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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.01.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-01-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188601080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860108
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860108
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-01
- Tag 1886-01-08
-
Monat
1886-01
-
Jahr
1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.01.1886
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>, «» «Zo u. ^ t/b «re. 0^4 dis M» v«i rU-L»i r.. »ur d-A'. G-4LK 'S« S7.1Ü «LbL o 148 - ^ Sprü- 7S ^1 ^uai- kvbSt 40 äl-äl»i Wckckl. »oa«' » V«r- Li^ Lest« anu>r: »mvser .Spor» ompfer /l) der Md« > »,». ,1) der rmpfer reqo»" impftr Erfchetnt täglich früh 6'/, Uhr. >«) LrveLiti«» Johaunesgasse 8. S»rechku»den -er Ne-artim: BormiUags 10—IS Uhr. Rachmütag» 5—6 Uhr. ZW St» NX»»»« «t»»N«i>di-r M»o»i<n»«» St« Mit««»» ->cht »erSt»»iNS- »er für tzt« »Lch«ts-l,e»»o N»»«er befti««te» Inserate a» Loche,»«,,, »t« » Uhr «,ch»it»«,», a» La»»» m>» -etttaze« früh »t«'/,» U»r. 3» -ea Filiale» für 3»s.-2l»»atz»e: vtta Ute»«. Untverfiiätsstraße 1. La«ta Lisch«, Satharinenstr. SS, p. »»r bis '/,S ll»r. WpMtr.TllgMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage LV,L0V. Tlbonnrmentspreis Viertels. 4'/, incl. Brmgerlohn 5 Mk„ durch die Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer SO Pf. Bllegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» (In Tageblatt-Format gefalzt) ahne Pvstbeföcderuug 50 MI. «tt Poslbesörderung 60 Mk. Inserate 6gespaltcne Pctitzeile 20 Pf. Größere Schrillen laut uns Preieverzeichniß. Dabellartscher ».Zisternsay nach höher«Daris lirelamrn unter dem Redactionsstrich die 4gelpalt. Zeile ÜOPf, vor den Familiennachrichten die Kgrspaliene Zeit' 40 Pf. Inlerate sind siet- an die t»rp«»t1o« »u fenden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praevuiw-raania oder durch Post- Nachnahme. ^-8. Freitag den 8. Januar 1886. 8V. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Im Monat December 1885 erlangten da» hiesige Bürgerrecht: Teutschhrin, Gottfried Lrberrcht Wilhelm, Tischlermeister und Hausbesitzer. grievel. Julius Adolf, Kohlenhändler. Fuhr»«,,. Mathias, Schneider. «roh. Theodor Ottomar. Tischler and Glaser. Gilnrtz-r. Varl Friedrich Wilhelm, Reife »der. G»t««cher, Heinrich Otto. Kausmaa». Latz», Heinrich Armin. Schutzmann. veffe. Friedrich August Max. Buchhäutzlervuchdruckereibesitzer. A»iag, Varl Emil, Lehrer. »re«». Frau« Louis. HauSmana. L«uio,er. Isaak Julius, Kausmaa». LrWtz, Simou, Kausmaaa. L«»»ig, Varl Gustav, Kaufmau». Mezaer, Franz Joies Anton, Kaufmann. Miegler, Louis Bernhard. Schankwirth. Neubert. Varl «otihold, Bättchermeister. Pall er, Han», Kauiman». Pötfch, Theodor Carl Gustav, Konfnian». Aeiftrich, Varl Gustav Tdrodor, Kaufmann. Rüstiger. Hermann Oscar, Tapezirrer. Schund, JodanncS Ferdinand, vr. jur. und Etadtralh, Schürer, Friedrich Hermann, Lehrer. Thomas. Alexander Eduard Bruno, Firmenschreiber. Wtiikelman», Heinrich Rudolf, Kaufmann. Vekanntmachnng. Nach tz. » der vrlsslatularifchen Beitlinmungen über den EckulauSsrHug der Stadl Leipzig baden in letzteren all, bri ch L ständige Sch«lr»ä«»er, unter denen mindesten- 3 Direktoren sei« muffen, »eu emzutreten und es sind diele 4 Mitglieder von den Direktoren und sämmtlichen ständigen Lehrern und Lehrerinnen der hiesigen städtischen Volksschulen zu erwählen. Indem wir hiermit die Wahl für da- Jahr 1886 aus Gonnabend, de« L«. dieses MonatS, Nachmittags von 8 bis « Uhr auberaumen, erfaßen wir die Herren Direktoren und stän dige» Lehrer und Lehrerinnen der hiesigen städtischen Volks schulen. die Stimmrettel in der genannten Zeit i« Gaal» der I Bürgerschule persönlich abzugebea. Leipzig, am 5. Januar 1886 Der GchnlauSschng der Gtadt Leipzig. 