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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.08.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-08-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188308256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830825
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830825
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-08
- Tag 1883-08-25
-
Monat
1883-08
-
Jahr
1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.08.1883
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Erscheint täglich früh «'/, Uhr. Kritriion und Lrpkditioa Johaaaesgasse »3. Sprrchkoudru trr Ne-artton: vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« ü—6 Uhr. i.r tt» r>«,ci ordere Mamllcript» »cht sich »ü «ed«cn«» »lchr veldlntUch, «»»ah«« der für die «üchftf«l,e»de Nummer destiiumteu Inserate an Wochen»«»«» dis S Uhr Nachmittag«, a» Sann- »nv Kefttagen früh di» '/,v Uhr. 2n deu/ilialen flir Ins.-Annahmn Otto Klemm, Universitätsstraße 21, Louit Lösche» Katharincnstraße 18, v. nur hi« '/.» Uhr Auflage LS,L«0. Adonnnnentspreis viertel,. 4'/, Mk. wcl. Brinaerloh» L ML. durch die Post bezogen S ML Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Srtrabetlaae» ohne Postdelürderung 39 Mi. «»t Postbeförderung 48 ML Inserate Sgespaltene Peützeile 80 Pf. Größere Schriften laut unserem PretS- verzeichniß. labellartscher u. Ziffernsatz nach höher« Larif. Uerlamen unter dem ttrdartion»ftrich die Spaltzeile SO Pf. Jnlerate sind stet« an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuiunerainio oder durch Post Nachnahme. 237. Sonnabend den 25. August 1883. 77. Jahrgang. Zur geWigen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 26. August, Vormittags nur bis Nhr geöffnet. i^xpeültlon ü«8 I^elp/lAsr ^axe1r1litte8. Amtlicher Thetl. Bekanntmachung. Die Unsitte, Papicrstückc und andere Gegenstände in den städtiimcii P.oi:>er:aüeuaulatten, sowie auf Straßen und öffentlichen Platzen ohne Weiteres von sich zu Wersen, hak se überhand genommen, daß eS geboten erscheint, dagegen einzuschreiten. Insbesondere kann nicht ferner gedulket iverdcn, daß in der Umgebung der Promenadenbänkc Abgänge von Lebensmitteln und die zum Einschlagen der letzter» benutzten oft sehr unsaubern Papiere umhergestrcnt werden. Daher werden diejenigen, welche sch derartiger Dernn- reinigung schuldig machen, nach unserer Bekanntmachung vom l. Juli 1871, welche jedwede Slraßenverunreinigung ver bietet, unnachsckllich um Geld bi- zu 60 oder mit Haft bi- zu 14 Tagen bestraft werden. Erwachsene Personen, welche mit unter ihrer Aussicht stehenden Kindern aus Straßen, Plätzen und Promenaden verkehren, haben bei eigener Verantwortung dafür zu sorgen, daß die Kinder obiger Vorschrift nickt zuwiterbandeln. Vorstehendes erstreckt sch aus alle öffentlichen Straßen, Plätze und Promenadenanlagen einschließlich LcS RosenlbalS und SckcibenholzeS, sowie aus alle sonstige öffentliche Ver- kehrSräume, wie Borräume und Treppen der Theater oder anderer öffentlicher Gebäude und dcrgl. Zugleich bringen wir hierdurch in Erinnerung, daß durch unsere Bekanntmachungen vom 18. Juni 1806 und 24. Juli 1868 da- Sinwerfen von Uarath in dle Kläffe bei Strafe verboten ist. und e- wird in dieser Hinsicht obige Strafe hiermit ebenfalls festgesetzt, und da« Verbot auf den Sckivancnteich und den Teich l»i Johannaparke erstreckt. Leipzig, den l4. August 1883. Der Nath der Stadt Leipzig. 