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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.01.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-01-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188301080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830108
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830108
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-01
- Tag 1883-01-08
-
Monat
1883-01
-
Jahr
1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.01.1883
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Lrß«t1i«„ und LrPkditi«» Johanue-gaslc 33. -Prnhstun-nl der Lrdarlinu: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—S Uhr. BK dt« IN»«,»»« Vi.v-lcri»«, «o»t sich di« K«r«ct>»i> »ad« »«r»u>»ttch. Nnnutz«« der für dt« «dchstf«l,eud« Ru»»rr drstt««teu Inserate au W»che»tu>en di« 8 Uhr Nachmittag«, a» Vauu- uud Krfttagen früh di« '/,L Uhr. 3u de» /ilialeu skr Jus.-^nnahmr: Ott« Ule»«, Universttät-ftraße 21, Laut« Lisch«, Katharinenstraße 18, p. «ur »i« '/,» Uhr. Auflage 17,»S«. Adonnrmrntsprris Viertels. 4'/, Md.. iucl. Brlngerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Stummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbeiürdcrung 39 lE ^ Ü - mit Postbeförderung 48 Mk. Inseratr Kgespalteve Petitzeile SO Pf. Gröbere Sch iiten laut unierem Preis- verzeictzuiv. Tabellarischer Sag nach höherem Tarif. Lerlamrn unter dem Nedaclionsffrich die Spaltzeile SO P>. Inserate sind stets a» die Erpedttion zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pruenumerunclo oder durch Post- nachnahnie. 8. Montag den 8. Januar 1883. Amtlicher Thetl. Vtkauntmachuvg. Die diesjährige NcuiahrSmeste endet mit dem 15. Januar. An diesem Tage sind die Buden und Stünde auf den Plätzen der inneren Stabt bi« Nachmittag« 4 Uhr vollständig zu räumen und bi« spätesten« 8 Uhr Morgen« de« 16. Januar zu entfernen. Die aus dem Augustu-platz« und auf den öffentlichen Wegen und Plätzen der Vorstadt befindlichen Buden und Stände sind bi« Abend 8 Uhr de« 15. Januar zu räumen und am 16. und 17. Januar, jedoch lediglich während der Tage«stunden von früh S bi« Abend« 7 Uhr abzubrechen und wegzuschafsen. Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften, für welche beziehentlich auch die betreffenden Bauhanvwerker ober Bau unternehmer verantwortlich sind, werden mit Geldstrafe bis zu 150 oder entsprechender Haststrase geahndet werden. UebrigenS haben Säumige auch die Obrigkeit- wegen zu ver- fügend« Beseitigung der Buden zu gewärtigen. Leipzig, am 3. Januar 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georg«.Henuig. Vetramlluillchung. Die auf den 8. Januar e. im Burgauer Forstreviere anberaumte Nutzholz - Auktion wird hiermit aufgehoben und aus den 17. dieses MonatS verlegt. Leipzig, am 4. Januar 1883. DeS Raths Aorstdeputatton. Bekanntmachung. Aus Antrag eine« MiteigenrhümcrS soll zum Zwecke der Aut- eiuandersetzung die im Betriebe befindliche Thonwaarensadrtk von it. Krisch zu Btttrrsel» a« St». März 1883, vormittag« IS Uhr an hiesiger Sericht-stelle, Zimmer Nr. 21, öffentlich meistbietend verkauft »erden. Die aus verlangen »u stellend« Bietung-cautioa beläuft sich aas zwSlftauftndachihundcrt Mark. Die sveciellen Bcrkaussbedingungen liegen in der Gericht-lchrel- berei, Abtheilung 1 de« Unterzeichneten Gericht« und im Comptoir der Kelsch'schen Fabrik »ur Einsicht an«, werden auch von der Betriebs leitung der Fabrik abschriftlich aus