Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.08.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-08-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188508292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850829
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850829
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-08
- Tag 1885-08-29
-
Monat
1885-08
-
Jahr
1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.08.1885
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint tä-lich früh 6'/, Uhr. Lrdirtio« uat Lrpk-itio» Iohannesgaffe 8. SPrechKundrn der Ledarli«»: Vormiltag« 10—12 Uhr. Nachmittag« ü—6 Uhr. >8» NR««»», «u>,e1»ndln M»»»Icr>»«, »i, m»t »ntuLu». TagcUM A«»»H«e »er für »t, nichM»l»e«»» N»««er »»stimmten Inserate an Vachrnta»rn »i« 8 Utzr Nachmittag. NN kann, unv Sesttagea küh bt»Utzr. 3» den /Malen für 3nf-^ni,ah«e-. ktt« Klemm, UniversilLtsstrahe 1. Laut» Lisch», katharineustr. 23, p. »nr »t« Utzr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgefchichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage I»,L00. ^bonnemenlsprris Viertels. 4'?, Mk. incl. Bnngenoha 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Stummer 20 Ps Belegexemplar 10 Ps. Gebühren jür Extrabeilagen l>n Tageblatt.Format gesalzt) atzne Lottbesürderung 39 Mk. «it Postbesörderung 48 Mk. Inserate 6gespaltene Petitzeile 20 Ps. »rShere Lchristen laut uni. Preisverzeichnih. Tabellarischer n. Zisserniny naa, höherm Taris. Prclamrn amer oem Redactionsstrich die4gelpalt Zeile 50 Ps., vordcn Familien Nachrichten die 6geipaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind sielS an Sic ExyeSition z» senden. — Rabatt wirs wa» gegeben. Zahlung prasnumeranlio oder Surcq Post- aarvnabme. 241. Tonnabend den 29. August 1885. 79. Jahrgang. Jur gefälligen Veachtnvg. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den SO. August, Vormittags nur bis -O Uhr geöffnet. Lxpvältlov lies l elprlxer ^axedlutles. Amtlicher Theil. Mamilmiichuni. Am Nationalsesilage Deutschland«, den 2. September, wird vormittag 10 Ubr ein Dank- und Festgolte«kienst in der Matthäikirche statlfiaden, zu welchem für die Mitglieder de« Reich-gerichte« und der ReichSanwaltschast, sowie der Königlichen Behörden und de« Stadtverordnetencollegium-, soweit thunlich, Plätze werden reservirt werden. Leipzig, den 24. August 188S. Die Lircheninspection fir Leipzig D«r Superintendent. DerNath der Gtadt Leipzig. Pank. vr. Georgi. Hentschel. Vekannimachllng. Da« Befahren des Weges zwischen dem ehemaligen Frank furter Thore und dem neuen Schützen banse am 2. September während der Zeit von V,3—5 Uhr Nachmittag« wird siir Fuhrwerk jeder Art hiermit untersagt unv wird der Fähr verkehr während dieser Zeit auf den Weg vom Kuhthurme nach dem neuen Schützenhause verwiesen. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bi« zu 2V hndet. Leipzig, den 24. August 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georg».Hentschel. gea Sedan-^eier. Die hiesigen Handelsfirmen un» Gelnerdtreibenden werden ersucht, durch Lchlichiiiig itzrer UxschsiftSleralc am 2. Gcptemtcr d. I. zur Feier »e« Natteaaifestc« brizutrage«. Lrtpjta. de» 27. August 1888 Die vandelsk,immer. Die Gewerbekammer. vr. Wachsniutb, Vors. D. A. Oehler, Bors. vr. Gensel, Secr. Herzog, Secr. Beim Unterzeichneten Polizeiamte wurde am 6. dsS. Mts. et» Hundertmarkschein, als am 23. vor. Mts. mi AbgangSvestchül de« Dresdner Bahnhofs hier ausgesunden, eingebeftrt. Der unbekannte Eigenthümer desielbcu wird hierdurch aufgeforderl, sich zur Empsangnabme rechtzeitig zu melde», andernfalls darüber nach 8. 