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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.05.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-05-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188605227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860522
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860522
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-05
- Tag 1886-05-22
-
Monat
1886-05
-
Jahr
1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.05.1886
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2071 Leipzig durch dir greß.irtigr Ausdehnung seines Post- u»d Tclegrc.pheuverkehre- heivorragl. wie eS. wc»S die Zahlen anlangt, unmittelbar hinter Berlin marscbirt, relativ in ver- scdievener Hinsicht dasselbe sogar überflügelt, und welche großen Uebcrschüsse ans dein kiesige» Post» und Tclegrciphcn- Verkehr an da» Reich algcliescrt werden können. Das ist »ur möglich, einmal durch die grosse Bedeutung Leipzig- alS Handels- und Industriestadt, zun» Andern aber durch die de- deutenden Anforderungen, welche an die Arbeit-jähigkeit de- kiesigen, wie wir genau wissen. >m Vergleich zu anderen Bezirken nicht sehr reichlich bemessenen Post-und Tclegravhen- b:a»,Icn-Perso»alS gestellt werden. ES will unS nun geradezu arausai» erscheinen, wen» angesichts dieser thatsachliche» Verhältnisse auch diesen pflichtgctreuen und wahrlich wLt sehr splendid besoldeten Beamten die frohe Aussicht aus einige Verbesserung ihrer Lage durch Erhöhung deS WohnuiigSgeldziischnffeS zerstört wird. Wir selbst sind Z-nze gewesen der freudige» Erregung, welche au- Anlag des Be schlüsse- de- BunceSralheS in diesen Beaiiitcnkreisen einzog, und können u»S lebhaft in die Niedergeschlagenheit versehe», welche der entgegengesetzte Antrag der Budgetconiuiission de» Reich-tage- sicher Hervorrufen wird. Man muß sich hierbei vergegenwärtige», daß auch die niedrig besoldeten Elasten der Unlcrbeanite» bei dieser Angelegenheit mit Beträge», welche für sie immerhin i» La- Gewicht falle», betheiligt sind. Möchte au» den allen anaegebenen Gründen bei der Be- ralhnng im Plenum deS Reichstages mit alle» Kräften von Denjc» ge», welche unsere Leipziger Verhältnisse näher kennen, versucht werden, wenn eS irgend möglich ist. eine für unsere Stadt heilsame, ihr Gerechtigkeit entgegenbringenbe Wendung herbeizusühreit. Oie Agilliliou gegen die Prinzen von Orleans. Nach längerer Pause ist eS den Franzosen endlich wieder einmal gelungen, die Blicke der Welt aus sich zu ziehen; eS bereitet sich ein Schauspiel vor, welche» die radicalen Re publikaner längst herbeigejehnt haben. Bekanntlich balle Frcy- cinet verlangt, daß man in der Prinzen-Au-ioeisungssragc der Regierung die Initiative überlasten möge; wenn die Prinzen etwa» thäten, waS Abwehr erheische, so würde die Regierung schon aus eigenen, Antriebe oiit Festigkeit und ohne Zaudern handeln. Die Zeit der Ausweisung deS Grase» von Paris scheint jetzt m der That gekommen zu sein; aber leugnen läßt sich nicht, daß, wen» die Maßregel zur Ausführung gelangt, der Gras sich die Schuld nur selbst beizumesjett hat. Es war gewiß sehr unklug, durch die monarchistischen Blätter verkünde» zu lasten, daß die Danien der Hauptstadt der Braut de» Herzog- von Braganza einen Taselaussay mit dem Pariser Stadtwappen überreichten, und Laß da» Departement Seine inkörieuro ebensall» durch ein Hoch- zeitSgeschenk seine Anhänglichkeit an den Tag legen wollte. Da sind zwei Kundgebungen von unzweifelhafter politischer Bedeu tung. und wenn die Pariser Damen und die Bevölkerung de» Departement 8ei»o tiikörieuro dabei auch nur mit einem kleinen Bruchlheil vertreten waren. Da» Unzulässige liegt in der Veröffentlichung der Gaben unter Hervorhebung ihrer Bedeutung. Auch der Empfang im Palais Galiera war für ein Privalscst zu geräuschvoll, zumal dabei daS Hoscercmoniell beobachtet wurde und die Personen der Gäste daS Fest im Sinne eines HossesteS aussaßten. Die Feier hätte einen viel harmloseren Anstrich erhalten, wenn sie aus einem Schloß in der Provinz stattgesundcn hätte, aber in der Hauptstadt Frankreichs, in welcher der Präsident der Republik seine Residenz hat. kann so etwas nicht geduldet werden, zumal unter den gegenwärtigen Verhältnissen, während e» offen kundig ist. daß der General Appert au» seiner Stellung als Botschafter in St. Petersburg