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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.02.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-02-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188602015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860201
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-02
- Tag 1886-02-01
-
Monat
1886-02
-
Jahr
1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.02.1886
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Lrösktis» und Lrprditio» IohaiiaeSgasse 8. -Prechstnadeu der Krdactiou. Bormittagt 10—12 Uhr. Nachmittag» ö—6 Uhr. s»r tu Iwa,»»« u»«ki«»e,kr «r-»-Icri»te m»ch« HO dt, »>chl »ndldtllch. A«««»»e ser für »te nSchftfolgende Nu»«rr »eft>»«te« Inserate an Sächeataae« ti« !t Uhr Nachm,ltaaS, a« k«»» un» Kejtta,en früh his '/,S Uhr. Zu de» Filialen für Tns.-Anuahme: Ott« Riem«. Uaiversilät-straße 1. Lauts Lüsche. Katharinen skr. 23. p. nur ht« '/,» Uhr. tipMtr.TlMNM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GcschWverkchr. Auflage L»,20«. Abonuemenlspreis vicrtelj. 4'/» Klk. tncl. Bringerleyn .'> Me, durch die Post bezogen 6 Mt. I.de einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Crirabcilagea iin Tageblatt-Fveinat gesalzt) ahne Pvslbcsörderuug 30 Mk. Mit Posibesürderung 60 Ml. Inserate «'.gespaltene Petitzeile 20 Ps. Größere Lchrüteu laut uns. Preitverzeichniß. Tabellarischer u. :stsfcri>satz »ach höherin Taris. lirclamru nnter dem Redactionsstrich die Sgespali. Zeile öOPs, vor den Familie »Nachrichten die Kgespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind siet» an die O'rprdition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung >>r»ellun>»ram1o oder Lurch Pos,- Nachnahme. ^ 32. Montag dm 1. Februar 1886. 80. Jahrgang. Amtlicher Theil. Holzauktion. Dienstag, den S. gsebruar o.. soll« lm Forstreviere Naseathal aus dem die-;ährigen Schlag« am Stege nach dem neuen SchLtzenhause so Abraumhaasra und 104 Lanahausea gegen sofortige Bezahlung und unter den im Termin auShüngenben Bedingungen an ven Meistbietenden öffentlich an Ort und Stelle verkauft werden. Znsantneeaknaftr früh S Uhr am Stege nach dem neuen Schützeuhause. Leipzig, am 28. Januar ,88«. De» Rath» Forstdeputatio». Nntzholz-Auction. Dienstag, den K. Februar o.. sollen im Forstreviere Rosenthal aus dem diesjährigen Schlage am Stege «ach dem neuen Schützeuhause 25 Eichen- 4» Rüstern« 5 Buchen« il Maßholder« 4 Eschen« 1 Ahorn« 1 Apfelbaum» und 1 ASpen» SS Stück Tchtrrhälzer unter den im Termine auSbängeuden Bedingungen »ud der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden öffentlich au Ort und Stelle verkauft werden. 3nsa»»«,ak«nft: früh S Uhr au der Daldstraßen- brücke am Rosenthal. Leipzig, am 26. Januar 188«. De» Rath» Forftdrputattou. RntzNLtz«. sowie Velllmntmachun-, »e« verkauf oon Hot,« «n» imchlennearka» an Private betr. Diejenigen unserer Mitbürger, welche Anne mit Holz» und Kohlen marken zu unterstützen beabsichtigen, können letztere wiederum käuflich bei unserem Armenamte erhalten. Die selben laute» auf einen Korb Holz, V,4 Cubikmeter haltend, bez. aus einen halben Hekloliter Pech - Stück - Kohlen, und können Berwerthung finden bei den aus der Rückseite auf- zedruckten Lieferanten bez. bei deren Ambulanten. Der Preis dieser Anweisungen beträgt SO ^ da» Stück. Leipzig» den ll.December 1885. Da» Arurendsreetori»«. Ludwig-Wolf. N. Vtkaimtmllchnng. Im