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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.04.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-04-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187704044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770404
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770404
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1877
-
Monat
1877-04
- Tag 1877-04-04
-
Monat
1877-04
-
Jahr
1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.04.1877
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Fönflk öeilagk M LrWgn Tageblatt und Anjtign M s>. Mittwoch dcn April 1877. 71. Jahrgang. i i t volksmrthschastlüyts Fi«a«Mrr Wochenbericht. Wir habe» da- vurige Mat die Börse »erlasse» in Mißstimmung wegen de- gescheiterten Pro« tokollS, dabei stets i« Unsicherheit über die weitere Entwickelung der polit scheu Angelege»heiteu. Zu. gleich besand sie sich einer Ultimoliquidation gegenüber, welche auS Anlaß de, vvrhergegangeneu wilden Cour-beweguugen in eigenthümUchrm Licht erschien. Zwar dre die Hausse führende» Häuser hatten stets bei der Monatßabrechnung die Zügel s-stzuhalten gewußt, andererseits war eS aber auch nicht- mit jener Vorspiegelung, daß die Börse entschlossen scheine, sich durch keine schlimmen Nachrichten mehr der Baisse zuwendig zu machen Die Wahrheit war bloS, daß künstliche Eiustüsse der Haussesyndikate die Börse be- berrschten und ihr ein kräftigeres AuSseben z» ertheilen sich angelegen sein ließen, alS >kr eigentlich eigen war. Da, wo diese Hand nicht hinrrichte, zeigte sich die Gedrücktheit der Course «n Permanenz. BloS die allgemeinen speculativen Gebiete erhielten von daher den Anstoß zur Haussetendenz; eine solche war überhaupt n»r da aufrecht zu erkalten, wo Verpflichtungen der Baistepartei vorhanden waren, deren Deckung die Eventualität einer Steigerung in Aussicht stellte. Die Politik batte cS mit sich gebracht, daß zu den sonst cultivirten eigentlichen Spiclpapieren noch die FonLS der betroffenen Staaten alS SpeculationS- objecte getreten waren. Namentlich war eS wieder Oesterreich, um dessen Credit an den Börsen gewür felt wurde, dieses Land, daS so bitter Erfahrungen aus allen Gebieten deS StaatSlebenS gemacht hatte, und in seiner Zweitheilung ein Schauspiel bietet, wie eS in Europa in formeller Weise bloS Schweden-Norwegen, aber in viel friedlich geord neter Art aufzuweisen hat. — Und beide ReichS- hälften deS Tonau-KaiserstaatS waren es eben, die mit ihren Anlehen die Finanzconsortien be schäftigten. Hatte sich doch der ungarische Finanz minister vom Parlament freie Vollmacht ertheilen lasten zu einer kolossalen Anleiheoperation, mochte diese auch in einzelnen Portionen der Finanzwelt ausgetischt werden. Man lauerte aus einen, wenn auch nur vorübergehenden glücklichen Augenblick, um die Capitalistenwelt mit der Emission zu über raschen. Schon schien dieser Moment gekommen zu sein, alS daS Protokollsieber an den Börsen wüthete, indeß eS hatte nur zu kurze Zeit ge dauert und ein Rückschlag war wieder eingetreten. ES hatte sich indeß gezeigt, zu welchen Excentri« ritäten der Friedensgedanke Veranlassung zu geben geeignet war, und unter diesen Auspicien mußte man für alle Zukunft bereit stehen, den goldenen Fischzug zu versuchen, ehe die Fluth etwa d,e Beute wieder hinwegspülte. Daß die Börse» unter den obwaltenden Verhält nissen mit allerlei Frieden verheißenden Depeschen regalirt wurden, versteht sich