Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.01.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187901197
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18790119
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18790119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-01
- Tag 1879-01-19
-
Monat
1879-01
-
Jahr
1879
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.01.1879
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
340 klerikalen Abgg. Rvckerath »vd Sznman, da» »erlangte Gehalt für fünf weitere Krei»schul inspectoren nicht zu bewillrgen — bei vesien Be gründung auch der Centrum»redner, der sich gegen seminaristisch gebildete Krei»schul»nspectoren au»- sprach, ohne an den Standpunkt seiner Partei hiusichUich der Bildung der Geistlichen zu denken, ebenso wieder konservative Sprecher übersehen hatte, wie man auf seiner Seite zu der streitigen Frage de» Bildung-gange» der Landräthe steht — trat die Mehrheit de- Hause- selbstverständlich nicht bei » » Obwohl wir im Allgemeinen die Verhand lungen de- preußischen Landtage» in großer Ausführlichkeit nicht, sondern nur den Grundzügen uach reserirend (die da» gemeinsame deutsche Interesse berührenden Fragen, welche in groß-rer Vollständigkeit behandelt werden, natürlich auSge schlossen) au- räumlichen Rücksichten wiedergeben können, so mag dennoch die Rede de- Herrn C ul- t«-minifterS Uber die preußischen Volk-« schulen hier dem Wortlaute nach Platz finden: Tultu»minifter Nr. Falk: Wenn ich meiner Pflicht, mich über die Borwürfe auS,»sprechen, die »einer Amtsführung vom religiösen Standpunkt au» gemacht werden, jetzt Nachkomme, so will ich heute nur auf den Vorwurf eingehen, daß meine Verwal tung die Erziehung in der Volksschule. inSbe sondere die Grundlage derselben, die religiöse Erziehung, vernachlässigt und ich die eingetretenen oder noch zu erwartenden Folgen davon zu vertreten habe. An Bezug auf diesen Vorwurf hat daS Cen trum hier und in der Presse aucy an Evangelischen Verbündete gefunden. Ich erinnere an gewisse evan gelische Kirchemeitungen, an den so oft citirten „Reichsboten", der den Herren >om Centrum al» Autorität gilt. Zwar ist man häufig so gut zu sagen, man traue mir zu. daß ich DaS nicht gewollt habe. Ein schlechter Trost, mcht viel besser al» daS Vertrauen, daS Herr Windthorst meiner Person gewährt, aber memem „General stabe" verweigert Habe ich doch diese verehrten Männer an meine Seite berufen, weil ich sie al- tüchtig und als HülfS arbeiter in meinem Sinne kannte, deren Rath ich höre, ohne an ihn gebunden zu sein, weil ich eS mir von der ersten Stunde meiner Amtsverwaltung an zur Pflicht gemacht habe, die Verantwortung, die mir obliegt, nicht bloS formell sein zu lassen, sondern materiell. (Sehr gut!) Darum trage ich lalso für ihren Rath wiederum die Verantwortung, also auch für Da», waS ich angeblich nicht gewollt habe. Der Borwurf ist zu schwer und gegen mich in zu exorbitanter Weise erhoben worden, mit dem Zusatz, ich zerstöre die Religion, ich ruinir« da» Lhristenthum, al» daß ich die Gelegenheit nicht er greifen müßte, um rund über diese Dinge zu sprechen, nicht mit Redensarten, sondern mit Ihatsachen. Man hat die Reorganisation deS preußischen BolkS- schulwesen» innerhalb der letzten sechs