1>r. Pauitz. Lehnert. Höhere Schule für Mädchen. Neue Schülerinnen sür Ostern 1886 bitte ich mir von Dienstag den 12. b,S Sonnabend den 16. Januar von 11—12 Uhr Marge,,S anzumelden. GeburtSlchcia und Impjscheiu sind bei dcr Anmeldung vorzulegen. Leipzig, de» 7. Jaavar 1886. Prof. vr. W. Nöltzrke, Dtrrrtor. Ziichtamtlicher Thetl. Vas neue französische Labinet. Gleichviel au» welchen Personen daS neue Ministerium Freycinet bestehen wird, sein Programm steht fest. ES lautet: Herstellung de» Gleichgewichts im Budget, gründliche Säu lcrung beS BerwaltungSpersoualS und Ersparnisse in der Eoionialverwaltung. DaS sind Worte, nichts als Worte, u.iv daS Wesentliche daran ist. daß mit dem neuen Cabinet kein neues System in» Leben tritt, sondern, daß nur andere Personen die bisherige Wirtbschasl weiter führen werden Welche- französische Ministerium wäre ohne diese drei Pro- grammpuncte in» Amt getreten? Die Herstellung des Gleich gewicht- in den Einnahmen und Ausgaben dcS Staat» wird so lange angestrebt. a>S die Republik besteht, und dennoch »st daS Deficit von Jahr zu Jahr gewachsen. Armee, Bauten und kostspielige überseeische Unternehmungen verschlingen so große Summen, daß darunter schließlich der Wohlstand drs reichen Landes leide» muß Die Pariser verlieren darüber ihre sprichwörtlich gute Laune und werden aus einem leichtsinnige» Phäalenvolle zu Philistern und melancholischen Duckmäusern. Mit dem ewigen Geschrei nach Revanche und den Klagen über dir Kosten und Verluste, welche di« Expedition in Tonkin bereitet, kann man freilich z» keinem fröhlichen und harmlosen Lebensgenuß kommen zumal wenn die Steuern immer höher werden. DaS soll ,n Zukunft ander- werden, man weiß nur noch nicht, wie e- anzusangen ist. Vorläufig werden die Kosten sür die Armee und die Colonien sich noch vergrößern, statt sich zu verringern. Um in Zukunft die Mobilmachung I Armee durch Coionialkriege nicht zu gefährden, wird eine besondere Colonialarmee organisirt, oder mit anderen Worten dir Armee um so viel vermehrt, al« die Colonialarmer an Truppenzahl beträgt. Ai- Ziel ist in Aussicht genommen, daß die Colonialtruppen au» Eingeborenen der Länder bestehen solle», in welchen sie Verwendung finden, und nur von sran zvsischen Ossicteren und Unkerosficieren organisirt werden Wenn die Organisation fertig ist. wird sie freilich billiger sein. alS weuu die erforderlichen Truppen au» Frankreich nach ihrem Bestimmungsort verschifft werden müsse», aber c- ivird noch manches Iabr dauern, bi» daS geschehen ist. In Tonkin beispielsweise, wo man die beste Gelegenheit gehabt hätte eingeborene Truppen zu schulen und zu verwenden, ist man da mit noch in den Anfängen begriffen, so schon auch die Zu kunftSträunie sein mögen, welche General Briäre dem Aus 'chuß sür den Touluicrebit vorgegaukelt bat. In Ccchincbma roo Frankreich bereil» unter Napoleon Hl. Fuß gefaßt batte, nehmen die Empörungen noch immer kein Ende, und wenn da» so fortgeht, so kann eS dahin kommen, daß die Franzosen.auch diesen unsruchldaren Besitz wieder aufgeb?» müssen. DaS Testament, welche- Brisfon dem neuen Cabinet hintertafsen hat. ist die Errichtung eine» besonderen Mini steriumS sür dir Eolonie». Bisher bildeten die Colonien eine Abtbeilunq de- Marineministerium». weil eS weniger ans die Verwaltung der Colonien al» aus die