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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.02.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-02-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187902073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18790207
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18790207
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-02
- Tag 1879-02-07
-
Monat
1879-02
-
Jahr
1879
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.02.1879
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7l4 sür die DahlKräcker'S" ausgehende, von „Mar Knyser, Reicht tagSabgeordneter" gezeichnete Auf forderung an die Wähler, am 4. Februar Herrn Kräcker ihre Etrmme zu geben,da derselbe „von den drei Eandidaten der einzige sei. der jede» Ausnahme gesetz venoirstundsomil die meiste Garantie gegen jede GewissenSbedrLngniß der Katholiken wie aller an deren Eonfesstonen bietet." — Die »weite öffentliche Kundgebung bei der Wahlagitation bestand darin, daß in frühester Morgenstunde von unsichtbarer geschäftiger Hand durch Mauer- und Straßen- lrlernen-Lnschlaa ein kleiner rother Zettel verbreitet rvurde, in dessen Text „mehrere Arbeiter" die „Mit bürger" auffordern, „nur den Arbeiter Kräcker zu wählen." Unsere Polizei sorgte dafür, daß diese Placate, schneller noch als sie erschienen, wieder verschwanden. Dagegen blieb der Name Kräcker auf einer anderen, ebenfalls auf knallrotdem Papier gedruckten Aifiche auf den AnschlagStafeln den „Mitbürgern" während deS aanicn Tage- am 4. Februar vor Augen. Herr Kräcker hatte gerade zufällig den 4. Februar, den Termin für die NeichStagSersatzwahl im Weftbezirk BreSlauS, dazu gewählt, in einem Placate, welches die Unterschrift „Kräcker" in nahezu «Zoll hohen Buchstaben trug, dem Publicum anzuzeigen, daß er am 1. Februar in der Altbüßerftraße eine Tabak- und Eigarren- handlung eröffnet habe, für welche er ein geehrtes Publicum unter Zusicherung guter und reeller Waare um die Unterstützung durch Kundschaft ersucht. An das Ergebniß der Wahl knüpft die „ Na tiv na lz eitun g" die folgende durchaus zutref- iende Betrachtung: Man wird die dcmnächstige Stichwahl zwlschen den Herren Freund und Kräcker abwarten müssen, um den Vergleich ver vollständigen und ein abschließendes Bild von den jetzigen Parteiverhältniffen in BreSlau erhalten zu rönnen. Daß die antisocialdemokratischen Parteien in ihrer Thätigkeit in Folge deS Socialistm- gesetzeS einigermaßen erschlaffen würden, mußte mau im Voraus befürchten. Der Wahltag von BreSlau hat gezeigt, daß die Socialdemökratie noch keineswegs auS der Welt verschwunden ist und e- eine verhängnißvolle Selbsttäuschung wäre, sme Partei nun von der politischen Rechnung »bzusetzen. Auf der anderen Seite hat die Unter stellung vollständig im Stich gelassen, als würde in Folge deS Gesetze- die Socialoemokratie gerade zahlreicher, einflußreicher, thätiger werden. Die Verminderung um ein Sechstel gegen die Wahl vom 30. Juli v. I führt jene Prophezeiungen auf ihren Unwerth zurück. Wir sehen hier eine ganz entgegengesetzte Bewegung wie nach dem Erlaß der oft angezogenen Malgesetze, welche die ultramontane Agitation nur in großen Verhält nissen kräftigte und belebte. Die Socialdemokratie wird in den großen BevölkerungScentren unter allen Umständen eine festere Stellung behaupten können alS in den kleineren Städten und aus dem flachen Lande. In einer Stadt wie BreSlau son dern sich die verschiedenen Claffen in compacten Massen von einander ab, die wohlthätige Ver mischung und Berührung, welche die Claffengegen- sätze mildert, fehlt hier. Auch findet die gestörte Agitation in dem