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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.02.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188602040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860204
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860204
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-02
- Tag 1886-02-04
-
Monat
1886-02
-
Jahr
1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.02.1886
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Kedaltioa und Expedition JohonaeSgosse 8. Sprechstunden der Krdartiou: Bormittag- 10—12 Uhr. Nachmittag- 5—6 Uhr. Ntlck,»d« -i»-tta»dlee M-«uic^re« „chr stch dt« ««d»crio» »ich! v«r»m»u». >«««tz«e »er fiir »t« »ichftfal,e«»« N«»«»r deftimmte» Inserate an Sechentaaen »is S Uhr Nachmittaa«, an Gann- und Festta-en früh »ts'/,» Uhr. Zn den Filialen fiir Inf.-Annahme: vtt» Klemm, ltniversitSt-straße 1. Louis Lösche, Katharinens». 83, p. «ur »ts '/,S Uhr. tt^igerTagthlliit Anzeiger. Lrgan fSr Politik, Localgcschichte, Handels- «ndGcschaftsverkehr. ^donnementspreis vierielj. 4' ^ Mk. incl. Brcngerlodn 5 Pik., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pi. Belegexemplar 10 Pf. Gebühre» für Extrabeilagen liu Tageblatt formal gesalzt) ohne Postbeförderung öO Mk. U»it Postbesördernng 60 Mk. Iiiseratr '»gespaltene Petitzeile 20 Pf. Graßere Schrislcn laut uni. PrelSverzeichniß. Tabellarischer u. Zifferasatz nach höherin Tarif. Ukclamrn unter dem RedactioaSstrich die 4gespal>. Zeile SO Pf . vor denFamittennachrrchten die «gespaltene Zeile 10 Pf. Inserate sind sieiS an die vrpedttiou zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenumeraoäo oder durch Post- Nachnahme. 35. Donnerstag dm 1. Februar 1886 80. Jahrgang. Amtlicher Theil. Im Monat Januar l88S erlangten da» hiesige Bürger recht: Ulkermann, Carl August, Tapezierer; Gggeltna, Friedrich Julius Oscar, FriedhosSiuspector; GutMaffer, Ernst Richard. Hauptzollamis-Assisteut; Bachmeifter, Ludivig Hermann Earl Johanne-, Lehrer; Herr«««», Earl Wilhelm Rudolph, Photograph; Kretzer» Carl Erwin. Kaufmann; MÄHl»era, Friedrich Hermann, Schneider; Müller, Paul Julius, Oberscuerwehrmaau; Vescht. Friedrich Carl. Kausmann; Pfaunsttel. Ferdinand Richard. Schneidermeister r Aoseofrld. Joseph, Kausniana; kchltzchter. Johann, Restaurateur; »ch«t»t, August Edmund, Aoldarbriter; Ur»an, Richard Georg, Lagerist; Weug, Julius Otto, StaatSauwalttgehilse and Hattlbefitzer; AtzUfch, Ernst Ferdinand, Tapezierer. Bekanntmachung. Mit den von hiesigen Schänkwirtben vielfach veranstalteten Bsckbterfestr» und karnevalistischen Narren- M»endr« find in Folge der damit verknüpften Musik häufig Störungen der Nachtruhe und Belästigungen der Umgebung der Wirthschaflen, in welchen solche abgehalten »erden, verbunden. Mnstkerlanbnt- wird daher sür solche Festlich keiten von jetzt ab «nr bi» LL Uhr Abend» — mit alleiniger Ausnahme de» Fasching - Dien-tageS — ertheilt werde», auch ist die Gebühr für dies« Erlaubniß auf 1., sestgestellt worden. Zur Abhaltung von earneva- ltsttscheu Narren - Abenden «u- «tudestrn» 4 Tage vorher besonder» um Erlaubnis nach« gesucht Werden; alle übrigen Gesuch« um Musikerlaubniß lind spätestens an dein der Ausführung vorhergehenden Tage, sofern