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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.07.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187907061
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18790706
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18790706
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-07
- Tag 1879-07-06
-
Monat
1879-07
-
Jahr
1879
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.07.1879
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387V und »war Letztere- unter Hinweis auf die den Säu migen treffende Vertretung-Pflicht. 8. T^cse. Für Gemeinden, welche entweder überhaupt wenig GewerbSgehülfen in fich fasten oder do» m Folge reger Betheiliaung derselben an freiwilligen ein geschriebenen HülfScasten wenig solche GewerbSgehülfen umfassen, die dem Caffenzwang gesetzlich unterliegen, ist e- rathsam, einem größeren Eommunalverbande, welcher nach Maßgabe der Bestimmungen des Reichs« grsetzei vom 8. April 1878 durch seine verfaffungS- m ißiarn Organe für seinen Bezirk oder für Theile bestehen die Bildung eingeschriebener HüUScasten anordnet und Gesellen, Gebülfen, sowie Fabrikarbeiter »ur Betheiligung an diesen Kassen verpflichtet, zu diesem Zwecke beizutreten und, da nöthtg, bei dessen verfassungsmäßigen Organen eine solche Einrichtung anzuregen. 8. These. Die auf die ortSstatutarisch einzurichtenden Zwangs- cassen zu übernehmenden Leistungen haben fich im Allgemeinen möglichst nahe der in den 88 7 und II deS ReichSgesetzeS über die eingeschriebenen HülfS- raffen vom 7. April 1676 angegebenen Minimal- « renze zu halten, werden aber doch so zu bemessen sein, daß sie die Kosten der Verpflegung in einer Krankenanstalt auf die Zeit, für welche die Unter stützung auS der kaff, überhaupt zu gewähren ist, decken. D»e für den Todesfall zu gewährende Bei- hülfe braucht die effectioen Beerdigungskosten nicht zu übersteigen. 7. These. Da, wo hierzu für alle Fälle ausreichende Einrich tungen vorhanden find, dürfte für Unv-rhe«rathete in jedem Falle, für Velheircthete wenigstens dann, wenn LoSpitalpflege vom Arzte für nöthig erklärt wird, die Verpflegung im Krankenhause an die Stelle der sonstigen Unterstützung zu treten haben. 8. These. Die Beiträge werden bei den verschiedenen Fabrik- rc. ZwangScaffen unter Berücksichtigung der etwa auf die Gesundheit schädlich einwirkenden Beschäf tigung des betreffenden Arbeite, kreiseS, bei der all gemeinen ZwangScaffe unter Berücksichtigung deS Umstände-, daß ihr vor,ugSweise solche Mitglieds zufallen werden, die bei freiwilligen HülfScaffen wegen übergewöynlicher Erkrankungögefahr nicht Auf nahme gefunden haben, hinsichtlich ihrer Höhe von vornherein vorsichtig zu bemessen, jedoch bei jeder der fraglichen kaffen möglichst nach gleichen Sätzen feftzustellen sein. S. These. Die durch 8- 27 deS ReichSgesetzeS vom 7 April 1878 allen eingeschriebenen HülfScaffen auf Erfordern zur Pflicht gemachte Anzeige deS Ausscheiden- ihrer Mitglieder an die Aufsichtsbehörde wird zweckmäßiger Weise sogleich durch daS OrlSstatut aufzuerlegen sein. Bei These 10 begründen Stadtverordneten-Vor- steher G o etz-Leipzig und Oberbürgermeister Andr- - Chemnitz nochmals ihren Widerspruch gegen die Einführung allgemeiner ZwangScaffen in großen Städten; die These wird aber, ebenso wie die vorausgegangenen, gegen 4 Stimmen in folgender Fassung aenehmigt: ES ist durch das Interesse der Gemeinden ge boten, daß die in Städten, in welchen die revidirte Städt-ordnung eingeführt ist, den Stadträthen, im llebrigen den Amtshauptmannschaften übertragene AuffichtSführung über die freiwilligen eingeschrie denen HülfScaffen nach Maßgabe der 88. 