wegen seiner monarchistischen Intriguen abberusen worden ist. Die Prinzen von Orleans können natürlich von der sranzösischen Regierung nicht ver hindert werden. ihre Töchter wieder an Prinzen von Geblüt zu verheirathcn, aber eS darf derartigen Ver bindungen nicht der Stempel von CraatSereignisten ausgedrückt werden, sic sind und bleiben nichts Andere- als die Heiralhen der Töchter von Privatpersonen, während die Prinzen au» dem Hause Orleans, der Herzog von Chartres und der Gras von Paris, al» Väter augenscheinlich bemüht sind, die Tradi tionen der Herrscher Frankreich» bei diesen Anlässe» lebendig zu erhalten. Man mag im klebrigen von der Maßregel der PrinzenauSweisung denken, wie man wolle, den sranzösischen Republikanern kann man e» nicht verübeln, wen» sie an dieser Art und Weise Anstoß nehmen. ES weht in Frankreich gegenwärtig kein günstiger Wind für die Prinzen von Orleans, die Republik erscheint unter dem Ministerium Freycinet fester begründet als je zuvor, kenn Freycinet bat keine Expedition nach Tonkin aus dein Kerbholz wie fein Vorgänger Ferry. und ihm werden sogar seine poli tischen Fehler zum Ruhme eingerechnet, wie seine Trennung von den VerlragSmächte» in der griechische» Frage. Mit Rußland spielt Frankreich gegenwärtig ein sonderbare» Spiel: aus der einen Seite wird die Dynastie von Frankreich an ihrer empfindlichsten Stelle verletzt u»d in politischer Beziehung sucht die französische Regierung ihr wieder entgegen;,ikomiue». wie den» die Haltung in der griechischen Frage offenbar auf Liebe dienerei gegen Rußland zurückzusühren ist. Die Ausweisung teS Grasen von Pari» aus Frankreich würde vom Kaiser von Rußland wieder al» eine persönliche Beleidigung empfun den wert n, denn er ist durch die Heirath der Tochter deS Herzog» von Chartrc« mit dem dänischen Kronprinzen mit dem Grase» von Paris verschwägert, und baß Kaiser Alexander in solchen Dingen keinen Spaß versteht, daü hat er in der ostrnmclischcn Frage bewiesen, Fürst Alexander von Bulgarien bat eS mit seinem russischen Protector allem Anschein „ach siir alle Zeiten verdorben. Man sagt zwar, daß Verwandt schaften der regierende» Häuser in politische» Fragen nichts zu bedeuten haben, da- ist aber aus absolut regierte Staaten wie Rußland doch nicht anwendbar, weil hier die persönlichen i-'csnhle und Meinungen de» Staatsoberhauptes da» entschei dende Gewicht in die Wagschale werscn. Kaiser Alexander i't in der glücklichen Lage, seine Verbindunge» mit anderen Mächte» nach Gunst schließen z» können, sc!» Reich ist groß »iid weit genug, um elwaige BergrößerungSbedürsnisse ohne Rücksicht aus keine Beziehungen zu europäischen Mächten be- inedigen zu können, und die Freundschaft Derer, welche die jcinige suchen, kann er allcnsallS auch entbehren. So ist eS denn säst unzweiselhast, daß Freycinet über die AuSwcisung de» Grase» von Pari» nicht eher Entscheidung liessen wird, al» bis er die Gewißheit hat, daß man sie in St. Petersburg al» durch die Verhältnisse geboten anerkennen wird. Schon die Trennung de» Grasen von Paris von den übrigen Prinzen de» Hause» Orleans zeigt daS Bestreben, tri, rem Kaiser von Rußland näher stehenden Herzog von Chartres zu schonen. DaS wird in St. Petersburg nicht unbeachtet bleiben. Der Gras von Pari» ist die einzige Persönlichkeit, welche al» Thronsolger bei einer monarchistischen Umwälzung in Frankreich in Betracht kommen kann. Seit dem Tod« de» Grasen Ehambord ist er der Vertreter der Ansprüche beider Linien de» Hause» Bourbon, und diese» Bewußtsein mag ihm auch den Mutb gegeben babrn, au» der Zurückhaltung heraiiS- zulretcn. welche er sich bisher auserlegt batte Die irieder- hollen Erfolge, welche sich i» Form vo» Heiralhen der Prin zessinnen von Orleans mit Prinzen der regierenden Häuser kundgaben. mögen auch kaz» deigetragen baden, die Hoffnungen de» Grafen von Pari» r» erhöben, und so wird denn kae Ergebniß der Ausweisung schließlich kaum noch zu vernicidcn sein. Die Frage der Ausweisung bat binnen weiiigen Jahre» nun schon wiederholt aus der Tagesordnung gestanden, so ernst aber wie dieses Mal ist die Frage noch niemals gestellt worden. Die republikanischePrefle und dieRegierung haben ihreAusmerksainkeit gie chzeiiig aus die Sache gerichtet, die Regierung verhält sich nicht mehr adwehrenv gegen di« Anregung, welche von der Volksvertretung auSgeht. f»nd«n di« Zweifel