aber die Musil Montags oder am Tage nach einem Feiertage abgehallen werden soll, am Sonnabend beziehentlich an dem den, Feiertage vorhergehenden Tage eiozureichcn. Leipzig, am 2. Februar 1886. Der Nath der Stadt Leipzig. .sic vr. Tröndlin. iichoriu». Bekanntmachung. Tie im Jahre 1856 als Doppelgräber gelösten, ferner dir im Jahre 1871 ,»it Erwachsenen, nnd die im Jahre 1876 mit Kindern besetzten Gräber aus dem neuen Johannisfriedhose kommen in gegenwärtigem Jabre zum Verfall und e« kann ihre Erneuerung nur nach Beibringung der Gon- crsfionSschriue bei unserer FriedhofScassc, Schloßgasse Nr. 22. erfolgen. Leipzig, den 30. Januar 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Kretschmer. Holj-Anclion. Freitag, den S. Februar o., sollen im Forstreviere Sounewitz auf den Millelwaldschlägen in Abth. 11a und 12d. dem sogenannten Müblholze und in Abth. 20», dem sogenannten Haken an der Connewitzer Linie ca ISO Haufen Schlagrrtfig, Langhanseu, unter den im Termine auShängenken Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort unk Stelle meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft: Vormittag» 9 Uhr auf dem Holz schlage im Mühlholze hinter O. Bierbaum'S Waldcafö bei Connewitz. Leipzig» am 15. Januar 1886. De» Raths Forstdeputatto» Holzauktion. Diru»tag, den ». Februar c., sollen im Forstreviere Rosenthal auf den, die«>ährigc» Schlage am Stege nach dem neuen Schützenhause sn Abraum Haufen und 104 Lanahanfen gegen sofortige Bezahlung und unter den im Termin auSyängenden Bedingungen an den Meistbietenden öffentlich an Ort und Stelle verkauft werden. Zusammenkunft: früh 9 Ubr am Stege nach dem neuen Schützenhause. Leipzig, am 28. Januar >886 De» Raths Forstdepntation. Zum sofortigen Antritt wird auf einige Wochen ein guter Csptft gesucht. Leipzig, am 3. Februar 1886. Künigl. Ami-Hauptmannschatt. Nichtamtlicher Theil. vie militairische Bedeutung des Nord-Ostsee- Lanals. * In der betreffenden Commission de» Reichstag» ist un längst die Forderung zur Bewilligung der Mittel für den Bau de» Nord-Ostsee-Canal« bcrathcn worden, wobei alle Mitglieder derselben sich bereit erklärten, derselben ihre Zu stimmung zu geben. CS wurde inkeß mehrfach i» parlamen tarischen Kreisen der Wunsch ausgesprochen, das; die Her stellung deS Canals im Interesse der Verlheidigungssälugkeit und Machtstellung de- Reiche», also im Hinblick aus mili- tairische Gründe »achgewiesen werden möge, wodurch die Verhandlungen iiu Plenum ganz wesentlich gefördert werden könnten. Uebcrdies wünschte man auch darüber aufgeklärt zu werden, warum gegenwärtig die Regierung im Wider spruche mit ihrer ablehnenden Haltung im Jahre 1873 und derjenigen der berufensten mitltairischen Kreise de» Reiche» den Canalbau im Interesse der Landcsvertheivigung vor de» Reichstag bringe. Diese Frage ist nun seither mehrfach militairisch erörtert und schließlich in einer Weise beantwortet worden, welche vom fachlichen Standpuncte gewiß nichts zu wünschen übrig läßt. Da wurde unter Anderem vor Allem daraus hin» gewiesen, daß die militairische Lage im Jahre 1873 eine wesentlich andere war als die heuliae. Tamal» traten an da» Reich anderweitige, wichtigere Aufgaben heran, welche gerade ihrer Dringlichkeit wegen zuerst erfüllt werden