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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.11.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188411241
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18841124
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18841124
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-11
- Tag 1884-11-24
-
Monat
1884-11
-
Jahr
1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.11.1884
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«Mich «b. «rr »,1s« »hW de, Ehreuptetz «, d« «IN», d« r«se> «in, rcchl« tafelte, der Kr«»»ria,. d« Prinz Friedrich «arl, der Prinz August von Württemberg und der Prinz Ludwig Wilhelm von Vaoen. welcher zum elften Male al- Gnrde-Ulan in dieser erlauchten «ehllschaft erschien; link- der Prinz Wilhelm, der Prinz Alexander, der Srbgroßherzog von Bade» und der Prinz Friedrich von Hoheazollern. Las Placement der «äste war also getroffen, daß die fremde» Vertreter mit dem Reichskanzler in der Mitte an der inneren Seite der Lasel ihre Plätze fanden. Fürst BiSmarck, i» der Uniform seine» Küraisierregiment- und mit dem Bande de« Schwarzen Adlerorden«, lab Tr. kaiierl. Majestät gegenüb r, rechts von ihm der italienische Botschafter «ms Launay. der sranzasiiche Boiickailcr Baron de Lvnrcel, der englische Botschafter Sir lidward Malet, link« der üsterreichilch ungarische Botschafter «ras Szecheiiy, in reicher Magnaten,>ala und der türkische Boischaster Said Pascha. Den »mbassadeuren reihten sich auf beide» Seite, die«esa»oien und die Drleairrea an. So folgte aus Sir Malet der spanische Gesandte «ras Beoomar, der portugiesische Gesandte Macqui« dt Peuasiel, der aiebekläudischc Gesandte Jonkheer van der Hoeven, der dänische Gesandte v. Bind. Aus der anderen Seite, link« vom Kanzler, schloffen sich an den türkischen Bolichafter der schwedische Gesandte Baron v. Bildt, der belgische Gesandte Gras v. d. Ltroaien.Poiiihoz, weiterhin «ras Kapuist, der Lertceter Rußland« auf der Eonierenz. Älsdaaa recht« und link« dir übrige» Gesandten und Delegirten. Genannt sei noev Mr Stanley, der den rlstr» Platz recht« vom Kanzler tune hatte. Der Stoatosecretair Graf Hotzseldi.drr UnIerftaalSserreiair Busch und bei Geb. Legalionsralh v. Kussccow Halle» ihre Plätze a, der äußeren Reihe, wo neben Prinz Ludwig Wilhelm von Baden der Geacralselbmarschall Gras Moltke, neben dem Prinzen Hoheazollern der Oberst!ruchseg Fürst Hatzseldt die Reihen sorlsetzke». Hier saßen noch die Ministe , der Geh. CabinetSraih v. WilmowSki, der Hos- marschall G as Perpoucher. der Ober-Cere»looirun>elstcr Gras zu Enlenburg, die Generaladjutaaten, die Geaerale ä l» »nit« und Flügeladjutantea de« Kauers, da- militairische Befolge der Prinzen mid elvi r Herren an« dem Allerhöchsten Hosstaaie. Mil freudiger Lheilnahnie ruhten die Blicke Aller aus unserem kaiserlichen Herrn, der ia altgewohnter Frische »uv Munterkeit seinen Gästen gegenüber der huldrcichüe Wirth war: nach aulgehobener Lasel nahm der hohe Herr beim Kaffee, der in den vorderen Salon- eingenommen würbe, noch Beleg, nkeii, verschiedene Herrrn in einem längeren Lercle durch ehrende Ansprachen auSzuzeichneo. — Aus Berlin. 19. November, wird der Frankfurter Zeitung" geschrieben: Nachdem Anron von Werner seinem Panorama der Schlacht bei Sedan früher schon das seiner Zeit erwähnte und beschiiebene Diorama hinzugesügt, da» die Entgegennahme de- Brrese« Kaiser Napol-o »s durch König Wilhelm am 1. September Abend« 7 Uhr behandelt, bat er diesem nunmehr noch ein zweite« Diorama a-ftllt, daö die Begegnung Napoleon« mit dem Grasen Bismarck am Morgen de« 2. September zum Gegenstände hat. Schon zwilchen S lind 6 Uhr früh ließ General Reelle, der am Abend zuvor als Parlamentär da« Handschreiben Napoleon« überbracht Halle, sich wieder bei Bismarck melden, der die Nacht in Donchery verbracht hatte, and tbeilte demselben mit, Kaiser Napoleon wünsch« ihn zu sehen und befinde sich bereit« zn Wagen aus dem Wege von Sed>n nach Donchery. Bi-marck er klärte sich bereit, dem französischen Kaiser alSdald entgegen zu reiten. Reille eilte voran«, um diese Meldung seinem Monarchen zu über- bringen. BiSmaick stieg zu Pferde und folgte ihm. B,ide Theile begegnete» rtnander aus halbem Wege zwischen Donchery und Lorcy Den Augenblick, wo nur noch ein geringer Zwischenraum sie trennt, veranschaulicht da« soeben vollendete zweite Diorama. Air sehen im Vordergründe den Kanzler, der ohne jede Begleitung in kurzem Lrabe bildeinwärt« reitet. In einiger Entkernung hält ans