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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.06.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187706210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770621
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770621
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1877
-
Monat
1877-06
- Tag 1877-06-21
-
Monat
1877-06
-
Jahr
1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.06.1877
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v L 0 L S s 6. b 6 « u k. a L ) L , r. > O 1c.w.(i sp.l^uli > ? ' K Grfchemt täglich früh 6'/, Uh'. Lrtarlioi »»> LePrdiNua JohanniSgaffe 83. W«ch-»»dr» der »edattiea: KormittagS 10—12 Uhr. Nachmittags 4 S Uhr. e der für die nächft- Nummer bestinnntni tt an Wochcmtagen dis Nhr Nachmittags, an Soun- ik>-esllag. ühbts'/,9Uhr. , tn> /tltalni flir Z»s. A«»«h«e : A» Klemm. Universttät-str. 22. Nlis Lüsche, Katharinen str. 18,P »ur bis -/.8 »hr Anzeiger. Organ für Pvimk, övlalgeschichtk, Handels- und ÄclibaMcrkchl. W 172. Donnerstag den 21. Juni 1877. r L S L br u. < 0 6 r a p 6 r. 6 /- 6 ÜZOD5,. tt f96 7. l» 6. I' t? k». r u L, se.^.w.Cp n. a. L.2.M.I '.I^n1i7t :.2.m.i'p. I^aa - . S. Leipzig« IS Juni. Nicht blos Frankreich ist da- Land der lieber- eschungen —, anch in nnserem lieben Sachsen« vde geschehen noch Zeichen und Minder! Die chsische Fortschrittspartei, die bei den chien Reich-tag-wahlen 1, sage eine» Abge- kdnrlen durchbrachte, giebt nicht nnr ein Lebens» ncken, da- uns die überraschende Thatsache ihrcs )asrins in- Gcdächtniß rnst, sie rückt auch ngesichts der bevorstehenden Landtag-Wahlen nt neuen Gesichi-puncten in- Feld, ja sie, die rrtei der unversöhnltchen Musterdcmokraten, hat lcht Übel Lust, den verhaßten Natioaalliberalen, uesen „Pseado - Liberalen, Ersolganbetcrn und »aSkirten Reactionairen", die Hand zum Bunde »reichen. O Wunder aller Wunder! Das Organ er vei floßenen Dresdner Dem ok catie, die „Dresdner resse", giebt dieser neuesten Wandlung AuSvruck l Gestalt eineS Briefes , a»S der Provinz", den e an leitender Stelle mittheilt. Doch Spaß bei Leite! Hören wir zuvörderst, was unser versöhn- iSer Provinnalc sagt: „Gewiß wird eS Ihren Lesern von Interesse eia, die Stimmung in der Provinz über die »evorstehenden Landtag-Wahlen kennen zu lernen, us einer jüngst vollendeten Reise durch fast lüc nennen-wertheu Ortschaften des Lande- habe mir e- angelegen sein lassen, dieselbe zu ivdiren. und leider muß ich Ihnen da berichten, iaß diese für die liberalen Parteien zur Z rt eine günstige ist; die Ursache hierzu liegt nach »einen Beobachtungen in Zweierlei: 1. in der Spaltung der liberalen Parteien, für die man, m l ganz vereinzelten Ausnahmen, in der Provinz absolut kein Lerstänvuiß hat. und r. in der furcht vor der Socialvemokratie, welche sehr ielieitiz alS eine Couseqnenz der liberalen Ge» etze betrachtet wird — Beide Momente werden >on dcn Ton^rvativcu. welche, unterstützt von »rar Beamtenstande, namentlich den Amt-Hauvt- euten, Gcr.sdarmön, Gemrindevorstäuden r:, sich »erall gewaltig rühren, m der au-giebigsten Weise benutzt zur