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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.08.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-08-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187908041
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18790804
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18790804
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-08
- Tag 1879-08-04
-
Monat
1879-08
-
Jahr
1879
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.08.1879
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1-104 barkeit der Linie, vermittelst einet System» der Oelegirtenwahl. daß fähige Ingenieure im Allge meinen die Nicaragua-Lm»e begünstigten; daß der m Vorschlag gebrachte Canal L Niveau durch den IsthmuS von Panama, sowohl mit wie »hne Tnuvel, vom geschäftlichen Stavdpnncte a»S betrachtet sich als durchaus nnanSführbar erwiesen; und der schließ lich die Berufung eine- anderen Congrestes fähiger Ingenieure zur Begutachtung der Frage anewpfiehlt. Ler Bericht lautetevtschiedener, alt dre früheren Er klärungen, welche ich Ihnen zum Theil schon celegraphirt habe. ES geht daraus hervor, daß vie Ansichten de» Admirals von der Regierung und vielen einflußreichen Leuten im ganzen Lande ge billigt werden, und wird daher allgemein ange nommen, daß die Unaulsührbarkeit der Panama- Route und die Möglichkeit zukünftiger politischer Verwickelungen mit den Bereinigten Staaten alle amerikanischen Capitalisten abhalten werden, sich au dem Projekt unter den augenblicklichen Auspicien zu detheiligen. Der lüröckit I^ommis hat in New Hsrk ein Zweigbureau für die Entgegennahme von Zeich nungen eröffnet, während Pariser Telegramme melden, daß Mr. de Lessep» sich in Bordeaux dahin geäußert, daß die amerikanische Unterstützung dem Oarien-Project gesichert sei. Emsige Nachforschungen hier zu Lanoe bestätigen diese Erklärung durchaus nicht. Die meisten Zeitungen besprechen da» Projekt und befürworten den Vorschlag der Berufung eine- anderen EongreffeS unter den Auspicien der Ver ewigten Staaten. Die „New Yorker Tribüne" bemerkt, daß möglicherweise ein anderer besserer, billigerer und sicherer Weg gesunden werden dürste als die Panama-Linie; Amerika begünstige Unternehmen; wenn es an der Pavama- Lluie Fehler auSzusetzen habe, so geschehe Die- nicht aus Neigung zum Widerspruch; die vor liegenden Pläne erheischten eine reifliche Püsung. Amerika spreche auS Erfahrung und wünsche einen kolossalen Irrthum zu verhindern. Die „New- Hork World" nimmt rS als ausgemacht au, daß vom politischen Standpunkt a»S betrachtet da amerikanische Volk dem Unternehmen nicht gleich gültig zuschauen könne. Die „N.-U Time-" hält eS angesichts der Undurchsührbarkeit deS Unter nehmen» kaum für möglich, daß die nöthigen Subskriptionen gesichert werden ^können. DaS unzweifelhafte Mißtrauen der amerikanischen Ca- vitalisten und die Opposition der Bereinigten Staaten-Regierung würden viel dazu beitragen, )em Unternehmen den GarauS zu machen dem Mc. de Lessep- leichtsinnigerweise seinen Namen geliehen hat. Der „Philadelphia Public Ledger" greift die Gültigkeit der Abstimmung de- Pariser EongreffeS an und glaubt, daß da- Unternehmen vom Lande nicht günstig ausgenommen werden