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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.02.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-02-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188202171
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820217
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820217
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-02
- Tag 1882-02-17
-
Monat
1882-02
-
Jahr
1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.02.1882
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7Ü4 ch Hart ha, 15. Fedniar. An einem der jüngsten Taste verunglückte die bei einem Gutsbesitzer in Kirßelbach die- nende Magd Müller dadurch, baß sie von einem Ballen der Scheune berabstürzle und so heftig aus die Tenne ausschlug, daß sofort der Tod erfolgte. — In der am Dienstag in Frankenßera abaehaltm« Sitzung de» oorligen Sladtverorvnelen-Coltegiumö war der Hauptgegenstand der TageSo.dnung di« durch da« Flüchtigwerten des jetzt wegen betrügerischen Bankerotte« steckbrieflich versolgten Webwaarensabrckante« Friedrich Berthold nötbig gewordeneNeuwahtde«Berhitzenden. Infolge eine« zum Bortrage gelangten, von dem Entflohenen von Hamburg ans an da« Eollegium gerichteten Briese«, in welchem er seine Amtsniederlegung und seinen Austritt au« dem Collegium erklärt, begründete Stadtverordneter Roß berg mit den, Hinweise auf den schweren moralischen Schaden, den der Geflohene dem Collegium nach innen und außen und der Stadl dem Lande gegenüber dadurch zugrsügt, daß er nicht rechtzeitig sein Ehrenamt niedergelegt, vielmehr noch al« Inhaber desselben schimpfliche Flucht angetreten, den Antrag: daß. da der Geflohene damit da« Recht verwirkt habe, freiwillig sei» Amt niederzuleaen, da« Collegium unter Au-druck tiefster Mißbilligung de« Berthold'schen Gebahren» über die Zuschrift zur Tagesordnung übergehe und sie für ungeeignet erkläre, den Acten beigeheftet zu werden. Ohne Debatte wurde der Antrag gegen 3 Stimmen angenommen und daraus zur Wahl- bandlung »erscheinen. Dieselbe leitete Stadtverordneter Schieck mit einer scharfen Kritisirung de« der gedeihlichen Ent wickelung der inneren städtischen Verhältnisse nachtbeitigen Wir kens des nur da« Cliquenwesen und seine eigene Machtstellung fördernden Berthold ein, der noch die Stirn gehabt habe, trotz teS schinackvollen Verlassen- seine- im Collegium bekleideten Ehrenamtes von der Flucht au- brieflich Bestimmungen über seinen Nachfolger zu treffen; um völlig mit dem System de« Geflohenen zu brechen und nicht seine Erbschaft durch di« Wahl de» von jenem empfohlenen, ihm (dem Redner) sonst ganz accrptablen Herrn Rccht-anwalt Priber anzutreten, schlug er als Vorsitzenden Redacteur Roßberg vor. In dem nun folgenden ersten Wahlganae fielen von 23 Stimmen 11 aus Herrn Rechtsanwalt Priber, l l aus Redacteur Roß berg. 2 auf Herrn Rentier Haniysch und > aus Herrn Kauf mann Sckicck; damit war eine absolute Mehrheit nicht erreicht, weshalb zur enqern Wahl zwischen den erster» beiden zu verschrecken war. welche Stimmengleichheit ergab, so daß nun das Loo« zu entscheiden batte. Dasselbe, durch den der Sitzung beiwohnenden Bürgermeister Kub» gezogen, entschied für Redacteur Roßberg, der die Wahl an- und danach den Vorsitz mit dem Wunsche, daß der betrübend« Anlaß, der ihn zu dein neuen Amte geführt, ein Sporn zu gemeinsamen ersprießlichen Wciterwirken für da- Geuirinwohl sein möge, übernahm, nachdem ihn noch Herr Bürgermeister Kuhn be glückwünscht und seiner Freude darüber Ausdruck gegeben hatte, daß mit diesem Wahlganae durch da- Schicksal selbst eine Ausführung dcS Berthold"che„ Testament« vereitelt ivorken sei. — Am 17. Februar feiert in Lunzenau bei Peniz ein dortiger Einwohner, der