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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188210068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821006
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821006
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-10
- Tag 1882-10-06
-
Monat
1882-10
-
Jahr
1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.10.1882
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Erscheint täglich früh «'/, Uhr. Ne-srtisu »nt Lnwditi«» JohauneSgasie 33. -Prrchüundrn trr Ukd«ti»«-. BormitlaqS 10—13 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. Fit» n» »«--»« rm,rl»ntrk, »«»«cri«» »MM ßch i- «««L», »>»l »a»a>üi4. A»««H»e -er für »t« ,ichftf«l»e»tz, Nn»»er Üektt««te» Inserate «» rü«che»»«,e» »i« 8 Uhr Na»»«tta»s, «» L««n- «ns Kestta,e« früh hi«'/,» UtzQ 3n den ^ilislnt Nir Zns..^nn«t>«e: Ott« Ulr««, UuwersitätSstrehe 31, La«ts Lssche, Kathonnenftraie IS»». «nr »t« Utzr. MMtr.TMUM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- »nd GeschiftSveckhr. Metz-N«fla-e L770G. Adonnrmrnt»»rri» viertelt. 4'/, iarl. Brttioerlohn h ML. durch dir Latz bezogen 6 ML Jede «inzetnr R»ni«rr 35 Pf, Belq«zemplar 10 Vf. Orbübrr» für Extrabeilaae» «tz«e PoftbrsSrderung 39 ML »tt Poftbesärderung «8 ML Inserate -Aespaltenr Petttzeile >0 Vs. Lchriftm la« ' taut nnjrre» Peets» verzrichmtz. Lateüarischer Sa, nach HSHera» Larsi. Ltttonren n»ter den Urdartion»-rich die Gvaltzeile SO Vf. . gilerat« stad ster« aa die l-rpebitta» >» srave». — Rabatt wird aichi gegebe». Zahlung praaouioonuiuo »der durch PoD» »achaahwe. ^i° 279. Arettag dm 6. October 188L 76. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Veksnntmachung. Die rrdidirte bez. neuaufgestellte Liste derjenigen hiesigen Einwohner, welche zu dem Amte eine« Schvffen oder Ge schworenen gesetzlich befähigt sind, wird vom 3. bi« mit 11. October d. I., mit Ausnahme de« Sonntag«, in den Stunden von Vormittag« 8—13 Uhr und Nachmittag« von 3—S Uhr in der Hauptex^edition de« Polizeiamt«, Nasch markt, zu Jedermann« Einsicht öffentlich ausliegen. Diejenigen, welche nach der unten abgedruckten Beilage ^ de« Gesetze« vom 3. Mai 1879 von dem Schöffen- oder Geschworenenamte befreit zu werden wünschen, haben inner halb der vorstehend angegebenen Frist entweder ihr« Gesuche schriftlich bei un« einzureichen ober bei dem mit der Aus legung der List« beauftragten Beamten zu Protokoll zu erklären. Ebenso kann innerhalb derselben Frist jeder über SO Jahre alte OrtSeinwohner wegen Uebergehung seiner Person, dasern er zu dem Amte eine« Schöffen oder Geschworenen fähig zu sein glaubt, sowie wegen Uebergehung fähiger oder wegen erfolgter Eintragung unfähiger Personen Anspruch erheben. Leipzig, am 39. September 1883. Der -kath der Stadt Leipzig, vr. Georgi. Beilage Gertcht«»erf«si»ng»,csetz »»« »7. Januar 1877. G. 81. Da« Amt eine« Schöffen ist ein Ehrenamt. Dasselbe kann nur von einem Deutschen versehe» werden. G. 83. Unfähig zu dem Amte eine« Schöffen sind: 1) Personen, welch« die Befähigung in Folge strafgerichMcher Lerurtheilung verlöre» haben; 3) Personen, gegen welch« da« Hauptverfahre« wegen eine« ver- brechen« oder