Verlangen mitgetheilt. vittersetd. de» SS. December 1883. Köni,liche« Amtsgericht, Abtheilung I. cl»6 MtAlieäer äer ärrtliekev Leririrsvereine I^eiprix- 8taät unä I^eipri^-IsLnd. vor Vorsitrsnck« äer 6«meinnütriL«t Oe^Uoeliickl, Herr vr. 6«a»«l, lackst uns in ckualeeouvertker Weise Nlr vleastax ck«r 9. ck. äl. Abenck» 8 Ubr ru einer Versnmmluox üu Haus« cke» üanOnLnnlscbso Verein» ein, in »sicher Herr 4rnbsriclitsr llartrrieli von vüsselckork einen Vertrug halten reirck Oder cki« öeäeutuox uuck Xoth»su>lixlieir einer Vllevüicke» LorperpSege. leb bitte äi« SlitpUecker äer oben xenanntsv Vereine, äieaer Linlaänmx radlreieh kolz-e mi leisten. Veiprigl, äen 6. äaouar 1883. vr. 8ebUäb»eh. Königliches Gymnasium. Anmeldung zur Osterausnahme Dau«er»ta- »en 1t., Freitag »e« IS. «ad So«nade»d de« IS. Januar IO—1 und 3—4 Uhr. Ich bitte bei der Anmeldung da« letzte UnlcrrichtSzeuguIß vor zuleg cn. Leipzig, am 6. December 1882. Richard Richter» Rector. Ttiomasfchule. Anmeldungen von Schülern, welche »u Ostern 1883 in die Thomasschale eintreten sollen, nimmt der Unterzeichnete Mittwoch, »en 10., und Tounersta«, den 11. Januar, »o« früh 0 Uhr ah entgegen. Leipzig, den S. Januar 1883. ^ vr. Iungmann. Nichtamtlicher Thetl. Leipzig, 8. Januar 1883. * Am 9. Januar beginnt die parlamentarische Saison mit der Wiederaufnahme der ReichSkagSsitzunaen aus« Neue und am folgenden Tage tritt auch da« preußische Abgeordnetenhau« wieder zusammen. Schon die gleich zeitige Wiedereröffnung der Tbäligkeil der beiden großen gesetz gebenden Körperschaften ivcist auf eine überaus und un gewöhnlich schmierige Geschäsl-lage hin. Da« in der ersten Hälfte der beiderseitigen Sessionen begonnene und als sehr störend empfundene Verfahren de« gleichzeitigen Tagen- der beiden Parlamente wird auch in der zweiten Hälfte fortgesetzt und wir wollen nur hoffen, daß e« dem guten Willen und Entgegenkommen der veiderseiligen Präsidien gelingt, die U». bcqi'emiichkeilen diese- Zustande- durch geschickte und plan mäßige Dispositionen auf ein möglichst geringe- Maß zu be schränken. Die Leiter der beiden Parlamente werden gut lhun, sich al-dald über einen uinsassenden Arbeit-plan zu ver ständigen und sich nicht aus de» Standpunkt zu stellen, daß der Reichstag sich um da« Abgeordnetenhaus nicht zu kümmern habe und umgekehrt, einen Standpunkt, der von mancher Seite, je nachdem man an der Thätigkeik der einen oder der andern Körperschaft ein größere- Interesse hat und sich mehr Erfolg von derselben veripricht. deutlich genug empfohlen worden ist. Durch solche Rücksichtslosigkeit würde sür beide Parlamente eine ersprießliche Wirksamkeit aus« Aeußerste erschwert. Ma die dringendsten und wichtigsten Arbeiten der wiederbeginnenden Session betrifft, so bestehen sie sür den Reichstag in der Er ledigung de» Etat«, der Beralhung einiger theil- au» der Initial,»« von Abgeordneten hervorgegangenen. theilS noch dom BundeSiath zu erwartenden Vorschläge zollpclitischen Inhalt», namentlich der Erhöhung der Holz-,ölle. den ebenfalls the»l« von der Regierung, theil- von Mitgliedern de- Reich«, lag« vorgeschlaaenrn Abänderungen der Gewerbeordnung einer Reih« anderer Initiativanträge au« dem Hause, unter denen der Vorschlag der procenlualea vvrsensteuer da« meiste Jatereffe beansprucht, und außer etlichen Vorlagen zweiten Range« in der Berathung der socialpolitischcn Gesetzentwürfe» von denen da» Krankencastengesctz von der Commission dem nächst durchberathen