Jahre in Ver bindung gebracht mit der Eocialdemokratie, ja ein angesehene» Blatt ist so weit gegangen, in nicht gar verblümter Weise meine LmtSverwaltung für die Thal de- unseligen Hödel verantwortlich zu mache», während doch dieienigen Personen, welche jene Störung de» sittlichen Bewußtseins in der Nation repräsentiren, sich in einem Lebensalter befinden, in welchem die gegenwärtige Unterricht-Verwaltung keinen Einfluß auf sie geübt hat. (Sehr richtig!) Denn da» Reichsgesetz fordert L5 Jahre für den Wähler und der jüngste von denen, der im vorigen Jahre die Ziffer der sorialdemokratischen Wähler auf 50,000 zu erhöhen beigetragen bat, ist vor länger al» 10 Jahren au» der Volksschule auS- oefchieden und meine Verwaltung dauert in wenigen Tagen 7 Jahre. Auch befinden sich unter den Wählern zum Reichstag nur äußerst wenige Lehrer, die unter meiner Berwaltuna in einem Seminar auSaebildet find. WaS den Hödel selbst betrifft, so fand er seinen Unterricht zuerst in Leipzig und dann in einer Erziehungsanstalt zu Zeitz, in welcher di« Bestimmungen der Regulative streng ein- gehalten wurden. (Hört! links.) AIS ich gehör! hatte, eaß dieser Mensch gegenüber dem EtadtgerichtS- vrästdenten sich gerühmt habe. 100 Lieder auswendig zu können, habe ich den Geheimrath Schneider ,u dem Präsidenten geschickt, und er hat Ge legenheit (gehabt, sich über die Wahrheit oder Un wahrheit dieser Behauptung zu vergewissern. Er hat gefunden, daß daS religiöse Wissen Hödel'S in Bezug auf KcttechiSmu», Sprüche und Lieder sehr beträchtlich war. (Bewegung.) Wo bleibt da der nichtsnutzige Borwurf, daß ich für solche Thaten ver antwortlich seil' Aber er wird ja nach der Zukunft gerichtet. In einer unserer gelesenften konservativen Zeitungen fand ich neulich den Satz, daß die Schule in erster Linie EiziehungS- und in zweiter Unterrichts anstatt sein müsse, und ich erinnere mich, daß der Abg. Perger, der in derartigen Fragen da» Wort für die EentrumSpartei zu führen pflegt, im Jahre 187« fragte. „WaS ist nun aus dieser wichtigsten Aufgabe in der Aera Falk geworden?" ES waren aber damals die allgemeinen Bestimmungen seit kaum drei Jahren in Kraft getreten. Der allgemeine Ge danke in beiden Eitaten ist der, daß zur Zeit der Regulativ« Alle» besser war. Nun, dre Ankläger müssen ein mächtig kurze» Gedächtniß haben. Haben sie denn vergessen, in welcher unendlich traurigen Weise sich vielfältig Zöglinge jener, in streng piettsti schem Sinne geleiteten Seminare ankiagend verhalten haben gegen die Anstalten, welchen sie ihr« Bildung verdanken? Ich erinnere an da» Buch von Meister: ,L>rei Jahre in einem preußischen Reaulativsrminare"; da war die Provinz Sachsen in Bettacht gezogen. Ja, ich erinnere an mehrere in der „Gartenlaube" e» schienen« Artikel. ES «xistirt dann «ine Handfibel de» VolkSschullebrerS Kuttenfeind, die noch >n vierter Auflage 1878 m Königsberg erschien — und der Verfasser ist ein Zögling de» Seminar» in der Provinz Posen — >au- allen diesen Schriften will ich kein« Citate bringen, st» find mir dam »u traurig. Ich muß Sie auch auf dir pädagogisch« Busse jener Zeit ver weisen. Sämmtlich« preußische Mitarbeiter der Leip ziger Deutschen, jetzt d«r„Freien Deutschen Schul- zeitung", wie verschieden auch ihr Standpunkt, ihre Bildung und