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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.02.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187902113
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18790211
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18790211
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-02
- Tag 1879-02-11
-
Monat
1879-02
-
Jahr
1879
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.02.1879
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736 «Die plötzlich« Aufhebung dc» berüchtigten! Paragraphen V hat un» Deutsche sehr ange nehm überrascht. Nicht zwar. all ob wir sein« Ausführung jemals für möglich gehalten hatten, aber er bildete doch die sicherste Stütze der Dänen! in ihrem Kampfe gegen daS Deutschthum. Jetzt, da er aufgehoben ist, hat die Agitation ihre ganze vast» verloren. Schon seit «inraen Jahren hatte die Entwickelung der politischen Ding« die verstän digeren Elemente in NordschleSwig zu der lieber- httigung gebracht, daß an eine Wiedervereinigung mit Dänemark nicht zu denken sei; die Erweiterung de» deutschen Unterricht- in vielen Bolk-schulen liefert den Beweis für diese veränderte Stimmung. Aber eS war der außerordentlich eifrigen, von Dänemark unterstützten Agitation der politischen Führer ge lungen, biS jetzt noch die Majorität der Stim men bei den Wahlen zusammenzuhalten, indem sie e- verstanden, im entscheidenden Augenblick die Leidenschaft zu entflammen und die Hoffnung zu erwecken. La» wird von jetzt an vorbei sein, und wir find der Ueberzeugung, daß auch unter! den Dänen in NordschleSwig viele find, die sich von Herzen freuen, daß sie endlich zu consolidirten Zuständen gelangen. Im Privat- und Geschäft-- leben war daS Lerhältniß »wischen Deutschen und Dänen besonders in den Städten schon seit einigen Jahren ein durchaus befriedigendes. Der frühere Haß war fast völlig verschwunden; in allen ge meinnützigen Unternehmungen gingen beide Par teien Hand in Hand. Wo noch eine Spaltung eristirte, da war sie nur ein letzter Rest früherer Gewohnheiten, der längst seine Bedeutung ver loren hatte. Bon jetzt an wird die Verschmelzung natürlich noch einen viel rascheren Verlauf nehmen, da man den profesfionirten Agitatoren, die nicht mehr durch internationale Verträge geschützt sind, I sehr bald daS Handwerk legen wird. So kann man die endliche Aufhebung de» unglücklichen Paragraphen als ein großes Glück für daS ganze Land betrachten." AuS Wien wird vom Sonntag hochossiciöSj gemeldet: Die „MontagSrevue" schreibt, sie glaube nicht! zu irren, wenn sie annehme, daß eine officielle Mit- tbeilung deS Prager Friedens auch von österreichischer Seite an die dänische Regierung nie erfolgt sei Art. V deS Prager Friedens sei der letzte, nicht dunkle aber doch unaufgeklärte Punct in dem Verhältnisse Oesterreich-UngarnS zu Deutschland ge wesen. Eine Klärung herbeizuführen, den Angel- punct möglicher Differenzen zu beseitigen, dem Ver trauen der Gegenwart auch daS Vertrauen in die Zu kunft hinzuzusügen, sei ein Gebot der Etaatöklugheit wie ein Gebot der loyalen Auffassung der Bezieh ungen beider Staaten zu einander gewesen. Wenn für Deutschland der materielle Werth deS Erreichten auch ein größerer sein möge, so sei für Oesterreich- Ungarn der ideale Werth gleichfalls ein nicht un-j erheblicher. Der FreundschaftSbund zwischen Deutsch land und Oesterreich-Ungarn sei nicht von Individuen und von der wechselndetr Strömung der TaaeSmeinung abhängig; er ruhe vielmehr aus der gefesteten