sein wird, da- NusallversicherungSgesetz schon auS Gründen der Geschäftslage wenig Aussicht hat, in dieser Session erledigt zu werden. Damit wäre der Arbeitssloff sür den Reichstag fertig, wobei allerdings nicht ausgeschlossen ist. daß noch neue Vorlagen im weiteren Ver laus der Session eingehcn könnten. WaS da- Abgeordneten haus betrifft, so ist seine Arbeit-last offenbar noch größer, fluch daS Abgeordnetenhaus hat noch den Etat zu erledigen, besten wichtigste und zeitraubendste Theile noch im Rückstand rnv; e- hat die Steuervorlage, zunächst in CommissionS- berathung, dorzunehmen, e» hat die VcrwaltunaSgesetz«, die Canalvorlage, eine NothstandS- und eine Elsenoahnvorlage, die blSjetzt »och nicbl ringegangen!, aber sicher in kürzester Zeit zu erwarten sind, zu beralhen, eine ungemein umfang reiche Arbeitslast. Durch umsichtige DiSpofilionen, so daß die beiden Häuser abwechselnd in die Commissionen und iu- Plenum den Schwerpunkt ihrer Thätigkeit verlegen, kann viel gethan werden, den Geschäften einen ungestörten Fort- gang zu sichern. Gleichwohl ist schon jetzt mit Gewißheit vorauszusehen, daß die parlamentarische „Campagne" sich wieder bis lief in den Sommer hinein erstreckt, und rb die positiven Ergebniste mit der vielen Arbeit im richtigen Berhällniß stehen werden, darf man wohl bezweifeln. * Einen erfreulichen Eindruck macht e-, wenn über Deutsche und Deutschland auch einmal von Sei len einer anderen Nation ei» anerkennende» uud lodende-Urlheil gefällt wird. So haben wir mit großem Vergnügen den Bericht über eine von dem früheren Gesandten der Vereinigten Staaten von Nordamerika, Andrew de White, vor der Geographischen Gesellschaft in New-Nork am 20. December l882 rehallcne Rede gelesen. (New-/)ork Herald, 21. December.) Die darin ausgesprochenen Wahrnehmungen und Urlheile de- Gesandten zeigen, daß er keine Mühe gescheut hat, über die verschiedensten Verhältnisse bei uuS klar zu werden und daß er vor Allem dem geordneten NnterrichtS- wesen, der Einsachbeit im Familienleben unv dem ehrlichen Sinn der Deutschen hohe Anerkennung zollt, und diesen Faktoren hauptsächlich da» Aufblühen de» deutschen Kaiserreich- zuschrribt. ES ist die« um so höher anzuschlageu, al» wir recht wohl wissen, daß der DurchschnittS-Amrrikaner nur zu geneigt ist auf den armen, langsameu, »>zr zum Soldat werden uud zum Sleucr zahlen erzogenen ./Dutch man»" herabzusehen, der froh sem darf, sich im getobten Lande der Freiheit satt essen zu können. Auch da« dem deutschen ZeUungSwesen gespendete Lob White'« können wir ua« gefallen lassen, ohne dc«halb zu versäumen, un« an der Schnelligkeit, mit welcher drüben Neuigkeiten bekannt gemacht werben, ein Beispiel zu nehmen. Wir wollen wünschen, baß der jetzige Gesandte sich al« cbcn so fähig in der Beurlbeilung fremder Verhältnisse erweisen wirk, und daß die Beziehungen »wischen Deutschland und den Vereinigten Staaten, die ja für so viele von auSgewanderten Deutschen Heimath geworden sind, immer die glücklichsten bleiben mögen. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bringt die folgende osficiöse Note: „In der „Pall Mall Gazette" vom 4. d. M. ist unter der Ucberschrift „Die KriegSqeriichte" Folgendes zu lesen: „Lin Bericht geht un» zu, den wir mit aller Reserve veröffent lichen, dag die in London wohnenden Deutsche« eine Mülheilung, ähnlich der ihnen von ihrer Regierung vor dem sranzüsisch-dcutsche» Kriege zugestellien, erhallen haben, daß sie binnen Kurzem zu mili lairischer Dienstleistung nach Hause beruscn werden könnten. Zu sagen, daß dieser Bericht aus einer Erfindung beruht, ist nicht nvthig; aber wir können unser Befremden darüber nicht zurückhalten, daß ein Blatt, welche- dem Ver nehmen nach dem UnterstaatSsecretair Lord Rosebery, Schwie gersöhne von Rothschild, gebört, sich, auch unter aller Reserve, zur Verbreitung eine» Gerüchte» hergicbt, welches entweder einer C,eculalwn 4 Iu duisss dienen oder da« englische Publicum gegen Deutschland als Friedensstörer verhetzen soll." * Wir erbringen heute ein »eueS Zeugniß sür die Loyalität de» PanslaviSmuS in Oesterreich. Tie Agramer kroa tischen Studenten sandten an Grüvy folgendes Tele gramm ab: „Die kroatische Jugend bittet Sie dringend, den Au-druck ihres lebhaften Mitgefühls über den vorzeitigen Tod de- Apostels der Freiheit zu genehmigen; die kroatische Jugend verfolgt mit Aufmerksamkeit den großen Freihctt«- kamps der großen sranzösijchen Nation, sie betrachtet mit Bewunderung die edelmüthigste Nation, welche die Selaven- sesteln gebrochen hat. DaS Licht der Wahrheit strahlt vor allem von Frankreich au-, und diese- Licht begeistert auch un» Kroaten, die wir durch den deutschen Geist vergiftet sind. Wir nehmen Tbcil an Ihrer Betrübniß über den Verlust de» großen Gambetta, diese» Vorkämpfer- der Verbrüderung der romanischen unv slavischen Völker gegen die deutsche Finsterniß." » * » * Da» letzte gegen die vatikanische Botschaft Oesterreich-Ungarn- gerichtete Attentat hat bei» ita lienischen Cabinet die Bahn zu einer energischeren Aclion gegen die Jrrrdenta srei gemacht. Tic Frechheiten der Jtalianissimi sind bi» zu jenen, äußersten Grade gediehen, welcher mit Ver Existenz und ven Interessen eine- geordneten Staat-wesenS verträglich erscheint. Nationale und inter nationale Erwägungen drängen die Regierung de- Königs Humbert gleichermaßen aus den Weg nachdrücklicher Repressiv- niaßrezeln; da- sreunduachbarliche Verhällniß zu Oesterreich kann unmöglich gewinnen, wenn Oesterreichs Wappen und Vertreter auf italienischem Boden so zu sagen Vvgclsrei sind; und cbcn so wenig kann da- innere Ansehen der Regierung, dessen sie doch bei Durchführung der geplanten uinsassenden Reformen im vollsten Umfange bedarf, wirksame Geltung entfalten, wenn eine Partei, die den Umsturz alle« Bestehen den aus ihre Kahne geschrieben hat, »nter den Augen der Regierung, am Sitze der nationalen Hauvlsradt, ihre hetze rische Propaaanda straffrei sortsetzen Vars. Wie wir hören, werden die Vorgänge der jüngsten Zeit unmittelbar nach dem Giederzusammentritt der italienischen Kammern zum Gegen stände einer parlamentarischen Action gemacht werden. — T!er „Di ritt»" schreibt in Bezug aus die irredentistischen AuSschreilunaen: „Die öffentliche Meinung hat die traurigen Ereignisse der letzten Tage gebrandmarkt Hoffen wir. daß dieselben sich nicht erneuern werden, sonst müßte die Regierung sehr energische Maßregeln ergreifen. DaS Ministerium scheut nicht vor der Anschul digung de- JllibcraliSmuS zurück, e» darf nicht zögern, wo der gute Rus und die theuerstru vitalsten Interessen de» Vaterlandes auf dem Spiele stehen. DaS Blatt sagt weiter, uian könne nicht zugeden, daß man Italien auf der Straße Verlegenheiten bereite, ivelch« geeignet seien, bat Berhällniß M einer benachbarten Macht zu compromittiren. die Grund- age der freundschaftlichen Beziehungen zu verrücken und Italien in Abenteuer zu stürzen. Es sei