239 des Bürgerl. Ges.-Buchs versügi werden wird. Leipzig, am 8. Juli 1385. Das Poltzeiamt »er Stadt Leipzig. Bretschneider Michael Vekanntmachung. Am 1b. September o. soll bei der Unterzeichneten Gepteindever- waltu,ig ein Schutzmann mit 905 >l Iahre-gehalt, inel. Beklei- duugsgeld, angestellt werden. Geeignete Bewerber, gedient« Mililairs, wollen ihre selbst- geschriebenen Gesuche nebst Zeugnissen bis zum 6. September e. hier einreichen. Plagwitz, am 27. August 1885. Ser Gemeindevarftanb. UHU» Rhdt. Vekannlmachimg. Bei der Unterzeichnete» Stelle tmrv znm I. November d. I. die Stelle eine« Expedienten mit 900 Jahresgchalt ftei und soll dieselbe zu diesem Tage wieder besetzt werden. Bewerber, d e insbesondere in Bearbeitung der Armen- und UnterftützitltgSwolnisitzsachen bewandert sein müssen, wollen ihre Gesuche mit Zeugnissen bis spätestens Pen 15. September «. hier einreichen. Rur Diejenigen, welche nachzuweisea vermögen, daß sie längere Zelt im Gemeindeverwallungssache thätig gewesen sind, können Be rücksichligung finden. Plagwitz, a», 27. August 1885. Der Gemetudevarstand. Ublig. Rhdt. Nichtamtlicher Thetl. Zur Laiserbegegnung in Lremlier. Unter den Eröffnungen, welche der russische Minister de« Auswärtigen von Gier« einem Vertreter der Presse gegenüber in Kremsier gemacht bat, ist die wichtigste die aus England bezügliche. Der Minister sagte mit Bezug auf die afghanische Frage: „Die Sache steht gut. Allerbing« sind die Verhand lungen noch nicht beendet, aber sie nehmen einen guten Ver laus. und ich glanbe bestimmt, daß sie gut enden werden." Die« sagte er in Bestätigung de« Au-spruche«: „Man meint vielfach, daß Kremster ein Schachzug gegen England und die Türkei sei; da« ist unrichtig, der Besuch unsere« Monarchen ist da« Ergebniß einer Politik, die sich vor aller Welt ent wickelt hat; die Begegnung gilt der Befestigung deS Friedens, der von größter Bedeutung für unS ist, wie für alle Welt. Die Begegnung ist der Friede." So wichtig diese Mitlbeilungen sind, so enthalten sie dennoch keineSwcg« irgend welche Bürgschaft für den gütlichen Ausgleich der russisch-englische» Streitfrage über die afgha nische Grenze. Die Zusammenkunft in Kremsier bat sicherlich dazu beigetragen, die Geneigtheit zur Lösung auch dieser Frage aus Seiten Rußland« zu verstärken, und von geheimen Abmachungen für den Fall, daß die Verhand lungen nicht zum Ziele führen sollten, kann gar nicht di« Red« sein; aber man darf nicht vergessen, daß Rußland bisher nicht da» geringste wirkliche Zugeständnis gemacht hat und daran sesthält. daß ihm die an den Zulfi- lardaß stoßenden Weideplätze gehören. Die Meldung, daß in der Hauptsache ein Einverständniß erzielt sei und daß nur noch Nebensachen zu erledigen seien, ist fast so alt wie die afghanische Frage selbst, aber eben an diesen Nebensachen liegt e«, daß die Frage nicht zur Ruhe kommen kann. Nach den letzten Mittheilungen sind die neuesten Vorschläge Ruß- laut« dem Bicekönig von Indien, Lord Dufserin, und kein