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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.07.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188407110
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840711
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840711
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-07
- Tag 1884-07-11
-
Monat
1884-07
-
Jahr
1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.07.1884
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Erscheint tL-ltch früh «'/.Uhr. Utöeüie» «k LrPrtM»» Iohannesgasse SS. Sffrech-»»-eu irr Kek«cti<». Vonnitta-s 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. st« fßr dt« »LchMalge«»« Sefttmmte« -,s»r«te a» stk» » >»r «achmtttaa». «ist Gaftt,^, früh »t»'/,» ktzr. A> Ke» Flliile» f»r Zns.-^on«h«e: vtta klem«, Untversuitsstraße »1, L»»1O Lasche» Kathattnenstraße 18, p. «« stt» Atz». UchMrr.TMblait Anzeiger. Organ für Politik, LocalgrMte, Handels- and GeschSstSverkehr. Auflage L8,GOO. Äbvunrmrntsprkis oiertelj. 4'/, MN. incl. Bringerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jrde einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Pj. Gebühren sür Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Poftbesürderung 39 Mk. Mit Postbesördcrung 48 Mk. Inserate Ogespalttne Petitzcile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höherm Tarif. Utllamrn unter dem Uedactianoftrich die Spaltzeile SO Ps. Inserate sind stet- an die vxpedltian zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung xnzeuumernmlo oder durcy Post nachnahme. ^isisr. Arettag den 11. Juli 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Thetl. vrdmnltmtchi»» Das 18. StNck de« diesjährigen Reichsgese-dlattrs ist bei uns eingeaange» m>d wird »t« »»« SI. diese« Vk»,«« a«tf Lem RathhanSsaale zur Einsichtnahme öffentlich au-häoaen. Dasselbe enthalt: Nr. 1L4V. Berordnuag, betreffend di« Vergütung für Dienst- . mifen der Marinebeamten zwischen Kiel und FnebrichSort. vom 22. Juni 1884. Nr. 1550. Vertrag zwischen Deutschland und Luxemburg, betreffend dir Hersteklnng einer Eisenbahn von St. Lith nach Ulflingen. Vom 2l. Juli 1883. Nr. 1861. Bekanntmachung, betreffend den Debit von Stempel- markea und gestempelten Blankrt« zur Entrichtung der Wechselstempelsteuer, vom S. Juni 1884 Leipzig, den 8. Juli 1884. Der N«th der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Krbgl. Vekauntmaihuns. De« zeitherigen Rath«rcserendar Herrn Ott» Willibald Wrt»G»r»th haben wir, nachdeui derselbe di« zur Er langung eines selbstständigen Richteramte« ersorderlicheStaat«- Prüfung bestanden hat, den Titel „Rath-assrssor" verliehen. Leipzig, am S. Juli 188«. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Teorgi. Hentschrl. Di« durch unsere Bekanntmachung vom 28. December 188t i» Bezug aus die Fährte» der Ar>er»ehr ver- kffentlichteu Vorschriften find nicht immer genügend befolgt «»rden und werdeu daher zu strengster Nachachtung hiermit »schmal« bekannt gemacht: l. > . AaOgckager, Netter »ad F«hr»«Ee Hochs» der Fe»er»«hr, welche ihr Herankommen durch Slockensignale ««kündigt, tlderall frei« Bah« zu lalle», and zwar je »ach den Umständen, durch A»h»lte», Wl»s»»t«he» »ud wen« das sofortige Ausweichen nicht möglich ist. durch V»r» »»seile» bi» zu einer hi«rz» geeignete» Stell«. II. Senn die Feuerwehr die Pfenhehah« kreuzt oder ent lang derselbe« fährt, haben die Wah»»»ge» z» h»lte», sobald die« dem Fortkommen der Feuerwehr förderlich ist. m. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe hi« z» stst Mark oder Haft bi« z« LL Lage» geahnt «erden. .... Auch machen wir wiederholt darauf aufmerksam, daß au« de« Feuerwehrdepot am Fleischerplatze bei Alarm die Fuhr werke und Spritzen durch die Mannschaften schleunigst aus de» Platz herau-aeschoben und aus letzterem bespannt werden Müssen und wird daher den Vorübergehenden besondere Darsteht angerathea, namentlich auch davor gewarnt, Rtuster in der Nähe de« Depot« sich aushalten zu laste«. Leipzig, am L. Juli 1884. Der Math ». da« Polizei«»« der Stadt Leipzig. vr. Teorgi. Bretschneider. Hennig. Bekanntmachung. Mit Rücksicht auf den am 20. dieses Monat« aus Anlaß des VUI. deutschen Bunde-schießen» hierselbst stattfindeoden Festzoa wird hierdurch ausdrücklich daraus hingewiesen, daß da« «asba»e» »ad Besatz«» pp» LristSue» «»d 8»f0h«»»rgeriiste« nur mit unserer Genehmigung ge- Atwiderhandelnde haben sich einer Geldstrafe bi« zu SOO oder entsprechender Haststrafe zn gewärtigen. Leipzig, den 8. Juli 1884. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. G eorgi. Wlisch, Ast Veliiealmech»»-. Das auf dem zur Aortführuag drr Haheastrap« ,« verwendenden «reale steheade kletae Haas soll Lstkttt»o«h, dea 0«. laafeade» Moaat« vormittag« 11 Ubr auf den, Rathhause. I. Etage, Zimmer Nr. 18, auf den Abbruch versteigert, hierbei auch gleich zeitig die da« Areal nach dea» Alohplatze z« ad< sehliegeade Plauke mir verlaust werden. Die BersteigerungSdedingungcn können bei unserer Tiefbau. Verwaltung, Ralhhau«, u. Etage, Zimmer Nr. l«, eingesehen resp. von da gegen Erlegung der Copialien bezogen werden >üf Wunsch wird den Jnterestentea der Zutritt zu der Bau lichkeit gestattet werden und sind hieraus bezügliche Anträge ebensall« bei unserer Tiefbau-Verwaltung zu stellen. Leipzig, am 8. Juli 1884. Der Nath der Stadt Leipzig. vr Georg». Eichorin« «stocht wird der Kleischergeselle Araaz Richckrh Nrt»h»rdt, aeüsre» am 28. Januar l84S in Plaue bei Arnstadt, welcher mr Fürsorge für seine von ihm verlassene, der öffentlichen llnt«rstühung hier anbeimgesallrne Familio anzuhalten ist. Lktpzig, den 4. Juli 1884. Der Nath der Stadt Leipzig. (Ar»»eaaa»t.) Lnvwig-Wois. Altmann. Verstkigerang. Deaaerotoa, de» 17 Znlt » A »oa Vormitt«-» 10 Ubr «b. solle, im Hose des »irst-en Post-rn»«stücke«, H»«pital. ßr«M ^ « «nd 8, Vier Stück «»her Sebromb ««setzte Süterp-ftinasea »ntzr de» n»»Mstbar vor der Brrstet-erun- bekannt z» machende» Vaün-»»g«» «fientlich versteigert »erd«,. kW-lz da, » J»Ii 1884. KntsMst^e^dsktsMt 1». sstftochloartl l« »cioar > Soanabead, b«a >4. Salt d. P, bs» Bona. 1«'/, lltzr an «»rther'sch»» «mtmlaal am Tdeatrr. Der vberbür-eemeister. Pabft. NichtamUtcher Thetl. Eine neue Phase der deutschen Verfassungslebens. Durch den preußischen Staatsrath ist dem deutschen Der- fastungsleben ein neue« wichtige« Glied eingefügt worden CS ist zwar da« Regulativ» welche« die Thäligteit de« Staat«- ratye« regelt, bisher nicht veröffentlicht, aber «in Artikel der „Krruzzrilung" hat wenigsten« die Grundzüg« dieser Lhäligkeit angedeutet. Danach wird