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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.06.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188606095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860609
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860609
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-06
- Tag 1886-06-09
-
Monat
1886-06
-
Jahr
1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.06.1886
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Neelamen unter dem Redoctionsstrich die Lgelpall. Zeile öOPs., vor den Familie nnachrich len die Ngespallene Zeile 40 Ps. Inserate sind stclS an die Expedition zn senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pravnuwerittirio oder durch Post nachnahme. Mittwoch den 9. Juni 1886. 86. Jahrgang. Amtlicher Tljetl. Vekanntmachuil-. Di« Leuchtkraft deS städtischen Leuchtgase- betrug in der Zeit vom 3l. vorigen bis zum 6. dieseSMonatS im Argandbrenner bei 2.5 Millimeter Druck und 140 Literu stündlichem Eonsum ras 16 98 jache der Leuchtkraft der deutschrn Normalkerze von 50 Millimeter Flammrnböhe. Da» specifische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0.4SS. Leipzig, am 7. Juni 1886. DeS Raths Deputation M der» Gasanstalte«. Der seit dem 4. Seplember vergangenen Jahres unter Polizei- aussicht siedende Ligarrenarbeiter Slustav Hermann Earl Anton Keine«! aus Naumburg a T. hat sich der über ihn verhangenen Aufsicht enizogen und treibt sich vermnthlich arbeitslos im Lande umher. Wir richten an alle Behörden da« Ersuchen, Deine«!'» lm Be- trelungSsalle anzubalten und mittelst Zivangspasses anher zu weisrn. Leipzig, am b. Inn» 1886. Las Polizei««! »er Stabt Leipzig. Bretschneidrr. H. Verütiserung. ranne» Stag. »e» 17. -uni. vormittag» I» Uhr, sollen NN Hofe de» hiesige» Pos»haltereigr«u»stü<«. tzotpitalftr. 4-8, sechs stück außer Otrbrauch «esetzte ctnspiuutge Gülerposi- wage» gegen baare Bczadlung versteigert werden. Die Le.kaujS- bedingungen werdea unmittelbar vor der Bersteigerung bekannt gemacht. Leipzig, den 7. Juni 1886. »aiserlich«» Postamt 1». Oehme. . Nichtamtlicher Thetl. Prinz Georg und sein Regiment. * Da» königl. sächsische 7. Infanterie-Regiment Nr. 106 begebt beule, am 0- Sun«, in seiner Garnison Leipzig eine seltene Jubelfeier, An diesem Tage vollenden sich.nämlich fünf Jahrzehnte, seitdem dasselbe die Ebre bat. den Prinzen Georg. Herzog zu Sachsen, als Chef ;u besitzen, eine Auszeichnung, welche der König Friedrich August II. drei Tafle nach seiner Thronbesteigung dem Negi- menke verlieh. Prinz Georg, geboren am 8. August 1832 zu Pillnitz, stand damals erst im vierten Lebensjahre. Heule liegt eine lange, an Siegen. Ehren und Erfolgen reiche militairische Laufbahn hinter dem hohen Herrn; Pnuz Georg befehligt nun schon dreizehn Jahre lang al» commanvirender General die sächsischen Truppen und sein Name ist mit goldenen Lettern eingeschrieben auf den Ehrentafeln der sächsischen Kriegs-Annalen, stand der Prinz doch schon im veutsch- seanzösische» Kriege 1870/7l. bei Sedan wie vor Par«S, an der Spitze der Sachsen und brack mil ihnen in mancher beige» Schlacht, welche an den Ufern der Maas, der Marne und Seme geschlagen wurde, frische, volle Lorbeerzweige für daS Rauten banner der Wettiner, wie er auch bereits im böhmischen Feldzuge dcS