1>r. Tröndlin. Hennig. VekannIllmöMg. Beim Transport »»verdeckten rohen Fleisches ist gesund- hcilSnachthcilige Verunreinigung desselben durch Staub oder auf andere Weise nickt ausgeschlossen. Es wird daher hier durch verfugt, daß fortan rohes Kleisch nur entweder tn geschloffenen Behältnissen oder niit reinen Decken oder Tüchern bedeckt ans den Straßen tranSportirt werden darf. Zuwidcrbandclnbc werde» um Geld biS zu üü Mark oder mit Haft biö zu 14 Tage» gestraft werden. Leipzig, am 17. August 1883. Der Skath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Hennig. QMnT' Bon dem Unterzeichneten Armcnamte sollen im Stadthause allhicr (Eingang Mühlgaffe Nr. 7) Montag, de» 27. August ». o.» Vormittags von V Uhr an eine Partie getragene Kleidungsstücke, sowie einige Möbel, HauS- und Küchcngerälhc, Betten u. s. W. meistbietend versteigert werden. Leipzig, den 20. August 1883. DaS Armen-Amt. Winter. Junghähnel. Auction. Im Ermittirtenhause hier, Frankfurter Straße Nr. 43 (alte Ziegelscheune), sollen DienStag, de» 28. August ». Vormittags von tt Uhr an altf Möbelstücke, Brcter »nv bergl. als Brennmaterial sowie sonstiges Geralde meistbietend versteigert werden. Leipzig, den 20. August 1883. DaS Armenamt. Winter. Junghähnel. Nichtamtlicher Theil. Bismarck nach dem Kriege. IV. (Schluß.) BiSmarck und die Krictionen. Die Abfassung dcS vorliegenden Abschnitte« dcSinteressanten Bucke- ist mit besonderer Vorsicht geschehen; der Autor hat sorgfältig Alles vermieden, waS Anstoß erregen könnte, zumal an allerhöchster Stelle, und konnte daher gerade da nur an deutungsweise verfahren, wo man hoffte und wünschte, er werde mit der Sprache bcrau-kommen ES ist wohl hin und wietrr von Einflüssen die Rede, welche mit dem Coblenzer Schloß und dem kronpriuzlichen Hose in Verbindung stehen, aber welcher Art diese Emflliffe sind, erfährt man nicht, eben so wenig, wer die Hofbcaniten am kaiserlichen Hole ffno, welche dcm Reichskanzler enlgcgenarbeilc». Wesentlich find die Fnclionen gemeint, welche der Kanzler mit seinen College» Camv- hausen, Delbrück, Sloscb und Roon und mit den Av- scerdneten Windlhorst, Richter und LaSkcr zu überwinden y«tte, bis eS ibni endlich »ach Jahre langen Bemühungen gelang, die wirtbschastlicbe Reform, auf welche er hinardcilcle, dprchzusetzen. Wir erfahren bei dieser Gelegenheit auch manche« bi- dahin Unbekannte über den Verlauf der Kanzler- UsiS im Hahre 1877 und über die Unterhandlungen , welche nut Bennigsen wegen dessen Uebernahme de« Ministerium« " - nach dem Rücktritt dcS Grafen Sulenburg ge ben, immerhin bleibt so viel Neue- und In teressante- übrig, daß e« schwer ist. da- Material, welche- der Abschnitt liefert, in den engen Rahmen eine- Artikel« zusammcnsassen. Nachdem der Verfasser daran erinnert, daß Windlhorst bei der ersten parlamentarischen Soiräc, welche BiSmarck im Jahre 1869 gab, gegenwärtig war und daß die beiden nachmaligen erbitterten Gegner bei dieser Soiröe beim Glase Maitrank aemitthlich geplaudert hätten, geht er aus VaS Verhältnis BiSmarck'S zu Eugen Richter ein. »Der Gröge deS Unternehmens, eine Reform der wirth- schastlichen Grundsätze deS SleucrwcsenS und der socialen Verhältnisse