Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh Uhr. NeiatÜ« »»> -r-rLino« JohurmiSgasse 33. -»ruhst«»,» »rr Ncöacli«»: Burmittags 10—12 Uhr. Nachmittags 4—« Uhr. Lmuitzme der für die n-chft toiarndr Rümmer bestimmten Zmeratr an Wochmtage« ttto -llhr Rachmittaas. an Souu- «»h Festtagen früh dis '/.d Uhr. »r» FtUalr« für Jas. ^imakmt: Otto Klemm, Universitätssrr. 22. stontS Lüfchc.liatharintnstr. 18,p. »ur dis '/.Z Uhr. MMr Jageblatt Anzeiger. vM» für Politik, Localgkschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. «usl»,r IS.SS» -daaarauiiirvrri» viertelt. 4*/, Litt, iurl. Bnuaerlohu ü ML. vurL die Post bezogen « Mt Jede einzelne Rümmer 3« Pf Belegexemplar 10 M Gebühren für Lxtrabeilug -n ohne Postbetörderung 3»' M mir Postbefürderung 4L Mt Zustralr tgesp BourgeoiSz. r-»M Größere «Schriften taut unfern, Preisverzeichnis - TabeU >nia>«» Latz nach höheren, Larii Neclamr» »Mer dem LedacNaa^rNh die Spaltzell« 40 Ps. Juserate sind stets au d. Sr-edtn», zu senden. — Rabatt wird uaV gegeben. Zahlung prasnum-iria-ch oder durch Postvorscvnß. M 122. Mittwoch d-n 2. Mai 1877. 71. Jahrgang. Bekanntmachung. Die -Mrd» «>d Maurerarbeiten, die Gtetnnretzarbeite«, die Etsenconstrnetio»-- arbette«, die Atnrnrerarbette« des Baue- der VI Bürgers«-»!« und der VI. Bezirk»« schale an der Arndtstraße sollen mit Vorbehalt der AuSwahl unter den Bietern au den Mmdest- sordernden vergeben werden. Jede der vier genannten Gruppen von Arbeiten soll einzeln vergeben werden und können die Gebote auf eine Gruppe einer Schule oder beider Schulen erfolgen. Bedingungen, Anschlag-- sormulare und Zeichnungen sind bei Herrn Architekt Moritz (Weststraße 80, 2. Etage) eru- i»sehen. Die Gebote find versiegelt und mit einer Aufschrift, welche die Gruppe der Arbeiten und den kamen der Schule nennt (z. B. „Steinmetzarbeiten der VI. Bürgerschule") versehen bi- za« LS. Mai 1877 Abend- 8 Uhr auf de« Ba«a«te deS RatheS einzureichen Leipzig, am t. Mai 1877. Die Baadepatatto« de- -kath-. Bekanntmachung, die Aasloofaag Leipziger Stadtfchaldfchetae betreffend. Die Au-loosung von 15,000 Capital der Anleihe vom l. Juli 1850, von 18,600 Capital der Anleihe vom 1. Juli 1858, von 25,500 Capital der Anleihe vom 9. April 1864, von 8700 Capital der Anleihe vom 2. Januar 1865 (Theateranleihe) und von 10,200 Capital der Au- leihe vom 12. Juni 1868 soll de» 1A. Mai d. I. Vormittag- um 10 Uhr auf dem Rathhause in der vormaligen Richterstube öffentlich erfolgen. Leipzig, deu 30. April 1877. Der Rath »er «Ltadt Leipzig. vr. Georgi. Seidemann,Stadtcassire--. Bekanntmachung. Da- Blechdach de- eisernen LadeschuppenS auf dem Waaaeplatze soll mit Oelfarbeaaaftrtckp versehen und diese Arbeit in Accord vergeben werden. Die Bedingungen liegen im Bauamte au« woselbst auch bi- Moatag, de» 7. Mai d. I. Abends 8 Uhr die Preisforderungen unter schrieben, versiegelt und mit der Aufschrift „Ladeschuppen" versehen abzugeben sind. Leipzig, den 25. April 1877. Des Rath- Bandeputatto». Bekanntmachung. Da- 18 Stück de- diesjährigen ReichS-GesetzblatteS ist bei unS einaegangen und wird bi- z»« 18. Mat d. I. aus dem RathhauSsaale öffentlich au-hängen. Dasselbe enthält: Xr. 1184. Bekanntmachung, betreffend die AuSgabe von Schatzanweisungen im' Betrage von 10.000,009 Mark. Vom 24. April l877. Leipzig, d« 30 April 1877. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Cerutti. Bekanntmachung. Die in unserer Bekanntmachung vom 12 März d. I. zur Submission au-geschriebene Lieferung von gußeisernen hydraulischen Verschlüssen, Röhren, Eiseniheilen u. s. w. ist vergeben und werden die unberücksichtigt gebliebenen Herren Submittenten hiermit ihrer Offerten entbunden. Leipzig, am 30. April 1877 Des Rath- Deputation znr Gasanstalt. Leimig, i Mai Zu den schönsten Zügen, die da- Bild unsere- lkaiserS Wilhelm zieren, gehört die nimmer müde BeruiSfreuvigkeit, mit der er auch seine Muße dem Wohle de- Vaterlandes weiht und die Krisen, die er zu seiner Erholung unternimmt, zegleich in den Dienst de- Reiche- stellt. Kaum hat er. nicht nur alS Schwiegervater, sondern auch als Oberhaupt de- Reiche-, an der Jubel frier eine- der nationalsten Fürsten in Deutsch land, de- GroßherzogS von Baden, theilgenommen, rl- er auch schon nach dem Elsaß aufgebrochen j ist, wohin ihn noch weit ernstere Pflichten rufen. A ist nun da- zwete Mal, daß der Kaiser da- > RcichSIand besucht; schon im vorigen Jahre unter- ^ nahm er einen ersten Ausflug dorthin. Damals aber sah er nur einen kleinen Strich de- Lande-; er umging die Hauptstadt, da- altehrwürdige Straßburg, da- sich seiner Deulschheit noch immer nicht erinnern wollte, da- noch immer an aallo- Aanischen Anwandlungen, an französischen Nück- sallSlaunen litt. Heute geht er ausS Ganze; er rückl direct auf Straßburg loS, um die einst im ikanonendonner erstürmte Festung nun auch moralisch zu erobern. WaS in diesen letzten Jahren für den Elsaß gethan worden, hat diesem SroberungSzuge kräftig vorgearbeitet und Breschen geschossen in den Wall de- Voiurtheiles und de- Hasses, den die Franzosenherrschaft zwischen un- »ad den einst schmählich von un- preiSgegebenen Stammesbrüdern errichtet batte. Solch eine geistige Bresche war namentlich auch die Begrün- dimg der Reich-Universität Straßburg, deren fünften IahreStag wir heute begehen. Und eine andere Bresche hat der Kaiser selbst geschossen, indem er im vorigen Jahre in Person nach jenem grollen den Lündchen zog und, wenn auch nur kurz ver weilend, durch die gewissenhafte Sorgfalt, mit der er sich umsah, durch sein liebe-, leutselige- Wesen die Herzen de- im Grunde noch unverwelschten lind unverfälschte» Landvolkes gewann. Und in da Tbat haben ja die letzten Reich-tag-wahlen, die sonst so Niel Trübe- für un- heraufführten, I made au- dem Elsaß, a»f den wir wenig gerechnet hatten, den überraschende» Ausdruck einer freund lichen Wendung gebracht. Ein großer Tbeil der Bevölkerung hatte mit der französischen Protest hartei, die noch vor drei Jahren allein da- Heft iührte, gebrochen und Vertreter in den Reichstag gesandt, die sich bereit erklärten, auf dem öden Iber vollzogenen Neugestaltung im Verein mit den Iregierenden und gesetzgebenden Factoren de-deut lichen Reiche- an der Fortentwicklung ihre- Hei- luatlandeS milzuarbeiten. Vertrauen erweck» iBertrousn; aus jene- versöhnliche Entgegenkommen antworteten Regierung und Parlament mit einer Iwesentlichen Erweiterung der elsaß-lothringischen Selbstverwaltung, mit einer Stärkung der dem iLandeSauSschusse eingeräumten Machtvollkommen- Ileit. Sicher liegt noch gar Manche- im Argen, viele- ist bester, klarer, einfacher zu wünschen in der noch immer überau- verwickelten Berwal- lang de- ReiL-IandeS. Da- aber erkennen die Einsichtigen und da- von verstockter Französelei »och nicht ergriffene Laudvolk: daß Deutschland km verlangen trägt und kein Interesse daran lat, die neugewonnen Provinzen zu unterdrücken md au-zusaugen, daß e- vielmehr bestrebt ist, sie zu heben, sie glücklich zu machen, durch geistige md materielle Bande immer fester a» sich zu hchen So findet denn der Kaiser die-mal den -»den noch m«it bester bereitet, als im vorigen ! 