Einverständniß mit dem Lorstande der städtischen Gpeiseanslallen bat LaS Unterzeichnete Armendirectorium be schlossen, auch den Berkaus von Speisemarken der städtischen Speiseanstalten zu übernehme». Diejenigen unserer M.lbiirger nun, welche Arme mit Speisemarten zu unterstützen beabsichtige», können solche bei unserem Armenamte käuflich erwerben. Der Preis ist — wie bei den Speiseanstalten — für da« Stück l 5 Pfg. Leipzig, am 22. December 1885. Da» Armendtreelorlun». Ludwig-Wolf. N. Bekanntmachung. Bon dem uiilerzei.l „i'lcu Ämisgerlcht soll da- zum Nachlaß der Anna Auguste verekichchicu ttecl-S, geborenen Oua-dorf in Schöne» selb oniheilig zugehörige. daselbst an der Hauptstraße unter Nr. 31 gelegene, aus Folium 112 de» Gruud- und Hhpolhekenbuche« für diesen Ort eingetragene, streb»'Salon genannte Grundstück, nachdem der hierzu bestimmte, laut Bekanntmachung vom 11. Januar 1886 aus den 8. Februar 1883 «»beraumt gewesene Termin aus gestellten Antrag wieder auszuheben gewesen ist, minmebr am 1ä. Februar 188» freiwillig versteigert iverdcn. ES haben daher Diejenigen, welche diese» Grundstück »wer den am GerichtSbret und im Grundstück selbst au-HSngeuden Bedingungen zu erstehen gesonnen sind. aiivorgedachlemTagc Vormittag« vorslOUlir, widrigen Falls sie zum Buten nicht mehr werden zugelassen werden, an der tm Nachlaßirmidstuck >el!'st hierzu gewählten GerichlSstelle sich anzumelde», über ihre Zil lungSsühigkeit sich auSzuweisen. ihre Gebote z« thun und sich zu gewärtigen, daß Bormittag« pünktlich 1t Uhr nach AuctionSgebrauch werde vcrsadren »nd das Grundstück »»«er de» im Termin noch besonders zu eröffnende» Bedingungen dem Meistbietenden werde zugeichlagen werden. Leipzig, den 25. Januar 1886. Das Königliche Amtsgericht baselbft. von Elterlein. vtlkkigernng. Montag, den 8. Februar, Bo.m stlags 10 Uhr sollen tm Hofe de« hiesigen Posthallereigrundstück.'. Hodpilalstraße 4—8, je drei Stück außer Gebrauch geletzte einspännige bez. zweispLnnige Güter- Postwagen unter den unm Itclbae vor der Bersieigeruiig brkannt zu machenden Bedingungen öffentlich vrrsteigert werde». Leipzig, den 30. Januar 1888. Kaiserliche» Pasta«» t». Oehme. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, l. Februar 1886. * Dem Reichskanzler ist unter dem 30 d. M. nach stehendes Telegramm aus Mannheim zugegangen: „Die aittäßüy eine' BorlragS über Colonialpolitik ver sammelten M'lg:i der der uaiionalliberalen Partei Mann- deimS entbieten E o. Dura.auch: warmen laut für den c>bede»den Ausdruck uatiouaier Gesliinung in der Sitzung de« preußnchen Ab- gcorbaetenhaaseS Mußieu wir auch zu uaserem tiefsten Bedauern die Mehrheit de« Deoiichcn Si ick>»»ag« aus Seite der Geaiier Cm. Durchlaucht und somit des Deutschen Reiche- sehen, so sind wir doppelt denkbar, daß dat preußische AbgeordneleubauS sich in ent- Ichledeaen Gegeasatz »um Beschlnfse de« Deutschen Reichstag« gesetzt hat. Das deütsche Bolk steht hiatee E». Durchlaucht. Möge bald r» rnergisches New eingelegt werden gegen dir kleinlich« und böswillige Taktik rtuzelaer Parteiführer, gegen da< antinationale Parteigetrieb«. durch welche« absichtlich die Förderung der nationalen Arbeit Ew. Durchlaucht gehindert werden soll. Gott erhalte Lw. Durchlaucht, den unermüdlichen Kämpfer für dir deutsche Einheit, »och lange Jahre an der Seile unsere« erhabenen Kaiser tum Bohle des deutschen «aterlande«. Im Namen de« Vorstand»«" ^ ^ (Folgen die