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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.07.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-07-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188407136
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840713
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840713
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-07
- Tag 1884-07-13
-
Monat
1884-07
-
Jahr
1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.07.1884
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Grfchei»t täglich früh S'/,Uhr. Lk-arii«» »nd LrpeöM«» Johannelgaffe 33. Sprechstunden der Nedactiou: vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« b—k Uhr. «»>»» »« «««L», »tchl vl«»u,crt»t, »acht »« M«t mrttadlch. 9s« Air die «KHAkOkWoD« Nummer bestimmten Jnser«te «» K»che«t«,r» »l« 8 Uhr Rachmtttag«, >» »«««-««b -eftt«>eu früh bi» '/,9 Uhr. 3» de» Filialen str Ins.-^nuahau: Ott» Kle«», ll,iversi»ät«straße >1, Laut« Lisch», Kalyariantstraßt 18, p. >»r »i« '/.» Ahr. Mp)igtr.Tllgcl>lait Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- »nd Geschäftsverkehr. 1S5. Go»«tag den 13. Juli 1884. Auflage Ldsnnnnrntspreis oiericlj. 4'/, MH. iacl. Bringerlobn b Mk.. durch dir Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer SO Ps. Brlegeremplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage» sin Tageblatt-Format gesalzt) »hör boiibriSrdrrung 39 Mk. «>t Poftbesörderung 48 Mk. Inserate Sgespaltene'Pctitzeile SO Pf. Größere Schrillen taut unserem Preis- verzeichniß. Tabeklarlscher a. Zrssernjatz »ach h«h«rm Laris. Nertamen unter dein Kedartionrstrich die Lpalizeile 50 Ps Inserate sind stcis an die Expeditt«« ja senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeurmx-rnnüo oder durch Post. Nachnahme. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. -eßertliche Sitzmg ker Ltrttverord«etell, mm r«. Juki 188L, «bend» Uhr, im» Saale de» I Burgerschal«. Lagesorvuuu-: I. Bericht de« verfaffmegSem-schuffe« über Abänderung de« Regulativ« für den Düngerexport. II. Bericht de« Finanzausschüsse« über Feststellung der Ein heitssätze für de« II. rennt» der städtischen Emto«men- neuer pro l884. III. Bericht de« Finanz« und vauau«schusse« über bauliche Herstellungen in den beiden Predigerhäuseru, Burg- straße Nr. 2V und SO. IV. Bencht de« Oekonomie« und LaucmSschuffr« Über Trot toirerneuerung und Fluchtlinienregulirung in der Gri«» «aiscken Straße. V. Bericht de« Oekonomieauöschuffe« über: ». Uebernahme von Tracten der Hallescheu und Delitzscher Chaussee in städtische Unterhaltung; d. ASphaltirung einer Strecke der Grimmaischeu Straße; v. LuSsühmng einer gründ liche» Besserung de« Dösener Wege«; ä. Nachver- willignng wegen der Herstellung eme« Cementbeton- fußwege« aus der Strecke der Promenade jwischea der Goethe- und Halleschen Straße. AI. Bericht de« Ga«, und Oekonomieauöschuffe« über Abänderungen an de« Beleuchtungsanlage« i» der Grimmaistben Straße. All. Bericht über folgend« Gegenständ«, betr.: »- Verlängerung der 20" GUrtelröhre und Abänderung der Beleuchtung«, anlagen aus einer Strecke der Ringstraße; d. Einlegung eine« Stück» SO an weiten Gasrohrs in den Bayerischen Platz; «. Herstellung der Schleußt»- und Straßenanlagen auf dem Areal der ll. Gasanstalt; ck. Beschaffung der Apparate für di« Ammont»ksabrik »ud die Dampfheizung für die BetriebSgebäude der Gasanstalt ll; o. Maschinen- und Pumpen-Anlage für Theer- und Ammoniakwaffer - Vassiu der Ga», anstatt ll. VIll. Bericht