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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.06.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187706105
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770610
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770610
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1877
-
Monat
1877-06
- Tag 1877-06-10
-
Monat
1877-06
-
Jahr
1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.06.1877
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Zweite Seilage M Leipziger Tageblatt an- Anzeiger. W Itzl. ^ Souutag dm 1«. Juni 1877. 71. ZchMNg. Museum für Völkerkunde. X Ake«< Geschenke. Wiederum haben wir über mehrfachen sehr iaterrssanten Zuwach- zu berichten. In erster Linie nennen wir da- Geschenk de- Herrn Eonsul Louis Sand hier, bestehend in einer reichen Sammlung von Waffen und anderen Gegen- stünden der Eingeborene» Brasilien-. Die gegenwärtige Bevölkerung Brasilien- be steht a»S Weißen, Negern »nd Indianern, sowie aus deren sehr verschiedenen Mischlingen »nd Varietäten, von welchen e- eine Unzahl giebt. Un- interessiren hier nur die Indianer, a»f welche wir zunächst einen Blick werfen wollen. Die heute noch in Brasilien lebenden Indianer sind die Nachkommen der alten Urbevölkerung. Ein Theil dieser Indianer ist ansässig. Ihrer sind, soweit sie sich unvermischt gehalten haben, jedoch n»r sehr wenige. Am «ersten beisammen wohnend, finden sie sich noch «eist «l- Neste der ursprünglich in den Missionen gesammelten In dianer verschiedener Stämme am unteren Ama zonas, wo sie in einem Zustande von Halb Cultur die Maste der Gesammtbevölkerung bilden »nd wo man überall a»ch dem unvermischten Indianer «nd seinen Abkömmlingen in mancherlei Abst»f«ngen al- einem wesentlichen Theil der niedrigen Volk-clastm begegnet, al- Fischer, Jäger, Tagelöhner de- Pflanzer-, al- Diener im Haus halte, Gehüsten im Handwerke, al- Soldaten, Arbeiter in öffentlichen Werkstätten, am häufigsten aber al- Schiffer auf den Fahrzeugen, die den Handel mit dem Innern vermitteln. Die unabhängigen Indianer Brasilien- sind weit zahlreicher, al- die ansässigen. Nach einer Schätzung de- k Damazo soll deren Zahl immer noch ein und eine halbe Million für ganz Bra silien betragen. Diese noch unabhängigen In dianer zerfallen in eine große Anzahl von Stäm men und Horden, die zwar in Körperbildung, Temperament, Gemüth-anlage. Sitten, Ge dräuchen und Leben-weise gewisse Uebereinstimmung zeigen, aber in ihren Sprachen eine wahrhast wunderbare Verschiedenheit darstellen. MartiuS zählt solcher Horden und Stämme zweihundert »nd fünfzig, welche auf einen Flächenraum von 15t 972 deutschen geographischen Quadrat-Meilen kommen, wie Behm die Größe dt- Festlandes von Brasilien angiebt. A. d'Orbigny faßt die da- weite brasilianische Territorium bewohnenden Indianer unter dem Namen der brasilisch guaranischeu zu einer Nace zusammen, für welche er den TypuS der Guarani- Indianer al- den ihr gemeinsamen, sie von den anderen großen Bölkertruppen Südamerika-, wie von der Ando-Peruanischen »nd der Pampas- Race unterscheidenden, annimmt. In Kürze sei nur erwähnt, daß man unter Guarani-Indianern diejenigen versteht, welche da- Tupi sprechen, welche- jedoch nur in zwei weit vo« einander liegenden Gebieten wirklich rein herrscht, nämlich zwischen den Nebenflüssen de- Amazona- Tapajo- und Lingu und rn der Provinz ChiquitoS. Auch in Paraguay befindet sich auf einer Strecke am