anzubahnen, entsprach die Erbitterung dcS KainpseS. Diese Erbitterung gelangte zuni AuSdnick in dem Gegenübertrclen eines der hervorragendsten Mitglieder dcS kculschen Reichstage« und preußischen LandlageS. Sie nahm in diesem Gegner VeS Kanzlers den Charakter eine- persön liche» KampseS an, dessen Felkgeschrei aus seiner Seile daS „Fort mit BiSmarck" wurde. Es sind i» der Arena dcö Reichstages über wirlbschastticke und finanzielle Tinge kaum gereiztere Worte gewechselt worden, als zwischen dem „Dilet tanten" BiSmarck, wie ihn sein Gegner Richter nannte, und dem „Fachmann" Richter, wie ihn sein Gegner BiSmarck nannte." Damit aber die Erwartungen Richter'S durch diese Einleitung nicht allzu hock geschraubt werden, citirt der Ver fasser zur Abkühlung einen Artikel der „Nat.-Ztg.", worin eS heißt: „Wir halten Herrn Richter für sehr geeignet. den Reichskanzler zu ärgern, für den Glauben, daß er den Reichskanzler stürzen oder gar ersetzen könne, halten wir Herrn Richter doch noch für zu klug und zu gewitzigt. Er müßte denn, wie eS Farbenblinde gicbt, nachgerade den Sinn für Distanzen gänzlich eingcbüßt haben" „Diese Gegnerschaft füllte bereits 7 Jahre au«, die dem Kampfe um de» Riesenplan deS Kanzler« voranginge». Die einzige praktische Ausgabe, die sich Fürst BiSmarck in dem ersten Jahre de« Reiches stellte, war die: durch Einführung einiger neuen Steuern daS Reich finanziell zu stärken, um eS von den „milden Beiträgen" der Einzcistaaten möglichst unabhängig zu machen und dem Deficit vvrzubeugen. Der Reichstag stand damals,. waS die Elat-ausstellnng betrifft, gänzlich unter den» Einfluß deS Abg. Richter. Dem Vor anschläge vom Regierungvtisch nebst Deficit, neuen Steuern oder Erhöhung der Matricnlarbciträge gegenüber, setzte er regelmäßig den scinizen durch ohne Deficit, obne neue Steuern und mit ermäßigter Erhöhung der Matri- cularbeiträge. Herr von Miuuigervde widersprach, obne einmal von den Ceuservativen angehvrt zu werden? " err Delbrück und Herr Eampbauscn schwiegen. er Kanzler grollte. Was damals binter den Eoulissen vorgesallcn ist, wagen wir nickt zu sagen. ES kam einmal zum Durchbruch, als der Marineininistcr v. Slosch daS, waS er bei Ausstellung dcS Etats dem Kanzler hartnäckig für seinen Etat verweigerte, dein Abgeordneten Richter in der Bndgetcommission und dann später im Plenum conccdirte. Man weiß, daß die Vermittlung von allerhöchster Stelle »öthig wurde, um de» Marineminister zu Hallen und die Versöhnung mit dem Kanzler zu bewirken. Herr Richter setzte den Steucrsorderungc» deS Kanzlers stet- vorhandene Bestände als Mittel, das Gleichgewicht im Etat hcrzu- stelle», entgegen, die er irgendwo ansstöbcrte, fei eS einen Rest von der KricgScontribulion oder eine» noch nicht ver brauchten Bestand ober eine» noch nicht einmal feststehenden Neberschuß. BiSmarck nannte da« österreichische Wirlhsckast, Auszehre» von Fonds, deren Mangel sich einst rächen würde, eine Anleihe bei anderen Verwaltungen, die daS abgczwackte Geld einst wieder fordern würden. Vergeben». Die große Mehrheit deS Parlament- stimmte unter dem Schweigen der Herren Delbrück und Camphauscn dcm Abg. Richter zu. Man kann wohl sagen, daß BiSmarck'S großer Finanzrcsormplan diesen Niederlagen mit seinen kleineren Entwürfen entsprang." Als Slosch den von Richter verlangten Abstrich vom