Verdächtigung der liberalen Sache »r.d Partei. Ich gehöre wahrlich nicht zu Denen, »e'che einer unbedingten Bereinigung der Fort schritts- und nationallkberalen Partei da- Wort reden möchten, aber bei den Wahlen halte ich ein Zesammrngehen derselben für ebenso dringend nothwendig, wie bei einigem guten Willen für möglich; ganz besonder- aber bei dm Landtags- rahlm, wo Fragen, welche die Parteien möglicher weise im Reichstage trennen kö rnen, gar nickt »erliegen. Bor allen Dingen sollte man doch wenigstens dahin Übereinkommen, den derzeitigen Besitzer anzuerkennen und gegenseitig zu unter stützen, dann wird eS auch leicht sein, in den Wahlkreisen, welche derzeit der konservativen Partei angehvren, sich über geeignete liberale Eandidaten zu einigen; ein solche- Verfahren, ein geleitet von den Führern beider liberalen Parteien, würde in den freisinnigen Kreisen de- Lande- den besten Eindruck machen und sicher zu einem glücklichen Resultate führen, während tch bie feste Ueberzeugung gewonnen habe, daß im anderen Falle die liberale Sache in Sachsen eine Schlappe erleidet, wie sie noch nie dagewesm ist; fast die Hälfte der Abge ordneten sind zu ergänzen, es kann also viel ge wonnen, aber noch mehr verloren werden! Darum lege man dm altm Hader einmal bei Seite, laste alle persönlichen Abneigungen fallen und denke nur an unsere gute Sache und an die Verant wortung, welche Die unabweisbar treffen muß und wird, denen die Förderung eine- schon allzu lange genährten Bruderzwistes höher steht, al- die Förderung der freiheitlichen Entwickelung unfere- Landes." Mancher unserer Leser wird vielleicht sagen: Nu», das ist doch eine sehr ervsthafte^Sacke, die «tt Würde erwogen fei» will und bet der schlechte Litze nicht angebracht find! Wir geben iu, daß es kaum ein ernstere- »nd wichtigeres Anliegen fir uns gebm sollte, al- di« hier vorgeschlagene Bereinigung der beiden bisher getrennt operiren- den Flügel der liberalen Parte, in Sachsen — wenn nur der Vorschlag selbst ernst gemeint wäre, «rnst gemeint fein könnte! Aber Das ist es eben, was wir bezweifeln; du liegt der Hase im Pfeffer Wie oft ist von »nserer Seite der schmollenden Schwesterpartei die Hand zur Versöhnung ent» gegeugestreckt wordm! Immer wurde sie schnöde ünückaewiesen. Wir wurm unermüdlich m dem Bkstreven, die Fortschrittspartei zur gemeinsamen Bekämpfung der Reactioa und der rothen Revo lution einznladen. Sie hatte ihr Köpfchen für sich und wollte Nickt- von einer so'che» Bereinigung wissen. Mit der Regiernvg um die Wette erklärte sie dm Reich-Verein, der ebm diesen Zweck auf seine Fabne geschrieben hatte, in Acht und Aberacht. Nock auf dem letzten Landtage ging sie mit dm Eonfervativen ein Bünbaiß ein, um die National- liberalen vom Vorsitz in allen Deputationen aus- zvschlteßen, und als wir nach dm focialistischev Erfolgen des diesjährigen 10. Januar für die damals bevst.stehenden Stichwahlen zur Ver söhnung mahnten »nd ein Zusammengehen der Orduung-paiteim vorschlugen, da warm wohl die Confervaüvm Patriot,sck genug, unserem Rufe zu folgen; die Fortschritt-Partei aber b:ant woktete ibn m,t Hohn, und unter dem