtig an nimmt, daß man zu einer Art Abschluß ^gelangt ist, so kann dieser Abschluß doch kein definitiver sein. Bei Lösung der Aufgabe entstehen die Kratzen: Aus was für Gesteinen besteht die Erd kruste und wie sind diese Gesteine zusammengesetzt? AuL dieser Disciplin aber leitet sich der Gegenstand de« Bortrage-, „das Vorkommen des Golde» in Ualkfornien", ab. Bon Südamerika und zwar vom Feuerland aus bis hinaus nach Russisch-Amerika erstreckt sich eine ruscnnmenhängendc Gebirgskette, welche die mannich- facmtcn Abwechselungen darbietet. Der The«! der KeM, welchen der Vortragende im Besonderen ins Auge faßte, zieht sich vom Stillen Ocean bi« zur Sieiira Nevada und besteht hauptsächlich auS den zwei bekannten GcsteinSarten Granit und Gneis, woran sich krystallischer Schiefer, Kreide und ter tiäre Steinfprmationen anlegten. Jede der Zonen, welche dieser GcbirgSzug umfaßt, ist mit einem be stimmten Metallreicktbum gesegnet. Die erste Zone »st diejenige de- Quecksilbers, die zweite Zone ist die breite Goldzone von Calisornien, in der dritten tone kommt das Eisen vor und in der vierten sone wird Gold und Silber gemeinschaftlich ge raden. Da» Gold wird in der etwa 150 englische leileu langen kalifornischen Goldzone auS sehr verschiedenartigen Lagerstätten, die wiederum ein sehr verschiedenes Alter haben, zu Tage gefördert. Die californischen Erzgänge werden aus vorzüglichem Quarz gebildet und daS Gold tritt darin sehr mannichsacher Art aus. Einnial erscheint es als seiner Goldstaub, zum Andern als dünnes Bleck, daun wieder in Form von Flechten und Drähten :c. Man muß sich die Goldqänge nicht als zu reich denken, denn auf eine Donne Goldquarz im Gewicht von über 2200 Pfund kommt erst für 10—12 Dollars Gold, die Gold gänge vcrrathen sich durch ihre ockergelbe Farbe, welche von dem mit dem Quarz verbundenen Schwefelkies herrührt. Eine Eigenthümlichkeit ist, daß die verschiedenen Goldgänge sich um einen Hauptgang schaaren, welcher in der Ausdehnung von etwa 150 Meilen in der Richtung von Norden nach Süden läuft, auf diesem Hauptgängc sind auch die Hauptgruben angelegt worden, welche den ineisten Ertrag liefern. Der Goldquarz wird in Calisornien durch ganz regelrechten Bergbau ge wonnen. Die zweite Art des Vorkommens des Goldes in Ealifornien ist den Wirkungen deS Wassers zu- zusckreibcn. Die aus dem Gebirge hervorbrecken- den Flüsse fübrten Masten von Metallstofsen mit sich und setzten dieselben in ganz großartigem Maß gabe an der Einmündung in die Ebenen, an den Ausgängen der Sierra Nevada an. Alle die kleinen Gebirgsflüßchen schleppten ihren Goldinhalt in den großen Sakramcntostrom und pflasterten dessen Bett förmlich mit Gold. Durch vulkanische Er eignisse. welche von gewaltigem Einflüsse aus Cali- fornien gewesen sind, wurde die Sierra Nevada gehoben, die Flußläufe und Thalcinscknitte ge stalteten fick ganz anders und die alten tertiären Flußbetten, die sogenannten Seiften, werden nun mehr in ganz bedeutendem Maße auf Gold abge baut, während die alten Goldgruben keinen reckten Ertrag mehr liefern wollen. In diesen alten Seiften, welche aus der Tertiärzeit herrühren, wird daS Gold bis zur Hühnereigröße gesunden. Die dritte Art, wie man das Gold in Calisornien findet, sind die Alluvionen oder Anschwemmungen der Flüsse unserer Zeit, die eine Zeit lang be sonders ertragreich gewesen, nach und nach aber vollständig ausgebeutet worden sind. Nur noch die Chinesen geben sich in unseren Tagen mit den Waschungen des auf diese Weise gewonnenen Goldsandes ab. Die Goldförderung nahm in Calisornien, nach dem im Jahre 1848 ein Müllcrgeselle die ersten Spuren von Gold in dem Gerolle einer Sage mühle entdeckt hatte, rasch große Dimensionen an. Im Jahre 1870 wurden bereits über 27 Millionen Dollar» Gold gewonnen. Ein einziger Gang, an dem der Ort Virginia City gelegen ist und der ein förmliches Weltwunder bildet, fördert mehr Gold, als alle anderen Gänge zusammen. Derselbe lieferte von 1860—1875 an 200 Millionen Doll, an gediegenem Gold und gediegenem Silber, im Jahre 1876 allein 37 MiÜionen und im Jahre 1877 dürste die Production abermals wesentlich gesteigert worden sein. Die Schächte