Jahres 1866 unter seinein erlauchten Bruder, Sachsens heuligei» Könige, sächsische Truppentheile, und zwar die l. Reiter-Brigade commandirt batte. Unter dcS Prinzen Georg Obercommando bat de.S XU. ArmeecorpS den höchste» Stand militairischer LeisiungSsähigkcit erreicht, wie dies unter Anderem durch die großen Kaiier-Manöver 1876 bei Leipzig und 1882 bei Riesa in so glänzender, von Kaiser Wilbelni rückhaltSlvS.anerkannte» Weise docunientirt wurde. Nicht >ninder sind auch die Cascrnirnngs- und BerpflegnngSverhäll- nissc der sächsischen Truppen unter dem Befehle des Prinzen Georg nach jeder Richtung hin ausgezeichnete und uiusicr- giltige geworden: die Albertstadt bei Dresden und die Thal- lache, daß namentlich in neuester Zeit mehrfach schon aus ländische Osficiere im sächsischen ArmeecorpS den praktischen Dienst studirtcn, sind dafür die deutlichsten Beweise. Prinz Georg brachte auS dem großen nationalen Kriege gegen Frankreich außer andern seltenen Auszeichnungen auch t>e- ,cnige mit, daß ihm an den Tagen de» Truppen-EinzugeS in Berlin und Dresden, 16. Juni und 11. Juli 1871, zwei der tapfersten deutschen Regimenter verliehen wurden. Am l6. Juni 187l erhielt er vom deutschen Kaiser daS alt märkische Ulanenregimeiit Nr. 16, welche« sich in der blutigen Schlacht von Vionville am 16. August 1870 zusammen mil den Halberstädter Kürassieren durch den berühmten TodeSritt unsterblich gemacht batte, und am 11. Juli 1871 wurde er von seinem Bater, König Johann, zum Cbef de» altbewährten sächsischen SchUtzen-(Füsilier-)RkgimentS Nr. 108 ernannt, das namentlich in dem Grauatenhagel der Schlacht von VillierS om 2. December 1870 sich durch seine unerschütterliche Tapferkeit mit unvergänglichen« Ruhme bedeckt hatte. Bei der Thron besteigung de» König-Atbert Ende October >873 verlieh dem Prinzen Georg derKaiser von Oesterreich ebensall« ein Regiment, and zwar da» 11. Infanterie-Regiment, dessen Chef vi« da- äin Kronprinz Atbert gewesen war. General Prinz Georg si also gegenwärtig Chef von vier Regimentern, welche den, sächsischen, preußischen und österreichischen Heere angehören; am längsten sübrt seinen Namen aber da» königl. sächsische 7. Jnsantcrie-Regiment Nr. >06. Es ist die» eine der ältesten, durch Treue und Tapferkeit ausgezeichnet« Truppe de« XU. ArmeecorpS und ihre lange Geschichte weist gar manche« stolze Ruhmesblatt auf au« aller und neuer Zeit. Dieselben nachstehend einmal in da» Gedächtniß der jetzt lebenden Generation zurückzurnsen. dürste angesichts jene» seltenen Jubiläum» eine dankbare und zeitgemäße Aufgabe sein, dem tapferen Regimente zur Ebre und um den Heranwachsenden G schlechter» ein nachabmenswertbeS Beispiel und leuch tende» Vorbild aller militairisctien Tugenden zu geben. Die Geschichte de« 106. Infanterie-Regiment« ist mit der- jeniqe» de» 107. Regiments, welche für seine Anno t870/7l im Felde stets bewiesene seltene Tapferkeit dadurch ausgezeichnet wurde, daß König Joban» gelegentlich de« Truppen-Einzugs in DreSden seinen zweiten Enkel, den Prinzen Johann Georg, geboren am >0. Jnll 1569. zum Regimenls-Ehef ernannte, bis zu der Armee-Reorganisation de» Jahres 1867 eng ver knüpft; denn erst im letztgenannten Jahre wurden beide Regimenter au» der damaligen 3. Infanterie-Brigade er- i -tel n id zwar da» Regiment N». 