Kämpfe an kam, welche zu deren Erhaltung nothwendig waren. Dir Trennung der Colonien von der Marine bat gewiß ibre zweckmSß'ge Seite, aber Neugestaltungen de» Vcrwaltung»- organiSmuS kosten Geld, und außerdem sind Vamil Zuständig« keÜSftreitigkeiten verbunden, »reiche bei dem Volkscharakter der Franzosen doppelt schwer in» Gewicht fallen. Der Marinrminister Gallber gab sofort seine Entlastung, al» er von diesem Plan börtr. und dieser bat Gelegenbeit gehabt, die Vorzüge und Schwächen de» bisherigen System- sowohl an der Centralstelle. al- auch in den Colonien selbst kennen zu lernen, denn er commanvirte bas Geschwader vor Madagaskar, bevor er da» Marineministerium übernahm AIS eine unvermeidliche Folge der neuen Einrichtung wirk ich zunächst die Vergrößerung der Verwirrung in Tonkin ergeben. Der KriegSnnnister Campenon weigert fick. General Courcy auS Tonkin abzuberufe», weil er au» Erfahrung weiß, daß durch einen neuen Oberbefehlshaber dort nichts gebessert werden kann. Den Schwierigkeiten in Tonkni >st überhaupt kein General gewachsen, weit er dort nicht owohl Feinde, alS Kinna und örtliche Schwierigkeiten zu bekämvsen hat. Ader Frrycinrt glaubt mit de» alten Mitteln eine» neuen Aufputzes am leichteste» Uber die Lerlegrnbeiten der Gegenwart binwegzukommen. Darau» mach! er sich wohl kein H hl. daß sein Ministerium nur ein Uedergang-ministerium sein wird, welchem rin Ministerium Clemenceau oder irgend ein unbekannte» Etwa- folgen muß, waS »och im Zeitenichoße ruht, üin System- Wechsel ist sür ein opxortu»i>t>scheS Cabmet eine Unmöglichkeit, weil dann daS Parteiprogramm von Grund au» umaeüaUet werden müßte. Freycmet muß laviren oder da- Feld Clemenceau räumen, und sür diesen ist die Zeit noch nicht reis, da» siebt er selbst ein. Trennung der Kirche vom Staat fordert Clemenceau al» unerläßliche Bedingung, wenn er da» neue Cabmet unterstützen soll. Daß dieser Programmpunct uuter den bestehenden Berhältnissen nicht burchzusühren ist. bade» die Erfahrungen gelehrt, welche Paul Bert als CultuSminister unter Gambetta gemacht hat. Freycinet wird schließlich irgend eine Abschlagszahlung bieten müssen, um die Radikalen ufriedenzustellrn. Der dritte Programmpunct de» neuen Cabinet» ist die gründlich« Säuberung deS Beamtenpersonals. An dieser Sänberung wird nun schon seit 15 Jahren mit sehr geringem Erfolge gearbeitet, weil ein so monarchisch geartete» StaatSivese» wie Frankreich sich nicht plötzlich derentralisiren und in eine Föderativrepublik derivano-lu läßt. Der radikale Brisson batte steif und fest geglaubt, daß er sich aus seine Präserten verlassen könne; aber al« der 4. Oktober kam. da zeigte es sich, daß ein großer Theil derselben der Monarchie ergeben sei. DaS liegt wahrscheinlich weniger an den Personen alS an den Emrichtlrngrn. Wenn ein Republikaner vom reinsten Wasser Pcäsecl wird, dann geht ihm selbst halb unbewußt Mit ihm nach mit »ach eine Beräader»:ng vor, w«j> er r lernt, daß ein BerwaltungSorganiSmuS mit ewig wechselnder Spitze nothwendig zuletzt den Dienst versagen -muß. -Der Präscck kann seinen Will:» nicht obne Weitere» an die Stelle der bestehenden Verhältnisse setzen, er ist an da- Verwaltung- personal gebunden, welches er vorsindct, er muß mit den Maires der Städte und Döiser rechnen, welche zu seinem Departement gehören, nnd diese sind wiederum von der Be völkerung abbäiigig, welche sic vertrete». Ta ist eS leichter gesagt, da» Dahlergebiiiß i» dem oder jenem Sinne zu ge stalten. alS gelhait. Ein energischer Prüftet wird immrri»» seinen Willen bi» zu einem gewissen Grave zur Geltung bringen können, aber