der Landstraße der einfache zweispännig» Mlettiwagen, in welchem Napoleon bei TageSgranen mit den ergebensten seiner Generäle Sedan verlassen hat. Sobald der Kaiser von fern B'Smorcks an- sichtig geworden ist. hat er halten lasten and ist nun bereu« mit seinen Begleitern auSgestiegcn. Aus seinen Stock gestützt, steht er kaum «inen Schritt recht« vom Wagenschlag, neben ihm die Generale Lastet»»», Prinz von der MoSkowa und Paso!. Hinter dem Wagen halten Graf Reille und zwei andere berittene Begleiter. Al- erstaunte Zuschauer sieben im Bordergrund an der Landstraße zwei preußische Soldaten. Gras BiSmarck ist eben an ihnen vorbei- geritten. Um sich vorschriftsmäßig in Positnr zu stellen, haben sie da« Bund Stroh, da« sie gemeinsam nach ihrem Quartier zu schleppen im Begriff waren, zwilchen sich zu Boden gleiten lasten. Nunmehr aber beob ichlen sie mit vorgerecklen Hälsen den Vorgang, von besten wcltgeschichilicher Bedeutung eine Ahnung in ihnen aus- steigt. Daß diese geschichtliche Bedeutung größer ist al« seine malerische, liegt aus der Hand Immerhin haben die beiden Künstler (>. v. Werner hat diesmal für die Landschaft nicht E. Bracht, sondern L. Schirm zur Mitarbeiterschaft berbeigezoge») ihr Mög lichste« geihan, am auch der äußeren Erscheinung an sich Interesse abzugewiiilien. Die Darstellung ist lebendig und veronichnulichi in der kühlen Frische ihre« GesaminttonS recht gut die frühe Morgen stunde, die schon einem von leisen Nebelichauern umzogenen Herbst- charakter entgegenneigt. Ein Verlust sür die Kunst aber wird e« nicht sein, wenn Anton von Werner hiermit den Krei« seiner Sedanbilder abgeschlossen sein läßt und zn Darstellung«sioffen über geht, die auch an spezifisch malerischtm Gehalt da« Ihrige in sich tragen. ---> Vom Grabbügel Alfred Brehm'S schreibt H. Meißner in der .Altenburger Zeiiung": Trübe, dimkelgrauc Wolkenschieicr cknklcn sich schwer hernieder bis ans da« Gelände, wie ein weiße« Leichentuch lag eine leichte Schneedecke aus der todtenstillrn Flur, al« ich vom Bahnhof LnptiS der Leipzig-Eichichter Lisenbahnlinie aus mich dem weltfern gelegenen Waldwiiikcl näherte, in welchem Alfred Brehm'S Wiege stand, in dem da« ftohe Jauchzen de« Irischen Knaben so oft widerhallte, in dem der Man», wenn er müde heinikehrte von seinen Welt fahrten, neue SchastcnSkrasi suchte und fand, in dem sie ihn nun gebettet habe» zum lcpre» Schlummer. Renlhendors, Brchm'« Geburtsort, ein Bauern- vad KleinhäuSler dors, ist in einer Ausdehnung von einer starken halben Stunde hineiagebetlct in ein schmales, von dem erlenumiiandenen Rodabache dnrchmiirmclie« WalkgcbirgSthal. Beim Anblick dieser Gegend, in welcher der dunkle Nadelbolzwald angenehm wechselt mit dem laub holzgeschmi'ckten Hag, in welcher lauleno Büsche, lausend Hecken aus de» steile» Feldrainen die Bcrghöhe erkliinmrn, leuchtet k« in uns verftündnißinnig auf, wie die sinnige Beobachtung der Well der gefiederte» Säuger eine Lieblingsbeschäftigung der Mußestunden de« Seelsorger- im Walddorse wurde, wie die BeobachlungSgabe de« lebhaften, ansgewecklen Knaben herausgefordert und genährt werden mußte. Rentdendors zerfällt in da« weimarisch« Lberrenthrndors und in da» altenbiirgische Unierrenihendors. Kirche. Pfarrhaus, und dicht neben beiden, jedoch etwa« höher gelegen, Alfred Brehm'S sehr be icheidene« Wohnbau«, gehören zu letzierem. H.ch oben aus dem link» Sieilrandc de- lchmalrn IdaicS stehen sie alle drei; das Pfarrhaus ist da« stattlichste unter ihnen. Hinter dem Sckulbause abbiegend erreicht man in kurzem Ans stieg die Höhe. Link« im Sitiatten hochstämmiger Laubbäume liegt Alfred Brchm's kleine, im Ziegelrohbau vor etwa 18 Jahren aus. geführte Billa, ein Erdgeschoß mit einem Erker. Hier hat er, namentlich während de« vergangenen Sommer-, nach der Rückkehr av« Amerika, erlaubte eS die Witterung, im Freien gesessen, zuweilen im Schalken seiner kleinen Sch »er, lei nd. Kaffee trinkend, hinüber- schauend nach dem Walde aus den Berghäagen jenseits de« LhaleS, mit jedem srenndlich plaudernd, nack> allen sich erkundigend, an allem Theil nebinend. auch da« eigene Herz mitibeili'am öffnend. Schwere« Leid Halle ihm der Tod ieines jüngsten, sünsjöhrigen SühnckenS bereite», das 14 Tage nach seiner Abreise nach Amerika in Berlin an einer Nierenerkrankung sterben mußte. Und wie er dann heimgekehrt war an- Amerika und sich — zum letzten Male — hiaeingeretlct hatte in den stillen Waldwinkel, da begann er zu «kranke». Man sah e« ihm an, daß er litt. Rührend zu hören ist e«. vir rr e< einer alten