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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.01.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188301195
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830119
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830119
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-01
- Tag 1883-01-19
-
Monat
1883-01
-
Jahr
1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.01.1883
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dnl» n»k der «rkcheftm, wird. So« di» jänßßen Vor- sä>e betrifft, hat «an sich seither in Piottenlreise» über^ual, daß man et «i» keiner ffqrutlich revolnlionaireu Bewegung zu thun ge- dabt habe und daß die dietlälligen Gerüchte übertriebe» geweseu seien. It ha«»» sich Weber rr»»luti»nairr Banden in de» Gebirgen gebildet, »i» ab a»d »» behaupi t ward», noch wurden in den Häuser» der verhaftete» Armenier irgendwo Waffe» und Pulver gesunden »der kriegerisch» Vorbereitungen e»td»<kl. Et bestaub wohl eiu« Organi- jation »»trr den verhalte»» «it Titeln von Oificieren und Unter» Offieirre»: sie wurde aber dahi, erklärt, daß et sich um eine sried» licht Subscription zu nationale» Zwecken gehandelt Hab«. Betrefft der Thatsache der a»sges»»d«»r» Sch-vufformel, welch« di« Mit glieder der Gesellschaft zu »nterzeichaea halten, wird »icht mit llirecht daraus hin gewiesen, daß dere» Fassung nicht« Compro- ,ni«ttre»det euthalte, sehr allgemein laute und von keiner Insurrektion gegen die bestehenden Autoritäten, sonder» blot von gegenseitiger Kertheidigung gegen di« plündernden Circaffier und Kurden spreche. Die Negierung hat übrigen» zwei wichtige Gründe, die Tendenz der Herabimuderung der Bedeutung der ganzen Angelegenheit zu nccevtire». Eie müchte erstlich de» Geist der Lrmrnier i» anderen Distrikte» »ich» zu ähnlichen Geheimbündea anstachel» «md dann auch etwaigen diplomatische» Borstellunge» in Betreff her Roth- «tndigkei» von Besonne», ivelche sich ans die Gefahr einer Vrodrude» Jnsurreetim, zu berufe» in der Lag» wären, Vorbeugen. Wat den Patriarchen betrifft, so hat er gleichfall« Gründe, di« Augetegrnheit aus »»schuldige Verhältnisse zu rednciren. Bor Allem wird er dabei oo, dem Wunsche geleitet, dah die verhafteten bald ,»f sieiea Fuß gkichl werden. Oblchou et nun einrrseitt seststeht. dah di« i» «ine« Tbetle der europäischen Preff« verbffentlichte» Angabe» a»s großen Uroer- »rribnngen beruhen, ist et onderseitt doch sicher, da» di» in Ar- menien gemachten Entdeckungen nicht so ganz auheepolitischer Natur find. Eie wurden durch einen Brief ohne Unterschrift herbei- geführt, welcher an eine» reichen Kaufmann in Lrzerum - gerichtet worben war und in dem ihm unter strengen Drohungen besohle« ivurde, fünfzig Pfund an ei» bestimmtet Individuum zu bezahlen. Er bezahlte die Sinn me nicht und wurde, nachdem die vvrgffchriebene Frist abaelausen war, alt er Abend» »ach Haus« ging, oo» einem Dutzend Männer, die er nicht erkennen konnte, angegriffen und mit Knütteln mißhandelt. Auch sei»« Familie, die ihm zu Hilfe kam, wurde arg mitgenommen. Zuletzt traf auch dir Polizei ein, ersuchte um de» anonymen Drohbrief und belegte denselben mit Beschlag. Um den Urheber bet Briese« z» entdecken, nSthigte die Polizei all« Armenier » Lrzerum, welch« schreiben können, ihre Handschrift abzugebeu. Bei dieser Gelegenheit wurden auch all» Häuser durchsucht und da entdeckte man die bereit» mitgetheilte Eidsormel. Die» führt« zur