Aufrufe, der von allen Abgeordneten der Ordnung-Parteien in da- Land hinaus erging, fehlte nur der Name d:s einen fortschrittlichen Abgeordneten, Eyso.dt- Pirna. Seitdem hat sich in der Leitung der Partei uud in ihrem sonstigen V.'rhalten Nicht- geändert. Woher sollte ihr also plötzlich ein aufrichtiger Wunsch nach Versöhnung kommen'? Trotz Alledem wollen wir die Mözlichknt, daß die Fortschritts partei, durch ihr Fia-co b:i der letzten Reichs- tag-wahl beehrt, sich milderen Stimmungen zu- neigt, nicht ganz von der Hand weifen Wir wollen abwartcn, ob der Vorschlag unsere- Pro vinzialen nur ein „Prcblema" ist, „da- sick der Herr so dichtet", oder ob wir es in der Tbat mit einer ernsthaften Kundgebung zu thun haben. Ist da- Letztere der Fall, will die Fortschrittspartei sich «n- nähern, will sie ohne Groll, ohne Eifer süchtelei, ohne Hintergedanken mit unS gemeinsam in den Kampf ziehen für die Wahl unabhängiger und freisinniger Abgeordneter, dann werden wir sie gern willkommen heißen und sie namentlich dort, wo lS t'incS Zusammengehen- der Liberalen berars, um die Partei der AmtSbauptleute zu schlagen, srcudig al- Bunde-g-nossin begrüßen. Nur wird sie in diesem Falle den unbescheidenen Ton, in welchem sie fick seither gegen unS gefiel, etwa- herabstimmen und sich gegenwärtig halten muffen, daß die nationallib.-rale Partei, nach der socialdemokcanscken die stärkste in Sach'en, nicht gewillt ist, einer Partei Heere-jolge zu leisten, die nur roch vom Ruhme der Vergangenheit zehrt. Tagesgeschichtlicht Acdrrfichl. Leipzig« 20 Juni. Wie aus Em- vom 19. Juni gemeldet wird, befindet sich der Kaiser im besten Wohlsein, setzt regelmäßig seine Brunnenkur fort und nimmt täglich die laufenden Vorträge entgegen. Der Kronprinz wird zum Besuch erwartet. Zur ReichStagS-Nachwahl im 5. Ber liner Kreise macht die „Post" aus folgende be trübende Thatsachen aufmerksam: Allerdings hat Or. Zimmermann ziemlich die doppelte Anzahl der Stimmen erhalten, welche sich auf den sscialdew.vlratischen Candidaren vereinigten. Dagegen fallen folgende Zahlen entschieden ivS Gewicht.' Am 10. Januar hatten sich von 18,681 eingeschriebenen Wählern 7469 an der Wahl beteiligt und es stimmten nach Ab^ug von 51 ungültigen Stimmen 4465 für Duncker, 20S2 für Kapell und 92 l Nationalliberale, Tonservative und Ultramontane. Bei der Nachwahl fielen dagegen auf vr. Zimmermann 6246 uud auf kavcll 3217 Stimmen. ES hiben sich nur ganz wenige Stimmen zrrspl'ttrrt Das Resultat ist also folgendes' Für den Eandidaten der vereinigten liberalen Parte en haben diesmal 6246 Wähler gestimmt. Zu den Stim- men, welche am 1». Januar für Herrn Duncker abge geben worden sind, muß man di: 92l rechnen, welche sich damals auf ander« antisociaUstischr Eandidaten vereinigten und die Grsammlzahl der antisocialistischen Wähler hat also am 18. Jum 860 mehr betragen als am 1». Januar. Dagegen hat die Gesammtzahl der socialistischen Stimmen am 18. Juni 1185 mehr be tragen. als am 10. Januar. Diese- Mehr von 1185 Stimmen oder ei» Zuwachs von 55 Procent hat di« socialdrmolratische Partei in fünf Monaten erlangt, während die Gesammtanstrengung