dieses Gan ges sind biS zu 2500 Fuß tief und eS herrscht in dieser Tiefe eine solche Hitze, daß die Arbeiter alle Viertelstunden von der Arbeit abgelöst werden müssen. Einem deutschen Ingenieur ist es Vor behalten gewesen, in neuester Zeit durch Anlegung eine- eine Meile langen Stollen« die Unannehm lichkeiten des Bergbaubetriebe« in diesen tiefen Schächten etwas zu beseitigen. Dem Redner wurde für seinen, durch Kreide-Zeichnungen an Tafeln unterstützten Vortrag allseitiger lebhafter Beifall zu Thcil. Larnevalsseier der Gesellschaft tleunzehuer. kJ Leipzig, 19. Februar. D»e Faschingszeit ist seit mehreren Jahren in Leipzig besonders da durch zu einer Quelle der Lust und deS Frohsinn» geworden, daß man neben den althergebrachten Maskenbällen auch carnevalistisch-musikalische Abend unterhaltungen abhält. Hinsichtlich der dabei ge botenen Gaben darf man natürlich keine Kunst- ansprllche machen; sie sollen ja nur den Humor und die Heiterkeit fördern, und die rechte närrische Stimmung Hervorrufen. Eine solche Abendunter haltung hielt gestern die Gesellschaft Neun zehn er im großen Saale des Schützenhauscs unter zahlreicher Thcllnahme ab. Sie war so reich an harm losen aber zündenden Späßen, daß man sich seine Grillen und Sorgen dabei gründlich weglachen konnte. Auf einen närrischen Prolog, in welchen« nach einem Willkommengruß an die Narren und nach einigen Blicken aus die Zeitverhältniffe der Humor, die Satyre, der Witz gefeiert wurde, er schien ein Schnellzeichner, Tom Märv aus Stünz, welcher unter Musikbegleitung nach dem Takte im Nu das Bildniß des Kaisers, Bismarcks, des Königs Victor Emannel, des Papstes, des Königs von Sachsen :c. auf eine wcißeTafel zauberte. Als einer der Narren, die den Zeichner bewunderten, auch abgcbildet sein wollte, malte der Künstler einen Esel, der an einer Distel fraß. Die dadurch er weckte heitere Stimmung wurde noch gesteigert durch weitere Zeichnungen eines anderen Narren und durch einen Vortrag des Prof. Sulfurius über Lebensmittel-Fälschung (Lagerbier, Kaffee, Mettwurst, Wein u. s. w.), dem er später noch einen zweiten Vortrag über Geheimmittel bin- zufügte, sowie durch einen Couplet-Vortrag: „Wo bleibt unser Geld?" Den Culminationspunct er reichte die Heiterkeit, als an der Spitze des mit ApplauS empfangenen Componisten, Herrn M. Peuschel, ein ganz absonderlich närrisches Musik- corpS erschien und den Gvhliscr Humor marsch mit so erschütternder Wirkung vortrug, daß er wiederkolt werden mußte. Der zweite Thcil der Abendunterhaltung war nicht minder ergötzlich. Schon die drei fidelen Schusterjungen ober das Leipziger Tage blatt von Peuschel, sowie der Marsch: „Die alte Tante", von demselben Componisten, waren eine köstliche Speise für da« lachlustige Publicum (namentlich errangen die drei Schuster jungen trotz ihrer etwas heiseren Stimmen mit ihrer lebhaften Komik und mit ihrem ge wandten Gesänge einen ganz besonderen Effect), und wer ja noch nicht in vollem Zuge der Heiter keit war, der mußte es werden bei dem Auftreten des Signor Hannebohm und seiner dreijährigen (wobei wohl die zehn weggelassen worden war) Tochter Albertine. „So was batte man frei lich noch nickt gesehen"; die Art, wie die Beiden die Athleten copirten, war des stürmischen Beifalls werth. Dem „Raritätensammlcr" konnten wir leider nicht unsere Aufmerksamkeit schenken, da der Zeiger der Uhr mahnte. Die ganze Abendunter« Haltung, die eben so witzig wie harmlos und decent austrat, verdiente den Dank aller Derer, die in ernster Zeit auch einmal dem lustigen Blödsinn ein Reckt einräumen. Schöffengericht. Von den heutigen Verhandlungen am Diens tag läßt fick hinsichtlich deS Vorlebens der An geklagten sagen, daß sowohl der Handarbeiter Gustav Hermann Schilde auS Leipzig, der in der ersten Verhandlung auf der Anklagebank sich befand, als auch die nach ihm erscheinende verehel. Friederike Wichelmine Weiske auS Naumburg beiderseits wiederholt mit den Gerichtsgesängniften und dem Zuckthausc Bekanntschaft gemacht haben, denn Schilde ist wegen Diebstahls, außer verschiedenen Gefängnißstrasen. zuletzt m,t 5 Jahren Zuchthaus, die verehcl. Weißkc aber mehrfach wegen