dürfte, weil e- dem Unternehmer mehr um die Spekulation al- um HandelSinteressen zu thun sei. Auch habe eine regelmäßige Vermessung der Panama-Route gar nicht staltgesunden; von einem zuverlässigen köstep- Überschlag könne daher gar keine Rede ffein, ganz abgesehen von der gänzlichen Undurchsührbarkeit d«S CanalS Der unter allen Umständen ver fehlte Versuch werde, nachdem er große Summen verschlungen, zur Folge haben, daß die Erbauung eine- CanalS auf einer praktischen Route, wir die in Vorschlag gebrachte Nicaragua-Linie, auf- Lnbestimmte verschoben werden würde. Der Ledger" empfiehlt eine abermalige Prüfung de» Gegenstandes durch eine Conferevz erfahrener Ingenieure. Aus AM uu- Lau-. * Leipzig, 3 Auaust. Am heutigen Vormittag fand ein feierliches studentisches Begräbniß statt. Dem Universität- Gesangverein Paul«- lag die traurige Pflicht ob, einem seiner Mitglieder, dem im blühenden Jünglingsalter plötzlich ver storbenen Studenten Canzler auS Dressen, da» letzte Geleite zu geben. Herr Consistorialrath Pros. vr Baur hielt in ergreifender Weise die Grabrede. Der verstorbene war schon an dem Tage, an dem die Pauliner ihr Sommerfest im Schützenhause abhieltev, an der Diphtheriti- er krankt gewesen, ohne daß er kenntniß von der Gefährlichkeit seine- Unwohlseins gehabt, und eine später auSgesührte Operation hatte keinen gün stigen Erfolg. * Leipzig, 3 Auaust. Ein ungemein reger Ver kehr entwickelte sich yeute in den Frühstunden auf dem Dresdener Bahnhose. Bereit- seit «Uhr waren die dahin führenden Straßen mit dichten Gchaaren bedeckt, die da- schöne Wetter und der äußerst geringe Fahrprei- zur Vetheiltguug an der vom Reiseunternehmer Schmidt nach Dres den arravgirten Extrasahrt gelockt hatten. Zur festgesetzten Zelt fuhren die Theilnehmer, gegen 3000 Personen, m 2 Extrazügen ab, nach dem sie vorher auf dev Perron- «ne kleine Probe von dem Drängen und Treiben durchzumachr» hatten, da» ihnen sicherlich die Dresdner Vogel wiese in noch viel reichlicherem Maaße bieten wrrd. * Leipzig, 3 August. Am heutigen Sonn tag machte sich wieder eine ganz bedeutende Frequenz auf den hiesigen Bahnhöfen be merkbar Abgesehen von der vorstehend er wähnten Extrasahrt nach Dre-den wurden mit dem Extrazug nach Berlin circa 550 und mit demjenigen nach Thale circa 800 Personen expedirt. Aber auch die hier «»kommenden Per sonenzüge brachten eine beträchtliche Zahl Frem- der hierher, von denen wieder der bei Weitem größte Theil die kunstgewerbeAuSstellung besuchte. * Leipzig, 3. August. Die bequeme Verbin dung mit Altenburg ermöglicht eS, daß da» Musikcorp- de- dort garnisonireuden SS In fanterie-Regiment- öfter hier Coucerte veranstalten kann. So fand denn auch wieder am gestrigen Abend ein solche- in den dichtbesetzteu Gartenanlagen de- Bayerischen Bahn hofs statt; die gebotenen «usikalischen Kunstgenüsse wurden auSnahmSlo- beifällig ausgenommen und e- fleht nunmehr zu erwarten, daß bei anhaltend günstiger Witterung die Sonnabenv--Eoncerte auf recht erhalten werden. UebrigenS schloß auch da gestrige Covcert mit einem kleinen Feuerwerk ab, wie denu überhaupt Herr Kaufmann Richt- veradsLumt, seinen Gästen allezeit einen angeneh men Aufenthalt zu bereiten. * Leipzig, 3. August Die vielen Touristen, welche von unserer