mußten, ebe man die Finanzkrast der Nation zur Herstellung de» Nord-Ostsee-Canals in Anspruch nehmen lounte. Auch darf nicht vergessen werden, daß Deutschland im Jahre 1873 nicht über die nolhwendige Zahl von Schlacht schiffen verfügt«, welche erforderlich waren, um einen 15« Millionen kostenden Seecanal in strategischer Beziehung ge hörig auSnutzen zu können. Damals waren nur drei ge panzerte Hochseeschisse. ..König Wilhelm", „Kronprinz" und „Friedrich Karl", vorhanden; die ursprünglich sür überseeische Fahrten bestimmle „Hansa" ward erst im Jahre 1873 vom Stapel gelassen, während da» Panzerfahrzeug ..ArmtNlu«" nur zur Süstenvertheidiguim bestimmt war. Elve so llcmc Seemacht konnte keine offensive Rolle spielen, wrua ihr auch durch den etwa schon vorhandenen Canal er möglicht gewesen wäre, bald in der Nord-, bald in der Ostsee zu erscheine». Der Canal konnte also erst dann eine wirklich militairische Bedeutung erlangen, wen» Deutsch land in den Besitz einer biiireicheiid starken Kriegsflotte kam. welche die durch daS Canalproject gebotenen strategische» Vvrthcile gehörig wahrnehmen und, gegebenen Falls, auch verwerthen konnte. Es galt also, zuerst mit den Mitteln, welche man aufbringen konnte, eine solche Flotte zu schassen, bevor man an den Caiialbau denken konnte. Um beide Aus gaben gleichzeitig in Angriff zu nehmen, dazu reichten die Mittel beS Reiches in, Hinblick aus die großen Lasten, welche cS lausend zu tragen hat, nicht au». Es war also zu nächst jedenfalls ralkssam, eine den finanziellen Kräften Deutschlands, seinen Küstenflrecken, der Zahl seiner überhaupt seemännisch verwendbaren Bevölkerung, schließlich Bekanntmachung. E'.n VäNplatz, ca. 18 NI Fron! und I»« zu 40 w tief, an der die Gemeinde, in» der RathhauSstraste verbindenden, neuangelegten Straße sehr »ünfti« »elegrn, besonders zu »e»crb»anl«,e« »Ot» borritzlich geeignet, mit gute,» Untergrund, ist soson zu »rrtoufen Kaufsofserten sind bis znm 15. Febrnor 1886 im hiesigen Rathbause, Zimmer Nr. 2, allwo auch noch daS Nähere zu erfahren ist, einzureiche». Reudnitz, am 29. Januar 1886. Der »lemeindergttz. Größe!. Busch. volkmarsdorf. Versteigerung ans Abbruch. Die der hiesigen Gemeinde gehörigen, an der Ecke der BogiSlaw- und Hauptstraße gelegenen Häuser Beand-Kat.-Nr. ^57 sollen Montag, de» 8. Februar b. I, Vormittag« 11 Utzr auf Abbruch versteigert w ide». Reflektanten werden geladen, sich zur angegebenen Zeit im kesN»»«t»«»er be« Gemeinde»»««» pünktlich rinzuflnden and der Eröffnung de« Termin- sowieBekaaatmochuag der Versteigerung» bedingungen gewärtig zu sein. Gebote können auch vorder schon abgegeben werden. volkmarSdors > am 28. Januar 1886. Der Vemeivberat». Lehman», B.-B. sonstigen überseeischen Ausgaben entsprechende Zahl von Schissen zu bauen, de» verschiedenen Kriegsmarine-Etablisse ments die erforderliche Ausdehnung zu geben und daS dazu gehörige Ausrüstungsmaterial zu beschaffe». Erst nach der Erreichung dieser Ziele, welche in dem erweiterten Plane von t873 zur Gründung einer wirklich Achtung gebietenden Kriegsflotte ihre» Ausdruck fände», durste man daran denken, deni Reiche die neue Last des nun vorgeschlagenen Nord- Ostsee-CanalS auszuerlegen. Man sicht also, die 1873 geübte Beschränkung war wirthschastlich