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Zwei Balladen von R. Schumann Herr Liepe. blindlings reisst der Muth ihn fort; er lästert die Gottheit mit sündigem Wort. er brüstet sich frech, und lästert wild! Knechtenschar ihm Beifall brüllt. König rief mit stolzem Blick; Diener eilt und kehrt zurück. Nach Frankreich zogen zwei Grenadier’, Die waren in Russland gefangen, Und als sie kamen ins deutsche Quartier, Sie liessen die Köpfe hangen. Da hörten sie Beide die traurige Mähr: Dass Frankreich verloren gegangen. Besiegt und zerschlagen das tapfere Heer,— Und der Kaiser, der Kaiser gefangen. Da weinten zusammen die Grenadier’ Wohl ob der kläglichen Kunde. Der Eine sprach: »Wie weh wird mir, Wie brennt meine alte Wunde I« Der Andre sprach: »»Das Lied ist aus, Auch ich möcht’ mit dir sterben, Doch hab’ ich Die ohne mich Und Die Der Der Er trug viel gülden Geräth auf dem Haupt; Das war aus dem Tempel Jehovah’s geraubt. Weib und Kind zu Haus, verderben.«« mich Weib, was schert mich Die Mitternacht zog näher schon; In stummer Ruh lag Babylon. Nur oben in des Königs Schloss, Da flackert's, da lärmt des Königs Tross. Dort oben in dem Königssaal, Belsatzar hielt sein Königsmahl. Die Knechte sassen in schimmernden Reihn, Und leerten die Becher mit funkelndem Wein. Es klirrten die Becher, es jauchzten die Knecht’; So klang es dem störrigen Könige recht. Des Königs Wangen leuchten Gluth; Im Wein erwuchs ihm kecker Muth. Und Und »Was schert Kind. Ich trage weit bessres Verlangen; Concertstück für Piano forte (Gmoll) von C. Reinecke Fräulein Helene Duhmberg aus Barnaul (Sibirien). b) Die Grenadiere. Lass sie betteln gehn, wenn sie hungrig sind,— Mein Kaiser, mein Kaiser gefangen 1 »Gewähr mir, Bruder, eine Bitt’: Wenn ich jetzt sterben werde, So nimm meine Leiche nach Frankreich mit, Begrab mich in Frankreichs Erde. »Das Ehrenkreuz am rothen Band Sollst du aufs Herz mir legen; Die Flinte gieb mir in die Hand, Und gürt mir um den Degen. »So will ich liegen und horchen still, Wie eine Schildwach, im Grabe, Bis einst ich höre Kanonengebrüll Und wiehernder Rosse Getrabe. »Dann reitet mein Kaiser wohl über mein Grab, — Viel’ Schwerter klirren und blitzen; Dann steig’ ich gewaffnet hervor aus dem Grab, — Den Kaiser, den Kaiser zu schützen!« a Belsatzar. Und der König ergriff mit frevler Hand Einen heiligen Becher, gefüllt bis am Rand. Und er leert ihn hastig bis auf den Grund, Und rufet laut mit schäumendem Mund: »Jehovah! dir künd' ich auf ewig Hohn,— Ich bin der König von Babylon!« Doch kaum das grause Wort verklang, Dem König ward’s heimlich im Busen bang, Das gellende Lachen verstummte zumal; Es wurde leichenstill im Saal. Und sieh! und sieh! an weisser Wand, Da kams hervor, wie Menschenhand; Und schrieb, und schrieb an weisser Wand Buchstaben von Feuer, und schrieb und schwand. Der König stieren Blicks da sass, Mit schlotternden Knien und todtenblass. . Die Knechtenschar sass kalt durchgraut, Und sass gar still, gab keinen Laut. Die Magier kamen, doch keiner verstand Zu deuten die Flammenschrift an der Wand. Belsatzar ward aber in selbiger Nacht Von seinen Knechten umgebracht.