Schuhmacher Michael Zschocke, mit feiner Gattin die diamantene Hochzeit. Beide Gatten sind noch geschäftlich thätig. — Ein trauriger Unfall führte am Sonnabend den Tod einer Cigarre,larbeitcrin in Deutfchneudors herbei. Die selbe sag Mittags am Tische in ihrer Wohnung, um ihr Mittagsmahl eiiiznncl'incn. Ein sonderbare« Geräusch im Ofen hörend, stand sie auf, ui» nachzusehen. In diesem Augenblicke stürzte die Feueresse in sich zusammen und begrub das Mädchen unter ihren Trümmern; nach Hinwearilumung derselben zeigte es sich, das; die Verunglückte durch starke Ver letzungen am Kops und Rückgrat sosort getvdtet worden war. * Ans dem oberen Vogtlande, 18. Februar. Vor gestern hörten wir bereit- die Frühling-toten, die Staare niid Lerchen pfeife» und fühlten nnS schon im Vorgefühle dcö bald aiikommciiden Lenzes: heute aber finden wir eine Schneedecke von etwa '/« Meter Höhe über unsere Fluren gebreitet und iverde» dadurch überzeugt, daß wir noch im Winter leben Schon erklingt da- Geläute der Schellen an den vor de» Schlitten gespannten Pferden, und e- ist sonach der Wunsch vieler Leute, daß noch einmal Schlittenbahn ei»- trcten möchte, in schönster Weise erfüllt. Den Saaten wird durch den Schnee koppelt genützt, denn einmal werden sie durch Kälte geschützt, andernlheils aber kommt durch den Schnee auch wieder einige Feuchtigkeit in den aus- getrockneten Boden. — Beim kaiserl. Postamte zu Pirna sind in den letzten Wochen zu wiederholten Malen falsche Einmarkstücke angchalle» worden, von denen insbesondere da- zuletzt aus- gegriffcne eine sehr deutliche Prägung auswicS und von den echten nur durch da- gewöhnliche Merkmal, daß e« sich eigen- thüinlich fettig ansühlte, unterschied. 1 Dresden, 18. Februar. Der im gestrigen Berichte erwähnte, aus dem Friedrichstädtcr Friedhose am Grabe seiner Eltern aiisgcfuntene Kaufmann ist gestern Nachmittag schon a.i den Folgen der sich beigcbrachtcn Schußwunde ver storben. vermischtes. — Der Gesanimtvorstand de- preußischen Abgeord netenhauses hat einen Antrag an das Hau- beschlossen, dasselbe möge der königl chen SlaatSregirruna erklären, daß der Bau eines neuen Abgeordnetenhauses notkiwendig sei. und dieselbe auszusordern, in Betreff der AuSsübrung kAsetbei, in dem Garten de- Herrenhauses hinter dem Reichs« tagsgebäude »nt der Front nach der verlängerten Zimmer- Maß.-) das Weitere zu veranlassen; ferner einen Antrag, zur Reparatur der GlaSbebachung über dem jetzigen SitzungS- siiale und zur Legung eines FußteppichS in demselben, den Stetrag von 14,800 -dl z„ bewilligen und in den Etat de- Abgeordnetenhauses pro >382/83 einzustellen. — Wie der Kaiser über die Schleppkleider der Ball damen denkt, ist einem Gespräch zu entnehmen, welche« Se. Maj während de- letzten Berliner Hosballe« mit der jugend-schönen Gemahlin eine- fremden MllitairattachöS gesül'ii bat. Die Dame hatte nämlich den Gebräuche» ihrer erst kürzlich kerlasieiien Heimalk gemäß eine Robe mit Schleppe an gelegt, wie solche »i diesem Iabr« in Berlin von den nicht tanzende» älteren Damen getragen werden. DcrKaiser bemerkte, daß die junge liebenswürdige Frau nicht tanzte, und fragte in leutselig-freundlicher Weise, warum sie sitze und warum sie nicht z» tanzen gedenke. „Einfach darum, Majestät, weil ich nicht ausgesorderl worden bin", lantete die ehrerbietige Antwort, „Ja, da kann ick Ihnen erklären, warum", gab lackend der Kaiser mit einem Seitenblick aus die Schleppe zurück, „meine Oftieiere sürcklen, Ihr kostbare Robe zu ver nichten" — und setzte dann noch scherzend hinzu: „Hätte ich nur irgend welche Mackt über die Mode besessen, die unbe queme» Schleppen würde ich aus Bällen nie geduldet haben, aber aus diesem Gebiete bin ich ohnmächtig; umsomehr freue ich mich, daß