2chre. und wir dürfen «n- der frohen Zuversicht lwgkben, daß auch dieser Besuch zur Saat werde, > m neuer reicher Segen entsprießen wird. In Bezug auf den mit Ende dieser Woche be vorstehenden Sckluß der ReichStagSsession geht folgende Notiz durch die Presse: „Der Reichstag eilt offenbar dem Ende zu. Es scheinen bei dieser sichtbaren Beschleunigung für die maß gebenden Führer die unklaren Parteiverhältniste im Reichstage entscheidend zu sein. Durch die gewerblichen und wirthschaftlichen Fragen ist augenscheinlich eine Lockerung der bisherigen Par teiverhältnisse emgetreten, und diese Lockerung scheint eS zu sein, waS die Führer veranlaßt, den baldigen Schluß der Session herbei'usühren ver- muthlich, indem sie sich der Hoffnung hinaeben, daß bi- zur nächsten Session sich wieder bessere Grundlagen zur Befestigung der Parteioeihältniste finden werden " Diese Darstellung kann nur auf einer vollständigen Unkeuntniß der im Reichstage tatsächlich bestehenden Verhältnisse beruhen. Speciell ist sie durchaus unzutreffend für die größte Fraktion, die nationalliberale Partei. Die „gewerblichen und wirthschaftlichen Fragen", welche eine „Lockerung der bisherigen Partei- Verhältnisse" verursacht haben sollen, find in der die-maligen Session in Gestalt der Gewerbe ordnung-- und der Zolldebatten in die Erscheinung getreten. In der Angelegenheit der Revision der Gewerbeordnung ist die nationalliberale Partei vollkommen einig vorgegangen. WaS die Zoll fragen anlangt, so sind in denselben, solange der Reichstag existirt, fast alle Parteien gespalten ge wesen, und die nationalliberale Partei hat eine Abstimmung auf diesem Gebiete niemals zur FractionSsache gemacht. Wie sollten nun gerade diese Fragen jetzt plötzlich eine Wirkung au-üben, an welche früher niemals Jemand gedacht hat? Tatsächlich kann vielmehr coristalirt werden, daß die Einigkeit innerhalb der nationalliberalen Partei nicht- zu wünschen läßt. Auch betreff- der andern Fractionen ist übrigen- nicht bekannt geworden, daß die wirtbschastlichen Fragen inner halb derselben eine Zersetzung zur Folge ge trabt hätten. Vielleicht hat also die obige Notiz nur die Beziehungen der Parteien unter einander im Auge. Auch hier ist indeß keine „Lockerung der bisherigen Parteiverhält- niste" eingetreten. Einen Augenblick waren diese Verhältnisse allerdings durch die bekannten Vorgänge bei der Constituirung der Gewerbc- ordnungScommissiou in Verwirrung gerathen. Der unzweideutig« Rücktritt der Freiconser- vativen aber vo« der conservativ - ultramon- tauen Coalition hat die Lage wieder voll kommen geklärt. Da- gegenseitige Verhältniß der Parteien in dem neuen Reichstage ist im Allgemeinen da- ulte geblieben; nur hat sich die Wahlverwandtschaft zwischen der deutschconserva- Uven und der CentrumSpartei alS ganz unbe streitbar herauSgestellt. — Daß man ,m Reichs tage allgemein den Schluß der Session herbeisehnt, ist freilich nicht zu leugnen. Aber die Erklärung für diese Stimmung liegt wahrlich nahe genug Der Reich-tag wird mit dieser Woche die wirklich dringenden Ausgaben erledigt haben — da- Patentgesetz und einige kleinere Vorlagen, auf welche seiten- der Regierung Gewicht gelegt wird, sind bequem zum Abschluß zu bringen —; al-dann aber ist die Beendigung der Session nicht allein möglich, sondern sogar noth- wendig. Bedenke man doch, daß eine große Anzahl der Mitglieder de- Reich-tag- feit Oktober vorigen Jahre- in den parlamentarischen Ge schäften thätig ist. ES ist doch sicherlich geboten, daß denselben endlich auch die Zeit, sei e- zur Wahrnehmung ihrer Privatangelegenheiten, sei es zur Sammlung und zum Studium, geboten werde. Seit Jahren bereit- ist die Forderung erhoben worden, daß, solle da- konstitutionelle Leben in Deutschland