Vergehen« eröffnet ist, da« die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte oder die Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aemter zur Folge haben kann;! S) Personen, welche in Folge gerichtlicher Luorbnnug t» der Verfügung über ihr Vermögen beschränkt find. G. 88. Zu de» Amte nur« Schösse» solle» nicht ber»sr» werde»: 1) Person«», »Ache zur Zeit der «»sfirllnng der Urliste da« dreißigste Lebeasjahr »och »icht v»Le»det habe»; 3) Personen, welche zur Zeit der Aufstellung der Urliste de» Wohnsitz i» der Gemeinde noch nicht zwei volle Jahre haben; 8) Personen, welche für sich oder ihre Familie «rmen-'.Inter- stützungau« öffentlichen Mitteln empfangen oder in den drei letzien Jahren, von Ausstellung der Urliste zurückgerechaet, empfangen haben; 4) Personen, welche wegen geistiger oder körperlich« Gebrechen zu dem Amte uicht geeignet stud; b) Dienstboten. 8- 81. Zu dem Amte eine« Schöffen sollen ferner nicht b«. rufen werden: I) Minister; Ä Mitglieder der Senate der freie» Hansestädte; 3) Rcichrbeamte, welche jederzeit einstweilig tu den Ruhestand versetzt werde» könne»; 4) Staawbeamte, welche auf Grund der Lande«gesetze jederzeit einstweilig in den Ruhestand versetzt werdeu können; bl richterliche Beamte und Beamte der Staatsanwaltschaft; 61 gerichtliche und polizeiliche LollstreckungSbeamtr; 7) ReligionSdieuer; 61 BolkSfchullehrcr; 9) dem activen Heer« oder der artiveu Marine a» gehören de Militairpersonen. Die Landesgesetze können außer den vorbezeichneten Beamten höhere verwaltung-beamte bezeichnen, welch« zu dem Amte rtur« schöffeu »icht berufen werden sollen. 8. 84. Da» Amt eine« Geschworenen ist ein Ehrenamt. Da«, selbe kann nur von einem Deutschen versehe» werden. 8. 88. Die Urliste für die Auswahl der Schöffe» dient zugleich al« Urliste für die Auswahl der Geschworenen. Die Borschristen der 88 32 bi« 35 über die Berufung zum Schöffenamte finden auch aus das Geschworenen««»» Anwendung. Gesetz. die Bestimmnngen ,»r Ausführung de« «ertchtsverfaffnngs- Gesetze» »o« 87. Januar 1877 re. enthalte«-; vom 1. März 1879. Zu ß. 84. Zu dem Amte eine« Schöffen und eine« Geschworene» sollen »uht berufen werden: 1) die Abtheilungsvorstände und vortrageud«» Näthr i» de» Ministerien; der Präsident de» LandeSconsistorium«; der Generaldirektor der StaatSbahneu; die Kreis- und AmtShauptleute; 5) die Vorstände der Sicherheit-polizei-Behörde» der Städte, welch« von der Zuständigkeit der Amwhauptmaauschafteo au«, genommen sind. vekannimachimg. Wir machen hierdurch öffentlich bekannt: 1) daß alle in Leipzig wohnhaften Knaben, welche Ostern 188 t und Ostern 1882 aus einer der hiesigen Volksschulen entlasten worden oder von einer böhcrm Schule abgegangen sind, ohne im letzteren Falle das >5. Lebensjahr vollendet und die Elaste erreicht zu haben, welche diesem Alter nach dem Plane der Schule entspricht, zu dem Besuche der Amr-btl» 8«»--s«h»le für Knaste« verpflichtet sind; 3) daß die Anmeldung derselben, wenn sie im B«irk der l. Fortbildungsschule wobnhail sind, bei Herrn Direktor Püschmann, dasern sie sich aber im Bezirk der II. Fortbil dungsschule aufhalten, bei Herrn Direktor vr. Stört zu er folgen bat; 3) da- auch diejenige« K»aste» a«z«»eld»« -«d, »etche a»4 irgend »ine« Grnnde va» de» Besuche der städtischen Fortbildungsschule e»t- st»«de« z» sei» glaube«, 4) daß hier «inziehende »naben, welche Ostern 1880. 