da« Plenum de« Staatsrathe« nur in selten« Fällen »usammentreten, die eigentliche Arbeit wird sich in den Adtheilungen entfalten, «solcher Ablhei- lungen werden fortan neun in Wirksamkeit sein: Für Aus wärtige«, für Militairangelegenheiten, für Justiz-, Finanz- und Handelssachen, sür Inneres, für Kirche und Schule, sür öffentliche Arbeiten und sür Landwirthschast. Die beiden letztgenannten Adtheilungen werden neu eingerichtet und die seil dem Jahre 1854 vereinigte Abtheilung für Finanz- und Handel«sachen wird wieder >n zwei getrennte Adtheilungen zerlegt. Damit wäre ein dem deutsche» BunkeSrath gleich artiges Gebilde hergestellt, wie wir das schon in einem früheren Artikel angedeutrt haben. Der StaatSrath wird sich aber nicht auf preußische Angelegenheiten beschränken, sondern wird auch sür den deutschen Reichstag bestimmte Gesetzentwürfe seiner Prüfung und Begutachtung unterzieh«». In dieser Hinficht giebt da« Antwortschreiben Ausschluß, welche« Fürst BiSmarck auf dir Zustiinmungsadreffe der Freibuwer Handel«kammrr zur Postdampfervorlage erlassen bat. Dasselbe lautet nämlich: .Die Thatsache, daß au« allen Theilen de« Reich« zahlreiche Kundaeblingen gleichen Inhalt« mir zugehen, bestärkt mich in der Hoffnung, daß unser« Anträge auf Unterstützung der Schifffahrt die Zustimmung de« künftigen Reichstage« finde» werde». Die Zwischenzeit wird zur Begutachtung derselbe» durch de« Staatrrath benutzt werden?' Hier liegt also der Fall vor, daß eine bereit« vom Bundes« rath geprüfte und angenommene Vorlage einem Super, arbltrium de« preußischen Staatsrathe« unterzogen wird. Bekanntlich hat Eugen Richter di« mangelhafte Begründung de« Gesetzentwurfes bemängelt und daraus eine Verschärfung seiner ablehnenden Haltung dem Gesetzentwurf gegenüber hergeleitck. Von anderer Seite ist dieser Mangel nicht be merkt worden, im Gkgentheil hat man gefunden, daß der StaatS- secretairStephan üher vie Dampserverbindung mit überseeische» Ländern, ihre Bedeutung sür den Verkehr und den Haudel sehr gut orientirt war und jedenfalls beiWeitrm besser unterrichtet alSHerr Bambrrger. der neben seinem adsprechenden Verdammung«, urlheil über die Vorlage nicht- al« seine völlige Unkenntlich dieser Verhältnisse deizubringen vermochte. Trotzdem hat sich der Reichskanzler entschlossen, auch noch rum Ucberfluß da« Gutachten de- preußischen Staatsrathe« über diese hoch wichtige Angelegenheit einzuholen. Nun läßt sich nicht verkennen, daß durch die zahlreichen Kundgebungen von Vereinen. Handelskammern und sonstigen Körperschaften sür di« Dampservorlage ein große« Material hinzugekommen ist. durch deffrn Prüfung und Sickitunä sich mancher neuer GesichlSpunct ergeben wird, welcher für die Vorlage spricht; also empfiehlt sich die wiederholte eingehende Beschäftigung mit der Vorlage schon au« diesem Grunde. Der Staal-rath erhält dadurch zu gleicher Zeit Gelegenheit, seine Existenzberechtigung darzulhnn. wenngleich da« aus einem Gebiete geschieht, welche« bisher dem Bundesrath« Vorbehalten war. Doch ist auch da« Eintreten einer zweite» Körperschaft neben dem BunveSrath nicht ohne Vorgang. Da« Tabakmonopolgesetz wurde bekanntlich vor der Ein bringung i» den Reichstag der Begutachtung de« votk«wirth- schast-ratbe« unterbreitet. Au« dem Geschäftskreise de« Staatsrathe«, wie