Marinectat zugestand, verlangte Delbrück seine Entlassung, der wirkliche Rücktritt erfolgte erst ein Jahr später l876. Er hatte dem Reichskanzler gegenüber geäußert, er habe große Bedenken gegen da» Maybach'sche Neich-eisenbahn- project, welche- sich auch auf ein Monopol zuspitzc. Ter Fürst nahm da-, wie ein Abgeordneter in den Randglossen zu den politischen Wandlungen der letzten Jahre erzählt, mit spöttischem Lächeln entgegen. ,Nun ja," sagte er, .dc>S kann ich mir denken; aber Sie können sich vollständig beruhigen, die Sache geht Sie gar nickt« an". Delbrück ging nach Hause, speistt mit seiner Gemahlin — er war damals erst kurze Zeit verheirathet — in bester Laune zu Mittag und dann sagte er: „Mein liebeS Kind, nun wollen wir gehen und unS eine Wohnung auSsuchen." — „Wozu?" meinte Frau Delbrück, .wir haben ja unsere Dienstwohnung." Herr Delbrück erwiderte: .Gerade diese wist ich verlassen." Am anderen Tage war die Wohnung gemiethrt und Delbrück hatte seinen Abschied in der Tasche. Einige Zeit vorher war von ihm eine anonyme Schrift erschienen: .Der Zoll Verein und daS Tabakiiionopol." welche die Folgen der Ei» sührung de- Monopol« i» politischer, wirtbschasllicker und finanzieller Beziehung für Deutschland als sehr unheilvoll darstellt. .ES ist möglich, fügt der Autor hinzu, .daß man an maßgebender Stolle dem Verfasser auch diese Schrift i»ö Kerbholz geschnitten hatte." In der Budgetberathnng de» Jahre- 1877 hatte sich der Kanzler wieder mit der Mclbode Richter'- auSeinandcrzusetzen, welcher vorschlug, den ReichSinvattdenfondS anzugreisen, also vom Capital zu zehren, wie BiSmarck e» nannte. Die Rede, mit welcher er am l». März >877 dcm Abgeordneten Richter antwortete, schloß BiSmarck mit den Worten: „Ich bin außer Stande, die Friktionen zu überwinden, die sich außerhalb diese« Hause- der Verständigung über xinen Entwurf der Steuerreform entgcgenstcllcn. Sie unterschätzen überhaupt die Friktionen, unter denen rin Minister zu arbeiten hat, bevor er vor Sie hintrelen kann und da- erste Wort spricht." Da trat noch in demselben Moment ein Ereigniß ein. da« der AnSgangSpunct einer langen Erregung der Nation werden sollte, eine Krisis, die auch nach ihrer äußeren Ueber- windung noch lange ihre Nachwirkungen übte, bi» sie in der Demission de» FmanzministerS Camphausen endete, welche wiederum folgenschwer für die weiteren inneren Kämpfe wurde. Diese Krisi« füllt der Verfasser de» Buche« durch seine Tagebuckmotizen au«. Darin heißt e» n. A: .In der für seine Stellung und für da« teulsche VersassungSwerk so wichtigen Frage einer klinstigen definitive» Organisation der obersten RcichSbehkrden ist der Kanzler theoretisch bei den seiner Politik bisher als stärkste Stütze dienenden Parteien, praktisch sogar a» noch entscheidenderer Stelle nachdrücklichem Widerstand begegnet, und in den dringenden wirthschastlichen Fragen wiirde seui .Dilettantismus" sich ohne einen Delbrück vielwicht mancher harten Probe ausgesetzt sehen — gewiß cbwer wiegende Gründe für den viel angegriffenen Staats mann, sich vorläufig wenigstens zunächst eine längere Rnhe- ,'ause zu gönnen." Unter dem 9. April findet sich folgende Notiz verzeichnet: „Fürst BiSmarck hatte gestern Nachmittag beim Kaiser Vortrag und begab sich heute wieder in daS Palais. Der Kaiser hat da« EnllassungSgesuch