jetzt endlich Frau Mod« und ich einmal warm mit einander svmpalhisiren." — Wie a»S Posen telegraphisch gemeldet wird, wurde in der Mittwoch-Verhandlung gegen die wegen socia- listischer Umtriebe Angeklagten mit der Vernehmung der in der Sache amtlich beschäftigten Personen sortgrfahrrn. während die Privatzeugei» sämmtlich entlassen sind. Die Miltbeilung, daß Militaircivtheitungen im Gericht-gebäude u»d um dasselbe postirt sind, ist unbegründet. E- ist nur, wie das bei derartigen Verhandlungen stets der Fall, eine Wache von 7 Mann im Gericht-gebäude. welche zwei Posten zu beide» Seiten der Anklagebank stellt. Die Betheiligung de» Publicum« auch von polnischer Seite ist sehr mäßig. — Au« Bremerhaven wird unterm l-t. Februar ge schrieben: Bei den gestern im Tbnrme de« Fort Brinkama- hoj 11. abgehaltene,, Schießübungen ist leider ein Un glück-fall vorgekommen; ein Mann von der Geschützbedie nung ist schwer vertetzt worden. Al» au« einem der 28- Cenlimeler-Geschütze gefeuert wurde, sprang nämlich der Zünbtochstollen heraus, durchschlug eine hinter dem Geschütz destndlich« Schutzwand und lras den hinter derselben stehenden Gefreiten Krüger. Da- Stahlstück zerschmetterte ihm den link« Arm und fuhr ihm dann in die linke Seite, woraus er schwer verletzt zusamincndrach. Der verwundete wurde mit telst sosort requirirten Tragkorbe« in da» Lazareth geschasst, man hofft, ihn am Leben zu erhalten, doch dürfte der Arm verloren sein. Die Untersuchung wird ergeben, worin die Ursache de« Herau«springen« de« Zünvlochstollen« zu suchen ist. — AuS Oberschlefien wird Über ein bedauerliche« Grubenunglück Folgende« berichtet: Der Erzsörderschacht de- Grubenbesitzer« Ring, dickt am Bahnhof Chorzow bei KönigSbütte belegen, ist am 9. Febrnar Nachmittag» 2 Uhr au« bl« jetzt noch nicht ermittelten Ursachen «ingestürzt. Leider sind bei dieser Katastrophe mehrere Personen verunglückt. Zur Zeit de« Unfall« befanden sich vier Bergleute und eine Arbeiterin im Schacht. Nachdem die Nachricht von dem Einstürze der Grube in der Umgegend bekannt geworden war, wurden sofort mit größtem Eifer di« AuSgrabung-arbriten unter Leitung de« Grubensteiger« in Angriff genommen. Von den anderen Gruben hatte der Steiger die Arbeiter zu diesem RettungSwerke requirirt. Am Donnerstag Abend wurde einer der ver- chütteken Bergleute tobt ausgesunden. Nach mehrstündiger weiterer Arbeit fand man in der Nacht von Donnerstag zu ^reitag einen anderen Bergmann in schwer verletztem Zu» ande, jedoch noch bei vollem Bewußtsein. Am folgenden Tage, Freitag, den 10. d., Abend« 8 Uhr wurde die im Schachte verunglückte Erzarbeitcrin, ein junge« Mädchen au- der dortigen Gegend, zerquetscht vorgesunden. Am Sonnabend Morgen endlich ist cS geglückt, die beiten verschütteten Bergleute, die noch vermißt wurden, au« hrer schrecklichen Lage zu besreien. Leider sind die >eiden Männer so schwer verletzt, daß an ihrem Aufkommen gezweiselt wird. Beide haben durch einstürzend« Erzmaffen arge BesckKidigungcil an der Herzgegend erlitten. Schon am Freitag Mittag waren die Stimmen der Verschütteten ver nommen worden. Nach der Aussage von Zeugen ist der Jammer der unglücklichen Männer, ihr Hilferuf nach Wasser und Befreiung au- ihrer fürchterlichen Lage ergreifend gewesen. Zwei Tage haben die Berschülletrn ohne Nahrung, ohne Wasser, in schlechter Lust, in GrabeSfinsterniß, von den Erz- masten umgeben, zugcbracht. — Am Mittwoch hat in Nordstetten im Schwarzwald« da« Leichrnbegängniß Berthold Auerbach'S stattgeftuiden. Zahlreiche Freunde und Verehrer, u. A. der württembergische Minister Hötder, der badische Minister Ellstätter, die Pro- cssoren Bischer und Kbstlin, der Intendant G zu Putlitz, die Schriftsteller Friedr. Spieihagen und Paul