de« LvschauSschuffe« über ». Racbverwilligung wegen der bei dem letzten Brande in der Gasanstalt I verdorbenen Bekleidungsstücke der Feuerwehr; d. For mation der Lösch,Uge. eine« Spritzenzuge- und eine« DampfspritzenzugeS, sowie Anschaffung einer Fahrspritze und eine« Tender«. H. Bericht de« Bauau-schusse- über Einführung der Wasser leitung in da« Grundstück zum ScbweizerhäuScken. X. Bericht de« Bau» und Sck>ulau«schusse« über Neubau einer ll. Bürgerschule an der Uorkstraße. Pckanntmachung. Mit Rücksicht aus den am 20. diese« Monat« au« Anlaß de« VIII. deutscheu BundeSschießrn« Hierselbst stattfiodenden Festzua wirb hierdurch ausdrücklich daraus bingewiesen, daß da« -lofba«ea «nd Benutze« von Tribüne« »nd Zuschauercherüsten nur mit unserer Genehmigung ge schehen darf. Zuwiderhandelnde haben sich einer Geldstrafe bi« zu 80V oder entsprechender Hafrstrase zu gewärtige«. Leipzig, de» 8. Juli 1884. Der Rath der Stadt Bel vr. Georgi. Wilisch, Ast Vckannlmachuns. 9« Anschluß an unsere Bekanntmachung vom SV. vorigen Monat«, die Bauvorschriften für gewisse Banterrain« im Westen und Norden der Stadtflur Leipzig betreffend, bringen wir hiermit zur öffentlichen Kenntnis, daß die in jenen Vorschriften näher bezeichnet«« vier Pläne 1. A. und 1S12 bei unserer Tiefbau-Verwaltung 3l«3' 2288' " (Rathhau«, ll. Etage Zimmer Nr. 14) zu Jedermann» Einsicht vierzehn Tage lang ausliege«. Leipzig, den 7. Juli 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wilisch. Aff. Vekamttmachuug. Die Herstellung der Schleußen und Fußwege am Neuen IobanniSfriedbofe ist vergeben und werden die unberücksichtigt gebliebenen Submittent« deshalb hiermit ihrer Offerten entbunden. Leipzig, am 7. Juli 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Elchorm». Bekanntmachung. Die von unserer Baudeputation zur Submission au«- geschriebene Lieferung von Schulbänken für die 8. Bezirküschule ist vergebe», und werden daher die uuberücknchiigt gediiebenen Herren Bewerber hiermit ihrer Gebote entlasten. Leipzig, den 10. Juli 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. - vr. Georgi. Nathskrllkr-Verkauf. Das der Eiadtgemeind« Brandt« gehörige, am Markte alkhier gelrar»» Grundstück, der „>attz«k«>er" geuaaat, soll ,a« freier Han» verlaust werden. La« Grundstück, ans welchem da» Neolrecht znm Meta-, vier» nab vranniwetnschanke sowie zum Tanzmustkhalien ruht, enthält et« ar»ße« Gast, und »in grob»« vesrllichastSztmmer, einen Tan;- laat, mehrere Fremdenzimmer» Keller re. und die ersorderlichra Sallnraume für de» SStrih. Kaufliebhaber, welche über etne Unjahlnng vou 12,000 >ll vee» säg«», »ollen sich bei un« melden. vrandi», -« »3. Juni 1884. Der Stadkrath. Löbler. La« de. Gebe, de« Brivatmanne«, Herr» Ja»««« Gattlad Dihler hier mhirtge, aas dem Folin« 1462 de« Grund» and Hnvothekeubnch« für bl« Stadt Lechzt, eingetragene Mtd a» der Neudnitzer Straß« hterselbst unter Rr. 11 belegen« Hans« «nd Gatten-rmchstück soll »am Zwecke der Srbtheilnng vertanst «erben. Da« Grundstück, welche- 934.8? Qnadratmetcr Fläch« enthält und gaeigntte« vanareal bieten bürste, ist am 28. Mat 1884 »oa dea grrtchtlichea Sachverständigen aus 79.S99 Mark Ohne baß et» «ffnitliches >»«g»bat da« Grundstücke« statt,»- »»de» hat, ist bereit« eia kaufprrt« von 73,b00 ^ü augeboten «austosttae, welch« «ehr ,, bitte, ,«s,»»«u find, «alle» ihre . . »»«19 Iutt 1884 hiersrlbst schriftlich oder mündlich andriugeu. Die venrag-drdingungen «erd«» aus Verlangen a» der «uter- zrtchuete» Amttstrll« bekannt gegeben »erden. Durch die