Verhaftung von 100 Individuen. Dcr„Muffit", Organ de» Patriarch«», girbtzn, dah diele Individuen gegen dir Gesetz« gehandelt haben, stellt aber in Abrede, daß sie irgend welch« politische Pläne »erfolgten, indem er betont, dah sie blot Arbeiter und Daglühner feie». Wat den Eid betrifft, ertnnert der „Mnsfit" mit großer Geschicklichkeit daran, dah rin ähnlicher Schwur von den Bewohnern von Erzerum im Jahre l828 «nttrzeichnet worden sei, alt sich di« Busse» bereftt der Stadt Kart bemächtigt hatten, sich ihrer Stadt näherten uud die »uthige» Lin »ohner sich verpflichten wollten, gegen die Russen zu kämpfen, vor der Hand bleiden wohl alle Verhaftete» i» Gewahrsam und et ist »»nächst noch keine Rede davon, irgend welche Reformen in Arme- nie» eiuzusühren: die türkische Regierung weiß aber, dah sie r« in Armenien mit Gefahren aller Art zu thun habe n»d stellt Berech nungen an. ob Rußland, ob England oder ob die einheimische Be- »tlkerun- alt der gesährlichfte Tyeil anzusehen sei. - - * Zur Orientreise de» Prinzen Friedrich Karl wird der „Politischen Corrcspondenz" au» Kairo vom 7. d. M. geschrieben: „Am S. d. M. ist Prinz Friedrich Karl von Preußen mit vier Herren seine- Gefolge- in Alexandrien a» Bord de- LloydschisseS „Ettore" eingetroffen. Dje vom Khedive zu seiner Begrünung beorderte» Pascha- wurden in verbindlichster Form aus da» strenge Äncsgnito aufmerksam gemacht, da- der hohe Besucher in Egypten gewahrt zu wissen wünschte. Weder die Prachtbarke de- Khedive und sein am User harrender Galawagen, noch der bereitgestellte Extrazug und da- Palai- Kasr-el Nusa in Kairo wurden angenommen. Al- beim Austausche der Besuche in Kairo der Khedive den Prinz«« Lv Minuten in seinem Hotel aus die Erwiderung der estien Visite warten ließ» glaubten Manche dar« «twa» Beabsichtigte« zu erkennen. Der Prinz hat Übrigen« deut. sich genug seine Verwunderung darüber zu erkennen gegeben, daß auch Lord Dusserin ihn nach ungesagtem Besuche drei» viertel Stunde» lang warten ließ und schließlich überhaupt nicht erschien. Soll die- etwa die Strafe dafür sein! daß der Prinz e- unterlasse» hat. den Alexandriner Kriegsschauplatz, traurigen Andenkens, z» besichtigen? Hatten sich doch die eng- tischen Zeitungen aus den Besuch desselben seilen- de- zu den größten Feldherren seiner Zeit zählenden Prinzen dies zu Gute gelhan! Reiste doch ihren Darstellungen zufolge der von ihnen „Id« rvnck prines" Genannte eigens zu diesem Zweck« nach.Egypten um die Stätte» de- KriegöthcalerS zu besichtigen! Nach der Siilsahrt, die Prinz Friedrich Karl morgen antritt, wird der selbe von Suez aus sich an Bord de« Kanonenboot- „Eyklop' nach Tor bringen lassen, um von dort au- den Sinai zu be steigen und dann durch den Suezcanal nach Port-Galt zu fahren, wo ihn da- Tadelten - Nebung-schiff , die „Nymphe erwartet, die ihn nach Jaffa führen soll. Sehr erbeiternd wirkt» was den beabsichtigten Besuch Jerusalem» betrifft, die von französischen Blätter» ausgebrachte Sensationsnachricht, den Prinzen veranlasse zu dieser Reis« ein deutscher Eoloni- firungS-Plan m Betreff Palästina»." Lachlustig« et», gesunden» Gelegenheit »nd wird stet« zünde,. zn- mal wenn et mir solcher urwüchsigen Natürlichkeit und Komik vor- ffrage» wird, wie et gestern geschah. Der Student Brauser, der lusivärtrr Kalintky und stellenweise auch der Onkel waren Figuren wie au« dem täglichen Lebe» herausgehoben (der Student entwickelte auch in Tpeach« und Haltung eine Gewandtheit, di« alle