rechten Paranä eine dichtere Tupibcvölkerung, welche speciell Guarani genannt werden. Wenn hiernach die Stämme der brasilianischen Indianer in sprachlicher Beziehung nicht so über einstimmend sind, wie man ursprünglich annahm, so daß man für ganz Brasilien eine allgemeine Indianersprache, stngoav gorul, annahm, so darf den einzelnen Stämmen und Horden der brasi- lianischen Indianer eine durchgreifend und gleich mäßig herrschende Körper- und GesichtSbcldung doch nur mit großer Einschränkung zugeschrieben werden. Mitten unter die Autochthonen Brast- lien- versetzt, sagt Wappäu-, der gründlichste Kenner de- Lande-, empfängt der europäische Beobachter zwar einen so mächtigen Eindruck von der fremdartigen und ungewohnten Leiblichkeit dieser Menschen, daß die Unterschiede in Gestalt und Gesicht-zügen de- Einzelnen sowie der ein zelnen Gruppen anfänglich vor de« Gefammt- bilde zurücklreten. Je mehr er aber mit diesem Schauspiele sich vertraut macht, um so entschiedener tritt auch eine gewisse Mannichfaltigkeit unter dm rohm Indianern hervor, sowohl nach Indi- viduen. wie nach Völkerschaften, und zeigt sich da- G.meinsame in vieler Beziehung nur als der all gemeine amerikanische Nacentypu-, welcher gleich sam in leiblicher wie auch in physischer Sphäre gewisse, keine«weg- ganz gleichartige, sondern be stimmt zu unterscheidende Elemente vereinigt. Diese Gegensätze in den Elementen find jedoch wieder»« keine-weg- nach Völkerschaften so ge sondert «nd gruppirt, daß «an sie al- allge meinen ethnographischen «iutheiluug-grund zur Unterscheidung größerer Völker oder Stämme ge« brauchen könnte. Mittm zwischen jenen Indi viduen, die in kürzerer, gedrungener Gestalt, in de« breite» Antlitz «it flach zurücktretender Stirn, etwa- schräg nach Außen gezogenen Augen, vor- springende» Backenknochen, eingesunkener Nase und stark entwickeltem Unterkiefer jene« Typ»- au sich tragen, der au mongolische Bildung eriuuert, treten hier »nd da andere auf von längere«, schlankeren Wüchse, die sich durch höher gewölbte, geradstehende »nd scharf berandete Augen, stark entwickelte, oft adlerartige Nase uud edlere Formen de- unteren Geficht-theile-, gleichsam durch einen männlicheren Gefammtau-druck der europäisch« Bildung mehr anuähern. Nicht selten zeig« solche bevorzugte Individuen »och eine lichtere Hautfarbe, aber in anderen Fäll« sind gerade edlere Form« auch dunkler drapirt. Eine noch gr-ßere Mischung zeigt sich nach Sprach« »der Dialekt«. Diese babylouische Ver wirrung fand schon zur Zeit der Entdeckung statt, und ist e- wohl «it Sicherheit auzunehmen, daß sie schon lange vorher bestand« hat und da- Resultat eine- sich oft wiederholend« ProcesteS von Völker-Auflösung und von Ansätzen zur Neu bildung von Völkern gewesen, wie ihn lange, viel leicht viele Jahrhunderte fortgesetzte uud nur zeit weilig unterbrochene Wanderungen und Ver, schiebungm bedingen. Manche Züge in den sitt lich« und wirthschaftlichen Zuständen der brasi lianischen Indianer dräng« zu der Annahme, daß dieselben bei der Ankunft der Portugiesen nicht junge, in den ersten Anfängen der Cultur siebende sogenannte Naturvölker waren, sondern Trümmer eine- wieder in Barbarei zurück gesunkenen ehemaligen Culiurvolke-, dessen Zer trümmerung freilich, sowobl der Zeit wie der Ursache nach, für unS ein Räthsel ist, aber wohl ohne Zweifel die Veranlassung gewesen zu lang- anhaltenden, weithin sich au-vehnenden Wander schaften und zur Zerstückelung und Berderbniß