Lindau, gaben der sterblichen Hüll« de« Dichter« da« letzte Geleite. Der Sarg war im Rathhau« de« Dorfe« ausgrbahrt. Ein schwarze« Tuck, mit hebräischen Gebet-sprtichen durchwirkt, bedeckte ihn und ein Kisten mit den Orden de« Verstorbenen lag dabei. „Um 1 Uhr Mittag« — schreibt Schmidt-Weißensel« dem „Berl. Tageblatt" — bewegte sich der Trauerzug vom Rath hau-, voran mit einer Trauerfahne die Landsleute de« Dich ter«. die da» Ehrengeleit der Bahre übernommen hatten. ES war ein trüber nickt eben wohlgeordneter Zug nach dem weitentsernten Friedhof, der hoch aus der Ebene gelegen, von Kiefern und Föhren umstanden, nur ausrecktstehende Grabsteine j ejgt. Da wurde manch tiefempfundene« Wort dem Dickter ms Grab nackgerusen, aber nur die Nächststehenden vermoch ten c» zu vernehmen. Der Wind, der von dem Gipset de« Hohcnzollern herabrausckte, ließ da« Meiste verwehen. Ein, geleitet wurde die Trauerseier durch den akademischen Lieder kränz au« Tübingen mit dem Gesang einer borazischen Ode. E« folgte die Leichenrede des BezirkS-Rabvinrr« S i l b e r st e i il au« Mühringen, der inniger noch den Charakterakel al- die Dichtergaben Auerbach'« hervor hob. Hieraus wurde der Sarg unter Gebeten in die Gruft gesenkt, und nun ergriff der Aesthctiker Fr. Bischer da« Wort, um in einer sein auSgearbeiteten Rede von eckt Pisckcr'schein Eolorit die literarische Eigenart de« Unvergeß lichen zu schildern. Andere Redner folgten mit Kranzspenden, unter ihnen der Abgesandte der Burschenschaft Germania in Tübingen, welcher der Heimgegangene >33« «»gehört hatte. Schwer ward cS Allen, sich von dem Hügel zu trennen, der den sterblichen Theil de« Dichter« umsängt, und al« wir still- bewegt durch die wotkcnumflorte Landschaft den Heimweg suchten, ging erst durch alle Herzen da« volle Bewußtsein, wie unersetzlich viel wir an Berthold Auerbach verloren haben." — Han« Makart — so wird au« Wien geschrieben — hat vor Kurzem einen lustigen Auftrag erkalten. Der Be sitzer einer Panorama-Bude »n Rumänien hat ein Schreiben an den Künstler gerichtet, dessen Inhalt etwa folgender ist: „Schon lange habe ich von Ihrer werthgeschätztcn Kunst Rühmliche« gehört und ich bälle Ihnen auch schon längst ge schrieben, wenn ich im Besitz« Ibrcs werthgeschätzten Name»- gewesen wäre. Endlich habe ich nun Ihren werthgescdätztrn Namen von einem Freunde erfahren und ich bitte Sie »un. verehrter Herr Makart, mir etwa« von Ihrer geschätzten Kunst abzulasten. Ich hält« für meine Bude ein großes Bild von 18 Klafter zu malen, was Ihnen gewiß con- venircn wird. Ich erbille eingehende Ausklärung mit ge fälliger Preisangabe." — Wiener „Lumpenball". Zn den sonderbarsten Vergnügungen, welche in Wien in jedem Carneval üblich, zählt zumal eine, die in dem dortigen dekauntlich ziemlich zweifelhaften Großstadtdeulsch „a große Hetz" genannt wird aber im Hinblick aus die wirklich ganz merkwürdige „Unter, Haltung" eine ganz andere Bezeichnung verdient. Die Ver anstalter de« „LumpenballeS" haben sich nämlich darin zu überbielen, aus dem Balle in möglichst zerlumpten, wider wärtigen ja geradezu ekelhaften Kleidern oder Ma«ken zu er scheinen. denen rin anständiger Mensch schon ans zehn Schrille Entfernung mit dem Taschenluche vor der Nase aus dem Wege geben muß. Da- ist nun in kurzen Dorten die „große Hetz", bei der sich aber der urwüchsige Wiener vortrefflich unlcrhält, wahrscheinlich nach dem landläufigen Sprücbworte „A rechter Diana Mögen, Der konn goar vüll vertragen." Der diesjährige „Lumpenball" fand in den großen Sälen Sckwender'S statt und war, man sollte e« kaum glauben, von 8000 Personen besucht! — WaS da geboten wurde, spottet in der Tbat jeder Beschreibung. Die Fremde», welche sich durch die riesigen Ankündigungen verleiten ließen, den „Lumpenball" zu betuchen, batten, dort angekommen, uickt« ciligere« zu tkun, al« sich sosort au- dem thaksächlichen Staube >u machen, um in dem nächsten Parsümerieladen ein Fläschchen Kölnisch Wasser zu lausen. Man muß in der Tbat alle Sccnen, MaSken und Auszüge jene« ..Lumpenballe-" selbst gesebrn haben, um daran zu glauben, daß eine solche „Unterhaltung" unter der gebildeten Bevölkerung einer europäischen Stadl möalich ist. Man prallte vor Allem vor einer schrecklichen Gruppe zurück, welche die Aufschrift „AsylhauS" trug. Die Leute, welche sie darstellten, schienen wirklich soeben au« einer schmutzigen Straße gekommen und lagen in zersetzten Kleidern aus dalbverfauttrm Stroh durch einander Ein Fremder fragte ein Baflcomitömitglied „Mein Gott, wie kommen denn diese armen Leute hierher?' — Jenes erwiderte vor Lacken sich schüttelnd: „Na Sö. dös san kaue armen Leut'; der ane iS a reicher Fabrikant au« Lerchenseld. der ondere a Sotllermaster von SechOhau-." Da« Ballcomitö Mitglied batte wirklich die volle Wahrheit gesagt und die „Hetz" um den „dalketm" (dummen) Fremden wurde nun «ine allgemeine — Die bereit« telegraphisch gemeldet, ist in Pari- Auguste Barbier gestorben Am 28. April 1803 Daselbst geboren» studirte er Iura und debutirt« 1839 al« Schrift steller mit einem Roman „!,«« muuvuli gvyoni". Die Juli» Revolution führte ihn da»» mit den 1831 erschienenen, seit- l em zu 39 Auflagen gelangten ^«undo«^ aus sein eigenste« Feld, da« der poetischen Satyrr. Die geißeln in einer Reihe beißender Satyren die Sittenverderbniß. die Ehr- >,nv Habsucht, den schamlosen Materialismus der höhern Elasten, der Frankreich um die Früchte der Iuli-Revotution brachte, die sinnlose Vergötterung Napoleon 1. rc. Einzelne Theile davon finden sich vortrefflich verdeutscht in Geivel'S Fünf Bücher französischer Lyrik". In seinen späteren Werken „Oiuints civUon et religlour, „Lime« KSrotquos") tritt dieser energiich-satyrischr Grundtvn immer mebr zurück. — Stürmische« Wetter auf dem Atlantic. Die u Beginn diese« Monat« in New-Aork eingetroffenen Dampfer «richten wieder von sehr stürmischem Wetter aus der Ueber- ahrt. Die „Furnrssia" nnd „Acadia" hatten eine Reihenfolge von Stürmen zu bestehen, in denen letztere so viel Kohlen verbrauchte, daß sie zur Ergänzung der Borräthe in Bermuda einlausen mußte. Später geneth da« Schiff in einen zwei Stunden dauernden Orkan. Auch die Dampfer „Italy" und „Oder" berichten von ähnlichem Wetter. Tue ,O>der" batte einen besonder- schweren Sturm au« SUdost am 28. Januar; die See ging sebr hoch, spülte beständig über da« ganz« Schiff und riß einen Mattosen mit fort, zu dessen Rettung de« schreck lichen Wetter« wegen nicht« geschehen tonnte. Die Dampfer „Berrvwkale". von Catania, „Lasell", von Santo«, und „City os Alexandria", von Havana angekommen, hatten ebenfalls aus der ganzen Reise mit Stürmen zu kämpsen. — Au« Fiume wird der „N. Fr. Presse" aeschricbrn: „Capitän der Krieg-marine von Wohtgemuth, Führer der nächste» Nordpol-Expedition, die in den ersten Tagen de« Monat« April von Pola auSlausen wird, war einige Tage hier, um seine Mannschaft, die größtentheils wieder au« Fiumauern besteht, zu ergänzen, wa« ibm auch vollkommen gelang. In Pola wird an der Ausrüstung des Dampfer« «arbeitet, der die Polarsahrer nach der Insel Jan Mayen ringen soll, allwo die österreichische Expedition überwintern wird. Capitän Woblgemutb, der Neffe de« verstorbenen Frld- marschall-Lieutrnantö und de« unglücklichen Fregatten - Capl- tän«, der mit dem KriegSLampfer „Marianna" 1832 in See purlo« zu Grunde ging, ist der würdigste Nachfolger Wey- >recht'S in ähnlichen Expeditionen. Er war de», Verstorbenen ehr befreundet und erinnert in seiner Ruhe und Cbarakter- cstigkeil