Stadt auS den schönen Thü ringer Wald zu besuchen pflegen, machen wir darauf aufmerksam, daß in den nächsten Tagen der Zugang zu der Gegend de- Kickelhahn'S, der Schmücke :c. dadurch wesentlich sich «leichert, daß am 6 August, nächsten Mittwoch, die Betrieb 4- eröffnuvg der Eisenbahn von Arnstadt nach Ilmenau stattfiudet Man kann dann also von Leipzig auS direct bis in daS Herz de» Thüringer Walde-, welche» die Stadt Ilmenau und ihre Umgebung bilden, reisen — LaS altübliche „Leipziger Fischer stechen" dürfte diese- Jahr wohl ganz besonder- viel Publicum anziehen, indem unsere Fischer, außer dem Üblichen Wafferturvier, noch «ne kleine „Posse" aus schwimmender Bühne aufsührev. Da» Buffet zum Leipziger Fischerstechen auf dem Schimmel'schen Teiche hält wie gewöhnlich Herr Rosenkranz, der Wirth zur Insel VuenReliro, welcher diese- Jahr — um alle Zuschauer er quicken zu können — auch am jenseitigen User der Insel mehrere BierbuffetS und außerdem am Uebergauge zur Insel «u große» schattige-Bier zelt hat ausstellen lasten. ) Leipzig, 3 August. In vergangener Nacht kurz vor 1 Uhr brach in der unbelegten Baracke Nr. 5 im hiesigen Arankenhause auf noch un- ermittelte Weise Feuer auS. E- waren bereits eine größere Anzahl der dort lagernden Bett matratzen in Brand gerathen, alS man die Gefahr noch rechtzeitig bemerkte und da» Feuer vor wei terer AuSbrertung wieder unterdrückte. Dasselbe wurde vom HauSpersonal mittelst der dortigen Löschgeräthschaften beseitigt, so daß die ausge- dotene Feuerwehr nicht zur Verwendung kam. — An demselmm Abend 8 Uhr 20 Minuten eilten unsere Feuerwehren nach dem Gewand- gäßchen, wo ebenfalls ein Schadenfeuer auSgebrochen sein sollte und in der Thal ein dor tige» Gehöft ganz mit Rauch angefülll war. ES gab aber glücklicherweise Nicht- zu löschen, da nur ein etwa- auffälliger Rauchniederschlag zu der Feuermeldung Veranlassung gegeben hatte. — In einer hiesigen Restauration wurde in vergangener Nacht eine Bauernfänger- Gesellschaft polizeilich überrascht nnd der Haupttheilnehm«, ein bereit- bestrafter und steck brieflich verfolgter Kümmelblättchenspieler, festgenommen und auf dem Naschmarkt zur Hast gebracht, während e» seinen Kumpanen gelang, vurch die Flucht zu entkommen — Bon Halle traf vormittag 10 Uhr ein Extrazug mit 900 Personen hier ein. * * Naunhof, 2. August. Gestern Nachmit tag hatten sich einige Mägde au» Klein sie in berg in «neu» unweit deS letzteren Orte» ge legenen Steinbruch, der mit Wasser angefüllt ist, gebadet. Sie glaubten allein zu sein, alS plötz- tich ein Dienstknechl au» demselben Orte herankam, ebenfalls in» Wasser ging und die Mägoe veran laßt«, nach einer tieferen Stelle zu gehen. Unter Ander« trieb er mit einer gewissen Co'ditz, trotz deren Bitten, ein arge- Spiel; er zog sie fort und schließlich gerieth Letztere in ein mehrere Ellen tiefe» Loch und ertrank. Der Knecht ist ru Hast genommen worden. X Groitzsch, 3. August. Bei dem gestern Nachmittag statlgefundcnen Gewitter wurde die G»l-desitzrrS-E-efrau Bergter, welche sich aus dem Felde befand, vom Blitz erschlagen. — Elsterberg In unserer Stadt hat e» sich Jemand feit einigen Jahren zum besonderen Vergnügen gemacht, dre armirte Schützengesell- fchaft zu chicamren. So hat man zu« gegen