er sich nach der Zutheilung der Dampfer- vorlage an denselben darstellt, läßt sich erkennen, daß er die Tbätigkeit de« DolkSwirthschaftsrathe« mit einbearrifen wird, daß dieser also nicht mehr al« Fartor der Gesetzgebung in Betracht kommt. ^ Der Vorwurf, daß ei» GesStzeutwurf »icht mit de, «r- forderlichen Sorgfalt ausgearbeitet sei, wird in Zukunft kaum noch mit dem Anspruch auf Beachtung erhoben werden können, denn jeder Gesetzentwurf» welcher dem preußischen Landtage vorgelegt wird, hat nach der AuSarbritung im Rrsiortministerium und der Prüfung durch da« Gesammt- ministerium noch da« LäutcrungSsrurr de« Staat-rathe« zu erst in den Au«schllffen «nd dann >m Plenum zu passir« und hei Rrich«grsetzentwürfe» tritt noch die Prüfung und Vegut- achtung de« Bunde»rathe« gleichsall« in den Au«sch»R«u und i« Plenum hinzu. Fast möchte man glaube«, daß st» das Reich in der Vorbereitung der Gesetzeivorlagen des Gute« etwas zu viel geschehe, und al« uothwendig« Folge dieser Häufung von Prüsuaasthätigkeit wird sich ein« Entlastung de« Bundrsrathe« ergeben, der Schwerpunkt der dorbereit«»- den Gesetzgebung-«»»«» wird allem Anschein nach »a« nnn an in den preußischen Staatsrath verlegt werde». E« ist da« freilich nur ein vorläufige« Urlheil. welches dnrch die Praxi« leicht »ine Arndernng erfahren kann, abtt, wenn wir einen Vlick aus die äußerst verwickelte «nd vielgliedriqe Ge setzgebung-Maschinerie werfen, so können wir na« der Befürch tung nicht erwehren, daß ein Zuviel vorhanden sei, »Kd, welche« in seiner Wirkung leicht m da» GegentheU der beo sichtiaten Umschlägen kann. E« wäre auch denkbar, daß StaatSrath und Bundesrath gleichzeitig mit der Prüfung und Begutachtung von Gesetz- rntwursen betraut würden und daß dann ein Gedankenau»- tausch zwiscbrn beiden Körperschaften über abweichend« Hin sichten der schließlich«« vernäiidigung über di« Fassung der Entwürfe voranginge.' Doch da« sind Maßnahme», welche erst die Praxi« srststrllen kann; vorläufig wird sich die Tätig keit de« Staatsrathe« über dit Ailsangsstaditn dr« Versuch« hinausznardeiten haben. Die Gefahr ^ daß der Staat«rath einen ihm zur Begutachtung vorgelegten Gesetzrntwurs ab lehnen könnte, ist wohl durch die Zusammensetzung der Körperschaft al« ansgeschlosien zu betrachten, wenngleich di« abweichenden Meinungen immerhin auch zum Worte kommen Werden. Die Erfahrung, welche man beim Tabakmonopol mit dem Volk«wirthschaft»rath gemacht hat, dürste in dieser Beziehung maßgebend gewesen fein, der StaatSrath wird sich den Vorlagen nicht al- feindlicher Kritiker gegenüber stellen, sonder« al- wohlwollender schonender Beurtheiler. welcher etwaige Bedenken in milder Form zum Ausdruck bringen wird. E« kragt sich nur, welche Wirkung die vorbereitende Thätig- keit aus die Volksvertretung auSüben wird, ob dadurch die Di-cussion eingeschränkt und die Opposition vermindert werden wird. Die Absicht mag bei Schaffung de» StaatSrath» vor- gewaltet haben, aber sie wird schwerlich erreicht werden. Nehmen wir z. B. den concreten Fall der Dampservorlage. In national gesinnten Kreisen herrschte sofort bei Einbringung dieser Vorlage Volle Klarheit darüber, daß ihre Annahme nur dazu dienen könne, die deutsche Nation in fernen Ländern mit den nöthigen Mitteln anSzurüsten, um der Macht und Größe