Ankekennung verdlkntes und wen» im Ganzen auch einige sarblos« Momente vor- kamen, wie z. V. da» matt« Wirderfindra der Geliebten (wobei frei lich die Ucberraschung, der Schreck andere linte» verlangend s» «rat doch in d-m Spiel aller Mitglieder eine etnheM'che Euftmiac- Wirkung aus, die zu lvbe« war. Wenn man anch von den künstle rischen Ansoederunge» (hinsichtlich der Haltung, der Mimik, der einzelnen Bewegungen) bei Dilettanten ein gut Stück Nachlassen mnß, '» können wir doch d»e gestrig« Aufführung nnr alt eine höchst gr- lungene bezeichnen, bt» allen M twirkenden Ehre «acht«. Der Lohn dafür war stürmischer, anhaltender Applant de» Publicum». ' Di« ft» E. >. Klemm'schen Verlag (Leipzig. Dretdea nnd Chemnitz) erschienene Oper „Thu-aelda" von Earl Gram- man» ist ft, Hamburg zur Aufführung angenommen und wird zum ersten Mal« alt B.nefizoper für die kitelheldio (Frau Sucher) über die dortige Bühne gehen. Wie bereits berichtet, gelangte enanute Oper in» königlichen Hoftheater zu Dretdeo und im Stadttheater zu Königsberg i. Pr. mit großem Erfolg zur Aufführung. * Dat Künstlerpanr Lißmanu vom Stndttheater t» Bremen, dem seiten« ihre« Direktor» P o h l in der entgegenkommendsten Weise Urlaub bewilligt wird, conceriiri mit großem Erfolg im nordwest lichen Deutschland, Holland und in der Rheingegend. Besonder« hat ich dat genannte Künstlerpaar bet der vor Kurzem zu Barmen statt- gefundenen Aufführung von Haydn't Oratorium „Dir Jahreszeiten" autgezeichnet, wie au« der unt vorliegenden Kriiik zu schließen ist. in welcher über Frau Libman» in sollender Weise berichtet wird: „Unter den Solisten war unt Frau Lißmann-Gutschbach au» Bremen, die Vertreterin bet Sopransolo, am meisten sympatisch durch frischen, quellenden Don, behende Technik und beredten, leben-warmen Autdruck. Wie sie da» Herz ihre- Lucat gewann, so hat sie auch die Herzen der ganzen Versammlung im Sturm erobert. Musikalisch correc«, graziv» und zierlich bot Hanne ihre Heller naiven Gaben, o daß die prächtige Arie „Welche Labung süx die Sinne", die Sp'nnstubenmär vom „Mädchen, dat aus Ehre hielt" und die Zwie- esänge mit Lucat eine wahre Erholung sür dat Her» waren. Den frei» de» Abend» gewann sich di« Sängerin mit dem reizvollen Ickur-Duett „Ihr Schönen aut der Stadt", welches ä» oapv ge- uagen werden mußte." — Und über Herrn Lißmanu, den man zu den sehr angesehenen Baritonifteu Deutschland« zählen dars, heißt et in jener Kritik: .,Erfreulich war et, Herrn Fr. Lißmann, den Repräsentanlen de» Simon, überall fest und kernig eingreiseu zu sehe» Woblthuend berührte die treffliche Deklamation, die angemessene Breite vet Vortrogt, und et erzielten die auf dat Thema de» Andante der Symphonie mit dem Paukeulchlag ge- gründete Arie „Schon eilet froh der Ackertmann", die Jogdsc.nr „Seht aus die breiten Wiesen hin", sowie dir ernste Mahnung „Erblicke hier, bethörter Mensch" vollberechtigte» Applaut." spielt«, gehört zu den allerschwlerigken Ausgaben der Bivlln- virtuosilät. Nach Joachim hat nur Ferdinand Laub et in Wie» vorzutragen gewagt. Die Sicherheit und Präcision, mit welcher der junge Kneife! diese Schwierigkeiten, insbesondere die chroinaNschen Oelavengäage uud polyphonen Stellen üderivand. gereicht ihm, wie nicht minder seinem trefflichen Lehrer, Prosrssor Grün, zur Ehre. Allerdings hat Herr Kneisel die steift Accurateffe der Schule noch nicht ganz abgestreist, daS Geheimmß seiner, beseelter Nuancirung noch nicht gesunden — die Jahre