wärtigen Schützenfeste die Birken gestohlen, welche vor den Thüren der Chargirten der Gesellschaft eingegraben waren. Doch ist e- diesmal der Sicherheit-wache gelungen, denThäter aus frischer That zu erwischen. Man «kannte in ihm «ne in uns«« Stadt wohlbekannte Person, die dies mal wohl nicht ohne Bestrafung wegkommen wird. — An einem dn letzten Nachmittage sendete ein Stetnmetzmeist« in Zwickau seinen Lehrling mit einem Gelddriefe von 660 Mk. nach der Post uud soll derselbe heute noch wiederkommen. Da d« gedachte Lehrling, d« 17jährige Sohn einer dortigen Wittwe, wie jetzt erst bekannt ge worden, früher die Absicht ausgesprochen haben soll, auf die See zu gehen, sobald « einmal in den Besitz d« nöthigen Mittel gelange, so ist anzu- nehmen, daß derselbe mit dem unterschlagenen Geld« da- Weite gesucht hat. — Während de- jüngst in Chemnitz stattge babten Jahrmarkt«» haben die Taschendiebe fleißig ihrem Geschäft obgelegen uud sich haupt sächlich Wied« Frauenspersonen al- Opfer an-- gewählt. E- sind bei der Behörde nicht wenig« denn 20 Tafchendiebstähle zur Anzeige gelangt, wovon 1k an KrauenSpnsoueu verübt worden sind. — De. Exc. Staat-minister Freiherr v. kön- neritz hat sich auf die Dauer von 14 Tagen nach sein« Besitzung Erdmann-dors begeben. — Am 1. d. M. beging Herr Geh. Iusttzrath vr. jar. Karl Julius Stübel, der Vater de- gegenwärtigen Herrn Oberbürgermeister- uud Ehrenbürger- der Stadt Dresden, da« 50jährige Bürgeri»bilLu«. Unter Anderm wurdnr dem Jubilar die herzlichsten Glückwünsche durch die hierzu deputirten Hnreu Bürgermeister vr. Hertel und Stadtverordnelen-Borsteher Hosrath Ackermann »nt« Ueberreichung eine- Diplom- dargebracht. — Herr Moritz Winkler in Loschwitz, lang jähriger Chef der Firma Winkler L Sohn, hat sein« Vaterstadt Rochlitz 1S.000 Mark in k S. 3 procentigeu Rentenschemeu zur Gründung ein« Stiftung geschenkt, deren Zinsen zur Unterstützung armer Einwohner in Rochlitz verwendet werden sollen Vermischtes. — In Magdeburg wurden in dm Monaten Juni und Juli vom concesfionirteu Fleischbeschau« von 847 amerikanischen Speckseiten, die ein« einzi gen F rma gehörten, 55 Seiten al» trichinös besunoen. — In der Cröllwitzer Papierfabrik verunglückte der Arbeit« Meync au- Lettin dadurch, daß ihm ein herabfallender, gegen fünf Centn« schwerer «lern« Deckel beide Hände ab schlug. Der Unglückliche sprang hieraus sofort in die Saale, um sich den Tod zu geben, und er trank; seine Leiche konnte indeß bi- zum selben Abend nicht aufzesundm werden. — Im Lohmholze bei Roda wurdm dieser Tage beerensuchende Kmd« durch einen dort umher irrenden Menschen erschreck l, der sich spät« der Stadt näherte, sich in der sogenannten Hohle ent kleidete und völlig nockmd in den Fußweg legte. Al« herbeigerusene Männ«. die ihn feftnehmen sollten, hinzukamen, zog « sich, Gebete sprechend, langsam an bi» auf die Stiefel, die anzuziehen er sich entschieden weigerte. Er mußte mit Gewalt sestgenommen werden, um seine Ueberbringung nach dem Irrenhause bewirken zu können Der allem Anschein nach Irrsinnige ist ein Pole, der in der letzten Z-it al- Arbeit« am Bau der Wasserleitung m Greiz thälig war. Eine an seinem Halse sichtbare, wntklaffmde und eiternde Wund« läßt darauf schließen, daß er vor kurz« Znt