der Wille selbst rrlahmt. wenn er überall Widerstand findet Und ist denn nicht Wablbeein fliisiung die schlimmste Tyrannei? W c schriee» die Republi kaner >n der Kammer, alS die Geistlichkeit in cinigrii De parteinrnlS die Wahlen beeinflußt hatte! Tic Vernichtung der Wablrn war die Antwort. Aber gerade in solchen De partcineiil- wurden die Monarchisten wiedergewählt, also halte der Präseck mit allem seinen Einfluß die ibm entgegenwir- kcndcii Kräfte i»chl unwirksam machen können. Die Sache liegt in Wabrbeit so: Wenn der Praftcl die Wahlen im republikanischen Sinne beeinflußt, ja wenn er sich der schärssten und ungercchicstei» Mittel bedient, um politltche GesinnungS genosftn in die Kammer zu bringen, dann erwirbt er sich den Dank dcr Negierung und der Parteifreunde in der Kamiuer; wenn er das nicht tbut» so ist er zur Absetzung reif. Das ist doch aber alles Andere, nur nicku politische Freiheit! Die Republikaner sind die schlimmsten Despoten den Monarchisten gegenüber, und doch wundern sie sich, wenn die Geistlichkeit ihre Macht zu Gunsten dcr Gegenpartei vcrwerlhet. An diesem inneren Widerspruch wird nicht nur daS Ministerium Freycinet, sondern »och manche- nachsolgcnde die Grenze seiner Thätigkcit siavrn. ' Leipzig, 8. Zanuar 1886. * Der Stadtrath von Karlsruhe hatte S«. kvnigl Hoheit den Großherzvq von Baben telegraphisch ge, beten, dem Kaiser die Glückwünsche der Stadt Karlsruhe an seinem Regierung»-Jubiläum auSsprecbcn zu wolle» Darausbin erfolgte folgende vom Oberbürgermeister Herrn Lauter zur Kenutniß der Einwohnerschaft von Karlsruhe ge. brachte Antwort-Depesche de» GroßberzogS: „Berlin PalaiS, 8. Januar l8«6. Herrn Oberbürgerincister Lauter Die Glückwünsche, welche Sie im Namen der Stadt KarlS rube mir zur UebermiNelung an Se. Majestät de» Kaiser zlisalidtcii. habe ick mit Freude Sr. Majestät iiiikaetkeilt »iid bi» nun beauftragt. Ihnen zu sage», baß der Kaiser diese srenndlichc Kundgebung der Stadt dankbar erkennt und die ihm dargebrachten Wünsche herzlich erwidert sür da» Wobl ergeben der Stadl Karlsruhe, die ibm so oft schon werthe Gesinnungen belbätigt bade, ganz besonder» im vorigen Jahre Ich bin glücklich, Ihne» diese kaiserliche Antwort ftir die treue Residenzstadt übermitteln zu können. Friedrich, Groß Herzog von Baven." ' Einer römischen Depesche de» Reutcr'scben Bureau» zufolge war der vom Papste dem Fürsten Bismarck vcr lieheiie ChristuS-Orve» von einem eigenbänkigen Bricjc de»Papste» an den Reichskanzler begleitet. Die „Germania wirb bei dieser Gelegenheit gewiß mit Vergnügen bemerken daß ihre unheilvolle V'rkundigung de» dem Fürsten BiSmarck wegen seiner Kirchenpolitik drohenden Verderben« — gui mangs cku papo o» weurt — doch nicht in einem schrecklichen Umfange, der ihr zartes Gemnth erschüttert halte, cin- getrossen ist. * Zur politischen Lage in der Türkei schreibt man der „Politischen Correspondenz" au- Konstantinopel 2. Januar: Die Mnbilisirung drr türkischen Truvpe» ist seit ungefähr zwei Wochen in, Großen und Ganze» beendet. To lange der Ausinarsch noch im Zage war, konnte man davon absehen, sich mit dem eigentlichen Ziele ciner so große» Machtenisaliung zn deichä tige«: jehl ist aber die Untersuchung de- durch dieses Aufgebot za rrreichnidrn Zweck S dringend geworden. Sehr erfahren« Politiker ichrriden dieier impoiantrn Matnliiatio» keine andere Absicht zu alS di», den Großmächten die Vitalität der Türkei und de» Werid ihrer eventuellrn Allianz »<i oouloe zu demoiisiriren. den kleinen Balkanstaatrn aber in unzweideutiger Weise zu bedenken zu geben, saß die Türkei eniichlofft» sei. jeden