betreffen nur die Form, in welcher die Angelegenheit zu erledigen ist; daß etwa» geschehen muß. um den verletzten republikanischen Ge fühl Geuuglhuling zu verschaffe», darüber sind Negierung und Mehrheit der Volksvertretung einig. Der „Moniteur" br« scheidet sich denn auch bereits und rust resignirt au<: „Die Prinzen kann man au-weisen. die Priucipien nicht." Natür lich. wenn da» monarchische Princip in Frankreich den Sieg davonträgt, dann Hilst keine Ausweisung, und wenn die Re publik fest begründet ist. bedarf sie keiner Ausweisung. Aber so lange nach beiden Richtungen noch Zweifel herrschen, er scheint cS doch besser, eine gegenwärtige Gefahr in eine ent fernte zu verwandeln, als unter de» Augen der republikanischen Regierung eine Agitation in» Werk setzen ui lasse», welche bei sernercr Nachsicht immer größere Ausdehnung ge winne» muß. * Leipzig, 22. Mai 1886. * Der Reichskanzler?Fürst BiSmarck hat sich am DonncrSlag Nachmittag in Begleitung seine» Schwiegersöhne-, Grasen Rantzau, für kurze Zeit nach Friedrichsruhe be gebe». * Die Thatsache. daß La» neue preußische Kirchen» gesetz noch nicht zur Publikation gelangt ist. giebt Anlaß zu den verschiedenartigsten Vcrmuthungen. So wird behauptet, e» schwebten »och Verhandlungen, deren Abschluß die Er- tbeiluiig der königlichen Sanction bedingten u. a. dergl. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" ist in der Lage, alle diese Eonjecturen al» unrichtig bezeichnen zu können. Die Organe, die dieselben verbreiten, batten, wie da« betreffende Blatt auSsiihrl, zum Thcil jedenfalls ein Interesse an solchen ten- brnzivscn Erfindungen. DaS fragliche Gesetz sei vor einigen Tagen in das königliche Cabinet gelangt. Daß dasselbe bisher noch nicht veröffentlicht sei, habe durchaus nicht» Uiigewvhll- licheS an sich. * Der „Deutsche Reichs- und Preußische Staats-Anzeiger" publicirl daS Gesetz, bctr. die Errichtung und Unterhaltung von Fortbildungsschulen in den Provinzen West preußen und Posen. * Geheimer Nalh Professor vr. Waitz, Vorsitzender der C o »i m isso » für die Herausgabe der ilvuuweut» Lornuumw, ist schwer erkrankt. * Zur parlamentarischen Lage in Bayern wird der „Kölnischen Zeitung" au» München, 17. Mai, ge schrieben: Erfreulicher Weise gehen die parlamentarischen Arbeite» hier !o vorwärts, daß man nach dem Ende gut, Alle» gut, den Ab- schluß der LandlagSsessiou für die letzten Tage der nächsten Woche in sichere Aussicht nehmen kann. Einigen Staub wird noch die Frage der Beamten,;ehal!SLusbcsserung ousnürbeln, welche zu den letzten VerhaiidlungSgcgei,ständen gehört, weil die dem Vorschläge abgeneigte Rechte denselben unter den möglichst ungünstigen BorauSsitzuiigen für eine Bewilligung zu Vorbescheiden liebt. Und doch ist rm Vergleich zu anderen deutichen Staaten der bayerische Beamtenstand nahezu der am ichlechtesten ge stellte, wo» die Höhe der Denslbesoldung aubelangt, wahrend die Pensionen schon vo» der ersten Zeit de» neuen Königreich» her reichlicher ausgestattet sind, als ander-wo. Eine eigentliche Aus gleichung gerechter Art kaun in dielem verhältnißmäßige» Mehr der Pensionen und Wittwen- und Waisenbezüge allerdings nicht geiehen werden, und durch die mittlerweile stattgehabtea Erhöhungen der PensionSbezüge in de» anderen deutichen Staaten hat dieser Grund noch mehr von seiner BeweiSkralt gegen eine Lerbesse- rüng der bayerischen Gehälter verloren. Richtig ist dagegen, daß unlere DiScipIinargesctzgelmng und die daraus zu gründende» Maß- nähme» Manche« zu wünsche» übrig lassen, und gerade von liberaler Seite ist da»» »»d wann mit Grund beioat worden, daß hier strengere Grundsätze und namentlich ein bessere» Verfahren nach dem Vorgang anderer deutichen Staate» angestrebt werden müsst. Eine Abänderung der betreffende» Vorjchrisle». welch« nur ft, den Formen eine» VeriassunaSgesitzeS möglich wäre und wie sie allerdings für die Richtcrbeamien unter de,» Einfluß de» RelchSgerichtSvei sasiungS- gesctzeS ermöglicht win de, gehör« »brr bei den gegenwärtigen Parteiver- hättiiisse» zu den unersüllbaren Bedingungen, und die» erklärt e-, weSbalb man liberalerseitS die praktische Anerkennung der Ncth- weiidigkeit. de» Livilbeainten zunächst in der Form von Wohnung», aeldzuschüsien zu Hilfe zu kommen, nicht bi- zum NiinmerSt-g ver schieben will. I» welchem Umfang der jetzt zur Feststellung ge- langeiiLe