ihr Ton war. standen unterschieds los im Gegensatz zu den kirchlichen und politischen Tendenzen der Regulative. Auch an die AuSIaflungen der damal» radikalen „Berliner Pädagogischen Zeitung" über Allgemeine Bestimmungen möchte »ch St« erinnern. Ein weitere» Zeichen für jene von meinen Angreifern gelobt« Zeit gewähren di« Lehrerversammlungen jener Tage in Berlin. Wien. Hamburg von 18-4 und 1870. Solchen Eischeinungen befand ich mich gegenüber, al» ,ch die Verwaltung übernahm. Ich mußte mir sagen, daß bei einer großen Anzahl von Lehrern gerade da» Gegentheil von Dem bewirkt worden war, wa» der Urheber und die ver- theidiger der Regulative wollten. E» konnte keinen glücklichen Erfolg für die Schule haben, wenn so viele Mitglieder de» Lebrerflande» einen ihrem Beruf ab gewendeten Geist hatten. Ich erkenne in der äußeren Behandlung religiöser Dinge, wie sie die Regulative wollten, einige Gründeädi« solche Schäden herbeigeführt haben, nicht bloS für die Seminare, sondern auch für die Volksschulen. Im Jahre 1858, wo hier »um ersten Male ausführlich über die Regulative Erörte rungen stattfanden, machte eine Rede eine» Abgeord neten. de» Pfarrer» von Melsungen, deS Erzieher» des Frc Herrn Georg von Vincke, einen großen Ein druck auf mich. (Der Minister verliest au» der Red« eine Stelle, in der gesagt ist, daß der Zweck der Re gulative, die Religiosität in den Familien und Ge meinden mehr und mehr fest zu begründen, wenn sie angewendet werden, wie jetz») am allerwenigsten er reicht werden würde. Den Kindern werde der Reli gionsunterricht verleidet und mit ihm auch die Reli gion.) Nun, meine Herren, fährt der Minister fort, meinsBestreben ist eS gewesen, dieLiebe zur Religion wieder herzuftellen (Lachen im Centrum, Unruhe, Rufe link»: Ruhe!) und jene traurigen Folgen »u beseitigen durch Ver mehrung und Verbesserung der Schulen, entsprechende Lehrer und Anweisung zur Ertheilung eines fruchtbringenden Reli gionsunterricht». Der Abg. Perger trennt die erziehliche von der unterrichtenden Aufgabe in der Schule; aber bei allem Respekt vor seiner pädagogischen Bedeutung stehe ich doch auf der Seite derjenigen ebenfall- er fahrenen Pädagogen, welche diesen Unterschied al» einen rein doktrinären hinftellen. Eine fromme Ge sinnung ist etwa» Herrliches; wenn sie aber vor der Gefahr der Heuchelei oder doch der Schwärmerei ge schützt werden soll, so muß da- Kind zur Betätigung derselben in seinem kleinen Kreise und seinen kleinen Aufgaben gegenüber angehalten werden. Darum mutz daS Kind arbeiten, eS muß lernen, DaS ist seine Hauptarbeit. Die Arbeit dientaerade »um Erziehen und da» Lernen ist da» erste Mittel zur Erziehung. Ein zweite», und »war da» hauptsächlichste, ist die Persönlichkeit deS Lehrer- in seinen Beziehungen zu den Kindern; am meisten erziehlich aber wirkt der Lehrer, wenn er die Kinder nach ihrer Einzelart zu behandeln weiß. Dazu ist er aber nicht im Stande, wenn er einer übeFüllten Classe gegenüber steht, und ich habe im Interesse der Erziehung gehandelt, wenn ich ein Hauptaugenmerk meine» Bestreben- darauf richtete, die überfüllten Classen allmälig zu normalen Classen zurückzuführen. Dies« schwere Aufgabe kommt ihrer Lösung immer näher; eS stehen jetzt etwa 4000 vorschriftsmäßig geprüfte Lehrer mehr zu Diensten