Gebote entstehen für die vtetrr keine koste». Letpjtg, am 10. In» 1884. Kitutgltche« Amt«gertcht das. Adth. A. Srct. 1. Maan«f«lb. Mlz. Nichtamtlicher Theil. Die franMsch-chinefische Verwickelung. Je mehr über den Zusammenstoß der Franzosen und Chinesen bei Baclä bekannt wird, desto klarer wird e«, daß die Schuld wesentlich aus französischer Seite liegt. Der erste Angriff, welcher sich gegen da« sranzvsische Expedition-corp« richtete, geschah von den die Berge bewohnenden Chinesen, welche einen feindlichen Einfall abzuwehren gekommen waren. Diese zogen sich aber auf die Weisung de« chinesischen Truppen- commandanten al-bald zurück und jetzt wurde zwischen diesem und dem Führer de« französischen Besatzungücorp«. Erbtin, verhandelt. Der chinesische General kannte den Frieden von Tientsin und erklärte sich bereit, sich zurückzuzieheu unv Längs»» zu übergeben, aber er erbat sich dazu «ine Frist von mehreren Tagen, während Crätiu nur zwei Stunden, nach anderen Mittheilungen gar nur eine Stunde Zeit zum Ab« zuar bewilligen wollte. Nach Ablauf dieser Frist gnfs er die zehnfach an Zahl überlegenen Chinesen au und wurde natür lich mit einer Salve empfangen, welche einen beträchtlichen Theil seiner Leut» niederstreckte. Unter solchen- Umstände« kann natürlich von einem hinterlistigen Ueberscrü nicht die Rede sein und e« fragt sich sebr, ob da« Berlanaen nach einer Genugtbuung überhaupt Berechtigung hat. Insofern haben die Chinesen eine» Fehler begangen, al« sie di« für die Zurückziehung der chinesische» Truppen verabredete Frist nicht emgebatte» haben, baß kann aber kaum al« Bertraq«bruch angesehen werden, sondern nur al« eine tadelnöwrrthe Saum- seligkeit» welche noch obencin dadurch in einem milderen Lichte erscheint, daß man aus chinesischer Seite erst die Bestä tigung de« Derlrage» von Tientsin durch die französische Regierung abwarten wollte. Jedenfalls war die Handlungs weise de« Commandanlen Crütin schroff und unklug, denn er war gar nicht in der Lage, seinen Drohungen Folge zu geben. Ta« allein Richtige in seinem Falle war. eine abwarlende Haltung zu beobachten, die erbetene Frist entweder zuzuge. stehen oder den Rückzug nach Hanoi anzutreten, um später mit einer Achtung gebietenden Truppeuzahl zurückzukehren und dann nöthigensall« die Besetzung von Lcmgson mit Gewalt zu vollziehen. Ob et dann nicht die Chinesen vorgezogen hätten, die Räumung zu beschleunigen, bleibt eine offene Frage, deren Beantwortung Crstin durch sein unbedachtes Vorgehen vereitelt und dadurch Frankreich China gegenüber in« Unrecht Versetzt hat. In Pari« hat man, wie gewöhnlich, einer augenblicklichen „realen Stimmung über die Verluste der Franzosen bei Baclo nachgegeben «nd mit bekannter Ueberstürzung blind und toll in« Wesen hinein gehandelt, statt erst den Bericht de« General« Millot Uber den Verlaus der Sache abzuwarten. Da wurde sofort Patenotre nach Peking gesandt, um ein Ul timatum zu übergeben, Admiral Courbeterhielt Befehl, mit zwei EchiffSdivisionen nach dem Gols von Petschili zu sabren und den Forderungen 1>e« französischen Gesandten Nachdruck zu verteihen, Ku-tsch»u und di« Insel Formosa sollten al- Psand sür die Kriegsentschädigung besetzt werben und wa« dergleichen von der augenblicklichen Erregung eingegrbenen Pläne mebr waren. Inzwischen hatte sich Li-Fong-Pao sogleich nach der ersten Kunde von de« Geschehenen von Berlin nach Paris begeben und. wie e« in der osficiüsrn Mittheilung hieß, dem Mlnister- vräsidenten Ferry beruhigend« Erklärungen gegeben. Da« oracbte