der sogenannten ver einigten liberalen Parteien nur einen Zuwach; von 800 zu Wege gebracht hat. Nicht minder auffällig ist es, wenn wir die Zahlen so gruppirrn, daß wir gegenüberstrllea da- gegenseitige Verhältuiß der Nicht-Socialisten und der Socialisten au dm decken Tagen, woraus sich ergiebt,,daß am 1V. Jauuar aus den Socialisten wenig mebr als ein Viertel s-mmtlicher Stimmen siel, am 18. Jam da- gegen ei» Drittel. Trotz vieler Anstrengungen »nd einer mit nicht geringem Eifer betriebenen Agitation hat sich nur ungefähr die Hälfte sämmtlicher eingeschrie benen Wähler an de« Wahlurnen eing^sunden, und wenn die vereinigten liberalen Parteien etwa behaupten wollen, daß Diejenigen, welche ihre Stimmen nicht abgegeben haben, alle zu der so genannten Partei der Ordnung gehören, so ist d«< Ergebniß, im Grunde genommen, noch trau riger; denn von dieser Partei hatte eS dann immer nur der dritte Mann für der Mühe Werth erachtet, bie Paar Schritte zum Wahllocal zu thun. Nach dem „Deutschen Montag-ölatt" hat der Kaiser an Hegel »nd Herrmann vertrau liche Schreiben gerichtet, mit der Aufforderung, einen moäu? vivvnäi (Vermittelung-verfahren) zu vereinbaren, der jeden Conflict zukünftig au-- schließe. Beide sollen sich in einer am Freitag stattgehabten zweistündigen Conserenz über diesen macka» vivevm geeinigt haben Der Reich-tag-abgeordnete vr. Karl Braun ist von seinrm Aukslage nack Iürien, Dalmatien, Montenegro «nd Griechenland nach Berlin zurück- gekehrt Ueber die unliebsame Thalsache, daß die katbo- lische Volk-Partei in Bayern trotz aller Hetzereien gegen den Führerderselben, vr Sigl. keineswrgs von dem Letzteren abgelaffen, sondern ihn aus- Neue in ihren Vorstand gewählt hat, sucht sich da- Central bist t der deutscken Ultra- montanen, die „Gwmania", durch die Bemerkung hinwegzuhelsen: die katholische VolkSpartei scheine also auf den Segen de- heiligen Vater- verzichten zu wollen. Die „Germania" sollte in ihrem eigenen Interesse mit derartigen Scherzen etwr- vorsichtiger fein. Herr Sigl hatte am letzten Sonntag in Stadtamhof etwa 60 Geiftlicke un sich versammelt. Geht es mit dem Wachsthum der Volkspartei so weiter, so wird der päpstliche Segen nickt mehr lange auf sich warten lasten, und die bayerischen .Gemäßigten" sammt der „Germania" sind die Blamitten Die „Nordv. Allg. Ztg ", die am Sonnabend einen Leitartikel über die Lage in Frankreich brachte, durfte wegen diese-Leitartikel- in Paris nicht zur Auögabr gebracht werden. ES zeigt dies in der Thal, wie schlimm die französischen Zusiände im Augenblick beschaffen sind, wenn man selbst so ruhig gehaltene Artikel, wie eS der der „Nordd. Alg Zig " war, der nur auf die Ge fahren aufmerksam machte, denen Frankreich ent- gegensteuert, und welche die volle Aufmerksamkeit de- Auslandes und besonder- auch Deutschland? beanspruchen, nicht mehr an die Leser glaubt ge langen lasten zu dürfen. Die „Weser-Ztg " erwähnte, daß unter den. telegraphischen Nachrichten zufolge, in Plojesti al- der Spionage verdächtig Verhafteten auch ein Bremer sein sollte. Die Sacke hat sich, wie die genannte Zeitung sitzt berichtet, in der