Basis klarer staatsrechtlicher Beziehungen, gegenseitigen! BolkSvertrauenS und realer dauernder Interessen beider Staaten. « * In neuerer Zeit und zumal seit Erlaß de- SocialistengesetzeS hat sich die öffentliche Auf merkfamkeit in erhöhtem Maße den deutschen Ge werkvereinen zugewandt, alS derjenigen Arbeiter organisation, welche im entschiedensten Gegensätze zur Socialdemokratie, aus gesetzlichem Wege, auf dem Boden de- Staat- und der Gesellschaft stehend, positive Reformen behufs Besserung der Arbeiter Verhältnisse erstrebt. Dieser Tender» haben e- auch die Gewerkvereine zu verdanken, daß sie der preußische Minister de- Innern in einem Circnlarerlaß dem Schutz der Behörden empfohlen hat. Wir em pfehlen unsererseits eine soeben erschienene Brochure von Hugo Polke „Die deutschen Gewerkvereme" alS eine fachliche wie belehrende Darstellung der Zwecke und Ziele der deutschen Gewerkvereine. Ihren wesentlichsten Programmpuncten (Regelung der Arbeitsbedingungen, TinigunaSämter, Unter stützung der Mitglieder in allen Nothfällen, Förde rung der gewerblichen Bildung :c.) sind besondere Capitel gewidmet. Dabei werden die bisherigen Erfolge der Gewerkvereine und die Leistungen der selben auf dem HülfScassengebiete zahlenmäßig vor- geftihrt. Während die Berliner Socialdemokraten ihre Theilnabme an politischen Versammlungen durch Skandal und Tumult kund geben, befleißigen sie sich — so schreibt un- unser Correspondent — in den Provinzen einer anderen Taktik. Von mehreren Punkten wird un- gleichzeitig gemeldet, daß sie sich in bestehende, politische oder wirthschast- liche Vereine als Mitglieder eintrageu lassen und so einen Freipaß für die Einschmuggelung socia listischer Ideen erhalten. Anfang- war ihre Theil nähme an den Debatten eine maßvolle und schon glaubte man, daß die Jünger de- Zukunft-staate- al- reuige Söhne in den Schooß der staat-erhal tenden Parteien znrückgekehrt seien. Diese Täu schung währte nur kürze Zeit. Jetzt ist inan namentlich in einer Anzahl von Vereinen in den westlichen Provinzen Preußen- daran, die socia- listischen Wölfe im Schafpelze zu excluviren. * * * An- Gotha wird vom 6. d. M. gemeldet Die Nachricht, daß der Minister von Seebach sich selbst nach Berlin begeben habe, um dort im Interesse einer in Coburg zu errichtenden Handels kammer zu wirken, bestatt sich nicht. Zunächst wenigsten- hat nur der Geheime RegierungSrath Hornbostel eine Reise nach Berlin in dieser Angelegenheit unternommen, von der er heute zu- rückgrkehrt ist. — Der Landtag de- Fürsten« thum- Reuß j. L. hat sich am 6. vertagt, nachdem er noch da« Gesetz über die Errichtung de- Land gerichte«, die Ausführungsgesetze zum deutschen GerichtSversassungSgesetz, zur Civilproceßordnung, zur ConcurSordnung und einige andere Vorlagen berathen hatte. e> * * Ein hochwichtiger Staat-act hat sich voll zogen. Der Friede zwischen Rußland und der Türkei ist definitiv unterzeichnet. Bier» nach der Unterzeichnung de- Frieden»-Instrumente» soll die R«t»freatioa stattfiaden. Al« Detail z»r Geschichte der Unterhandlungen über diesen Fried«, wird angemerkt, daß die Krage d<S Kosten- ersatze« für die Erhaltung der türkischen Kriegs gefangenen in Rußland, welche noch in den letzten Stadien einige Schwierigkeiten verursachte, dahin! gelöst worden sei, daß die Pforte die Kosten für die Erhaltung der Gefangenen bi« zum Tage der Unterzeichnung de- Berliner vertrage- zu vergüten sich verpflichtet hat. Dagegen würden die! von den türkischen Gefangenen während ihre« Aufenthalte- in Rußland