werden hoffentlich das »och schüw. lern knospende Enipfindungtlebeu de« junge» Virtuosen zu Kraft uud Blüthe treibe». — Gnlseppe Verdi, welcher durch die meisten seiner an allen Bühnen der Wett dargestellten Opern mehrfacher Millionär geworden, ist immer, wen» auch insgeheim, ein großer Wohlthäter ge wesen. Ramenrlich find die Wohithaien seinem Geburt»- und gegen wärtigen AusenthaltSorte zu Gute gekommen. Bussel», derFlecken, in welchem sich Verdi» Besitzung Sani Agata befindet, kann viel von dem stillen, humanen Wirft» de» großen Maestro erzählen. Da dieser Ort kein Hotuital besitzt und die Kranken immer mittelst eine« Wagens oder einer Sänfte in das nächstgelegenc Piacentinische Krankenhau- gebracht werden mußten, dat Verdi eine bedeutende Summe dazu bestimmt, damit sogleich der Bau eine-Krankenhauses in Busse«» in Angriff genommen werde. Der Bau de- neuen Hospital- ist schon Io weit vorangeschritlen. daß die Eröffnung desselben im nächsten Frühjahr stattsinden wird. Der Eamponist de-Rigoletio bat sich auch verpflichtet, für die vollständige Einrichtung und Unter haltung de- heimischen tftpirio ckei overi Sorge tragen zu wollen, »nd hat sich somit ein bleibendes Denkinal an dem Orte gesetzt, in welchem die Mehrzahl seiner letzte» und besten Werke entstanden sind. Königliches Landgericht. Musik. * Daß königliche Conservatorillw der Musik i» Leipzig feiert im Monat Februar und März da- ävjShrige Bestehen durch verschiedene Corjcertqussührungen. »etche zugleich alt öffeullichc Prüsungen sür die am Institut Tkutzirenden gelten sollen. Die Feier wird also nur au» Leistungen bestehen, welche von Seilen de» Studirenden in de» verschiedenen Zweigen der Tonkunst geboten werden. Die Rnsführungen der genannten musikalischen Akademie, welche iw Monat Decrmber slattsanden, werden wir demnächst über sichtlich angedeu. ' . * Herr Lonsistorialrath Professor Vr. Baur hat am 1b. Januar im Saale de« königlichen Conservatorium- der Musik zu Leipzig einen ungemein anregenden, geistvollen Bortrag gehalten, für welchen dem gefeierten Redner von Seilen der Institut-Mitglieder der größte Dank gezollt wird. Da» Thema de« Vortrag- war folgende«: „Die Gangbarkeit der Poesie», mit besonderer Beziehung ans Goethe'- Lyrik. * Leipzig» 18. Januar. Für da- an» 2L. Januar im großen Saale der Eentralballe stattfindende WvhlthälizkeilS. concert zum Besten der Ueberschwemmten in der Rheingegend ist nnn auch neben dem berühmten Biolinmeister Herrn Hvs- concertmeister Ra pp oldi au- Dre-den der ausgezeichnete Pianist Herr Xaver Scharwenka auü Berlin gewonnen worden. Außerdem wirken vorzügliche Leipziger Kräfte mit, so baß diese- projectirte Eoncert sich gewiß zu einem der interessantesten m dieser Saison gestalten wird. Ls dürste in diesem Falle zu rathen sein, sich rechtzeitig mit Eintritts karten zu versehen, denn die in Aussicht gestellten hervor ragenden Kunstleistungen und der wohlthätige Zweck lassen di« regst« Betheiligung von Seiten de« Publicum- srwartcn, »Leipzig, 18. Januar. Gesangverein „Orphent". Schon derschiedene Male hat sich der Gesangverein „Orphent" ans da« dramatisch« Gebiet gewagt und immer mit Glück. Anch der »estrige 7. Theater-Abend de-Vereint, welcher im rvthe» Saale de« Krystall-Palastet stattsand und äußerst zahlreich besucht war. legt« Zen-niß ab von der wachsende» Skonti»«, «it welcher hie ein- «elnen Darsteller anstreten. Gleich mit dem erste» Stück: „Am silbence, Hochzeittmorgen" von Richard, Burleske