Vorsitzenden der Grenzregulirung«-Comniission. Ridgway, dem Nachfolger LumSben'S, zur Begutachtung vorgelegt worden. Tamit ist die Entscheidung wieder auf unbestimmte Zeit hin- auSgeschoben. Gier« mag den besten Willen haben, die afghanische Grenzsrage einer friedlichen Lösung entgegenzu- sübren. aber er hat dabei mit den militairische» Verhältnissen zu rechnen, deren Deurtheilung von der Aussassung de« Gene ral« Komaroff und i» letzter Instanz vom Kaiser selbst ab hängt. Die englische Regierung traut in der Frage auch nicht ihrem eigenen Unheil, sondern zieht die an Ort unv Stelle befindliche» Vertreter England« z» Rathe. welche die Sachlage genauer kenne» und besser zu beurtbeilen vermögen, al« das III London geschehen kann. Im bellen Falle wird also die Lösung der Frage erst m einigen Wochen zu er- warten fein. Anders liegt die Sache mit Egypten. In dieser Frage berühren zich die russischen Interessen mit denen Lesterreich- Ungarns. Rußland« Wünsche sind seit Jahrhunderten aus den Besitz von Konstanlinopel und auf die Vernicklung der Türkei gerichtet, und Oesterreich-Ungarn zeigt da« Bestreben, seine Machksphäre auf der Balkanhalbinsel au-zudchnen, wie die Besetzung Bo-nien« und der Herzegowina nach dem Berliner Frieden beweist. Der Berliner Friede ist die Grund- tage, auf welcher der Dreibund de« deutschen Reiche«, Ruß- land« und Oeiterrcich-Ungarn« wesentlich beruht. Zu einer Theiliing der Türkei zwischen Rußland und Oesterreich könnte Deutschland nicht seine Zustimmung geben, weil die Ausrechk- baltuna de« bestehenden Zustande« die Hauptbedingung für die Erhaltung de« europäischen Frieden« ist. In Kremsier ist nach der Aussage de« Minister« v. Gier« nichts beschlossen worden, was den Bestand der Türkei in Frage stellt. Dieser Versicherung kann man ohne Weitere« Glauben schenken; Venn durch eine derartige Abmachung wäre da« gute Einvernehmen Rußland« und Oesterreich-Ungarn« mit dem deutschen Reiche gestört. Aber die Annahme erscheint wohlbcgründet, daß Rußland und Oesterreich sich darüber verständigt haben, welche Haltung sie der egyptischen Frage gegenüber beobachten wollen. England gehl mit unver kennbarer Deutlichkeit aus die Uebeniahme der Scbutz- herrschaft über Egypten los und will sich durch die Ver mittelung Driiminoiid Wolff's die Zustimmung der Türkei zu dieser wichtigen Maßregel sichern. Zu einer solchen Gestaltung der Tinge scheint e« aber jetzt zu spät zu sein. Rußlaud und Oesterreich, ebensowenig wie Deutschland werden zugeben, daß Egypten unter englische Herrschaft kommt. Der Suezcanal muß eine allen Völkern in, Frieden wie im Kriege gleicherweise zugängliche Wasserstraße bleiben, und die Türkei muß die Snzeränetät über Egypten unter Bürgschaft der europäischen Mächte auch ferner übe». Eng land bat fein Recht-auf selbstständige Ordnung der Ver hältnisse in Egypten durch seine traurige Politik während der letzten drei Jahre verwirkt. Alles, waö dieser Macht in Egypten zugestailde» werde» kann, ist die innere Verwaltung unter der Bedingung der Uebernahme der Staatsschulden unv Feststellung der Verpflichtungen, welche die Türkei für den Fortbczug dcS egyptischen Tribut- übernimmt. Dieser Punct ist deshalb der Mitbestimmung der übrigen Mächte entzogen» weil diese kein unmillelbarcS Interesse an der Wicdereroberunq