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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.11.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188411305
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18841130
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18841130
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-11
- Tag 1884-11-30
-
Monat
1884-11
-
Jahr
1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.11.1884
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-70 bi st aber 28,534 - End« man iärkten n,i am lliouen machte ,u ent- in der Holland dürste > daß Vaster ihruag Jahre F'üffe i»üflen lüsten. Zucht- ndern. ligung olland e- der ,e Ab- immer i» am richten st nur iS vor ,a mit fische, lijahre iufiger >er bei ch er- dre zu n ver- Lingen is ein erheb- > Stück Lachse d Leer Leider Weser cherei- 10 000 r Be- Beftr- fischen n der en bei z von eutsch« eShalb Selbst !N be wahr« :r ist -acra- tlichen rdent- Eevo-vorträge u»d ..«rien" werden mit de» Chorzrslv-en abwechsel». Nehmen wir diese Soli der neulich bereit« ge« nannten Frau Mctzler-Löwy und de- Herrn Iuliu- Klengcl hinzu, welch' beiden sich i» thatbereitem Interesse ,ür die Lutberkircke Herr Director Behr mit der EliaS« Arie: „Es ist genug" noch angeschlostcn hat — ich erinnere an die gewiß Vielen, wie nur. in ihrem weihevollen Ernst unvergeßliche Durchführung der Christ»--Partie in der Bach'schcn Passion, welche vor etwa zebn Jahren Director Behr fang —, so steht unS ein wohl seltener benutz bevor. Leipzig bat wiederholt bewiesen, daß von der Vorzüglichkeit oder besonderen Anziehungskraft eine« Concert» durchaus nicht ans die Lust zum Besuch desselben in außerordentlichen Fällen zu schließen ist; wie wären sonst in unserer Stadt so manchmal Conccrtsäle oder Kirchen leer geblieben! Angesicht- unseres Falls, wo eS der Lutherkirche gilt» ist wohl da- (Hegenll>eil zu erwarten, und cS werden sich selbst die nicht zurückhalten lasten, welche erst kürzlich in dem Niedel-Concert in so reichem Maße befriedigt worden sind. Da- heutige Concert ist ein Gruß aus der alten Kirche an die werdende neue und an Alle, die ihrer Einweihung mit Freuden ent gegensetzen. Möge er nicht unerwiedcrt bleiben! Carl Piutti« Leipzig, 29. November. Dem Concert von Eugen d'Albert steht, wie bereit- au- dem Billetverkaus ersichtlich, eine rege Bethel- Iigung in Aussicht, ein Beweis, welcher großen Beliebtheit der jugendliche Künstler sich auch hier zu erfreuen hat. Da- Programm enthält die Chromatische Fantasie von Bach, die Sonate in Ai, 110 von Beethoven, sowie Werke von BrahmS, Chopin, Rubin» stein und LiSzt. -1c- Lützen, 28. November. Unser tüchtige-Stadtmnsikcorp-hat» wie alljährlich, auch für diesen Winter vier Abonnement-Toncerte veranstaltet, deren erste- gestern Abend im Schü-enhause statt» fand. Das gut gewählte Programm, welche- eine passende Auswahl von klassischen und Salonstücken enthielt, wurde in allen seine» Theilen correct und sauber durchgesührt, wie denn überhaupt die strebsame Capelle, deren Leistungen wiederholt im „Leipziger Tage blatt" rühmend anerkannt worden sind, sich in Lützen und Umgegend eines guten Ruse- erfreut. Für daS gestrige Concert hatte Herr Musikdirektor Tittel die Sängerin Frl. Emmy Görlich au- Leipzig gewonnen, die hier durch die Frische. Reinheit und Kraft ihrer sympathischen und sehr umsangreichen Sopranstimme noch vom vorigen Iakre her in bestem Andenken stand. Sie reproducirte gestern Abend die Arie: „Neue Freuden, neuer Schmer»" au» ..Figaro's Hochzeit" von Mozart, „Brennende Liebe" von Baldamu». „Ter Himmel im Thale" von Marschner und „Einen Brief soll.ich schreiben" von JadaSsohn, und die Sicherheit. Präcision und Nuancirung ihre- Bortrag- waren ein beredtes Zeugniß dafür, daß das fleißige Studium dieser talentvollen Dame im verflossenen Jahre mit bestem Srsolg gekrönt worden ist. Die sehr zahlreiche Zuhörer schaft zeigte sich auch für da- Gebotene höchst erkenntlich und drängte durch stürmischen anhaltenden Beisall die Sängerin zur Wiederholung de- obengenannten, überaus lieblichen Liedchen» von JadaSsohn. Dle Begleitung der Gesänge hatte Herr R. Gregor, einer unserer tüchtigsten Clavierspieler hier, sreundlichst übernommen. Da- Wieder« erscheinen des Frl. Görlich in unseren Eoucertea würde in Lutze» allseitig mit Freuden begrüßt werden. * Das Schweriner Hoftheater bringt am 1.Drcember al- ,weite neue Oper der Saison Rubinsteins „Dämon" zur Aus» sührung. Der Componist wird die letzten Proben und die erste Ausführung selbst dirigiren. wird. > eine ;steht; in die cherei. , von t zum , ehe i und e ver- cherei« wird »er zu rein-» tinger hencn 0 em Weser iöpseii Wässer nicht demie lichten » jetzt istliche » hat iefert. ässern „Tod muß. oder g der 1 des t die wvinz hmidt :tober ilichen dreier imiirt selben * Die Stadttheater»Actiengescllschaft zu Frankfurt a. M. brauchte (nach dem „Dresdner Anzeiger") in dem letzten Geschäft-» jahrc, welches Ende October schloß, nur die Hälfte der ihr nöthigeu- salls zugesicherten städtischen Unterstützung von 80,000 Andrer seits bestes sich die Summe, welche die dort eingesührte Billetsteuer der Stadtcasse cinbrachle, im abgelauseneu Jahre aus 98,000 so daß dadurch die städtische Unterstützung mehr alS doppelt gedeckt ist. (Dies ist jedenfalls für andere Städte beachten-werth.) * Die Große Oper zu Pari-hat wieder eine feste Directioo. Der Minister des Unterrichts und der schöne» Künste entschloß sich zu rascherem Handeln, als man dachte, weil jeder Vorstellung-» abend Verluste brachte, und zog cS nach dieser Erfahrung auch vor, eine Direktion zu wählen, die mit eigenem Gelbe arbeiten kann: die Direktoren Eugäne Ritt und Pierre Gailhard, von denen der eine, Gailhard, als Sänger an der Oper engagirt ist. und ver andere in der Verwaltung der Komischen Oper Beweise der erforderliche» Sachkenntniß abgelegt hat. haben bereit- aus eigenen Mittel» 800,000 Franc- dcponirt. Es heißt, Ritt werde große Ersparnisse zu erzielen wissen, ohne darum den künstlerischen Leistungen der nationale» Musik-Akavemie irgendwie nahezutretcn. Kunst - Gewerbe - Museum. * Neu ausgestellt sind im Zimmer IV eine Anzahl Arkriten in Levrrplastik: Photographie - Albuin, Bibel, Schreibmappe. Notizbuch. Visitenkartentasch«, Würfelbecher u. A. in. Diese Arbeiten sind von dem Sohne des Herrn Hosbuckbindermeister Gustav Fritzsche Hirt au-» geführt. Ferner ein Documenten-Futteral in gleicher Technik, italienische Arbeit au- dem Ansange de- 18. Jahr hundert-, Eigenthum de- Herrn Eugen Felix hier. Sodann ist in demselben Zimmer neu ausgestellt ein kleiner reizender Handspiegel in Nußbaumholz und cin kleine- Relief in Buchsbaumholz, eine Kampfe-- scene darstellend, geschnitten von dem Bildhauer Sturm, Schüler der hiesigen königlichen Kunstakademie und Kunst gewerbeschule. ES bleibt noch au-gestellt da- neu erworbene Prachtwerk mit der kunstvollen Einbanddecke, gez. ^Llajoli et Äml- l-ornm", italienische Arbeit vom Anfang de- 1k. Jahr hunderts. siche- eciell zeben der !vdc" fahre nicht lu»g, scheu t der m »?, bei- Hos- a n n Ge- daß Der- Der vnen i be- und Icher die de» nde" mit leert. in'- den; tied: :lbst: entS» ch in :in- ,n'S mit auch Im Anschluß an vorstehende Notiz schreibt un- Herr Professor zur Straßen: Zur Ergänzung de- Artikel- über Leder-Sculpturen vom 18. d. M., worin schon darauf hingewiesen wurde» daß auch in Leipzig diese Technik geübt werde, .erlaube ich mir auS Anlaß der Ausstellung Vieser Arbeiten im hiesigen Kunst» gewerbe - Museum noch einige Mittheilungen zu geben. Die Lcderplastik ist eine Kunsttechnik, welche bereit» im frühen Mittelalter geübt wurde. Ob auch schon im Alterlhum die Eczhpter, Griechen und Römer diese Kunst gekannt haben, ist nickt sicher» aber wohl anzunehmen und verdiente nähere Untersuchung. Nackgewiesen ist bi- jctzt als das älteste Werk dieser Art eine reick verzierte, mit Buckstabcnsckrist ornamentirte Ledcrscheide eine- Jagdmester- aus der Zeit um 800 n. Cbr. Geburt, welche- Karl dem Großen gehört hat und im Schatze zu Aachen noch heute ausbewahrt wird. Diese Arbeit scheint, nach der Inschrift wie nack den in Leder getriebenen Ornamenten zu urtheilen, cin angelsächsisches Kunstwerk zu sein. (Vergl. die Abbil dungen und aussührlicke Beschreibung dieser merkwürdigen Lcderplastik in dem illustrirtcn Werke von Dr. Fr. Bock: „Kcirl'S deS Großen Pfalzcapelle zu Aachen und ihre Kunstschätze".) Ten jetzt so vielseitig beschriebenen Nach forschungen wird eS gewiß gelingen, noch manche- derartige Kunstwerk auS der romanischen Kunstepoche nachzuweisen, zumal da anzunehnien ist, daß die prächtigen Silber- und Goldgesäße für profane und kirchliche Zwecke in ähnlich kunstvoll verzierten Futteralen ausbewahrt wurden, wie sie uns auS dem späteren Mittelalter und der Renaistancezeit noch zahlreich erhalten sind. Während deS großen Auf schwunges, welchen daS Kunsthanbwerk in den zum Wohl stände gelangten Städten seit der ersten Hälfte deS 13. Jahrhunderts genommen hatte, scheinen die Gebraucks- gegenstände in Lederplastik mehr und mehr in Auf nahme und zur Anwendung gekommen zu sein. An- dieser Zeit