106 au» dem 0. und tO.. las Regiment Nr. 107 au» dem II. und 12. Bataillon, vi« Stammtrupp« beider Regimenter war da» von August dem Starken 1708 errichtete Garnison-Regiment Gras Flem- ming, bestehend au» 3 Bataillonen und 5 Compagnien und bestimmt zur Besetzung der Festungen Lre-den, Königstein und Sonliensiei». Da» Regiment wurde nach und nach aus 24 Eonipagnieu verstärkt und 1711 i» ein Garnison« und ein Felvregiment Graf Ftemming zu Fuß eingelheilt; erstere« ging später ein, letztere» betheiligte sich an dem nordischen Kriege, war 1712 mit bei der Belagerung von Stralsund, zeichnete sich im folgenden Jahre bei der am 23. Juli von einem Detachement unter den Generalen Gras Lützelburg und von Seiß an der von Grcissivalde auS erfolgenden Erorberung der von dem hernach nach Stralsund abziebende» schwedische» General von Ducker nur schwach verlheidiglen Insel Rügen aus, focht bis 1717 in Polen und zog l7l8 mit dem sächsische» HnsScorps gegen die Türken nach Ungarn. Im polnischen Erbfolgekrieqe, welchen August de- Starken Sohn gegen den von Frankreich unterstützten Gegenkönig LlaniSlaus LeSzeynSkl zu führen hatte, ließ daS Regiment, welches nun den Namen von Micke führte, 1 Bataillon in Krakau, da» andere nahm Theil an der Belagerung von Danzig 1734. Auch in den Kriegen, welche um den Besitz von Schlesien zwischen Friedrich dem Großen und der Kaiserin Maria Theresia entstanden und in welche Sachsen ebenfalls verwickelt wurde, erschien da« Regiment mehrfach aus dem Krieg- Theater und erfuhr die Wechselsälle de- KriegeS nach verschiedenen Richtungen hin. Im 1. schlesischen Kriege (1740 — 42) fochten die Sachsen an der Seite der Preußen. Sie erstürmten Prag in der Nacht vom 25. aus den 26. November 174t vom KarlStbore auS, wobei2500 Mann Gefangene. 200 Geschütze, viele Fahnen — >S davon wurden »acb Dresden gesandt — und zahlreiche« Kriegsmaterial in die Hände der Verbündeten, Bayern, Franzosen und Sachsen, iele». Das Regiment, welches damals den Namen von Cosel übrte, zeichnete sich dabei durch Tapferkeit au«. Während der Einschließung von Brünn Ende März 1742 hatte es Unglück; ein Bataillon desselben wurde nämlich bei Luftup überfallen und konnte trotz helkenmülhigrr Gegenwehr nur wenig Leute retten. Im 2. schlesischen Kriege (1744—45) war daS Regiment, welche» nun den Namen Gras Friese führte, beibeiligt an den heißen Schlachten bei Hohensrievberg nnv bei itestelsvorf. In erster» fiel sein Commandeur und in letzterer, wo der alte Dessauer die Sachsen blnkiaauss Haupt schlug, stand da» Regiment ans dem rechten Flügel und verließ, gleich der rothe» und 2 Garde, da« Schlacht selv in uncrschülterter Ordnung. I», 7 jährigen Kriege (1756—63) wurde da» Regiment, dessen Ehes 1755 der Prinz Karl Maximilian (* 24. September 1752, -s 8. Sep tember 1781), ein Enkel deS damaligen sächsischen Regenten, geworden war, mit der ganzen vom Feldmarschall RntowSky befehligte,, sächsischen Armee am >7. October 1756 bei Eben heit am Liticiislcin von Friedrich II. gefangen genommen und als Regiment Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen der preußischen Armee einverleibt. Ein großer Tbeil der Mann schaften defertirte aber auS dem preußischen Dienste und au« dem zahlreich nach Oesterreich enlkoinmcnen Mannschaften wurde I Bataillon, zu 5 Compagnien, sormirt. Dasselbe nahm l76l bei Ebeleben 1 