deS deutschen Reich» entsprechend auszutrcte». Die Opposition verlangte dagegen eine RentabilitätSrechnung, durch welche der Beweis geführt werden sollte, daß mit der Einrichtung der Dainpfrrverbindung rin Gewinn erzielt werden müsse. Dieser Nachweis ließ sich im Allgemeinen schon bei der ersten Berathung führen; aber in dem Sinne, wie ihn sich die Frei sinnigen vvrstellen, wird dies» Nachweis auch durch den Staatsrath nicht zu «bringen sein. Es wird deshalb davon abhängen, ob die Freisinnigen die Zustimmung zur Dampser- vortage in ibrem Partei-Interesse erachten oder nicht. Auch die angestrengteste und sorgfältigste Thätigkeit VeS Staatsrathe» wird an diesem Sachverhalt nichts ändern. Compticirter ist di« Gesetzgebungsmaschinerie durch die Wiederbelebung und Reform des preußischen StaatSrath» geworden; ob sie aber besser functioniren wird al» bisher, ob dadurch die Opposition auch nur im Geringsten eingeschränkt werden wird, müssen wir so lange bezweifeln, bis der Gegenbeweis durch die That- sachrn gelungen ist. * Leipzig, 11. Juli 1884. * Durch da« ReichSamt de- Innern sind im Laufe deS Mittwoch diejenigen Maßnahmen getroffen worden, welche von Seiten der Ehoteracom Mission bcbuss Ab wehr der Ausbreitung der Cholera im deutschen Reiche in Vorschlag gebracht worden sind. Die vorbereitenden Schritte waren schon vor einiger Zeit geschehen, so daß beim Eintreffen de« ersten Bericht» LeS Geh. RatbS vr. Koch unverzüglich »rgraangeu werden konnte. In diesem vom 5. Juli datirten ienchte erklärt Herr Vr. Koch, daß man eS in Toulon un zweifelhaft mit der echten asiatischen Cholera zu thun habe, und daß wenn Touloner Aerzte von einer milderen Form der Krankheit sprechen, dies wohl daher rühre, daß verschiedentlich starke Diarrhöen als Cholera behandelt wurden. In Wirklichkeit trete die Seuche heftig auf und mack« rapid« Fortschritte. Koch erklärt, daß er bei seinen Uutersockungen in Toulon den Eholera- bacillus auck gesunden habe. Wenn die Cholera bisher «ine intensive Bcrbrcttnng i» der Umgegend von Toulon nicht gesunden Hab«, so sei die» auf den gebirgigen Charakter Vieser Umgebung zurückzuführen, welche auch bei früheren Eholeraepidemien in Toulon weniger stark und rasch in Mit leidenschaft gezogen worden sei. Schließlich spricht Kock die Ueberzeugung au«, daß, nachdem man eS in Toulon und Marseille unzweifelhaft mit der asiatischen Cholera zu thun habe, diese entsprechend den bi«tz»r gemachten Erfahrungen sich auch über den europäischen Eoutinent au«breiten werde. — In Folge diese« Bericht« sind seitens deS ReichSamtS de» Innern sofort die noth- w-ndigen Schritt« geschehen, um die Bundes regierungen von dem Stande der Angelegenheit in Krnntniß zu setzen und dieselben zur Durch- führung der für diesen Fall vorausgesehenen Maßregeln zu veranlassen. E» betressen diese Maßregeln va» RevisionSsystcm bez. der Unter suchung der au« dem Westen kommenden Eisen bahnzüge, DeSinsection, Einsetzung von Local- comits«, welche die Aufgabe haben, die sanitären Zustände der einzelnen Orte zu prüfen, die Beob achtung der san,tät«polizeillchen Borfckriften zu überwachen, Einrichtung von Choleralazareth- Stationen u. s. w. Sperrmaßregeln sind nickt beabsichtigt. Die dieSdezllglichen Vorschriften werden nach ossiciöser Versicherung unverweilt