für t Singstimmeu »an Simon, hatte man eine Glücktunanner gezogen. Untek sicherer imd fester Leitung de» Dirigenten. Herrn Java, boten die beiden V«»«: der Jubilar (Baß), «« Jnbilarin (Alt), .der Peter (Tenor) nnd Worihe (Sopran) Seen«, welche durch Munterkeit und Natürlichkeit ichr »»sprachen »nd, wa« den Gelang andelang«, sich d«t ans den letzten Ta» s» glatt «nd fließend gestalteten, daß der Beifall de» Pubvcmn« ei» wahlderdftnter war. Besonder» haben wir unt über Pie präeisen Einsätze tzffrent, die doch wahrlich sür Dilettanten manche Schwierigkeiten bitte». Awt zweite Stück: Humoristischt Studie», Schwank B zwei »nsztge, von Ledrnn, ist ft, seinen einzelnen Aastritten für * Der Lorrrspondent der „Berliner Börsenzeitung" schreibt über die Lheaterverhältnisse von Frankfurt a. M.: Di« hiesige Theater-Angelegenheit wird sich wohl auch nach oußen hin inzwischen klarer und übersichtlicher gestaltet haben. Uebrrhaupt ist eS »er. wunderlich, daß diese einfach« und selbstverständliche Sach« so viele Weiterungen und Erörterungen ersahren bat. Für jeden Einge- weihten war eS abgemacht und feststehend, daß die hiesige Theater Actien - Gesellschaft die ersten zwei Jahre der Wirksamkeit im kost bare» neuen Opernhaus« nur adwarten wollte, um auf Grund der in den total neuen Verhältnissen gemachten Lrsahrnngen eine bestimmte Basis der Führung, einen woüu» vivendi zwischen der städtischen Behörde und dem Theater-Unternehmen zu finden. ES war also längst gewiß, daß die Theater-Gesellschaft nicht für alle Zukunft die enormen tech- Nischen Kosten de- luxuriösen Opernhause« allein wird tragen wollen und können, daß sie ferner sich nicht für die Länge dazu bereit inden wird, an die städtische Behörde jährlich SO—SOOOO ^ Silletsteuer zu zahlen und außerdem alle von der Theater. Gesellschaft gemachten und bezahlten Anschaffungen an Dekorationen Kostümen und Requisiten in den Besitz der Stadt übergehe» zu lassen. To hat die Theaterüiftsellschair in der Zeit von zwei Jahre« Neuanschaffungen tm Werthe von 120,000 >! au die Stadt lab- -asteftrt; außerdem im ersten Jahre 92,000 ^l. im zweiten Jahre 88,000 Bille,steuer gezahlt. Dabei südrt et die Größe nnd Lamvliciriheit de- OperndauieS mit sich, daß der Gagenffktat der technischen Kräste allein 170,000 ^1 beträgt; daß das Gas b2,000 die Kohlen 1l,000 in einer Saison kosten u. s. w. ES ist also von vornherein sür Jedermann klar gewesen, daß dieser ungerechtftnigte Zustand nicht für die Dauer berechnet sein kan», sondern nur eiu provisorischer sei. Da nun aber da« Ergebniß des ersten Jahre-, trotz der enormen Lasten, die der Theatergejelllchast ausgebürdet sind, wider alles Erwarten eia günstige« war (et blieben bekanntlich noch 20,000 UedersHuh zurück), so war et der Theatergeiellschaft rein unmöglich, in dieier guten Situation sich an die Stadt mit irgend einer noch so gerechten Forderung zu wenden. Da nun da- »weite Jahr naturgemäß nachließ und ein Deficit von etwa 80,000-tl ge- bracht hat, so »st dieser scheinbar ungünstige Moment sür die Theater-Besellschast gerade der günstigste uni bei der städtischen Be- Hörde eine Regelung der oben skizzieren Verhältnisse herdeizusühren. Dir- ist der sür den Eingeweihten leicht zu durchschauende Stand der Sache. Die städtische Behörde hat auch diese Situation vollend« gewürdigt und in ihrem osfsciellen Exvoss hervorgehoben,, daß der «rund det diesjährigen verhältnißmäßig gar nicht bedeutenden Deficit« in den großen