wirklich gedeihen, die Dauer der parlamentarischen Thätigkeit mehr zusammenge drängt werden müßte Unter diesem Gesichts punkte ist e- ein durchaus berechtigte- Verlangen, die noth wendigen Geschäfte nicht unnütz zu verschleppen und wegen der nicht nothwendigen die Session nicht zu verlängern. Die- und nichts Andere- ist der Grund, we-halb der Reich-tag „dem Ende zueilt." Tagesgeschichtliche Aeberjicht. Leipzig, t. Mai. Der Kaiser ist am Montag Nachmittag 2*/, Uhr von Carlsruhe auS in Baden-Baden eingetroffen und von der zahlreich versammelten Volk-Menge mit lebhaften Kundgebungen begrüßt worden. Die Stadt hatte festlich geflaggt Die Abreise nach Straß bürg war für DienStag Nachmittag 3 Uhr anberaumt. Feldmarschall Graf Moltke hat sich am Montag in Begleitung de- Obersten de Claer nach Straßburg begeben, um den Kaiser aus der Reise in Elsaß-Lothringen zu begleiten. Wie die „Kölnische Znlung" melvet, hat der Kaiser da- ihm von dem Provinziallandtag der Rheinprovinz angebotene Fell ange nommen. Da- Fest soll Anfang September d. I bei der Anwesenheit de- Kaiser- in der Provinz während der Truppenübungen stattfinden. Ueber da- RegierungSjudiläum de- Groß herzogS von Baden ist noch zu berichten, daß am Sonntag Abend im Hoftheater eine Fest- vorstellunq stattfand, welcher der Großherzog mit dem Kaiser und dem Kronprinzen beiwohnten Der Großherzog wurde mit lebhafter Begeisterung begrüßt und brachte ein Hoch auf den Kaiser aus, in welche- da- Publicum enthusiastisch einstimmte. Später fand in der neuen Festhalle ein Banket statt, zu dem der Großberzog ebenfall- mit seinen erlauchten Gästen erschien. Oberbürgermeister Lauter von Karlsruhe hielt eine Ansprache, die m,t einem Hoch aus den Großherzog schloß. Der Großherzog dankte in bewegten Worten und trank auf da- Wohl de- Lande- Den Toast auf den Kaiser brachte Geheimrath Lamry a»S. Eine nicht unverdiente Abfertigung müßiger Nörgelei ist ls, wenn der „Berl. VolkSztg." durch die „Nordd Allg. Ztg." nachstehende Ant wort zu Theil wird: Die „Volkszritung" weiß seit mehreren Tagen nicht bitter genug die unwürdige Lage des deutschen Volkes hervorznbeben, welche darin bestehen soll, daß e» nicht wisse, welchen Gang die deutsche Politik in der orien- tauschen Frage in Zukunft «mschlagrn wer*« Da ge statten wir uns denn die Freiheit, die „BolkSzritung" zu fragen, ob in den LL-rvern der parlamentarischen Regierungen, also ob in England. Frankreich, Italien, ob selbst in Oesterreich — sei es in Wien oder Pest — Jemand tm Stande ist, zu sagen, welchrn Gang die Politik der betreffenden Regierung in der orientalischen Frage für d,e Zukunft ins Auge gefaßt bat oder ob in denselben Ländern irgend ein bindende» Programm der Regierung dem Parlament gegenüber veröffentlicht ist. Wenn da» nun notorisch nicht der Fall ist und ganz unberechenbaren Ereignissen gegenüber auch nur Tborheit sein könnte, so muß man in den Vorwürfen der ,.volk»- zettung" entweder nur die grundlose Bitterkeit eine« wrliunkundigen Träumers sehen, oder «an muß geradezu da« »aierlandsfeindliche Manöver argwöh nen, die deutsche Politik vor der Zeit nach außen compromittiren zu wollen, während die Fortschritts partei, deren Organ die „Volk-zeitung" ist, jeder zur Kriegführung de« deutschen Heeres nothwendig befundenen Maßregel den hartnäckigsten Widerstand entgegensetzt. Unter der Urdersckrist: „WaS Deutschland tbu« sollte", sührt die „Bolk«zeftuvg" gestern an». Deutschland soll« eine europäisch« Coalition hervo-rufen und erklären, daß eS weder den Russen etwaige E obe- rungeu gestatten noch auch den Lürken «ach etwaigen Siegen Bedrückungen der