Aagriss ans ihren Bestand m» eiserner Hand abzuwebren. Da es nun einmal ein iester Entschluß sr« Sultan« scheint, Ostrumeiien nicht zu besetzen, und da Serbien sich kaum neuerdings in das Wagniß eine» Krieges, am aller- menigsten mit drr Türkri, zn stürzen die Lust habe« dürste, bildet eigentlich nur noch Griechenland eine Drohung. In müitairiichen Kreisen der Tüikei wird denn auch ziemlich ungestüm verlangt, daß man an Griechrnlinb ein Ultimatum richte, seiue Truppen von der Grenze zurückzuziehen. L» giebt in allen Ländern eine actionSlnstige Militair- Partei, und so darf man sich nicht wundern, daß es auch türkische Generale giebt. die lehr zuiried.n wären, wenn es irgendwo zum Kampfe käme; nichts berechtigt aber die Bermutbung. daß der Sultan sich von seiner beionnenea Politik nn Geringsten w rde abd äugen lasten. Er hat Said Pascha als Äroßvezier entlasten, weil Letzterer zu lehr zur m>l>tair»'chrn Action »eiglr, und er bar ebenso unerschütterlich jene stimmen im jetzigen Ministerium niedcrgebalien, eie ad und zu einige Anwandlungen der Kriegslust zeigten und teile Raidichlisi e in dieser Richtung eridetllen. Man kann dadrr iagea. daß die letzic Politik der Türkei, welche das Land vor großen Gefahren gerettet hat, einzig und allem das Werk und Verdienst dcs Sultans ei. und die gesammik Diplomatik ist darüber einig, daß der Souverai» bei dieier Gelegenheit ein iedr großes Geschick au den Tag gelegt und die Machtstellung der Türkei, welch' sehr in de» Hintergrund getreten war, bedeutend aiiigerichtet habe. Kein diplomaliicher Einfluß würde heule die Türkei hindern können oder wollen, jeden Zoll ihres Gebietes zu veriheidigen. Selbst wenn sie, wie eS mehr und mehr den Anschein hat, eine Union Ostruineliens und Bulgarien- »geben sollte, wird sic es wegen der politischen Boriheile tüua. dir ie von einer Annäherling an Bulgarien für sich erwartet, «eil eben der Sultan dcr Ueberzeugung tst, daß ei» verstärkte- Bulgarien am Baiallciibunve nicht rütteln und außerdem i» dcr Lage sein werde, zur Erhaltung der Ordnung und Ruhe in den Balkanregtoaen er heblich mitzuwirken. Man darf es also als »wriselloS ansehen, daß die Politik der Türkei in der bisherigen Bahn verbleiben wird, iu der Bahn dcs EliiverständnnsrS Mit den Großmächte», der Ber- Meldung jeder einseitigen Action und des Bestrebens, ohne eigen- sinniges Anklammern an bestehende Formen jene Elemente so viel al» Ihunlich zu beschwichtigen, welche nicht nur ihrr eigene Existenz, ioadern auch den Welifricdru bedrohen. Der dunkle Puncl bleibt, wie gesagt, Griechenland. In griechischen Kieisen circulirt ein Gerücht, daß Kiamil Pascha dem Sultan den Rath ertheilt harr, irgend eine leichte Vonceision an Griechenland zu machen. Diese» Gerücht ist absolut falsch, und Wa ben Sultan brtrifft, j» wissen bester Eingeweihte, daß er Grieche« laud gegenüber z» dem starrsten und zu rtnem undesi-gbarkn ^a x,»»vuiue cui'ch!osten ist. Dies ist namentlich dein biplomalischen Lorp^ tem G . kni-u.^, und so ist -S «ine durchaus sallilie und er- iuiibrnc Brbauituiig, daß die deutsche und englisch« Votichaft bei »Iwmaniskhrn Regierung irgendwie nahegelegt hätten, daß eine dauernde Beruhigung der Balkan Halbinsel nur durch eine Territorial cessio» an Griechenland erreicht werden könne. Diejenigen, die dies verbreiten, vergessen ganz, daß Lord Salisbury in seiner Rede » Guildball die griech iche und serbische Bewegung sehr ablehnend kritistrt bat, und was Sir W. White betrifft, so hat rr sich hier sietS große Müde gegeben, alle Illusionen dieser Art unter den Grirchen zu verscheuch n. Dir