Verpflichtungen der Theater-Gesellschaft gegenüber der Stadt speciell in den große» technischen Kosten de- Opernhause» zu suchen sei. Demgemäß hoi der Magi- ftrat auch einstimmig beschlossen, unter ausdrücklicher Brio- nung und Anerkennung der jetzigen künstlerische» Stellung det Frankfurter Theaters, der Theater-Besellschast eine Rückvergütung für übernommene Verpflichtungen in Höhe von 80,000 jährlich »u bewilligen. Eines ist innerhalb der ganzen über Gebühr de- sprochenen Angelegenheit gewiß und um io gewisser geworden, daß da« hiesige, wenn auch sür den Augenblick noch etwa- zu groß an gelegte Thealer-Berhältniß erhalten bleibt, mag die Form und die Modalität der Verständigung wie immer sei«. TieS war ja von HauS aut leicht zu dorchblicken. Die Situation für die arti- stische Leitung aber wird ja von Jahr zu Jahr günstiger, da die vor Jahren abgeschlossenen Contracte mancher zu hoch bezahlter Mitglieder nach und nach ablaufen." * Im Kroll'schen Theater zu Berlin wird in diesem Sommer der „neue Wachtel", Herr Bötel au« Hamburg, gastiren. * August Kluahardt't v ilur - Sinfonie hat am Dienstag in der Philharmonie zu Berlin dieselbe günstige Aufnahme gesunden, welche ihr seiner Zeit in den Sinsonie-Loirsen der königlichen La pelle zu Theil geworden ist. Die Bnsiührung seiten- der Capelle »nd de- an diesem Abend al« Vertreter d«S erkrankten ProftssorS v. Brenner dirigirenden Professor Klindworth setzte die technische nnd intellecluelle Leistungsfähigkeit beider Factoren in da« hellste Licht. Der interessante Abend brachte de« weiteren noch die so charakteristische Berlioz'jche Lear - Ouvertüre. welche da« Ber langen nach der demnächst zur Aufführung gelangenven „Harold Sinsonie" (in der Herr Loncertmeister Wirth dat obligate Bratschen Solo spielen wird) aus« Reue hervorgerusen hat. * Ein Veteran der Zither. Der Zftder-Birtnoft Johann Petzmayer begeht dieser Tage in München seinen SO. BevurlStag, und eS dürften sich au- diesem Anlaß die vielen Freund« de« greisen Künstlers mit Tdeilnahm« seiner erinnern. Petzmayer, welcher sür die junge Generation ein unbekannter Mann ist, war in den dreißiger Jahren eine gefeierte Persönlichkeit in Wien und genoß unter dem Namen Heiligen-Jean eine Popularität, wie sie einem Zitherspicler bi« dahin wohl nicht zu Theil geworden war. Sein Rul ging von der räucherigen Wirthtstube seine« Vatcrt in Neulerchenseld aut. und nachdem er et aus seinem Instrumente zur Meisterichast gebracht hatte, erwarb er sich durch die Erfindung d«r Streichzither ein Ber- dienst, dat seinen Namen auch außerhalb Wien» weit bekannt machte. Er war der erste Zitherspicler, der eS wagte, Kuustreisen zu unter nehmen; er spielte an den norddeutschen Höfen und in Breslau, Berlin. Hamburg. Bremen, Leipzig, Prag, Mainz, wo er überall beifällige Ausnahme fand. Herzog Max ln Bayern, der Bater drr Kaiserin Elisabeth, sühlte sich von dem Spiele Petzmayer'», den er 1887 in Bamberg zum ersten Male hörte, so angezogen daß er den Künstler zu seinem Kammer-Birtaosen ernannte, ihn in den engeren Kreit seine» Umgänge« zog »nd selbst Unterricht aus der Zitber der ihm nahm. Petzmayer begleitete seinen Gönner aus dessen Reisen und erzielte selbst in Asien und Afrika große Erfolge. Schon seit viele» Jahren lebt der greise Künstler in München, wäh rend die Erinnerung an ihn in Wien sich nur mehr de: den wrniA»n AlierSgeuoffen erhalten hat, die noch det Heiligen-Jean und drr ent schwundrnen Jugendzeit gedenken. ' Ein