von selbst, während freilich auch entgegengesetzte nicht fehlten. Nie ist daS Publicum l» ärgerer Weise dupirt worden alS dieSmal. Wir haben schon erwähnt, daß ungarische Scbatzscheine von dem Rotkschilv-Con- sortium in die Höhe getrieben wurden und wes wegen DieS zur Nothwendigkeit geworden war. Die Steigerung der österreichischen Fonds und der Preisabschlag der Valuten rangirten in dasselbe Bereich. AlS Hauptspielgegner functionirte freilich Oesterreichischer Credit. Hier maßen sich die Börsenparteien. An der Spitze der Haussiers standen auch hier wieder dieselben Namen wie dort. Die in dieser Woche erschienene Bilanz der Anstalt bot keinen Anlaß zu weitern Erörterungen oder zu modisicirten Anschauungen. Bemerken-- werth ist die Erhöhung deS Effectenconto trotz der vorgenommenen enormen Abschreibungen, waS sich durch Herübernahme von Posten auS dem Debitorenconto erklärt. Unzweifelbaft verbirgt sich noch so manche« Geheimniß in der Bilanz, daS man der Welt, die ja dieSmal bereit- genug erfahren, noch vorentbält, damit für daS nächste Ia'ur auch etwaS bleibt Unter dem Einflüsse der fortwährend wieder holten Nachrichten von der bevorstehenden Unter zeichnung eine« russisch englischen Protokolls mit Falleulossen der AbrüstungSsrage gelang eS. den EourS der Creditactien noch am Schluffe deS MonatS bedeutend in die Höhe zu schnellen und dadurch die Baiffepartei in bedeutende DcckungS unkosten zu versetzen. An allen Börsen sungi'rte die Haussemaschinerie mit möglichster Energie und eScomptirte die Sicherheit deS Frieden- Die Schwankungen der Course im März waren exor bitante und müssen der Börse, namentlich der Contremiue, eine beträchtliche Schwächung zuge zogen haben Wie wenige Spekulanten besitzen den Muth und die Mittel, allen vorübergehenden Wandlungen zum Trotz einem festen Plan treu zu bleibe» und eingedenk zu sein, daß so tief lie gende politische Differenzen, wie sie auS den orientalischen Wirren entspringen, nicht mit Abfassung von Schriftstücken ausgeglichen wer den können, welche, genauer betrachtet, eben auch nicht» enthalten als Phrasen Die Bör sentaktik ist eben dahin gerichtet, die Masse der schwachen Gegner durch Erregung von Furcht, daß bei längerem Warten der Verlust ein noch viel bedeutenderer werden könnte, zur Abwicke lung ihrer Engagement- um jeden Preis zu treiben. Ist d,e< mit Opfern geschehen und kommt »ieder ein Umschwung, so hält die ge zahlte Buße doch nicht davon ab, neue ObligeS m der vorigen Richtung einzugehen, die ebenso evdeu, oder man ist gleich in- feindliche Lager übergegangen, in der Hoffnung, da den Verlust wieder anzubringen und erleidet hier gleichfall eine Skiederlage. Zeiten wie die jetzige, wo die Politik ihre verschlungenen Fäden webt, komme» stet- der Börse in ihrer Masse theuer zu stehen, während einzelne Finanzhäuser mit mächtige« Mitteln Gewinne einthun. ES ist nicht unsere Ausgabe, iu politische Eon« juncturen unß einzulassen. Au- der Anleihe- Vorlage der ungarischen Regierung konnte mau folgern, daß Motive vorhanden find, welche eine gemisse Aufklärung deS politischen Horizonts, sei cS auch nur für eine gegebene Periode, in Aus sicht stellen. In Rußland mag man die Schwie rigkeiten e'.neS Krieges gegen die Türkei in Rech nung ziehen und d.e Abneigung der Mächte gegen jede Schwächung der Pforte erwägen, welche wirklich reelle Entschädigung für die aufgewen- deten Kriegsopfer höchst fraglich macht. — ES ist jedenfalls wenig erbaulich für Rußland- Macht