preußische- Frei-Bataillo» ge sangen, wurde im Gefecht bei Langensalza fast gänzlich aus- gerieben, belbeiligte sich aber noch im selben Jahre an einem kühnen Streif,zuge gegen Wolfenbüttel und Braunschweig Nach dem Frieden von HubertuSburg wurde daS Regiment Prinz Karl Maximilian auf 3 Bataillone mit 14 Com pagnien gebracht. Tie vielen Kriege, welche in die lange Regieruiigszeil Friedrich August'» de» Gerechle» fielen, riesen ankh daS Regi ment, welches seit dem Tode seines letzten Chefs den Name» von Zanlhier führte, mehrfach ins Feld. In dem Kriege g-gen die ncubegcündete französische Republik stand e« l795 »nt 2 Bataillone», l796 dagegen nur mit seinen beiden Grenadier-Compagnien bei dein mobilen Heere am Rhein. 1793 erhielt es den Prinzen Friedrich August (* >8. Mai 1797, h 9. August 1854) zum Chef, dessen Namen eS in den sämmt. liche» napoleemschen Kriegen zu Anfang dieses Jahrhunderts sülirte. Bei Jena >806. wo die Sachsen und Preußen geschlagen wurden, verlor es seinen Commandeur und über die Hälsie seiner Mannschaften. Bei Wagram gehörte eS mil zu jene» sächsischen Granitcotvnnen, wie sich der Prinz von Pontecorvo und nachmalige König von Schweden in seinem berühmten Tages befehl an dir Sachsen ou»drückle. welche da» Eenlruiu der Oesterreiche, durchbrachen. Die Nacht nach dem ersten Schlachtlage, 5. Juli, verbrachte die sächsische Infanterie, darunter die je auf l Bataillon reducirten Regimenter König, Prinz Anton, Prinz Maximilian und Prinz Friedrich August mitten zwischen feindlichen Abheilungen in ihren am Abend eroberten Positionen. In dem Feldzüge gegen Rußland zeichneten sich die Grenadiere des Regiments ganz besonders >n der siegreichen Schlacht bei Kalisch im Januar 18l3 au«, wo die in zwei Colonnen getrennte sächsische Armee sich durch die Russen durchschlagen mußte. Während da« 2. Bataillon alS Besatzung in Modlin verblieb, rettete sich der Rest de« l. Bataillon« nach Torgau. Dort wurde au» demselben, nachdem eS durch entsprechend« ErgäiizungS- Mannschaften verstärkt worden war, erst ein, dann 2 Batail lone sormirt. welche an allen Hauplereignisien der Befreiungs kriege von 1813—15 betheiligt waren. Tie ginge» in der Schlacht der Leipzig mit der anderen sächsischen Infanterie zu den Alliirlen über und bildeten nach der in Folge de» Wiener Frieden» erfolgten Tbeilung der sächsischen Arm'e da» 3. Linien-Jnfanlerie-Regiment Prinz Friedrich August. AtS sein Ches 1836 den Tliron bestieg, verlieh er seinem Nessen Prinz Georg da» Regiment, dessen Namen dasselbe in allen Feldzügen unserer Tage mit Ehren geführt hat. Al» Regiment Prinz Georg focht dasselbe in der Re« flierung»;eit seine» vorletzten Ehes» und unter den Augen de» heutigen Sachsenkvnig« Albert mit Auszeichnung am 13 April 1849 in dem hitzigen Gefecht bei Düppel und bildete bei der noch im nämlichen Jahre eintretenden durchgreifenden Reorgani sation der Arme« die 3. Insanterie-Brigade, deren Chef Prinz Georg blieb. Dieselbe erntete im Feldzuge 1866 für ihr brave» Verhalten allgemein« Anerkennung. Die 4 Bataillone — 9, lO, II, 12 — blieben bei Gitfchia in Reserve: in der Schlacht bei Königgrätz vertbridigte der größte Tbeil der Brigade mit Zähigkeit und Bravour da» von den sächsischen Pionieren befestigte Dorf Prodlu», während da» Halde 1l. und da» ganze 12. Bataillon — also da» heutige 