nahen Verkehr der Gesinnungs genossen eine Art von Ersatz. Auf Seite der conservativen Partei hat sich das Schauspiel iviederholt, daS sie bei den Wahlen am 30. Juli gegeben Hit; sie hat ihrem Protest gegen die Fortschrittspartei Ausdruck geben zü sollen geglaubt, selbst auf die Gefahr bin. eine Stichwahl zu veranlassen. Wir müssen diese Taktik wiederholt ver- urtheilen, so wenig wir irgend Jemandem daS Opfer seiner Ueberzeugung ansinnen können. Wir glauben jedoch nicht, daß solche Wahlen die Gelegenheit abgeben dürfen, aussichtslose Demonstrationen zu machen; solche Wahlen müssen von einem Stand punkt beurtheilt werden, der sich über ein specielleS FractionSinteresse erhebt, von dem auS man vie großen Gegensätze in daS Auge saßt, und von Detail- absehend, in der wirklich zur Entscheidung stehenden Frage praktische Stellung nimmt. Wie diese Frage in BreSlau gestellt war, darüber konnte Niemand in Zweifel sein; der „neue Wahlverein" hat daher wie in die Coulisse hinein gesprochen und gestimmt. Zur Reform -es Gewerbes. Als einen neuen Beitrag zur Reform deS Ge werbe» geben wir nachstehend einige Ausführungen eine» Hervorraaenden sächsischen Juristen, deS Herrn General-Staat-anwaltS vr. v. Schwarze, über „JnnungSwesen", welche wir nach einem Berichte deS „D. A." einem Vortrage deS genannten Herrn, gehalten im Handwerker-Verein <u Dresden, entnehmen: Von einer Reform des LehrlingSwesenS müsse die neue Organisation auSgehen. ES könne bier an den AuSspruch eine- wahren Staatsmannes, dessen Bürqerfreundlichkeit geschichtlich feftstebe, er innert werden, an den früheren preußischen Minister v. Stein. Dieser um die Entwickelung deS Bürger- thumS hochverdiente Mann habe in der Zeit tiefster Erniedrigung Preußen- und Deutschland- Folgend-- gesagt: „DaS Bürgerthum wird besser erblühen auS Einrichtungen, welche durch gemeinschaftliche Interessen, Lebensweise, Erziehung. Meisterehr» und Gesellenzucht gebunden sind, als auS topo graphischen Stadtvierteln, wo Nachbar mit Nachbar, selbst Hau-brwodner mit Hausbewohner in keiner Ver bindung stehen, sondern Alle durch den EgoiSmuS Aller auseinandergehalten werden." Diese Worte paffen auch auf unsere jetzigen Verhältnisse. W.-nn man frage, waS zu thun fr,, um eine Reform deS Innung«, wesen» anzubahnen, da müsse man zunächst von dem Gedanken lasten, alS ob die Gewerbefreiheit die Frei- heit von iedem Zwang, zu lernen, sei. Den Lehr lingen besonder» wäre der Gedanke beigebracht worden. alS ob sie bereit- berechtigte Lohnarbeiter und nicht bloS und lediglich Lehrlinge seien. Wester werde g». sagt, daß der geschloffene Lehrvertrag wie jeder an dere Vertrag nach den gewöhnlichen civilrechtlich n Grundsätzen »u beurtbeilen sei. So dürfe man aber die Sache nicht auffassen. ES handele sich hier nicht einfach um Gabe und Gegengabe, sondern e» werde die Thätigkeit deS Lehr meister» im Anfänge der Lehrzeit in viel höherem Grad« angespannt, al» später. Hierdurch sei die Gab« und Gegengabe nicht gleichwerthig sür die Gegenwart vertheilt. Demzufolge wäre e» auch nicht richtig, wenn man den Mängeln und Beschwerden betreff» de- LehrlingSwesenS dadurch entgegentreten wolle, daß man bei eigenmächtigem Berlaffen de» Lehrling- au» der Lehre den Lehrmeister dadurch zu entschädigen gedenke, daß man da» bereit- gezahlte Lehrgeld für verfallen erkläre und, falls solche» noch nicht gezahlt worden, theil- weisen Ersatz für den Lehrherrn beanspruche. Die ganz« Bestimmung würde schon um deswillen Nicht- nützen, weil in den meisten Fällen kein Lehrgeld ge zahlt werde. Auch die zwangsweise Zurückfübrung eine- Lehrling» erscheine bedenklich, da mit einem widerwllligen Menschen