Unterschriften.) Hieraus »st folgende Antwort ergangen: ,.Tw. Wohlgeboren und Ihren Parteigenossen danke Ich verbind lichst für den telegraphischen Ausdruck Ihrer Zustimmung. Ich theile Ihr Bedauern, aber meine Hoffnung für unsere Znkunst beruht auf der Unmöglichkeit, daß die Ent- Wickelung Deutschland« von einer Majorität, wie sie jetzt durch eine Toalitiou vou sechs unter sich uneinigen Fraktionen gebildet wird, dauernd gehemmt werden könne. Wenn die verbündeten Regierungen und ihre Landtage sortfahren, die nationale Fahne hoch zu halten, so wird die Ration schließlich dafür sorgen, daß die Gesinnung ihrer Mehrheit auch in den Kundgebungen der Mehrheit des Reichstage- den richtigen All«» ornck finde. (gez.) v. Bismarck." * Die Ausschüsse deS BuudeSralbS haben am Sonn abend Nachmittag die Berathung der Borlage betreffend die Einführung deS Branntweinmonopols unter Borsitz de« preußischen Finanzminister« v. Scholz begonnen. E» verlautet, daß den AuSschtlsten noch weiteres Material zur Ergänzung der Begründung deS Gesetzentwurf«, namentlich die finanzielle Seite betreffend, unterbreite! werden wird. * Die ,N o r d d e u t s ch e A l l a e m e i n e Z e i t u n g" schreibt r Der »Moniteur de Rome" schreibt, daß der Rei chßka nzler sich zu einer erweiterte» Revision der Maigesetz, ent schlossen habe, um in der Frage de« Branntweinmono pol« die Unterstützung deS CentrumS sich zu sichern; beide, die Revision der Maigesetze und da« Branntweinmonopol, würden gleichzeitig in Berathung genommen werden. Wir sind in der Lage, diese Mittheilung de« römischen Blattes als eine irrtbüinliche zu bezeichnen. DaS Branntweinmonopol und die Revision der Kirchengesetze stehen in gar keinem Eounex zu einander. Erster«» gehört vor da« Forum des Reichstag«, die Revision der Maigesetze muß von dem Landtage berathen werden, und es liegt nicht in der Absicht der Regierung, beide Vorlagen in irgendwelche Abhängigkeit von einander zu bringen. Sie wird weder die Eoncessioae», dir sie aus de« Gebiete der Maigesetze inachen kann» den katholischen Unter- thanen des Königs für Reichstag-Voten verkaufen, noch auch, um die ReichSsinanzen z» verbessern, irgendwelche unentbehr lichen Rechte preiSgcben. Da?, wa« sie glaubt aus kirchrn- politischem Gebiete nachgeben zu können, wird sie freiwillig geben und hätte eS schon seit Jahre» gegeben, wenn nicht die aggressive Haltung der Centrui»Sfract>'on stets derart gewesen wäre, daß man die Eoncessiouen der Negierung als Ergebniß der Bedrohung und Beschimpfung, die die Negierung-Politik von dieser Seite her ersubr, hätte aussassen können. Nicht nur ihre Würde, sonder »auch da« Staatsinteresse verbieten e« der Regierung, dem Anschein Raum zu geben. alSob eine feindliche und drohendeHal- tung das Mittel wäre, um ihr Concessionen ab« zuzwinaen, die sie nicht freiwillig im StaatS- interesse gegeben haben würde". * Die Nachricht, daß dem Buudeörath der Antrag aus Verlängerung der GiltigkeitSdaucr de» So- cialistengeseycS — wie eS heißt auf fünf Jahre — zugegangen ist. kan» nicht überraschen. E« halte wohl Nie, mand erwartet, daß di« Reichsregierung jetzt schon die Zeit für da« Fallenlaffcn des Gesetze« gekommen glaubte; soll da» Gesetz aber erneuert werden, so muß dir« bald geschehen, da die jetzige Geltungsdauer mit dem 1. October d. I». erlischt. Vielleicht halte man hier und da auf einige mildernde Abschwächungen gerechnet. Davon scheint indeffen