bekannt gemacht werden. * Der Bundesrath hat sich auf unbestimmte Zeit ver tagt; di» nächste Sitzung wird voraussichtlick erst i», Sep tember siattsinde». In der letzten Sitzung beschäftigte sich der BunveSrath mit der Wahl der Mitglieder deS Reichs- versicherungSamt«, dem Antrag auf Aufnahme der elektrischen Beleuchtungsapparate unter die genehmigungspflichtigen Unter nehmungen und andern Gegenständen von geringerem Jntereffe. Die Beschlußfassung über die Anträge Äckermann und Wmdthorst ist also tatsächlich bi» zum Herbst auSgrsetzl worden. * Da« .Reichsgesetzblatt- veröffentlicht nunmehr da» Un» fallvsrftcherungSaefetz und den da« RcichSversicherungS- amt betreffen»«« Äachtragsetat. Das UnfallversichcrungS- g«setz trägt da» Datum vom 6. Juli 1884. DaS große, unter so Ungeheuern Schwierigkeiten zu Stande gekommene saeiatpolitische Reformwerk hat damit seine Vollendung empfangen. * DaS ,Militair-Wochenbl? veröffentlicht, daß dem Cor- vettenrapitain im Marinestab«. Meller, der Absckied mit Pension nebst Aussicht aus Anstellung im Civitdieust und Mner distzttigen Uniform bewilligt worden ist. Herr Meller und der Corvettencapitain Lebekkn sind die beiden dcuti'cken Marine-Ossicirre, welche vor Kurzem mit dreijäbrigem Ver trage in die Dienste der kaiserlich chinesischen Marine ein- getreten sind und zunächst die Ausgabe übernommen haben, die beiden von der Stettiner Actiengeseltschast „Bulcan" er bauten Pagzercorvetten von Swinemünde nach Ekina über- zusühren. * Herr Bambzrger spielt zur Stunde keine beneidenSwertbe Rolle in der Presse. Selbst .entschieden" liberale Blätter vermögen sein Verhalten bei der Postdampservorlaae incht zu billigen. Heiite geben wir einer ossiciösen Stimme Raum. Die ..Berliner Politischen Nachrichten" schreiben: Noch der geräiilchvollen Art und Weite zu urtheilen, wie der Netchstagsodgeordoeie V«mb»r ger au« Anlaß der Postdamvfer- S»dve»ti»n«v»rl«ge gegen gewisse kausmännische Persönüch- keiten und Institute zu Felde gezogen, hätte man sich eine» ganz anderen Verlause» dieser Affoire versehen sollen, als derjenige ist, der durch den so überaus kläglichen Rückzug jene- Parlanieittarici« markirt wird. Wir müssen offen gestehen, daß unsere frühere Meinung von der Gewissenhaftigkeit und der genttlen Sinne-art des Herrn Bamberger seit seinem Auftreten in der bekannten Com- milsion-sitzuiig einen gewaltigen Stoß erlitten hat. Aus alle Fälle scheint unS die Handlungsweise des genannten Herrn nicht der expo- nirten Stellung angemessen, wie sie die Mitglieder des deutsche» Reichstages im öffentlichen Leben »un einmal einnehmen. Wenn Herr Bamberger den Mittheilungen seines „ihm al« ehrenbast bekannten" und wohlinsormirten GewährSmanrie» irgeno welche Folge geben zu sollen meinte, so hätte eS einem Manne wie er, der sich deS Ruse» einer parlamentarischen und finanzpolitische» Notabilität erfreut, überdies sich selbst mit Vorliebe als ganz besonderen Freund des deutschen Handelsstandcs unv dessen commerzieller Bestrebungen gerirt, wohl angestanden, bevor er in der CoinmissionSsitzung, d. i. so gut wie öffentlich — denn als gewiegter Praktikus wird Herr Bamberger wohl wissen, was cs mit dem Charakter solcher Lommissionsvcrhandlungen aus sich hat — Lärm schlug, behusS wirklich zuverlässiger Jusormirung vor