finden sich reich in Lederplastik gearbeitete Futerale noch in verschiedenen öffentlichen Sammlungen vor; u. A. im South - Kensington-Museum zu London und im städtischen Museum zu Brügge in Belgien. Da im 13. und 14. Jahr hunderte die HohcitS - Insignien. Krone und NeichSschwcrt. Fürsten und Königen von besonderen Kronbütern auf ihren Reisen häufig nachgetrogen wurden, so wurden um dies« Zeit vielfach transportable Kapseln in Lederplastik zur Auf bewahrung der königl. Insignien angesertigt. So wurden unter dem kunstliebenven Kaiser Carl IV. die beiden lever plastischen, vielfarbig bemalten Kronkapscln gearbeitet, worin heute noch die deutsche Kaiserkrone im Schatz zu Wien sich befindet. Die bei weitem sormcnschönsle und interessanteste Kronkapsel ist diejenige, worin ehemals die Krone de- schwedischen Herzog« Birger (ch 132l) ausbewahrt wurde; diese- vortrefflich in Lrderplastik gearbeitete Kronsulteral befindet sich heute in der reichen Sammlung dcö Herrn Senator Kulcmann in Han nover. Ferner befinden sich im bkustv Oluozc zu Pari- höchst interessante lederplastische Arbeiten auS der eben erwähnten Epoche. Besonders fand seit dem 15. Jahrhundert ein großer Aufschwung in der Ledcrplastik statt: sowohl an Futteralen für die verschiedensten Gebrauch-gegenstände, alS auch an kunstreichen Buch-Einbänden und Kleinobiensckränkchcn u. s. w. wurde diese Technik angewandt und heute besitzt jede- größere Museum, welches mit den nöthigen Mitteln auSgestcillct ist, das eine oder andere Stück dieser Technik auS der Renaistance- zeit. Ein hervorragend schöne- Exrmplar der italienischen Lederplastik auS der ersten Hälfte de- lk. Jahrhundert«, ein Futteral für Dokumente aus dem Besitze de« Duc ck'vrdino bröckörio Ddalckini. befindet sich in ver herrlichen Sammlung de« Herrn Eugen Felix hier, dessen freundlicher Zuvor kommenheit wir es zu danken haben, daß diese« schöne Werk im Kunstgewerbe-Museum zur Belehrung der hiesigen Lcder- plastik-Beflistencn au-gestellt ist. Auf die Technik der Leder- plastik noch näher einzugehcn, halte ich nach der vortrefflichen Erläuterung des Lorck'schen Artikels vom l8. November für überflüssig, doch kann ich nicht umhin, daraus aufmerksam zu machen, daß die Lcderplastik eine Kunst ist. zu deren erfolg reicher Ausübung die Technik allein nicht ausreicht, sondern ein liefe- Studium der Plastik, also Hebung im Zeichnen und ganz besonder- im Modelliren erfordert wird. Vorbildersammlung für Lunstgewerbe. A« Jotzannesplatz Nr. 7. im Parterre -er Ltä-tische» Gewerbeschule. * Neu ausgestellt ist eine weitere Reihe von Tafeln auS „Allegorien und Embleme", herausgegeben von Martin Gerlach und Albert Jlg, Wien, Verlag von Gerlack und Schenk, so daß jetzt 21 Tafeln vor Augen gestellt sind. Daneben bleiben ausgestellt umfängliche Reihen von Tafeln auS der „ornamentalen Formenlehre" von Franz Sales Meyer, vorwiegend Pstanzenverwen- dungen behandelnd, und au» der Sammlung „italienischer Fayencen". Del vecchio's Kunstausstellung. Bor Allem sei heute erwähnt ein plastisches Meisterwerk vo» der Hand deS Professors Zurstraßen hier, ein „Reliesportrair des Herzogs Ernst von Sachsen-Altenburg", da-, in Bronze auSgefühtt, jetzt eme» Schmuck de- herzoglichen Schlosses in Altenburg bildet. Der Künstler hat wie stet- in seinen Bildnissen so auch hier einen edlen Schwung idealer, keckem modernen Natu ralismus abholder Auffassung mit frischer Ledenswahrheit zu ver» schmelzen gewußt. Unter den zahlreichen Gcmälbeneuheiten giebt eS eine Anzahl ganz besonders hervorragender Sachen. Da ist zunächst eine Land» schuft von Ernst Körner, „die Alabastermoschee in Kairo" zu nennen. Dieser Maler verbindet Ed. Hildebrandt's Farbenzauber mit strenger Formgebung. AuS dem breiten blauen Flußipiegel schauen die warmiönigen Reflexe der im Abeodlicht röthlichgew leuch- tenden Häusermasjen. Gruppen von Dattelpalmen beleben den Vordergrund. Jenseits erhebt sich die Stadt, und zuvörderst aus dem Citadellcnplateau ragt die berühmte, kuppet» und minaret» reiche Moschee, deren Innen» und Außenwände mit Platten von rauchgelbem Aragonit, sogenanntem orientalischen Ala- baster, bekleidet sind. Aus den fernen Linien d«S Mokattam- gebirgeS ruht der Abendhimmel mit glühenden Tinten, die nach oben in ein tieses Azur übergehen. Emen ganz anderen Stoff biete« der Thiermaler Siegwald Dahl mit seinem „Waldmann", einem meisterhaften Portrait eines Prachtexemplars aus der Race der Dachshunde. Das Thierchen ist sich der Triumphe bewußt, die eS mit seinem Bildnisse in der Welt seiern wird, so fest steht eS, selbst, zufrieden um sich blickend, ans seinem untersetz:en Beimvrrk im Vordergründe einer Parkansicht, au- deren Gehölzpartieu im Hintergründe das Schloß zu Kleinzschocher herausschaut. Das Bild ist in Privatbesitz. Eine dritte hervorragende Leistung ist ein „Neapel" von Edmund Berninger, ein Motiv, daS von diesem Maler in allen möglichen Beleuchtungen, aber immer virtuos. gemalt wird. Das jetzt hier ausgestellte zeigt wundervolle Abendstimmung. Der Spiegel des GoliS ist von geradezu bezaubernder Schönheit. DaS seniles Blau des Meeres tont sich nach dem Hintergründe zu in warmen Tinten ab, und dort trennt cS die Helle Linie der am fernen User sich hinziehenden Ortschaften von der Masse des Vesuv, die sich, in violetten Tust gehüllt, zum leuchtende» Abendhimmel erhebt. DaS kräftige Jnipasto, womit daS von der Abendsonne beschienene Häusermecr der Stadt gemalt ist, streift an wirkliches Relief. Ein anderes bedeutendes Bild von großer koloristischer Feinheit ist „Der Ruhestörer" von Mathias Schneid. Es ist nicht lange her, daß man hier in der Ausstellung deS Kunstvereins eia anderes Bild desselben Malers von nicht minderer Schönheit und erschüt- ternder, packender Wirkung, sein „Gerettet" betrachten konnte. Das gegenwärtige ist dem Motive nach harmloser, aber auch wieder aus dem Kreise der Leiden und Freuden der Landsleute M. Schmid'S genommen. Eine jugendfrische Tyrolermaid liegt — diesmal »icht bewußtlos aus einem JelSvorsprnnge, wo sie gerettet werden soll — wie sonst schlummernd aus einer Ofenbank, und ein munterer Bua mit Spiclhahnftder und Gemsbart aus dem Hute beugt sich über das Gemäuer eines KüchenojenS. um die Schlafende mit einem Strohhalme zu kitzeln. Das Hauptlicht des im Ganzen dunkel gehaltenen Interieurs fit aus dem Mädchen vereinigt, dessen Körperliiiicn klar rhythmisch unter der Hülle der Kleidung verlausen. Zum Schluffe sei heute »och erwähnt ein großes recht anziehendes und wirksames Jagdstück „Hirsch — tobt!" von C. F. Decker. Im Vordergründe einer gut gemalten bergigen Waldlondschaft, einer mit Buschwerk umgebenen, mit Gebüsch und herbstlich dürrem Gras bedeckten Blöße, sitzt ein alter Jäger aus einem Fclsblock sich vergnügt die Pseise stopfend; vor ihm liegt die Beute, ein stattlicher Zehnender. Neben dieser Gruppe in der Mitte de- Bildes steht ein Beschauer, dem Beschauer den Rücken wendend, den Hund an der Koppel und schmettert laut das Signal „Hirsch — todt" durch die grüne Waldcswelt. Ein dritter Jäger klimmt schon, dem Ruse folgend, rechts mit seinem Hunde den Abhang heran. Frischer Walddust weht dem Beschauer aus dem Bilde entgegen. Adolf Weiske. polytechnische Gesellschaft. lD Leipzig, 29. November. An Stelle der gewerblichen Bor- träge nahm gestern die Polytechnische Gesellschaft, die sehr zahlreich auch seitens der Damenwelt besucht war, eine Recitation de- Herrn Carl de Carro entgegen, und zwar war eS in erster Linie Anzen» gruber'S „Gewisse ns wurm", den der Künstler, der von früher noch in gutem Andenken bei uns stand und offenbar zu den be rufensten Recitatorcn der Gegenwart gehört, srci aus dem Gedächtniß in musterhafter Weise vortrug. Die einzelnen Gestalten des wirk- sarnen VolksstückeS, eine der kernigsten Schöpfungen des österreichi» schen Bolksdramatikers, traten Plastisch vor unsere Augen, und zeichneten sich durch leben-warme, natürliche Charakteristik au«. Das waren keine „Salonösterrcicher", sondern echte markige Volkstypen, ungeschminkt, voll gesunden Rcali-mus und bei aller Derbheit doch nicht roh. Der ehrliche Wastl, der schurkische Dusterer, der olle Brüllhoser, der vom Gcwissenswurm geplagt wird, die treuherzige, naive Liesel, alle Figuren hoben sich so schön von einander ab, daß man glauben konnte, mehrere Personen vor sich zu haben, wenn man die Augen schloß. Ter Vortragende beherrscht den österreichischen Dialekt vollkommen, und was bei ihm so vortäcilhait wirkt, ist der Umstand, daß auch seine Frauengestallen glücklich ausgeprägt sind, und nicht mit einer unnatürlichen Fistelstimme dem Zuhörer etwas vorpseisen. Herr de Carro bleibt immer natürlich bei seinem Bor trag, so daß man gern seinen Worte» tauscht. Nachdem er das Anzengrubcr'schc Stück unter rauschendem Beisall beendigt, gab er noch einen reizenden Strauß Baumbach'jcher Gedichte zu, dessen einzelne Blülhen zu den schönsten gehörten, welche „n Garten deuticher Dichtung jemals gewachsen. Baumbach zählt zu den wenigen lyrischen Dichtern, deren Werke sich vortrefflich zu einer Reciiation eignen, ja eigentlich durch diese erst reckt zur Geltung kommen. Die vvi Herrn de Carro vorgctragenen Dichtungen: ..Dwrzmas 61>rj«ti", ,D>e Kreide", „Das Ungeheuer" u. s. w„ versetzten da« Auditorium in die ittiimirtkste Stimmung. Reicher, wohlverdienter Beisall wurde dr» Vortragende» »ach jeder Pie« z» Thekl. Am Schloß drück», der Vorsitzende der Gesellschaft, Herr Seysfert, Herr» Carl de Carro noch Ipeciell den Dank derselben an- und schloß die Ver sammlung mit dem Wunsche, daß auch die übrige» Vortragsabende jo zahlreich wie der gestrige besucht sei» möchte». Königliches Landgericht IV. Strafkammer. * Leipzig. SS. Nevemder. (T,r Srplasta« t» -er erste» Gasanstalt.) Am Nachmittage de- 8. März ds. J-. wurde die hiesige Bewohnrrichoft von der Nachricht einer Explosiv» i» der Gasanstalt überrascht, und tn der Thal ließen auch dir durch den in Biand gerathcne» Thcer verursachte» kolossalen Rauchmaffen Ernstes befurchten. Glücklicher Weise wurde durch daS energische Eingreifen der in der Anstalt anwesenden Arbeiter und der schnell zur Stelle geeilten Feuerwehr weiterem schweren Unheil vorgebeugt; doch war durch die (im ziveiten Feuerdause der Anstalt) stattgesnndene Explo- sion der Tchlossrrgeftlle Gustav Hermann Rohland von hier schwer, der Handarbeiter Löbner aber leichter verletzt worden. Die angestellien Erörterungen gaben Anlaß zu Einteilung einer Untersuchung gegen den ebengenannten Schlosser Rohland wegen fahrlässiger Brandstiftung (88- 309, irr. 308, 311 de- R.-Str.» Ges.-B.) und sahrlälsiger Körperverletzung. Rohland war ver» dächtig, nachdem er von den ihm Vorgesetzten Schloffermeister OehlschlSgel beaustrogt worden, mit Unterstützung deS genannten Arbeiters Löbner die beiden ersten Taucheröhrcn im zweiten Feuer- Hause der Gasanstalt abzunehmen, daß er bei dieser Arbeit von jenen Röhren zwei Deckel und acht Schrauben entfernt hatte, ungeachtet seiner Kenntuiß davon, daß ein Theil de- in der mit den erwähnten Röhren verbundenen Wassersäulen-Maschine (Hydraulik) befindlich gewesenen Gase- darin zurückgeblieben war, und obwohl er voraus sehen mußte, daß jene- zurückgebliebene GaS infolge der Wegnahme der Deckel und Schrauben auS den Röhren emweichen und da» Innere de- Feuerl>auftS füllen werde; vor Allem aber, daß er dem mehrgenanoten Löbner den Auftrag erlheilt hatte, eine brennende osseae Lampe — sogen. Kreisel — behufs Benutzung bei der Arbeit herbeizuholen, daß er diese Lampe dann auch in der Nähe seine- Arbeitsplatzes hingestellt und hierdurch es herbeigesübr« hatte, daß da- den geöffneten Taucheröhrrn und der Waffersäulen- malchine entströmte GaS explodirt und ein Schaden von über 8000 verursacht worden war. Robland halte somit auch der in der Anstalt bestehenden und durch Anschlag allgemein bekannten Fabrikordnuog. »ach welcher die Benutzung von derartigen Lampen verboten ist, zuwidergehandelt. Leute kam diese Anklage vor dem hiesigen königl. Landgericht zur Verhandlung Der Angeklagte Rohlond, welcher am schlimmsten bei der ganzen Karastropne weggekommen ist, indem ihm der eine Unterschenkel schwer verletzt wurde, und mit Hilft der Krücken den Verhandlungssaal betrat, stellte eine Veischulbung seinerseits ent schieden in Abrede und schob die Katastrophe anderen Einwirkungen als der Entzündung der Gase durch jene Lampe zu. Der Betrieb in jenem Gebäude sei schon wenigstens sechs Stunden vorher ein» gestellt worden, er habe ja auch früher derartige Reparaturen unter denselben Verhältnissen machen müssen, ohne daß Etwas passirt sei; einer Lampe ober habe er sich bedienen müssen, da der Raum für die Arbeit zu dunkel gewesen, und eine sogenannte SicherheilSlampe sei in der Anstalt nicht verbanden geweft» Für die Unmöglichkeit, daß das Licht die Exvlosion herbeigesührt haben könne, spucke aber auch weiter der Umstand, baß er die Lampe mindestens zwei Meter von den betreffenden Röhren entfernt auf» gestellt, ferner daß er schon wenigstens 20 bis 25 Minuten gearbeitet gehabt habe, ebe die Exvlosion er folgt sei, daß die etwaigen Gas- reste in den Rökren auch »icht das so weit davon entfernte Licht batten anzieben können, und daß endlich die Exvlosion im Hinteren Theile deS Gebäudes, viel weiter von ihm enfiernt, stattgesunden bade. Würden übrigens, wie dies jetzt zu geschehen Pflege, die Retorten behufs der erwähnten Arbeit herauSgelrogcu worden sein, so hätte das ganze Unglück nicht vassiren können. Der Zeuge Löduer vermochte, da er durch die Explosion selbst vorübergehend betäubt worden war, nichts Genaues über die Ur- sache zu sagen, während der GaSmeister die Ansicht vertrat, daß die Explosion nur durch das von jenem Lichte entzündete GaS herbeigesührt worden sein könne; er bestritt auch die Behauptung Rohland'S, daß die sogen. Stovftn nicht rechtzeitig und nicht wett genug geöffnet worden seien, und bemcrkie schließlich, daß ein vollständiges Entweichen der Bose, was auch Robland bekannt gewesen, niemals zu erzielen sei. In Uebereiiistimmllng mit dieser Sachdarstellung befanden sich auch die Aussagen deS GaSdirectors und deS Sachverständigen, so daß die königliche SwatSaawaltichast die Anklage ausrecht hielt. Der Gerichtshof, bestehend aus den Herren Landgerichts-Director Bartsch (Präsid.), Londgerichts-Räihen Sochße, Siegel, Höffner und Hilssrichter Assessor Burkhardt, erachtete den Angeklagten für schuidig, ließ jedoch Angesichts der zu Gunsten Rohland'S sprechenden Umstände, soweit lhunlich, Milde walten und setzte die Straft aus 3 Monate Gesängniß fest. Die königliche Staatsanwaltschaft vertrat Herr Staatsanwalt Meißner, die Bertheidigung Herr Rechtsanwalt Jreytag ll. Der in einem der letzten Berichte genannte Flascheubierhändler heißt nicht Roßberg, sondern Roßbach. Entscheidungen des Reichsgerichts. (Abdruck ohne Angabe der Quelle wird gerichtlich verfolgt.) Der Bürgermeister W. aus B. ist vom Landgericht aus 8. 350 Str.-G.-B. wegen Unterschlagung in amtlicher Eigenschaft empsangenerGelder vernrtheilt. DaS Landgericht nimmt folgen den Sachverhalt alS erwiesen an. Der Angeklagte bat seit seinem Eintritt als Bürgermeister von B. l874 bis Ende April 1883 die magistratualische Gnr»ls»nverwaltung in der Garnisonstadt B. geführt. Zu deren Obliegenheiten gehörte die an den Milftairgcbäuden er» iorderlichen kleinen Reparaturbauten anzuorvnen, zu vergeben, ihre Ausführung zu überwachen, die über diese Bauten von den Hand» werkern aulgestellte» Rechnungen an- den aus der Militaircasft ge zahlten Vorschüssen zu bezahlen und am Schluffe des Etats» lahres über die während drsselben geleisteten Zahlungen eine Nach- wcisluig auiziistellen und mit den Quittungen der Empfänger zu be legen. Unter Nichtbeachtung der Bestimmungen der betreffenden Geschäftsordnung und de- bei anderen Gnrnijoiivcrwallungen herge brachten Verfahrens, — wonach die Zahlungen durch Vermittelung der Kämmerei geleistet und zur Erstattung liquidirt werde» und der Bürgermeister sich daraus zu beschränken bat, die Zahlungsan weisung zu vollziehen und die Beläge sür die Nachwciiuiig der Aus zahlungen zu sammeln, — hat der Angeklagte die von der Militair casft an ihn gezahlten Vorschüsse nicht zur Kämmereicasse abgeiührt, sondern an sich genommen und daraus an die Handwerker Zahlungen geleistet, rkeilweise nachdem diese schon ri» Voraus über die ganzen Beträge Quittung erlhcilt hatten. Seit dem Jahre 1879 hatte der Angeklagte die bei der Garnisonverwaltung notliwendig gewordenen Tischte, arbeite» durch den Tischlermeister Brande- aussuhren lassen, die von diesen, ihm eingereichten Rechnungen für ungeeignei erklärt, als RechnungSbeläne zu dienen, statt dessen selbst neue Rechnungen ausgest.llt, mit Quittungen versehen und dann dem Brandes zur Unterschrift vorqetcgt, welcher sie auch ohne Prüfung und im Vertrauen aus die Redlichkeit seines Bürgermeisters mit seiner Unterschrift versah. In diese, von ihm demnächst bei der Milftaircasft vorgeleglcii Rechnungen hatte der Nngekl gte Arbeiten mit auigcsührt, welche Brandes tdcils gar nicht, theils zu niedrigeren Preisen angeftriigi hatte. Bei der Bezahlung der wirklich gelieferte» Arbeiten mußte sich Brandes überdies verschiedene Abzüge gefalle» lassen. Während Brandes sür die drei Eiatsjahre 1880/81, 1881/82 und 1882/83 nach richtiger Ausrechnung seiner eigenen Rechnungen zusammen nur 933.42.ck gefordert, die Summe aber wegen der ihm vom Angeklagten gemachte» Abzüge nicht ciiiiiial voll erhallen hat, berechnete der Angeklagte dem M.litairfiScuS gegenüber 1780.76 .Si als verausgabt. Den die richtige Forderung des Brandes über- schießenden B.traq dieses Liquidats sür die gedachten drei EtalSjahre von circa 847 erklärt das Landgericht als vom Angeklagten alS Beamten unterschlagen. Es nimmt in dieser Beziehung an: Die dem Angeklagten als angestellten und mit der Bearbeitung der Geschäfte der Garnisonverwaltung befaßten Bürger- ineister auS der Gcneralmilitairc.isft zugeiandien Gelder seien für ihn fremde gewesen, er habe sie nur in Gewahrsam gehabt, um sie zur Zahlung von Rechnungen, die der Militairsiscus zu zahle» gehabt, zu verwenden, und soweit sie hierzu nicht erforderlich, zurückzusende». Der Angeklagte habe die empiangenen Vorschüsse in dem von ihm »ach den Quittungen des Brandes liquidirten Um- sänge effektiv au- der Militaircasie enipsangen gehabt, davon den oben erwähnten Betrag von circa 847 weder an de» Brandes abgesübrt, »och an den Militairsiscus zurückcrstattet, viel mehr sich rechlSwidrig zugeeignet, indem insbesondere auch bei der am 25/26. April 1883 erfolgten Feststellung des Vorschubbestandes sich ein Baarbestand nicht vorgesunden habe. Die Revision deS Angeklagten, welche einwendet, daß nicht Amts- unterichlagung, sondern böckstens Betrug vorliege, ist vom R.-G.. II. Straiftna», am 13. Juni d.sJ. verwerft« und hierbei Folgendes ausgesührt: Betrug würde nur dann vorliege», wenn der Ange klagte unter Ucberreichung der unrichtigen Rechnungen und Quittun gen durch Vorspiegelung falscher oder durch Entstellung beziehentlich Unterdrück»»- wahrer Thatsachen i» de» Beamten de- Militairsiccus de» Irrihnm erregt hätte, die liquid,rten Betrage seien sür cjscctiv geleistete Arbeite» vom Fiscus zu bezahlen und wenn erst aus Grund diese- JrrthumS diese Beträge dann »» de» Ange- gektogtea gezahlt wären. Dem entgegen ist aber sestgesteUt, daß Angeklagter von vorn herein zur Beschaffung und Be- zahlullg der erforderlich werdende» Arbeite» auS der Miliiair- caffe Vorschüsse in Verwahrung erhallen, davon einen Theil sich rechtswidrig zugeeignet und das Vergehen der Uoterschlagung durch Anfertigung falscher Beläge vcrd ckl habe. Anlaagend diejenigen Beträge, welche Angeklagter dem Brandes von jeiuen richtigen Forderungen abzog, und welche dem MiluairfiscuS, nicht dem Angeklagten, welcher auf sie kem Recht hatte, zu Gute kommen inußien. io würben sie allerdings schon dann unterschlagen sei», wen» sie Angeklagter bei der vor der Rechnungslegung erfolgten Auszahlung'der Ncstsorderung an Brande» sofort auS der Casft zur Vcrwenduug in, eigenen Nutzen an sich nahm. Da aber das Landgerichl nach dieie» Richiunge» actische Feststellunge» nicht getroffen hat, so stehe» dieie Abzüge mit den übrigen zu viel liquidirten Beträgen aus gleicher Luue. War nun der Angeklagte, wie sei» Rechlsverhäftinß zum Miliiair. iscuS ergiebt, verpflichtet, bei Ausstellung und Einreicimng ,eder einzelnen JahreSrechnung an die Intendantur die dem Mi ftalrsiseus obliegenden und erfolgten Zahlungen aus den Vorschüssen nach- zuweilen und die jedesmal verbliebenen Restbeuäge cnlwcder surückzuzahlen oder sür das künftige Elalsjahr als Vor- schußbestand in Rechnung zu stellen, so erscheint die Annahme nicht rechlsirrlhümlich, daß der Angeklagte dadurch, duß ee bei Legung der Jahresrechnung die zu viel liquidirleu Beiräge weder zurückzahlte, noch sür das künftige Jahr als Vor- schuß ausstellte, sondern dem FiScuS als zu Recht veraus- gabt durch unrichtige Beläge nachwies, also jcdenialls z» diesem Zeitpunkt i» äußerlich erkennbarer Weise seinen Enlschiun. die zu viel liquidirten Geldbeträge von nun an als Eigen!humer für sich zu behalten, kundihat und diesen Eutichluß zugleich durch Zurückbehaltung dieses UeberschusseS zur Verwendung für sich beihätigte, einen Act rechtswidriger Zueignung im Sinne der 88 246, 350 Str.-G.«B. vorgeuommen hat. Nachtrag. * Leipzig, 29. November. Zu Freitag Abend war vom Stadlverein eine allgemeine Bürgerversam,»lung mit ver Tagesordnung „Die Stavtverorbnetenwahlen" in den oberen Saal ver Europäischen Börsenhalle emberusen worden, die jedoch „ur sehr spärlich besucht war, Venn es mochten höchstens 50—60 Personen anwesend sein. Nacktem Herr Rcdactcur Krieger die Versammlung eröffnet, ertheille derselbe Herrn PerlS zu seinem Bortrage das Wort. Redner bedauerte zunächst den schwache» Besuch, dessen Ursache wobt in der anstrengenden und cbcn erst beendeten Reichstagswahlbewegung liege. Zur eigent lichen Tagesordnung dann übergehend, poleniisirle Herr Perls gegen daS „Allgemeine Wahl - Comilü", bas mit seinen Canvidalen stets so spät an die Oeffcnllickkeil trete. WaS die bevorstehenden Wahlen anbetrefse, so müsse dafür gesorgt werden, baß — wie in Dresden — auch hier „frische- Blut" in das Collegium der Stadtverordneten bez. des RalheS komme. Redner besprach dann die Finanzlage Leipzigs; nach einer von einem „Budapestcr Journal" aus gestellten Statistik zähle Leipzig, was die städtischen Ausgaben andetrisst, von den deutschen Städten mit zu denjenigen, welche den böchsien Satz pro Kops aujweiscn. Zu berücksichtigen sei allerdings, daß die Ausgaben zu einem sehr erheblichen Theil durch das Schulwesen veranlaßt werden, womit Herr Perls einverstanden sich erklärt. Auch die Schuldenlast Leipzigs sei eine verhältnißmäßig große, dock stehe dieser ein großes Vermögen gegenüber. Die sonstigen Ausführungen des Redners betrafen die nämlichen Gegenstände, die von ihm bereits in der Versammlung am Sonnabend erörtert worden sind. Nur konnte Herr Pert'S e« sich nicht versagen, weidlich über den im „Leipziger Tage blatt" erschienenen Bericht herzusallen und in der gewohnten unglimpsltchen Weise sich darüber auszuhalten. Zum Schluß seines „Vertrages" forderte Herr Perls zum Eintritt in die Wahl aus. Au der daraus folgenden Debatte betbeiligten sich verschiedene Herren; hervorzuhcben ist nur, daß ein Herr Zeidler sich sehr lebhaft gegen den von Herrn Perls verlangten Erlaß der Grundsteuer erklärte, da nach den bei Aushebung der Schlacbt- und Mäklsteucr gemachten Erfahrungen die Hauswirthe bei solchem Erlaß den Steuerbetrag doch nickt den Miethcrn, sondern nur sich selbst würden zu Gute kommen lasten. Hiergegen verwahrte sich zwar Herr Perls. doch gelang ihm seine Widerlegung nur sehr matt. Mit der sodann noch vorgenommenen weiteren Ausstellung von Canvidalen sür die Stadtverordnetenwahl fand die Versammlung ihren Abschluß. * Leipzig, 29. November. DaS Leipziger Sieges denkmal-Comitü bez. besten engerer Ausschuß hat vor Kurzem eine Sitzung im Beisein des Herrn Professor Siemering abgehalten und können wir aus den Verhand lungen Folgendes mittbeilen. Herr Prof. Sicincring gab die Erklärung ab, er hoffe im Lause des JakreS 1885 inil den beiden noch rückständigen Figuren fertig zu werden. Eine lebhafte Debatte entstand über die Wahl deS Platzes, in welcher Beziehung immer noch kein definitiver Beschluß erzielt ist. Herr Prof. Siemering erklärte sich abermals aus das Entschiedenste für den Marktplatz und gegen den Auoustusplatz; auch von anderer Seite wurde dieser Vorschlag unterstützt, doch fand er auch Bekämpfung. AlS weiterer Vorschlag tauchte die Idee aus. doch »och den Pro- menadcnhügel an der I. Bürgerschule mit in den Kreis der Erwägungen zu ziehen. Ferner wurde beantragt, noch eininal die Silhouetten des LcnkmaleS aus dem Marktplatz und dem AugustuSplatz zur Ausstellung zu bringen, doch beschloß ma». in Rücksicht aus die vorgeschrittene JabreSzcil vorläufig davon abzusebcn. Ein eigentlicher Beschluß in Betreff der Platzirage ist in dieser Sitzung nickt gefaßt worden. DaS Sladiver- ordnetcn-Collegium hat bekanntlich gegen den Marktplatz und für den Augustusplatz sich erklärt. * Leipzig. 29. November. Mit welcher Treue und Wahrheit da« Braun'iche Panorama einzelne Epfioke» auS der Schlacht von Mars la Tour zur Tarstellung bringt, dafür liefert eine dem Besitzer dcö Panoramas in den jüngsten Tagen zugegangenc Zuschrift eines in dieser Sä l cht sieben Mat verwundeten Kürassiers einen Beweis. Letzterer schildert seine Erlebnisse in schlichter ergreisender Weise folgendermaßen: „Am 16. August ging daS Regiment zum Angr ff vor, sticß ans drei ftin-liche Jnsantcriecolonnen und zcrlprengie duselln», so d s> sie sich ouslöstcn und einzeln davon lieft». Das Reg ment mnsi e eine Schluckt passircn, bevor wir diese erreichte», siele» jcho» 15 Pserde, und die Granaten sanften wacker über unsere Köpft hin, als wenn schwere Rollwagen fahren. Nu» kam Beiehl. de» Feind auizuhalie»; wir nahmen 15 Gesckütze, aber seindlicke Kavallerie griff uns an, sechs Regiinenler stark, und wir waren alle einzeln. Ich ritt die braune Lrsbet. em sclir gute» und ichnclles Pierd. I!, kam rechts ab und cm Chasseur schoß »ach mir und streift mie!,; ich faßte den Pallasch mit der Linken und sckoß ibn mit der Pcho.e herunter. Einer kam links und hieb mir den kleine» Finger der linken Hand ab, den hieb ich übers Gefickt, baß er herunter fiel. Ein anderer verwundete mir den rechten Zeigefinger; den stach ich durch den Hals und gab nun Sporen, weil 15 Mann Himer mir waren. Bald hotie ich 2000 Schritte Doriprung, mußte aber, stark blmend, vom Pferde und wurde verbunden. Wo mein Pserd geblieben ist, weiß ich nichl." Dem aufmerksamen Besucher deS Panorama? wird cS nickt schwer fallen, unter den Bredow'scben Helden den tapferen ReiterSmann und seine braune Lisbct herausznsiiidc». — Mitte Dcccmber wird der gefeierte Tenorist Emil Götze im hiesige» Stadttheater cin zweimaligoS Gast spiel absolviren. woraus wir schon jetzt aufmerksam mache». Herr Götze wird voraussichtlich in „Martha" und in den „Meistersingern" auslreten. — Infolge einer leichten Indisposition de- Herrn Scsielper konnte gestern die Generalprobe zum „Wasserträger" nicht statlfinden. und gelangt diese Oper erst in kommender Woche zur Ausführung. Der Genannte befindet sich bereits
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