in dem Antrag nicht die Rede zu sein. Dem Reichstag erwächst da mit zu den andern wichtigen und kritischen Enlscheivungen die ihm obliegen, eine neue, die ihm nicht geringe Schwierig keiten und Kämpfe bereiten wird. Zin Iabre 1884 ging da« Gesetz mit 189 gegen 157 Stimmen durch. Bei der Ma jorität befanden sich neben den conservativen Fractivncn und de» Nationallibcrglcn 39 Mitglieder deS EentrumS und 27 Dcutschsreisiiiiiige. Ob aus den beiden letzteren Fracliouen jetzt wieder so viel Zuzug komme» wird, um eine Mehrheit zu bilden, ist sehr zweisclhast. Bon deutschsreisinniger Seile ist wiederholt in der bindendsten Weise und entschiedenste» Form in Abrede gestellt worden, baß je wieder ein Mitglied für das Ausnahmegesetz stimmen werde. Und da» Centruin ist unberechenbarer als jemals, voraussichtlich »oird e« nicht an Versuche» fehlen, zu einem UebergangSgesetz mit abge schwächte,» Inhalt zu gelangen. Mit welchem Erfolg, muß natürlich dahin gestellt bleiben. * Ueber den dritten Tag der Polendebatte im preußischem Abgeordnetenbause schreibt eine officivse Ccrrespondenz au« Berlin: „Wenn der dritte Tag der Verhandlung über den Antrag Achenbach hinter dem ersten und dem zweiten Tage erheblich zurückstand, so ist der Grund dafür ein doppelter. Nack den großen Rede», mit welchen der Reichskanzler in die Debatte cingegriffeii halte, war der Höhepunkt derselben erreicht; e« war schwer, sie auch nur annähernd auf der damit erreichte» Höhe zu er halten. da« Fernbleiben de« Kanzlers von der Verhandlung entschied aber zu Ungunsten de« dritten Tage«, indem ihr die kräftige Anregung fehlte, durch welche da« Eingreifen de« Fürsten BiSiiiant die Debatte te» zweiten Tage« »och belebt batte. Der zweite Grund lag in der Art de« AuslrclcnS deS Abg. Rickerl, welcher die sachliche Schwäche seines Stand punctes durch den Aufwand aller demagogischen Redekünste, in denen sein FractionSches Meister ist, zu verdecken suchte. Die Aus gabe, zugleich ven uiibeutschen Beschluß deS Reichstage« zu recht fertige» und sich den Auschem deutscher Gesinnung in den Augen der Wähler zu geben, war freilich schwer genug. Allein, e« war doch für einen Deulfchcn und Preußen ein starkes Stück, wiederum die AnSweisung der Deutschen auS Frankreich beim Beginn deS Kriege» von 1870 mit Vcr Zurück Weisung der polnischen Ueberläuscr in Parallele zu stellen, nachdem ihn, wiererbclt entgegengebalten ist, daß in Frank reich eine deiils.be Frage nicht bestand, wobl aber eine polnische in Preuße» besteht. Die Franzosen übten einen Act der Racke; die Deutschen aber befinden sich den Polen gegenüber in der Notbwehr. Herr Nickert hat eben hier, wie sonst, an« den Lehre» der Geschichte nicht« gelernt, er siebt »och genau aus dem Standpunkte derjenigen Politik, deren blutige Früchte aus den Schlachtfeldern von Lions und MiloSlav reiften. Es ist deshalb auch erklärlich, daß »r den Hinweis aus die Polenverhandlungen von 18«S nicht verstehen wollte. Denn es ist allerdings hart, sich sagen zu müssen, daß die Reiqstag-mehrbeit genau den gleichen Strang m,t der da- maligen in ihrer Kurzsichtigkeit und an DaterlandSlo>igkeit grenzenden Oppositionssuchl so treffend gezeichneten Fort- chrittsmajorität zieht. Aber den Gipsel demagogischer Sach- bcbandkung erreichte der Redner, indem er sich nicht ent- blödete. den Herrn Reichskanzler de« Mangel« an Muth zu zeihen, weil er dea Reichstag nicht auslvse. Man wird dem