nicht viel anzufangen sei. Vielfach werde die Einführung schriftlicher L.hroer- träge empfohlen- wer jedoch überhaupt einen Vertrag nicht halten wolle, würde DieS weder bezüglich eine- schriftlichen, noch eine- mündlichen thun. » Wo solle der Lehrling'aber etwa» lernen? Wäre der Meister sehr beschäftigt, so sei er nicht geneigt, sich mit dem Lehrling abzugeben. Ferner sei in neuerer Zeit der Zeitlohn vielfach in Stücklohn über- gegangen. Da- bindere wieder den Gesellen, den Lehrling zu unterrichten. So komme eS denn, daß die Gegner der Reformen sagen: „WaS wollt Ihr denn mit dem Lehrling jetzt machen? Ihr werdet genöthigt sein, ihn nur noch zu dem kleinen Meister zu geben" Jedenfalls stehe fest, daß DaS, waS an der Ausbildung des Lehrling- versäumt werde, bittere Früchte tragen müsse, sobald er Geselle geworden und dann strebt, Meister zu werden. ES fehle ihm da» sichere Fundament der eisten Zucht und Bildung, eS fehlen ihm da» klare Verständlich für seinen Beruf und diejenigen Elemente, welche erforderlich sind, um später tüchtiger Arbeiter und Meister zu werden. Er sei ein halbfertiger Arbeiter und daher nur ein halber Mensch, der niemals seinen Platz vollständig auSfüllen könne. Weiter werde gcsagt, daS LehrlingS- wesen sei vollständig unhaltbar geworden, weil der Lehrling fortwährend sehe, daß das Kleingewerbe im Niedergange begriffen sei. Die Socialdemokratie sage, daß Nicht» übrig bleibe, alS den Lehrling sich selbst zu überlaffen, damit er, soweit er hierfür be fähigt, durch Absehen lerne, sowie, daß er sein Auge auf den Großbetrieb richte und sage: wenn Du Geld hättest, brauchtest Du Nichts zu lernen und körntest Dir Arbeiter halten. Diese Lehre fasse nur daS rein Materielle in» Auge. So viel die Fortbildungsschule anlangt, so sei Redner ein Freund derselben, ein wirklich maß gebender Erfolg aber sei erst bei einer tüchtigen Reform deS LehrlingSwesenS zu erwarten. Jetzt siege in der Einrichtung ein schwerer Widerspruch. Auf der einen Seite völlige Freiheit in dem Erlernen deS Hand werks, auf der anderen Seite Zwang zum Besuche der Schule. Die Letztere solle ergänzend und er läuternd wirken da, wo das rein Technische gelernt und vorhanden sei; — daS eigentliche Fundament sei die Lehre und die Zucht deS Lehrmeister-. Frage man, waS bester sei, daß der Lehrling eine tüchtige Zeichnung ,u fertigen verstehe, nach welcher ein Schlosser arbeiten könne, oder nach einer solchen ge schickt zu arbeiten, so werde man wohl Letzteres vor ziehen. Es fehle jetzt noch an einer völlig sicheren Grundlage für die Fortbildungsschule. Dann würden noch einige andere Mängel in der Einrichtung der selben sich leicht beseitigen lasten. Auf den Gesellen- und Gehülfenstand über gehend, so bemerkte der Herr Vortragende, daß ohne eine tüchtige Ausbildung der Lehrlinge auch kein ordentlicher Gesellenstand erwartet werden könne. Gegen dre angestrebte Wiedereinführung von Gesellen prüfungen würbe lebhafter Widerspruch erhoben. ES würde behauptet, daß die hierüber ausgestellten Zeugnisse dem guten Arbeiter Nichts nutzen und den schlechten nicht zurückschrecken. Die- geschehe deshalb, weil sie nicht obligatorisch seien. Der Gebülfe trete eben ohne dasselbe in Arbeit, weil er sich darauf berufe, ein Zeugnrß nicht nöthig zu haben. Redner ist der Ansicht, daß da- Zeugnrß nur über die Zeit sich verbreiten solle, in welcher Jemand bei einem Arbeit geber gearbeitet habe. Manche Bedenken, die auch allseitig anerkannt würden und die der Herr Redner cbarak teristrt, sprächen gegen eine Ausdehnung deS Inhaltes auf Führung rc. deS Gesellen. Dre Ausstellung und Vorzeigung deS Zeugnisse- müsse obligatorisch vorge- schrreben