seines Kanzler- nickt an genommen, letzterer sich damit einverstanden erklärt, sich zu nächst »lit einem Urlaub begnügen zu wollen, wahrend dessen eine definitive Entscheidung, sei eS durch Gewährung de- PensionSgesiichS, sei e« durch Beseitigung der Hindernisse, welche dein Fürsten bei seinem dermaligen Krästezustande die GeschästSsübrung unmöglich machen, getroffen werden soll. Tic »ichtkörperlicken Grunde seine- PensionSgesuchcS hat Fürst BiSmarck sowohl im Reichstage al« auch im privaten Verkehr wiederholt angcdeutet. Er hält gewisse Reformen ür nothwcntig; in erster Linie die Ausstattung der kaiserlichen Wstirde niit einer wenigsten« annähernd cittiprcchendcn Macktbesugniß. Gegenwärtig ist der Kaiser lediglich auSsnhrentcS Organ der Beschlüsse des BundcSralhS und des Reichstage«, eine Position, welche weder der Würde de« deutschen Kaisers »och der Machtstellung des Königs von Preuße» entspricht. Ferner hall der Kanzler für unabwei-lich: die Reform der Steuergesetzgebung in Preußen, der Zoll gesetzgebung deS Reichs, die Umgestaltung deS Eisenbahn wesens, endlich die Beseitigung der Uebelstände, welche sich an« der von der herrschenden wirthschastlichen Doctrin seit lange geforderten, vom BnndeSrarh und Reichstag s. Z. mit so großer Majorität beschlossene» Freizügigkeit entwickelt haben." AuS anderen Auszeichnungen geht bervor, daß einer der Hauptgründe des Abschiedsgesuchs dos Fürsten der Widerstand war, welchen er für die Ausführung seiner Pläne beim Mi nister Camphause» fand. Dieser Minister wird folgender maßen cbarakterisirt: „Er ist ein Mann von ebensoviel Selbst gefühl als Vielseitigkeit. Er scheint Macht und Einfluß zu besitzen. Bcr zwei Jahren sagte er im Reichstage: „Das Wort „unmöglich" ist in meinein Wörterbuch« sehr klein ge druckt." Er unterhält Beziehungen zu dcm Schlosse in Koblenz und ist gleichzeitig in einem hohen Berliner Kreise, wo man sehr liberal und sehr lichtsreundlich ist, al» Grundpfeiler und Eckstein de« ConstitutionaliSm»« «ud de« kräftigen Protestan tismus hoch angesehen." Man stellte auch die Bermuthung auf, daß ein militai- rischer Eonflict vorliege, daß sich der Kanzler der stärkeren Belegung der Umgegend von Metz mit deutschen Truppen widersetzt bätle, aber auch dafür war der Fürst nach Mög lichkeit lbälig wie für die Eisenbahnverbindung St. Jngberl- Saarbrücke», welche der 8piritu3 rvetor des preußischen Eisen bahnwesens jahrelang verzögert hatte. Die Vermehrung der Truppen in Lothringen soll daran hängen geblieben sein und »och heule daran hängen (lO. April 1877), daß man an einer nicht amtlichen, aber hohen und einflußreiche» Stelle fick Befürchtungen bingiebt, die Herren Franzosen könnten da» übel nehme» und sich darüber kränken. Die Franzosen, die so geläufig französisch sprechen, meist schöne schwarze Backenbärte tragen und der katholischen Religion angchvren, die doch viel vornehmer ist, als die evangelische. lieber LaSker soll sich BiSmarck einem Abgeordneten gegen über in folgender Weise geäußert haben: „Tie schlimmsten Krisen hat er gerade hcrbcigefuhrt und wenn dann der Wagen im Dreck stak, dann wurre Bennigsen vorgespannt. Der mußte zur Krise den versöhnenden'Epilog sprechen und die Sache war wieder gut. So ist eS gegangen seit dcm con- stituirendcn norddeutschen Reichstage, al« an der Diätenfrage