die rechte Schmiede, d. h. a» die Regierung zu gehen. Die alsdann gewonnene Einsicht würde ihn ohne Zweifel ge hindert haben, die Behauptungen seine- „ehrenhaften" und „zu- verlässigen" Gewährsmannes an die große Glocke zu hängen, und ihm selber wäre die Blamage, um keinen schlimmeren Ausdruck zu gebrauchen, erspart geblieben, die sich jetzt aus Schritt und Tritt an seine Fersen heftet. Nun, Herr Bamberger hat aiiders handeln zu müssen geglaubt. Obgleich ihm «n seiner Stellung, aus Grund seiner Vielsachen internationalen Verbindungen recht wohl bekannt sein mußte, mit welcher Mißgunst man in Australien seit Jahr und Tag jede kletnste Regung deulsch-cotonialeu Unternehmungsgeistes registrirt und das Feld seiner freien Entfaltung einzuschränken ver sucht, hat Herr Bamberger nicht gezögert, um dev engherzigsten parleitaktischen Beweggründe halber deutsche kaufmännische Privat personen und Gesellschaften von unaniastbarcm perjüntick)cn wie ge schäftlichen Renommbe anzugreisen und ihre berechtigten Unter nehmungen dem Auslande zu denunciren, damit nur ja der Post dampfervortage ein Makel angehängt werde. Und wie verfuhr Herr Baniberger weiter, als die Angegriffenen den ihnen zugesügten Affront nicht geduldig aus sich sitzen ließen? Unternahm er die Antretung deS Wahrheitsbeweise- oder schritt er zu einem ehrlichen, offenen Widerruf unhaltbarer Behauptungen? Keines von beiden. Vielmehr sügtc er dem Schlimmen das Schlimmere hinzu. Ausgefordert, offen Farbe zn bekennen, nahm Herr Barn- berger zu dem jammervolle» Sushilssmittelchen seine Zuflucht» di« notorisch von ihm g«than«n, von Dutzende« von Zeitungen seiner eigenen Partririchtuog unbeanstandet reproducirten Aeuße- rungen hinterher obzuleugnen, andere seiner Worte mit schwäch lichen Auslegungen zu beg>äntel» kurz eine Revocation zu Wege zu dringe», dre thatjächlich gar keine Revßcaiion ist, rm Gegentdril mit der ihren Urheber mindestens schlimm aravireuden Weigerung schließt, aus den Schutz de« ImmunitätsvriviiegS zu verzichten. Wir und mit uns jeder besonne»« uad »«parteiische Beurthaler des Herganges können au- dem Rückzüge de« Herrn Bamberger nur den Eindruck gewinnen, daß eS demselben nicht sowohl darum zu thuu «ar, dea so schwer Berunglimpften ehrliche Genugthuong zu gewähren, als um den Angegriffenen da- Fundament zu weiterer Bersolgung zu entziehen. „Das war kein Heldenstück, Oetavtot" Nicht einmal i» den Kreise» drr eigensten Parteigenossen findet Herrn Bamberger'« Benehmen Beifall. Es ist ein de« achtenswerthes Zeichen der Zeit, wenn ein so unbezweiselt sreihäad- lerisches Blatt, wie die „Hamburger Börsenhalle", Herrn Bamberger die Leviten liest, wenn deutsch-freisinnige Wähler — man denke an das Würzburger Anerkennungsschreiben an den Reichskanzler, — genau diejenige Politik feiern, welche Herr Bamberger mit Verdächtigungen und Schmähungen zn Grunde richten möchte. Eia letztes llrtheil, meint Herr Bamberger» über den Zn- sammenhang von Plantagen - Gesellschaft, Dampsersubvention und einen oeneu Landerwerb in der Südsee werde man sich erst allmälig bilden können. Nein, Herr Bamberger, sür Alle, deren Unheil nicht durch Parteihaß verdunkelt wird, ist es klar, daß ein solcher Zusammenhang nicht besteht. Die Zeit wird in dieser Beziehung nichts lehren. WaS sie lehren