werden. Diese verschiedenen Zeugnisse seien in ein Arbeitsbuch einzuschreioen, so daß Letzteres gleichsam die Arbeit-Vergangenheit deS Gesellen klar lege und ibm in Wahrheit zu einem Zeugnisse seiner Qualistcation werde. Er mache für die Gegenwart seine Vergangenheit geltend unb unterscheide sich durch diese Stellung von den Tagearbeitern. Zum Meister übergehend, besprach der Herr Redner die Frage deS Meisterstücks alS Bedingung de-Meisterrechtc- und de» Eintrittes in die Innung und verneinte sie, sowie die Frage der besonderen Prüfung al- Bedingung zur Annahme von Lehr lingen. Die Stellung deS Meisters müsse gehoben und ihr eine höhere Autorität verliehen werden. ES sei zu bedauern, wenn geglaubt werde, hier noch länger die Hände in den Schooß legen zu dürfen oder abzuwarten, bis die Regierung irgend eine Mabnung ergehen laste. Herr vr. von Schwarze erklärt, daß er sich glücklich fühlen würde, wenn sein Vortrag die Veranlassung wäre, daß der Handwerker- Verein die Frage ventilire, um selbständig vorzu- gehen. In der Gewerbeordnung liege nicht nur kein Hinderniß einer solchen freiwilligen Asso ciation, sondern man finde in der Gewerbeordnung eine Menge Momente, die außerordentlich gut aus- aenutzt und verwerthet werden könnten. Einzelne Puncte müßten allerdings geändert werden im Wege der Gesetzgebung. Man wöge nur zusammentrcten, Vorschläge machen und zeigen, daß eS Ernst sei, den Gewerbestand wieder zu seinem früheren Blüthc- zustand zu erheben; die Gesetzgebung werde sich nicht weigern können zu helfen. Redner »st dafür, daß die Innung nicht bloS auS Meistern, sondern auch au» Ge hülfen oder einem Ausschüsse derselben unter näherer Bedingung längerer Arbeitszeit rc. zusammen,usrtzen ist. Der große Zwie- spalt der Interessen zwischen Meister und Geiellen sei da. An diesem Zwiespalt kranke daS ganze Ge- werbe, die Forderungen der Gesellen erhöhen sich, während sich die Einnahmen der Meister mindern Schließlich überwuchert Alle» die Lohnfrage. Wenn ihm eingebalten werde: woher haben denn die Ge sellen da» Recht dazu? so handelte eS sich hier nickt um Recht und Nichtrecht. sondern um die Nützlichkeit, «inen Frieden zu schließen, weil sonst der Gewerbe stand nach und nach verzehrt wird. Allerdings müßte bei Bildung der Innung die Mitwirkung der Ge sellen nicht eine solche sein, daß der Kampf selbst nunmehr in die Innung himingetrag-n würde und die Gesellen die Majorität erhielten, DieS wäre ebenso unklug wie verderblich. — D'e alten Privilegien und Einrichtungen der Innungen dürften nicht wieder hergestellt werden, aber die Selbstverwaltung, die Herrschaft im Hguse müßten sicher gestellt werden. DaS isolirte Auftreten der Meister se, mit Ursache de» Niederganges, eS fehle der Anschluß an gleich starke Kräfte. DaS Lehr ling» wesen müsse unbedingt unter die Oberaufsicht der Innung gestellt werden. ES dürfe Keiner Ge selle werden, der nicht richtig auSgelernt habe. Die Frage, ob ein Meister geeignet sei, einen Lehrling auSzuIernen. wäre Sache der Innung. DaS haupt sächlichste Moment liege darin, daß der Lehrling stets fühlen müsse, daß er nicht bloS dem Meister ange hört. sondern der ganzen Innung. Ferner sei cS nothvendig, daß schon in dem Lehrling der Gedanke geweckt und gekräftigt werde, daß er eintreten müsse sür da» Ganze, d. i. für die Ehre und da» Recht der Arbeit. Die Arbeit ist nicht blo» dazu da. um die materiellen Bedürfnisse zu befriedigen, sondern sie hat einen höheren sittlichen Charakier und zugleich ein politisches, staatSerhaltendeS Element. Die Frage der besonderen Prüfung der Lehr linge und Gesellen dürfte wohl den einzelnen Innungen überlassen werden muffen, da