Etat sür diese» Zweck »och Mittel bietet, wird sich bald rcchnungSmäb'g kerausslelle». Jedenfalls hat die für das Reich notbwendig gewordene Erhöhung der Matricularbeiträgt in ihrer Rückwirkung auf den bayerischen Staatshaushalt dcaseldea noch nicht auS dem Gleichgewicht gebracht. * AuS Baden, 2». Mai, wird uns geschrieben: „Die Wiedcrbesctzung deö erzbischöflichen Stuhles in Frei burg beschäftigt fortgesetzt die Presse und die betheiligten Kreise in hohem Grade. Wie jetzt verlautet, hat da» Frei burger Donicapilel ver Regierung bereits eine Candidatenliste eingereicht. E» sollen sich aus derselben u. A. die Donicapi- tntare Behrle und Rudolf vo» Freiburg und der Tomcapitular Gras von Galen in Mainz befinden. Ob diese Angaben richtig sind, muß man noch als fraglich annehmen An anderen Vcrinulbnngen und Lesarten fehlt e» nicht. Wann die Ent scheidung erfolgt, ist noch nicht bekannt." * Die Meldung, daß Herr v. GierS beabsichtige, im Laufe deS SonimerS dem Fürsten Bismarck und dem Grasen Kalnoly Besuche abznstatten. wird, wie der „Standard" her vorhebt, nicht ohne Bedeutung für Diejenigen sein, welche an dem Studium der Beziehungen der Großmächte unter einander iiileressirl sind. Nach eingehenderBelcnchtnng deS eigenmächtigen Vorgehens Frankreichs in der griechischen Frage, und e» st offene Frage belassend, welche Rolle Rußland dabei gespielt habe, sagt der „Standard" weiter: Das Ultimatum a» Griechenland wurde viel länger verschoben, als Klugheit und Würde e» verlangten, und der Verzug war zweijclloS de» dringende» Vorstellungen teS russischen Auswärtigen AmIeS zujuschreibe». Doch schließlich drangen die Allnrien — oder besser gesagt Fürst BiSmarck — durch. Rußland willig!» ein, sich den Maßregeln aiizuichließe», welche ersorderlich waren, »in Griechenland un Zaum zu halten; e- kann aber keine Frage sein, daß die Beziehungen zwilchen den drei Kaiserreichen während dieser Unleihaudlungei, empsiadlich genug geworden sein »inßten. Herrn von Gier«' Besuch dürste dazu bestimmt sein, irgend weiches Mißverständlich z» beseitige», va« noch vorbandeu sein tönnte; und die» wird mit Recht als ein Anzeichen dafür aogeseheu werden, daß. was immer auch icreidingS stattgeiuuden hat, die Tripel-Allianz i»r ;rp> sicher ist Kaiier und kaiicrlicher Kanzler be suchen einander nicht !»: n ctüa uns wiederiiichlS. Herr von Giert wird >m Stande sei», dem deutsche» K -nzler zu versichern, daß er nicht die Abjichl habe, »ist Deut chlandS unzufriedenem Nebenbuhler jenfeilS de» Rhein« allzu freundlich z» weide»: und wahrscheinlich wird er die Erneuerung des famoie» Versprechens »nt sich »nrücknclnne», daß nicht „die Knochen eine« einzigen pomiiicrichen Füsiliert" sür irgend eiwaj riskirt werden wurden, was nicht die vitalen Interesse« deS dtutichcii Kaiserreiche- berührt. Diejenigen, die den Bruch de» Bündnijses, welches der große Facior in der internationalen Politik ist. erhoffte» oder fürchtete», m»iie» zugede». daß ihre Erwartungen aus schwachen Füßen standen. Die Stabilität der Liga ist selbst nicht durch die ernste Probe in diesem Frühjahr gestört worden. Ei» Abkommen, welches einen solchen Sturm überstaadea hat, muß gewaltig viel Lebenkkrast in sich haben. * Wie i»an an« Belgrad meldet, veröffentlichte da» radicale Organ „Samouprawa" die authentische Liste der radicalen Abgeordneten, wonach deren Zahl SZ beträgt. Ta die Liberalen nin in der Stärke von etwa 15 Mann in der Eknpschlma erscheinen werden, stellt sich di« Zabl der gewählten Fortschrittler auf 63 Tie Majorität der Regie rung ist taber eine noch größere, al» früher angenommen wurde. — DeS Ferneren wird auS der serbischen Hauptstadt aemelde», daß der serbische Geschäftsträger in Rom. Herr Milan Ebristic, zum Leiter der administrativen Sektion im Ministerium te» Auswärtigen ernannt worden ist. * An» Konstantinopel wird der Text der Circular no te gemelvet. welche die Pforte am S. Mai an die diplo matische» Vertreter der Türkei bei den Großmächten aus telegraphischem Wege übersendet hat und in der di« Aufmerk samkeit der lctzleren aus die Bildung von griechischen Bande« gelenkt wird. Der Text der Rote lautet u» wortgetreuer Uebersetzung wie folgt: „Exccllcnzl Die immer größere Thätigkeit. welche Griechenland in der soitwähreudea Sendung von Truppen aa unsere Grenzen au den Tag legt, ist von öffentlicher Rolonetät. Au düse