grlechsiche AclionSparlei ist hier lehr stark verirrt, u und ihre w chligstcu hirsigcu Vertreter batten wieder holte Unterredungen mit Sir W. White, >» denen dcr Letztere stets aus da» Eiilichiedriiste deren Wahn bekämpfte, daß die jetzige Eonipl calioa mit irgend ciurr Terrilorialccision an Serbien ab chlirßen werde, was in den -lugen dcr Grieche» sic moralisch zu einem älmiichen Ansprüche berechtigen würde. Ebenso rveinz er mulhigt Deuischlaad die griechischen Erwartungen auch nur im Miadrsten. Die Hoffnungen der Grieche» gehe» lur Ze>» dahiu, daß eine neue Eousrienz oder gar cm Longreß sich zur denniuvcn Lösung der Baltansrage versammeln dürste, und daß diesr« Voncil sich durch die kriegerischen Demonstratioaen Griechenland« geaöllsigi leben durfte, auch dem Helleniemu« Zugeständnisse zu mache». Die Grieche» verfolgen daher mit großer Aeogstlichkeil die Frage, ob die lerbiich-bulgarischrn FciedenSunlrrhondluageu in Belgrad, Sofia Konstantinopel oder anderwärts staitsinden werden. Mehrfache Anzeichen sprechen da'ür, daß auch Montenegro ängstlich über den AuSgang der Ereignisse wacht. In türkischen Kreisen wird behuiiplrt. daß rmr große Anzahl von montenegrinischen lüchllingcn nach Serbien gegangen sei; die» wird aber von Herrn oftc, dem hiesigen montenegrinischen clmrzS ü'aüair«, in Ab revc gestellt. * Ueber die bei der Ankunst de» Königs Milan m Belgrad an ibn gerichtete Anrede de- Belgrader Gemeinde ralhe» und die Erwiderung des König» gehe» un» nachstehende genauere Mittheilungen an» Belgrad zu: „AlS Sprecher de» GemeinderatheS sungirte der Erzpriester Alexa Ilic. Der selbe gab der Loyalität der Belgrader Bürgerschaft AuSvruch welche ihren ritterlichen und geliebte» König mit stets gleicher Begeisterung begrüße, weil sie überzeugt sei, daß er zu jeder Z it in drr Vergangenheit. Gegenwart und Zukunft al- oberster Hüter des serbischen StaatSwesen» die Interessen Serbiens und Veste» geschichtlichen Berns mit stet» unverminderter Energie geschützt habe und schützen werde. Dcr König wrrbe die treue Bürgerschaft Belgrads stet- aus seiner Seite sinken unk könne aus deren Opftrwilligkcit mit voller Bestimmtheit rechnen. König Milan erwiderte »>il sichtlicher Rührung aus die mit endlosen ZivioS ausgenoiiimene Anivroche zunächst mit dem Ausdrucke scnicS Dankes sür diese Gesinnungen sriner jederzeit getreuen Bel gradcr Bürgerschaft. Die politische Lage Serbien« aus der Batkanbalbinftl sei so geartet, daß der serbische Monarch in kurzer Zeit wiederholt an den Patriotismus de» Volkes zu appellircn hatte Wie immer, lst die serbische Nation auch diesmal dem Ruse mit Treue und mit Begeisterung sür La« StaatSinteresie und die Zukunft Serbien» gefolgt Allen voran bat sich die Belgrader Bürgerschaft durch Ovserwilligteit hervorqrthan. Der König ist überzeugt, daß Belgrad auch fortan im Patriotismus voranschreiten werde, wann immer eS gilt, die vitalen Interessen Serbien», sei e» mit den Waffen oder der Feder in dcr Hand, zu schützen; er ivird eie Fahne der Obrenovic immer hoch halten al» Serbe und al» König und erwarte von seinen treuen Belgrader» die in der gegenwärtigen Zeit so nolhwendige Ausdauer. Opscrwilligkeit und Weisbeit, sowie festes AuSkarren aus dem betretenen Wege, damit de.» Anftbcn Serbiens gewahrt bleibe — Tie Worte des König» wurden entbusiastisch ausgenommen Unter Absingting der serbischen Nationalliyinne durch den Belgrader Gesangverein verließ der König mit der Königin am Arme den Perron unter laute» Zivioruscn." * Man schreibt un« a»S Brüssel vom 5. Januar „In Gent ist e» im Lause des gestrigen Tage» zu leichten