de« Sudans haben. Wenn England die Sorge für die Niederwerfung de? Aufstandes im Sudan über nimmt, dann muß ihm auch freie Hand gelassen werden, welche Vereinbarungen eS darüber mil der Pforte lrcfsen will, nur dürfen die Zugeständnisse derselben nickt bis zum vollständige,, Verzicht aus Egyplen gehen, in diesem Falle würde Europa an die Stelle der Türkei treten. In Kremsier hat sich daS vollste Einverständiiiß in der Beurtheilung aller schwebenden internationalen Fragen her- ausgestellt, aber zu förmlichen Abmachungen ist es nickt ge kommen. Das entspricht auch ganz der sehr verwickelten Lage der orientalischen Verhältnisse. Darüber läßt sich nur Entscheidung von Fall zu Fall treffen. DaS Nächstliegende ist die gleichartige Slelliingiiahnie zu der Sendung Drum- »noud Wolff's, welche sich in der Ablehnung von Schritten zu zeigen hätte, die eine Aenderung des Verhältnisses der Türke» zu Egyplen bedingen. .Kaiser Wilhelm ist im Geiste hier und cs ist so viel, als ob er selbst hier wäre- sott Gier« geäußert haben. Nun. eS ergiebt sich aus der Gesammllage der Verhältnisse niit überzeugender Gewißheit, daß in Kremsier nur solche Anschauungen auSgetausckl worden sei» können, welche sich mit denen teS Kaisers Wilhelm und deS Fürsten Bismarck decken. Wenn die Absicht aus Seite» Rußlands und Oesterreichs bestände, sich von den Bahnen deS deutschen Reiches zu entfernen oder gar sich mit ihnen in Widerstreit zu setzen, so wäre der Gegenbesuch des russischen Kaiser» nickt schon in Skicrniewice im Beisein des deutschen Kaisers verab redet worden, Kaiser Franz Joses wäre nicht vor der Zusammen- kunst in Kremsier nach Gastein gekommen, um Kaiser Wilhelm zu begrüßen. Tie Voraussetzung deS guten Einvernehmens zwischen den drei Kaiserreichen ist die Nichteinmischung in die innere» Verhältnisse einer der Verbündeten Mächte. Die Versuchung dazu liegt ja nabe genug, wie z. B. in der polnischen Frage oder in der slawischen. Da« sind aber Dinge, welche al« „noli me tangere" gelten, sonst würde da» gute Einvernehmen bald genug in die Brüche gehen. Der Dreibund ist lediglich ein Bund zur Ausrechthaltung de« europäischen Frieden», die Beziebungcn der Verbündeten Mächte unter einander und zu den übrigen europäischen Mächten bilden die Grundlage für alle gemeinsamen Beratbungen und Beschlüße. E« ist kein Zufall, daß die Unterredung de» Wiener Journalisten mit dem Minister v. Gier« sich streng aus diese« Gebiet beschränkt hat, jede Ueberschreitung der sclbstgezogenen Grenze würde nur zu zwecklosen, weil nicht zu beanlwortenven Fragen ge führt habe». Auch die sociale Frage scheint in Kremsier nickt berührt worden zu sein; was darüber zu sagen war. ist wohl schon in Skierniewice erschöpft worden. Vorläufig müssen wir un« mit Dem bescheiden, wa» der Telegraph und die Unterredung zwischen GierS unv einem Vertreter der Presse über da« politische Ergebniß der Zusammenkunft in Kremsier verratben haben, weitere Mitthcilungen stehen erst zu er warten. wenn der Rcich«ralh und die Delcgaticncn zusawmcn- getretea sind. * Leipzig, 29. August 1885. * BctrcssS de» Streitfalls über die Carolinen dürfen wir unS der freudigen Hoffnung hingeben, daß die Frage in kürzester Frist ganz aus dem Boden der deutsche» Vorschläge zur Befriedigung Deutschland- und Spanien« ihre Lötung finden