einen Selbstmordversuch gemacht hat. — AuS kissingeu wird der „N. Frkf. Pr." vom 31. Juli geschrieben: „Da» Tafeltuch zwischen Fürst BiSmarck und Delbrück muß doch nicht zerschnitten sein, denn gestern speiste Delbrück beim Fürsten, und die Fürstin war bei ihm vor- gefahren. — D« Fürst, al- Mäcen, zog dies« Tage vr. Heinrich Schliemann mit Ge mahlin zur Tafel; der hellmische Archäologe be wunderte die Bekanntschaft de- Fürsten und seine- Sohne», de» Grafen Herbert, mit der griechischen Archäologie und seinen Entdeckungen über Troji und Mykene Die beiden kruder Schliemann'» führen die Namen Andromache und Agamemnon; eine griechische Wärterin in Nationaltracht führt die kleinen Hellenen. Professor vr. Julius Oppert auS Pari-, der von der französischen Akavcmie den großen PrerS für seine babylonischen Entdeckungen erhalten, der gelehrte Entzifferer der Keilschrift, als Norddeutscher au» Hamburg ein LandSmann Schlremann's, eine- Mecklenburgers, ist alS langjährig« Freund viel mit ihm zusammen. Troja und Babylon wandeln Arm in Arm aus der Kissing« Kurpromenade." — Wie die „Weser-Zeitung" au» einer Reibe von Zuschriften auS Wilhelmshaven «sieht, erhält sich dort mit großer Hartnäckigkeit der Giaube, daß du» gesprungene Geschütz oder über haupt sämmtltche Geschütze an Bord de» Artillerie- schulschiffe- „Renown" nicht mehr diensttüchtig gewesen seien, daß seitm» de- Commando de- „Renown" bereits vor einigen Wochen ein Schreiben au die Admiralität abgesanst sei, in welchem daraus hmgewiesen wurde, daß die Geschütze de- „Renown" zur ferneren Be nutzung beim gefechtsmäßigen UebungSschießm nicht mehr empfohlen werden können, und daß ein Ersatz beantragt worden sei. Da der Antrag noch keine Erledigung gesunden habe, sei inzwischen da» UebungSschietzen mit den seit ein« Reihe von Jahren im Gebrauch befindlichen Geschützen fort setzt. ES wird sogar behauptet, und angebliche Arußerungen der Verwundeten sollen al» Bestäti gung dienen, daß am Geschütze vor der Explosion ein R ß bemerklich gewesen sei rc. E» ist dringend wün- schenSwerth, daß recht bald Authentisches üb« den Unglücksfall veröffentlicht wird, um diese» Gerede aus sein richtige» Maß zurückzusühren. — Eine pflichtvergessene Mutter ist trotz ihrer Jugend — 12 Monde zählt sie kaum — die Hündin im Restaurant Rübezahl in Berlin. Unbekümmert um die beiden lütten Jungen, mit denen sie gesegnet worden, verließ sie ihr Familten- heim, und die armen kleinen hätten elendiglich um kommen müssen, wenn nicht eine Katze, die eben Mult« einlg« allerliebst« Kätzlein geworden, großmüthlger gewesen wäre, al- ihr G schlecht e- sonst zu sein pflegt, und sich der Verlassenen mütterlich angenommen hätte. Nun säugt sie ge treulich die jungen Hund« und die jungen Kätzlein und ist glücklich in der Hoffnung, ihr Theil beigc- tragen zu haben zum Abschluß der Urfehde zwischen k-tze und Hund. — Ein sidele- Dorfgericht. Die Regie rung zu BreSlau «acht bekannt, rS sei ihr zu Ohren gekommen, daß in verschiedcneu Orten ver gehen der Einwohner dadurch bestraft würden, daß da- (dazu gar nicht berechtigte) Dorfgericht ste zur Lieferung ein« Quantität Bi« oder Schuap» verurtheile, welche vom Dorfgerichte gemeinsam vertrunken wird. Selbstverständlich verbietet die