1881 und 1883 aus einer auswärtigen Volksschule entlasten worden find, ebenfalls zum Besuch der Fortbildungsschule verpflichtet «nd sofort, späteste«» aber bt»»e» dret Lage» »ach de« <kiaz«ge bei dem Direktor der Fort bildungsschule ihre« Bezirk- anzumelvm sind: 5) daß Eltern. Lehrherren, Dienstherrschafte» »nd Arbeit geber bei Vermeidung einer Geldstrafe bi» zu 30 die im Falle der Nichterlegung in Hast umzuwandeln ist, die schnl» »sttchttge» Knabe» ,« dieser A»«eld»«a aaz«. halte» oder letztere selbst vorz«»eh«e» habe«. Leipzig» am 37. September 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Lehnert. Vrlilnmtmchmt-. Da» 18. Stück de« dirSjähngen Reichsgesetzdlattes ist bei un« eingeaanaen und wird di* ZU« VT. ds». ALt«. aus dem Rathhaussaale zur Einsichtnahme öffentlich auShLngen: Dasselbe enthält: Rr. 1481. Bekanntmachuug, betreffend den Beitritt Luxemburg- zu der unter« 3. November 1881 abgeschlossenen internationalen Reblaus- Eonventwu. Vom 15. September 1883. Leipzig am 3. October 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Trvndlin. Stöß. Vermiettrung. In der S. Etage der Alte» Waage, Katharinen straße Rr. 39, soll eine au« L Borsaal, S ,»etsenstrt> ge» Stube» «ach der Katstartnenstratze Hera»«, 1 z»etse«strtge» und 1 etufeustrtgen Stab« «ach de« Hofe zu, etner Küche und sonstige« Andehdr bestehende, mit Wasserleitung versehene Wohnung »o» 1. April L88S an gegen et«halbjährltche Knadtgang Donnerstag, de» IS. ds«. Mt«. Dorurtttag« LI Uhr auf dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 17. an den Meistbietende» anderweit veruetethet werden Die BermielhungS« und BersteigerungSbedingungen nebst Jnventarium der zu vermiethenven Wohnung liegen ebenda selbst auf dem großen Saale schon vor dem Termin zur Einsichtnahme au«. Leipzig, den 3. October 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröudlia. Stöß. Auctiolls - Manntmachuns. Im AuctionSlocale de« Unterzeichneten Ralhe«, Gerber straße Nr. 10, Hof 1. Etage, sollen Mittwoch, de« LL. October diese« Jahre«, Dorueittag« v Uhr 1 Sopha, 1 Schreibtisch, 5 Kleiderschränkr, i Wäscheschrank, 1 Kanonenofe«, l Handwagen, 1 Kinoerbettstelle. 3 Hobel, bänke, 1 Nähmaschine. L Tafelwaagen, 8 Säcke Gyp«, 2 Windhauben. t Thür. «2 Stück div. Brrter, »0 Fenster- breter, 56 Thürfutter. 199 Dockenhölzer, 10 Treppenhand griffe. 27 Glück gedrehte Docken. 1 Zither. Wand- und Taschenuhren, Gold- und Silbersachen, eine Partie Kleider rc. rc. an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahluug öffentlich versteigert werden. Leipzig, den 4. October 1882. Der Rath der Stadt Leipzig, vr. Tröndtin. Der Inhaber de« abhanden gekommenen Eparcaffen- OuitlungSbuche«, Serie H. Nr. 26,419 wird hierdurch auf» geforbert, sich damit binnen drei Monaten und längstens am 8. Januar 1883 zur Nachweisung seine« Rechte«, bez. zum Zweck der Rückgabe gegen Belohnung, bei Unterzeichneter Anstalt zu melden, widrigenfalls der Sparcassen-Ordaung gemäß dem angrmeldeten Verlustträger nach ersolgter Be- eidigung seiner Anzeige der Inhalt diese« Buche« au«gezahtt werden wird. Leipzig, den 4. October 1882. Die Der»»ait««q de« Leihhaus«« and der Spareaffe. Vekanntmachlmg. Am 11. September er. ist i» der Plech« an der Harkortstraße der nachstehend näher beschriebene unbekannte weibliche Leichnam ausgtsundeii. polizeilich aufgehoben und in die Auaiomie überführt worden. Wir fordern hiermit anderweit Alle, di« über di« Person- lichkeit der Entseelte» MitlHeilung zu machen vermögen, aus, sich ungesäumt bet un« »o melden. Leipzig, am 4. vctober 1883. Du» V«itzet-A«t der Etedt Leipzig- I. Jnnck. Pok.-Rath. vagler, Rf. SignalemenL Alter: 35 —30 Jahre. Stand: anscheinend Dienstmädchen. Haare: dunkelblond. Gestult: kräftig. Besondere Kennzeichen: Narb« a« Kinn «nd Warze» an de» Fingern der rechten Hand. Bekleidet war die Lobte ». A. mit bla», und weiß- gesprenkeltem Oberrock, sowie grauer Zeugtaille. Ein Taschentuch war L. L. gezeichnet. Logisvlrmietljlln-. In der ersten Etage de« Mittrlgebiude« von dem Universität«. Grundstücke, Nittrrstratz« Nr. ö. „Die Melone" genannt, ist rin Legi«, au« V«rjaa1» »»ei Ai»«er», Ka»»er«, Küche und übrige« Zubehör bestehen», ,om 1. April 1883 an aus drei Jahre »nd dann auf jährige Kündigung tt» Wege der Licitation. l«d»ch »nter Vorbehalt der Auswahl unter den Licitantr», anderweit zu vermiethe«. Reslectanten werden ersucht, ihre Gebote LanaerStaa, den 12 Lciaber dsg. -p, vormittag« 1t Utzr im U»werstiät«-Rentamie (Pauliaum). wo auch die Licitation«» bedingunaen zur Einsicht ausliegen, abzngeben. Leipzig, am 3. Oktober 1883. UnibersitütS-AevtOmL »r.L Nichtamtticher Thetl. Fürst Nikolaus auf Helfe«. Di« russisch« Politik läßt die Lage der Ding« i« Orient kernen Augenblick au< den Augen. Sie hält e« in dieser Beziehung mit dem politisch - militatrischen Grundsatzer ^8t ria paosw, par» dollaml- Daß jür Rußland dieser Grund satz der leitend« Faden seiner Orrentpolilik ist, davon liefert wieder die letzte Reise de« Fürste» Nikolaus von Montenegrs nach dem Zarenreiche ein thatsächliche« Zeugniü. Selbst der naivste politische Dilettant wird sich kaum ver hehlen könne», daß jener Reise ei» au-schließlich politische« Motiv zn Grunde lag und daß der Besuch de« Fürste« Nikolaus in Petersburg und Moskau von de« russische« Eadiuete angeregt wurde. Zu welchem Zwecke, da« ist für Jedermann, dem di« orientalischen Verhältnisse nur einiger maßen bekannt sind, unschwer zu rrratben. Die Verhandlungen, welch« mit Fürst Nikolaus in Peters burg gepflogen wurden, bezogen sich sicherlick, i» erster Linie aus die Stellung Oesterreich-Ungarn- in Bv-nien. Diese Stellung ist Rußland »nd de» aesawmtan, «tt ihm «ehr oder minder eng verbündeten Güdslaventhum« ein Dorn nn Auge. Wie dieser entfernt werde» soll» da« scheint eme Hauptfrage, mit welcher die europäisch-orientalische Politik Rußland« schon seit dem Berliner Vertrage sich beschäftigt. Fürst Nikolaus hatte bekanntlich auf seiner Reise nach Rußland Wien berührt, wo er von den dortigen Hof- und diplomatischen Kreisen überaus sreuodlich ausgenommen wurde. Die Wiener Osficivsen wußten damals von jener freundlichen Aufnahme nicht genug zu erzählen; lauter Schil derungen, die indessen für de» denkende«, scharfblickenden Poli tiker von keinerlei Werth sein koimten. Fürst Nikolaus und seine Umgebung haben sehr wahrscheinlich jene Ausnahme dazu benützt, um in Wien mit großer Schlauheit, welch« den Slaven jedenfalls nicht abzusprechen ist. Manche» auSzuforschen. waS ihnen im Interesse ihre» politischen RrisezweckcS wichtig schien. Jenen überschwänglichen, vertrauensseligen Aenßerungen der Wiener Journale setzte auch alsbald der Betersburger Tele graph einen rasch wirkenden Dämpfer auf. Fürst Nikolaus ward nämlich m der russischen Hauptstadt nicht allein noch viel freundlicher al- in Wlen, sondern gerader« in demon strativ-geräuschvoller Weif« empfange«. Diese Aufnahme halten nicht allein die russischen Hos- und Regierungskreise dem Beherrscher der Schwarzen Verg« bereitet, sondern, wie in den Petersburger Journalen besonder» betont ward, auch die Bevölkerung der russischen Hauptstadt; wobei in her kömmlicher Weise wieder die „religiös-stammverwandten" Be ziehungen Rußlands zu Montenegro hervorgekrhrt wurden, obwohl, wie ethnographisch zweifellos ist. der Boden Peters burg- durchaus kein slavisch-orthovoxer, sonder« bekanntlich ein finnischer ist. Den geräuschvollen Festlichkeiten, deren Gegenstand Fürst Nikolaus wurde, fötale auch alsbald eine telegraphische Nach richt. dir nicht verfehlte zu den Schilderungen, welche dl« Wiener Blätter über den Aufenthalt des Fürsten in der österreichischen Residenz brachten, einen überraschenden Gegen satz zu bilden, ein Gegensatz, der allerdings ganz geeignet schien, die vertrauensselige politisch« Welt höchlich zu verblüffen. Der Petersburger Draht meldet« nämlich nach allen Wind richtungen, zwischen der russischen und montenearinischen Regierung sei «in Schutz- uud Trutzbündniß iu aller Form abgeschlossen worden. Da dies« Nachricht in chrer wesentliche» Bedeutung unsere» Wissen» nicbt widerrufen ward, so dürfte es wohl erlaubt sein, den Absichten und Zwecken jene« Bündnisse« etwa» näher aus den Grund zu sehen. Vor Allem muß man wohl die Frage stellen, gegen Wen diese« neueste russisch» montenegrinische Zusammengehen gerichtet sein soll. Die Ant wort daraus ist nicht schiver zu finden. Die Unzufriedenheit Rußland» mit den Bestimmungen de« Berliner Vertrage«, der durch di« Occupatio» BoSnicnS seiten« Oesterreich» dir politischen Hintergedanken Rußland« im europäisch-slavischen Orient durchkreuzt» sowie di« geographisch-nalionalen Ver hältnisse Montenegro«, das seit je gewissermaßen ein Vasallen staat Rußland» gewesen, lasten keinen Augenblick in Zweifel, daß die Spitze jene« Bündnisse» gegen Oesterreich-Ungarn gerichtet ist. Rußland ist nämlich, wie wir bereit» anaedeutet, unab lässig bemüht, die Stellung Oesterreich« in Bosnien zu er schüttern, ja e« daran« zu vertreiben und von jeder Theil- nabme an der Ordnung der europäisch-orientalischen Verhält nisse auSzuschließen. Zur Durchführung dieser Absichten und Pläne findet Rußland an Montenegro einen ebenso na türlichen wie willfährigen Bundesgenossen. Gelänge e« nämlich, Oesterreich zu veranlassen, seine Stellung in Bosnien auszugcben» so stünde dadurch von selbst eine Gebietserweiterung für Montenegro iu Aussicht, die ihm von seinem Schutzpatron Rußland, für die diesem geleisteten guten Dienste, jedenfalls zugesprochen würde. Wäre aber Oesterreich nicht geneiat, se,ne Truppen anS BoSnieu im Wege diplomatischer Verhandlungen, allenfalls in Folge einer Revision de« Berliner Vertrage«, zurückzuziehen, son dern vielmehr die Lösung der ganzen Frage vou dem Ausfälle einer kriegerischen Eventualität abhängig zu machen, so wäre di« Stellung und geographische Lage Montenegro« vom mili- tairischen Standpunctr, so klein auch sonst dieser Staat gegen Oesterreich sein mag, uicht zu unterschätzen. Monte negro würde durch seine Lage au» seinen schwer zu- gänglichen Bergen im Vereine mit seiner kriegerisch geübten Bevölkerung die Flanke der österreichischen Ausstellung tt» VoSuieu bedrohen, während Oesterreich auch von Serbien her kaum freundnachbarsichr Gunstbezeigungen zn erwarten hätte. Rechnet mau noch dazu di« Unzufriedenheit und Gährung, welche in Bosnien und de, Herzegowina fort während gegen die österreichische Occupation herrschen, so wird man wohl zu dem Schluffe gelange« dürfen, daß dort rin kriegerische» Ereigniß Oesterreich viel zu schaffen machen müßt«. Daß in dieser Richtung seiten» Rußland« gewisse Vor bereitungen im Zuge sink, scheint fast zweifellos. Wenigstens sind die letzten Nachrichten, welche au« Petersburg. Erttinje und Belgrad dorliegen. ganz dazu angethan, jene Lermuthungrn in hohem Grade zu bestärken. Di« Wiener Blätter melden nämlich au« Eattaro» daß am 3. d. sämmt- lich« in der Bocch« befindlichen Montenegriner von ihrer Regierung Befehl zur sofortige, Rückkehr »ach ihrer Heimath und Einreihung in di« Landesmiliz erhalten. E« soll, wie es in Erttinje heißt, «« »ontenegrinische« Observation», eorps aa der Grenze Albaniens zusaininenaezoqen werden, während ander« Nachrichten sogar von der Aufstellung eine« solche, Lorps a« dem herzegowioischen Grenzstrich«, also gegen Oesterreich, spreche,. Montenegro hätte nämlich weg«, der an seiner Grenze errichtete« österreichischen Befestigung«« ein« Beschwerdenote nach Wien gerichtet und wünsch« auch die Frag« der Unter» LaltSkosten. welch« dem Fürstenttznm« dnrch die dosnisch. herzogowioischen Flüchtlinge verursacht worden, erledigt zu sehen. In Folg« dieser Vorgänge, heißt es weiter, rühren sich auch bereits wieder di« Insurgenten in Bosnien u»d der Herzegowina. Die Wiener Journal« gestehen jetzt selbst, daß in letzterer noch über tausend Insurgenten u»trr verschiedenen Führern in den Berge« sich verborgen halt«». I, Folge dieser bedenklichen Verhältnisse sind i, Serajewo »ieder bedeutende österreichisch« Truppenverstärkungen ringetroffen. Dies« gewiß kaum beruhigenden Nachrichten werden aber noch durch «in Sen- sationSteleqramm übertreffen, da« gleichzeitig von Petersburg und Belgrad de» Weg in die westeuropäische Presse gesunde« hat. Es meldet nämlich, die serbische Oppositionspartei hätte einstimmig den Beschluß gefaßt, den König Milan wnge» seiner „antinationalen" und „ruffenfeindlichen" Haltung zu entthronen und seinen minderjährigen Sohn Alexander Wim Könige auSrurufen. Diese merkwürdige Nachricht briageu auch die PeterSburaer Journale „Golos" und „Nowoje Wremjawa« im Hinblicke aus die bekannten EcnsurverlzLlt- nissr Rußlands wohl einigermaßen zu denken giebt. E» scheint also wirklich, daß die jüngste Reise des Fürsten Nikolaus von Montenegro, im Vereine mit dem „stammver wandten" Rußland, die „südslavische Frage" wieder in Fluß bringen soll; weshalb da« ruhebedllrftige Europa gut thun dürste, auf jene bedrohlichen Anzeichen ein wachsame« Auge zu richten und die Beachtung der Bestimmungen des Berliner Vertrages gebieterisch zu fordern. Leipzig, 6. October 1882. Zur auswärtigen Lage wird uns aus Berlin ge schrieben: „Die Bemühungen des Petersburger Cabinets» den nördlichen Arm des Donaudeltas, die Kiliamün» düng, in die ausschließliche Machtsphäre Rußlands zu bringen und zunächst der Eontrole der europäischen Donaucommissio» zu entziehen, entbehren vorläufig de« bedrohlichen Charakters; indessen wird in diplomatischen Kreisen davor gewarnt, die Angelegenheit al« eine bloße Episode ohne ernster« Folgen aufzusaffcn. Wie Rußland den deutsch-sranzösischen Krieg zur Zerreißung de» Pariser Friedens von 1856 benutzte, so wählt cs jetzt mit gewohntem Geschick den Zeitpunkt, «o die Interessen der Großmächte auf das eghptische Theater abge» lenkt sind, zur Sprengung der Fesseln, die ihm den unge hinderten Genuß de« Eriverb« eines Donauarmes verwehrte». Nach guten Erkundigungen glauben wir sagen zu dürfen: es wird seinen Zweck erreichen, ohne daß es mehr als einige diplomatische Eouliffen einzustoßen haben wird. Hier saßt ma» die Situation dahin auf, daß es eme unhaltbare Forderung an «ine Großmacht sei, sich auf seinem eigenen Gebiete (denn das ist die Kiliamüudung) Beschränkungen an Hoheitsrechte« aufrrlcgen ru taffen, und das veraltet« derartiger inter nationaler Bestimmungen wird sofort klar, wenn man die Frage auswirst. ob die Mächte wohl die ultima ratlo regnm an den winzigen Vortbeil der Unterwerfung Rußland« unter di« Donaucommisston setzen würden; eine Frag«, die jeder ver- iändige unbedingt verneinen wird. Da« formelle Recht vxicht zweifellos gegen das Petersbvrger Eabiuet, das »a«r- icbe Recht ist ebenso zwekseNs« auf seiner Sette und die- jenigen, die den Machtzuwach« Rußlands fürchten, haben da für nicht die gegenwärtige Verwickelung verantwortlich zu machen, sondern die Politik von 1878, welche dem Zaren reiche erlaubte, an der Dona« wiederum festen Fuß zu fassen. Nachdem einmal dieser Fehler begangen worden, müssen auch seine Folgen getragen werden, so unan genehm auch für manche Cabinete die Aussicht sein mag, daß Rußland in die europäische Donau-Commission ausgenommen wird, worauf Herrn von Gier« Absichten angeblich hinaus- iausen. Was Deutschland speciell anlangt, so ist nicht wohl anzunehmrn, daß Fürst Bismarck in dieser Frage einen Wider spruch erheben sollte, der die Annäherung Rußlands uud Frankreich« al« derjenige« Macht, die den russischen For derungen am weitesten entgegen kommen würde, nur zu be schleunigen geneigt wäre. Daß in der Angelegenheit bereit em direkter Notenwechsel unter den Cabinelten stattgefundar habe, wird hier übrigen- mit Entschiedenheit bestntten. Bis her bildeten wohl nur die Informationen der Mitglieder der Donau-Commission an ihre Regierungen das einzige acten- mäßige Material zur Sache." — Der Bundesrath wird am 16. October seine erste Plenarsitzung abhaltcn und sich in derselben mit der Vorlage betr. die Ausnahme einer landwirthschaftlichen Statistik und Viehzählung zu befassen haben. Die Ausschüsse treten, wie schon bekannt, etwa« früher zusammen. Um die bisherige conservativ-klerikale Majorität im preußischen Abgeordnetenhause zu sprengen und den Liberalen daS Uebergewicht zu verschaffen, müßten den Gegnern von dem in letzter Zeit jnnegehabten Besitz stand etwa 70 Mandat« abgenommen werden. Wenn wir die Liste der aufgestellten Canbidaturen, soweit sie bi» jetzt vorliegt, mustern, so finden wir, daß von Seiten der ver schiedenen liberalen Parteien Anstrengungen und Rüstungen gemacht werben, den Gegnern etwas über hundert Mandate zu bestreiten. Die weitaus Überwiegende Mehrheit der Wahlkreise, in denen die liberalen Parteien Eroberungs versuche unternommen haben, war natürlich im bis- herigen Besitz der (konservativen, ganz vereinzelt nur im Besitz der Ultramontanen oder ihre« polnischen Anhangs. Wir haben berechnet, daß seiten- der liberalen Parteien in der Provinz Brandenburg auf 2t ihnen in der letzten Legis laturperiode nicht angehörige Mandate Anspruch gemacht wirb, in Poinniern aus 15. in Sachsen aus 15, in Ostpreußen aus 12, in Hessen-Nassau aus 10, in Schlesien auf 9, in Posen aus 6, in Westfalen aus 5, in Rheinland auf 5, in Schleswig-Holstein aus 4, in Wesipreußen auf 4, in Hannover auf t, wa« zusammen 107 Mandate ergeben würde. Bon diesen müßten also zwei Drittel wirklich den Gegnern abgenommrn werden, wenn daS Ziel, die Bildung einer liberalen Mehrheit, erreicht werden soll. Gewiß ent ziehen fick noch manche in Vorbereitung begriffene liberale Canbidaturen unserer Kenntniß und man wird erwarten dürfen, daß in den letzten Wochen noch manche» bisher Versäumte nachgeholt wird; es sind noch Wahlkreise genug vorhanden, die mit Aussicht auf Erfolg den Gegnern streitig gemacht werden könnten, ohne daß blSher Vorbereitungen dazu getroffen wären, vielfach habe« die Extrem-Liberalen ihren Eiser und ihre Kraft zu sehr darauf gerichtet, den Gemäßigt-Liberalen ein Mandat abzujage» und darüber in der Bekämpfung der Censervativen e« an That« kraft fehlen lasten. Allein nur wa» aus Kosten der bisherigen conservakiv-klerikalen Mehrheit gewonnen wird, ist «iu wirk licher Gewinn für dir liberal« Sache. Mit der Bezeichnung „Eandidat der vereiniate» Liberalen" wird in der fortschrittlichen Presse vielfach ei» Mißbrauch getrieben, dem wir entqegentreten wüsten. So gebt z B. jetzt durch eine große Reihe von Zeitungcn ein« Wahlnotiz, wonach im Wahlkreis Altena-Jferloha eine Ver einbarung zwischen den vereinigten Liberalm auf dm Fort« schrittsmann l)r. Langerhan» und dm Secesstonistm Honvitz znm Abschluß gekommen sei. Der genannte Wahlkreis war bisher von zwei Nalioiialliberalcn vertrete» n»V es sind daselbst seit geraumer Zeit wieder zwei nationalliberal«
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