treuen Nachbarin, die viel im Pfarrhaus« verkehrt hat (schon damals» al« die beiden „PsarrSsöhne" noch »»oben waren) klagt, wie er die ganze Nacht nicht schlafen kann Set» treuer, unermüdlicher Pfleger in dieser Zeit ist lein nachbar- klcher Freund, Herr Pfarrer Runkwitz, gewesen. Wahrhaftigen Gamariterdienst hat dieser wahrhaft verehrungswürdig« Mann dem Verewigten mit Freudigkeit geleistet. Er hat di« Nächte am Bette tzrs Dchwerkraiitea durchwacht. Hot ihm da« Bad bereitet, hat ihm tvtzlich« Handreichung geleistet, war und ist den vier Kindern de« Verewigten, einem erwachsenen Sohne, welcher in Jena Natur Wissenschaften stadirt „nd dre, Töchtern, von denen zwei erwachsen Tröster, Beratder, Helfer. Im Psoirham'e baden die nun ganz Verwaisten momentan die zweite Hcmiatv gesunden. Sonnabend, 8. November, «rot im Befinden de« Kranken' eine wesentliche Er lelchternng ein. In daher Freude nahm die Umgebung an, daß eiue Krist«, eine Wendung zum Bessern im Verlaus der Krankheit ei»getreten sei. ES war eine Täuschung. Dir Krankheit ver schlimmerte sich L« war am Dien-tag. 11 November, Nachmittag« in der fünften Stunde. Pfarrer Runkwitz war im Krankenzimmer beschäftig», eia Vad za bereiten. Brehm hatte sich im Bette ausgerichiet und lehnte die Hantierung de« Freunde- beobachtend, mit der Rückseite des Körper« leicht a, der «au», a» welch« da« Krankenbett stand. „Wie viel «rode finde«?" fragt« der Kranke. ..Ach>und»reiß>g". lauirir di« Antwort, „wir müssen kalte« Wasser zugießea!" Dies gesckieht und eben »ft der Freund im Begriff, wieder »ach dem Thermometer zu greifen, um die Teinperatur de« Wasser« zu prüft», da reißt e« den Kranke» im Bette jäh in die Höy'? Um Soneswillen, Pfarrer, ivaS will da« werden!" rast er angstvoll. „Hu, mir geht alles durcheinander!" Der Körper bebt. Tonvuisiviich zittern dir Hände. Brehm sinkt zurück, neigt den Kops zur Seite und hauch« dir Seele a«S. Zwischen dem Borplatz »au Alfred Brehm'S Wohnhaus u»d dem kleinen Friedhöfe der Gemeinde Rcittdendocs befindet sich eine wall- grabenaitige Vertiefung. Ueber diese führt eine Biücke. Dicht neben dem Eingang zur Rechte» schläft der große Monn in tuhicr Erde, ruht er au« von der Arbeit leine« rastlosen Leben-. Zahllose Blumen und Kränze schmücken den srijchen Grabhügel. — Die Thal, sür welche der Lieutenant zur See Ienke von der „Undine" den Kronenorven erballen hat. besteht darin, daß er in die Mastspitze emporkielterte, um die längere Zeit unbemerkt ffediirbene Rettungsleine heruutrrzuhoien. — Wilhelm-baven, 21. November. Die Probe- ahrten mit dem Panzerkanonenboot „Bremse" be ginnen am lO. Dccember. Da da- Schiff vorläufig noch keine Armirung hat. wird an Stelle de« zweiten Geschütze» nebst Lafsette und der etat-mäßigen Munition BaUasteisen von genan demsciden Gewichte und, soweit etz zn erreichen ist, von gleicher SchwcrpunciSlage verstaut. Dasselbe gilt von der Torpekoarmirung und sämnitlicben Übrigen zur voll- tändigen Ausrüstung gehörenden Gegenständen. Man ist nicht wenig aus die Resultate der Prooesadrtrn gespannt, da die Maschine wie bei dem „Brummer" stärker au-gesallen ist. wie verlangt wurde. Programmmäßig soll die Maschine von >500 indicirien Pserdckräsken dem Schisse eine Geschwindig keit von l5 Knokön geben. Der Aviso „Pfeil" steht bereit- unter Takelung und liegt zur Zeit im Dock, wo an den Schrauben und am Echifsadodcn für die bevorstehende In« vicuslstellung gearbeitet wird. * Gera. 22. November. Der Direktor der diesigen Bürgerschulen, Dr. Bartel-, bat einen Ruf al- Direktor des Seminar- in Santiago in Cbile und Professor für Pädagogik an der dortigen Hochschule erbalten. Der Antrag ist dem Vr. Bartels durch den Geiieral-Inspector der Chile nischen Schulen. Abelardo Nunez. überdrachl worden, welcher ich seit einiger Zeit in Deutschland zum Studium der deutschen Schuleii>richll»igen ausball und dieser Tage hier i» Gera war. Tie dem Or. Bartel- zugesickerlen Bezüge sind ehr reichlich bemessen^ neben freier Fahrt sür sich und Familie ist demselben ein Gebalt von etwa 17,000 pro Iabr ür die ersten L'Iadre, sodann jährlich 2l,0»ü nebst reier Wohnung im Regierungsgebäude angeboren, ebenfalls Pensionsberechtigung. Ltr. Bartel- bat sich noch nickt ent schieden. ob er die Stelle annebmen wird. Gera und Deutsch land würde einen der tüchtigsten Schulmänner verlieren, welcher sich durch srine Lehrbücher al- ein vorzüglicher Orga nisator erwiesen und weit über dir Grenzen Deutschland-, selbst Europa- hinan- einen hockgeachkeken Namen erworben hat. — Der Antrag