Minister de» Innern darin zustimmen müssen, daß ein Ab- geordneter, welcher dem StaatSmanne, der in nunmehr bald 25 Jahren Preußens Krone von der ConflictSzeit bi» zu der beutiarn Machtstellung an der Spitze de» geeinten Deutschland« beratyen hat, Mangel au Muth vorwirft» ans der schiefen Ebene von der Seite Bennigsen'» bis zum Nachbeter Herrn Richter'- lies gesunken sein muß. Daran, daß Fragen solcher Art. wie die Anwendung deS Mittels der Auslösung des Reichstag» nach ven Gesichtspunkten de« Gemeinwohls be handelt. der Rath dazu von der pflichtmäßigen Beurtheilung derselben seiten» de« Berather« der Krone adhilnaen müssen, scheint Herr Rickert ebensowenig eine Ahnung zu haben, wie davon, daß auch der Abgeordnete eine gewisse Verantwort lichkeit besitzt. DaS wurde auch dem Abgeordneten Windt hor ft von dem Krieg-minister nachdrücklich zu Gcmüthe ge führt. iudem <r die völlig ohne Beweismittel vorgedrackte Behauptung de« genannten Abgeordneten von einer Zurück stellung der katholischen Ossitiere im Avancement mit der ihm eMUHÜmlichea Energie uud Schärfe gebührend zurück- wies." » Auch di« .Norddeutsch» Allgemelae Zeitung" äutzert sich über die Polendebatten des preußischen Landtags. Da« RegierungSbialt schreibt: We>» irgend etwas geeignet sei» könnte, den Nachweis gu führen, daß es di« höchste Jett war. gegen die separatistische» Be. str«d>»a«a der Polen nachdrücklich etiyuschrritea, so ist es dir Art »nd Weise, wie die polnische Sache, tm Reichstage sowohl als v» prenßlsch», Landtage, vau den Redner» de» Cent,»»« und der palnischea Fraettoo vertreten worden ist. «ns derselben ge',t hervor, daß »icht unr die letztere selbst eat- schloff« ist. ihr »erstSreadr« Werk gegen den Staat sortgusetzen, sanber»! ch ß» dabel auch ans dir voll«, nachhaltige, man kann sa»w v mkchastllch» Unterstütz»»- der E»»trum«part«t rechneu Pa «bgenrdnet, «iedttzarst «,b mit «hm seine " " die ihre Znftimmnng jeder Zeit in vollem L!wr die »nsdrüch, der Pole, wrlstündtg Mecht- sertigt und begleitet deren Arbeit sür „loyale Zersetz»»» des preußischen Staats" mit unrerhüklter Sympathie. In selaem Eifer sür die polnische Sache verftieg er sich in der Polen- dcballe zu Bedauptuagea. deren Sinn kurz dahin gefaßt werden kann: Nicht der Staat bedarf des Schatzes gegen den PoloiriSmuS, sondern der PoloniSmns muß gegen den Staat ge. schützt werden, denn letzterer will in die versassuagSmäßigen Siechte der Polen eingreisen. Herr Wivdlhorst selbst glaubt au seine Phrase» ebenso wenig als wir. Er ist viel zu gebildet und zu klug, um den uiisinuigen Satz: ES lebe die Beriassung, und wenn der Staat darüber zu Grunde ginge, au- Ueberzeugung »achzubetcn; aber er muß sich eben seine polnische Gelelljchasr warm halten, und zu diesem Zweck ist ihm kein aaoriüriv «teil iotellatto zu schwer. Die EenirumSpartet ist nicht nur an sich im Landtage wie im Reichstage eine stark Mach«, sondern ihr Beistand sichert auch der polniichen Sonderpolitik die soridauernde Hilfe der kirchlichen Organe in Posen, Preuße» und Schlesien, deren Einfluß aus die bäuerliche Bevölkerung bekanntlich ausschlaggebend ist. Herr Windthorst wird jetzt nicht »lüde, immer von Neuem urbi et ordi vorzudeclamiren, da« die Politik der Regierung einen konfessionellen Charakter an sich trage, daß sie sich nicht sowohl gegen die Polen als gegen die katdo lisch« Kirche richte; er »ins, eben daraus Bedacht nehmen, die Hili« corp«, die