stellung, wenn die „TnneS ' von dem diplomatischen Schwindel spricht, mit dessen Hülfe sich die rus sische Regierung auS ihrer exponirten Stellung urückzuziehen bemüht sei. Daß die- aber der Holl, darüber vermögen alle Prahlereien de- „GoloS" und der anderen russischen Blätter nicht zu täuschen. Von den Eisenbahnen erwartet man für den März günstigere Einnahmeresultatc. da der Koh lenverkehr zügenommen hatte. Ein erfreuliche- Resultat erzielte die Berlin-Pot-darn-Magdeburger Eisenbahn mit ihrer um ein hülbeS Procent höheren Dividende alS daS Jahr 1875 ergeben hatte. Wer hätte vor sieben Jahn» geglaubt, daß ein so glänzend situirteS Bahnunternohmen so tief herabsinken könnte? — Auch für diese Bahn fürchtet man von der großen Militairschienen- straße Berlin-Wetzlar, der ja für alle in der Richtung laufende Linien Schädigung nachgesagt wird, empfindliche Nachtheile. Daß in weiten Kreisen die Meinung gewachsen, wie die Her stellung der Wctzlarer Linie durchaus keine drin gende Nothwendigkeit gewesen, hat sich bereit- verschiedentlich geltend gemacht. — Von dem eiu- geleiteten Proceß gegen dieBilanzirungderMagde- burg-Halberstädter Bahn ist wohl schwerlich ein Resultat zu erwarten; die Berliner Börsenzeitung will allerdings wissen, daß in Hannover eine Baiffeoblig» für die betreffenden Actien zu früheren, sehr tief unter pari stehenden Coursen seflsitzt. DaS Urtheil de- ReicbSoberhandelSgerichts in dem Proceß zwischen dem preußischen FiScuS und der Berlin-Stetliner Bahn stützt sich jedenfalls rein aus tie günstige Auffassung der zwischen beiden Factoren bestehenden Convention und ist für die Gesellschaft darum ungünstig, weil ihr dadurch der Betrieb der hinterpommerschen Zweig bahn entzogen wird, ohne daß sie deswegen von der Garantie-Verpflichtung von »/, Proc. für die Zinsen der Prioritäten entbunden wäre. Es if wohl ein unerhörter Fall, daß ein Proceß zwischen zwei Parteien entsteht, von denen jede das Recht beansprucht, einer Gesellschaft einen ZinSzuschuß zur Befriedigung ihrer Prioritätengläudiger zu leisten: die Erklärung liegt in dem Wortlaute deS bezüglichen Privilegium-, worin eS heißt, daß, wenn von der Eröffnung de- Betriebs der CöSlin Stolp-Danzigcr Bahn (vom 1. Septbr. 1870 an angerechnet, fünf Jahre hintereinander ein Zu schuß, oder nach Verlaus der ersten drei Jahre in einem Jahre der gesummte Zinszuschuß von 3*/, Prccent vom Staat geleistet werden muß, so ist daS Handelsministerium berechtigt, die Verwaltung und den Betrieb der himer- vommer'schen Bahn zu übernehmen, und kann bei der Nebernahme derselben auch die gleich zeitige Betriebs - Ueberlaffung der CöSlin-Stolp Danziger Bahnstrecke seitens der Staatöregierung beansprucht werden. — Die Berlin-Stetliner Gesellschaft suchte nun die stipulirten fünf Jahre dadurch im letzten Jahre illusorisch zu machen, daß sie statt deS Staate- den nothwendigen ZinS Zuschuß leistete Damit hätte sie allerdings dem Wortlaute deS EontractcS genügt, denn die StaatSregierung brauchte nun allerdings keine AuSgabe dafür zu machen, und die Sache hätte von Neuem loSgehen können, wer weiß wie lange noch, wenn nicht der eben gefällte Ge richt-spruch den Sinn der Convention ander- auSgelegt und frstgestellt hätte. Auch die zweite Instanz hatte bereit- in gleicher Weise entschie den, während die erste Instanz der Gesellschaft Recht gab Wir können daher dem „Berliner Actionäir" nicht beistimmen, wenn er den Ge sellschaft-Vorständen den Vorwurf eine» unmotivir