aber noch nicht die vom chinesischen Gesandten beab sichtigte Wirkung hervor, denn Capitain Fournier erschien bald daraus mit der Originalurkunde über den Friedensschluß und au- deren Wortlaut schöpfte Ferrh die Ucberzeugung. daß e- sich nur um einen hinterlistigen Ncbersall bandeln könne, die chinesische Regierung sei deshalb ausgesorkert worden, Genugthuung für den Friedensbruch zu geben uno eventuell eine Kriegsentschädigung zu zahlen. Palenotre hat die französische Note am 10. Juli «n Shangai erhalten unv sogleich nach Peking gesandt, so daß sie erst heute in die Hände de« Tsung-Li-Hamen gelangt sein dürfte. Ja dieser Not« ist eine achttägige Frist sür di« Beantwortung gesetzt, also sind erst für da« letzt« Drittel de« Juli weitere Ent schließungen d„ französischen Regierung zu erwarten. Bi« dahin haben die Leidenschaften Zeit zur Abkühlung gehabt und die öffentliche Meinung Frankreich« wird daun einer ruhigeren Beurtheilung der Sachlage zugänglich sein, als bi»h«r möglich war. Die Deputirten Granet und Blancsub« haben eine Interpellation in der Kammer über den Conflict mit Cbina angemeldet. di« Verhanvlung derselben wirb aber voraussichtlich bi« nach dem Eintreffen der chinesischen Antwort vertagt werden. Für Ferry war ein Aufschub von großem Dertbe. denn bei der gegenwärtig in Eüdchina herrschenden Hitze sind milltairiscv« Operationen sehr schwierig, wenn nicht ganz untbunlich, und außerdem wären Truppentran«porte nach China heute, da di« Cholera zu größter Vorsicht mahnt, kaum auSzusühren. ö» kann deshalb gar nichl« erwünschter sein, al« eine friedlich« Beilegung de» Streite« mit China und eine solche ist auch beute schon s«)r wahr scheinlich. Am >0. Juli hat in Pari« ein Ministcrratb über diese Angelegenheit stattgesniiden und nach demselben bat Ferry den Gesandten Li-Fong-Pao empfangen. Tie geschäslige Fama hatte durch den Mund bn -France sch ^d«. -der Tourbet eine« Aaence Hava«-solst'k da« Demmti ln Gestalt «wer N^le der^»S^ ^^,,st„ncn dem falsche« Gerücht ans 'Ug,bwendiakeit versetzt, ibrer Pariser sindinbleunangenehm No'bw ^^anken zu setzen. Ungeduld ans mindesten« wettere a»l ^ ^ Mit der gehoffte" Schwierigkeiten oben bargelogtrn Sachverhalt frelch le bade«, den» v.e Chinesen sind gewttgtt^ ^ Rechenmeister und pflegen man ge- sparsam umgehen,S'n-G^ Jemanden wöhntich nur »n solche« 9 - . dann wenn man grundle« beleidigt hat. h°l der einen feindlichen Angriff abge h ^ darav« wird chinesisch« General bei «aclt ,-,h^ »nd ^>°r man ihm in Peking . -^„«i von ihm unter- Der Tsung-^-Samen blicht s seinem und schrieben«» Schein, dem Verl g Räumung von darin ist kein bestimmter T"">, f aus Ls-«- L"« LWL'L werden sich die Chinesen keinr«saU« ohne weitere« versleym und wie die Sachen liegen, werden wohl die Franzosen mit sich' reden lasten. Sebr zur Beruhigung der Aufregung Frankreich würde r« offenbar beitrag«,. w«nn die üme'ische Regierung jetzt die größte Bereitwilligkeit zur Übergabe der im vertrage von Tientsin genannten Grenzplätze an den Tag legte, so baß dieWiedcrholung feindlicher Zusammenstöße Zwischen Fran- zosen und Chinesen in Zukunft u,bedingt »„mieden würde. Die Unterhandlungen mit Li-Fong-Pao werde« ^ Ziel, de« Ausgleich« führen, wenn di, französisch-Regierung vieSache von einem unbesangenerrnGesichtSpuncte au» betrachtet, al« bisher. Die Annahme, baß im Tsung-Li-Bame» zwei Par- teim vertreten sind, von welchen die eme aus einen Krieg mit Frankreich hinarbeitet, scheint denn doch nn wenig kühn zu sein, und vor allen Dingen