8 Regiment Nr >07 — an „«in Ossensivfioß der Leibbrrgad a ie» die Fasanerie vonHr.dek thulunh.n NachAusgab: von pio.lns und emem vou de, österreichischen Brigade Piret, sowie Theilru der 2. Infanterie-Brigade, der 4. Compagnie de» 3. Jägerbataillon» und dem 10. Infanterie-Bataillon unternommenen vergeblichen Versuch, Problu« zurückzugewinnen. gab da» lO. Bataillon unter Major von Abenvroth glorreichen Andenkens, beim Rückzug auf Roßnitz, einen Beweis musterhafter Gesechts- bi»ciptill. indem es unter Gewrbrgriffen und Einschlagen der Tambour« wie auf dem Exercirplatze abzog. Major von Abendrotb wurde hierbei verwundet. Da- Bataillon hatte von preußischen Granaten viel zu leiden, unter Andern crcpirte eine derselben in seinen Reihen und setzte 23 Mann der 2. und 3. Compagnie außer Gefecht, ohne aber seine feste Haltung irgendwie zu erschüttern. Bon Olmütz an», wohin der Rückzug de» größten Theile« de« sächsische» Heere« sich richtete, wurde die Brigade per Bahn nach Wien befördert, wo sie bis November >866 verblieb. Nach Rückkehr von der Donau nach Sachsen wurde» aus ihr in oben angegebener Weise di- Regimenter 106 und 107 sormirt und erstere« behielt den bisherigen Cbef. Anno 1870 bewährte sich da« Regiment in mancher gcfahr- vollen Stunde. In der beißen Schlacht von St. Privat am 18. August erstürmte es, vom Oberst von Abcndroth besehligt, den stark besetzten Wald östlich von Roncourt. wodurch er- möglich! wurde, daß die sächsische Artillerie aussahren und die feindliche Stellung unter Feuer nehmen konnte. Bei der Wegnahme des Walde« erlitt da» Regiment enorme Verluste. Bon Ossiciercn sielen unter Andern: Oberst von Abendrotb, Major von der Decken, die Hauplleute von Schütz und Frotsiher, Adjutant Becken», die getroffene Mannschaft aber lag dicht gesäet hinter den stürmenden Colonnen. Ferner siel, auch löbllich getroffen, der Träger der Regi- mentSsahne, welche dann Hauplmcmn v. BrzeSki den stürmen den Compagnie» vorantrug. Deshalb ist auch die Fahne dcS 1. Bataillons mit einem von, König Johann 1873 verliehenen goldenen Fahnenring geschmückt, dessen Inschrift lautet: et»rd mit ctieser kabns io äsr lllanä mn 18. Xucxu»N 1870 ckeo Uelckevtock Onteroküoior TIberc. Ferner war das Regiment brtheiliat an der Schlacht von Beanmont am 30.. sowie an den Gefechten bei Mouzon und Pouru St. Remy am 3l. August. In der Schlacht bei Sedan deck»« eS die flroße sächsische Artilleriestellung. Vor Paris kämpfte e» mit hervorragender Tapferkeit in den blutigen Schlachten am 30. November und 2. December. Am ersten.. ^Tage trieb Major Brinkmann mit dem 3. Bataillon gegen Mittag die feindliche Jnsanlerie glänzend gegen Brie zurück; 2 genommen: und schon mit der NegimentSnummer bezeichnete seinvlichc Ge schütze konnten bei dem raschen Gange deS Gefechts leider nicht weggeschafft werden und wurden bei dem zweite», später ersolgenden Borstoße nicht mehr vorgesundcn. Auch noch bei andere» Gelegenheiten und kleinere» kriegerischen Unter nehmungen in Frankreich zeichnete sich da« Regiment de» Prinzen Georg anö und in de» aus jenen großen Krieg folgenden FriedenSjabrcn hat es sich in seinen Garnisonen Cbemnitz und Leipzig gleichfalls allezeit durch vortreff liche Hallung seine» guten Ruf zu bewahren gewußt. Sein erlauchter Ches darf stolz sein auf das tapfere, in Krieg und Frieden