begonnenen Procefse- macht. Im Gegentheile hätte da- Unterlassen desselben der Verwaltung Vorwürfe zuziehen können. Der AuSgaug von Processen gleicht häufig dem Würfelspiel mit seinen Ueberraschungen Ein effektiver finanzieller Ver lust von Bedeutung für die Gesellschaft ist aui dem Betrieb-Übergang der betreneuden Linie in die Hände de- Staat- vorerst direct nicht nachweisbar und wüßten wir auch nicht. daß sich jetzt, wie der „Berliner Actionair" schreibt, die Bedingungen für eine etwaige Betrieb-Übernahme deS Staat- un günstiger für die Gesellschaft gestaltet haben sollten; denn die Emission der neuen Actien war a ohnehin, al- nothwendig, beschlossene Sache. Im Gegenlhcil. bei der ungünstige» En> Wickelung-, weise der Hinterpommerschen Linien war vor- auSzusehen, daß nicht blo- pro 1875, sondern auch wiederholt, um den fünfjährigen Zeitraum zu unterbrechen, die Gesellschaft ihre Divicende in einem Jahre hätte kürzen müssen, um statt de- StaateS den ZinSiuschuß für die Prioritäten zu eisten. Wir wollen übrigen- bemerken, daß, wenn der „Berliner Actionair" von einer Inau- prucbnahme de- MitbetriebeS auf der Strecke Berlin-Stcttin-Stargard spricht, auf Grund de- zänzlich veralteten preußischen Eisenbahngesetze- >on 1838, damit die Bestimmung gemeint sein oll, daß auch andere Frachtführer gegen Bejah ung des BahngeldeS die Bahnlinien benutzen »ürfen. Diese der gänzlichen Unkenntniß de- Eisen bahnverkehr- entsprungene, England entnommene Bestimmung, wo sie aber eben so wenig zur An wendung gelangte, da sie überall als unpraktisch anerkannt wurde, jetzt mit einem Male auszu wärmen, könnte bei den osficiösen Verbindungen veS Berliner Blatte- und dessen bekannten daher- sammenden Tendenzen zu cigenthümlichen Ver- muthungen führen Wir wollen aber, da dasselbe schon Vieles gebracht hat, da- alS eigene Einge bung sich erwleS, nicht dem Gedanken Raum ge ben, daß die- ein Geschoß au- dem Büreau de- neuen StaatSsecretairS im Handelsministerium und früher» ReichSeisenbahnamtS-Präsidenten sei. Die Ehre der WiederauSgrabung einer solchen antediluvianischen Idee, die in diesem Falle noch dazu jedweder Begründung ermangelt, würde uns wenigsten- nicht anmuthen Beim Rücktritt be lehren ReichSeisenbahnamtS-Präsidenten von seinem Amte lief bekanntlich die Version um, da der selbe nicht im Stande gewesen sei, die Eisen bahnen der anderen deutschen Staaten den preußischen RegierungS-Tendenzen zu unter werfen. so solle er jetzt gegen die preußischen Privalbahnen in gleicher Absicht Vorgehen. Wir sind aber, wie gesagt, nicht geneigt, der Anspielung de» Berliner Blatte- eine praktische Bedeutung beizulegen. Es m öchte aber daran erinnern, welche Verhältnisse eintreten konnten, wenn der May bach'sche Eisenbahngesetzentwurs zur Ausführung gelangte. — Wir bezweifeln, daß eine direkte Bahn von Stargard nach Berlin eine Rentabilität ver spricht und überhaupt dringend notbwendig sich herauSftellt. ES ist genug Capital in Concurrenz- bahnen verschwendet worden und eine Regierung kann nicht ihre Ausgabe darin suchen, in irgend einer Weise Krieg gegen daS eigene Volksvermögen zu führen. Der Spruch de- OberlandeSgerichtS in Wien, welcher den Curator für die Inhaber der lom bardischen 3prvc. Prioritäten wieder abstellt und jedem Couponinhaber die eigne Wahrung seiner Rechte im Proceßwege überläßt, trotzdem bei der Franz Josef Bahn wegen der Couponzahlung ein Curator sigurirt, sieht ganz danach auS, den Obligationsinhabern die Hoffnung auf