al» vor sechs Jahren Der Lehrer kann jetzt die Schüler übersehen und individuell auf sie einwirken. Ungefähr 400.000 Kinder haben m der famosen Aera Falk emen erzieh lich wirkenden Unterricht erhalten, den sie vorher ent behren mußten. (Sehr aut!) Die Angreifer behaupten, von den jetzt auSgebildeten Lehrern könne man dir richtige Wirkung auf di« Zöglinge der Volks schule nicht erwarten, weil die Zahl der Religion» stunden in den beminarien vermindert und durch Stunden anderen Inhalt» erseht worden sei. Das entspricht der Forderung der LandeSvertretung und specikll de» Abgeordnetenhauses. Der materielle Grund war, daß die Lebensbedürfnisse unsere- Bol- keS, die Entwickelung der Industrie, die starke Be tonung in der Bevölkerung eS dem Staate zur Pflicht gemacht haben, für ausreichend gebildete BolkSschullehrer »u sorgen. Man bat die Gefahr erkannt, welche der Gesellschaft aus dem Zug er werbsunfähiger und urtheilSloser Menschen nach den großen Städten erwächst. Die religiöse Erziehung ,st nicht vernachlässigt, die Seminarreaulative for dern Dasselbe wie ehedem, nur ein Zwang, wie früher, zur regelmäßigen Theilnahme an den Sakra menten wird nicht mehr geübt. Auch andere Unter richtsstunden haben in der obersten Stufe eine Re duktion erfahren. DaS Korrelat dafür findet in dem praktischen Unterricht, welchen diese minaristen in allen Gegenständen erlheilen müssen. Für die Verminderung der ReligionSftunden sind verschiedene Aequivalente geschaffen, welche früher nicht bestanden, besonder» die Aufnahmebeftimmun- gen für da» Seminar. Die Regulative beschäftigten sich fast nur mit den evangelischen Schulen, ich brauche deshalb Ihnen nur in Bezug auf diese daS Fant mitzutheilen. Jetzt werden 10 Lieder weniger zum Lernen vorgeschrieben als bisher, eS wird jetzt nicht verlangt, daß der in daS Seminar eintretende Präparand die biblische Geschichte und die Sonn- tagSevangelien memorirt habe, die Zahl der zu ler nenden Bibelsprüche ist nicht mehr fixirt, dagegen sind die nicht bloS gedächtnißmaßigen Anforderungen ,n der Religion erheblich gesteigert. Die allge meinen Bestimmungen fordern auch in Bezug auf die katholische Religion von dem Präparanden mehr, al» bisher je verlangt worden ist. Kein einziger Seminarist — katholisch oder evangelisch — kann di« Lrhrer-EiitlassungS Prüfung bestehen, wenn er nicht in der Religion bestanden hat. Dadurch werden doch die Vorwürfe recht abgescbwächt. ES ist tvpisch der Vorwurf erhoben worden, daß die jetzige Seminar bildung Nicht» tauge, DaS sehe man an ihren Flüchten, an den jüngeren Lehrern, d. b. nicht Lehrern von jün gerem Leben-alter, sondern Lehrern, welche auSqebrldet sind nach den allgemeinen Bestimmungen de» Minister» Falk. Wenn aber von solchen jüngeren Lehrern die Rede sein kann, so find sie erst frühesten» 1876 ari dem Seminar abgegangen und deren Zahl ist eine recht kleine. Wo ich aber von einem Vorwurf gegen die jüngeren Lehrer zu erfahren bekomme, so gebe ich den Thatsachen nach, aber ich kann sagen im Sinne de» Ausdruck» ch die Ausbeute eine herzlich ge ringe gewesen. Meine Herren, womit wird denn der Vorwurf begründet, daß ein Lehrer Nicht» leistet? Zunächst in seinem Beruf. Nun besteht eine An ordnung. daß di« Lehrer frühesten» nach 2 und spä testen» nach 5 