Lraeuerung der Kraftanftreuauug und der gegen un gerichteten Provocatioaea schließt sich soeben eine noch viel ernster« Maßregel aa. Wir bringen au» authentisch»!: Quelle in Erfahrung, daß «in Theil der griechischen Truppen ia Banden umgestaltet , worden ist, welche die Bestimmung erhalte» haben, in einzelne anlcgrn Werve. Gruppen ausgelüst, i» unser Territorium einzudringen. zu dem offenkundigen Zwecke, daselbst Verwüstungen (ckepröckatiooi) aller Art aiizurichte,' und aus diese Weise «iuen weiten Spielraum sür Sonslicie zu schaffen. Ein derartige» Verfahren, dessen unheilvolle Eonsequeuzen kciaeS Beweise» bedürfen, sollte der erusteu Ausnrerk- samkeit der Mächte nicht entgehen. Wir sind zwar ohne Zweifel in der Lage, jeder Eventualität zu begegnen, ober wir wollen gleich zeitig in den Auge» Aller darthun, daß «ia derartiger Zustand, dem wir in unserem aufrichtigen Wuusch« nach Erhaltung de« Frieden» zuvorznkouime, getrachtet habe», nicht durch uns geschaffen worden ist, daß dersilbe einen immer anrqesvrocheaereu Charakter der Feind- seligkeit gegen das olioinanisch« Kaiserreich ia sich birgt und daß derselbe aus nichts Geringere« abzielt, al- unseren Rechten zu präju- diciren und da» allgemeine Interesse zu gefährden. Sie werde» Sorge trage», diese Thatsachen und Erwägungen zur Kennliiiß der Regie, uag, bei welcher Sie beglaubig« sind, io der Weise zu bringen, daß bei der Bcuriheilung de- Vorgehen» der beiden be nachbarten Staate« kein Zweisel übrig bleiben kann und werden zu diesem Bchuse Sr. Excellenz dem Minister de« Acnbcra eine Lopie dieser Depesche eiuhäudigeu. Grz.: Said. * Wie au» Konstantinopel gemeldet wird, haben die russischen Uuterthanenia der Türkei, welche trotz wiederholter Erinnerungen der Botschaft mit ihren Ent- schädigungSsorlberuugen auS dem letzten russisch - türkischen Kriege noch immer nicht befriedigt worden sind, eine Petition den Kaiser Alexander lll. nach Livadia gerichtet, worin ie dessen Intervention zu ihren Gunsten ansuchten. * AuS Paris, 20. Mai, wird der .Nalic»ft>lzeitu»g" ge meldet: „Ich hatte heute Abend Gelegenheit, eine orleenistische Persönlichkeit zu sprechen, und koiinte constatiren, daß in diesen Krcljen bezüglich der der Regierung zngeschriebenen Absicht, die Prinzen auSzuweiseu, Ungläubigkeck asseetirt wird und soaar die Ansicht herrscht, daß da» Ministerium eine solche Maßregel gar nicht wagen könne. Die mehrseitig ge meldete Absicht der Regierung, nur den Grasen von PariS auSzuweisen, würde von einem großen Theile der Royalisten al» rin günstige« Ereianiß begrüßt werden, da die royalistische Propaganda weit wirksamer betrieben werden könne, wenn nicht fortgesetzt auf die bedrohte Stellung Le- Grasen von Pari» Rücksicht gcgommen werden müßte. Andererseits wird versichert, außer der kürzlichen öffentlichen Manisestalion. bei welcher der Gras von Pari» ungenirt die Rolle eine» Präsidenten gespielt, habe der Minister de- Innern die Beweise sür ge heime royalistische Umtriebe in Händen, welche die Negierung zwingen müssen, die letzthin der Kammer gegenüber eiogc- gangene Verpflichtung einzulösen und gegen die Prinzen eiu- zuschreileu. Eine neulich« Mittheilung, daß die Journal- Nachricht. Freycinet habe Schrille gethän, um die Botschafter vom Besuche deS AbschiedSenipsange- beim Grasen von Pari» abzuhalten, unbegründet sei, muß dahin vervollständigt werden, daß der Conseil-Präsident allerdings einige Tage vorher dem Nuntiu» bemerkt hat, e» würde dem Grasen ariS ein schlechter Dienst erwiesen, fall» da» diplomatische orp» der Einladung de» Grasen von Paris Folge leisten sollte. Selbstverständlich halte kein Botschafter oder Ge sandter, ausgenommen die Vertreter der mit den Orleans nahe verwandten Souveräne, beabsichtigt, der Soiräe beizu wohnen. welche al» royalistische Demonstration, somit als Manifestation gegen die bestehende Negierung dienen sollte." * Nach eia« der „Politischen Correspcndenz" au» Lissa bon zugehenden Meldung circulirt daselbst da» Gerücht, daß König Dom Luiz alsbald nach der Vermäh. lung des Kronprinzen Don Carlo» abdanke» und letzterem die Krone übergeben werde. * AuS Cape üoast Castle wird dem „Neuter'schen Bureau" unterm 12. April gemeldet: „Capitain Firminger ist von Becguah und Atansi, wo er mit der Untersuchung der Ursachen der jüngsten Ruhestörungen beschäftigt gewesen ist. nach dem