an den der Wissenschaft zu früh entrissenen Forscher. L« ist bewunderungswürdig zu hören, wie er aus Alle« be dacht ist. was der Expedition förderlich und zur Pflege der ihm Anvertrauten nothwendig sein kann." (Eingesandt.) Die Eierproductron »st in diesem Iabre nicht so günstig al- in anderen Iabren. E» scheint, als hätten sich die Hühner im vergangenen Spätsommer und Herbst etwas abgelegt und angen dieselben jetzt erst an etwa« fleißiger zu legen. Warum der'PrciS für wirklich garantirt frische Eier in Berlin niedriger sem soll al« in Leipzig, kann ich mir nicht erklären, da da» Frachtobject nicht so bedeutend ist, um sie von dort nach hier zu beziehen. Wahrscheinlich liegt aber der Grund darin, daß in Berlin unter die sogenannten frischen Eier viel Augufteicr untermengt werden. Wscknk.—Wedau. Briefkasten. vroütruUo. Da« Publicum wird wobl selbst am besten durch Prüfung de» Unterschieb heran-finden. Gute Waare empfiehlt ich stet- von selbst. Dun^tldrlger Tdou»«»t. Da« Abstempeln durch die Polizei behörde fit keineswegs geboten; nennen Sie sich aber als Absender auf dem Eoudert. Telegraphische Depeschen. Berlin, 18. Fevruar. «. M. Kanonenboot „Habicht", 3 Geschütze, Commandant Corvrttencapitain Kuhn, ist am 22. December pr. in Auckland eingetroffen. Wien, 15. Februar. Der französische Botschafter Duchatel überreichte im hiesigen auswärtlgen Amte die Note Freycinet'S betreff« Egvptens. Freycinet'S Note erklärt, daß Frankreich die Erkaltung de- ntutus guo in Egypten wünsche und bereit sei, sofort in Erörterungen über eine gemeinsame Stellungnahme mit den übrigen Großmächten einzutrete», wenn in Egupten eine Wendung erfolge, welche dies noth wendig macke. Wien, l5. Februar. In der heutigen Sitzung de« Ab- zeordnetenbausc- wurde mit einer Zuschrift de-Hai,delomi„ister» sjino der Gesetzentwurf betreffend den allgemeinen östcl-reichisch- ungarischen Zolltarif vorgelegt. Die Vorlage dürste heute auch dem ungarischen Unterhaus« zugehe». Dem Entwürfe ist ein umsangreicher. sachlich daillirt eingehender Motiven- berickt beigegeben, in dessen allgemeinem Theil cS heißt: „Wir stehen heule wieder dort, wo wir 1878 standen, nämlich vor der Nothwendiakcit, unfern Tarif wirklich autonom zu revikiren, nur bat sich seitdem die Situation wesentlich geklärt. Die Hoffnung, durch Rücksichtnahme aus da- Ausland dasselbe — Da- Abgeordnetenhaus nahm in dritter Lesung den Ge setzentwurs betreffend die Prager Universität an. Wien, 13. Februar. Abgeordnetenhaus. Im Laufe der heut! mid köm» ihr« Pflicht« »» »fl der Unterstütz», seid« chünfl, durchsühren. Sie werde trotz der heftigen u»d «gerechte» VPPo- ition ihre Sitze nicht r»»«eo. Nicht al» Minister, sauder» «l« Abgeordneter rat he er. de» Staudvuncl höherer Iuleresse, eftizu- nehmen und lieber Gesetze zur Beschwörung der social« 8«^ zu chaffe«, um die Llvilisattou zu retten. Pest, 15. Februar. Unterhau«. Der Deputirte Hermann richtet« eine Interpellation an die Regierung darüber, ob sie Kenntniß habe von einem unter dem Präsidium Falkrnstein'« constituirten deutschen Schulverein, besten Action-mittelpunct Zerlin sei und der in numerirt erscheinenden Flugblättern offen gegen die ungarische Nation aufreize und mit den Sachsen Siebenbürgen- durch Emissäre Verbindung unter hatte und ob di« Regierung beabsichtige, sich hierüber auf amtlichem Wege Kenntniß zu verschaffen, dem Ergebnisse ihrer Schritte entsprechend vorzügehen und dem Hause darüber zu berichten. Pari«, 15. Februar. (K.Z.) Die Behauptungen Gam- betlisnscber Blätter über Streitigkeiten zwischen Freycinet und Say sind in manchen Einzelheiten falsch; begründet ist nur. daß e« zwischen beiden Ministern über die am Sonntag vom „TempS" gebrachte Mittheilung, daß da« Finanzprogramm de« Cabinet« geändert werven könnte, zu Erörterungen kam, di« jedoch zu einem vollständigen Einvernehmen führten. Sah machte im Hinblick aus den jetzigen Geldmarkt geltend, da, eine RenteoauSgabe zur Zeit nicht thunlich sei und die Re gierung auch in Betreff der großen Bauten äußerst vorsichtig zu Werke gehen müsse. Toulon. 