der Sprache, sowie zu der damit gleichen Schritt haltenden Entsittlichung. Tie Heerde, um welche sich bei dieser Zer« theilung Familim »nd Horden wieder gruppirt«, innerhalb welcher sich eine gewisse Leben-weise und Sitte wieder «ehr oder weniger abgeschlossen geltend gemacht, Hab« sich aller Wahrscheinlich keit nach wieder ohne Unterlaß verschob« und verändert. In gleichem Berhältniß ist die Ver mischung der Sprache eine grenzenlose geworden, haben sich Sitten und Gebräuche gegenseitig modificirt und ««-geglichen, so daß sie bei aller Verschiedenheit doch in wesentlichen Grundzügen sich überall wieder gleichartig darstellen. Zur Bildung von Völkern und Staaten, wie sie durch hierarchische Despotien in Peru und Cundinamarca, jedoch auch dort nur auf den Ruinen einer vorhergegangenen Cultur statt- gesunden, ist eS in Brasilien nicht gekommen. Man kann de-halb von einem Volke rm Sinne europäischer Geschichte bei den brasilianischen In dianern nicht sprechen. Indeß kann doch da« Studium der Sprache zur Unterscheidung von Sprachzruppen führ«, insofern mehrere der größe ren Gemeinschaften sich im Besitze verwandter Dialekte befinden «nd mit mehr oder weniger Leichtigkeit sich unter einander verständlich machen können, und darf man in Ermangelung ander- weitiger Hüls-mittel zu einer ethnographischen Classification, um in da- ChaoS einige lieber- sichtlichkeit zu bringen, solche Complexe von größeren Gesellschaft« wohl al- ein Volk oder ein« Stamm bezeichnen, wenn man sich dabei nur bewußt bleibt, daß über den historisch« Grund, die gemeinsame Abstammung, e- an allen zuverlässigen Nachricht« fehlt Nach solchen Untersuchungen hat von MartiuS achl solche Völker- oder Gprachmgruppen in Bra silien unterschied«. ES sind die- die Tupi», die GöS oder Cran-, die Goyataca-, die Cren- oder GuerenS, die Guck oder Coco, die Parexi- oder Pareci-, die Guaycuru» oder LengoiiS und die Aruac oder Arawaken, von denen jedoch die beiden letzteren im Gebiete von Brasilien nur mit einem kleinen Thetle ihrer Mitglieder vertreten sind und der Hauptmaste nach außerhalb der Grenzen Bra silien- wohnen. Die von Herrn Sand dem „Museum für Völkerkunde" überwiesenen Gegenstände stamm« vom ober« Amazonenstrome und von dessen Neben flüssen her, wo die Nord-Tu Pi- Hausen. Die Tupi- sind kriegerisch, rastloS beweglich und unstät, nicht blo- mit Indianern anderer Natio nalität in flttem Kampfe, sondern in vielen, selbst benachbarten Stämmen, Horden und Familien sich gegenseitig ohne Unterlaß befehdend. Schon bei der Entdeckung Brasilien- wohnten die Tupi- nicht in einer großen Masse zusammen, sondern waren durch Völkerschaften anderer Sprach« vielfach getrennt, die von ihnen mit dem CollectivnamenTapunja oder Tapuja, welche- ursprüuglich die Westlich« heißt, später aber die Bedeutung „die Feinde" erhalt« hat, be- zeichnet wurden. Diese Zerstückelung de- Tupi-Volke- ist ohne n eifel auf frühere Wanderung« sowohl diefe- olke- wie der ander« unter sie eingedrungenen Völker zurückzuführen. Wohin die frühest« Wohnsitze der Tupi- zu verleg« sein dürft«, ist noch eine offene Frage. Viele- scheint nach v. Martin- und d'Orbigny dafür zu sprechen, daß e- die Landschaft« von Cochabamba »nd Ehuquisaca warm, wo noch gegenwärtig da- Guarani i« Munde einer bunten Indianerbe völkerung gehört wird, und danach wärm auch die Tupi- ««- den Berg« herabgestiegen, wie in der alt« Welt die Völker, die man mit dem Nam« indogermanische