geleisteten Arbeiten,! zu welchen sie angehalten worden sind, in einem entsprechenden Betrage von der Gefammt-Entschä- digung in Abschlag gebracht. Die Voraussetzung! einiger Blätter, daß die Russen alSdann Ost- rumelien räumen würden, beruht auf Bewechse- lung. Die Räumung dieser Provinz soll vertrags mäßig am kommenden 3. Mai erfolgen. Jetzt soll nur die Räumung de- eigentlichen Rumelien- statt finden. Oesterrerchische ofsiciöse Correspondenten verbreiten, die Türkei werde gegen die Organi sation Ostrum elienS, wie sie die Commission au-arbeite, Einwendungen erheben, weil die Be völkerung für die Autonomie nicht reif sei und der! Sultan m seiner Souverainetät zu sehr beschränkt werde. Worauf DaS fußt, wird nicht gesagt. Auf fällig ist, daß man sich in Wien so häufig in pes simistischen Prophezeiungen über die Ausführung de« Berliner Frieden- ergeht, auf welche doch alle Mächte nach ihren officiellen Erklärungen hinwirken wollen. — Wir lassen nachstehend eme Reihe Depeschen folgen, welche die gemeldete! Thatsache außer allen Zweifel stellen: Konsiantinopel, 8. Februar. Der russisch türkische FriedenSvertrag ist vom russischen Bot schafter, Fürsten Lobanoff, und vom türkischen Minister deS Auswärtigen, Karatheodory Pascha, heute Abend unterzeichnet worden. Die Russen be ginnen bereit» morgen mit der Räumung des tür kischen Gebiets, die binnen 35 Tagen beendet sein soll. Petersburg, 9. Februar. Nach einem officiellen Telegramm aus Konsiantinopel von gestern Abend ist der russisch-türkische Friedensvertrag unter zeichnet. Petersburg, 9. Februar. Unmittelbar nach der gestrigen Unterzeichnung deS russisch-türkischen sriedenS ist die Verständigung davon an die rcsp. ruppencvmmandeure ergangen. Die Rückkehr der Truppen geht sofort vor sich. Bezügliche Bestim mungen sind bereits früher getroffen worden. Die Ratification wird unverzüglich nach Eingang deS FriedenSinstrumentS erfolgen. Wien, 9. Februar. Die durch den Fürsten Lo banoff und Karatheodory Pascha gestern Abend erfolgte Unterzeichnung deS russisch-türkischen FriedenS- vcrtrageS wird durch au» Konsiantinopel hier ein gegangene Nachrichten bestätigt. Auch Montenegro ist nun zu seinem Rechte, welche- au« dem Berliner Frieden resultirte, gekommen. Die türkisch-montenegrinische GebietS- räumung vollzieht sich mit größter Ordnung. ,W. T -B. meldet: Wien, 8. Februar. Die Uebergabe von Pod- goritza an die Montenegriner isi nach hier vor»! liegenden Nachrichten gestern erfolgt, seitens der Montenegriner wurden mehrere türkische GebietS- theile geräumt. * * Der zwischen Rußland und Rumänien wegen der Grenzberichtigung bei Silistria auS- gebrochene Conflict hat bei allen Mächten, denen die Angelegenheit von dem Bukarester Cabinet mityethellt wurde, da- verdiente Aussehen gemacht. Einige der leitenden Regierungen, welche nicht um hin konnten, da- Verhalten Rumänien« durchau« zu billigen, haben ihren Einfluß in Petersburg geltend gemacht, um den Czaren zur Zurücknahme der von seinen Untergebenen an den Fürsten Karl gestellten Forderungen zu bewegen. Man hofft, daß der russische Kaiser sich von der Vertrag- Widrigkeit de« Vorgehen« seiner Behörden über zeugen und Dem entsprechende Contreordre« er- theilen werde. Da- Verlangen der russischen Delegirten, daß die Beschlüsse der internationalen Commissionen einstimmig gefaßt werden müßten, fall« sie Geltung haben sollten, findet allgemeinen Widerspruch Wenn die Rechtmäßigkeit diese- An sinnen- zugestanden würde, hätten e- die russischen Delegirten in ihrer