er ii» welsischen Interesse commandirt, durch Borspiegelung salidarücherInteresse« möglichst sestaneina»der»»ichließen. DerMinister v. Putlkamer hat >» einer vortrefflichen Rede diese Behauptung widerlegt und nachqewiesen, daß di» Regierung lediglich von aattonal- polnis.litir Gesichievuiicit» geleitet werde. Herr Windthorst aber wendcle wicdec jeme alte Takiik an: er ignvrirte einjach da« ibm entgegengehallene Beweismaterial und wlederliolte seine ursprüngliche Behauptung nnl derselbe» apodiklischcn Gewißheit, mit der er sie »uerst vorqebracht hatte. Argumenliren läßi sich eben nicht mit dem Führer d-r EenlrinnSpartet; da seine Stellung sich aus keine Argu mente stützt, die er offen zu bekennen wagen darf, muß er sich daraus bcichrauk.'», zu b.haupltn, und wen» ihm die Unwahrheil seiner Behauptungen nachqewiesen wird, dieselben mit potenzirter Dreistig keil zu wiederholen. Aber wenn Herr Windthorst auch nicht zum Schwelgen gebracht ist, wir begrüßen die Polendebatte doch um dessentwillen, weil sie — dank den schlagenden Au-sührunge» Herrn von Putikamer'S — all- die Berdk-chligungen widerlegt hat, weiche durch die OpposittonS- presse bezüglich der Ausweisungen in Umlauf geletzt worden wäre», uud weil sic zweiten- die Gefahr, die dem Reiche droht, vo» Neuem Jedermann »ii oculoe demonstrirt hak. Wer e» b>- jetzt nicht ein- gesehen bat, dem muß e« nunmehr doch klar geworden sein, daß wir einer Eoalition von Gegnern gegcnübcrsteben, die um dessenl- wille» gefährlich sind, weil ihnen ledcS Mittel recht ist, um das Reich zu zerstören. DaS „llia nisxer e«k, Kuno tuuo 0«rm»n« onveta" ist durch die Polendebaiie Herrn Windiborst in einer sür Jedermann lesbaren Schrot a» die Stirn gesliriebe» worden. Mag er sich noch so iebr mit der Roll- eines B-ri-chlerö der Verfassung abmühen, der Weile guckl überall bei idm hervor. Und Vieser Wels» — darüber ist dat deutsche Volk sich nirttlerweil« auch klar geworden — ist gleichzeitig ein Jesuit vollendetster Observanz. E« ist wenige Wochen her, daß sein Leiborgan, die „Germania", au« Anlaß der Wahl de- Re genten sür Bcaunschweig de» Satz ausstellie, der Siaa« lei da« Eigeiithui» der Krone : heute ergreift Herr Windthorst Partei gegen di, Krone za Gunsten der R-chle der Pole». Sr hat eben die Fähigkeit, di« ganz» Reihe de- Farbrnipectrnms in kürzester Zeit z» durchlausen, weil er an nichts Andere« glaubt, als an die Noih »ravigkrit der Zertrümmerung der bestehenden Verhältnisse. * I» einer Besprechung der ReickiStagSb cten zum Mar >i»ce la t Hehl die „Kölnische Zeilung" als außerortciillich „seltsam" die „außerordcnliichc Lauheit" hervor, die diesen Mlchligrn nationalen Frage» gegenüber eine Anzahl hervorragender Mitglieder der conservativen Parteien in den letzten Tagen beobachtet haben. DaS rheinische Blatt äußert: „Eine ganze Reihe derselben ist in der letzten Zeit im Reichstag unsichlbar geworden. Bei der ersten Abstimmung über den Bau eiiieS neuen Aviso», dessen Forderung »achdrücklitbst gerechlsertigl worden ist und »n bringende» Interesse der Wehrtüchligkeit nnsercr Seewekc liegt, erhoben sich am Dienstag flir Zustimmung nur 81, am Millwoch nur >00 Mitglieder. Bei dieser Gelegenheit wurde jestgestellt, daß einige couservalive Abgeordnete >m Reichstag geradezu gewohnbeitSmäßig scblen »nv so lediglich di« Geschälte idrer poluische» Gegner besorge». Wir uiiterlasirn r» vorläufig, Namen zu nenne», und beschränken