27, 28 und 33 deS ReichSgesetzeS vom 7. Aprtl 1878 ein gehend und genau erfolgt. Es erfolgt hierauf die Annahme deS vom Refe rcnten zur formellen Behandlung der Sache ge stellten, oben milgetheilten Anträge-. Eine längere Debatte veranlaßte noch der Antrag betreffs der KnappschaftScassen, nach welchem der Antrag an die sächsische StaatSregierung gerichtet werden soll, dahin zu wirken, daß die einzelnen Knapp- schastScaffen unter einander dergestalt zu größerer Vereinigung zusammentreten, daß die Entlastung der Arbeiter von den Werken mvg ltchst ohne Einfluß auf deren vcrhältntß zur Caffe bleibe, beziehentlich da» Knappschaft» caffknwesen einer gesetzlichen Rcgulirung in der Richtung möglichster Consolidirung der verschiede nen Caffen zu unterziehen. Bon Interesse sind namentlich die Mittheilungen de- StadtrathS Urban auö Zwickau, welcher aus Grund der Vor gänge im Zwrckauer und im OelSnitzer Bergbau reviere feine bestimmte Meinung dahin äußert, daß eS im Wege gütlicher Verhandlungen wohl nimmer gelingen werde, eine Zusammenlegung der Knapp- fchaftScaffen herbeizusühren. Herr Oberbürger meister Andr6-Chemnitz theilt diese Anschauung und bemerkt, in Preußen seien die Verhältnisse der KnappschaftScassen im Sinne de- vorliegenden Ar trage- durch die Gesetzgebung in wett höherem Maße alS m Sachsen geordnet. Der oben ge dachte Antrag wird hierauf einstimmig angenom men; ein von Herrn Hoch-Niederplanitz gestellte» Amendement adgelehnt. Damit ist dieser Gegen stand der Tage-ordnung erledigt. Punct 2 der Tage-ordnung betrifft den Bericht der über die aus mehreren vorauSaegangenen Gemeiudetagen angeregte Frage der Revision des BolkSschulgesetzeS niedergesetzten Commis sion, erstattet vom Bürgermeister vr. Grundig, Pegau. Wir haben den wesentlichen Inhalt diese- Berichte- bereit» in der FreitagSnummer d. Bl »iedergegeben und können «n» an dieser Stelle darauf beziehen. Die Commission gelangt am Schluffe ihre» Berichte-, infolge de» Gesammt- resultate» der ihr von Seilen der betheiligten Gemein den mitgetbeilten Wünsche, zu der Anschauung, dem Gemeindetag anempfehlen zu sollen, von Stel lung eiue- Anträge- auf Revision deS Sch« gesetzt» zur Zeit adzusehen. Der Referent be gründet diesen Antrag nochmal- mit kurze« Worten »no bedauert nochmal» lebhaft, daß von den 137 Gemeinden, welche um Mittheilung ihrer Erfahrungen, da- Schulgesetz betreffend, angegangen worden, nur 57 diesem Ersuchen entsprochen haben. Herr Stadtrath Ludwig-Wolf au» Leipzig bemerkt, er würde sich mit dem Anträge der Com mission einverstanden erklären können, wenn der Gemeindetag lediglich ein Städtetag wäre. Da er aber ein Gemrindetag sei und demnach auch die Interessen der Landgemeinden zu vertreten Hab«, so genüge der Antrag der Tommisfiou nicht. Redner führt hierauf tu längerer Darlegung a»S, daß da- Volk-schulgesetz gewiß «n- wesentliche Fortschritte gebracht habe, insbesondere in technisch- pädagogischer Hinsicht; ander» liege die Sache aber vom Staudpuncte der Interessen der politischen Gemeinde au- und nach dieser Richtung hin habe er, Redner, allerdings Einwendungen gegen da» Schulgesetz zu erhebe«. Diese Einwendungen ent sprängen zum hauptsächlichsten Theil dem Um stande, daß durch die Schaffung einer besonderen Schulgemeinde eine Interessen-Gemeinschaft, eine besondere Interessen - Vertretung in der politischen Gemeinde entstanden ist, welche in finanzieller Be ziehung schwerwiegende Bedenken erregen müsse. Gegenwärtig sei die politische Gemeinde lediglich der Geldbeschaffer, der Executor für die Schulge meinde, und diese Stellung halte er nicht für eme richtige und angemessene. AuS diesem Grunde ge statte er sich, im Verein mit einigen anderen Mit gliedern de» GemeindetageS folgenden Antrag zu stellen: Der Sächsische Gemeindetag erachtet zwar eine allgemeine Revision deS Schulgesetze» vom 28. April 1874 zur Zeit noch nicht für anoezeigt, er hält jedoch die im Gesetz verfügte Schaffung einer von der politischen Gemeinde rechtlich geschiedenen Schulgemeinde für bedenklich; nach seiner Ueber- zeugung ist daher bei einer späteren Revision deS Schulgesetz-- eine Bereinigung der politischen und der Schulgemeinde geboten. BiS zum Eintreten einer Revision aber ist zu empfehlen, baß ». dem Kultusministerium seiten- der Stände die Er mächtigung werde, den mittleren und kleineren Städten, wie auch den Landgemeinden die in 8. 25 b de» Schulgesetzes ausgesprochenen Befug nisse in entsprechender Weise zu verleihen, d. daß der Ausdruck „äußere Angelegenheiten der Schule" im Interesse einer freudigen und ersprießlichen Mitwirkung der Gemeinden im Schulwesen so weit wie möglich interpretirt werde. Herr Schulvirector Kittel-Glauchau erklärt, er finde in dem Berichte der Commission und in deren Antrag eine durchaus angemeffene Würdi gung der ganzen in Betracht kommenden Verhält nisse, Auch nach seiner Meinung lägen noch nicht genügende Erfahrungen vor, um die Wirkungen des Schulgesetze- vollständig beurtheilen zu können. Herr Bürgermeister Reißlger-Königstein bemerkt, va- EultuSministerium selbst sei eS gewesen, welche» daS Schulgesetz für revisionsbedürftig erklärt habe, und zwar durch seine Verordnung vom vorigen Herbst in Sachen der Fortbildungsschule, wonach dieser Schule in einer höchst bedenklichen Weise die Bedingungen ihres Gedeihen- erschwert worden. Redner erklärt sich für den Antrag de» StadtrathS Ludwig-Wolf, desgleichen Bürgermeister Blume- Sebnitz. Herr Sparig-Reudnitz will durchaus nicht den Nutzen verkennen, den da- Schulgesetz gebracht, nicht- desto weniger findet er den Antrag des StadtrathS Lulwig-Wolf durch die bestehenden Verhältnisse vollständig gerechtfertigt. Redner schildert mit lebhaften Worten die außerordent lichen Lasten, welche durch die Anforderungen vom hygieivifchen Standpunkte auS seitens der Bezirks- ärzte und BezirkSschulinspectoren — die er darum noch lange mcht, wie e- in der Ersten Kammer geschehen, als eine „Landplage" bezeichnen will — bei Errichtung und Ausstattung von Schulge bäuden auf die Gemeinden gewälzt würden, und wendet sich direct an den anwesenden Herrn BezirkSarzt