stets bewährte Regiment, an besten Jubettage gewiß gar maiickc u»verarßl>cbe Erinnerung auS großer Zeit, a» manchen brave» Helden, so im Lause der verrauschenden Jahre ,n seinen Reihe« gestände», an manche glorreiche Tbat der Tapferkeit und Treue wacbgernsen werden wird an froher Tafelrunde. Sie Alle aber werde» harmonisch zusammen- unv ausktinge» in dein bekannten und schon so oft durch die That bewiesenen Wahlsprnch ceS gesamniten sächsischen Armee corpS, mit dem auch diese» Erinnerungsblatt geschlossen sein mag, und welcher laulct; Hoch Sachsen! Hoch Wettinl Die Aufhebung der Llockade der griechischen Küste. Erst an, 7. Juni batten die europäischen Mächte, deren Geschwader die griechische Küste blockirten, die Ueberzeugung gewonnen, daß Griechenland nicht bloS zum Schein, sondern ausrichtig und lbatsächlich «brüstet. Aber die fremden Kriegs schiffe kehren nicht in die Heimath zurück oder erhalle» Ver wendung zu anderweiten Zwecken, sondern nehmen wieder Stellung in der Suvabai an der Nordküste von Candia, um bei Erneuerung der griechischen Rüstungen sofort wieder bei der Hand sein zu können. Es ist ein müßiges Beginnen, darüber i»S Klare zu kommen, welche» von beiden Thcilen die Schuld der Borpostengesechle an der Grenze trifft, die Griechen oder die Türken, denn beide Parteien beschuldigen sich gegenseitig des FricdenSbrucb». ES hat sich hier derselbe Fall wiederholt, welchen wir vor Beginn de» Krieges zwischen Ser- bien und Bulgarien beobachteten. Wenn krieg-gerüstele Gegner sich längere Zeit in unmittelbarer Nähe gegciiüberstehcn, dann ist der Friede nicht Monate lang ohne jede Störung aufrecht zu erhalten, die Kampsbegier drängt zur Tbat. und da die Waffen stet« zur Hand sind, so ist ein Gefecht bald iw Zuge. Die regelmägig wiederkehrende Erklärung de« Geschehenen ist: ein Mißverständlich- daS ist aber nur ein beschönigender Ausdruck für die Uberschäumente Leidenschaft. Die Geduld der Türken den fortdauernde» Herausforderungen der Griechen gegenüber ist so allgemein bewundert worden,daß e» keine» Worte» der Entschuldigung für einen etwaigen Verstoß der Türken gegen die Forderung weiser Mäßigung bedarf. Der beste Bcwci», daß aus griechischer Seite mindesten» ebenso sehr ge fehlt worden ist wie auf türkischer, wenn die Behauptungen der Griechen aus Wahrheit beruhen, ist die Besetzung de» türkischen Fort» ZygoS durch griechische Truppen. Dieser Punct ist bekanntlich erst mehrere Tage nach der Zusammen kunft des General« Sapundzaki und Ejub Pascha geräumt worden, nachdem dieser offenbare Bertrauensbruch zum Gegen stände einer türkischen Note an die Vertreter der Türkei im Auslände gemacht worden war. Die türkisch- Regierung hat sich aber ebenso beeilt, von der geschehenen Räumung den Mächten Kenntniß zu geben und daran da« Ersuchen zu knüpfen, daß die Blockade ausgeboben werden möge. Heber Mangel an Lvyalilät seiten» der Türkei kann sich also Griechen land nicht beklagen, es darf aber nicht unerwäbnt bleibe», daß in dem griechischen Berichte Uber die angeblichen türkischen Friedensstörungen de« Fort« ZygoS mit keiner Silbe ge- dacht wird. Die griechische Kr'-a»ber<itschast bat genau acht und einen halben Monal gewäbu. ov.n 4t. September l8r»5 bis zum 7. Juni 1886. eiu Zeitraum, der vollständig au-reicht, um jwri Gegner von so geringer Eapitatkrast, w,e