documkiilirl aber wieder eine Anerken nung deutscher Tüchtigkeit seiten- tetz Auslandes und wird daher auch weitere Kreise intcressiren. — Der Gemeindcvorsland zu Stadt Sulza sucht einen etat-mäßigen Schriftführer für die Verhandlungen be dangen Gemciiiveralhs und sagt in dem betreffenden. die Siecke öffentlich au-sch-eidenden Inserate wörtlich: „Reflec- tanlen haben mehr aus freundliche Bebanklung al- aus Ge halt zu sehen, Sa da- letztere pro anno 36 Mark beträgt." Ein Bravo dem Sulzacr Gemcindevorstand! Da- nennt man mit Humor die Klippen de- nicht gcrave sehr einträglichen "" ste»S umschiffen. — Wie da- Lied vom braven Mann klingt, wa» über die Aufopferung des unglücklichen Schaffner- Clauß au- Bebra bei dem Eisenbahnunglück in Hanau mit- getbeilt wird. Al- die Nothpseise ertönte, erkannte er in einem Augenblick die Gefahr. Er sprang au- seinem Coup- und öffnete, die Trittbreter entlang lausend, so rasch al« möglich die nächsten Wagenthnren, indem er in die Coup-S rief: „Alle- herau-springen, der Zug entgleist!" — H erkurck rettete er einer Anzahl Personen das Lebe», welche aus seinen Ruf hin au- den Coupes sprangen. Ein Hamburger Kauf mann, der in einem Coup- 2. Claffe saß. soll einer der letzten gewesen sein, der aus diese Weise sich und eine junge Amerikanerin rettete. Diese blieb wie erstarrt sitzen, al» der Schaffner die Conp-thiir ausriß, der Kaufmann packte die Daine und warf sich mit ihr zur Tbür hinau-. Wenige Sekunden später erfolgte der Zusommrnstoß und Schaffner C>anß verschwand zwischen den zersplitterten Waggon». Nach langem Suchen wurde der Brave al- schwer verstümmelte Leiche unter den Trümmern gesunden. Leicht hätte er sich zeitig genug retten können, aber er that seine Pflicht, er blieb aus seinem Posten. Er war „getreu bis in den Tod". --- Nürnberg. 20. November. („Allgemeine Zeitung.") Unsere Stadt wird morgen einen schwer empfundene» Berlust erleiden I Da« wunderbare Dürer'scke Bildniß dc- HieronymuS Holzschuher wird morgen sür immer unsere Skadt verlassen, da eS von der Frbrl. von Holz- schuher'jchen Familie, in deren Besitz r- sich befand, an vre kgl. preußische Negierung verkauft wurde und morgen schon die Uedernahme stattsinren wird. Bei der anßerorvent- lich hohe» Kaussumme, die sür da- im Jahre 1526 gemalte, nur 0.49 Meter hohe und 0.36 Meter breite Portrait, eine der köstlichsten Perlen altdeutscher Kunst von vorzüglicher Erbaliung, bezahlt wurde» konnte da- Germanische Museum, dessen Sammlungen e» seil Iadren zierte, nnt semen geringen Milteln natürlich nickt rettend eingreisen. Ebenso ließen sich vie Absichten de» Herrn Direktor- Effcn- wein, die maßgebenden Kreise dafür zu gewinnen, baß da- teiilsche Reich da- Bild erwerbe und e» im Germanischen Museum belaste, leider nickt verwirklichen. Wenn nun auch hier der große Verlust an» da-Schmerzlichste empfunden wird, so wird e» bock andererseits anerkannt, daß da» kostbare Bilk, dessen Verkauf die Familie nun einmal beschlossen hatte — nachdem die bayerische Regierung aus den Erwerb ver zichtete — nicht, wie der Iamiiiyer'sche Tafelaufsatz, in vie Hände eine» reichen Sammler» gerielh, in besten Verwahrung eS sür da- große Publicum unzugänglich geworden wäre oder den Weg in da« längst auf das B.ld lüsterne Ausland nahm — Gefahren, die sedr nahe lagen — sondern durch da- Eintreten der preußischen Regierung mit bereitstehenden Mitteln da- Kunstwerk Deutschland- erballen blieb. — Wien, 2l. November. Im Bezirke Hernal» sind seit gestern Mittag mehr al« 25 Personen unter Um ständen erkrankt, welche e« zweifellos erscheinen lasten, daß hier eine Vergiftung durch verdorbene oder ge fälschte Leben-mittel vorliegt. Ueber den Vorfall, welcher unter der Bevölkerung von Hernal- naturgemäß eine ziemliche Erregung hervorgernsen bat, wird der ,.N. Fr. Pr." gemeldet: Nachmittag» um 4 Uhr erbielt da« Polizei-Com» mistariat in Ottakring die Anzeige, daß sämmtliche Mitglieder der au- sieben Köpfen bestehende» Familie Pvlzer nach dem Genüsse einer Einbrennsuppe und Mehlnvckertn plötzlich er krankt seien, und daß der Verdacht einer Vergiftung vorliege. ES begab sich daher ein Polizei-Cewmistar mit dem Polizei- Bezirksarzte in die Wohnung der Familie Polzer, woselbst sie in Erzahrung brachten, daß da- Mehl und Schmalz, mit welchem die erwähnten Speisen bereitet worden waren, in der Eonsuinballe de» Hermann Moser gekauft worden seien. Tie polizeiliche Commission, der sich ein Sachverständiger und die Frau Polzer. welche sich von den Erkrankten am wenigsten unwohl