1k. Februar. Im hiesigen Hasen wurden aestern Versuche mit der neuen Revolvcrkanone, Holkitsch'» System, angestellt, welche die Lösung der Frage oetreffend den Schutz von Kriegsschiffen gegen Torpedoboote zum Zweck hatten. Die Versuche sind befriedigend au-gesallen, indem c« ich bei einem Scheingefecht zwischen einem Torpedoboot und einem mit der Revolverkanone versehenen Kriegsschiffe als absolut unmöglich erwie«, mit dem Torpedovoote nahe genug an da« Kriegsschiff zu kommen, um mit Erfolg an- greiscn zu können. Petersburg, 16. Februar. Nach dem heute veröffent lichten Bulletin ist in dem Befinden der Großfürstin Maria Paulowna eine bedeutende Besserung eingetteten. Petersburg, 18. Februar. Durch einen kaiserlichen UkaS ist der Gras Peter Schuwaloff zum Verweser de-Apa- naaendepartemenl« ernannt worden unter Belastung in seiner Wurde als Senator. Bukarest, 15. Februar. In dem Befinden der Königin /st eine bedeutende Besserung eingetteten. London, 15. Februar, lieber einen Exceß albanesischer Hirten gegen englische Nnterthanen wird dem „Reuterffchen Bureau" aus Konstantinopel tclcgrapbirt: Der Commandant de- englischen Krieg-schissc- „Falcon", Selby, wurde, al« er sich aus einer Jagd bei Artaki in Anatolien befand, von einem Albanesen angegriffen, welcher ihn durch Schläge mit einer Hacke schwer verwundete. Die Pforte bat dem Baly der Provinz und dem Kaimakam des betreffenden Distrikt« be sohlen. sich an den Ort der Tbat zu begeben und den Thäter sestzunehmcn. Der englische Botschafter. Lord Dufferin, ver langt die Entsendung eine« türkischen Kriegsschiffe« nach Artaki. Dasselbe wird voraussichtlich von dem englischen Kriegsschiffe „Cockatricc" begleitet werden. Konstant in opel, 15. Februar. Der Commandant Crenwcll nnd der Lieutenant Selby von dem englischen SlationSschiffe und der englische Consularadjunct Wrench sind ans einer Jagd bei Artaki von albanesischcn Hirten angegriffen worden. Der Lieutenant Selby ist durch einen Hieb mit einer Hacke schwer verwundet worden, der Commandant Crenwell ist leicht verwundet. Der englische Botschafter Lord Dusserin hat von der Psorte die energische Bestrafung der Schuldigen verlangt. Konstantinopel, 18. Februar. Der englische Consul geht morgen mir einem ottomanischen Annctionair aus dem englischen Station-dampser nach Artaki ab behufs Einleitung der Untersuchung anläßlich des Angriffs auf englische Ilnter- thanen. Der Zustand de« Lieutenants Selby läßt rvenig Hoffnung. und Versöhnung nicht in einer extremen Trennung, sondern in der Ber> einigunq. Die Linke glaube selbst nicht an ibre Behauptung, da' gegenwärtige Regierung aus Oesterreich einen slavischen S Zusammenleben hierzu nvthige. Üs sei nicht berechtigt, die angeb lich herrschende Erbitterung in Böhmen einzig und allein dem gegen sei. der Majorität oder von Theile» beneiden gemartert werde. Idm iei dier Bliit-tropsrii zu schützen und zu vertreten. hierzu viel praknicher al» der der direkten Besteuerung, a» deren Reform schon wegen der Schwierigkeiten derselben seit 1861 gearbeitet »»erde. Aus da« Schlagwort: „Petroleum und Schuloen" antwortete der Minister, er habe von seinen Vorgängern Schulden odne Peiroleumzoll übernommen. Ein thaisächlicher Erfolg liege bei der Majorität, wclche in kurzer Zeit durch dir Annahme von Gesetzen ein« Erhöhung der Ätaat«einnalnnen geschaffen bade. Dem Vorwnrse wegen der der Boden-Crediwnstalt rrlheilten