Regierung eine derartige eigrnthümllche Gerichts vollziehung. — Ein junger Manu, der eine Lebensge fährtin suchte, schrieb einen zärtlichen Brief an eiu Fräulein, da» alle gute Eigenschaften in sich ver- einte. Er machte ihr darin einen Heirathsautrag und schloß mit folgenden Worten: „Haben Sie die Güte, mir baldigst Antwort zu geben, da ich noch eine andere im Auge habe." — In Prag wurde der berüchtigte Wuche rer Gustav Raphael Altfchul auf Requisition de- ArnSgerichte» zu Böhmisch Leipa wegen ver brechen- d«» Betrüge- verhaftet. Atschul ist der «ste Wucher« in Prag gewesen, gegen welchen seiten- der Polizeibehörde wegen zahlreicher Be schwerden die Amt-Handlung eingeleitet worden war, und gegen welchen auch eine Anzeige bei» Prag« LaudeSgerichte eingebracht wurde. I seiner Schuldner, die von der Verhaftung befielt«, I keine Ahnung hatten, «schienen danach in sq^ I Wohnung, um ihre „Raten" zu zahlen, und w,r, I nicht wenig überrascht, als sie erfuhren, daß sin I Altscbul bereit- auf dem Wege in- Krei-genchth I Gebäude nach Böhmisch-Leipa befinde I — Nachod in Böhmen war am 27. I«li de, I Schauplatz ein« «greifenden Feierlichkeit. UM I Anlaß der Gedächtnißfeier für die i, D Jahre 1866 hier gefallenen österreichj, > schen und preußischen Krieger, welche,, I Schloßfriedhof abzehalten wurde, «schienen t, I geladenen Veteranen von Lewia, Remerz ^ I Chudow a»S Preußisch-Schlefien und die von I Ihre Nachoder Kameraden gingen chaen I und führten sie in die Stadt, wo sie alle desij^, I und dann den Weg in den mit Laub und k I geschmückten Schloßfriedhof autraten. DrsM I angelangt, postirten sie sich vor demselben, währen I die Ehrenmitglieder in den Fiiebhof eintratn; I bi« war jede» G ab mit Eichenlaub geschmick( I Im Hintergründe war eine mit Blum:» I brennenden Kerzen gezierte Feldcapelle errichtet, j, I welche die Fahnenträger die Banner trugen. Hm I k. Dworak au- Nachod erwähnte in einer schwing. I vollen, »«erst deutschen, dann böhmischen Reu I rühmlichst der Gefallenen. Nach dem Requie, I marschirten die Veteranenvereine in die Stadl, », I ste defilirten und sich sodann in ihre Logi» de- 1 gaben. Nachmittag- um 3 Uhr versammelten siz I die preußischen Veteranen vor dem Hiuse du Herrn Bürgermeister- RokoS und brachten b«. nernde Hochrufe auf Se. Majestät den Sü'er Franz Josef I. und auf Se. Majestät den deuffcha Kaffer au». Hiermit schloß die Feier. ! — Erschossene Gespenster. Die Nacbbn, deS M 'scheu Hause« in der Drei-KönigSgosse „ TemeSvar wurden — so erzählt die ,.N. T>imlo Zeitung" — durch mehrere Revolverfchliffe a»t vem Schlafe geweckt. Sie liefen au» den Häufen, um zu sehen, wa- geschehen sei. Einige Scher- heit-wachmänn« gingen in da» bezeichnete Hut, und hier zeigte es sich, daß Herr M. spät Nachts nach Hause kam und bei dn Thür lange weihe Gestalten erblickte. Die Wäscherin hatte näaM die Wäsche noch Nachmittag- gebracht und in Er mangelung eine» anderen Platze- Einige» an »nie Thür gehängt. Herr M. griff, al- er die walleu- I den weißen Gewänder sah, hastig nach seinem Re volver und frunte auf die vermeintlichen Ge spenster i« all« Eile fünf Schüsse ab. Die „Ge spenster" sollen sehr beschädigt sein. — Man schreibt «n- au» M. Theresiopel unterm 29. Juli Uber den jetzigen Zustan» SzegedinS: EmFreund von mir, e n Leipziger Kind (viele Leipziger werden den Herrn Architekten Krauße noch kennen), seit 1865 Direktor der sämmtUchen Feuerlöschanstalten in Buda-Pest, iß seit Beginn de- Unglück» Commandanl der ge- sammlen Rettungsmannschaften und wird nochd» Ende August da» RettungSwerk leiten Ihm ver danke ich auch die Kenntniß, die wir am gestrige» Tage üb« den gegenwärtigen Stand d.