Flusse Prab zurückgekehrt. Eine Besserung in der Lage vermochte er nicht zu erzielen. Die Avansier waren freundlich, aber die BecquahS, die ungesähr 10,000 Mann zählen, wiesen^ jede Einmischung zurück. Sie erklärten, daß ie die vier Slävte zurückzuerrber» gedächten, welche Lord Wolscley ihnen im Kriege vom Jahre 1874 abgenommen und den Abansieru überliefert hatte. Am 2l. dS. wurde ein wichtiges Tressen erwartet. Eine Gesellschaft von 45 Gamin-HandelSleuten war von den BecquahS über rumpelt und nach schrecklichen Foltern getödtct worden. Aus beiden Seiten wurden die Gefangenen gesoltert. Sowohl die BecquahS. wie die Abansier drückten großen Unwillen darüber auS. daß der Gouverneur eS ablchnte, sich einzumischen. Schon vor Monaten wurde der Gouverneur angegangen, die Vermittelung zu übernehmen, als beide Seiten bereit waren, seine guten Dienste anzunehmeu; hätte er damals emgcmilligt, so dürsten, wie man glaubt, die gegenwärtigen Wirren ab gewandt worden sein. Jetzt käme die Vermittelung zu spät. Man erwartet, daß die Avansier, al» die Schwächeren, über den Prah getrieben werden. Der gegenwärtige Zustand der Dinge schädigt sehr ernstlich den Handel de- Lande»; der Verkehr hat vollständig aufgehört, und sänimtliche Handels straßen sind geschloffen. Am lS. d». wurde eine Ablheilung de» westindischen Regiment« von dem Transportschiff „Tyne" hier gelandet." — (Dir vorstehende Meldung deS Reuter'- scheu BurcauS ist berichtigt aus Grund eine» Wolsj'scben Telegramm-, demzusolg« eS sich nicht um (deutsche sondern um Gamin-Handelsleute handelt.) " Die canadische Fischereisrage hat wieder einmal, wie schon so häufig, zum Ausbruch von Differenzen zwischen den Negierungen Großbritannien» und der Vereinigten Staaten von Nordamerika geführt. Der Anlaß de» Streite- ist ein ziemlich geringfügiger: die Beschlagnahme eine» amerikanischen FischersabrzcugeS wegen Uebertretung der Fischereigesetze, allein der Umstand, daß die Washingtoner Re gierung sich de» Falle» angenommen hat, und daß ein englische» Kriegsschiff zur Ausübung ver Seepolizei an» dem Hasen von Halifax auSgelauseu ist. verleiht dem Gesibcbenen ein Relief von allgemcineremIntereffe. Zur sacblichenIiiforination seiFolgenve» bemerkt: Nack» canadffcher Anschauungsweise machen sich amerikanische Fischersabrzeuge, die canadische Häsen zu dem Zwecke anlause», um sich mit Fischköder, ober EiS, oder Er gänzunaSvorräthen zu versorgen, oder umzuladeii, strafbar, da diese» Verjähren dem Geiste der Convention von 1818 zuwiderlause. 2u den Bereinigten Staaten hingegen hält man dafür, daß den amerikanischen Fischern die gewöhnlichen Handels- und Verkehr-rechte ia den canadische« Häsen au Grund Le- Handelsabkommen» vo» >8l5 ipro zur« zustehen und durch den Vertrag von 1818 in keiner Weise a lterirt werden. Man verlangt daher, daß die Canadier jene Rechte den amerika nischen Fischerei-Interessenten nicht länger vorenlballen, und erwartet, da» Washingtoner Cabinet werde in diesem Sinne Verhandlungen mit dem Londoner Foreign Office anknüpsen. Anscheinend verspricht sich die öffentliche Meinung in den Vereinigten Staaten von einer diplomatischen Action der Washingtoner Regierung den Vellen Erfolg, indem sie sich aus Präcedcnzsälle beruft, in denen England die Be- rechtigung de« amerikanischen Standpunctc» anerkannte. E» wird dabei offenbar an die verschiedenen Veto- gedacht. welch« da» Londoner Cabinet «inlcgte. so oft die kanadischen Behörden den gewaltsamen Au»- schluß amerikanischer Fischersahrzeuge au» den Häsen der Dominion zu erzwinge» trachteten. In den Perioden von >818—1854 und später von I8SS—1871 machte Eanada seine Ansprüche nicht minder energisch geltend als jetzt. Alle möglichen Anstrrnauogen wurden gemacht, um elwaige von amerikanischen Fischern begangene gesetzwidrige Handlungen zu entdecken und zur Rechenschaft zu ziehen. Zahlreiche Schiffe »urd« mit veschl sprrchungSacten der Halisax-Eommission nicht ein einzige» Beispiel auführea, daß ein Fahrzeug lediglich kommerzieller Handlungen wegen mit Beschlag belegt oder gar condemnirt worden wäre. Die amerikanische Anschauungsweise neigt daher der Hoffnung zu. daß auch im vorliegenden Falle England dem llebereiser der canadische» Behörden Zügel Zur parlamentarischen Lage. Hl-O. Berlin, 20. Mat. Aus der PetitiouScommissiou des Abgeordnetenhause» hat der Abg. Rumpff einen sehr