fühlte, anschlossen, verfügten sich nun sofort in die Consumhallr. Nachdem Frau Polzer den Sack und da- Gesäß, welchen» da- gekaufte Mehl und da- Schmalz entnommen worden waren, bezeichnet batte» wurden diese Objecte von den übrigen Bictualien separirt und ein Theil de- Inhalte- derselben zur chemischen Untersuchung an die Bszirltzhauptmannschasl in Hernal- abgegeben, «a» auch mit den in der Wohnung Polzer'« Vorgefundenen Speiseresten gesckab. Heule früh um 9 Ubr gelangle an da» Comniissa- riat Ottakring die weitere Anzeige, laß im Lause der Nacht noch drei Familien mit neuureh» Personen unter donseld-i, Symptomen wie die Famile Polzer und nach dem Genüsse von Speisen, deren Ingredienzen gleichfalls in der Consninballe Moser'« gekausl worden waren, erkrankt seien. Nachdem sich die Behörde von der Richtigkeit dieser Angaben überzeugt halte, wurde die Sperrung der CoiisumhaUe verfügt. Es ist wei ter von der Polizei festgcsftlll worden, daß Herr Moser seinen Meblvorraly von der Firma M. König uns S. Weiß, Generalvertretung der Elisabeth-Dampft»!ibl-Gesellschaft >i> Pest, beziebe, und daß Moser auch jenen Sack, welchem ba den erkrankten Familien verabreichte Mehl entnommen wurde, von der erwähnten Firma bezogen hatte. — Der militairische Berichterstatter der „Schlesischen Zeitung" in Wien schreibt: In Fiume ist vor einige» age» eine größere »orkamerikaiiische Fregatte eingetrosfcn. um von der bortigen Tvipedosabrik der Herren Whilehcad einige Geschosse mitzunedmen. Der Commandant dieser Fiegaltc erzählte, daß jetzt in New-Aork nach den Plänen de» Professors I. H. Lock ein Torpedoboot ganz neuer Construction gebaut werde. Dasselbe, ganz au- Eisen gearbeitet und nur neun Meter lang, kostet nickt mebr als 16.000 Dollar». Die Fortbewegung de- Schiffe- geschieht durch Elektricität. Die Bemannung besteht nur au» zwei Leuten: au- dem diriqirenven Capitain und dem Elektro- Mecbaniker. Der Capitain befindet sich, bekleidet mi> einem Skaphander (Schwiminkleid), in einem am Hintertheile de- SchifseS befindlichen, tonnensörmigen Raum, in dem auch da» Steuer und jene Apparate find, mittelst deren er da- Schiff durch Ausnahme von Master in vie dazu be- iimmten Reservoirs senken und dem in einem luftnchlen Raum eingeschlossencn Maschinisten Befehle ertheilen kann. Lust wirb >n comprimirlem Zustande milgesührl. Die Tor pedo- werken, vom Schisse ganz unabhängig, mitgezogen. AuSgestattet mit einem aus Elektro-MagncUSmuS beruhenden Apparate, können sic ganz unbemerkt unter den Kiel der dem Verderben geweckten Pan;rr»ngetbünie gelegt und. während ich da- unterseeische Boot zuiückdewegt. zur Erplosion ge bracht werden. Pros. Lock versichert, daß sein Schiff, ebne a» der Oberfläche de» Meere» erscheinen zu müssen, fünfzehn Seemeilen zurücklegen und ohne da» mindeste Aussehen unter dem Kisle eines mit einer Geschwindigkeit von zehn Ünolen per Stunde sabrenden Schisse- oprnren kann. Pros. Lock nennt sein Schiff „Peacemaker" („Friedensstifter"), da er durch dasselbe alle Kriege zu Wasser unmöglich machen zu können glaubt. Die praktische Verwendbarkeit seiner Er findung ist indeß noch nicht außer Frage gestellt, da Lock bei einem seiner letzthin vorgenoinmenen Versuche, halb erstickt, gezwungen war. die Obe>fläche de- Master- auszusuchen. — Ueber die Zoologische Station in Neapel bringt die „Nationalzeilung" an- Berliu vom Mittwoch den fol genden Bericht: Bor einer überaus zobkrelcheu und sehr erlesene» Zuhörerschaft b et» gestern Herr Proftssar Or. Anton Dodra im Auditorium SO der küniplichcn U»iversi:ät einen Bortrag über die weitere Ent- wckelung der von ihm gegründeten Zoologischen Station in Neapel. Wir bemerkten außer dem LultuSmmister vr. v. Goßler, dem Bo c sitzen den . des gelchäftsftilirenden Ausschusses, u. A. den sächsischen Gesandten v. Nosntz-Willwitz, den Ministerialdircctor Greis, Ged. Raid Schöne, Geb. Rath DuboiS-Rcyinond, und den italienischen Professor Mantegazzo. LuliuSinliiisftr v. Goßler hieß die Anwesenden Namen- de« geschöftSsührenden AaSschustes herzlich willkommen. Er betonte, daß e« sich um ein Institut bandle, welche« iinserem deutschen Name», der deuischen Thalkrast und der deutschen Jmelligeuz zur höchsten Ehre gereich», welche« zu sichern und zu fördern und ans ein» breitere Bast« zn stellen nicht allem eine Ausgabe der Wissenschaft» sondern auch eine Vater ländisch« Sach« sei. Er zweifle deshalb nicht, daß der vom A rein erlassene Ausruf zur materiellen Unterstützung der Slatwn eine« wornien Appell i« deutschen Volk» finden werde. Professor