die Türkei und Griechenland, finanziell zu Grunde zu richten. Tie Türkei hat denn auch wiederholt von der Entschädigung gesprochen, welche Griechenland im Falle der Fortsetzung seiner KriegSbereitschast an die Türkei zu zahlen habe, und wohl nur die volle Gewißheit über die Zahluiigsunsähigkeit Griechen lands hat die Türkei davon abgehallen, ihre Forderung im Ernst zu stellen. Mit der Aushebung der Blockade der griechischen Küste ist der seit so langer Zeit gestörte Friede auf der Balkan- Halbinsel endlich wieder hergestellt, vorausgesetzt, daß sich die Entwickelung der ostrumeliscben Verhältnisse in friedlicher Weise vollzieht. Noch ist die Untersuchung der Verschwörung von BurgaS im Gange, und c« wird davon abbängen, ob Rußland sich im Falle der Verurtheilung Nabokow'« irgend eine» gewaltsamen Eingriff in die bulgarische Rechtspflege er laubt, oder ob eS der Sache freien Laus läßt. DaS Ver langen des russischen EonsulS in BurgaS und des russischen Botschafters in Konstanliiiopel nach vorläufiger Frei- lasinng Nabokow's stellt bereit- einen russische» Eingriff in die bulgarische Rechtspflege dar. Aber Rußtand hat so oft während der jetzt beendeten Krisi« aus der Balkanhalb insel den übrigen Verlragsniachlen gegenüber seinen festen Wille», den Frieden ausrecht zu erkalten, betont, daß eine plötzliche Einmischung in die bulgarischen Verhältnisse nur als ein vorbedachter FriedenSbruch aufgelaßt werden könnte, und einen solchen wird Rußland trotz des TaaeSdcsehIS an die PonluSflotte und der Reden des Stadthauptes und deS Metropoliten von Moskau kaum wage». Die Türkei hat in der Note vom 30. Mai ihre Absicht kunvgegcbcn. mit der Abrüstung erst dann zu beginne», svbald Griechenland seine Armee ans FriedenSsuß gebracht haben wird. TriknpiS gab sich der Hoffnung hin, daß die Türkei ihre,» trüberen Versprechen gemäß schrittweise und den griechi schen Abrüstungsmaßregeln entsprechend mit der Abrüstung vor gehe» werde, die nachträglichen Erfahrungen, welche di« Türken an der griechischen Grenzegemacht haben, führten aber zu einer Ab änderung des früher kundgegebenen Entschlusses, die Türken wollen ihrer Sache vollständig sicher sein Dann begegnen sie sich mit den Vertrag-Mächten, welche die Blockade auch nur versuchsweise aufgegeben haben und mit ihren Ge schwadern aus der Beobachtungsstation in der Subabai ver bleiben, bis die Anwesenheit der Schisse dort llberflüjslg ge worden ist. TriknpiS tröstete am 20. Mai, dem Tage der Präsidenten wahl in der Kammer, da» ihn begleitende Volk und warnte e«, sich der Verzweiflung hinzugeden; unler weiser Benutzung der Umstände könne Griechenland auch ferner dem ihm be stimmte» Ziele nachstrebe». Die griechische Abrüstung »st also nicht i» dem Sinne auszusassen, daß Griechenland nun auf sein EroberungSgelüste Verzicht geleistet hätte, eS vertagt nur seine Wünsche und behält sich vor, seine Grenzen bei paffender Gelegenheit weiter nordwärts nach Janina und Elassona vor zuschieben und vor allen Dingen die Insel Candia mit Griechenland zu vereinigen. Aus einige Zeit dürste freilich Viesen Gelüsten ein Riegel vorgeschoben seui, denn Griechen land wird »lanchcn Jahres bedürfen, um die Kosten der bis- berigen Kriegsbereitschaft aufzubringen und die Wunden zu heile», welche dem griechischen Handel in den letzten acht Mo naten