Ruhestörungen gekommen Seit mehreren Tagen streiken 400—500 Arbeiter der großen Spinnerei Pari» ent wegen einer Lvhnberabfttzung Die Arbeitseinstellung war zuletzt säst allgemein geworden, so daß die Firma in den Zeitungen erkläre» ließ, sie se, zu völliaer Schließung ibrer Werkstätten gezwungen. Als gestern Morarn 8 Uhr einige Arbeiter sich wieder einstellten, wurden sie von den Streikenden mit Pfeifen, dem Gesang der Marseillaise und kr» socialistischen >Vog mst rint ciioven,»»" (Weg mit der Diebsbanve) empfangen. Die Polizei zerstrenle den Hanftn, der sich inkeffen sehr bald vor dem Hause de» sveialisnseden Vereins Booruil" von Neue», sammelte und lärmend kne Straßen durchzog. Bor dem Hotel de» BaronS de Hemptmne, des bedeutendsten Spinnereibesitzers der Stadt und I»S Lande», wurde gegen 4 Ubr Nachmittag eine Katzenmusik i'eraiistaltet, und da» Singen und Ioblen in den Straßen de- Arbeiter viertel» dauerte biS zum späten Abend. Polizei und Gendarmerie waren aus den Beinen; eS sind aber ernslhaste Austritte glücklicherweise nicht zu verzeichne» gewesen." * Der Sessi on Srröfsnung deS neuen englischen Parlaments, welche bekanntlich aus den 12. v. anberaumt ist. wird von den politischen Parteien wie von der öffent lichen Meinung beS Vereinigten Königreichs in höchstgrabiaer Sp-a uing rntgegengeseben. Man lagt sich, ober mau ahnt doch, daß der insulare Parlamentarismus aus eine ganz neue Zrobe seiner Lebensfähigkeit gestellt werden wird, von deren AuSsall Viele-, ja vielleicht das Meiste sür die künftige inner« Entwickelung de» britischen Gemeinwesens abhäugen dürste. In dcr Vergangenheit haben sich die parlamentarischen In stitutionen Alt-EnglandS al» ein durchaus zweckdienliche» Mittel zur Erhallung de» Gleichgewichts der öfftntlichen Kräfte, zur Regulirung deS Verhältnisses zwischen dem be- chleuiugendea und dem hemmenden Princip, zur Erhallung und coiitiiiuirtichen Fortsetzung der Traditionen de« englsschen SlaalsbegrissS. nicht mi»ccr auch zur Pflege aller bedeutende» Interessen der Nation erwiesen. Aber die letzten Jahre haben mit dem Glauben an die allvermögende LeistungSsähigkeit de» englischen Parlani-ntari-inuS bedenklich aufgeräumt, und »war i» demselben Maße, als neben den allen geschichtlichen Par teien und Anschauungsformen neue Ideen, neue Organisationen «mpormuckscn, besonders aber, seitdem der schottische Radika lismus und da» irische Homerulerlhum fick ihre Geltung als parlamentarische Machljactorcn m zäbei». unermüdlichem Ringe» erstritten haben. Die Homogenität der Whig und der Torvparlei ist dabin und mit ihr derN»mb»S dcr allenglischen Erbweisheit. Zudem entfremden sich auch in England die ösftntlichen Probleme mehr und mehr dem Begriff der reinen Politik, der „Politik an sich", und gleiten auf das sociale Gebiet hinüber, wo ihnen die Programme der neuen Parteien besser zusagen. Gleichwohl steckt der UmbildungSproceß der britischen Volksseele noch so lies in dem allererste» AnsangS- stavium» daß seine Wciterentwickelung sich mit auch nur an nähernder Deutlichkeit einsiivellen noch durchaus nickt llber- «he» läßt. Mau kann nicht einmal angebeu. wie sich die Aussichten dcr nächsten Zukunft gestalten werden, ob da» Cabinct SaliSbuih. mehr durch die zwingende Logik der Ereignisse, als durch den parlamentarischen Brauch — welch letzterer die RegierungSübernahme seiten» deS Herrn Gladstone verlangt — genützt, die Leitung der Geschäfte sortsllhren werte oder nicht. Denn die Enlsckeidung der parlamen tarischen Schicksale liegt nicht mehr in englischen, sondern in »rischen Händen. * Im Senate der Bereinigten