Volltext Seite (XML)
Beilage zu 3« des Telegraphen vou Berlin. Den 28. Juli 1837. Neueste Pariser Moden. Paris, den 10. Juli 1837. Der Königliche Hof bat Trauer wegen des Ablebens des Königs von England angelegt und sind die Bestim mungen hinsichtlich der Anzüge folgende: Für den Morgen werden Häubchen von Jllusionstülle mit wenigen Bändern und ohne Schleifen getragen: ein darüber gehender Bouil lon hält die Bindebänder- Zwischen dem frühen Mor gen und dem Mittag sind die Häubchen von schwarzen Spitzen mit AuSputz von Gazeband mit salinirten Streifen; die Schleifen an der Seite mit Agraffen von geschliffenem Agath, angeordnet. Bei dem Diner, trägt man Staatshüte mit umge- geschlagenen Rändern, welche mit schwarzen Paradies vögeln und Bändern von geschnittenem Gagath, mit oder ohne Barben von schwarzer Spitze oder Blonde auSgeputzt sind. Die Kleider sind von Moire, von koux. ck« 8aie, von Gaze, von Seidenmouslin, von 6ro» cke Caples. Bei der Halbtrauer wird man gemusterte Stoffe, l'oux cke 8oio schwarz, weist und grau tragen. Die FichüS sind je nach ihrer Anwendung, mit Kragen mit ShawlS; die Chemisette darunter gehen halb herauf, um die Chemisette von Batist zu ersetzen, die man gewöhnlich mit Valencienner Spitzen besetzt. Die Trauerschemisetts sind, wie die Kragen, mit einer schwarzen Spitze besetzt. Paris, den 1ä- Juli 1837. Es ist schwer jetzt die Mode in Paris zu finden, denn eS herrscht in Paris eine wahre AuSwanderungS- sucht, und bald ist die große Stadt von der eleganten Welt verlassen. Man hat nicht mehr nöthig an schönen Tagen dem Gedränge der Menschen auSzuweichen, son dern den Wagen, welche die Menschen fortführen. Alles geht theils nach B-^en oder Voulogne oder auf Land besitzungen. Nach Voulogne gehen täglich 7 öffentliche Wagen ab, und wird dieser Ort bald Klein - Paris zu nennen sein- Oie Damen bedienen sich bei dieser Reise der italienischen Strohhüte» die zugleich elegant und dauerhaft sind. Die weißen Federn, die immer noch der gewöhnliche AuSputz sind, werden, da man an Badeorten wo möglich einfach erscheinen will, durch eine große Bandschlcife mit langen Enden und mit Federn befranset, ergänzt werden. MouSlinüberröcke, welche mit farbiger Seide gefüttert und mit Tülle oder Spitzen besetzt, sind ein gern gewähl ter Anzug der Reisenden. Zur Verschönerung einfacher Abendkleider, hat man einen sogenannten Schärpengürtel erfunden, welcher ein Zcugstreifen ist, der vorn und hinten über einander geht und in Falten auf den Achseln sich nähert, wo er durch Streifen festgehaltcn wird- Dieses Zeugstück muß eine halbe Elle breit sein, ist an dem äußern Rande aus gezackt, bildet Falten wie eine Draperie aus der Brust und den Achseln, geht unter den Gürtel und hat zwei flatternde Enden, die bis auf die Knie herruntcrreichen. Nichts ist schöner als dieser Putz, den man von blauem, rosa oder grünem Seidenzeuge macht. Em geübtes Auge, daS heißt das Auge eines Damen 1'aiUour will bemerkt haben, daß sich bei einigen ele ganten Damen, eine Verkürzung der Taille an den Kleidern gezeigt habe- Der gute Geschmack wird hoffentlich die Nachahmung verhindern. Die Taille scheint für jetzt grade das rechte Maß zu haben, die Damen sehen graciös aus, und eS würde Schade sein, wenn die Mode dieser Art durch den bloßen Wunsch einmal anders auSzusehen, einen Rückschritt machte. Eben so ist eS mit den Röcken jetzt, welche nicht gleich förmig rund herum gerundet sind, vorn sind sie höher, währenddem der Hinterthcil länger ist, und bei nah' eine kleine Schleppe bildet. Thut man dies um etwa einen schönen Fuß zu zeigen? was würden die Damen, welche in dieser Beziehung von der Natur nicht begünstigt sind, sagen? Wir bemerken daß diese Neuerung eben so ungraciöS ist, als die, der kurzen Taillen. Auf Hüten fleht man häufig Straußfcdern, welche einfach und ganz hängend angebracht werden, so daß die Spitze der Feder fast die Achsel berührt. Auch Biumenzweige werden auf diese Art getragen. Eine Mantille zu tragen ist eben so gewöhnlich, als einen Hut auf dem Kopfe zu haben, und unsere Modenarbeiterinnen suchen deshalb immer neue Erfin dungen in dieser Art zu machen. Modisch ist «S, di« Mantillen von gleichem Zeuge als wie das Kleid zu tragen, und ist dies eine ausgezeichnete Weise, weil dadurch der Preis des Anzuges bedeutend erhöhet wird, und nur von eleganten Damen getragen werden kann. Kürzlich sahen wir eine, die perlcngrau wie das Kleid und ausgezackt war. Der Haarputz, welcher am häufigsten getragen wird, besteht in einer sehr weit nach hinten angebrachten Flechte und in zwei großen Rollen vorn, die man mit kleinen Kämmen befestigt-