geschlagen worden sind. Die Türkei geht, wenn auch finanziell geschwächt, so doch moralisch sehr gckrästigt au« der jetzt hoffentlich definitiv be endeten Krisis hervor. Tie militairische Krastentsaltung. welche sie vor den Augen Europa» in aller Ruhe vollzogen hat, zeigte, daß die Türkei noch nicht so wehrlos ist. al« wohl Mancher gedacht haben mag; sie hat den Grundsatz der Nichteinmischung m so imponirender Form durchgesührt, daß Europa ihr seine Achtung nicht versagen kann, um so weniger, als sie dadurch Rußland jeden Vorwand entzogen hat, als Schiedsrichter den Streit aus der Balkanhalbinsel mit dem Schwerte zu schlichten. Eine weitere wichtige Folge der Ereignisse aus der Balkanhalb« insel ist die Wiederherstellung deS freundschaftlichen Verhält nisse» zwischen Deutschland und England. Durch die Festigkeit, welche England Griechenland gegenüber bewiesen hat, sowohl bei Ueberreichnng des Ultimatums, als bei Handhabung der Blockade und Fortsetzung derselben bis zu dem ziemlich weit gesteckten Endpunkte, hat es sich Deutschland eng ver bunden und ihm den Glauben an die Zuverlässigkeit der eng lischen BunceSaenosteiischasl wievergegeben. Dagegen schneidet Frankreich um so schlechter ab; durch seine Separataction hat e« seine ohnehin schon bestehende Vereinsamung noch ver schärft. eS hat sich selbst von der Gemeinschaft ausgeschlossen, welcher eS durch den Berliner Friedensvertrag cingehörle. Vielleicht ist eS ihm gelungen, den stillen Beifall Rußlands zu erringen, aber e« fragt sich sehr, ob dieser Liebesdienst ge nügt. um sich darauf in Zukunft berufen zu können. Bei den bevorstehende» diplomatische» Auseinandersetzungen zwischen England und Frankreich kan» diese Macht auf die freund schaftlichen Dienste Deutschlands, welche ihm noch vor Kurzem zu Gebote standen, nicht mehr rechnen. Leipzig, 9. Juni 1886. * Dem BundeSrathe ist der Entwurf einer Ver ordnung, betr. die Gewährung von Tagegelbern und Fubr« kosten an die Beamten der Militair- und Marine- Verwaltung, ziigegangen. Es handelt sich um eine Er-> ciänzung der bi-heriqe» Bestimmungen dahin, daß die oberste Militairverwattungsbebörde deS Conlingent», beziehungsweise die Admiralität ermächtigt ist. den Beamte» der Militair- und Marineverwaltnng für Reisen, welche häufig oder in bestimmte» Zeiträumen »ach nabe gelegenen Orten aus- zusühren sind, eine Pauschsnmme an Stelle der verordnungS- niäßiaen Fubrkosten und Tagegelder in den Grenzen derselben sestznsetzen. Die Verordnung soll am Tage ihrer Verkündigung in Kraft treten. * Tie neu errichtete FortificationS-Bauscbule ist mit dem 1. April d. I. zu Berlin eröffnet worden Zur Sache wird der ..Kölnischen Zeitung " geschrieben: „Ja der selben sollen Unterofficiere, welche au« den Pionier - Batail lonen entnommen werken, einen technischen Unterricht erhalten, der sie befähigt, unter Le tnng von Jngenieur-Ossicieren den praktische» Dienst l-n Fenungsbauwesen wahrzuuehmen. Der Bildungsgang, der Lehrplan und die aus der Schule gegebene Ausbildung entsprechen durchweg den gleichartigen verhält, nisten einer Baugewerkschule. Der Lehrgang ist zweijährig, woraus eine Prüsiing abzulcge» ist, deren Bestehen die Verleihung deS Titel« Forlisication« . Bauführer im Gefolge hat. Die Ablegung einer weiteren kleinen
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