i». lructiveo Bericht über Petitionen einer großen Auzadl rheinisch, weftsälischer vraner erstattet, welche den Erlab eine« Gesetze» befür worten, wodurch di« Verwendung aller Surrogate bei der Bierbereitnug verboten wird, lo daß »ur Herstellung von Bier nur Malz, Hopsen, Hrs« und Wasser verwendet werden dürfen. Die Petitionscommissio» hat nach eingehender Verhandlung bc- losten, die Petitionen der EtaotSregicrung zur Erwägung zu erweisen. Ein soeben auSgegebener Bericht der UnterrichtScommilsion de« Abgeordnetenhauses, erstatte» von dem Aba. Neubauer, de- itigt sich mit zahlreichen Petitionen von Lehrer» au« allen Theile» der Monorchie um baldigen Erlaß «ine» Schuldst«- ionSgesetze«. Die Lommilsion hat beschlossen, die Petitionen der SlaatSregieruag zur Berücksichtigung zu überweise», lieber da« Stadium, in welchem sich der Lesetzeatw«rl, betreffend die Unterhaltung der öffentlichen Volksschulen, gegenwärtig befinde, und den Inhalt desselben enthielt sich der anwesende RegierungScommissar, Geh. Rath Raffel vom EultuSmmisterium, näherer Mittheilungeu, machte aber daraus ausmcrkjam, daß die Regelung der Besoldung-Verhältnisse der Lehrer zwar eineu integrirendea Theil eine« SchuldotationS- gesetzeiitwurll zu bilden haben würde, keineswegs aber als die eigent liche und hauptsächlichste Ausgabe eine« solche» GeletzeatwursS au- znseheu sei. Hauptaufgabe de« letzteren sei die Beseitigung der vielfach veralteten, sür die verändeitea Verhältnisse dn Gegenwart nicht mehr passenden gesetzlichen Vorschriften und sonstigen rechtlichen Normen über die Unterhaltung der Volksschulen und der Ersatz dieser Borichristen durch Normen, welche geeignet find, eine gerechte und billige Ausgleichung der Schullosten herbeizusühren. Letzteres sei unthunlich, so lange nicht der Staat selbst in den Kreis der Schul- uuterhalkungspflichtigen mit umsanAreichen Mitteln unmittelbar ein- trele. Diese Mittel ständen dem Staate bei der dernialige» Fiuauz- lage nicht zu Gebote, sie könnte» nur durch Reichrsteuerreiormea beichafft werden. Was die Dauer der Sitzungen de» Abgeordneten Hanse» vor Pfingsten anlanat, so liegt eS io der Absicht, unter täglicher zu meist schon 10 Uhr beginnender Sitzung den gesammten vorliegenden BeruthungSstoff biS zu dem Termin zu erledigen, an welchem srühestea» die letzte Abstimmung über da» Lehrer-AnstellungSgesetz ftattfinden kann: die- ist der S. Juni. Daun würde da» Abgeordnetenhaus dem Präsidenten Vollmacht zur Anberaumung der nächsten Sitzung ertheilcn, welcher eS allerdings nur dann bedürfen würde, wenn von dem Herrenbause noch Vorlagen aa daS Abgeordnetenhaus gelangen ollteu. Dabei wird allerdings voranSgesetzt. daß neue Anträge aus den Häusern nicht zur Verhandlung gelangen und eine Regierungs vorlage nicht eingehe. lag belegt. Jndetz läßt sich au« den Recht- Königliches Landgericht. IV. Strafkammer. I. Der Lausbursche Earl Leopold Schedlbauer auS Menburg und der Marlthelfer Franz Bruno Schmidt cm» WeißensclS waren beschuldigt. eine- Abend- zu Ansang Tecember v. I. aus den Ge- schäitSlocalitätea der diesigen Firma Sch.» in deren Dienste Beide damals stauben, mehrere Stücken Bettzeug, Leinwand und Halb- leinwand im Gesamnuwerihe von 10? gemeinsam in den Keller getragen, dort verborgen uab am nächsten Tage sorlgejchafft zu haben. Weiter siel dem Schedlbauer allein zur Last, uni dieieloc Zeit der ge- nannten Firma noch einige andere Gegensiäude von zusammen ungesähr 20 n»d Schmidt ebensall- allein sich noch der Entwendung eine« seidenen Tuche- schuldig gemacht zu haben. In die Untersuchung worden nun aber auch die verw Johanne Marie Schmidt an« Naumburg und die HandelSsrau Wilhelmiue gesch. Schedlbauer aus Böjengröba, die Mütter der obengenannten Angeklagten, ver wickelt, weit sie und zwar die Schmidt am Tage nach der von beide» Angeklagten verübten Diebstähle de« Bettzeug« und der Leinwand diese Objecte mittelst eine- Handwagen» auS dem Sch.'jchea Grundstücke weggesahren und nach ihrer Wohnung nach Sellerhausen geschafft, die gesch. Schedlbauer aber eineu Theil der von dem erst erwähnten Diebstahl herrührenden Stoffe, sowie einige andere Gegen stände als Geschenk von ihrem Sohne angenommen hatte, und zwar beide Mitangeklagte unter Umständen, welche sie der Hehlerei drin gend verdächtig erscheinen ließen. DaS Gericht hat denn auch be züglich der Mitangeklagten