bezeichnet. Indeß scheint e- fast wahrscheinlicher, wie Wappäu- bemerkt, daß die sprachverwandten Indianer jener Gegenden ebenfalls nur einge wandert find uud zwar au- demselben Gebiete, bi- zu welchem die Wavderuug« auch der über Brasilien verbreitet« Tupi- sich «it einiger Sicherheit rückwärts verform last«. Die- ist der Süd«, da- Land der Guaran« Indianer im engeren Sinne ostwärt- von Paraguay »nd Parana, welche in mancher Beziehung al- der reinere Urtypu- der Tupi- anzufehm sind »nd sich auch am meisten bildung-fähig gezeigt haben Von da au- schein« die Wanderungen nach dem Nord« auf verschiedenen Weg«, vornehm lich läng- der Ostküste, stattgesunden zu haben, sowie auch zu verschied«« Zeiten. Wahrschein lich lag« sogar lange Zeiträume, vielleicht viele Jahrhunderte, zwischen der Zeit der ersten Au-züge «nd derjenigen, zu welcher diese Völker d« Euro päern zuerst bekannt wurden, und wahrscheinlich haben während dieser Zeit häufig wiederholte Wanderung« und Verschiebung« unter denselben auf dem weiten brasilianisch« Gebiete gleichrettig mit Wanderung« anderer Völkerschaften statt- gesunden, wodurch die außerordentlich weite Ver breitung der Tupi- und ihre räthselhaste Zer« theilung und Vermischung mit anderen Völker, schäften bewirkt wurden, wie die Portugiesen sie schon vorfandm. Auch diese Hab« noch mit zur Zerstreuung der Tupi- beigetragm, indem die größere euro päische Einwanderung allmälig sich der ganzen atlantischen Küste bemächtigte und von dort au- hier und da ihre Keile tref in ^ den Continent Hineintrieb, wodurch die Indianerbevölkerung theil- aufgerieben, theil-zurückgedrängt wurde. Anderer seits haben die Europäer auch dadurch mächtig auf die Völkervermischung in Brasilien ringe- wirkt, daß durch Gründung von Missionen «nd gleichzeitige Einführung der TupiS-Sprache in d« selb«, sowie durch Ansiedelungen und Versetzungen von Tupi- viele Stämme eine solche Veränderung in ihrer Leben-weise und Sprache erfahren Hab«, daß sie ethnographisch nicht mehr zu erkennen sind, währmd andere durch den Egoi-mu- der Colonisten «nd nammtlich durch fortgesetzte Sclavenjagden geradezu auSgerottet worden sind. DeShalb ist eine Unterscheidung und Charakte ristik jener Stämme und Horden, deren die ältest« Schriftsteller erwähnen, gegenwärtig durchaus nicht mehr möglich und muß man, um eine Uebersicht der Verbreitung der TuPiS in Brasilien zu gewinnen, in denselben vornehmlich noch die Neste diese- Volke- umso ff«, welche gegenwärtig lange nicht mehr in Selbstständigkeit bestehen. Danach lasten sich unterscheiden die Süd-Tupi- oder Guarani-, die Ost-Tupi- oder TupinambaS, die Nord-Tupi-, die Central-Tupr- »nd die West-Tupi-, welche letzter«, wie die erster«, die Guarani-, gegenwärtig außerhalb der Grenze de- brasilianischen Reich,- wohn« In Bezug auf den »n- vorliegend« Fall komm« nur die Nord- und West TuPiS in Betracht. Die erster« lasten sich an schwach« »nd weit zerstreut« Resten, in der Provinz Paiä, vom Rio Tury atzu nach Westen «nd Nord«, in der Umgegend von ParL und Cametä, auf der Insel Marajo und längs der beiden Ufer de- Amazonas biS zum Furo de Tupinambarana verfolgen. Ehemal- bildeten diese Nord-Tupi- einen Haupt- bestandlheil der zahlreichen Missionen in jenen Gegend«, zerstreuten sich aber nach der« Verfall und wohnen nur größtenteils entfernt von größeren Ortschaften an d« zahllosen Buchten deS OceanS und an dm Bächen und Flüssen, welche hier in ihn münden. Ihre Sprache ist ein Dialrct