vr. Siegel mit dem Bemerken, daß er sich die Anerkennung der Gemeinden erwerben werde, wenn er bei seinen Anforderungen in der gedachten Beziehung mehr den goldenen Mittelweg verfolge. Redner gedenkt dann noch der bereit» von einem Vorredner erwähnten Verordnung deS EultuSministerium- au- dem vorigen Jahre, wonach al- Strafe gegen renitente Fortbildung-- schüler unter Ander« Ausschließung und Verwei gerung der Aufnahme in eine andere Fortbildungs schule verfügt werden kann. (Große Heiterkeit) DaS sei ja gerade Da-, wa- derartige Fortbil- dungSschüler wünschten! Die Verordnung erscheine ihm al» eine vollständige Verkennung der that- sächlichen Berhällniffe. Herr Stadtrath Ruick-Plauen erklärt sich, bei aller Anerkenung de- Nutzen- de- Schulgesetz«-, für den Antrag Ludwig-Wolf, während Herr Stadtrath vr. Panitz - Leipzig auSsührt, da- Schulgesetz werde, wenn noch eine Reihe von Jahren in da» Land gegangen, sicher seine segens reichen Folgen, namentlich auch für da- platte Land, beweisen, und gegen den Antrug Ludwig-Wolf sich wendet. Herr BezirkSarzt vr. Siegel bemerkt gegen einen Vorredner, daß die Bezirksärzte in ihren Anordnungen bei Errichtung rc. von Schulgebäu den durch da- Gesetz und die Verordnungen de- MiristeriumS gebunden seien. WaS sie thälen, sei eben nur die Ausführung höherer Anweisungen und die Erfüllung ihrer Pflicht. Herr Sparig-Reudnitz erwidert, e» sei Da nn sich gewiß ganz richtig, indessen man wisse ja auch, daß die Gesetze verschiedenartig auSgeftihrt werden könnten, aus strenge und weniger strenge Weise. ES komme ihm DaS gewissermaßen so vor, wie die Behandlung eine- Kranken, dem der Arzt Madeira gern verordnen möchte, bei dem aber, weil er ihn nicht kaufen könne, gelegent lich der SchnapS dieselbe Stelle verrichten müsse. (Heiterkeit.) Herr Oberbürgermeister vr. Georgi drückt sein Bedauern darüber a»S, daß der Vorredner sich in der gedachten persönlichen Weife direct an eine» anwesenden Ehrengast gewendet habe und au- dem Rahmen der sachlichen Behandlung herausgetreten sei. Die Debatte ist hierauf beendet, und e» wird rur Abstimmung geschritten, welche die vollständige Annahme de- Anträge- kudwtg-Wolf (gegen wenige Stimmen) ergiebt, so daß dadurch der Autrag der Commission hinfällig geworden ist. Letzter Gegenstand der Tage-ordnung sind mehrere Anträge de» Stadtrath» Ruick-Plauen, die S tel- lung städtischer Schutzmauuschaften uud sonstiger Executivmannschasten im Dienste der Sicherheit-Polizei zu tz 20 der Coutrolord- nuog betreffend, und die Unterstützung städti scher Polizeibehörden bei gerichtS-polizeilichen Erörterungen von Seiten der Telegrapheu- ämter betreffend. Der Antragsteller begründet seine Anträge mit kurzen Worten und eS werden dieselben in folgen der Fassung zum Beschluß erhoben: l. Die von dem königl. sächs. KriegSmintsterium ausgesprochene Beschränkung, e» seien unter den in F. 20 der Eontrolordnung vom 28. September 1875 «ad 4 genannten Schutzmannschaften „nur die im Staatshaushalte alS solche aufgeführten königlichen Beamten", nicht aber Kommunalbeamte zu verstehen, ist eine Auslegung, die weder im Sinne der Eontrol- ordnuna — veral. 8 18 unter 4 —, noch im Sinne d«S RerchSmilitairgesetzeS vom 2 Mai 1874 — vergl. 8. 