weitern Erfolg der Auslösung gegen die ihnen durch die Rothschild zugesügte Unbill in Oesterreich rauben zu sollen. ES ist die- eine Vermehrung der Miß erfolge, welche die geschädigten Inhaber von österreichischen Prioritäten bei den dortigen Ge richten mit ihren Klagen davongetragen. ES war die- allerdings auS besonderen Gründen in dem vorliegenden Falle von Anfang an vcrmulhet worden. ES ist nun einmal daS allgemeine LooS Derer, die in österreichischen Effecten ihr Capital investiren, mit Ruthenhieben dafür gezüchtigt zu werden. Der Mißerfolg der Darmstädter Creditbark im vorigen Jahre bildet eine Fortsetzung der voran gegangenen negativen Erfahrungen. Zwar sollen sechS Procent angeblich verdient worden sein, indeß Verluste und nothwcndige Abschreibungen ver schlingen sie wieder, so daß die den Actionairen zu bezahlenden sechs Procent Dividende gänzlich dem Reservefonds zu entnehmen sind. ES ist hohe Zeit, daß die Conjuncturen, aber auch die Ten« denzen deS Instituts sich ändern. Wann hätte man aber je gesehen, daß dergleichen SpeculationS- banken auS den schlimmen Erfahrungen die den Interessen ihrer Actionaire nützlichen Erfahrungen gezogen hätten? — Dem stehen offenbar Gründe entgegen, die keiner nähern Erläuterung bedürfen Deutschlan-s und Frankreichs Einfuhr von llahruntz-Mtiteln im Jahre 1876. Ztz Zn der deutschen Waareneinsuhr pro 1876, wie sie die Werthberechnungen de- Statistischen Amte» ermittelt haben. spielen Nahrungsmittel und Genußmittel die entscheidende Rolle. Dem Werthe nach entfallen fast zwei Fünftel der ganzen Einfuhr aus diese Kategorie. ES ist eine bemerkenSwerthe Thatsache, daß,n der französischen Einfuhr diese-Verhältniß nicht besteht. Nach der provisorischen amtlichen Statistik (Vocumeutg 8tLl>8ti<tue« 8ur le commerce äe la Trance) be trug Frankreichs Einfubr im Jahre 1876 über haupt 3,160.1 Millionen Mark (3,950,174,000 Fr ). Davon kamen aus Nahrung-mittel lobzets ä'ulimklllation) 767.4 Millionen Mark. In der deutschen Statistik sind die Nahrungsmittel un gefähr in fünf Gruppen der amtlichen Statistik (Getreide und Mahlfabrikate. Gegohrene Ge träuke, kolonialwaaren, Sämereien. Früchte, Gewächse, Lhtere »ud animalische Nahrungs mittel) enthalten. Hiernach ergiebt sich folgende Vergleichung: Deutschlaue. Einfuhr in 1876 überhaupt 8,824.8 Millionen Acart, Davon Nahrungsmittel . . 7.42LA - als, ander« Maaren 2,399.0 Millionen Mar Frankreich. Einfuhr in 187» überhaupt 3,1601 Millionen Mart Davon Nahrungsmittel . . . 767.4 - also andere Maaren 2,392.7 Millioiiru Mark Die Differenz von 664 7 Millionen Mark welche sich nach der Statistik zwischen der Einfuhr der beiden Länder ergiebt, fällt also fast aus schließlich auf Nahrungsmittel. Zum Theil kann dieser Umstand seine Erklärung selbstverständlich dadurch finden, daß die Bevölkerung Deutschland- größer als die Bevölkerung Frankreich- ist. Nach den letzten Zählungen hatte da- deutsche Zoll gebiet 42.337,874. Frankreich nur 36.102.921 Einwohner Aus Grund dieser Zahlen berechnet sich die ganze Einfuhr in Deutschland auf 90.3 .L, m Frankreich aus 87.5 vro Kops. Hier beträgt die Differenz nur die verhältniß- mäßig kleine Ziffer von 2.8 .E pro Kops An Nahrungsmitteln aber betrug die Einfuhr m Deutschland pro Kops 33.7 in Frankreich nur 21.2 .6, so daß sich für Deutschland eine Mehreinsuhr an Nahrung-Mitteln von 12.5 pro Kopf ergiebt. Inwieweit diese Einfuhr wirklich zum Verbrauch erfolgt ist, läßt sich freilich, namentlich in der