der allgemeinen Tupi-Sprache. Sie war« und sind noch jetzt geschickte Fischer, Schiffer und selbst Seefahrer und haben auch die Fertig keit, große Kähne zu zimmern noch nicht verlernt Trotz der bedeutend« Unterschiede der verschie denen Abteilungen der Tupi- in Brasilien, welche dieselben gegenwärtig in ihrem Culturzustand zeigen, haben sie doch außer der Sprache noch viel Gemeinsame-, welche- ebenfalls dazu berech tigt, sie al- Glieder eine- Volke- zu betracht«. So finden sich »m-r ihn« keine rein« Iäger- oder Nomaden-Horde". Selbst die roheste Ab theilung derselben, die Central-Tupi-, welche von der Civilifation noch wcbt berührt worden sind, erzeugen Vorräthe von NabrungSmilteln. Sie haben Pflanzungen von Mandiocca, Mai-, Bohnen. Bananen, Mundibohum, Knollen gewächsen »nd Baumwolle, auch verstehen sie nicht bloS die Bereitung de- gewöhnlich« Mandioccamehl-, welche- leicht verdirbt, sondern auch diejmige jene- fester« »nd längere Zeit auf zubewahrenden Nahrung-mittelS au« der Man diocca, der sogenannt« Mcatü, waS gute« oder harte- Mehl bedeutet Auch mit dem Elemente de- Wassers zeig« sich die Tupi- vertraut. Noch gegenwärtig befahr« die frei« Cmtral-Tupi- die Ströme de- Innern in größer« und kleineren au- Baumstämmen geschickt au-gehöhltm Kühn« «nd viele von ihn« find geschickte Fischer »nd treffliche Schwimmer. Bon dm Ost-Tupi- aber ist eS bekannt, daß sie schon zur Zeit der Entdeckung sich auf die See wagt« und die Küsten nordwärts bi- über die Mündung de- Amazona- hin«»-, vielleicht bi- zur Insel Trinidad befuhr« »nd sind sie wahr scheinlich auch zuerst vo« der See »»- bi- tief in- Amazona-thal vorgedrungen. in dessen unterem Theile noch jetzt Indianer vom Tupi-Stamme vor zugsweise Schiffer- »nd Lootsendienste leist«. Diese Kähne hatten 40 bi» 60 Mann Besatzung, welche mittel- Feuer- »nd steinerner Aexte au-- gehöhlt wurden und auf denen sich ein Feuer beend au- Stnnm »nd Lehm in der vorderen Hälfte befand, währmd im Htntertheile die Mundvorräthe geborgen »arm Solche große Fahrzeuge werdm gegenwärtig nicht »ehr von ihnen gebaut. Gegen wärtig bedienen sie sich nur noch kurzer «nd schmaler Canoe-, au- einem Baumstamme gefertigt, oder rohgezimmerter größerer Kähne. Große Kunst fertigkeit zeigt« sie darin, den Fahrzeugen Gleich gewicht und je nach dm verschiedenen Zweck« leichter« oder schwerer« Gang, sowie vermittelst einet Steuerruder-, welche- mit Schlingpflanzen am Htntertheile befestigt war, Lenkung-sähigkeit zu geben Ale ihre Fahrzeuge, auch die groß« Krieg-kähne, hatt« jedoch keine Ruderbänke, sondern wurden von der stehenden Mannschaft mit Rudern au- einem Stück und mit schmaler Schaufel bewegt, und schein« sie auch vor der Entdeckung Segel nicht gekannt zu haben. Eine den Tupi- gemeinsame Eigenschaft ist es noch, daß sie in Ortschaften vereinigt leb« und in ihr« groß«, offenen Hütten nicht auf der Erde oder auf hölzern« Gerüst«, wie viele andere Indianer, sondern nur in Hängematten schlief«, wie die- gegenwärtig auch noch von dm roh« Central-Tupi- geschieht. Die Waffen bestand« und bestehen heute noch bei den frei« TuPiS in der KriegSkeule, einer langgestreckten convexconcaven Keule au- schwerem schwarzen Palmmholzeoder a«S der länger«, flach« »nd auch schaufelsörmigen Streitaxt auS rothem Holze. Von mächtigen Bögen, oft länger al- der Mann, aus dem schwarz« Holze einer Palme oder dem rothen eine- Leguminosenbaume-, der« Sehn« au- Tucumfasern oder Baumwolle ge dreht