verhängnißvoll sür ede» Land, sich von den Vorgängen aus der Straße be- »errschen zu lasten. Da» Ministerium werde sich wirklich populär machen und Anspruch auf die Dankbarkeit der Nation erwerben, wenn cS dir in der „Gazzetta usfiziale" gegebenen Versprechungen entschieden rinlvse." * Die französisch« Republik hat Doppeltrauer angelegt. General Chanzy'S Hintritl vereinigt sich mit Gambetta'» Tode zu einem zwiefach wuchtigen Schicksal«- chlage, welchem die Stirn zu bieten da» Regime de» Herrn Grevtz seine ganze Energie und Zähigkeit wird zusammen- rassen wüsten. Für eine Ratio», welche gleich der scan- zvsischen, den PersonenculluS iu so ausgesprochenem Maße auch unter republikanischen Formen couservirl, ist der Verlust von zwei Persönlichkeiten wie Gambetta und Ehanzy, in denen sich da» politische wie da» militairische Element de» republi kanischen Princip« verkörpert, unter Umständen eine Leben», rage. Zwischen dem Heere und der herrschenden StaatSsorm bildete Ehanzy unzweifelhaft da» zuverlässigste Bindeglied. Marquis de Galliffet mag ein gauz schneidiger cavallcrisnicher , Haudegen sein; an mililairischer Begabung jedoch stehter dem Ver storbenen um ebensoviele« nach, wie an Reinheit deS Charakter». Uebcrzeuqte Republikaner haben sich dem Marquis gegenüber desto ablehnender verhalten, je ostentativer er sich seiner Zeit an Gambetta berandrängte. Jedenfalls läßt sich nach Chanzy'S Tode die Möglichkeit, daß Frankreich im lausenden Jahre be wegteren Schicksalen entgegen gehe, noch weniger unbedingt von der Hand weisen. Sollte aber der durch Gambetta's und Chanzy'S Hinlritt verwaisten Republik etwa ein coinmu- nistischer oder mililairischer Cakilina erstehen: wird dann Herr Grevy ihr Cicero fein, der mit der Bürgerkrone geschmückte „Retter de» Vaterlandes?" — JnPariS machte der Tode»- all ungeheures Aussehen, weil Chanzy sür den großen Feldherrn galt, auf den man rechnen zu können glaubte. Der „National" beklagt da- seltsame Geschick, daß dem Bürger, der die Nationalverlheidigung hervoraerusen, der Soldat, den er zu seinem Schwerte erwählt, so schnell in« Grab folgte. Die gambettistischr ..Reform«" stimmt folgend« für die Partei bezeichnende Tevlenklag« a«7 „Zuvörderzt Skobeleff, gestern Gambetta. heute Chanzy! DaS Jahr 1882 ist gut für Deutsch land. Die sind die traiirigen Neujahrsspenden, die aber dem deutschen Minister wohl gefallen. Frankreich ist außer sich! ES fragt, ob BlSmarck einen Pact mit dem Tode unterzeich net habe." Der „TcmpS" schreibt: „Morgen wird sich da» chmcrzliche Andenken an den heißen Patrioten und den tapferen Soldaten verbinden." Der „TempS" fügt hinzu: „Chanzy tobt, der Vorposten unserer Grenze gebrochen! Große Hoffnungen wurden aus Chanzy gebaut, einstimmige Klagen olgen ihm." Aehnlich ist der Klageruf der übrigen rcpubli- kanischen Blätter, während die klerikalen über Chanzy'S Tod äußern: „ES ist die Hand Gottes, die sich zeigt." — Die Beerdigung Chanzy'S in Chalon» wird übrigen« einer Entschließung der Regierung zufolge ebensallS aus Staats kosten erfolgen. Die kaiserliche Familie und die Vertretung der Stadt Lerliu. (Telegraphische Meldung.) Aus da» Glückwunschschreiben de» Berliner Magistrat» anläßlich de« Neujahr-tage» haben Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin, sowie ihre kaiserl. und königl. Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin folgende Erwiderungen ergehen taffen: Der Magistrat Meiner Haupt- und Residenzstadt Berlin hat mit dem zur Jahreswende Mir gewidmeten Gruße eine» Rückblick aus di« Geschicke de- Vaterlandes im verflossenen Jahre verbunden, welcher eine Mich sehr erfreuende Zufriedenheit bekuudet. ES ist Mir eine besonder« angenehme Genugthuung, daß unter dem Schutze de« mit Meiner und Meiner Regierung Hilfe bewahrten Frieden« die Wohlfahrt der Nation sich gedeihlich entwickelt ha», in deren Förderung Ich wie mei» unablässige« Strebe», so Mein« höchste Befriedigung setze. Die Freud« hierüber ist leider durch die schweren Heimsuchungen, von denen einzelne LandeStheile in Folge elementarer Ereignisse in tief beklageuSweriher Werse brirosten worden sind, schmerzlich getrübt: doch zeigt sich auch bei dieser Gelegenheit der oft bewiesene Wohlthätigkeilssinn Meine« Volte«, welcher in allen Gauen Meine» Lande- bestrebt ist, den Nothletdenden wirksame Hilfe zu gewähren; Allen voran wetteifert wiederum die Bevölkerung Berlin« in der Ausübung werkthätiger Nächstenliebe. Indem Ich dem Magistrate sür die Mir und Meinem Hause gewidmete» treuen Dünsche Meinen herzlichen Dank auSspreche, erwidere Ich dieselbe mit der Ver sicherung, daß Ich den Bemühunge» der städtischen Behörde», der wachsenden Bedeutung Meiner Haupt» und Residenzstadt durch die kommunalen Einrichtungen und Anstalten gerecht zu werden, gern Meine unterstützend« Theilnahme zuwende. Berit», den 5. Januar 1883. gez. Wilhelm. Der Beginn eines neuen Jahres hat dem Magistrat Anlaß ge> boten, Mich durch ein tief enipfundene» Glückwunschschreiben zu er freuen, wofür Ich Meinen herzlichen Dank nm so wärmer aus spreche» möchte, al« Ich aus die Anhänglichkeit der Vertreter Unserer Hauptstadt gebührenden Werth leg«. L» ist mir schmerzlich an der gewohnte» vetheiliguug und der Ausübung mancher Thätigkeit vielsach gehindert zu sein, ober Ich »erfolge wie sonst die Vorgänge im öffentlichen Leben der Residenz und kann nur dankbar hervorheben, wie der unermüdliche Wohl- thätigkritssinn sich wieder zum Besten emer heimgesuchteu Provinz dewährt. Ich wünsch« von Herzen, daß da« a»brechende Jahr die V« trofienen dauernd vo» der großen Bedräugniß befreie und aus allen Gebiete» de« Vaterland««, insbesondere auch sür Berlin, segensreich sich erweise. Im gemeinsamen Strebe» für da« allgemeine Sohl möge» wir den »euen Zeitabschnitt autreteu. Berlin, den 3. Januar 1883. ge». « o g » st a. Der Magistrat hat l» seiner Zuschrift zum Jahreswechsel zuuäch t der Geburt Meine« Eakelsohue« und der Freud« gedacht, welche keiner Majestät dem Kaiser und König, Seinem Hause und dem ganzen Lande wideriahren. Dankbar bewegte» Herzen« schließe Ich Mich den guten Wünschen und Hoffnungen an, welchen der Magi strat im Rückblick aus die« frotz« Ereigniß so warmen Au-druck geaeben hat. Wenn sodann der Theilnahme freundlich« Erwähnung geschieht, weicht Ich sür die fortichreiteud« Entwickelung der Haupt ftadt in Wohlstand und Gesittung hegt, so kann Ich Mir nicht ver sagen, bei diesem Anlässe auszuspreche», wie Ich der Leitung der städtischen Verwaltung volle Anerkennung sür die einsichtige und planvolle Fürsorge zolle, welche sie der körperlichen Wohlfahrt, wie der geistige» und sittlichen Bildung der Bevölkerung widmet. Wo immer Ich Gelegenheit fand, städi.sche Einrichtungen und Anstalten u besuchen, haben die wahrgenommenen Erfolge Mich Mil lcbhaster Befriedigung erfüllt. Möge das neu beginnende Jabr auch »ach dieser Richrung sür die Hauptstadt ein glückliches uud reich