die Neugestaltung deS deutschen Reich« zu scheitern drohte. Ich gestehe, ich habe nock nie einen DemissivnSgedanken ge habt, zu dem nicht LaSker den ersten Anlaß gegeben hätte. Wer holt den Ultramontanen so oft die Kastanien au- dem Feuer? Wer drängt mich fortwährend nach Canossa? Ick werde den Tag nickt vergessen, wo LaSkcr. der Jurist, zwei Stunden lang die Verhaftung Majunke'S, eine Maßregel deS Berliner Stadtgericht«, bekrittelte und einem Paragraphen der Verfassung, der an Deutlichkeit nickt- zu wünschen übrig läßt, eine Interpretation gab, wie sie eben mir bei einem Juristen möglich ist. Doch davon will ich ganz schweigen. LaSker ist kein Politiker, sonst hätte er den Ullra- monlanen nicht damals den Triumph bereiten können. Sie glauben nicht, was ick während der zwei Stunden — so lange sprach er in der Thal — auSgehallen habe. Ich habe mir ein Actenstück vorgenommen und meine Feder varauf zerstoßrn. ich hätte immer sortlausen mögen, bin auch in der Thal gleich nach Schluß der Rede sortgelausen, direct zum Kaiser hin, habe meine Demission gegeben. Unv waS sagte am andern Tage die .Germania"? „Damit, nämlich mit der Annahme deS LaSker-Hoverbcck'schcn Anträge-, war die Verhaftung Majunke'S als die Wiirde dcS Reichstags ver letzend verurtbeilt, und da der Reichskanzler die Jncarnation der Regierung ist, so hatte BiSmarck am schneeigen Wintertag vor Majunke und dem Schloß in Plötzensee ein erstes Canossa ksnnden." „Nachher kam dann daS übliche Vertrauensvotum, err v. Bennigsen übernahm die bekannte Rolle. Ich blieb." In der NeichSgerichtSsrage zog er rbcnsallS mit den Je suiten drnselben Strang. So hat er e« oft gcthan. Als ich von dcm letzten Kriege den kostbaren Frankfurter Frieden heini trug und Elsaß-Lothringen al« Angebinde dem Reichstage dar brachte, da — ich muß'an Percy denken—.Ich, den die kalt- gewordencn Wunden schmerzten und nun gereizt von meinem Papagei." — Sehen Sie, damals wollte mir LaSker vor- schrciben, wie Elsaß-Lothringen zu regieren sei. Ich hatte e« erworbcn, ich verlangte Vollmacht, LaSker antworlrte mir mit einem Mißtrauensvotum, mit der Erklärung an die Elsässer: Wir schicken Euch diesen Kanzler, aber leiht ihm kein Gold, wir stehen nicht gut für ihn. er ist ein leichtfertiger Schuldeninachcr. DaS habe ich mir Alle- von LaSkcr sagen lassen müssen, ich, „der erschöpft von Muth und äußerster Erregung, matt, athemlo« mich lehnte aus mein Schwert." I» Bezug auf da« Verhalten de- Abg. LaSkcr in der Angelegenheit de« Sitze« de« NeichSgericblS wird erzählt: „LaSker baltr sich darüber auSgrsprocken, daß der Reichskanzler nickt zur persönlichen Vertretung de» Gesetze« anwesend sei. Fürst BiSmarck, dem sofort die Vorgänge im Reichstage ge- meldet wurden, glaubte au« den RiSker'schen Worten den Vorwurf einer Pflichtwidrigkeit herauSlcsen zu können. Er schrieb in Folge kessen an den Unterslaal-secrctair Friedberq sofort einige Zeilen, i» denen rr ihn ersuchte, jenen LaSkcr'- schen Vorwurf zurlickzmveisrn. Herr Friedberg aber revlicirte — so werden diese Detail- in parlamentarischen Kreisen er zählt — daß rr den Fürsten ersuche, diese Erwiderung per sönlich zu thun. Daraus hin schrieb der Fürst an Leu Präsidenten v. Forckenbcck einige Zeile», in denen er erklärte, er würde nicht wieder eine Bersaniinlung betreten, in welcher man