un« aus den Hinweis, daß der Berus eines ReichötagSabgeordnetcil sehr dringende Pflichten m»t sich führt, die über die Tbeünahme an den Hof« sesllicbkeiten, an den Jagden und der reichen Geselligkeit der Reich-Hauptstadt doch weit hinausgehen. Selbst da- gleich- eilige Tagen von Landtag und Reichstag kann in unseren lluzrn eia Fehlen in den Sitzungen nicht entschuldigen. Als die Landtag-Wahlen statlsandcn, war Lies Nebeneinandertagen bereit« aller Welt bekannt. Wer nicht die damit verbundenen Pflichten und Laste» übernehmen wollte, war dem Vaterland« wie feinem Gewissen gegenüber verpflichtet, aus das zweil: Mandat zu verzichten". — Die „Norddeutsche All gemeine Zeitung" giebt diese AuSsührung der „rivlliischcn Zeitung" wieder. * Wie gemeldet, hat der Cardinal LedochowSki aus den Wunsch deS Papstes bereit» aus da« CrzbiSthum Posen „verzichtet", lieber seinen Nachfolger, den bisherigen Propst Din der in Königsberg, wird dem klerikalen „Westfälischen Merkur" geschrieben: „Herr Tinber stammt auS einer Fa milie de« katholischen ErmlankeS und steht jetzt in der Mille der Fünfziger Jahre. Bevor Dinder als Propst nach Königs berg kam, war er schon längere Jahre Pfarrer gewesen, u»v zwar in einer großentheilS polnischen Gemeinde, wo er auch polnisch zu predigen halte. Wie er denn überhaupt da« Pol nische vollständig beherrscht. Nach Königsberg kan» er gegen Ende der sechziger Jahre als Nachfolger de« späteren ArmeebifchoseS NamSzancwSki. Er hat als Pfarrer der KönigSberger katholischen Gemeinde den ganzen Kuilurkamps durchzukämpsen gehabt. In Königsberg giebt e« nur eine kaihotische Kirche, und diese wurde schon in einem der ersten CulturkampsSjabre den Aitkatbotike» überwiese». Propst Dinder fügte sich nur der offene» Gewalt; es war an einem Charfreitage, als die Kirche zu Gunsten der Altkatholikrn von der Polizei erbrochen wurde". * In Hannover hat am Freitag ein« von 500 Personen besuchte nationalliberale Wäble rversai»i» lnng sich mit der polnischen Angelegenheit beschäftigt und nach Vorträge» der Herren Patzig und vr. Raydl eine Rciclulion gegen den ReiLStagSbeschluh vom t« Januar ae>..ßl, der äl« ein Verkennen der nationalen Ausgaben de» Reichs uuo der Einzelstaaten bezeichnet wird. Dem gemeinsame» Vor gehen der Conservativen und Nationalliberalcn >>» preußischen Abgeordnetenhanse wird in allen Stücken teohaslri. Beifall gezollt. * In Baden ist zur Zeit der Cultnrkamvs in her Hauptsache beendet. Der Abgeordnete Decau Förver erklärt in seinem Preßorgan, dem .Anzeiger", daß das -Epameageketz aufgehoben, der erzbischtzsl che Sinai besetzt und die "Seelsorge geregelt sei. Aue allen diese» Gründen bade dir ultramontan« Partei von einer Culturkainvsdebatie im Landtage abgesehen. ES fei da» uni so mehr geboten gewesen, als die Regierung Alle« getban habe, um Disferenz- puncte au« dem Wege zu räumen. Der Mangel an katho lischen Geistlichen werde bald gedeckt sein, da viele Schüler der Mittelschulen sich sür da« geistliche Fach ent.hieben hätten. Auch seien die ausgelösten Knabenseminare ui Form von Privalprnstonatcn wieder eingerichtet; auch da« srnberc Knabencvnvict in Freiburg ist in ei» Knabe» Privat- Peusivnat umgewanveit; alle» da« hat die Regierung erlaubt, obscho» sie darin eine Nmgelnmg de» Gesetzes bätle erblicken können. Im Landtage ist denn auch vom Cnltnrkamps Alle» ruhig geblieben. Nicht allein die vom Deean Förder vertretene gemäßigte Richtung der katholischen Partei hat jeden Streit vermieden, sondern auch die Extremen habe» sich ruhig verhalten. Selbst die bean tragte und bewilligte Erhöhung des SkaatSzuschusseö siir die allsatholischc Kirche im G:os;herzozl!