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dere höchst schätzbare Personen. Sie wissen was uns bcvorstcht. Sr. Excllen; der Herr Graf Lilienström verlangt seine Toch ter, die er uns in aller Stille zur Erziehung anvertrautc, jetzt öffentlich, vor allem Volke, als sein Kind von uns zurück. Comtesse Ul rike ist freilich nur ein Geschöpf, daß sein Da sein einer Mesalliance ihres Vaters mit einer pariser Putzmacherin verdankt; aber ihr erlauch ter Papa erkennt sie an, er darf sie anerken nen und sogar bei Hofe präsentsten; somit ha ben wir als loyale schwedische Unterthanen und Verehrer Sr. Exellenz nichts weiter darein zu reden. Die Deklarirung der hohen Geburt un serer Pflegebefohlenen ist auf heute festgesetzt. Konnte das anders, als vor einer Gesellschaft geschehen, die durch keinerlei bürgerliche Erschei nung verunstaltet wird?" Der Herr Postcommissarius seufzte: „Ich begreife, daß solche hohe Besuche meinem Hau se ein großes Lnstre geben, aber ich wage cs doch — freilich ganz in der Stille — zu geste hen, daß sie ungemein viel Unbequemes haben." „Sic können Ihre gemeine Abstammung nie verläugncn, selbst nicht in Gegenwart Ih rer Gemahlin!" fiel Madame zürnend ein. „Es war ein böser Dämon, der mir riech meine edle Herkunft zu verleugnen und Ihnen meine Hand zu bieten. Was hilft Ihnen Ihr Reich- thum bei solchen unnoblen Gesinnungen? Ih nen ist nur wohl unter Ihresgleichen, und in Ihrer Poststube sind sie in Ihrem Element." „Gan; gewiß!" bctheuerte der Postcom- missair. „Ich fühle mich bei meiner Arbeit sehr glücklich und wenn ich mich über dies oder jene Geschäft mit meinem Konrad berathe.. Madame unterbrach ihn heftig: „Konrad! Und gar mein Konrad! Was sind das für vertrauliche Benennungen, wenn von einem Subjekt solcher Art gesprochen wird? Wer Sie so sprechen hört, sollte meinen, daß hier von einem nahen Verwandten, oder gar von einem Erben unseres Hauses die Rede sei. " „Mein Kind!" sprach begütigend der Post- commissair, „Der Konrad Eckhof ist ein sehr tüchtiger und brauchbarer junger Mann, dem ich mit der größten Sicherheit alle meine Ge schäfte anvcrtrauen darf. Er ist ...." „Ein Bedienter! Ein Knecht!" fuhr Ma dame eifernd fort. „Ein Soldatenkind, der gehorchen muß, wenn man ihm etwas befiehlt und der nicht mucksen darf, wenn er geschol ten wird; ein Wurm, der, anstatt sich zu krüm men, sein Haupt stolz erhebt und cs sogar wagt, der jungen Comtesse grade in's Gesicht zu sehen, und mit ihr zu reden, wie mit seines Gleichen. Wenn ich mir denken müßte, daß dieser Bursche wohl gar die Unverschämtheit hätte... In diesem Augenblick flog ein junges, blühend schönes Mädchen von kaum achtzehn Jahren in das Zimmer, ein Blatt Papier vor sich hinhaltend und aus vollem Halse lachend: „Mama! clwre Mama! Sehen Sie doch nur. was der Konrad für dummes Zeug gemacht hat! Das Bild hier stellt einen Haufen reiten der Diener vor, die unglücklicher Weise mit ei nem Trupp Matrosen handgemein geworden sind. Hier stürzt Einer und dort wieder Einer! Nicht wahr, c-Uöre Mama! die Gruppen sind allerliebst?" Madame fuhr von ihrem Sitze auf, griff nach der Zeichnung und riß sie in kleine Stücke: „Reitende Diener und Matrosen! Sind das Gegenstände der Beschauung für eine Dame Ihresgleichen? Welche Schande machen Sie meiner Erziehung!" „Ach cliöro Mama!" rief Ulrike mit müh sam unterdrücktem Weinen, „das ist recht gar stig von Ihnen. Konrad hat das Bild mit vieler Sorgfalt ausgearbcitct, und ich habe es ihm heimlich genommen, um cs Ihnen zu zei gen. Was wird der arme Junge nun sagen? Er nimmt cs gewiß übel." „Der Monsieur Eckhof hat hier im Haust nichts übel zu nehmen," entgegnete Madame wegwerfend, „und Comtesse Lilienström hat, meiner Meinung nach, wichtigere Dinge zu lhum