Diebstahls und Unterschlagung mit Gefängniß und zuletzt mit 2 Jahren Zuchthaus bestraft worden. Schilde hatte, wie er auch zugestanden, an« 10. Januar Vormittags zwischen 11 und 12 Uhr auf« Geratbewohl dem Hause Nr. 85 am Brühl einen Besuw abaestattet und war bis in die Boden räume hiuaufgekommen Er hatte sich mit Beil und Zange versehen und nach gewaltsamer Qeff nung der äußern Bodenthür noch einige Kammern gleichfalls gewaltsam ausgesprengt. Nach der An- Nagc waren nicht bloS zwei Kammern, wie Schilde zugestandcn, sondern drei geöffnet, und aus der letzteren 1 kupfernen Tops, 2 messingene Vogel bauer und l messingene Lampe vom Triebe bereits bis auf den Boden herausgeschafft, dort aber, wegen der Dazwischenkunft eines Mannes, unter einer alten Firma verborgen worden. Schilde will davon Nichts wissen, überhaupt Mcht« gefunden haben, waS er habe mitnehmen können. Trotz Vorhalts des Herrn Vorsitzenden bezüglich der Unwahrscheinlichkeit seiner Angaben gesteht Schilde etwas Weiteres nicht zu, sondern glaubt nur noch darauf Hinweisen zu müssen, daß er, weil er sehr aufgeregt und auch etwas angetrunken ge» wesen, nicht genau wisse, wie viel Kammern er ge öffnet habe. Er sei nur aus Noth und weil er beschäftigungslos gewesen, zu dem Versuch neuer Diebereien getrieben worden. Der Gerichtshof verhängte über Schilde, in Berücksichtigung seiner Rückfälligkeit, eine einjäh rige Zuchthausstrafe und 3 Jahre Ehrverlust. Einen nicht besonders günstigen Eindruck machte die andere Angeklagte, die verehel. Weiske. Sie sprach anfangs von der Anklagebank aus so leise, daß sie den Herren vom Gerichtshöfe fast unver ständlich blieb, so daß sie direct vor den grünen Tisch treten mußte. Bei einigen, sie tiefer berüh renden Fragen siel sie indessen aus der Rolle und entwickelte eine ihrem Geschlechts eigene Zungen fertigkeit und ein ganz leidlich gesundes Organ. E« handelte sich um zwei Bettendiebstähle. Zuerst waren am 24. Nov. v. I. aus der Schlafstube eines Bäckers am Brandweg 1 Gebett Betten durch Ein steigen entwendet und an« 3. Dec auf gleiche Weise auS der Schlafstube eines Musiklehrers in der Kör- ncrstraße 2 Gebett Betten gestohlen worden. Anfangs hatte die Weiske beide Diebstähle zugestanden; heute leugnet sie hartnäckig den ersten Diebstahl und führt für ihre plötzliche Sinneswandlung als Grund an, daß sie damals nur gestanden, weil sie ihren Ehemann, den man einzuwickeln gedroht, nicht mit habe in die Untersuchung hineinbringen wollen. Den zweiten Diebstahl habe sie nur aus Noth und weil ikr Ehemann ohne Arbeit gewesen, begangen. Sie muß zugeben, daß sie den von ihr eingeräuniten Diebstahl geplant und sich auch für gewisse Eventualitäten mit einer Zange und einem mit Fett getränkten Lappen (ein beliebtes DiebeS- instrument zum Eindrücken von Fensterscheiben) be dient gehabt habe. Die WeiSke wurde vom Gerichtshof zu 2 Jah ren 6 Monaten Zuchthaus verurtheilt, wegen des von ihr geleugneten Diebstahls dagegen frei- gesprochen. Die Bertheidigung Schilde'- führte Herr Advocat Frey tag II., die der verebel. WeiSke Herr Advocat vr. Erd mann. Nachtrag. * Leipzig, 19. Februar. Fürst Bismarck hat sein Wort über die Orientfrage gesprochen, und der Telegraph hat den Gedankengang seiner Rede bereits nach allen Windrichtungen getragen. Wir selbst haben unS beeilt, der großen Span nung, mit der auch die hiesige Bevölkerung dieser wichtigen Kundgebung cntgegenharrte, Rücksicht zu zollen und einen Auszug der Rede aus Grund eiueS uns zugegangenm Original-Telegramms durch ein Extrablatt in weitere Kreise zu tragen. Soweit wir auS diesem Auszüge und auS einem bald darauf eingetroffcnen Wolfs'schen Telegramm urtheilen können , hat die Rede den Erwartungen entsprochen, welche wir mit allen Denen an sie stellten, die der bisherigen Qrientpolitik Bismarck'- mit Vertrauen gefolgt sind. Der Kanzler will nach wie vor ,n erster Linie die Erkaltung des Welt frieden-, will nach wie vor Alles aufbieten, um die streitenden Interessen der bei der Orientfrage betheiligten Mächte auf friedlichem Wege auszu gleichen; er wünscht und hofft daher, daß Rußland
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