deren Schuld als erwiesen angenommen und gegen dieselben und zwar gegen die Schmidt aus 4 Monate und gegen die Schedlbauer aus S Monate Gesängniß er kannt, während Schedlbauer, unter Berücksichtigung seiner Jugend zu 2 Monaten 3 Wochen Gesängniß, Schmidt aber zu ü Monaten Gejüllgniß und 2 Jahren Verlust der Ehrenrechte verurtheilt wurde. H. Der Handelsmann Benjamin Schell hier war beschuldigt, zu Anfang Mai 1884 den Kaufmann R. dadurch zum Acccpl eine- Primawechsels über 885 bewogen zu habe», daß er demselben gegenüber seine Vermögenslage al- eine solide uns sich als einen zahlungsfähigen Mann, der ein HauS besitze, hiugestellt batte, während weder doS Eine, noch da- Ändere der Fall war. Weiter hatte der Angeklagte, welcher im Juli 1884 seine Zahlungen enistellte, der ihm obliegende» Verpflichtung, HaudelSbücher zu sichre», insofern zuwidergehandelt, als die Bücher so unordentlich geführt waren, daßsie keluen Ueberdlick gewährten; er hatte sich sonach de-Beirug« und de- einfachen Bankern«- schuldig gemacht; indessen vermochte da-Gericht nur hinsichtlich deS letzterwähnten Delikt« zu einer Uebersührung des Angeklagten zu gelangen und erkannte aus eine Gesängnißstras von 6 Wochen. lll. Ter Metallarbeiter Gustav OScar Theodor Zieger hatte sich deS in g. 176,3 de- R.-Sir.-Ges.-BchS. angegebenen Verbrechen» schuldig gemacht und wurde unter Annahme mildernder Umstände zu 1 Jahr Gesängniß and 3 Jahren Verlust der Ehreurcchle »erurtheilt. Der Gerichtshof bestand an» de» Herren Landgerichts - Direktor Bartsch (Präsid ), LaudgerichtS-Räthe» Bielitz, Obenan», Adam und Assessor vr. Hothoru; die Anklage führte Herr Staatsanwalt Meißner, die Lertheidiguug zu l. Herr Rechtsanwalt Frevtag II.. Herr Resereudar Lehmann (für Herrn vr. Zehn») und Herr Referendar vr. Galleukamp, zu II. Herr Rechtsanwalt Freytag ll. III. Straska««er. I. Eine» Lage» l» der ersten Hälfte April d. I. fuhr ein Hand arbeiter die von Loaaewltz nach Leipzig führend« Straße entlang, als er im Straßengraben eine» Menschen fitzen sah, der fest schi ef und von »er Jugend verhöhnt wurde. Der Arbeiter wollte sich de» Menschen aanehmen und hatte bereit» die Rangen auseinander, getrieben; als er aber den Schlafenden ausrüttelte, erhielt er zum Dank dafür einen Schlag, dem rohe Schimpfworte folgten. Der so Übel belohnte Arbeiter nahm diese unerwarteten Thätlichkenen nicht so ruhig hin, sondern ertheilte dem Gegner die verdiente Zurechtweisung in gleicher Form. Der Arbeiter eatserute sich nun zwar mit seinem Wagen, wurde aber von dem Anderen, in welchem man den Fleischergesellen Thomas Kreil an« Schwa bingen in Bayer» ermittelte, bi« herein in die Südvorst.dt verfolgt. Hier erhielt der Arbeiter Unterstützung durch andere Leute, und kalb war der wüthead um sich schlagende Mensch, der da« Messer gezückt und dem mehrerwähaten Arbeiter einige Schnittwunden beigebracdt hatte, unschädlich gemacht. Es erfolgte die Verurtheilung Kreil'S wegen Körperverletzung zu 2 Monaten Gesängniß. II. Der Handarbeiter Robert Gustav Lochmaa» au« Wachau, bereit« bestraft, hatte sich kurz vor Weihnachten v. I. in einem Gofthose bei Leipzig eine« »»bedeutende» Diebstahl« schuldig gemacht. weSbalb er uater Annahme mildernder Umstände zu 3 Wochen esäagniß verurtbeilt wurde. Der Gerichtshof bestand au» de» Herren LandgrrichtS-Director izrath voa Bose (Präfid.), LaadgerichtS-Rätheu Sieber, Bielitz. Fleischer «d Affefior von Sommerlatt; die Anklage führte Herr Staatsanwalt Brückner. Uv Die ledige Anna Llara Mrhnerk au» Kroptewitz hatte sich «»mittelbar nach Verbüßung eiuer Gesängnißstras« wiederum zweier Diebstähle schuldig gemach« und zwar znerst an« einem Schnh- »aarrngeschäft, in welchem sie sich unter dem Vorwand«, sich »in Paar Schahe anmeffea za lassen, eiagesundr« batte, einen Geldbetrag van nahezu 3 >1 und in dem andern «in Halstuch von rdeusall» etwa 3 -4l Werth entwendet. I« elfteren Falle halt« sie die Gelegenheit benutzt, de» Diebstahl i» de» Ungenblicke zu ve.. üben, al« der Meister ans kurze Zeit sich t» e» «ebe^imn er begeben hatte, »m da« Maß >c. herbeiznhalrn; sie hatte sich ober darnach noch «wer Urkundenfälschung dadurch schuldig gemacht, daß sie de« Meister rinn, mit dem Name» ihm« Vater« nnterzeuhaere, Brief geschrieben, warin Letzter« »» »bßmidnatzm« von der Anzeige
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