Jahren machen sollen, und ' . viele von jenen Lehrern, die im Jahre 1878 daS Seminar verlassen haben, schon die Prüfung be standen haben. Da hat sich herausgestellt, daß der Durchschnitt in der ganzen Monarchie nur Proc. durchgesallener Lehrer anaiebt, während die Ziffern in Beziehung auf da» Alter wahrhaft glänzend find. Der Borwurf ch also nicht bestätigt, sondern widerlegt. Di« schweren DiSciplinarfälle haben sich in den letzten Jahren nicht vermehrt; die jenigen, welche an die hoher, Instanz, da- Staat-- Ministerium, gehen, haben sich sogar vermindert. Di« Lebensalter sind für die Frag«, ob mehr oder we niger DiSciplinarfälle Vorkommen, ganz gleichgültig. S/4^4 ,4»4V^»4^»4» »4444^ »4,44, »4*44 en eine Wiederholungsprüfung ich habe feststellen lassen, wie Aber am Ende find e» doch Verhältnisse allgemeiner Art, di« mit der Unterricht-Verwaltung Nicht- zu thun haben, welch« die Klagen über di« Lehrer be- gründen? Wollen wir denn die materielle Richtung der Zeit, wollen wir di« Genuß sucht nicht in Frage ziehen? Ist nicht auch m di« Lehrerwrlt ein Wanderleben eingeriffen, welche» nicht geeignet ist, die Sittlichkeit zu fördern? Im Wesentlichen sind e» aber allgemeine Verhält nisse, welche die Klagen erzeugen, und dies« Klagen find auch schon früher laut geworden. Ich bin der Sohn eine» Manne», der vor 45 Jahren Schulinspector war, und habe in den letzten Jahren au» der Regulativzeit die Klage vielfach von ihm gehört, die jetzt immer erhoben wird: die jungen Lehrer überheben sich, sie fi»d unverschämt. Allo tollt comme »v)<>urä Iilli. Diese Borwürfe sind also gegen die menschlichen Schwächen, die ungesund« Richtung der Zeit, nicht aber gegen die UnterrichtS- verwaltung gerichtet. ES bleibt nur noch die Frage der Volksschule selbst zu erörtern. Die Stundenzahl ist für katholische und evangelische Elementarschulen erfolgt. Der ganze Unterschied beträgt hier nur eine Stunde; man war überzeugt, daß in dieser Stunden zahl in der Regel alle» Erforderliche gelerstet werden könne. Durch die Vermehrung der Stunden für die Realien ist eS in katholischen, sowie in evangelischen Schulen möglich geworden, gewisse Dinge, die sonst in den Religionsunterricht gewissermaßen hineingepreßt wurden, auf die eigentlichen Fgchstunden zu übertragen. DaS gilt für da» Deutsche, die Realien und den Ge sang» nterricht. In Bezug auf die katholische Con fession sind ausdrücklich die früheren Bestimmnngen aufrecht erhalten worden. In der evangelischen Schule verlangen die früheren Vorschriften der Re gulative, daß die Kinder die Historien der biblischen Geschichte, auf denen der Religionsunterricht auch heute in erster Linie noch beruht. Nachlesen, wieder erzählen und als immer bereite» Eigenthum be halten, andererseits aber, daß man eure sich frei an da- biblische Wort anschließende Erzählung gebe, die den religiösen Inhalt in geist- und ge- müthbildender Welse fruchtbar mache. Wenn nun so die Dinge einander gegenüberstehen, wo ist da die erziehliche Seite mehr wahrgenommen, in der alten Zeit oder in der Zeit, die die Aera Falk ge nannt wird? Weil die allgemeinen Bestimmungen den versuch machen, zu scheiden zwischen Dem jenigen, waS der Schule und Dem, wa» der Kirche angebört, so ist verordnet, daß die drei ersten Hauptstücke deS