die Fest stellung hierüber nach der Eigenart de» Gewerbes zu erfolgen bat. Auch die Disciplin der Mit glieder müsse von der Innung selbst geführt werden, und zwar nicht bloS m Bezug auf rhre Leistungs fähigkeit, sondern auch über ihr sonstiges Verhalten. Eine solche Association werde natürlicherweise im Anfänge nicht die vollen Früchte gewähren, dieselben könnten sich erst im Laufe der Zelt zeigen, aber der Boden müsse geschaffen werden, auf dem die Innun gen sich aufbauen. Die Gemeinsamkeit und die Ehre, daS sind die beiden Puncte, auf welche die ganze Thätigkeit des JnnunflswesenS gerichtet werden müsse. Der Egois mus se, der Zug unserer Zeit, die Humanität und die Rücksicht auf fremde Interessen würden verspottet, jeder bohe idealeZug vernachlässigt. Ungleich verthellt seien deS Lebens Güter, aber ein Jeder muffe mit dem ihm anver trauten Gute wuchern, nicht bloS zur Befriedigung ieiner Interessen, sondern auch zur Hülfe und Unter stützung Derer, die mit ihm durch Familie oder Be ruf verwandt und verbunden sind. Ungleich vertheilt seien auch die geistigen Güter, aber Jeder müsse DaS, waS er habe, nicht bloS für sein HauS und sein Ge schäft verwerthen. sondern auch für seine Genoffen und Freunde. Würde irgendwie eine derartige Orga nisation in» Leben gerufen, dann würde nicht nur die Pflicht erfüllt und den eigenen speciellen Jnter- ess.n e»n großer Dienst geleistet, sondern auch dem Staate selbst genützt. Herr vr. v. Schwarze schloß seinen von den Zu hörern mit gespanntester Aufmerksamkeit verfolgten Vortrag mit den Worten: „Treue und Ehrlichkeit, Fleiß und Gewissenhaftigkeit des deutschen Arbeiters müssen wir in Ehren halten, sie find stets eine Zierde de» deutschen Volkes gewesen!" Mit diesen Bau steinen sei die neue Organisation zu gründen und in der Unterordnung unter daS gemeinschaftliche Beste und in dem ehrlichen Zusammenhalten der guten und verständigen GewerbSgenossen der Bau fortzu- führen und zu befestigen! preußischer Landtag. 4*4 Berlin, 5. Februar. In der Presse sind gegen die dem Nachtragsetat der Justiz verwaltung angehängten Grundsätze, nach denen daS Dienstaller der Richter für deren Reihenfolge in den BesoldungSetatS festgesetzt werden soll, ge wichtige Bedenken erhoben worden. Iudeß bean tragt die verstärkte Budgetcommission beim Plenum, dasselbe wolle jenen Grundsätzen in un veränderter Fassung die Zustimmung ertheilen. Im Namen der Budgetcommisston beantragt Abg. Quadt, da» Abgeordnetenhaus wolle über eine Anzahl von Petitionen der früheren Nordbahn« Actionaire. welche um Antheil am eventuellen Rein erträge bitten, zur Tagesordnung übergehen. Die Iustizgesetzcommission hat in ihrer heutigen Sitzurm die erste Berathung deS Gesetze-, betreffend die Competenz-Conflicte, beendet. Abgesehen von der in der gestrigen Sitzung vor genommenen wichtigen Aenderung deS tz 4 wonach die Erhebung de» CompetenzconflictS ausgeschlossen ist, wenn ein Endurtheil erster Instanz erlaffen ist, sei eS über die Zulässigkeit deS Rechtswege-, oder in der Hauptsache, — wurden wesentliche Modifi kationen dieses Gesetzes nicht beschlossen. Dagegen entschied sich die Commission bei der General- diScussion de» Gesetzes, betreffend die Conflicte bei gerichtlichen Verfolgungen wegen AmtS- und Dienst handlungen, mit 12 gegen 6 Stimmen dahin, dem Abgcordnetenhause einen Gesetzentwurf zur An nahme zu empfehlen, durch welchen daS Gesetz vom 13. Februar 1834 aufgehoben, und damit die für ReichSbeamtc geltende Bestimmung, daß jeder Be amte für die Gesetzmäßigkeit feiner amtlichen Hand lungen verantwortlich ist und dem gemeinen Recht, wie jeder andere Staatsbürger, unterliegt, auch für die preußischen