wird. Da- Bewußtsein deS guten Ge wissen« ist eS, welche« der deutsche» Regierung zugleich die Ruhe, Sicherheit und Bestimmlheit verleiht, welche auch den heißblütigsten Ergüssen südländischer ZeilungSschreiber gegenüber um so weniger aus dem Gleichgewicht kommen und versagen, al« da» spanische Ministerium sekr bald selbst dieNolhwendigkeit cin- gesehc» bat, der allzu drastischen Sprache der Madrider Blätter einen Dämpfer auszusetzen. Zum Glück sür alle Welt wird die Politik nickt von irgend welcher Hetzpresse gemacht. Deutsch land hat keinen Augenblick die sreundschasllichen Beziehung«» verletzt, in welchen c- zu Spanien steht, und zu unserer Ge- nugthuung können wir constatiren, daß auch die gesammte deutsche Presse sich sehr zum Vorlheil von der spanischen durch Takt und Mäßigung unterschieden hat. Sollten die direkten Verhandlungen zwischen Berlin und Madrid kein un mittelbare« Resultat berbeiführen, so wird in Berlin an der Absicht sestgcbalten, die „Earolinen-Frage" dem Schiedsspruch einer dritten Macht zu unterbreiten. * Die spanische ossicivse „Eorrespondenz Fabra" verbreitet den angeblichen Wortlaut dcS Telegramms deS spani schen Gesandten in Berlin an feine Regierung vom 24. d. M., da« die Erklärungen de- deutschen Aus wärtigen Amte- nach Madrid übermittelte, deren Inhalt schon bekannt ist. Dieser Wortlaut ist folgender: Als die Regierung Sr. Majestät des Kaisers darein willigte, dem wiederholken Ankrag der auf den Carolinen-Juseln Handel «reibenden deulschen Unterthanen aus Verkündung des Protec- lorats über diesen Archipel Folge zu geben, hatte sie niemals die Absicht, älteren Rechten zu prajudiciren. Nach den Doen- menten, welche die deutlche Regierung gesammelt hat, glaubt sie, daß die Earolinen.Iiiseli» herrenlose« Gebiet sind; deshalb hat sie den angekündiglen Beschluß gefaßt, und sie begreift nicht, daß Spanien darin einen Angriff aus seine Louveränelät er blickt; um selbst den bloßen Anschein einer solchen Absicht zu verhüten, Hai die deutsche Regierung die spanische vorher benach richtigt, ehe sie die deutsche Flagge aus den Larolinen ausziehen ließ. Sie bietet ober an. die Frage zu prüfen und hat den deutschen Schiffen Besedle zu dem Zwecke erlbeilt, jede Art von Eonslicten mit den spanischen Streittrüsten zu vermeiden. Die deutsche Re- »b-rung bleibt nach wie vor durchaus bereit, über die von Spanten '„.e lichteten Rechte zu verhandeln, indem sie zu diesen Verhandlungen di» sreundschastlichen Gefühle mitbringt, welche den guten Beziehungen entsprechen, die immer zwischen de» beiden Monarchien bestanden haben, Beziehungen, welche die dentsche Regierung lebhaft zu ver stärken und intimer zu gestalten wünscht. Für den Fall, daß diese Prüiung nicht zu einem befriedigenden Ergebniß durch gegenseitige Bersländigung führen sollte, ist die deutsche Regierung ge- neigt, an dir guten Dienste einer den beiden Ländern befreundete» Macht zu appelltren. Man kann sich jedenfalls nicht entgegenkommender aus- krücken, al» die deutsche Regierung eS nach dieser Meldung des spanischen Gesandten in Berlin gcthan hat. Wa« den Schlußsatz betrifft, so ist zu beachten, daß er in der kurzen Wiedergabe der deulschen Antwort durch das Wolfs'sche ossiciöse Telegraphcnbureau nickt enthalten war. Da» Anrufen der „guten Dienste einer befreundeten