kleinen Katechismus der Schule, die anderen dem Konfirmanden-Unterrichte zugewiesen seien. DaS ist indessen keineswegs in so unbedingter Weise ge schehen, daß keine Au-nahme eriftire. Die Aus nahmen werden auf besondere Verhältnisse ge gründet, aber es besteht auch eine generelle Aus nahme, daß die gedächtnißweise Aneignung de- TexteS der drei ersten Hauptstücke, wo ein beson derer Werth darauf gelegt wird, gestattet sein soll, um für sie wenigstens die erste Stufe de» Verständ nisse- anzubahnen. Diese Trennung der Forderungen ist nicht etwa von mir erfunden, sondern sie ist angebahnt von Theologen der verschiedensten Rich tungen. Unter solchen Umständen ist e» mir aller dings erklärlich, daß dieser Vorwurf je länger je mebr verstummt ist u»d daß man erkannt hat, eS tbun die allgBneinen Bestimn ungen mindesten» ebensoviel, ja mehr für dt« Einführung de» Kinde rn di« Gemeind«, der e» künftig selbstständig ange- bören soll, al- die früher bestehenden Vorschriften. SS war vor Jahren, daß ich von dem konserva tiven Herrn von Gottberg wegen Beschränkung )eS GedächtnißwerkS angegnffen worde. Ich habe hm damals schon erwidern können, daß diese Be- timmung sich nickt allein auf den Religionsunterricht, ondern auch auf alle anderen llnterrichtSmaterien »eziehe und daß ich mit meinen Maßnahmen die Richtung der Innerlichkeit verfolge. Ich kann nur wiederholen: ES kommt nicht auf d,e Quantität de» religiösen Wissen», eS kommt darauf an, daß DaS, waS gelehrt wird, auch verstanden werde und in Fleisch und Blut übergehe. (Sehr gut!) DaS habe ich mit meinen Bestimmungen gewollt im Gegensatz »u dem früheren Standpunkte. In einer socialdemo- kratischen Zeitung wurde einmal gesagt, diese Bestim mungen seien ein neuer versuch, di« morschen Säulen de» Staate» und der Gesellschaft zu stützen und e» wurde hinzugesetzt: ein Versuch, der der Socialdemo kratie gefährlicher sein könne, alS die Wetterführung de» ErziehunaSwesenS nach den Regulativen — ich denke, Unrecht hatte da» Blatt nicht. (Lebbafter Beifall.) Musik. Neue» Ltzeater Leipzig. 18. Januar. Otto Nicolai'» trotz mancher Schwächen doch sehr reizvolle, nach längerer Pause wieder hervorgesuchte Oper „Die luftigen Weiber von Windsor" hatte gestern eine ziemlich zahlreiche Hörerschaft in das „Neue Theater" gelockt, welche letztere die ihr zu The,l gewordenen, meist wohlgelun genen Darbietungen unter Aeußerungen warmen Danke- entgegennahm. Den äußerlich glänzendsten Erfolg erzielten der edle Sir John Falstaff und Herr Fluth (die Herren Reß und Schelper) mit ihrem Duett im zweiten Act, dessen Schluß auf allgemeinen Wunsch sogar ,i, o»po gesungen werden mußte. Herr Schelper stattete den eifersüchtigen Eheherrn mit einer Fülle charakteristischer und komisch wirksamer Zügc in Gesang und Darstellung au». Herrn Reß Fal ftaff zeichnet« sich zunächst durch sehr gelungene MaSke und bei aller Komik doch nie in unrünftlerisch« Sari- catur auSartende Darstellung, nicht minder aber auch durch sinnvolle Auffassung und Durchführung de» gesanalichen Theile» seiner Rolle auS. Da» Drittbeste am Abend bot Fräulein Schreiber al- Frau Fluth. Die Partie, welch« der genannten Künstler,» stimmlich sehr günstig liegt, kam in ihrem rein musikalischen Theil vortrefflich zur Geltung, wa» nickt Wunder