65, Absatz 1 —, noch auch in den in Frag« kommenden tbatsächlichen Verhältnissen ausreichende Begründung findet. U. Der Vorstand deS Sächsischen GemeindetageS wird beauftrag», baldmöglichst «ne authentische Inter pretation der B-stimmung in 8- 20 unter 4 der von Er. Majestät dem deutschen Kaiser erlassenen Eon trolordnung herbeizusühren und wenn diese wider Erwarten im Sinne der Auffassung de» königl. sächs. Kriegsministeriums auSfallen sollte, im Namen de» Sächsischen GemeindetageS um Abänderung der Be stimmung zu Gunsten der Kommunal-Schutzmann- schäften nachzusuchen. Der Vorstand deS Sächsischen GemeindetageS wird beauftragt, bei dem Herrn Gemralpostmeister de» Deutschen Reiches zu beantragen, eS möchten seiner seits die nöthigen Schritte gethan werden, daß auch d.e städtischen SicherheitSpolueibehörden von den Telegraphenämtern bei gerichtspolizeilichen Erör terungen in geeigneter Weise unterstützt werden dürfen. Der Vorsitzende theilt noch mit, daß der für da» nächste Jahr gewählte Vorstand sich in her gebrachter Weise durch drei Mitglieder und zwar durch die Herren Streit-Zwickau, Blume-Sebnitz und Goetz-Leipzig verstärkt habe, und schließt daraus mit dem AuSdrucke der besten Wünsche für da- fernere Gedeihen de- GemeindetageS die Sitzung. Aus Aufforderung de» StadtrathS Ruick-Plauen spricht die Versammlung durch Erheben von den Sitzen dem Vorstände de» GemeindetageS und dessen Vorsitzenden, vr. Georgi, Dank für die er sprießliche Geschäftsleitung auS. La» Festmahl drs Sächsischen GemeiuLttages. Am Freitag Nachmittag war der große Saal de- beliebten Restaurant- Bonorand Schauplatz eine- festlichen Turnier». Etwa fünfzig reisig«, ehrenfeste Männer, Vertreter vieler Gemeinden, hatten sich in der vierten Stunde daselbst ver sammelt. um mit blanker Waffe einen Kampf, nicht unter sich, sondern gegen einen gemeinsamen Gegner auSzufechten. Mann an Mann, Schulter an Schulter traren sie ihm siegesgewiß in zwei langen Reihen entgegen und erwarteten so wie eine Phalavr den ersten Angriff. „BiS auf die Knochen" sollte der Feind ver nichtet, für immer vertilgt werden! Der ab« gefleckte, eigentliche Turnierplatz war eine lange inmitten de- Saale- errichtete Tafel, als Waffen lagen auf derselben blitzende — Messer, Gabeln und Löffel. Diese „Waffen" sowohl wie die Ueber- schrift dieser Zeilen verrathen dem Leser, daß eS sich hier nicht um einen blutigen männermorden den Kampf, sondern um da» fröhliche gemein schaftliche Festessen re- Sächsischen GemeindetageS handrlt. Einfach und doch höchst geschmackvoll war der weite luftige und Helle Saal zu dieser Festlichkeit hergerichtet worde». In den Ecken standen Topf gewächse und am oberen Ende, mitten vor der Nordwand, zwischen grünen Blattpflanzen die Weißen Büsten de- deutschen Kaisers und de- König» und der Königin von Sachsen, die letzteren ein wenig vertieft recht» und link- neben dem deutschen Staat-oberhaupte. Um drei Uhr sollte da» Mahl be ginnen, aber m Folge der vorbergegaugeneu Hauptver sammlung fanden sich die Teilnehmer, wie bereit- erwähnt, erst in der vierten Stunde ein, so daß sich der Anfang bi- gegen 4 Uhr verzögerte. DaS Mahl selbst war in allen seinen Beftandtheilen ein vorzügliches und die ihm zu Theil gewordene „musikalische Würze" seiten» der Capelle deS 107. Infanterie-Regiment» trug nicht wenig dazu bei, die Feststimmung zu erhöhen. Bald nach Beginn di- MahleS, al- die Gläser gefüllt waren, erhob sich der Präsc- der Versamm lung, Herr Oberbürgermeister vr. Georgi, und brachte einen kurzen aber gehaltvollen Toast auf Ihre M-jesiäten den Kaiser und den König von Sachsen au», welcher in Aller Herzen ein laute- Echo fand und begeistert ausgenommen wurde, während die Capelle die Nationalhhmne spielte. Dann, nach kurzer Pause, die durch den zweiten Gang und musikalische Borträge auS- gefüllt ward, hielt Herr Bürgermeister vr. Trvndlin eine schwungvolle Ansprache, in welcher er, auf die Bestrebungen de» Gemeinde tageS hinweisend und au die gegenseitigen oft fruchttragenden Anregungen dieser Versammlungen erinnernd, ein Hoch auf den sächsischen Gemeinde tag au-brachte mit den Schlußworten: „Er lebe, blühe und erweise sich alS segensreich für die Gemeinden." Unter den nun folgenden Trink sprüchen galt derjenige de- Herrn vr. Andre, Oberbürgermeister- von Chemnitz, der Stadt Leipzig, der humoristische und einen kurzen Abriß der Ge schichte von Leipzig enthaltende Toast de- Stadtverordnetenvorsteher- Hrn Götz der Bü.ger schaft der deutschen Städte, der de- Stadtverord, neten-Bicevorsteher- Herrn Schill den «nwesen den Ehrengästen, besonder- den Vertretern der Regierung und der de» Herrn KkeiShanptmann- Grafen zu Münster dem Wohl de- Gemeinde« leben-. Ferner ist hervvrzuheben der Toast de- Stadtratbep Herrn Ruick kPlauen), welcher zwischen Schutzmarmfchaft und Gemeiudevertreteru eine Parallele zog und u. A. nachstehende launigen Verse enthielt: Der Schutzmann schaften-Zahl ist groß Im weilen Deutschen Reiche, Allein ihr Zweck ist zweifellos Allüberall »er gleiche! Zu schützen gegen Ungebühr De» Staate- Unterthanen, Dem Recht, der Ordnung für und für Beherzt den Weg zu bahnen. Der Zweck ist gut. di« Arbeit schwer. Ein Band von ernsten Pflichten, E» kann sie drum auch nimmermehr Ein Stümper recht verrichten. Ja für un» selber möchten wir Al» Höchste» die» begehren: Man soll im Reiche für und für Al- Echutzmannschaft un- ehren I AlS Echutzmannschaft de- Bürgerthum- Und seine» besten Streben», Al» Schutzmannschaft de» alten Ruhm» Deutschbürgeilichen Leben». AlS Schutzmannschaft für Reich und Staat, Für alle» Gute, Echt«, AlS Echutzmannschaft in Wort und That Für alle heil'gen Rechte. — DieS GlaS nuu sei Zu Derer Preis geleeret. Die im Gemeindeoienste treu Sich allezeit bewähret! Endlich sei noch deS witzigen Toaste- de» Herrn Bürgermeister- Blume (Sebnitz) auf Leipzig- Scbutzheilige, die Ritter St. Georg und Gütz von Berlichingen (mit Anspielung auf die Namen de- Herrn Oberbürgermeister- und de- Stadtverord- netenvorfleher- Goetz), de- Trinkspruche- de» Re- gierung-ratheS Herrn Fischer auf den Herrn Oberbürgermeister von Leipzig, sowie de- Schluß- toaste- gedacht, in welchem Herr Oberbürgermeister vr. Georgi auf da» Wohl seiner Herren Collegen und auf die Harmonie zwischen Rath und Stadt verordnete ein Hoch ausbrachte. Dem Festmahl schloß sich eine kurze „Laffee- pouse" und drr gemeinschaftliche Spaziergang durch da- schöne Rosentbal nach dem Neuen Schützen hause an, wo die Versammlung den Abend in ge« müthlicher Unterhaltung verbrachte. Farbige Lam pion» erleuchteten bei anbrechender Dunkelheit den Garten und ein auS der „Concordia", der „Harmonie" und dem „Zöllnerbunde" zusam mengesetzter und von Herrn Leopold Greifs dirigirter Gesangverein trug mehrere allgemein beliebte Weisen, u. A. „Hinauf" von Zöllner, FrühlingSlandschaft" von I. Otto, „Noch ist die blühende, goldene Zeit" von Perfall und „Abend wird e- wieder" von Aoam, vor, die wohlver dienten Beifall fanden. Auch hier wurde beim Glase Bier noch mancher sinnige und humoristische Toast au-gebracht, so von Herrn vr. A »dr auf den Gesang und die Sänger, vom Bürger meister Herrn Kuntze (Plauen) — in Folge einer scherzhaften Bitte au» de« Reihen der Sänger, rhnen doch Steuerbefreiung zu erwirken — auf die Steuerfreiheit de» Gesänge- und von Herrn Stadtrath Ludwig-Wolf auf vaS Metall in den Leipziger Sängerstimmen. Da fröhliche Fest verlief in allseitig anregender und befriedigender Weise und hat wohl jedem Theil- nehmer einen bleibenden schönen Eindruck hinter- laflen. Möge e» recht viele Nachfolger finden! Tst. 8tr. per aüßeuui»e Hmsbesitzmmti» M r-W, hielt seine 1. Generalversammlung am Donnerstag den 3. Juli in dem großen Saale de» Herrn Trictschler unter zahlreicher Betheiliaung seiner Mitglieder ab. Der Vorsitzende, Herr Arch. Sauer, eröffaete die Sitzung mit geschäftlichen Mitthei lungen. Er bemerkte, daß nach Umwandlung de» HauSbesitzerverein» der Südvorstadt in einen all gemeinen HruSbefitzerverein die Zahl der Mitglie der rasch di- über 300 gestiegen sei, daß dieselben aber immer noch vorzugsweise der Südvorfiadt angehören; e» erscheine daher rathsam, nochmal eine Aufforderung zum Beitritt an alle Hausbe sitzer ergehen zu lasten. — Die MiethvertragS- sormulare haben so raschen Absatz gefunden, daß ein Neudruck derselben erforderlich wurde. Kerner theilte der Vorsitzende mit, daß der vorläufig abge- lehnte Antrag de- früheren füdvorfiädtischen Ha»-« besitzerverein» um Errichtung einer neuen Post- filrale in der Süvvorstadt jetzt bei der Ober-Post« direction nach erkanntem Bedürfniß ein geneigtere- Entgegeakommen zu finden scheine. Der Vertrag mit den Herren Gut-besitzern Köckert und vr. Müller über Grubenräumung sei nunmehr endgültig voll zogen, e- möge aber Jeder, der dem Vertrage bei- -«treten wünsckie, eine diesbezüglich« Erklärung unter Beobachtung der in Nr. 4 der MouatS- blätter an die Vereinsmitglieder in dieser Ange legenheit gerichteten Aufforderung bi» zum 18. Juli dem Vorstande zugehen lassen. Die beide« an wesenden Herren Mitcontrahenten sind gern bereit, allen etwaigen Wünschen möglichst entgegeuzukom- men — Schließlich wurd« der Sack'sche De-infec- tion-apparat, der in Nr. 3 der Monat-blätter für Grundbesitzer ausführlich beschrieben ist, von Herrn Sack selbst vorgezeigt und fand allseitigen Beifall. ES steht noch ein Gutachten de- Herrn Prof. vr. Hofmann über diesen Apparat in Aussicht. Ueber den zweiten Gegenstand der Tage-ordnung, da- neue Vereinsstatut betreffend, referirte in Ab wesenheit de» Herrn Rvvocat Tscharmaun vr. N. Meißner. Der vorliegende Entwurf wurde nach längerer Debatte mit geringen Abänderungen schließlich en dloe angenommen und de» Vor sitzenden die Vornahme weiterer redactioueller Änderungen anheim gegeben
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