Macht- ist übrigens nicht unbedingt gleichbedeutend mit der Einsetzung eines Schiedsrichter«", sondern eS kann auch einen bloßen Ber- millclungSversuch bezwecken. * In diesen Tagen haben in Berlin die kirchlichen Zusammenkünfte begonnen, welche in diesem Jahre von größerer Wichtigkeit sind, als sie einen gewissen vorbereitenden Ebnrakter tragen sür die im Oktober zusammcntretende Gcncralsynodc. welche nur alle seckS Jahre Zusammentritt. Die erste Gcneralsynove fand bekanntlich im Jahre 1879 statt. Für die diesmalige Geiicralsynvde haben die »och er forderlichen Wahlen durch die Universitäten, sowie die könig lichen Ernennungen bereits slattgesunbeu. — Die erste Ber einigung, welche am Mittwoch und Donnerstag tagte, war die sogenannlc „Augustconserenz", welche sich au« meist geistlichen Mitgliedern der streng lutherischen Richtung, soweit sie innerhalb der Landeskirche vertreten ist, zusammeiisetzt. Aus den Verhandlungen dieser Versammlung ist zunächst hcrvorzuhcben. daß man sich allerseits ziemlich nach drücklich gegen die Revision der Lutherbibel und gegen die amtliche Aiisührung der Probcbibel auSsprach. Obliga torisch — so wurde in einer ausgesprochenen Resolution auS- gesührt — solle die Probcbibel gar nicht eingesührt werden, aber auch die sacultative Benutzung in Kirche und Schule sei mindestens noch aus ein Jahrzehnt hinauszuschiebe». — Hervorzuheben ist von de» Arbeiten jener Confcrenz, welche im klebrigen nickt gerade zahlreich besucht war, noch, daß an Herrn Stöcker ein Schreiben abgesandl wurde, in welchem „den Mücken seigendcu und Kameele verschluckenden Gegnern gegenüber sür die Lauterkeit und Wahrhaftigkeit Stöcker's in Treue eingctreten" wird. In Preuße» ist bekanntlich die unirte Kirche Landeskirche, und eS ist be zeichnend für den Geist der „Augustconserenz-, daß den Resormirten nur ein .Gastrecht- zuerkanul wurde. — Die Wichtigkeit der bcoorstebeiiden kirchlichen Wahlen wird übrigen- in Berlin keineswegs verkannt, und die Agitation von kirchlich liberaler Seile — welche sich keines wegs mit der fortschrittlich liberalen Richtung deckt — wird die-mal weit kräftiger betrieben al« das vorige Mal. Tenn von dem Ausfall dieser Wahlen hängt es ab, ob die Ortho doxie aus lange Zeit die ausschließliche Herrschaft in Berlin baden soll, hängt ab die Zusammenseyung der Berliner Stadtsynode, welcher nach der neue» Kirchenversassung auch daS Recht der SteuerauSsckreibung zusteht. * Der „Rcicksanzeiger" meldet die Berufung de- Direktor« deS Militair-Ockvnomie-DcpartementS de« preußischen Krica«ministciium-, Generalmajors Blume, zum Mitglied« dcü StaatSratheS. Generalmajor Blume wurde bereits als Hauptmann von dem bainaligen KriegSminister von Roon im Jahre l872 in da« KriegSuiinisterium berusen, der ibn dann in da» Ecutralbiireau des Ministeriums versetzte, »i welcher Tbäligkeit Blume einen hervorrageude» Antheil an der bald nach dem französischen Kriege nothwendiqen einheitliche» Organisation der deutschen Armee Antheit nahm. Anck als Eommissar deS KricqsministerS bei den Verhandlungen dcS Reichstages und Landtages fand Herr Blume vielfach Verwendung. Eine kurze Zeit trat Blume dann wieder in den acliven Dienst zurück und erstieg al» Bataillon»- unv RegimenlS-Commandeur die weiteren Stufen de« Avancement«. Der gegenwärtige