ist die vor Kurzem ausgestellte Behauptung, daß der Tsung-V>-Vamen schon bei Unterzeich- nunq des Aerlragö von Itenlsm eulschlonkn ftl, vtN» selben zu brechen, durch nicht« bewiesen. Die Kaiserin von China wird al« de» Frieden geneigt dargestellt, während die Wortführer im Tlung-Li-Vamen de» Wünschen der Kaiserin und ^i-Hung-Tbangs entstehen auf den Krieg mit Frankreich erpicht sein sollen. Da« sind nicht« al« vage ver- muthungen, welche hoffeittlich durch da« zukünftige Verhalten der chinesischen Regierung sich in ihrer ganzen Nichtigkeit zeigen werven. Cm Krieg zwischen Frankreich und China ist für beide Tbeile eine ernste Sache, aber auch da» übrige Europa würde unter einem solchen Kriege leiden, denn der Handel mit Ostasien würbe dadurch emrn schweren Stoß erhallen. * Leipzig, 13. Juli 1884. * In welchem Tempo die soeialvolitische Gesetz gebung sortgeführt werden wird, läßt sich zur Zeit nichl übersehen. Nachvem al-Frucht der jetzt zu Ende gegangenen Legislaturperiode da« Krankenkassen- und da« Unfall- versicherunaSgesetz zu Stande gekommen sind, zeigt sich al» weitere- Problem die Alter«» und Jnvaliben- versorgung der Arbeiter. Diese Aufgabe ist bekannt, lick in wiederholten kaiserlichen Botschaften angrkündigt; der Hinweis daraus mußte u. A. die frühzeitige Erledigung de« jüngsten Etat« rechtfertigen. Man mochte damal« der Meinung fein, der Erfüllung dieser Ausgabe näher zu stehen, al» e« thatsächlich der Fall war. Gegenwärtig verlautet kaum etwa« von Vorbereitungen, und man wird sehr bezweisetn dürfen, ob der neue Reichstag schon im Beginn seiner Tbätigkeit mit diesem Gegenstand sich zu beschäftigen in die Lage kommen wird. Niemand wird der Regierung einen Borwurs machen können, wenn die Fortführung de« soeial- politischen Reformwerk« sich länger hinau«zieht. al« man bei den ersten Schritten aus dieser neuen Baba sich vorgestellt batte. Die Alter«- und Invaliden- und in weiterer Folge die Willwen- und Waiseaversorgnng per Arbeiter sind Probleme, welche an Umsang und Schwierigkeit die bisher gelösten Ausgaben unendlich übertreffen. E« dürfe dermalen kaum über die allgemeinsten Grundlage» Klarheit bestehen, auf denen der versuch einer Lösung dieser großen Ausgabe unternommen werden soll. Wenn man bedenkt, daß e« drei, jähriger Arbeit und wiederholter neuer Anläufe bedurft hat. um die Schwierigkeiten au- dem Wege zu räumen, welche sich der Verständigung über da« UiisallversicherungSgesetz in den Weg stellten, so wird man nicht hoffen können, daß die r'eit schwierigere Ausgabe der Alter«, unv Jnvalibenvcrsorgung gleich im ersten Anlauf und raschem Flug vollendet wird. Gleichwohl zweifeln wir nicht an einer besnedigenden Lösung auch diese« Problem« in der bevorstehenden Legi«laturperiode. S» war da« Erfreulichste an der verstSndlaung über ta« Ui'sallversi,chrrung«gesrtz. daß dasselbe nicht allein durch eine knappe unsichere conservativ-klerikale Majorität, sondern durch eine große, auch den gemäßigten Liberali«mu« in sich begreifende, nur die äußerste Linke aulschließrabe Mehrheit zu Stande gekommen ist. Die sociale Reform ist damit den politischen und Parte,kämpfen so viel wie möglich entrückt: »« hat sich überwältigende Mehrheit de« Reichstags eu,schloffen ist, an der socialen Reform poffti» mitzuarbcitcn °u« der Sphäre enger ParleiPolil.k möglich!, heraus- a°"» «"denkbar, daß in »i-ser Hinsich, der ^ Ch-rakler zeigen sollte. Wir sind vielmehr überzeugt, dir principiellen »der thatsächlichen pos't'ver Socialresorm werden im nächsten Reichstag S? 7'br »usiimmengeschwunden se,n al« im gegenwärtiges bs'btn m dieser, w^e in vielen anderen Frage,den ür ü»" Slimmung d^ Volke« n.ch, mehr aea-nns'.. I'? ""l°r«„, wenn sie sich diesen Aufgaben gegenüber n,cbt au« der unfruchtbaren Negation emporiu- Rag»'" schon in der gegenwärtigen Leg!«. at..rrer,ode d.e Leistungen der Gesetzgebung auf soeialPoli- ti.che», Gebiet vor allen anderen hervor, so wird die bevor- stehend« Legislaturperiode noch mehr durch diese Fragen ihr Gepräge empfangen. * Die taktischen Grundsätze, mit denen da» Centrum in den Wahlkamps eintritt, sind mit seltener Reinheit und Bestimmtheit in der jüngsten Lersammlung schlesischer Vertrauensmänner ausgestellt worden. Die Beschlüsse find zunächst sür Schlesien bestimmt, werden aber ohne Zweifel auch anderwärts maßgebend sei». Danach werden in siimmtlichcn schlesischen Wablkreisen ausnabniSlo» im ersten Wahlgang eigene Centrumscanbivalen alisgestellt. In einer Stichwahl erhält derjenige Candidat die Stimmen per EentruinSpartei, welcher die besten Bürgschaften in Betreff des Culturkampse« bietet. Jedoch kommen vabei nur Candivaten der Deutschsreisiniiigen und der keutschconservativen Partei in Frage. Frciconservcttive und Nationcilliberale sind unter allen Umständen an-geschlossen. Weigert sich die Partei de« bei einer Stichwahl auf die Stimmen de« Ceittrum« angewiesenen Candidaten in eine»» Wahlkreise, wo da- Eentrum mit dem Candidalen einer vritlen Partei in Frage kommt, ihre Gesinnungsgenossen zu bewegen, in diesem Falle sür da« Ceittrum einzutreten. so überläßt auch da« Centrum den betreffenden gegnerischen Candivaten bei der Stichwahl feinem Schicksal. Da» Cen trum hat damit seinen Wahlmarkt eröffnet. Wer bietet mehr. Deutschsreisinnige oder Deutschconservcttive? Die An erkennung, welche in dem Ausschluß der Nationallibcralen unter allen Umständen liegt, wissen wir in ihrem vollen Werth« zu schätzen. *D„..DeutscheReich«anzeiger" bestät igt die Meldung, daß der nach Toulon entsandte Geheime RegierungSrath vr. Koch berichtet hat, daß die dortselbst au-gedrochene Krankheit die asiatische Cholera sei. Mit Rücksicht hieraus hat der Reichskanzler, wie da« eingangs „wähnte amtliche Blatt weiter berichtet, die französischen Hafenvlähe de« Mittelmeer« für der Cholera verdächtig „klärt und d»e Bunde»regierungen „sucht, in Erwägung zu nehmen, inwie» fern ein Theil derjenigen Einrichtungen, welche die im vorig«,» Monat zusammengetretene Cholera-Commission sür de« Fall de« Fortschreiten» der Cholera in Frankreich empföhle» hat, schon jetzt vorzubereite» sein möchte. * Seit ungefähr zwei Jahrzehnte» macht sich i» h« Provinzen Posen und Westprrußen, wie nicht minder i» Oberschlesi«» eia starke« Anwachsen der polnische» Bevölkerung bemerkbar. Diese Erscheinung hat ver schiedene Ursachen: zunächst ist die Zahl der Geburte» dei den Polen ein« sehr hohe. Während in Frankreich aus lOOO Einwohner nur 27. in Oesterreich 40, im deutsche» Reiche säst 42 Geburten entfallen, beträgt in de« Provinze» Posen und Westpreußeu die SeburtSziffer 4L bi« 47 a«f je 1000 Bewohner. Die Pole« im Osten de« deutsche« Reiche« heiralhen meist sehr jung, vielfach schon im 20. »ud 21. Lebensjahre, habe« viel Freud« am Kinderseaeu, aa«z unbekümmert darum, ob sie auch im Stande sind, ihre Nachkom menschast zu «rnShre» und zu erziehen. In oe» größeren unv mittleren Städten Posen« äußert sich diese« starke Wach-thum der polnischen Bevölkerung oft in vrückr»d«r Weise: die Anzahl derjenigen polnischen Bewohner, welche au- Gemeindemitteln Unterstützungen beziehen, nimmt an dauernd zu. während auf der anderen Seite die Steuerfähigkeit der polnischen Bevölkerung abnimmt. Zugleich wird der deutsche Charakter mancher Städte durch das Hereinströmen polnischer Landleute mehr und mehr verwischt. Posen aalt beispielsweise früher immer al« eine zu drei Vierteln deutsch« Stadt, heute mögen 33,000 Deutschen 34000 Polen gegen» überstchen. Weiler ist da« Anschwellen des polnischen Element« darin zu suchen, daß seit 1850 sehr viele deutsche Dörfer im polnischen Sprachgebiete derart polonisirt worden sind, daß beute in mancher dieser Ortschaften oft nicht rehn Bewohner mehr der deutschen Sprache vollkommen mächlig sind. Die Zahl der entnationalisirten Deutschen in Posen und Wcstpreußen wird sicher nicht unter 50.000 betragen. Endlich ist da« Wach-lhum de« polnischen Element» noch dadurch begünstigt worden, daß verhältnißmäßig nur wenige Polen ihre Heimath mit einer neuen vertauscht haben, während die Deutschen in Posen und Westpreußen in größerer Zahl nach Nordamerika auöaewandert sind und gegenwärtig noch auswandern. Wie in Zukunft die Entwickelung der Deulschen und Polen in Posen und Westpreußen sich gestalten wird, läßt sich natürlich nicht vorau-sehen; die Polen werden aber immer einen Bor sprung durch ihre hohe GeburlSziffer vor den Deutschen haben, selbst» wenn e« der Regierung gelingen sollte, die deutsche Auswanderung zu vermindern und baS Polonisiren ganzer deulscher Ortschaften zu verhindern! * Au« den von Oesterreich - Ungarn occupirten Balkanprovinzen wird wie all,äbrlich um diese Zeit da« Austreten von Räuberbanden signalisirt. Tie Tbätigkeit eine» Theil« derselben hat bereit« ihr rasche« Ende gefunden, indem zwei Banden zerstreut worden sind, während man von dem Bestände einer dritten nur gerüchtweise Keniitinß hat. Die vierte Bande, welche die stärkste zu sein scheint unv in der Stärke von 10 und 12 M >nn austritt, siebt in der Zagorje untcrZuravic,unbdürsIesjch.wicl»e..NeueFreiePresse" meint, größteittheil« au« herzegowiniscbe» Flüchtlingen, die sich noch im montenegrinischen Gebiete auskalten, rckruliren — mit oder ohne Wissen der dortigen Anloriläten, offenbar aber mit der Absichi, aus dem Okkupationsgebiete nenerving« Unruhen zu verbreiten. Ihre Versuche, bei der Bevölkerung Unterstützung zu finden, seien intest vollständig gescheitert. Die Bande werde energisch verfolgt und vermöge sich nur >n den unwirlhtichsten Gegenden zu balle». Bei einer dieser Versolgungen wurde am Rogoj-Sattrl eine aus einem Ossicier und vier Mann bestebende Patrouille angeschoffen. Der Ol'ficier. schwer getroffen, ist leider seiner Wunde „legen. Bei der unausgesetzten Verfolgung, »nd nachdem sich seilen der Bevölkerung Niemand den Eindringlingen angcschloffea bat, dürste auch dies, Bande bald wieder verschwunden sein. Die gewöhnlichen Sicherbeil-maßrrgeln würben zur Herbei führung diese« Resultate« vollkommen genügen. * Der tiefe Eindruck, welchen der Hinganß de« Prinzen Alexander al» politisches Ereigniß in den Niederlanden gemacht hat, fand in der zweiten Kammer der Generalstaaten ernsten Au-druck. Zu Begmn der Sitzung dieser Kammer am 24. Juni hielt der Präsident folgende Ansprache: -Gleich mir baden Sie Alle mit dem lebhaftesten Schmerz« di« Nachrichi vo» dem Hingang Seiner kSnigl. Hoheit de« Prinzen »»» Oranten erfahren. Vir hotten un« bereu« in der Hoffnung gewiegt, daß da« Unglück, welch « die Niederlande bedrohte, vo» unserem
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