Dohr», der hieraus da« Wort ergriff, doiitie dem CultuSmiuister für die Unterstützung, welche er in tdaikiäsiiger Weift der Ltatwn da« zu Theil werden lasten und schilderte dann die Entstehung und Entwickelung seine« InstilutS. Dasselbe besteht seit bereits zehn Jahren und ha» jetzt eine Ausdehnung gewonnen, daß die alten Räumlichkeiten sür seine Zwecke nicht mehr gasreichen. ES liwidelte sich also darum, da« JnftitutSgebäude, welche« aus einem der schönsten Plätze Neapel- liegt, zu vergrößern. Durch eine Fiicherei- Ausstellung gelang e« Professor Dohrn, da« Interesse der B> Hörden Neapels sür seine Sache zu erwecken, so daß bas Municipini» ihm zum weiteren Ausbau deS Gebäude- eine» Flächenraum von 4>B Quadratmetern zur Verfügung stellte. Außerdem bat der italienische UnterrichiSniiiiister — Prosessor Dohrn ist von demselben ouSdrücklich erin, ch gt worden, die- in Berlin zu erklären — 30.000 FrcS. als erste R ue sür da« neue GUbände in da« Budget des Unlerrichi?- min'steriumS eingeschrieben. Der Ackerbouminister hat zu demictten Zweck 20,000 FrcS. bewilligt, der Proviuzinlrall, von Neavel 10,000 Franc«. Der Dank, ivelchcu Prot. Dohrn diesen Behörden aus sprach, wird gewiß von der ganzen demschcn Nation wiederholt werden. Jetzt gilt r« ober, neue Mittel auszubringen sür «in weitere- Ziel der Station. Da- Meer will nicht allein vom Lande an- studirt sein, sondern auf seinem eigenen Elemente, denn nur dadurch kann dle Wissenschaft fick eiue genaue Kenntniß über Leben und Sterbe» der Seethiere verschaffen, die ihr jetzt noch obgeht. Dazu ist ein größere- Dampfschiff nöihig. ver mittelst besten man untersuchen kann, von wo die Seethiere kommen, wohin sie geben, bi» zu welcher Tiefe sie sich verbreiten. Da« Sch ff würde sich also all eia schwimmendes Laboratorium aus dem Meere darstclleu. Als Proseffor Dohrn vor einiger Zeit dem Kronprinzen, welcher lebhaften Antheil au der Slaiion nimmt, über seine Bestrebungen Bortrag dielt» fragte dieser: Die wollen wohl einen neuro Argonoutenzug unternehmen? Ja. erwiderte Pros.ssor Dohrn, aber eS fehlt noch a» der Argo. Diese ist jetzt da. aber der Betrieb desselben kostet sehr viel Geld. In anerkennenswertdrr Beile hat sich der italienische Ma> rnikminister bereit erklär», die Bemannung, da« Lommando und die Kohlen für den Betrieb de» zu erbauenden Schiffe« zu liefern Sache de« deutschen Bolle» ist e< nun, die weiteren Mittel avlzu. bringe» sür ein Institut, da« eiue wahrhaft nationale Bedeutung gewonnen Hot, seitdem et lä Stationen iu allen Tkeile» der Welt zum Borbild gedient dat. In Bezug aus Zahl und Leistungen ihrer wiffenschastlichen Kräfte kann sich keine dieser Stationen mit Neapel messen, in pekuniärer Hinsicht aber sind sie un« überlegen, so na mentltch Amerika, dat große Geldmittel für ähnliche Stationen an gegeben. Der Redner, dessen Ausiührnngen sehr beifällig ans genomme» wurden, schloß mit der Hoffnung, daß da» deutsche Bolk, nachdem die RcichScegierung die Station unterstützt, auch ftinerseitS durch Zuwendung von Geldmitteln zeigen werde, daß da- Werk auch in nationaler Beziehung der Unterstützung werih sei. —> Felgende» von mir übersetzte Senett oder Epigramm in Conettensorm meine- Pariser GaflsreuiideS Bonlay-Paty ist zwar schon vor mehr al» dreißig Iadren geschiieben. bat aber beute noch Geltung, auch m Deutschland. Der au« DongeS bei Nantes gebürtige, >864 in Pari- verstorbene Dichter wurde von ver Akademie sür seine Sonettensammluug gekrönt. Da» Sonett ist rLpuUttiou, der Ruf" über- schriebea. H. Semmig. Wie schrittest Du. Poet, au« Deiner Dnnfelheit. Bon Allen bochgecühm», »nd schon bist Du vergessen. Bevor eiu Buch Du schreibst, verlangst Du. welch' Vermesse» k Um zu empfinden erst und nachzusiaaen, Zeit. Du schaffst nur langsam, willst mit fleiß'ger Sicherheit Und mit Geschmack de» Reim und S-yl und Forde messe». Gieb ihneu doch die Frucht noch grün und roh zu essen; Zu warte», bis sie reis, »Hut Dir gewiß bald leid. Schaff' nur, schaff' fort und sorti Warum auch denken «olleu? Denn soll im Lärm der Zeit ein Name nicht verrolleu» Muß mau ihn ruirn ihr rastlos in'S Ohr auf's Neue. Druckt Denker. Dichter, druckt! Nur Neue« in den Handel! Au« leichtem Stoffe ward gewebt de« Rubine« Mantel, Er aotzt sich ab und will, daß man th» »st rrarue. -- Rew-?)ork. 7. November. Da« früher sehr beliebt« Mitglied de» Stadttkeater» zu Leipzig. Herr Stöckel, ist gegenwärtig im diesigen Talia-Tdeater engagirt und bat sich sedr schnell zn einem Liebling der Theaterbesucher gemacht. Dieser