KriegS- ininister Bronsart von Schellendors berief den Generalmajor Blume daraus wieder in da« Kriegsministerium und übertrug idm bald die wichtige Stellung des DireclorS. dca Militair- Oekonomie-DeparlemenlS, von wo aus Generalmajor Blume in die hochwichtige Vertrauensstellung eines Mitgliedes dcS StaalSratheS gelangt ist. * Der Kaiser hat dem preußischen Staat-minister und Minister für Landwirlbschaft, Domänen und Forsten, I)r. Lucius, die Erlaubniß zur Anlegung de« vom König von Sachsen ihm verliehenen GroßkrcuzeS de« Albrcchls- Orden« erlbeilt. * Die zweite Probenummer der gestern in Berlin in über 100,000 Exemplaren auSgegebenen „Freisinnigen Zeitung" bat den ungünstigen Eindruck, welchen die erste Nummer in fortschrittlichen Kreisen bervorgebracht, nicht zu verwischen vermocht. Die Parteigenossen de« Herrn Eugen Richter batten eine ganz andere Leistung erwartet. Dem gewaltigen Redactionsapparat gegenüber ist eS eine berzlich ilnbedeutende journalistische Leistung, und die Ver leger de» „Berliner Tageblattes", der „Berliner Zeitung", der „Freien Zeitung" und der „Berliner Presse" können sich vergnügt die Hände reiben, da ihnen dieser Eoncurrenz gegenüber auch nicht der Verlust eines einzigen Abonnenten droht. Neu an dem neuesten „freisinnigen" Organ ist nur die Art der Reklame, welche alle Künste der geübtesten Annoncen-Burcaux in den Schatten stellt. Herr Eugen Richter will nun auch einmal mit positiven Leistungen auswarten und sich als Reformator des Zcitung«- wesenS aufspielen. Er verspricht zunächst dem Publicum weniger bedruckte» Papier, seinen Mitarbeitern bessere Ho- norure al« eS bisher üblich war und ist. Wenn nur die Easse der Gesellschaft „Fortschritt- lange vorhält, vorläufig sind — wie un« au« Berlin gemeldet wird — die Aclien noch immer nicht sämmtlich begeben. — Die Absicht, einen eigenen Parlamentsbericht herauszugeben, hat Herr Richter übrigen« bereit« fallen lassen. Er fürchtet die „Schwierig keiten" den parlamentarischen Parteigenossen gegenüber, welche gleich ihm ihre sämmtlichen Reichstags- und LandtagSreden wörtlich aboedruckt zu sehen wünschen würden In der That würde ein solcher Bericht weder für irgend ein Blatt, noch für irgend einen Leser brauchbar sein. Aus die einzelnen Thcile der neuen Zeitung einzugehen, liegt kein Anlaß vor. - Die .Braunschweigischen Anzeigen" schreiben: „Dürch verschiedene au-wärtige Zeitungen sind in letzter Zeit „Mittheilungen- gegangen, welche al« .au« glaubhaftester Quelle stammend- bezerchnet sind und unter Anderem von einem angeblichen Einflüsse der in neuerer Zeit bekannt geworbenen Eorrespondenz Sr. königl. Hoheit de- Her zog« von Cumberland vom 14. Januar 1878 auf den Erlaß deS Regentschastsgesetzc« sür da« Herzogthum Braun schweig berichten. Von zuständiger Seite sind wir zu der folgenden, zugleich dem Wunsche des in den Mit- theilungcn mehrfach genannten Herrn Staat-minister« a. D. Schulz entsprechenden, für den Kenner der braunschweigischen Verhältnisse übrigen« kaum erforderlichen Erklärung er mächtigt: Der thatsächliche Inhalt der Mittheilungen ist in jeder Beziehung unwahr. Der Entwurf de« Regcntschast«- gesctzeS ist „ach landessürstlichcr Anordnung bereit« am 7. Ja nuar 1879 mit Schreiben de« herzoglichen Staatsministeriums vom 6. Januar 1879 dem Ausschüsse der