ihn drr Pflichlwidrigkeil geziehen habe." Leipzig, 25. August 1883. * Zur Lage wird unS aus Berlin vom Donners tag geschrieben: .Halte schon die .Norddeutsche All gemeine" ihren Auftrag, den französischen Hetzer» ein Mcmenlo zuzurusen, mit nickt gerate rühmeiiowerlhcr Ge schicklichkeit auSgesührt, so behielt sie doch immerhin den Zweck und die Richtung im Auge, und wenn auch bedauerlicher Weise die Handelswelt in eine schädliche Aufregung versetzt worden ist, so wurde dock daS übrige große Publicum und die Presse nickt irritirt, und auch die Börse hätte sich schnell wieder beruhigt, wenn nicht die .Kölnische Zeitung" unvor sichtig genug wäre, ein neues Alarmgcschrci zu erheben. Daß wir zu der Leitung der deutschen Angelegenheiten und speciell zu unserem Reichskanzler daS vollste Vertrauen haben, ist selbstverständlich, aber ebenso haben auch die .Kölnische" und ibre Leser dirseS Vertrauen; eS scheint uns nickt nölhig, die Zuversicht, welche die deutsche Nation in den größten lebenden SlaalSmann setzt, durch derartige Mittel, wie sie die „Köl nische Zeitung" anwendet, zu erhöhen. Thatsäcklich entbehrt die Meldung dcS rheinischen BlatteS von der Mobilisirung zweier deutschrr Armeecorpö jeden Anhalts. Man war im hiesigen KriegSministcrmm im höchsten Grade erstaunt über diese Meldung, da eben, wie gesagt, kein wahres Wort daran ist. Ter bekannte parlamentarische Correspondent der .Bres lauer Zeitung" — ein Seressionist — stellt die Behaup tung auf, daß der Reichstag die Zeit von Mittwoch bi- Sonnabend gebrauchen werde, um sich zu constiluiren. Man werde sich — so meint der Herr — Herrn Ackermann schwerlich als zweiten Präsidenten gefallen lassen wollen. Hier dürfte wohl, wie so ost, der Wunsch der Vater des Ge dankens sein. Mag auch die Partcisicllung deS Herrn Acker mann ebenso wie unS den Sccessionisten nicht gefallen, wir vermögen nicht einzuseben, weshalb man ihn nicht durch Acclamation wicderwäblen sollte, wenn man einem Mitglied de- CentrumS gegenüber, nämlich Herrn v. Franckenstein, sich von allen Skrupeln frei fühlt. Ein Ehrenmann ist Herr Ackermann ebenso wie jener, sicherlich aber nicht so r«ch»- scindlich gesinnt wie die Ultramontancn, und so oft, »der vielmehr in den seltenen Fällen, wo er berufen war, da« Amt de« Vorsitze- auSzuüben, war er stet- bemüht, die möglichste Unparteilichkeit nach allen Seiten hin zu wahren. In der bevorstehenden kurze» Session dürste übrigen» die Frage kaum von praktischem Werth sein. Allerdings hätten die Nationalliberalen im Verhältnis) zu ihrer Zahl und ihren, Einfluß wohl gerechte» Anspruch auf eine Vertretung im Präsidium, daß sie den Platz nicht haben, daran sind vor Allem gerade die Secessionisle» Schuld, welche angeblich zur Förderung der Einigkeil der Liberalen auS der Mutterpartei geschieden sind, in Wirklichkeit aber seit ihrer Sonderexistenz der liberalen Sacke nur geschadet haben. Die „Evangelisch-Lutherische August-Conserenz" tagt seit zwei Tagen wieder in Berlin. Sie ist nicht gerade stark bestickt und ihre „Berathungen", so wenig sie an sich aus hohen Werth Anspruch machen tonne», locken kein große» Publicum auf die Zukörertribüncn. Wie im vorigen Jahre ist auch diesmal von den näheren Freunden de« Hos- prcdigcrS Stöcker diesem eine Anerkennung zugedacht worden. Bor Allem wurde die These