Tag« spielte.Herr Stöckel den Arzt im „Damensftst". L« dürste gewiß von Interesse sein. »«» der Krittle, der New-'Uvrker .Time-", nachdem er da- Stück wohlwollend besprochen und die Trefflichkeit de» Ensemble- erwähnt hat. über Herrn Stocke! schreibt. Sein Urtheil tautet wie folgt: „Eine entzückende Darstellung de» jungen Arzte- brachte un» Herr Stöckel, besten leichte und geschmackvolle Bebandluug der Spiack«, windige- und bvck zugleich gewandtes Be nehmen unwillkürlich an den älteren Coquelm erinnerte'. Ein Urtheil, das wir gern unterschreibe» unv das Wahl von Jedem hier gethcilt wird. Literatur. Heinrich »«» >lrtft. Bon Otto Brahm. Gekrönt «kt de« erste» Preise de- BereiuS für deutsche Literatur. Berlin, Allg. Ber. f. deutsche L». 1884 — Der Verein iür deutsche Literatur hotte im De- eembcr 1882 drei Preise auSgeschriebr« für drei al« vorzüglich erkannte Arbeiten an- der deutsche» Geschälte oder Lutturgeichchtc. Preis richter waren drei namh.iste Autoritäten, Gneist, Scherer und Weiz säcker. und diese erkannten einstimmig diesem Brahm'schen Buche de» erste» Preis zu. Mau kann wodl sage» mit vollstem Recht, deu» dre Arbeit erweist sich al« mustergiltig in jeder Hinsicht. ES hat zwar bit jetzt a» Kleiftbiographen und Kleistbearbeitern keinen Mangel ge habt, denn immer und immer wendete sich die Aufmerksamkeit dieser, man möchte lagen, geheimnißreichen Erscheinung an unserem Dichierhimmel ju und besonder- war der Stoff für den Entwurf einet Gelammt- bilde- durch Veröffentlichungen von Briefen und Papieren, wie die Karl Biedermann'« über da« vertiältniß Kleist'« zu seiner Brau», oder über dessen Berkehr mit Lotto, über den Kamps um Unter stützung der „Abendblätter" u. a., so daß die vor nunmehr zwanzig Jahren erschienene umsastende Monographie Adolf Wilbrandt'S längst nicht mehr genügte, und eine Arbeit wie die hier vorliegende gerade- ,u eine Roihwendigkeit geworden war. O Brahm hat nun in der- elben sich keineswegs aus die Feststellung des im engeren Sinne Thatlächlichen beschränkt, sondern darüber hinan« da- historische Ber- ftindniß Kleist'« und seiner Schriften zu fördern sich bestreb». In dieser Hinsicht stad besonders zu erwähnen seine Beobachtungen über den Stil und die poetische Technik des Dichter«. sowie seine gewiß als gelungen zu bezeichnende» «ersuche, alle« Einzelne aus kutsche,- dende Eharakterzügr de« Heide» und jene Ldaraktcrzüge aus allge meioe Richtungen der Zeit »urückzukühren, getreu dem «rundiotzc moderner, an der aoturwistcnschastlicheu Methode erstarkten Geschichts forschung. überall dem Gange der Entwickelung zu folgen und jede Einzelerscheinung al« natnrnothwendige» Glied dieser Entwickelung nachzuweiien. Der reiche Inhalt des Bradm'ichen Buche- gliedert sich in fünf Bücher: Jugend, der Dichter de- Robert GuiSkard, eia Amt, einsame« Dichten, Patriot und Roinaniiker, die jede« ia einer Reihe von Kapiteln den reichen Stoff übersichtlich abhandela. Bei der wachsenden Tdeilnahme de- deutschen Balte« an Heiarich vo» Kleist wird dem Buche die verdiente Beachtung nicht fehle». VV. » * » Sine deutsche Stadt »ar sechzig Jahren. Kulturgeschichtliche Skizze von l)r. Otto Böhr. Leipzig, F. W. Brunow 1884. — Die letzten gewaltigen Veränderungen in der staatlicben Stellung und Macht-nisaltunq unsere« dcutschen Vaterlandes liegen noch innerhalb der Erinnerung de« hcraownchiendcn Geschlechtes. Geht man aber etwas weiter zurück, etwa lünfzig bis sechzig Jahre, so wird mau auch eine gewaltige, ia manchen Beziehungen säst unglaubliche Ber- Lnderung in der ganzen LebenSiühruug des BolteS wahrnehmen. D-ese Tdatlacbe ist nicht bloß »itcressan«, eS ist vielmehr in mehr als einer Bcziehung wichtig, ja nott-wendig, sich derselben klar be- mußt zu sein, und inan muß daher dem Bersasser deS vorliegenden BuchrS in hohem Krade dankbar sein, daß er in denselben diesen Gegenstand in so sachkundiger und zugleich unterbaltender Wesse be handelte. Die Zeit, welche hierbei vorzugsweise inS Buge gesoßt wurde, ist da- dritte Jahrzehnt dieses Jahrhunderts und zun, Aus gangspunkt der Betrachtung wird das Leben einer mäßig begüterte» Familie der gebildeten Stände genommen, doch werden die Blicke m da« Leben aller Gesellschaftsklassen geworfen. Der Ort, dessen Verhältnisse zunächst zur Grundlage dienen, ist Kassel, doch wird man in der Zeichnung die gleichgeartetcn damaligen Zustände der meisten andern deuischen Städte erkennen. ES kann natürlich bei einer Schilderung, bei welcher alle» au« zahllosen gleichintereffaiiten Einzelzügen besteht, uichl