Genehmigung betreffend ihre Prämien auleiheu a« Geineinden gegenüber verwies der Minister aus die von dem ehemalig« Minister Lasser geuehmigte« Etatnten der Boden Lrrditauftolt, »ach wetcheu dieselbe zur AiiSgade von Prämien Pfandbrief« berechtigt sei. Bezüglich der Länderbank führte der Minister die staat-finanzielle» und stoatspolitiichen Gründe de« ab> geschlossenen Nedereintomnien« an und erklärte, daß seiner Zeit nachdem er die Motive au»einondergesetzi hatte, we-hald er sich nicht über die betreffende Offerte entschieden habe, ein Abgeordneter in einem Rebenraum des Hauses zu ikm gekommen sei, vm ihm mehr anzudiet«. Der Minister beklagle sodann die fort- «ährend-m Kümpfe mit verletze»«« Aenßernngen. durch welch« «>»e Verstäadigaug unmöglich gemacht werde. Gut« Villen müsse mau selbst auch bethätige« und nicht blos von der anderen Seit« verlang«. D« Regierung »erd« nur eine verfassungsmäßige sei» Meteorologische Üeobachtungeil Teil äer Leodaektuns. ! knrom. /riierinn-ssteiLtiv« ^ r->>I. »uk mrr.c»».! «il'LÜS iiLk. Viuä- Stnuuol». rioMvoa n. 8i!i>'k« 1ö.rebr.5.d.10vkx 745 9 2.0 16.redr.Ur<.8 - 7589 — 0.8 - Xm. 2 - 758.9 ' -s- 2.4 -lillimuw 6er lempersnir — — l".5. ftöko 6sr Xieäenclilttiro ') 8tnrm un6 sieben. 96 !W8W 77 >w 57 !W.?W >. -lariwam — 6.6 wm. fftrüds') 9>oUc1» — ff- 3^8. Wetterbericht «le» Zlvte-oralotrlkott«-!, Inutltnte» urr I.offpuizx vaed .4»>r»be 6er Seeinnrto uml eigenen Depeschen vom L«. kHl»r»i»>7, 8 resp. 6 Ddr Llorxsn». Stationen -ZL --Y ^ Wind Wetter r-i" ZZ? s-L KuIIaadmor«. . . 767 IV stark kie^so ff- 9 5kerdeen 756 ,8W mänsje beiter ff- 3 § t'!>risriannnnd . . 750 WXW nteik ivolkis; — 4 Kopendagen. . . 759 XW ntürminek bedeckt ff- 1 »oelckoim .... 745 XW «iürmisek ivolkenlo« — 6 ltaparand». . . . 729 8W leickt ball, bedeckt -14 Deterninuxr.... — — — — Konüau 743 8 leickt Seknee - 1 "3 ('orlc.^usenntoivn 773 W »edivack balb bedeckt ff- 9 3 kt ftrost 776 XXW nelivack bei! er > 6 LH » » o » « » 769 8W still ivu!k>>r ff- 2 ZL -^>t 785 WXW ,uü->si« beiter ff- 2 Ilamburie 767 W krinck ivvlkenlon') ff- 2 3vinemünds. . . 762 WXW krisch kalb bedeckt ff- 1 Xeukakiwanner. . 755 WXW nteik bald bedeckt') 0 Kemel 746 WXW Sturm Seknee — 2 l'arin 775 W still nolkenlo» 0 »imnker 775 WSW schlack >volk>L' 0 Xirlnruke .... 773 SW nchivae.d be<Ieekt^) ff- 2 Wiesbaden.... 772 XXW schwach beiter ') 'i' e »uneben. ... 770 8W nck»acl> >>edetki 0 c- I^ipri^ 770 W schwach wolkenlos*) — 1 l'lauen -- X niill »olkenlo» I— 4 Wilkau — W krinck S>>Iinee >) il Ä ^nnabsrx .... — WXW krinck 'volkeiilo. — 5 Dresden 787 W 1r>scb ivolkenlon 0 Derün 789 WXW nckvack ivolkenlo» 0 Wien 765 ^XW iusnsice bedeckt ff- 3 l - Dreniau 76.') WX5V krinck > beiter ') 0 » Ile 6'.4n i 776 /X «-kvac!» Z° Xl/r.» 774 LXl-l steik 7>iest ' 788 -iül ivollieiilos -I- -1 chalb lwdeclcl ff- 7 d''6eolit ff- 9 ') ciestern kecren. ') Xactits stürmisch. ') X.iclits liefen und 8cdnoe. 's Xaclits ffetmoe. ') Xnekmiikar» »u6 Xaelits Kexeu. ') Xaclits kexe». ') Xaokt» kte^e». vedsrsicdt der Witterung. Dan gestern ernitliiito Ib-pre-nionnceediot über Xordeuropa int ontnisrtn aacii bännland sxrljsencnrinen, an »innerer Klint« «tvrmwck« recdtdrekende Winde verursachend. >vskrend eleich- reitüx von ffüdivont-urop» ein riemliel, intenniven Zlaximum «cd nach Ontrulonrnp» vor» I>i«dr. Im »ildlicdcn Ostseeuvbieio «eko» viellacd ntUrmiseda oordvestlicbe Winde. Kemel uud Xi>vitendt-r»c melden XordMvninturm. lin übrigen Deui.ncdland int dan Weiter ruklg, vielfach Keiler und a»en!li^Iix>ii k»lker. Im uordiventliehen Dentnedland Leien erhebliche Kel-enn/en^en. ^Meruii«8-.4u88tekt »»s »ioi, >7. VerSuöerllekes, etnan kältere» Wettor »dno ordehlleh« Iklostornehlä/xo.
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