ge- egneie« sein. Berlin, de» S. Jannar 1883. gez. Friedrich Wilhelm, Kronprinz. Mit Meinem Danke sür die freundliche Zuschrift des Magistrats verbinde Ich aufrichtige Wünsche sür die Haupistadl und ihr sernereS Wohl Wenn eS Mich mil Genugthuung crsüllt, aus allen Gedielt» de- städtischen Leben- nicht nur glücklichen Anregungen, svuocru großen und bedeuljamen Fortschritten zu begegnen, so dursen zunial diejenigen Bestrebungen, welche der Ausbildung des weiblichen GeschlcchleS z» einer nützlichen, auch dein Gemeinwobl ersvncßlichen Thätigleit gewidmet sind, Meiner vollsten Theil»ah:»e steus ver- icher« sei». Berlin, den 3. Januar 1883. gez. Victoria, Kronprinzessin. DaS Glückwunschschreiben deS Magistrats an Sein« Majestät den Kaiser lautet wie folgt: Allerdurchlanchtigster, Großinächiigster Kaiser, Allergnädigster Kaiser, König und Herr! Enerer Kaiserlichen und Königlichen Majestät unsere» ehrsurckilS- volleu und herzlichen Gluckivuusch barzuvriligen, ist in de« Jahrcs erften Stunden die hocherjrcuende Weihe unsere- ThunS l Fürsten und Völker preisen des Allmächtigen Gnade, die mit dem ehrwürdigen Haupte de- deuischen Reiche« den Europäischen Frieden schirmt, und deS Vaterlandes treue Söhne danken der Huld de« Himmels, die des Kaisers Kraft und Weisheit durch das adgc- lausen« Jahr geleitet, de- Kaiserreiches Herrlichkeit gefestigt und gemehrt hat. Euerer Majestät Auge wachte über dem waffen- gcübten Heer und Millionen rüstiger Hände schuft» in friedlicher Arbeit an deS Landes Wohlstand. Hochgehendcr Wasserstulhen unabwendbare Schäden wurden durch umsasseude Fürsorge gelindert, die Wogen der lampjendcu Interessen auf dem wirthschaftlichen und dem kirchlichen Gebiet in de» Bahnen de- Streite- erhalten, der nach dein Besten sucht. B>- zu dem Prinzlichen Urenkel sicht Euer Majestät Ihres Allerl,öchften Hause« Blüih« emsaltet, und die Sorg« sür die hohe Gemahlin wird üöerlroffen von dec Bewunderung der Geistesstärte, mit welcher Ihre Majestät der Leiden Herr wird. Segen bringend schien Gatte- Sonne im verflossene» Jahre aus Euerer Majestät Lebenspsad, Segen bringend leuchte sie weiter zu der rüstigen Wanderung aus der Menschheit Höhe«, der Wanderung, die der Mühe Preis in der Unterlhanen Liebe findet! Euerer Maieslät gelreue und dankbare Hauplstadt richtet ibrer Einrichtungen Maß nach de- Reiche« wachsender Bedeutung, ihres Streben- A»sdauer nach de-Kaiser-erhabenem Beispiel: um Euerer Majestät gnädige- Wohlwollen, da- sie bisher beglückte, büret sie unterthänig auch sür da- angebrochene Jahr! Euerer Kaiserlichen und Königlichen Majestät unterthänig, treu gehorsamste Der Magistrat gez. vo» Forckeubeck. Aus die NeujahrSglückwunschscstreiben der Stadtver- orsdnetenverfamm jung an Se Majestät den Kaiser und an Se. k. k. Hoheit den Krön Prinzen sind die folgenden Antwortschreiben ergangen: Tie Sladiverordneien habe» Mir zum Jahre-wechscl die treue Anhänglichleil der Bürgerschaft Berlins und die warinc Theilnahme bekundet, mit welcher Letztere Fceuü und Leid in Meinem Hause begleiten. In Meiner Monarchie hat sich die Zujai»me»gehör>glcit von Fürst und Volk, welche durch die ersrcuiiche Geburt Meines Ureutels eine seruerc Bürgschaft erhallen hat, seit Alters zum gemeinsamen Segen bewährt; und »ul aufrichtigem Danke spreche Ich cs aus, daß Ihr wiederholier Ausdruck des warmen Miigesühls Meinem Herzen ungemein wohlgeiha» hat. Auch Ich hoffe zu Gatt, daß das ichwere Leiden, wodurch Meine theur« Gemahlin