geboten und gleichzeitig ein Act großer StaatS- klughcit. Gegenwärtig sind aber die Verhältnisse ganz andere und baben sich wesentlich zu Gunsten der baldigen Herstellung de» Nork-Ostsee-Canals verändert Heute ist die gewünschte Kriegsflotte vorhanden, da» Personal zu ihrer Bemannung ist vollständig auSgcbildet, und auch die Reserven sür einen etwa ciiitretenven Kriegsfall sind in Bereitschaft. Statt jener erwähnten drei gepanzerte» Schlachtschiffe von 1873 können nun deren zwölf in Action treten. Von diesen sind die meisten auch heule »och den größten Panzerschiffen der fremden Kriegsmarinen ebenbürtig, ja manchen derselben sogar überlegen. Statt de» einen, im Jahre >873 vorhanden ge wesenen gepanzerten KüstenvertheibigerS verfügt jetzt Deutsch land über vierzehn solche, welche durch ihre Bewaffnung selbst den stärksten feindlichen Schiffen gefährlich werden können So vermag also die jetzige Flotte Deutschlands ein ganz ge waltiacS Gewicht in die Waagschale zu werfen, wenn ihr daS Vorhandensein de» erwähnten Canal» gestattet, bald in der Nordsee, bald in der Ostsee zu operircn. Diesen wichtigen strategischen Vortfieil kehrt auch ein längerer Artikel deS „MiIilair-WocheiiblatteS" hervor, der dem Nord-Ostsee-Canal sür die Bertheidjgung Deutschland« zur See die größte Bedeutung beimißt. Durch die Herstellung diese» Canals, heißt es in dem genannten militairischen Organ, gewinnen unsere gesammten maritimen DerlheikigungS- anstaltcn die volle Bedeutung eine» wo trrngerk!" für jeden etwaigen Feint. Die Erwägung liegt ferner nahe, daß das Vorhandensein deS nun projcclirten CanalS künftig sür alle un» freundlich gesinnten Machte unsere Bedeutung als maritimer Alliirtcr erhöhen, also auch der Weltstellung Deutschland» zu Gute kommen muß. Nachdem die t873 waltenden Bedenke» wirthsckastlicber Ucbertastung geschwun den, indem die HauptnuSgaben für den Flotten-ErweiterungS« Plan geleistet, nachdem die militairisch zu erreichenden Vor bedingungen und Schöpfungen realisirl sind, ist nun der Zeit punkt zur Herstellung deS Canale» gekommen, ist diese jetzt im Interesse der Macht und Wehrhaftigkeit nationale Pflicht! Somit war die Regierung nicht allein berechtigt, sondern auch verpflichtet, mit dieser Vorlage jetzt vor den Reichstag zu treten, und hat andererseits den Umständen gemäß gehan- deit, wenn sie e- nicht früher getha» hat. Da» genannte militairische Blatt berührt auch noch einen Vorwurf, den man gegen die jetzige Vorlage erhoben hat. Dieser, schließt eS, bezieht sich daraus, daß man den Canal nicht auS den Geldern der französischen Kriegsentschädigung zu bauen unternommen Hab«, von welchen eben 1873 noch ein Theit disponibel gewesen sei. Daraus muß uian er widern. daß jene Mittel durch nothweudigere Verwendungen gedacht« Ausgabe »ur ungenügende nö,h,g-rc» wären, welche ...an ^-m ebm -.e^r ^ ^ ^ ^ Flottenvergrößerung b«"e -uwe 6 selten. an di- Cinzelre^rungen abge hrt wer« ^ ^ler Be- Da» Retablissement der Armee e^ ^„^„„wassen. stände, die Neubewassnung ">'l d best - Belagerung«' die Beschaffung,-.»es „ " Grenzsestungen. Material». verErwe,tern>'g»hau unserer 9 og^ ^^ genügle,'. welch« durchaus den »enen.nlc ^^,^ ,y„en Er- endlick, die Bereitstellung deS tc>ch >eg r ^ ,,„k sordern.sse