men kann, da Fräulein Schreiber die technischen Schwierigkeiten der Roll« mit der erforderlichen virtuosen Sicherheit und Leichtigkeit beherrscht. Nach der vorbezeichneten Seit« bin dürften höchsten» die Tnller und einig« nicht immer ganz saubere chro matische Sänge in dm Mittellagen Veranlassung zu einigen kleinen Ausstellungen an den gestrigen Leistungen der Dame geben. DaS nun die Dar stellung anbelangt, so verdiente di« lebhafte und be redte Mimik wärmste Anerkennung, während dem Spiel, soweit dabei die Körperbewegungen im Allgemeinen in Frag« kommew hie und da noch eine größer« vewealrchkeit, wie sie dem übermüthiaen Charakter der Frau Fluth angemeffen ist, zu wünschen gewesen wäre. Da» Li«he»paar der Jungfer Anna (Frl Stürmer) und de- Fenton (Herr Pielke) be wältigte sein musikalisch minder belangreiche» Duett im »weiten Act sehr sauber und verständig. Eben fall» recht tüchtige Leistungen botm Frl. Löwv (Fr«. Reich) und «Herr Wiegand (Herr Reich» in gckao- licher wie darstellerischer Beziehung. Die übrigen Nebenrollen waren durch die Herren Rebling lllbrich, Krüger r.. zweckenlsprechend besetz. Die ganze Vorstellung erwie» sich al» zimüich sorgfältig vorbereitet und verlief unter Leitung z«z Herrn Jos. Sucher, etwa abgesehen von einigen kleinen Schwankungen in den Ensemble Sätzen »weiten Akte-, glatt und ungestört. DaS Orchester leist-tr Befriedigendes. Mißdeutungen vorzubeugen, sei übrigen» noch h» merkt, daß. da ich leider verhindert war, den dritten Act noch anzubören, die vorstehende Beurtheilung fig nur aus die beiden ersten Acte der Oper bezuft. (Der dritte Act besteht hauptsächlich au- dem vatzg. dessen Ausführung hinlänglich bekannt ist Di« Rch.) Earl Kipke^ La» königliche «anservatariu» -er Mnstk in Leipzig hat in der am 17. Januar ftattgehad. tm Abenvunterhaltung zu« Gedächtniß de» s, IS. Jannar 1810 in Hamburg aeborenon, „ 19. Jali 1873 in Kloster- tu der Schweiz gestn denen Meister- Ferdinand David, de- geniale, Begründer» und hochverdienten langjährigen Leiters der blühmdm Leipziger Orchesterschule, ei« Feier veranstaltet, welche von der Pietät gegen da dahingeschiesenen gefeierten Muster-Eoncertmeifter. zugleich aber auch von der «»»gezeichneten Leistung» kraft der am kgl. Conservatorium mit dem größt« Interesse und mit dem besten Erfolge gepflegt« Orchesterschule ein außerordentlich rühmen-werthel Zeugniß ablegte Unter der Leitung de» bekannter- maßen hochberühmten Bratschisten, de- Wissenschaft lich und praktisch äußerst kenntnißreicheu und ge wandten Musiker», de- Herrn Friedrich Her. mann, wurde von 16 Violinisten da- reizvoll« Stück „Ungarisch" und die effektvolle schwere Etade auS der Sammlung „Bunte Reihe" von Ferdma« David zur Aufführung gebracht. Der Reizdieser in jeder Beziehung gelungenen ercellenten Repr» duction wurde noch durch den feinen, geschmack. vollen Vortrag einer elegischen Einleitung zu de» ersten der genannten Stücke erhöht. Diese Intro duktion hatte der Dirigent Herr Friedrij Hermann componirt, um in passender Waß auf den folgenden Inhalt de- erwähnten David'- schen Musikstücke- Vorzubereilen und in die Er innerung an den Tonmeister die Wehmurh über den Verlust einzuflechten. Vortreffliche Stimm führung, wirksamer sech-stimmiger Tonsatz, Narr Gestaltung der