Beamten zur Anwendung ge bracht, die Erhebung eine» ConslictS in ernem gegen den Beamten anhängig gemachten Civil- oder Strasproceffe aber ausgeschlossen wird. Zu gleich erachtete sich jedoch die Commission für ver pflichtet, event. den Gesetzentwurf, wie er auS den Berathungen de» Herrenhauses hervorgegangcn ist, in seinen einzelnen Bestirmungen durchzuberathen. Unter den hier anwesenden Mitgliedern de- HerrenhauseS wird die Absicht ausgesprochen, bei Berathung deS Waffergenossenschaft-gesetze- da von, Abgeordnetenhause zum tz. 56 angenommene Amendement LaSker-Hänel abzulehnen, welche- bekanntlich dem Provinz,alrath anstatt dem Ober- Präsidenten die Befugniß zur Bestätigung der Statuten ertheilt Offenbar will da- Herrenhaus dem Minister Friedenthal, der nach officiösen Mit tbeilungen keine CabmetSfcage auS dieser An gelegenheit machte, eine Genugthuung geben. Aber diese taktische Maßregel kann leicht zur Folge haben, daß daS WaffergmossmschaftSgefetz in dieser Session nicht zu Stand« kommt Die PetilionScommission de» HerrenhauseS berieth beute über die auch dem Herrenhaus« über reichten Petitionen für und wider die Berechtigung der neuen Gewerbeschulen mit Sjähngem EursuS Der Referent v. Behr-Schmoldow stellte i» den Hauptzügen die in der Petition Hobrechl und Genossen hervorgehobenen Momente, sowie d» Gegengründ« in den Petitionen von Böckmanu und Genoffen und von LafelowSky und Gmoffen dar und führte auS, daß er die Bedenken der erst genannten Architekten für nicht zutreffend, und di« Absicht der Regierung für berechtigt halte. Be sonder- gerügt wurde da- Herei „ziehen der St», deuten in die wegen der Frage entstandenen Be wegung. Nach dem Vortrag de- Referenten wurde der Antrag desselben: 1) Unter Anerkennung de» von dem Handel-minister eiugeschla- genen WegeS über die entgegensteheuden Peti tionen zur Tagesordnung überzugehen, einstim. mig von der Commission angenommen. Die Organisation der Conservativen für die bevorstehenden AbgeordnetcnhauSwahlen wird bereit- in Angriff genommen. Conservative Mit- glieder de» Reichstage- und Abgeordnetenhaus^ beabsichtigen die Bildung eine- Central-Wahl. comitä, welche» au» Deutsch - Conservativen, Frei-Conservativen und Alt-Conservaliva, ^ beiden gesetzgebenden Körperschaften bestehen s^l Dieser Plan wird von conservativen Abgeordneten befürwortet, die in bekannten intimen Bezieh«»^» zum Fürsten BiSmarck stehen. Sie rechnen darauf, daß sie bei den Wahlen den Namen dick Reichskanzlers auf ihre Fahne schreiben dürfen. In der heutigen Sitzung de- Abgeordnete». Hauses wurde auf dm Antrag der Budgetcom- mission beschlossen, für den Bau der Eisenbahn Sierk-Trier-Coblenz-Oberlahnstein (mit Rhein brücke) die früher angewiesenen Mittel für eine direkte Bahn von Hannover nach Harburg z, verwenden, waS auch der Handel-minister begün stigt. Der Rest der Sitzung war Petitionen «. widmet, u. A. einer gegen da» Dynamit-Lager bei Schulau in Holstein gerichteten, die nach länger« Debatte gegen dm Antrag der Budgetcommissm der Staatsregierung zur Berücksichtigung üb» wiesen wurde. Ouarautaiue-Maßregeln. . . Berlin, 5. Februar. Die Berichte, welche lond »4st I Geuse Inacb der Wie Iserbifö Inch dm Kom. >!4t rin« btwarz: Ee e tzch. ßetei Itzntlich stracbai -nlvern : !vphu -«fahr l»I»d«N. »«sunde Uterdn 4 von unseren Agenten in Rußland iw iesigen Auswärtigen Amte über die augenblickliche ^age der Pest einlaufen, lauten conform mil jenen, die auf amtlichem Wege au- Petersburg bier eintreffen. ES hat sich überhaupt in der Correspondmz zwischen der St. Petersburg« Reich-- und StaatS-Canzlei und dem hiesige» Auswärtigen Amte kein Anlaß gefunden, da russischen