von weit höherer B^e »ung für oe, , die Z,.km.st des Reiches, al, Canal an L'«LL° ^ HÜman^ Niemals!! LRsssss- dies« Tas« zu verschiebe». Leipzig, 4. Februar 1886. »Der Reichskanzler Fürst von BiSmarck erläßt folgenden Tank: den 2. Februar ,886. Au« Anlaß der Debatte im Abgeordnetenhaus- mir so zahlreiche Zustimmungs-Adressen und Telegramme zu- 'egangm. daß ick außer Stande dm. auch ferner eine I-d- Mer Kundgebungen besonder» zu beantworte». Alle Diejenigen, welche mich durch den Au-druck .breS Einverständnisses mit den nationalen unserer P°>" erfreut haben, bitte ich, meinen verbindlichsten Dank auf diesen. Weg- -ntgeg-nnchme» zu «"°lle„.^ BiSmarck. » Am 30. Januar hielt der Reichstagsabgeordnete Pro fessor vr- Marquardsen in Görlitz vor einer sehr zabb rcichep Zuhörerschast einen öfseiillicheu Vortrag -sd" d,e del tz» ging van« ,a»»e«>icv auf .... über. Der klare Dortrag fand de« ungelvmnan ^anolage uorr. v - , , und wärmsten Beifall der Versammlung. Er zeichnete sich u. A. dadurch au-, daß er Ausfälle gegen andere Part«-.' vollständig vermied. Die zahlreichen oreunde Redner» vereinigten sich am daraussolgenden Tage zu seine» Ehren bei einem Festmahl, dessen Theilnehmcr folgendes Telegramm an den Fürsten-ReichSkanzler absandleii. „Eine Festversamm. lunq zu Ehre» de« RcichStagSabgeordneten Pro,essor Mar- gua'rdsen, welcher gestern hier in össentlicher Volksversamm lung mit allseiligcm Beifall die Ausgaben und Ziele der nationalliberalen Partei darlegte, spricht Ew Durchlaucht die herzlichsten Glückwünsche zu dem Erfolge au», welche» Ihre groß- nationale Politik von Neuem durch die gestrige'Abstimmung im preußischen Abgeordnetenhause ge sunden bat." Bei diesem Festmahl erkannte man e» auch , . . daukeiiv a». daß die hervorragenderen Mitglieder der Partei es unlernchmeii. durch össcnibcbe Borträge in den Provinze» die Ziele der nalioiiaUiberale» Partei tanulegen, welche so oft "von de» anderen Parteien geflissentlich entstellt werden und sprach die Erwartung auS, daß die Führer der national- liberalen Partei auch nach dieser Richtung ihre Thäligkeit erweiiern möchten. Dieser dirccle Verkehr mit den Partei genossen werde zweifellos dazu beitrage», die nationallibcralc Partei ini Lande zu beben und ihr aus den weitesten Kreisen neue Mitglieder zuzusühren * Sehr bezeichnend ist die Art und Weise, wie die „Germania". daS bekannte Berliner Jcsuitcnblatt, gegen die kircheilpotitlsche Vorlage, noch ehe von derselbe» irgend eiivaS Zuverlässiges bekannt, deren Einbringen nn preu ßischen Landtag sogar noch ganz unsicher ist, Stimmung zu machen lucht. Von einem angeblichen römischen Corresponbeiileii der selb» zugiebl. daß ihm Einzelheiten der Vorlage »och u» bekannt seien, läßt sich da» Blall berichten, der Papst sei inil der in Rede sichenden Vorlage durchaus unzufrieden und die pessimistische SUmmuiig habe in Folge dessen i» valicanischen Kreisen sehr überhand genommen. Ein dreisterer Versuch der Beeinflussung und Einschüchterung selbst der höchsten kirchlichen Stelle läßt sich doch wahrhaftig nicht denke». Dieselben Preßdeniagogcn, die vor einige» Monaten dem Bischof von Paderborn so lange znsetzten, bis er zu Kreuze kroch, erdreisten sich sogar, de» Entschließungen deS unfehl bare» Papstes