Thal so »erhalten. Herr A. Retemeiec, Teilhaber der Firma Eggers L Franke, die ein lebhafte- Wein und Spirituofen-Ezportqeschäst nach Rumänien betreibt, war von Bukarest au- in Begleitung einiger Herren, de-en Bekanntsckast cr in Bukarest gemacht hatte, und in der Hoffnung, einen ihm bcsreundeten Ofsüier in Plojesti zu finden, in da- russische Hauptquartier gereist. Dort hatte er den Verdacht der russischen Militairbehörde erregt und wurde verhaftet. Indeß auf Verwendung de- deutschen Generalkonsul- in Bukarest und durch schleunige Dazwischenkunst de- deutscken aus wärtigen Amte- wurde Herr Retemeier bald «rü der Haft wieder cnrlaffcn, und nach Depeschen an seine Familie befand er sick vor einigen Tagen bereit- in Kronstadt in Siebenbürgen. Wer am Sonnabend in Versailles eine reckt unangenehme Viertelstunde verbracht hat, da- ist der Herzog DecazeS. ES mag wohl in der parlamentarischen Geschichte aller Völker etwa- Seltene-, wenn nicht Unerhörtes sein, daß tin Minister de- Aeußrren sich in einer Debatte, in welcher über die wichtigsten und allgemeinen Interessen de- Lande- verhandelt wird, zum Wort uieldet und daß die Kammer eS nicht einmal der Mühe Werth hält, seine Au-laffungen anzuhören. Diesen schmeichelhaften Erfolg hat der Herzog DecazeS davongetragen und wahrlich, die Miß liebigk.üt eine- Broglie oder Fourto» kann für ihn »m Vergleich zu der geringschätzigen Behänd lung, die er von der Landesvertretung erfuhr, ein Gegenstand de- Neides fein. E- verlohnt, den stenographischen Bericht sprechen zu lasten. Herzog DecazeS, Minister des «eußeren, besteigt die Tribüne, («uf Montag, auf Montag! Lange Uater- brechung.l Eine Stimme link»: Man verlangt eine Suspension der Sitzung! Der Minister deS »eußeren verläßt die Tribüne. Stimmen recht-: Sprechen Sie, sprechen Sir! Der Minister de« »eußrren besteigt ans» Nrur die Tribüne. Stimmen link-! Auf Montag, auf Montag! Präsident: Ich höre die Vertagung auf Montag vwlangrn (Ja wobl. ja wobl ü Der Minister des »eußeren bittet um» Wort zu diesem vertagungS- antragr. (Nein, nein! — doch! — Lärm.) Der Minister: Meine Hin-m! Ick möchte Ihre Geduld nicht miß brauchen . ^ . (Aus Montag! — Lärm.) Stimmen recktS: Sprechen Sie. sprechen Sie. fangen Sir nur an! Stimmen link-! Auf Montag, auf Montag! Präsident: Sie werden j, über di« Vertagung ad- siimmen, aber hören Sie doch den Minister erst an! (Lärm.) Der Minister: Meine Herren . . . (Nein, nein! — Auf Montag!) Präsident: Wollen Sie m'.ch wenigstens die Frage stelle« lasten. Man verlangt die Vertagung auf Montag . . . Stimmen links: Ja wohl, »a wohl! Herr v. Baudry d'Asson: Ein Minister hat immer da» Recht auf daS Wort Herzog v. Larochrfoucauld-Visaccia: Mau will dem Minister des »eußeren den Mund schließen: Da« ist unerhört! Präsident: Man hat die Vertagung auf Montag »erlangt.. . Herr v. vandry d'Affon: ES ist em Skandal, dem Minister de» »eußeren da« Wort zu verbieten. Präsident : kaffen Sir mich sprechen! Ueber diese B:rtagung ans Montag. (Unterbrechungen recht« ) Herr v. Baudry d'Affon: ». n beantrage ich eine Nachtsitzung! Präsident: Ueber diese vaa einigen Mitgliedern de« Hauses beantraate Vertagung ans Montag wünscht der Herr Minister der auswärtigen Angelegenheiten sich zu äußer». Da» ist sein «echt. Ich rrthrilr ihm daher über diesen Pnnct va« Wort; rann werde ich dir Kammer entscheiden lasten. (Sehr gul!) Ter Minister de» »eußeren : JS> will dir »ednld der Lämmer nicht mißbrauchen. Ich bitte nur um Auflage 15,25V. ätia-m»tUl,Prrt, Viertels. 