Macht, nach ihrem Belieben die Arbeiten der Commissionen vollständig er folglos zu machen. In dieser Angelegenheit meldet ,.W. T- B.": Rom, 8. Februar. Die „Opinione" schreibt Indem die italienische Regierung dem rumäni schen Gesandten erklärt habe, daß sie sich nicht von den übrigen Mächten trennen werde und Dem zufolge die Unabhängigkeit Rumänien» vor vollständiger Ausführung de« Berliner Vertrag- nicht anerkennen könne, habe dieselbe doch die Gelegenheit ergriffen, Rumänien ihre Sympathien auSzusprechen und dessen legitime Forderungen in der Frage der Abgrenzung der Dodrudscha gegen Silistria hin zu unterstützen. » » « Die Gerüchte über die auch am Aegäischen Meere drohende Pest sind zwar noch nicht osficiel bestätigt, zeigen aber, wie gerechtfertigt ! die von den Regierungen getroffenen Maßregeln waren. Unbegreiflich ist denn auch, wie russische Organe behaupten können, die ganze Sorge um I die Pest sei künstlich genährt und von kommerziellen Interessen beeinflußt! Solche Anschuldigungen widerlegen sich angesichts der amtlichen Nachrichten au- Rußland und der ganzen Sachlage von selbst. Die ungarische Regierung hat eine detarllirte Verordnung, betreffend die DeSinfection de- Ge päck- au« seuchenverdächtigen Gegenden kommender > Reisender, erlassen. Der Minister-Präsident erhielt ! eine Depesche au« Pera. wonach die in der Ort schaft Sipkowa bei Lanthi erfolgten Erkran kungen nicht al- Pest, sondern al« ein unter den Flüchtlingen arassirender Flecktyphus constatirt werden. Zweifelhaft blerbt die Sache allerdings. — AuS Rußland liegen folgend« Meldungen! Über den Stand der Epidemie vor: Petersburg, ». Februar. Officielle» Telegramm! au» Astrachan von gestern. In Wetlianka und Umgegend kein Kranker Au» dem Flecken Nicola- jewsk, Drstrict Tsarewo, Gouvernement Saratow, 600 Werst von Astrachan, wird ein Krankheitsfall ge meldet, der zwerfelhaft erscheint, der Gouverneur erwartet näheren Bericht von den Aerzten. Im Dorfe Eelitrenn und innerhalb deS QuarantainerayonS sind einige neue Fälle der Epidemie vorgekommen, die tödtlich verliefen. Der Gouverneur hat sich sofort an Ort und Stelle begeben. 9 Grad Kälte. Petersburg. 8. Februar. Der Gouverneur Gras LoriS-Melikoffist, wie auS Zarizin telegraphisch gemeldet wird, heute Bormittaa 10 Uhr mit seinem! Gefolge in Zarizin emgetroffen und daselbst von! den Behörden und einer sehr großen Volksmenge br-! grüßt worden. Zur Verstärkung deS SanitätScordonS treffen fortdauernd Truppen in und um Zarizin ein. AuS verschiedenen Theilen deS Reichs, namentlich au- Moskau, gehen große Sendungen von Lebens mitteln und Medicamenten ein, die für daS Gouverne ment Astrachan bestimmt sind. Die Külte hat in! Zarizin seit etwa zwei Tagen wesentlich nachgelassen. . * . ES hat in Paris fast allgemein überrascht, daß die Botschaft de- Präsidenten Grevy nicht die Reformen mittheilte, welche die Regierung auSzu- führen die Absicht hat. In der Sache selbst scheinen die Minister übrigen- vollständig einig zu sein. Die Amnkstiefrage soll durch zwei Gesetzentwürfe geregelt werden. Der erste giebt dem StaatS- oberhaupte da« Recht, die in contumaciam verur- theilten Mai-Insurgenten zu begnadigen, und der zweite bestimmt, daß jeder begnadigte Mai-Insur- gent amnestirt ist, d h. seine politischen und bür gerlichen Rechte zurückerhält und nicht unter die Aufsicht der Polizei gestellt werden kann. Das Bardoux'sche Gesetz über den Volksunterricht soll von dem neuen Minister ebenfalls abgeändert und c« sollen namentlich die Strafen für