vorzugrcne» und ihm einen sehr verständliche» Wink zu gebe,,, daß die Wühler und Hetzer im Lager de» deutschen UltramontaniSmuS von entgegenkommenden Schritten und versöhnlicher Sliinmung nichts wisse» wollen. Der Führer der,badischen Katholiken, Dcca» Lenker, hat dieser Tage Mull, »nv Ehre genug besessen, ein kräftig Wort gegen diese Hctzprcsse zu sprechen. Wann wird es endlich auch in Norddeutschland einmal ein angesehener Geistlicher oder Politiker der klerikalen Partei wage», seine Stimme gegen dieses Treiben zu erheben, ohne welches man schon längst' zun, kirchlichen Frieden gekommen wäre! * Die „Kölnische Zeitung" bringt die folgende Ausführung über die ultra montane Presse: ES war doch schwerlich Zufall, daß zur selben Zeit, da die Ergkbknheiirbczeigung des bayerische» Episkopats a den Papst bekannt wurde, Dekan Lender in der badische« Zweiten Kammer die ultra»,ontane Presse daran erinnerte, daß die Achtung de» Nebennienscden. auch wenn man seiner poliincheii Richtung nicht aiiqcdürt, ei» Gebot de» Chris,enllium» ist. und daß unwahre und gehässig« Kampfmittel am allerwenigsten einem Kaiho- baherischcn Bi'chöse haben sich nnzweidenlig bahn, au«ge,prochen daß die vergütende Art der meisten norddeutschen sich >n bewußter Anmaßung auSichließlsch katholisch nennenden Hetz, blätter der Preußischen Lentrum,partes der katholischen Kirche selber die gröglen Geladren bringt, da sie ihr die wendvollsten gebildeien heilige Vater erkennt an. daß die ^ Bayern ungehindert und völlig sre, ,st: Dekan ^«^elia,^/^ d-ch der m Baden eben gen,achte «eissuch. «in politischen Uümp'e in Gill und Galle Ub! '-"»öl''«-» Geistlichkeit nicht w. find Versuche unternommen worden. u bisher lebten, ou'zursttteln 6/^ll'chaftliche Leben mit einem Culturkamps nach rreuki. scheu, Muster zu beglücke». Hoffentlich gewinnt oder vielmehr de- NuüsA. ber Mäßigung die Oberhand und bleiden die > gnftind« dort weiter erhalten, d,e den norddeutschen Ultramontanen welche die „Germania" anfühct, allerdings nicht passen; — übrigens auch de» der „Germania" verwandten katholische» Blättern im rüden nicht. DaS „Vaterland" weiß zu erzähleu, daß nach dem ttbten Bericht des baherischen Gesandten am Batican der Papst nicht bloS die Regierung, sondern auch die sriedliche Haltung der bauen scheu Biichöse höchlich belobt hat, welche noch niemals in den Ver dacht gekommen seien noch kommen werden, „extrem" zu sei,,. Dann heißt eS im „Vaterland": „Wenn mss solchen Lobeserhcbungcn und Aeußeriingen der Papst selbst die Opposition gegen das bekannte lämgli» bayerische «irckienregiment deS Herrn v. Lutz paralysirt und todlichlägt, dann — bürt die Opposition wie der Peterspsennig in Bayern von selbst aus und darf man sich über so Manches uichi mehr wundern, wa» so lange sehr verwunderlich geschienen Hai." Mit anderen Worten, diejenigen Elemente, welche vom Kamps allein leben, die wollen den Frieden unter keinen Umständen; den» wenn erst der Friede da ist, dann büren die Geschähe der große» und kleinen SiglS innerhalb und außerhalb der Presse, die vom Cultur kanips lebe», einfach auf, und darum muß um jeden Preis der Kamps erhalten und Ivo er »och nicht recht entbrennen will, an gesalbt werden. * Neber den bekannten Geschäft-ordnunqS-Streit