4*/, Mt, iocl. vrinaerloh» 5 Mt. durch die Post bezogen S Mt. Jede einzelne Nummer 30 Pf. Belegexemplar 10 Vs. Gebühren für Extrabeilage» »h«, Postbeförderung 36 M? ^.tt Postb Art:rung 45 M» Zasiral, igesp, BourqeviSz. 20 Größere >»chrifren taut unsere>r PreiSverzeichniß. -Tabellarischer Satz nach höherem Tarst. «ectamca «»Irr Sr» Ledakttoaaßr«: di« Spaltzeile 40 Pf Inserate sind stet« an d. Eaprdtva» zu senden. — Rabatt wirr sich gegeben Zahlung peaaoun.se»ach oder durch Postvorschuß 71. Jahrgang. einige Miauten Aufmerksamkeit, um ch: über ein n wie ich glaube, nicht richtig kargrstellten Sachonhr'.t Auf- Müsse zu g:ben, welche ihr PatnotiSmuS stchrrüch mit Vergnügen aufnthmeu wird. (Wüster kärm.) Stimme» lmks: Auf Montag, auf Montag! Herr v. Baudry d'Affon: Sprechen Sir nar, Herr Minister I Mehrere Stimmen rechts: Ja wohl, sprechen Sie! Ihr« Worte werden im „Journal osficirl" stehen und das genügt. Stimmen linkS: Anf Montag, auf Montag! Drr Minister: Wenn S,e mich nur anhören wollten, hätte ich schon längst geendet (Unterbrechungen uud karm^ Präsident: So lassen Sie den Redner doch zu Worte kommen! Ich werde Sie ja befragen, wenn er über die Vertagung gesprochen haben wird. Der Minister: Der ehrenwerthe Vorredner (Gambctta) hat es sür fein Recht und seine Pflicht gehalten, die italienische Regierung und Italien über die Gesinnungen Frankreichs zu be ruhigen. Das war gar nicht nölhig. Unsere Be ziehungen zu Italien und s-.iaer Regierung haben lecke« Augenblick ausgehört, freundschaftlich und vertraumrooll zu sein. Ich bin in der Lage Ihnen den Beweis dafür zu liefern, und darum bitte ich Sir um einige Minuten Aufmerksamkeit. Ohne Zweifel... (Anhaltend:! kärm.) Stimmen links: Auf Montag, auf Montag! Stimme« rechts: Fahren Sie nur fort. Her- Minister, «» »!rd im „Osficirl" stehen. Präsident: kaffen S:e mich die Kammer befragen! Stimmen rechts: DaS ist skandalös I Herr Bourgeois: Sir haben Furcht vor sidrr «nf- klirung! Herr v. Baudry d'Asson: Er ist e.n schmäh liches Manöver, um drn Mm-ster nicht zum Worte zu lassen. Präsident: Ich dring« den Vertagung-Antrag zur Abstimmung. Herr Paru d. Sassagnac: Sie Hab» dem Min ster da» Wort ertheilt. Präsident: Ich habe ihm da» Wort über die Vertagung «rtheilt Herr Paul be Caffagnac: Nun, so sorgen Sie auch dafür, daß ec eS behält. Präsident: kann ich denn die Frage wegzauvern? Verlangen Sie da« von mir - Man hat die Vertagung bean tragt; ich kann nur dir Kammer darüber entscheiden lasse». Herr Paul de Lassaanac: Wir verlangen nur, daß man die Rede de- Ministers nicht wegzaubrre. Stimme« lml»: Zur Abstimmung! Zar Abstimmung! Herr v ka Baffetiere: Man hat sich verschworen, nicht sprechen zu lasten Präsident: Durchaus nicht, man verlangt nur