den Nicbt- besuch der Schule verschärft werden. Der Präsi dent Grevy empfing am Sonnabend um 2 Uhr da- diplomatische CorpS im Elysee. Die Ceremonie war eine sehr einfache Der Präsident, welcher da- Großkreuz der Ehrenlegion trug, war von allen Ministern umgeben. Die Mitglieder de- diplo matischen CorpS waren sämmtlich im Frack, nur die Militair-Atlach-S in Uniform. Der Nuntiu« hielt alS Doyen eine kurze Ansprache, auf welche der Präsident kurz erwiderte, wobei er hervorhob, daß die Ernennung Waddington'S zum Conseil-Präsidenten eine Gewähr für die guten Beziehungen sei, welche die Republik mit den frem den Mächten zu unterhalten wünsche. Einzelne Botschafter und Gesandte stellten dann da- Per- sonal ihrer Missionen dem Präsidenten vor. Um halb drei Uhr war der Empfang beendet. Mili- tairischer Pomp wurde nicht, wie sonst üblich, ent faltet. Eine zahlreiche Volk-menge begrüßte die an- und abfo hreuden Botschafter und G«sandt«n mit sympathischer Neugierde und vielfach mit dem Ruse: Vivo la RSpubIi,,ue! Die Ansprache und Haltung Grevy'S haben in diplomatischen Kreisen einen sehr guten Eindruck gemacht. * * « DaS „Reuter'sche Bureau" meldet au- Kon stantinopel. die Uebereinkunft England- mit der Pforte wegen käuflicher Ueberlassung der auf CYpern befindlichen Staatsgüter sei zum Ab schlüsse gelangt, rin großer Theil Liegenschaften verbleibe im Privatbesitze deS Sultan-. E- be stätigt sich, daß Lord AugustuS Loftu«, der englische Botschafter in Petersburg, zum Gouver neur vo» Neusüdwales designirt ist und den ihm angetragenen Posten angenommen hat. Lord Loftu-, der seit dem Kriege von 1870 in der russischen Hauptstadt beglaubigt ist, hat während dieser für Rußland und England so ereigniß- reichen Zeit die höchste Anerkennung seiner Regierung sich verdient. Die Gründe ferner Ab- berufung von Petersburg dürften, abgesehen von einer gewissen Gespanntheit seiner Beziehungen zu den leitenden russsschen Staatsmännern, haupt sächlich in pecuniären Rücksichten zu suchen fein. E« ist bekannt, daß Lord Loftu«, der eine sehr zahlreiche Familie hat und mit Glück-gütern keine-weg- gesegnet ist, den großen Aufwand, welchen er in Petersburg machen muß, schon seit Jahren beklagt hat. In Victoria, wo er un gefähr sein bi-herigeS Gehalt haben wird, ist er nicht zu derartigen Repräsentationskosten wie in Petersburg genöthigt. Die Ernennung de« Earl of Dufferin zu seinem Nachfolger erregt in Lon don einige- Befremden, da der ehemalige General gouverneur von Canada, ein irischer Lord, voll ständig Neuling in der diplomatischen Laufbahn ist und bl-her für einen entschiedenen Liberalen galt. Lehrwese« i« Preuße«. Berlin, 9. Februar. Die Regierung zu Münster hatte einem katholischen Geistlichen ihre- Bezirk-, dessen Privat Rectoratschule wegen seiner I Weigerung, aus Geheiß de- Krei-fchulinspector- die Schüler in der Religion zu eraminiren, auf gehoben worden war, verboten, den VolkSschul- ! rindern seine- Orte- Nachhülfestunden zu erlheilen. Auf alle Beschwerden bi- zum Minister hinauf ist eine ablehnende Antwort erfolgt. Die Regierung stützte sich nämlich daraus, daß der von dem Geistlichen ertheilte sogen. Privatunterricht in Wirklichkeit keinen andern Namen al« den einer Privatschule verdiene und deshalb ihre Eröffnung von obrigkeitlicher Erlaubniß abhängig gewesen se,. Dafür spreche, daß der Unterricht in einem eigen- gemietheten Locale, regelmäßig und planmäßig, zu festgesetzten Stunden, und zwar l '> bi- 20 Kindern gegeben wurde. Da« Alle- mache eine Schule au». ES