im preußische« Abgeordnetenhause schreibt die Nationalzeitung': In der Presse derjenigen Parteien, welche gegenüber dem Antrag Achenbach die Minderheit bildeten, wird versucht, den gestern vom sZkäsideiilen de» Abgeordnetenhauses in den Geschäftsordnung» ftrrit angesührtcn Präcedenzsälle» andere eiitgegenzustclleii. Dieselben können aber nicht daS Mindeste beweise», denn cs ist jr nicht bestritten, daß der ß- 27 der GeschästSordnung schon sehr häusig ansAnträge angewendet worden, welche direct oder indireci Geldbewilligungen bezwecken. Die Streitfrage ist, ob dies immer geschehenis« und immer geschehe» muß — abgesehen von dec andereil nach unserer Meiunng zu verneinenden Frage, ob der Antrag Achenbach überhaupt in die Kategorie dieser Anträge gehört. Die >» der Presse der Minorität angesührten Fälle rr geben also höchsten-, daß die Auslegung deS 8. 27 zn verschiedene» Zeiten cme verschiedene gewesen, und daß auch deshalb es völlig in der Ordnung war, wenn der Präsident am Sonnabend das Haus über die Auslegung entscheiden ließ. Er mußte dies anderersei!.- adcr deshalb »hun, weil sestzustellen war. ob der Antrag Achenbach auch »ur zu denjenigen Anträge» zu zähle» war, ans welche der . i. 27 nach der wechselnden Praxi» de- Hause» überhaupt angewcndcl werden kann. Die Auslegung der Geschäftsordnung durch eine Abstimmung war also unumgänglich. UebrigenS beweisen die Beschuldigung,» der Parteilichkeit, welche in fortschrittlichen Organen gegen den s)räs>denten erhoben werden, und der Wortlaut der Erklärungen, mit denen die Minderheit sich am Sonnabend cntserntc, daß diese >onz ebenso gehandelt hätte, wenn der Präsident ans eigen»' Machtvollkommenheit gegen sie entschieden hätte: an „nichtigen" Beschlüssen und an einem „Auhergeltungsetzen der Scschäsisordiiung" beiheiligt man sich doch ebenso wenig, wenn der Präsident, wu wen» die Majorität die Schuld daran trägt Die Minderheit war entschlossen, über Vergewaltigung z» klagen, sosern nicht ihr Wille geschah. Und darin liegt, wie wir schon wiederholt bc ton« haben, die schwere Verantwortlichkeit, welche sic aus sich ge nommen hat. Im polnischen Reichstag war es allerdings herkömmlich daß die unziisriedene Minderheit anstra! und eine „Confödcration" bildete, z. B. zur Einsetzung eines Gegenkönigs, wenn sie i»,t der erfolgten Künig-wahl nicht einverstanden war; der periodische Bürger krieg war die Folge davon. In unseren Volksvertretungen hatte bisher die Minderheit nicht vergessen, daß die parlamentarischen Einrichtungen »nmöglich sind ohne die Untcrwersung der Minder heit unter die Mehrheit. Was das am Sonnabend gegebene schlechte Beispiel vollends unentschuldbar erscheinen läßt, ist die wiederholt von »ns dargelegte sachliche Zwecklosigkeit der Forderung der Com niissionSberathnng. I» Blättern, welche den Parteien der Minorität nahe stehen, wird ganz esse» gejubelt. durch den Exodus a»S dem SitzunaSioal hätte die Minderheit der Melirheit „den Abgang ve> darben", wie man i» der Conlissensprache sich ausdrückt. Eine sür die Minorität sehe gefährliche Art, ihre Sache zu vertrete»! I» Deutschland hat man bisher die parlamentarische Behandlung der üfsentlichen Angelegenheiten nrchi unter dem Geiichispunct theatralischer Eisecte de trachtet, »nb