wird, ist der Einblick in die Interessen Privater, denen zu Gefallen hochwichtige Interessen de- deutschen Bolkc» geopfert werden sollten, lieber dieses ebenso instruclwe als pikante Thema werden wir uns wohl noch mit Herrn Bamberger zn unterhalte» Gelegenheit nehmen. * Angesicht» deS Bedauern», welches zahlreiche kausmännische Corporationen über da» vorläufige Scheitern der Dampser vorlage äußern, giebt die „Kölnische Zeitung" dem Wunsche Ausdruck, daß diese kaufmännischen Kreise auch bei den Wahlen sich etwas mehr rühren und für eine zahlreichere Vertretung ihrer Interessen un Reichstage sorgen sollten. „ES ist in der Tsiat zn bedauern, daß die wirklick hervor ragenden Kräfte in kaufmännischen Stellungen dem öffentlichen Leben in Deutschland völlig fern bleiben und höchstens dann öffentlich austreten, wenn vie eigenen Interessen ibrcr Unter nehmungen es erheischen Es wäre deSbatb auch mit Freuden zu begrüßen, wenn sich die Nachricht bestätigen sollte, baß zur Zeit zwischen hervorragenden Großkausleuten und Industriellen in Berlin und den Provinzen Verhandlungen schweben, die aus eine größere Bctlieikigung dieser Kreise bei den Wahlen abzielen. Alle Parteien habe» ja schließlich ein Interesse daran, in ihren Fraktionen eine möglichste Zahl von anerkannten Sachverständigen zu sehen. Die Stadt Hamburg, die angenblicktich im Reichstage durch zwei Socialdemokralen und einen Philologen vertreten ist, dielet in dieser Hinsicht ein warnendes Beispiel." * Der „Weser-Zeitung" sind die Actenstücke mit den Er gebnissen der in Berlin über denZollawschluß Bremen- gepflogenen Verhandlungen zugänglich gemacht worden. Wir entnehmen denselben den Wortlaut des am 4. Juli beschlossenen Antrages der VudesrathSausschüsse: Für den Fall, baß die freie Hansestadt Bvemcn ihren Anschluß an das Zollgebiet unter Berzichtleistung aus das ihr nach Artikel 34 der Reichsvers-issung zusteheude besondere Recht beantragt, wolle der BudeSratl, beschließen: 1) Da« außerhalb der gemeinschaftlichen Zoll grenze befindliche Gebiet der freien Hansestadt Bremen wird gleich- zeilig mi» Hamdurg iBeschlnß vom 3b. Juni 188l — 8. 388 der Proiokolle — »nd Ziffer 7 der Vereinbarung dom 25. Mai de«, seiden Jahre« — Anlage zur Drucksache Nr. 88 sür 1880/81) dem Zollgebiet an-eschlossen. Für den Fall, daß di« freie Hansestadt Bremen einen früheren Termin in Vorschlag bringen sollte, bleibt die andcrweite Beschlußnahme Vorbehalten. 2) Die Hasenauloge» in Bremerhaven. und die angrenzenden Petroleumtaacrplötze bleiben in der an« der anliegenden Satte ersichil'chen Ausdehnung von der Zolllinie ansqefchlofsen. 3) Gleich- zeitig mit dem Zollanschluß Bremen« wird dir Unter- ivcser in da» Zollgebiet eingesihloffen. Die Zollgrenze ist vorbehäittich näherer Feststellung ihres Laufes oberhalb Geeste mündes über die Weser zu legen. 4). Da« m, Nordivcste» der Stadt Breme« am rechten Weseruser beiegene, aus der an- liegenden Katt« näher bezeichnet« Terrain, welche« durch de» Meikerplatz, kn« Etevbamkirchenweid« »nd bas Gnller Wied ge bildet wird, soll zollsicher umgrenzt und nach Maßgabe de» Vereins. zollqesetzeS als Ausland behandelt werde». Innerhalb dieses zoll amtlich lediglich von außen zu bewachenden Bezirks, wrlcher mit l
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