Regierung den Vorwurf zu machen, das sie gegenüber Deutschland irgend eine auf die Pesi bezügliche Angelegenheit verheimlicht habe. Sowohl von hier, al» auS Wien hat man sich beeilt, dal Petersburger Cabinet über alle Maßregeln zn Absperrung der Pest zu verständigen, die sowohl im Schoße der Regierungen selbst, alS auch n> den einzelnen wie m dm gemischten Conferenze» gegen die Verschleppung der Pest beschloß« worden sind. Die entgegenkommende Haltnua der russischen Regierung schließt von selbst dal völlig unbegründete Gerücht auS, daß unsere und die österreichisch-ungarischen Commis- fare, die Anfang- nächster Woche in Warschau Zusammentreffen, von der russischen Regierung nicht alS eine die beiden Regierungen in amtlich« Eigenschaft repräsmtirende SanitätS-Commisfi« empfangen werden. ES sind im Gegmtheile Berichte hier eingetroffm, welche darlhun, daj feiten» der russischen Regierung die Behörden da betreffenden Gouvernement- angewiesen worden sind, den deutsch-österreichischen Pest-Cow- misiaren in ihrer Eigenschaft alS amtlich dck- girten alle Unterstützung angedeihen zn lassen, a«f welche Gesandschaftm befreundeter Regierungen Anspruch haben. ES sei noch bemerkt, daß im hiesigen Auswärtigen Amte die Angelegenheit« der Epidemie mit besonderer Sorgfalt behandelt werden Einer der thätigstm Beamten diese« Reffort» ist von allen sonstigen Arbeiten entbunden worden und befaßt sich ausschließlich mit der um fangreichen Correspondmz, welche die Maßregeln gegen die Epidemie erfordert. Ueber die von der österreichisch-ungari schen Regierung getroffenen Quarantaine-Maß regeln erhalten wir folgende Informationen: In einem „Eingesmdet" der Wiener „Neuen Freien Presse" wird darauf hingewiesm, daß viele Hau- sirer auS dem nördlichen Ungarn nach Rußland wandern, bis in die »nficirtm Gegenden vorzu- dringm pflegen und daß denselben sonach — zur Verhinderung der Einschleppung der Epidemie — bei der Rückkehr ein besondere- Augenmerk zuzuwmdm wäre. Dieser Umstand wurde schon in dm im k. k. Ministerium de- Innern abgehal- tenen Conferenzm zur Sprache gebracht und find die Grmzbehörden auch dahin instruirt worden, daß die bezeichnetm Hausirer bei ihrer Rückkehr an- Rußland vor Ueberschreitung der Grenz« einer ärztlichen Untersuchung und ihre Effecten einer Desinfektion unterzogen werden. Der internationale Sanitäts-Conseil in Kon- stantinopel beschäftigt sich eingehend mit dm au« Anlaß der Epidemie zu ergreifenden Maß. regeln. Rach neuerdiogS au- Konstantinopel in Wien eingegangmm Melsungen hat die Pforte dm Qnarantaine-Arzt vr. Go di ad iS zur Be richterstattang nach Astrachan entsendet, und zugleich ihre Botschafter in Wien, Berlin und Rom beauftragt, Uber die von dm Regierungen in Oesterreich Ungarn, Deutschland und Italim getroffenen Maßnahmen telegraphisch behufs Her stellung eine» Einverständnisse- und gemeinsam« Vorgehens zu berichten. In Folge Dessen wurden der Pforte die Be schlüsse der Wiener Commission amtlich mit« getheilt. üt ein s> Ittrung »ad in Ärtlhu der hm de» st all bch ansetzt, Sei nicht Mittel« Die L klmpftm wandt«, und lag rig Sohl k> jjetroleu und hau wiederke soch bei ' Mtel « Heber! m sebr «rnstes > u»d beh inehrrre brndlun unter w, lurt a.T Die T ernste- t rangen, tur Ser achtung. ES ka verbreite vertraue furt a. ! uriheil durch d oorliege »iederle Für l aus wel »orgeleg daraus stragebo Zedermc -erhtltt 7sp U Lot. «m Kck> Vl 3 D» t die vefi kür nack üecaloe, 1) v> B- G, Verln »er »i Die Pforte hat zugleich angeordnet, daß alle Sch'ff» Provenienzen einer Sanität«-Inspektion Morg wollene wie verj pn» zur punct lt (It 8 !
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