sind, schieß« sie lange Pfeile, je nach dem verschieden« Zwecke einfach oder mit Wider haken zugespitzt, von welch« die Sammlung de- Herrn Sand eine schöne und große AuSwabl leigt. Diese Waffe ist aber nicht vergiftet, denn keiner der Tupi-Stämme kennt die vegetabilisch« Gifte, womit der Indianer anderer Stämme am Amazona-, am Orinoco «nd in Guayana ihre Pfeile «nd Wurfspieße versehen und ebensowenig die unter diesen Indiane« gebräuchlich« Wurf spieße und BlaSrohre, deren Pfeile fast immer vergiftet sind. Die Tupi- machen keine Gefangenen, sondern tödten alle Feinde ohne Unterschied de- Geschlechts- und verzehr«, wie eS heißt der« Leichnam. Nach von Martin- soll di- Anthropophagie all gemein unter den TuPiS verbreitet gewesen und unter den frei« Ho cd« derselben noch im Schwange sein. Indeß sind diese Nachricht« darüber doch nur mit großer Vorsicht aufzu- nehmm. Ihre Todten Pflegt« die Tupi- ausrecht in sitzender oder zusammeugekauerter Stellung, die Schenkel an dm Unterleib angedrvckt, die Hände unter den Wangen oder über die Brust gekreuzt, frei oder in irden« Geschirren zu verscharren; aber sie erhob« keine Grabhügel uud halt« keine gemeinsamen Begräbnißorte. Nach dies« allgemeinen Betracht»»«« werden wir auf einige der interessanteren Gegenstände der Sammlung dr- Herrn Sand in unsrem nächsten Artikel noch besonder- eingeh«, sowi: auch über die weiter eiogegangmm Geschenke berichten. Statistische lleberstcht de- Geschäftsbetriebes bei« hiesige« Polizeia«te i« Mo«at VKat 1877. Verhaftungen wurden vorgenommen zusammen 1KV8 (im Monat Mai 1876: 934), von diesen wurden wieder entlassen 387 (im Monat Mai 1876: 269), anderen hie sigen und auswärtigen Behörden aber sistirt 87, und zwar von diesen wegen Diebstahls 49, Betrug- 4, Fälschung 4, Unter schlagung 4, thätlichcr Widersetzung gegen Polizeibeamte 10, Aufreizung zum Wider stande 5, Desertion 2, Körperverletzung 5, Bedrohung 3, Ausruhr-Belheiligung 6, Be freiung von Arrestant« 2, Entziehung der Militairpflicht 3. Vom Polizeiamte aber wurden inHaft behalten resp. bestraft 738 (im Monat Mai 1876: 603), und zwar wegen HerbergSlosigkeit und herbergSlosen Herum- treibens 257, Betteln- > 54, Trunkenheit und Ruhestörung 74, EinschleichenS in fremde Wohnung« und Häuser 9, Exceffe- auf Straßen «nd Plätzen 12, Skandal- auf Straßen und in Wirthschaften 6. verbots widriger Rückkehr 24, VagabondirenS und Landstreichen- 48, Unfug- auf Straß« und Plätzen 24, steckbrieflicher Verfolgung 9, Weg« blecbm- bez. Entweich«- vom Au-gange auS dem Georgenhause 11, Entlaufen« 14, heimlich« Aufenthalts 8, Contra« vention gegen da- Droschken-Regulativ 30, Contravention gegen da- ProstitutionS- Regulativ 26, Gewerb-unzucht und Unzucht im Frei« 11, unzüchtigen Gebühren- 3, Sachbeschädigung 3, Zechprellerei 4, unter- lassmer Mädung der Stadt verwiesener Person« 9 Ferner waren Geld« resp. Haftstrafen »nd Bedeutungen auSzusprechen 218 (im Monat Mai 1876: 152), und rwar wegen: Contravention gegen da- Droschken-Regulativ 68, verbot«« Peitschenknall«- 4. Contra vention geg« die Meldung-Vorschrift« (B e - kanntmachung vom 7. Mai 1872) 17, nächtlich« Gästesetzen- uud Unterlast«« Ver schlüsse- von Hau-lhürm 9, Contravmtion geg« da- Prostitution? Regulativ 18, Thier quälerei 14, Fälschung von Attest« 6, Ver übung grob« Unfug- und grober Ungebühr 67, schnell« und gefährlich« Fahr«- -, unerlaubt« Feclbietm- von Singvögeln 1,
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