fei früher be reits in einem besonderen Kalle entschieden worden, ! daß man derartige Anstalten. wenn sie über acht ! Schüler unterrichteten. alS Schulen anzusehen habe Die UnterrichtScommissiou de- Abgeordnetenhauses. au welch« sich der von dem Verbote betroffene Geistliche petitiouireud gewandt hat. vermochte in ihrer Mehr- beit i» der gegebenen Schilderung die unterscheidenden Merkmate einer Schule nicht zu erkennen, glaubte vielmehr, die nicht an Kinder nach ihrer Schulzeit, wie in der Rectoratschule. sondern an Zöglinge der Volksschule ertheilten Nachhülfestunden al» unter die Kategorie von Privatunterricht fallend betrachten zu müssen. Den gemeinschaftlichen Unterricht von mehr al- acht Kindern ohne Weitere- „Schule" zu nennen, möchte etwa- willkürlich erscheinen. Wenn die Eltern von 15 — 20 Schulkindern NachhülsS- stunden einrichten wollten und keiner dieser Dorfbewohner ein hinreichend große- Zimmer hergeben konnte, so mußte eme- gemiethet werden Dadurch unterscheide sich aber der Nachhilfeunter richt kaum von irgend einem, den sonstwo 2 oder 3 Familien sich für ihre die Schule besuchenden Kinder zu beschaffen Pflegten. Die Commission hat denn auch mit einer an Einstimmigkeit grer- zenden Majorität (gegen zwei Stimmen) beschlossen, veim Plenum deS Abgeordnetenhauses zu bean tragen, es möge die Petition der StaatSregieruvg zur Berücksichtigung überweisen. Durch diesig Vorgang wird die häufig gehörte Beschuldigmw widerlegt, daß die Unterrichtscommission an die von ultramontaner Seite erhobenen Beschwerden mit einem gewissen Vorurtheil herantrete Die BezirkS-Regierung von Oppeln bat an die KreiS-Schulinspectoren da- folgende Circular gerichtet: Oppeln, 18. December 1878. In der neueren Zeit haben sich die Fälle, wo gegen jüngere Lehrer von Oberaufsicht» wegen mit Strafin bat eingeschritten werden müssen, in beunruhigender Weise gemehrt, so daß wir allgemeinere Maßnahmen zu erörtern veranlaßt worden sind, um den tiefgrei fenden sittlichen Schädigungen entgegenzutreten, welche durch daS Verhalten solcher Lehrer bei der Schul jugend und bei den Schulgemeinden veranlaßt werden. Wir nennen zuerst das leichtsinnige Schuldenmachen jüngerer Lehrer, welche- in manchen Füllen badn geführt hat, daß in Folge deS geleisteten Manisch«, tionSeides die Gläubiger nach fruchtloser Beschreitung deS Recht-Wege- um das Ihrige gebracht worden find. Ferner nennen wir d,e unsittlichen Handlungen jüngerer Leh>er mit Schulmädchen, sogar mit Kindern von kaum 10 Jahren. In einigen Fällen hat die Verurteilung der schuldigen Lehrer zu Zuchthaus strafe und in Folge Lessen die Entfernung auS dem Schulstande erfolgen müssen. Auch Lehrer in nicht mehr jugendlichem Alter find ähnlichen Abirrungen erlegen. Zahlreich sind die Fälle von Beschwerden über übermäßigen, bis tief in die Nacht fortgesetzten Wirths- hauSbesuch, über unmäßigen Bier- und Branntwein genuß, über Trunksucht, Kartenspiel, unordentliches Herumtreiben auf Tanzböden, »n Dorfschenken in Gemeinschaft mit ganz ungebildeten Leuten, namentlich mit bescholtenen Frauenzimmern niedersten Stander; Schwängerungen und Alimentationsklagen sind in einzelnen Fällen die Folge gewesen. Hci einzelnen Lehrerconserenzen und bei Zufamuur fünften mebr-rer Lebser nach kirchlichen Festen, ebenso bei Trrnk- und Sprelgelaaen «st es zu Rauferrini und Schlägereien im Angesicht der Schuljugend und Ortsbewohner gekommen; ja, ein junger Lehrer h«t sich dabei sogar m offenbarster Gotteslästerung verirrt. Nebenher gehen Vorkommnisse von