-r Diny« geworden ist. Die Stadt Szegedin ist gegenwäug vollständig trocken gelegt. In den Straßen sind tiefe, schlammige Canäle angelegt. In diesen stehe« kräftige Mäunergestallen, die weißen magyrriscbe» Pumphosen hoch aufgezogen, bi» weit über die Kniee im Wasser, schaufeln die weichen Erbmasse» zur Seite und «möglichen so den Abfluß de» Wasser-, da au- Kellern und tiefer gelegene» Stellen unaufhörlich Wasser au-gepumpt wird. Ei» sumpfiger, moderig« G:ruch erschwert un» dal Athmen, dazu brennt die Sonne mit sengender Gluth, trocknet die angeschwemmten Erbmassen ans und der scharfe Nordwest wirbelt Slaubmaffe» auf, daß man nicht au- den Augen sehen kann. — Und der Anblick d« Straßen! Da- Eatsetzlicbsie, wa» man sich denken kann, reicht nicht hin, solch ein Bild der Zerstörung zu malen So weit da» Auge reicht, nicht- alS halbzersallene Schmdck- dächer, aus einem wirren Haufen von L.-Hm »»d Ziegelsteinen mühsam gestützt. Zerbrochene Thülen, Fensterrahmen, Mübeltrümm« ragen dazwischen hervor. Die früheren Bewohn« sin» zu' Uckgrkehrt, ein klein« Blechofen dient »um Z »bereiten der Speisen; in Winkeln und Ecken hocken auf Hru und Stroh die Bewohn«. Andere sind mit oem Wegräumen dn Schuttmassen beschäftigt. Täglich werbe« noch Leichname hervorgebracht Aus dev Straßen sieht man viele Landleute, welche Lebevt- mittü bnbeibriugen, aber fast nie eiu Kind. Es mögen deren viele beim Einbruch d« Katastrophe »«gekommen sein, weit mehr mag der F eck-Typh»< dahingerafft haben, der in den letzten Wochen hier schrecklich aufzeräumt hat. Ja der oberen Stadt, welche fast ausschließlich au» massiven Häuser» besteht, ist 1—2 Meter hoch, so weit da« Wasser gereicht hat, all« kalk lo», oi« Feuchtigkeit dringt jetzt noch heran» und auf de» Gtr-ißenpflaber rutscht man bei jedem Schritt auS. Die Stimmung der Bevölkerung ist eine gedrückte, fast stupid Auf vauerwagen kehren früh« geflüchtete Be wohn« mit ihren Habseligkeiten zurück. Trostloser ist der Anblick der Umgegend. Ein unabsehd««- Me« bedeckt »eileuweit die fruchtbarsten kaud- strecken. Eme Spundwand, '/« Stunden lang, hält die Kluth von der Stadt ab; 25 Dampf- Pumpwerke arbeiten Lag und Nacht, die Fü»th täglich um 1,75 Met« Höhe vermindernd. — von dem soeben zum türkischen Minister präsidenten ernannten Aarifi Pascha giebt ein Bekannt« desselben au» der Zeit, da Aorist Botschaft« in Wien war. de« „N W Tgbl " folgende Charakteristik: Aarifi ist ein kmner und verehr« der deutschen Literatur. In sein« Bibliothek in Wien fanden sich die mei'rn drusichrn Clasfik«, mit welchen d« Pascha sich sehr fl-iß'g beschäftigte. Aarifi Pascha genießt auch in seine» Vaterland« den Ruf eine» großen Gelehrten, un» feine türkische Uebersetzung von Michaud'S „Ge schichte der krruzzüge", die tu koustantiaopel unter
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