melodisch fesselnden Grundgedanke, sind jener Introduktion nachzurühmeu, welche d« Soloviokiniflen Gelegenheit gab, Tonschöuhert und Schattiruna-kunst in rerchem Maße zu entwicketv Der stürmische Beifall hat dem Leiter den wohl- verdienten Dank de» enthusia-mirten Auditorium» zu erkennen gegeben, welche» auch den voran gegangen Leistungen Anerkennung zollte. Dieselben bestanden in der Au-fiihrung folgender Werk: l) Kaiserauartett von I. Havvn — die Her Bever au« Leipzig. Bach au» Milwaukee, Tours« au» San Francisco und Eisenberg au- Braun schweig. 2) Cavatine au- „Euryanthe" von Wta — Frl. Hecht au- Brc-la» 3) violiusouat« vciar. von Beethoven — die Herren Hahnes «r Gt. Malvern und Wiuderstem au- Lüneburg 4) Arie au» „Paradie- und Per," von Ecbuma», — Frl. Schote! auS Dordrecht. L) Ockar-Eonart von Beethoven mit Cadenz von C. Reinecke - Herr Friedrich» au- Helgoland. 6) Etüde (Prl> ludium und Fuge) op. 52, Nr. 3, von St Saö»I — Herr Muck auS Würzburg. —r. vermischte» * Im dreizehnten Gewandhau-concert, nickt im vierzehnten, wie irrthümlich in der Ueberschrift de» Referat» gesetzt war, konnte wiederum beob achtet werden, daß da» Orchester in den Streich instrumenten äußerst reich besetzt ist. Möchte nur auch nicht au» den Augen verloren werden, daß dabei junge Kräfte Mitwirken, wÄche nicht i» Orchester wirklich angestellt sind. Da- städtische Orchester allein ist bei Weitem schwächer besetzt. * DaS von un» empfohlene Fritzsch'sche „Musi kalische Wochenblatt" (Leipzig) läßt e- sich ««ge legen sein, die Rangstellung, welche e- unter de» musikalischen Zeitschriften nun schon seit halb einem Jahrzehnt einnimmt, auch »n dem kürzlich begonnenen neuen Jahrgang zu behaupt« Dir in dem laufenden Jahre vereit- erschienenen Num mern desselben bieten in Beiträgen von W Bäumker, Ladw. Hartmann, vr. Th Helm, vr. H Kretzschmar, G Nottebohm, vr. Rick Pohl u. L. nicht blo- eine gediegene Lecture, so»- dern liefern auch an tagesgeschichtlichem Material eine Fülle von kürzeren Mitteilungen und No tizen. Für jeden Musiker und Musikfreund, der mit dem Musikleben der Gegenwart in steter Küh lung bleiben will, ist da- „Musikalische Wocheu- - - - - blatt" sehr zweckdienlich. Wo, wenn der Grausamkeit wir fluchen. Gefühllos auSpeübier Pein, Wo sollten Mitgefühl wir suchen, Wenn nicht in Eure- Herzen- Schrein? Kann man aus Eure Hülfe bauen. Di« Arbeit ist schon Halo gethan: D'nnn nehmt Euch denn, Ihr edlen Frauen. Mit Ernst der Thierbeschützung an. )hr Hüterinnen guter Sitte. »lft Ihr nur mtt, Ihr edlen Frau'n. werdet bald in Hau- und Hütte segensreich« Wirkung schau'n. Vom Münchener Thiers-ntz-Lerei». S »rli «vr, Partie t-tz I »esu Zeit an durch m berühml vouot Ärckue Wie wii l aroßei «t, K« Lr, v. Soeb< >bt. < -u»«czei An unsere -rutschen Frauen. Motto: Wollt ihr erfahren, wa» sich ziemet. So fraget nur bei edlen Frauen «m. Wer kann daS Kind am besten lehren. Behüten vor der Rohheit Fluch, Am bfften schlimmer Neigung wehren: Ihr Mütter — oder erst da» Buch? 1K»! Ws W HO »ml Jede oernach werden »ratze, o« sei und «uß. 8o1 Fern dtotaor ttoSnor riatmor 1>«r K, Leon» U»e< c»r, »nr Ei Dein« im« l»ot,»e Mbcbi Zalat. 7. S! I» Orr«, Lon« V« di Sxmp 'töloo d V« 1»t« I »w N>4 ti 4« ö»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)