Christen erlauben wolle. Es ist gut, daß das Blatt auf seine gehässigen voran- gegangenen Artikel diese kolossal blödsinnige Lächerlich keit gesetzt hat. ES eröffnet daS gewiß für unsere Soldaten eine tröstliche Aussicht auf einen Feldzug gegen Rußland oder gegen die Türkei, je nachdem der Sieg fällt und der Sieger sich aufführt. Die vorge schlagene Coalition — daS muß man der ,.Bolk«- zeitung" zugrstehen — wird keine Schwierigkeit haben, denn z. B. Frankreich hätte gewiß nichts dagegen, wenn Deutschland seine Armee zur Ausführung de« ingeniösen Vorschlages der „Bolk«zeitung" nach de» Orient schicktetz Z«r Vorgeschichte de- deutsch-französische n Kriege- erzählte der im Februar des JahreS l876 verstorbene Professor der orientalischen Sprachen am College de France in Pari-, Juliu- Mo hl (Bruder de- früheren badischen BundeS- tagSgesandten und späteren Minister-, seit 40 Jahren in Pari- angestellt und mit allen dor tigen hervorragenden Kreisen im engeren verkedr stehend) einem Freunde im Winter 1870 b« 187 l und später wieder einige Wochen vor seinem Hinscheiden Folgende-: Er sei im Juli 1870 m Karlsbad (oder Kissingen) zur Cur gewesen un» habe dort die Kunde von der drohenden Haltung Frankreich- vernommen. Al- die Dinge immer bedenklicher wurden, reiste er Über Stuttgart nach Pari- zurück. Dort hielt er an und besuchte den französischen Geschäftsträger, Grafen St. Ballier. Von ihm empfing er Depeschen zur persönlichen Ueberbringung an den Minister der au-wärtigen Angelegenheiten, Herzog von Grammont. „Ich habe in denselben für die Erhaltung de- FriedenS z« wirken versucht," bemerkte ihm gleichzeitig der Graf. In Pari- suchte Mohl sofort den Minister auf. Die Kriegserklärung war mittlerweile er, folgt oder doch fest beschlossen „Wie denken Sie sich eigentlich den Verlauf der Sache? " fragte Jener. „Nun, wir werden da-linke Rheinufer nehmen." „Aber waS wollen sie damit aufanaen? Sie können doch nicht gut Alle- bi- nach Holland an Frankreich anoectiren, denn da ist ja eine ganz deutsche Bevölkerung, die Ihnen ewig eine Last sein würde!" „Da- wollen wir auch nicht. Sehen Sie hier diese Karte! Wir behalten sür »nS da- ganze Terrain von Mainz hinüber bi- zu einem Puucte der Saar. Und den großen Reff geben wir an einen der sächsischen oder sonstigen Prinzen, nachdem wir einen selbstständigen deutschen Staat daraus gemacht Hab«,. Preußen kann dann in Mitteldeutschland entschädigt werden." „Und Sie denken wirklich daran, Maiuz zu erobern und zu behalten? Da- werden die Deutfchen sich schwerlich gefallen lassen, denn Mainz ist durch feine Lage und Befestigung der Schlüssel zu Deutschland. Wer dort sitzt, kann jederzeit recht- und link- in Deutschland einfallen Ich glaube nicht, daß da- von Dauer sein wird " .Und eS ist dennoch unser Wille. Wir werden Sieger sein, da- steht außer Frage, und werden den Frieden in dieser Weise dictiren." ES kam ander-. Dem deutschen linken Rhernufer blieb e- erspart, französische- Land und französischer Vasallenstaat, dem deutschen Prinzen, ein Vater- land-verrätherischer moderner Rheinbundsfürst zu werden. Und die ultramontane Kammer m München, welche, wenn die extreme Partei einige wenige Stimmen mehr gewonnen hätte, die Mit wirkung an der Vertheidrgung de- Lande- für Bayern abgelehnt haben würde, kann sich heute bei der kleinen liberalen Majorität und bei der deutschen Armee bedanken, daß jener Landstrich „von Mainz hinüber bi- zu einem Punkte an der Saar" noch bayrisch ist. Der Reich-tag beschäftigte sich in feiner letzten S-tzung zunächst mit der dritten Lesung de- Gesetz- entwuifS, betreffend die Untersuchung von See-