dx Vertagung auf Montag. Stimmen recht». Der Minister hat daS Wort. Sprechen Sie. Herr Minister! Präsident: Ich bnnge die Vertagung aus Montag zur Abstimmung. (Die Kammer beschließt, die Verhandlung aus Montag zu vertagen.) Herr v. Baudry d'Affon: Ich constat re, Herr Präsident, daß der H:rr Minister da» Wort hatte und daß Sie ihn nicht von seine» Recht« Gebrauch machen ließen. Präsident: Ganz und gar nicht, der Herr Minister hatte nur über die Vn:- tagung auf Mont rg daS Wort. Die Probe mag überhaupt von der Temperatur, welche in diesen Tagen in der französischen Kammer herrschte, einen Begriff geben. Welche- An seben soll aber ein Minister de- Aeußcrn, der in dieser Weise von der Landesvertretung abgesertigt wird, beim diplomatischen CorpS genießen? Die Amtsführung de- Hn-zog- Decazes nimmt ein recht traurige- Ende; aber man kann nicht leugnen, daß er Die- sich selbst allein zuzuschreiben hat. Mit übertriebener Selbstverleugnung hat der edle Herzog dem Vaterlande erst unter Broglie, dann unter Buffet, dann unter Dusaure, dann unter IuleS Simon, dann wieder unter Broglie gedient. Er hat an dem verunglückten versuche, den König Heinrich V. auf den Thron zu setzen, wacker mit gearbeitet, sich durck die Proklamation der Republik nicht beirren und sich zuletzt gar den berüchtigten Radikalen Iule- Simon al- Vorgesetzten gefallen lasten. Nun sitzt er wieder aus der Ministerbauk neben Orleanisten, Bonapartisten und Ultramou- tanen; ec ist der intime Freund Italien- und der noch mtimere de- Vatikan-, »nd diese unschätzbare Kraft, diesen diplomatischen Tausendkünstler will die Kammer nicht einmal anhören Gewiß, so schwarzer Undank kann nur mit Auslösung bestraft werden. Die ungehaltene Rede vom Sonnabend Hot der Herzog DecazeS inzwischen in der Moutags- sitzunz den widerspenstigen Deputaten zu hören gerben. Wir haben den Gedankcngaug bereits untgetheilt. Frankreich lebt in Frieden mit Dentschlaad, Italien und aller Welt; es will nnr den Frieden. Da- sagte Olivier seiner Zeit auch — «nd bald darauf kam der deutsch-fran zösische Krieg. Gleich nach erfolgter Auflösung der fran zösischen Kammer beabsichtigt Marschav Mac Mahon ein Manifest an die Ration z» richte» — Dagegen wird drs in einigen radikalen Ionr- nalen v.-rbreitete Gerücht, daß der Marsch»!!- Präsident sogleich nach der vom Senat beschlossenen Auflösung der Deputtrteukammer ein neue- Ministerinm mit Dufanre «nd vsrenger bilde» werde, al- unbegründet bezeichnet. Im englischen Unterhause erklärte der Unter- staatssecrctalr Bourke, es sei unrichtig, daß die Pforte die Nentralisirnna de- Snezcanals ab- gelehnt habe, denn eine solche fei niemals formell verlangt worden; anf eine vertranliche Mit- theilnng England- berügltch de- Crnals habe die Pforte überhanpt noch nicht geantwortet Nu« Bukarest wird telegraphirt. daß die ve» Handlungen wegen de- wirklichen Abschluss^ eines vündnifse- zwischen Rumänien und Ruß- laud fortdauern Nach einer Meldung au- Athen ist der dortige österreichisch-ungarische Gesandte. Freiherr von Münch-Belltaghaufeu, am Typhus gestorben.
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