Staaten von Amerika bracht« am 20. v. M. der Senator Best in Be tress der Keiley - Angelegenheit eine Resolution ein, welche den Senat aussorbcrt, die Zustimmung zu der von dcr Regierung eingenommenen Haltung auszusprechen und vieS, wie folgt, begründet: „Die Verlass»»« der Vereinigten Staaten bestimmt, daß die ReligtonSftage mit drr Qoalification eine» Bürger- der Bereinigte» Staaten für irgend rin Amt oder sür eine Vertrauensstellung gar »iltns zu ihn» habe, und obwohl das Volk der Bereinigten Staaten aufrichtig wünscht, freundschaftliche Beziehungen mit Oesterreich. Ungarn und allen anderen Ländern zu erhalten, so kaun es doch keiner fremden Rea rrung da« Recht einräumen, irgend einen Bürger diese- Landes aus Grund seines GlaubensbekenntnisteS oder des jenigen seiner Familie al- ungeeignet sür ein Amt zu bezeichnen." Best sprach sich sebr lobend über die Haltung de» Sccre- tairS Bayard in der Krilry-Aiigelegenhcit auS und beantragte die Verweisung drr Resolution an daS Comitü für auswär tige Angelegenheiten, was angenommen wurde Plunib meinte, der Vorfall habe wieder einmal bewiesen, daß unser ganzer diplomatischer Dienst nutzlos sei, und werde hossentlich dazu dienen, daß derselbe abgrschafst werde. Er tadelte Keiley wegen der unvorsichtigen Aeußerungen, die er nach sriner Ernennung sür Rom habe fallen tasten und die ibm (Plunib) den Beweis geliefert baden, daß Keiley kerne geeignete Per sönlichkeit sllr eineu Gesandtenposten sei. * In der Ebicagoer „Neuen Freien Presse" wird mit Herrn Eugen Richter scharf in» Gericht gegangen, weil derselbe „wiederholt mehr oder weniger deullich zu versiebe» gegeben, daß Journalisten, welche in de», Streite Richter gegen BiSmarck sür Letzteren Partei nehmen könnte», iiolhivrndig erkaufte Erraturen sein müßten", und hiervon nicht einmal die amerikanische Presse au-genomincn erachtete. Rack einer stellenweise sehr kernigen und persönlich zugespitztcn Zurück weiiung einer solchen Voraussetzung schließt daS amerikaniichc Blatt folgendermaßen: „Uns lasten diese kleinlichen Verdäch tigungen lehr kalt Wir glauben nicht, daß in der drulsch- aiiier>ka»ischen Presse eine Zeitung besieht, welche die deutsche Regierung anbelteln würde, und wenn hier ein derartige« Schnorr Organ existirt, welche« von einer auSivärligen Regierung Älmosen annimmt, dann sollte e- an de» Pranger gestellt werden. Aber wir sebe» mit Vergnügen, daß da» teulsche Volk immer größere Mehrheiten für die ziclbewußte Politik der Regierung abgiebl und daß die Zahl der so genannten „Freisinnigen" immer mehr zusaniinenschrumpsl. Diese Erscheinung sollte dock einem so einftikigen Pvlitikanten wie Richter e» klar machen, daß seine Politik ber Opposition »m jeden Preis und der Verdächtigung drn Bankerott sein»r Parlri zur Folge haben muß. Over sind am Ende die Wähler auch alle au< dem Reptliieiifond» der Rcgieruna besoldet?" * Nach der..Frankfurter Zeitung" au» Seul in Korea zugebenden Nachrichten steht es außer Zweifel, daß v. Möllen dorss es verstanden bat, trotz aller Intriguen seiner Gegner sich in seiner einsiiißreichen Stellung atü Brrtraueilümann de» Kütng» zu bebauplen. " Au« Australien kommen Klagen Uber den schlechten Gang der Geschäfte und die in diesem Jabre wieder einmal abnorme Dürre im Innern deS Lande-. Seit Monaten kein Regen, dasGraS verdorrt und »st von ker Glnlhbitze verbrannt, da« V!eb stirbt zu Tausenden, und Mancher, der noch vor eine», Jahre alS em reicher Mann galt, hat, wir au» Sidney gelchrirben wird, Hnnderttausendr verloren und ist beute er»
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