Landesversammlung zu verfassungsmäßiger Behandlung vorgelegtj der sachlich ent scheidende Schritt war also geschehen, al« die erwähnte Cor- respondenz vom 14. Januar 1879 hier einging. Die weitere Erzählung von einer Willensäußerung Sr. Hoheit deS bockseligen Herzogs über diese Eorrespondenz gegenüber dem damaligen Vorsitzenden im herzoglichen Slaatsministeriuni, ferner von der Anordnung Sr. Hoheit, daß „der private Doppelbrief an den demnächstigen NegentschaslSrath alSbald nach dessen Con- stituirung komme, bi« dahin aber geheim gehalten und in den für letzteren bestimmten Acten" — Acten, die überhaupt nie cxistirt haben, — „verwahrt werde", und endlich von der daraus gefolgerten früheren Unbekanntschast damaliger Mit glieder deS herzoglichen StaatSministeriumS mit der niehr- crwähiltcn Eorrespondenz ist nichts al« Erfindung." » * Nach jahrelangen Bemühungen haben endlich die 7000 Deulschen in Laibach zwei deutsche Schulen aus einmal erlangt. Der LandcSsckulrath hat nämlich vor Kurzem verfügt, daß die Stablvertrctung eine ösfentliche deutsche Knabenschule zu errichten und die beiden ersten Elassen derselben mit dem neuen Schuljahre zu eröffnen habe. Ta vorauszusehcn war, daß der slowenische Magistrat LaibackS diese neue deutsche Anstalt durch Anstellung von wenig tüchtigen slowenischen Lehrkräften ruinire» werte, so hat sich der Wiener deutsche Schulverein ins Mittel gelegt und die behördliche Genehmigung zur Gründung einer vierciassigen deutschen Privatvolksschule erlangt, au welcher durchweg vorzügliche deutsche Lehrkräfte, die bereits vom Landesschulrath bestätigt sind, angestellt werden. So kan» man nun mit Recht erwarten, daß die Slowenisiruiig der deutschen Jugend Laibachs demnächst aushörcn werde. * In der Bukowina hat eine von dem griechisch-orien- talischen Erzbischof Morariu Andrielvicz verfaßte und von dem gesammtcn Eonsistorium gutgeheißenc Streitschrift große Sensation hervorgerufcn. Die Schrift ist betitelt: „Apologie der orthodoxen griechisch - orientalischen Kirche in der Bukowina" und bat dcn Zweck, die pclnisch-jesuitische Propa ganda in der Bukowina bloßzulegen, die aus die Ein verleibung dcS Landes in Galizien hinarbeilek. In der Sckrisl heißt cö unter Anderem: „Seit längerer Zeit Hallen sich in der Bukowina mehrere MlssionSpriestcr vom Icsuiteii-Orden aus. welche, da sie als Polen von Nationalität auch der ruthcniscben Sprache mäcklig sind, in diesen beiden Sprachen nicht nur in den Stärken, sondern selbst aus dem stachen Lande und in reu Gebirgsgegenden MisnonSprevigten im Geiste und zu Gunsten der römisch- katholische» Kirche halten. Eine fernere Tbatsachc ist eS, daß vor drei Jahren in Ezcrnowitz ein Noniienkloslor der Ursulinerinnen eröffnet wurde. Eine weitere Thatsackc ist eS, daß v-: auS Rußland anSgewiesene Warschauer Erzbischof Fels t sich bierselbst ansässig gemacht hat. UcberdieS verlaute^ t aller Bestimnilbeit, baß beabsichtigt wird, i» mehreren 1 zn de« Landes klösterliche Niederlassungen zu errichten, daß st mentlich in der Stabt Suczawa ein großer Convent von römisch- lateinischen Ordensschwestern, angeblich sür die Krankenpflege, in Kurzem etablirt werden soll. Möge der Himmel die Bukowina unv ihre friedliebende und rcichStreue Bevölkerung
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite