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Beilage zu 37 -es Telegraphen von Berlin. Pen 15. September 1837. Neueste Pariser Moden. Paris, den 27. August 1837. Damen - Mod en. Sehr beliebt sind in diesem Augenblicke die Ueber- röcke von zartfarbig gestreiftem Zaconas, welche fast alle vorn offen gemacht und vorn herauf mit kleinen Zacken garnirt werden. Die Spitze des pelerincnarkigen Kragens endigt sich vorn an der Stelle, wo der Gür tel darübergeht. Die Garnirung ist dieselbe wie beim Rocke; daS Leibchen welches am Gürtel eineHand breit über ein ander geht, bildet auf der Biust ein V. Dieser hübsche Morgenanzug, zu dem sehr gut graue Stiefelchen und italienische Strohhükc mit breitem Schirme paffen, wird durch ein Unterkleid von leichtem Monslin mit einem «ine halbe Elle breiten Saume vervollständiget. Die eleganteren Kleider werden von indischem Mous- lm, von Organdi, mit einer reichen Stickerei in der Hohe dcS Knies angefertigt. Am meisten modisch ist das Weiß mit flatterndem Gürtel und bunter Bandesverzierung. Auch sicht man einige Kleider von Wollcnmouslin mit weißem Grunde, auf dem sich sehr zarte, kleine Blumen, beffndcn. Man trägt jetzt seidene paille Hüte, die an Farbe den italienischen Strohhüten so ähnlich sind, daß mau sie in einiger Entfernung, wirklich für florentinische Geflechte hält. Unter den Schirmen dieser Hüte kom men die rochen Blumen wieder zum Vorschein und trotz dem, was man gegen die Anwendung und den Miß brauch der rochen Blumen im Sommer in der Nähe des Gesichtes gesagt hat, müssen wir doch als treue Be richterstatter gestehen, daß in braunen oder schwarzen Haaren die Wirkung dieser Blumen sehr gut ist. In eben demselben Maße wie die Mode der rochen Blu men neben dem Schirme, besonders mit strohgelber Seide wieder erscheint, ist der Paradiesvogel die noth- wendige Verzierung der Putzhüte- Zu den rothen Blu men werden besonders die Granatenblülhe, die Nelke, die Rose und einige kleine scharlachrothe Dahlien ge nommen- Eben so wichtig wie der Kopsputz ist die Fußbe kleidung und in dieser Beziehung können wir besonders Jacobs (liuo cko la 1'alx Ido. 28) cmpfchlen. Von ihm sind dic Schuhe u. s- w. für die Herzogin von LrleaiW- geliefert wordcn , und nichts kann mit der Eleganz stnd dem Reichthum derselben verglichen werden, namciltlich scheinen die Pantoffeln wegen ihrer Mannichfaltigkcit und Vollkommenheit in der Stickerei für eine Fee be ¬ stimmt zu sein. Die ausländischen Damen, welche auf guten Geschmack in ihrer Kleidung sehen, lassen ihre Schuhe und Stifclchcn auS Paris kommen, da dies der einzige Ort ist, wo di« Schumacherkunsi einen hohen Grad von Vollkommenheit erreicht hat- Jacobs ver sorgt einen Thcil der Höfe Europas mit Fustbeklcidung. Herren-Moden. Paris, den 31. August 1837. Es ließe sich viel über die Häßlichkeit und das Unbe queme deS Herren - Anzuges sagen, aber diese Sach« ist schon zu lange bekannt, als daß wir noch einmal darauf zurückkommcn sollten. Und dennoch gicbt cS cmen Mann der einen Theil seines Lebens darauf verwendet hat, diesen undankbaren Anzug zu siudiren und der uns alle Tage, neue Beweise seines Geschmacks gicbt. Die« ist Huinann, dem die fashionable Welt die elegantesten diesjährigen Sommerneuigkeiten verdankt. Im vergan genen Winter hat er unS bewiesen, daß er sich eben so aut auf Ball- als auf Stadt- oder Promenaden- An züge verstehe. Bald wird die Zeit beginnen, wo iS so schwer fällt, sich mit Eleganz zu kleiden: diese Zeit ist das Ende des Herbstes; der Zeitpunkt, wo das seböne Paris vom Lande zurückkehrt. Es ist alsdann eine ge mischte Jahreszeit, weder Sommer, noch Winter, we der Luxus noch Neglige-Periode. Die bewunderungs würdigen Stoffe, welche unS Herr Humann zeigte und die er als ein schätzbares Depot in seinen Magazinen ausbewabrt, sprechen deutlich dafür, daß der Beifall seiner Ateliers, sich wie früher, d. h- oben ei halten wird. Im gegenwärtige» Augenblick ist die Mode unver änderlicher und einförmiger als jemals. Man trägt noch immer kleine Uebcrröcke, mit klei nen Revers, kleinen Kragen und kleinen Schößen; die Aermcl sind eng, die Knöpfe (nur eine Reihe) sind un geheuer groß und von Seide. Auch sieht man viel Leibröcke, deren Revers breiter als die der Uebcrröcke sind, mit spitzen Schößen, welche auf den Hüften sehr kleine Taschen haben. Die Knöpfe find von Seide oder cisclirlem Leder. Es werden Piquö - Westen mit weit geöffneten Echawl - Kragen getragen, worunter man das jabotar- tige Hemde sieht, welches mit ganz einfachen clfenbci- " »erneu Knöpfen uiid cmem ganz kleinen Jabot verziert ist, daS eine kaum bemerkbare Kante hat- Die Pantalons sind von Pique, der sich in'S Un endliche verändert. Man kann nichts Eleganteres sehen als diese Pantglons, von denen di« schönsten sieberlicki