erwiesenem Meineid und von Versuchen zum Mein-id bei einem Lehrer, welcher gleichfalls verurtheilt ist. Wenn wir auch zu der überwiegenden Mehrheit der übrigen jüngeren und älteren Lehrer da- ge gründete vertrauen hegen, daß sie mit un- solche traurige Erscheinungen nicht ohne Entrüstung und tiefes Bedauern beklagen, daß sie ferner den llnskiß, die Zeitvergeudung, d,e Unterlassung ernster Borde reitung aus den Unterricht, wie auf die zweite Prü fung nicht weniger junger Lehrer und den Rückgang der von Letzteren verwalteten Claffen oder Schulen mißbilligen, so wird damit allein der erwachsende sittliche Schaden nicht behoben, auch da- dem gl sammten Lehrstande nötbige öffentliche Vertrauen und die erforderliche öffentliche Achtung in den Gemeinden nicht aufrecht erhalten. SS bedarf kräftigerer Stärkung deS sittlichen Be wußtsemS und der gewissenhaften Au-richtung deS Lehramtes bei solchen Lehrern. Die Sesammtbeit aller wackeren und braven Lehrer unsere» Bezirk» muß dazu die Hand bieten durch Warnung, ernste Ermahnung, Niederhaltung deS auftauchenden, genuß süchtigen Sinnes der in schwere Verirrungen ge- rathenen Lehrer event. der manneSmuthigen «nzeige solcher unter denselben bei unS, welche sich nicht warnen lassen wollen. Zu diesem Behuse nehmen wir auch Euer Wehl- geboren verstärkte ernsteste Achtsamkeit und Mithülst «n Anspruch und beaustragen.Sie. jeden einzelnen zu Ihrer Kenntniß kommenden Fall von gewissenloser Versäumung der Amttpflichten, von sittlichen Ver irrungen mit weiblichem Geschlecht, von skandalöser Trunkenheit, Epielwuth, Schlägerei und dergleichen bei den Lehrern sofort protokollarisch zu conftatirrn und die Verhandlungen an un» al-bald einzureichen. Den betreffenden Lehrern gegenüber wollen Sie da rüber keinen Zweifel lassen, daß von un» solche Ver irrungen mit unnachfichtlicher Strenge werden verfolgt werden. Außerdem werden Sie mit mildem, oder nach Umständen strengerem Ernst, namentlich die jungen Lehrer warnen, ermahnen zu würdiger Hal tung in und außer dem Amte, ausmuntern zu freu digem Fleitze, bei der Fortbildung anballen, damit im nächsten Jahre die beschämenden Ergebnisse der »weiten Prüfung, bei welcher ein Drittel di» zur Hälfte der Prüflinge wegen grober Unknntmß und nicht geringerem Ungeschick »um Unterrichten haben zurückgewiesen werden müssen, nicht wiednkehren. Im jetzt zu End« gehenden Jahre haben 70 junge Lehrer die zweit; Prüfung nicht »u bestehen vermocht, und «S liegt die Gefahr nahe, daß von diesen eine Anythl nunmehr ganz auS dem Lehrstande entfernt werden muß. Königliche Regierung. Abtheilung für Kirchen- und Schulwesen, v. Dörnberg. DerCultuSminister fordert in einem Rescripi die Provinzial-Schul-Collegien auf, jene Lehr bücher zu seiner Kenntniß zu bringen, welche bei den höheren Lehr-Anstalten im Gebrauche sind Diese Verfügung bezweckt offenbar eine Reihe neuerer Lehrbücher, die mit den modernen Wissen schaften im engsten Zusammenhänge stehen, an Stelle der bi-her verwendeten zu setzen. SÜIU Wegen ^ soll da» a« W5.l Am Lag, «Sutel.« «öcke in ' Siutzer -1 rtzeater-ll L. V. 1 >»S -röß «utz » ktUll Vn« Aotutzo« rein« sra tLouv.^i Hoüe» earout » ,ot. Tal« t.K.T-1 ».K. S.K. 7.K. «.« . »a» K >o so so so )o >o so sei «uGweß Barack, von » Sonn» Briefe crsteütti llniv, Volks Volks «tttttsfl Eintrit Lei «e, IKK MSdl vl», iiL Onrortv Srlo »n «o, koueort mit, lleri UoSor b a res- 8o1»«ckII » t e« 8l»ph< SUiet, »i»ä >L« SiGut, «a cker i KÜ»I»88 ». LI vteuit»,
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