acccplirt, daß cs den geistlichen Glieder» der Kirche nicht zu verwehren sei, daß sie für eine socialpolitische Partei eintreten. Als ob daS jemals bestritten worden wäre. Aber eS sollte damit dem Evangelischen Oberkirchenrath, welcher, aus dcm Standpunkt der Union stehend, sich gegen die Methcdc der Agitation der Hctzprcdiger erklärt hatte, von den übereifrigen Herren ein Hieb versetzt werde». ES ist die» auch gelungen, trotz de« Widerspruch-, welcher sogar in dieser Versammlung sich erhob, und trotzdem der orlbotoxe Pastor Kobelt ausdrücklich erklärte, daß eS nicht gut wäre, wenn jeder Geistlich: in seinem Orte ein „Stöcker" würde. Der greise Generalsnperiiitendcnt v. Bücksel ermahnte die anwesenden Großgrundbesitzer da« LroS der Tagelöhner auf dem Lande zu bessern und gab den Geist lichen den Rath, die Arbeiter zur Sparsamkeit und zur Ord nung cmzuhaltcn — das sei die „sociale Ausgabe" für den Landpkarrer. Herr Bücksel aber war ein Prediger in der Wüste. Tie Rollen waren vorher g»t vertbeilt; Herr Stöcker selbst abwesend auf seinem Gute Partenkirche» »n Bayerischen Hochland, um sich zu neuer „Arbeit" zu stärken. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" ist in den Stand gesetzt, die beiden Circularsch reiben, welche daS Aus wärtige Amt auS Anlaß de« Unglückes von JSchia an die Bundesregierungen gerichlet hat, zur Veröffent lichung zu bringen. Dieselbe» lauten: Berlin, den 15. August 1883. Des Kaisers und Königs Majestät wünschen auS Anlaß dcS schweren Unstücks, durch welches Jschia heimgcsucht worden ist, der warmc» ^yinpailne Deutschlands eine» nationalen und einheitlichen Ausdruck zu geben. Mn Allerhöchster Ütciiehmigung ist unter dem Borsitze Seiner kaiserlichen und könig lichen Hoheit deS Kronprinzen ein lLomils zulammengetreien, welche- sich die Ausgabe stellt, Sammlungen für die Verunglückten in Deutschland zu veranstalten. DaS Schreiben, durch welches S-ine kaiserliche und königlich« Hoheit der Kronprinz die Bereitwilligkeit ausspricht, Höchst Sich an die Spitze der Sammlungen zu stellen, ist in dem „Relchsanzetger" vom 11. d. M. veröffentlicht. In der Ueberzeugiing. daß die darin „»«gedrückten Gesinnungen von den verbündete» Regierungen geiheilt werden, erlaube ich mir an das ergebene Ersuchen z» richten, die beabsichtigten Sammlungen innerhalb des dortigen Staatsgebiets nicht nur zu- »ulassen, sondern durch Mstw'rkliiig der Landesbehörden und durch Bildung von Localcomilss zu fördern und die gesammelten Beiträge au die Legationscasse des Auswäriigen Amtes einsenden zu wolle». In Vertretung de- Reichskanzlers. gez.: Bros Hatzselbt. Berlin, den 16. August 1883. In meinem gestrigen Schreiben, betreffend die Sammlungen für Jschia, habe ich mir den Vorschlag erlaubt, die eingehenden Beiträge an die Legationsrasse des Aus- wärtigen Amt- einsenden zu lassen. Inzwischen bat da« unter dem Vorsitze Seiner kaiserlichen und kSnigllchen Hoheit de« Kronprinzen zulammengetrelene „Lentral- canvlö zur Sanimlung von Gaben für Jschia" in seinem durch den ..Reichsanzriger" vom 15. d. M. verössenilichten Ausrufe die Reichs hauptbank als Hauvticnnmekstekle bezeichne». linier diesen Umständen gestatte >ch mir dem .... im Interesse eines einheitlichen Versahrcns ganz ergebenst anheimziisteven, di»
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