wir glauben kaum, daß das deutsche Volk sür diese Aussassungsweise zu gewinnen ist. * Die schon erwähnte Ansprache, welche der Statthalter von Elsaß-Lothringen, Fürst Hohenlohe, am Sonn abend bei festlicher Gelegenheit an den LandcSanSschu'z hielt, hatte folgende» Wortlaut: „Meine Herren! Fast wäre ich versucht gewesen, Sie mit „meine geehrten College»" anzureden. So groß ist die Macht du Erinnerung an eine alle Genossenschasi, daß ich, wcnn ich eine Anzahl Abgeordneter um mich versammelt sehe, mich leicht der Täuschung dingebe, als gehöre ich selbst noch dazu. WaS aber leine Täuschung ist, was ich als einen reellen Gewmn aus der Erfahrung m-ink» parlamentarische» Lebens bewahre, das ist die gute Meiniina, die ich im Allgemeinen von Mitgliedern varlemenkari'cher Körpci schalten habe. Weist ich doch, was dazu gehört, wie ein gnt,o Tiieil der Arbeit eines Menschenlebens dazu gehört, das Per trauen der Mitbürger zu erwerben und zu erballen >» dem Maß . daß sie u»S die Vertretung ihrer Geiaiiiiiiliiitercsscii uhertragen. Diele gute Meinung bringe ich auch Ihnen, meine Herren des Landce- aus'chusseS, entgegen: n»d weil ich dies Ihne, weil ich Berlratici, bade zu Ihrem gesunden Sin» und zu Ihrer polittschen Eriahrung, darum unterlasse iw eS heute. Ihne» eine politische Rebe zu ballen, Ihnen ei» Programm vorzutragen. Ter jüngere Baro» Zorn von Bulach bemerkte neulich nnt Recht, es sei eine gesährliche Sache nw Versprechunaen. Ja, selbst der Stanl. inann, der die Macht hat, seine Veriprechungen zu ersülle», wird wohl daran tliun, damit sparsam zu sein, da rr mcli wein, ob ihm die Verhältnisse erlauben werden, sein Programm diirchzusühren. Wer ober, wie ich, mit Faclorcn zu rechi» > ha«, die über und außerhalb der Sphäre seiner Einwirkung stehe», der must dovpsst vorsichtig sein. Enier Ihrer Landsleute, ein hervorragender Politiker diele» Landes, mit dem ich kürzlich ub.i das hier »nd da aufirelende Verlangen nach einem Regierung. Programm sprach, sagte mir: „Was Programm! Das beste Programm ist eine gute Ve.waltting". Ja meine Herren, darin erblicke ich zunächst meine Ausgabe. Ich werde sie zu ersullc» lrachte» mit Gewissen Hastigkeit und Pflichttreue und in dem Gefühl ausrichtigen Tand, für daS Vertrauen, mit dem man mir i» diesem Lande entgegen gekommen ist. Ich gebe diesem Dank Ausdruck, indem ich dies Gloc- erhebe ans Elsaß-Lothringen, und ich bitte Sie. mit mir einzuftimmc» in den Rni: Eliast-Lothringen und seine Vertreter im LandesanS- schusse, sie leben hoch!" -» * * Unter dem Vorsitze de- Kaisers fiat am Sonnabend Mittag in Wien in der Hofburg ein großer KrieqSratb stattgesnndkii. welcher a>» Sonntag fortgesetzt wurde, fieflebciid aiiS rem Fcldniarschall Erzherzog Albrecht, dem Kriegs- minister, dem Minister sür LaiideSvertheibigung, dem Cyes deS Generalstabes, mehrere» hervorragenden Corp»-Com Mandanten, darunter auch Freiherr von Pbilivpowitscki sammt seinem GeneralstabSchcs. Gegenstand der Besprechun; soll unter Anderem da« neue Rcpclirgcwcfir gewesen se» . und man glaubt, daß die Modalitäten der Einführung de: j selben zur Sprache gekommen sind. Dag den Beratbnngcn groß« Dlchkigkrit zukömmt, ist schon daran« zu rntvchmcn,
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