deutschen Statistik, im Ganzen nicht seststellen Bei einzelnen wichtigen zollpflichtigen Artikeln, bei welchen die Einfuhr in den freien Verkehr mit Verzollung in der Hauptsache sich mit der Ein fuhr zum Verbrauch deckt, ergiebt sich ein be trächtliche- Ueberwiegen der deutschen Einfubr. So importirte Frankreich in 1876 Kaffee für 93 6 Mill. Mark, Deutschland dagegen 2.130.900 Centner im Weithe von mindesten- 100 Millionen Mark. Für die Jahre 1872 —1876 berechnet sich der Werth der Kaffee-Einsuhr in Frank reich aus 332.1 Millionen Mark, in Deutsch land auf 861.9 Mill. Mark oder 400 8 Mill. Mark mehr Bei der Bcurthciluna der internationale» Han- delSbeziehungen beider Länder gebührt diesen Ver hältnissen unzweifelhaft eine besondere Beachtung. Zur Leideu-Indukrie-Statistik. Der AugSb. „A Z." wird auS ^.ari- unterm 21. März geschrieben: ES ist von der rasche» Sendung des Generals Bourdaki die Rede, den der Krieg-minister angewiesen hat, sich auf seinen Posten zurück zu begeben, um an der Untersuchung theilzunehmen, die wegen der Umtriebe der ..Inter nationale" bei der Lyoner Arbeiter krisiS angestellt wird. DaS war unausbleiblich. Die Arbeiter- coalition mußte am Unglück der Seidenmvustrie die Schuld haben! DaS ist wieder die rechte Wen'e, der Wiederholung der KrisiS vorzubeugen und dem gegenwärtigen Elend zu steuern! ES :st nicht zu befürchten, daß der Premier IuleS Simon — dereinst selbst Mitglied jener viel angkschwarzten Gesellschaft — derselben zu arg an den Leib rücke» wird; eS ist aber doch ein Zeichen der Zeit, daß er den Aufhetzungen von anderer Seite nachgeben und die „Internationale" hineinziehen muß. Man arbeitet etwaS mehr in Lyon ; die schlechte» allgemeinen HandelSzustände sind indeß nicht dazu angelhan, der Seiden-Industrie, dieser reichsten LuruSsabrikation, Vorschub zu leisten. Außer der in den letzten fünf Jahren bedeutend verminderten AuSsuhr von Seidenwaaren, dre. wie bereit- gesagt, im Jahre 1876 nur 297 Mill Francs betrug, gegen 485 Millionen für 1870, 483 Mill 1871, 437 Mill 1872, 478 Millionen 1873, 415 Mill 1874, 376 Mill. 1875, ist uo» jener Nachthell der Lyoner Industrie in Betracht zu ziehen, daß die Einfuhr von Seidenwaaren ?.r Frankreich, die von 1861 biS 1863 nur etwa 4 Millionen Franc- jährlich betrug, seitdem regel mäßig sich steigerte, von 7 Millionen Franc- im Ialrr 1864 aus 11 Mill. im Jahre 186S dann 19 Mill. nn Jak-re 1871 14 1888 - 38 1872 21 1867 - 29 1873 23 > I8K8 . 33 1874 28 - 18»» » 37 1875 27'/,' ' - 1879 - 30 187» Dieser Betrag trifft den inländischen kousum und scheint im laufenden Jahre weitere Fortschritte erlangt zu haben Die hierzuland also ver brauchten ausländischen Sndensabrikate rühren meist von Indien (TusioreS. Stoffe auS roher Seide oder halb zubereiteter Flockseide) und von England her — billige schlechte Waare der Fabriken von MaccleSsield, weniger auS den Wedstühlen von Spitalfield bei London, zum Theil sind S wohlseile Schweizer Bänder-Fabrikate Der Beweis, daß Frankreich diese Concurrenz nun ertragen muß, ist zugleich der Grund, daß solche Fabrikate aus sremden Märkten, zumal in Amerika, mit der feineren Lyoner Industrie jetzt zu wetteifern im Stande sind. WaS übrigen- noch die Lyoner KrisiS selbst an- belangt, so hat dieselbe Industrie in früheren Zeiten noch schlimmere Epochen durchgemacht. So hat man nachaeschlagen, daß im Jahre 1749 beinahe 30.000 Arbeiter unbeschäftigt blieben eine
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