in ihrer gewohnten Wirksamkeit mit frommer Ergebung, gleichwohl zu ihrem liesstcn Bedauern sich behindert sieht, sich sorrlchreiteuter Besserung zuivendct. Gern habe Ich das Änerkenniuisj entgcgengenommeu, daß während de» verstoffcncii Friedcn.ftahrs die i„> Ackerbau, iu Hu»dcl und Gewerbe sich ausvrägende» wirthschaftlichen Zustände in stetiger Enttvrckelung fortgeschritten sind, welche, wie Ich hoffe, auch ferner nicht gestört werden wird. Berlin, den ü. Januar 1883. gez. Wilhelm. Die guten Wünsche, welche die erwählten Verirrter der Bürger- schast zur JcchreswenLe Mir dargebracht habe», verpslichle» Mich zu lebhaftem Danke und sind Mir um so willkommener gewesen, al- sie den Gefühlen aufrichiiger Theilnahme und Aiihäuglichleit begegnen, welche ich der Hauplstadt zu allen Zeilen bewahre. Berlin, de» 3. Januar 1883. gez. Friedrich Wilhelm, Kronprinz. Gambetta's Leichenbegängnis. Es war vorauszuseben, daßdaS Leichenbegängniß Gambetta's ein Act größter Feierlichkeit und äußeren Pomp« sei» würde, und die vorliegenden Nachrichten bezeichne» den» auch das Begräbniß als das großartigste seit langer Zeit. Wir geben nachstehend wesentlich nach den Mtttheilungen ver „Voss. Ztg." und deS „Wolff'schen Bureaus" einen eingehenden Bericht. Seit frühem Morgen war in den westlichen und centralen Theilen von Paris außeiaewühuüche Bewegung wahrzuiichmen. Die Läden waren in den meisten Ltadlvicrteln geöffnet, dagegen stierten fast alle Werkstätten, da die Arbeiter nicht erschienen, der ungeheure Eoncordienplatz war seit 8 Uhr übersüllt. Aus de», Quai vor vem Palais Bourbon der Loncordienbrücke, dem Concordienplatz und i» der Rue de Rivoli waren die mit Flor umhüllten GaSlaierncn an gezündet. Die Statue von Sirastburg aus dem Eoncordienplape ist mit einem schwarzen Schleier hedeckl und von Traucrkräiizen umgeben. Hier an der Nordoslecke de- Platzes war das Gedränge am stärksten, da man beim Vorbeiziehen d«S Eonducls an der Statue Kundgebungen erwartete. Die Tolonuade de- Palais Bourbon war gleichfalls schwarz umflort, was im Hellen Tonnenschein de- srühlingglcichen Tage- einen seltsam unheimlichen Eindruck machte. Widerwärtig war wie gewöhnlich da- unziemliche Treiben der fliegenden Händler, die sich durch die Menge durch- drängten und schreiend Biograpbien, Medaillen, Portrait-, Kränze u. dal. ou-boten. Die weitläufige Esplanade der Invaliden diente den Depulationeu zum Sanim.lplatz. Unübersehbar waren da die Fahnen, Schilder und Kränz«, welche die einzelnen Gruppen bezeichneien. Man zählte ihrer gegen sechshundert, von denen einzelne mehr als hundert Mitglieder enthielten. Der Verkehr in diesem Stadttheil war absolut unterbrochen. Ein mächtiges Polizei- und Soldaten-Busgebai sperrte alle Straßen, die ausschließlich der Ausstellung und Entwickelung de« Leichenzuges vorbchaliea waren. Um 9 Uhr rückten die Truppen an und nahmen den ganzen über drei Kilometer langen Straßenzng entlang, von der Iavoliden-E-planad« bi- zur Rue de Rivoli Auf- stellung Sie waren namentlich aus der Esplanade vor dem Palais Bourbon und aus dem Eoncordienplatz in Masten. Aufgeboten waren zwei Bataillone der Garde Repnblicaine, ein Bataillon der Pompier», ein Bataillon Gendarmerie, elf Bataillone Infanterie, eine EScadro» Garde de Paris, zwei EScadronen Dragoner, eine Escadron EuiralsierS, zwei Batterien Artillerie, zusammen, da alle Bataillone außerc'rdkiillich versiärlt
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