>u»i von 18.1,-,!» aui 24,000 »st hat keine Demonstrationen der katholischen Abge ordneten hcrvoraerusen. Nur ein Abgeordneter, Pfarrer Wacker, ein Heißsporn erster Groß", hat in einer der letzten Sitzungen der Kammer seinem Herzen Lust zu mach-» sich nicht versagen können, aber seinen Aerger in einer Verdäch tigung deS SladtkirectorS von Osjenburg ciilSgesvrcchcn, welcher angeblich die Wahlen der Geistlichen bccinflnßl habe :c. Herrn Wacker wurde aber gebührend vom Minister Turban beimgeleuchtet und dabei von seiner Partei vollständig ini Stich gelassen; die ganze Pirtei schwieg; nicht einer seiner Parteigenosse» hatte ein Wort zu seiner Verthcidigling. Wenn also nicht alle Zeubcn listigen, so scheint der Cilllur- kamps auS den Ka»n»erverha»dlungeii verbannt zu sein, dank dem versöbiilicheu Vorgehen der Regierung, welchem d e An erkennung der ruhig denkenden Geistlichkeit aus die Dauer nicht versagt bleibe» konnte. * Im „Bayerischen Vaterland" wird eine Nachricht deS Wiener „Fremdend la kt" übcr die Befriedigung, welche der Papst über die kirchlichen Verhältnisse i» Bayern enip inde, folgendermaßen comiuenlirl: „Unsere geäußerten Zweifel über die Richtigkeit der römische» Correspondr»; des Wiener „JrenidcnblallcS", daß Papst Leo XIII. in den jüngste!-. Jahren wictcrholl über die kirchlichen Verhältnisse >u Banern seine unbedingte Zufriedenheit »nv die Gefühle antrlchtigcr Dankbarkeit hierfür zum Ausdruck gebracht und u. A. bemerkt babe, daß der Kirche in Bavoru die vollkommenste Freibe-I und der Schutz der Regierung gewährt sei, sind leider >» begründet gewesen. Die obigen Äu-drucke finden sich — »ul Ausnahme de« Adjeetiv« „vollkommenste" — in am lochen Actenslücken und Depeschen al» Dikta deS Papste« uud er strecken sich aus die letzten drei Jahre. In besonder- schineichelliaster Weise hat sich der Papst über die lirch sichen Verhältnisse in Bayern und über d->c l. yriiche Regierung letzte» Ncujobr zum bäuerischen Gesandten geäußert, und eS befindet sich darüber eine Depesche und ein ca. sieben Seiten langer Gesa-idtthastSbericht i» den Acten de» Ministen»»,« des Aenßeren. kesse» Veiösseiitlichuug aus Gründen der DiScretio» unterbtleb n ist. H>»z»sügcii >öii»en wir noch, daß nach jenem Gcsantschaslöbericht der Papst »icht blo« die Negierung, sondern auch die friedliche Haltung der bayerischen Bischöfe böchlicb belobt bat, welche neck' nicinal-s in den Verdacht gekommen sind, noch kommen werden, „ertrem" zu sein. Wenn mit solchen Lobe-cibedungen und Aeu' mnagen der Papst selbst die Opposition gegen da« bekannte königlich baye»>sche Kirchenregiinent de« Herr» v. Lutz paratysirt und lodlkchlägt. dann — bört die Opposition, wir der Petcr-psennig in Banern vo» selbst aus, »nv darf inan sich über so Manches : ist 1 »iebr wunder», was so lange sehr verwunderlich geschienen hat Viele können sich aber trotzdem noch nicht entschließen, begeistert zu rufe»: Vivat die königliche bayerische ..Freiheit" der Kirche und der „Schutz," den ihr die bayerische Regierung zu gewähren geruht!" * Die französische Politik kann aus den Verlaut voriger Woche mit einiger Genugthming de-balb zurückdückc».
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