vo« einer auSzug-weisen Miltheilung hier die R,de sein; es mag nur erwähnt sein, daß Alles io da- Reich der Betrachtung gezogen wird: Prei»verbältniffe, LcbrnSmiitel, da« Hau« und seine Einrichtung«», der Anzug, da- Leben im Hause, der Garten, da- gesellige Leben außerhalb des Hause-, die Verkehrs mittel, da« Reisen, Industrie und Handel, städtische Einrichtungen und Sitten, die Sprach«, die Schule, der Buchhandel, Literatur. Musik, bildende Künste, öffentliche« Leben. die Stände AiS Ergebaiß der Be- trachiungen drängt sich dem Leser das Bewußtsein aus. daß durch die im Ablauf deS letzten Halden Jahrhunderts gemachten Fortschritte säst in allen Beziehungen da« Wohlergehen der Menschen weienllich ge- fördert wurde, und daß wir in unserm dtuochen Baterlande heute unendlich bester leben, als die« noch vor zwei Menschenaltern der Fall war, und daß diese Fortschritte durchaus nicht, wie manche dem Bolke Vorreden, nicht bloß deu Wohlhabenden zu gute kommen» sondern Allen, so daß demnach der wahre Grund der heule bestehenden Un- zuiriedenheit offenbar nur in den angeregten Leidenschaste» de- Neide« und der Unzufriedenheit zu suchen ist, welche die Mafien de« Amte- ergriffen habea. IV. Aus dem Geschäftsverkehr. k Die Vorliebe derKinderweli iür die nach de» allbekannten Fröbel'schen Anleitungen angescriiglen Sachen zu Weih- nachtSgeschenkea macht sich auch ln diesem Jahre bemerkbar und die Nachfrage nach Vorlagen und Mustern, sowie ollen dazu gehörigen Utensilien ist eine sehr rege. Wir glauben dah-r und weil selbst da- noch nicht schulvfl'chüge Fräulein mit den Fröbcl'- schen Arbeite» Eltern und Gischwistern ein wenn auch noch so be scheidene« Geschenk mit eigenen Händen Herstellen kann, aus die dirsige Galanieriewaare« - rc. Handlung der Firma Gustav Lietznrr, Grin'maiswer Sleinweg lO, diiiweisen z» «ollen, da diejeldr gerade die Frübcl'ichea Sachen als Specialität führt. 2 Mit dem Einzug de» Winter» und der damit verbundenen schlechten Witterung, welche meist die Leranlastunq za manchen GejundheitSstörungen ist, erscheint auch der schon oftmals begrüßte, Troll und Hilfe briugeude Freund wieder: Grolimann'S Original Teutschrr Porter, welcher von der hiesige» Firma Earl Groh- mann, Burgstraße S, »un weil über 30 Jahre eingeiührt ist. Der selbe genießi gleichsam ein saniiäreS Patent und wird vermöge seine- bedeutenden Nährstoffe- stet- gern al- hygieinische» Mittel angewandt Telegraphische Depeschen. * Pari», 22. November. Die Protokolle der Tonkin- com Mission sind beute an dir Deputaten zur Vertheilung gelangt. Nach derselben erklärte der Ministerpräsident Ferry in der am 8. d. M. adgehaltenen Comiuissionssitzung, in Betreff Tonkiii» sei mit den Mächte» kein Schriftstück ge wechselt worden, r» hätten nur sreimdschaslliche vertrauliche mündliche Aeußerungen stattgesunden. Eine Mediation TeutschtaiibS sei weder erdeten »och angebolen worden. Bon England habe die französische Regierung noch nicht» verlangt, mebr könne er nickt sagen. In Bezug aus die Blockade ver Insel Formosa erklärte der Ministerpräsident, im Einver- ständniß mit England sei die Blockade eine srietlicbe, wie die jenige im Iabre 1827 an den Küsten Griechenland- au-geübt worden sei. Tie französische Regierung werde nicht vo» dem Rechte Gebrauch macken. Sckifse aus bober See dnrcksucken und wegnebmen zu lassen, sie babe aber da» Neckt, die Zngänge zu den blockirten Häsen hermetisck zu versckließen und jede» Sckiff in den Grund zu bohren, welches dem Verbot zuwider versuchen sollte, zu passiren. Aus die von Maze an idn ge richtete Frage, wie die Regierung Ckina zur Nachgiebigkeit zu nötbigen gedenke, antwortete der Ministerpräsident, da durch. daß vie französischen Slreitkräfte aus Formosa blirben und sich dort befestigten. China babe die Japanesen nicht aus Formosa geduldet und werde die sranzösische» Truppen daselbst ebenso wenig dulden. Wa» die KriegSl'Nt'cbädigung angede, so gäbe eS dafür Äquivalente, es würden z. B. die Bergwerke von Kerlung und die Zölle von Tamsni aus 15 oder 20 Iabre an Frankreich abgetreten werden können, ohne daß Tonkm und Formosa von den französischen Truppen ge räumt zu werken brauchten. Eine Verstärkung und Befesti gung der Garnisonen kalte dir Regierung dom inilitairischen wie vom politischen Gesichtspunkte an« für vortbeilhast. * London. 22. November. E n Telegramm des ..Reuter- scheu Burran»" au» Tientsin von gestern meldet. Marqui- Tseng sei zum ersten Vicrpräsiventeu de» Krieg-amte« * ernannt.
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