neue» violinistischet Gestirn ist schon wieder in Wien ousgetaucht: Richard Kneisel. Die Wahl seine« Pro arammt, schreibt Professor Haatlick, müßte überraschen, denn Joachim'» „Ungarische- Concert", dessen ersten Satz Herr Kneisel IV. Straska««rr. * Leipzig, 18. Januar. I. Die Anklage wegen Betrug«, welche gegen den Schieftrdeckermeister Johann Heinrich Wildt au« Thierbach erhoben worden war, stützte sich daraus, daß Wildt unter ialichen Vorspiegelungen eine sür seinen Bruder bestimmt gewesene Ladung Schiffer von der Güterexpeditian de« Bahnhos« Borna rechtswidrig in seine» Besitz gebracht halte. Der Angeklagte schützte in der Lerhandlung vor. daß er an seinen mitt lerweile »«»gewanderten Bruder eine Darlehnt - Forderung gehabt und sich mit dessen ausdrücklichem Einverständniß in den Besitz de» Schiffer» gesetzt habe; er Hab« die» ui» so unbe denklicher thun können, weil sein Bruder ihm obendrein versichert, daß der Schiefer bezahlt sei. Der Gcrichlshos, obwohl er in seinem Unheil dat ganze Gebühren Wildt » al« ein höchst verdächtigkt de- zeichnete, vermochte doch den Schuldbeweiö alt nicht vollständig zur llebersührung genüaend zu erachte» und erkannte demnach aus Freisprechung Wildt'ö von der erhobenen Anklage. II. Der Schlossergeselle Friedrich August Weidner aut Droschka» war in Dahlen, alt er bei der dortigen OrtSpolizeidchörde da« OrtSgelchenk in Empfang nehmen wollte, im Besitze gefälschter Legitimation-Papiere betroffen worden. Der Gericht-hos erachtete jedoch die Handlungsweise de« Angeklagten nur als einen strafbaren Gebrauch gefälschter Legitimation zum Zwecke besseren Fortkommen« nnd erkannte demgemäß auf 4 Wochen Hast, welche alt verbüßt erachtet wurden. III. Die bereftt wiederholt bestrafte Dienstmagd Friederike Taro line Wilhelmine Stessen au- Coburg, welche in ihrem letzten Dienste bei einem hiesigen Restaurateur eine Samm lbüchie geplün drrt und diesen Diebstahl unter ericdwkrenden Umständen auSgfführt hatte, wurde zu 1 Jahr Gesängniß verurtdeilt. Der GcrichtShos bestand au« den Herren LandgerichtS-Director Bartich (Präsidium), LandgerichtS-Räldc» Bieler, Adam. Barth und Assessor v. Sommerlall; die Anklage führte Herr Staatsanwalt Meißner, die Bertheidigung Wildt's Herr Rechtsanwalt Freylag I. III. Strafkammer. I. Der Kutscher Karl Friedrich Holzhaus««, ff» Leipziger Kind «nd Insasse det hiesigen Georgenhauiet. benutzte, während er mit einigen anderen Genossen im Krankenhauft zur Arbeit beordert war, eine paffend« Gelegenheit, ieiue Mitarbeiter um Brod und andere Gegenstände zu bestehlen. Der sittlich herabgekomniene B» geklagte, bereit- als Dieb rückiällig, gab heute die Diebereien zu und motivirte dieselbe» in nawer Weift damit au» „Uebermuth ' gehandelt zu haben. Da« Unheil lartete aus 6 Monate Gefängnis und wegen Betteln« ans 2 Woche» Hast: auch wurde d e eher weiiung de« Aiigi'ttagtcn an die Land «-Polizeibehörde beichioiien. II. Der ebeiijallS wiederholt rückiälttge Tagelöhner Friedrich Heinrich Hermann Kahl au« Sonnenburg hatte in Klein herinSdors einen anderen Arbeiter uni dessen Uhr bestohlen; die selbe wurde nachmals im Besitze Kah.'S gesunden. Letzterer suchte glaube» zu machen, d-iß er die Ui.r, nachdem er den Uhrmacher, bei dem er sie habe verkauft» wolle», nicht angetroffen, wieder mit genommen habe, um sie dem Bestohlenen gelegentlich zuröckzugeben. Der GerichtShoi fand sich nicht bewogen, mttdernd« Umstande anzu nehmen, so daß den Angeklagten die volle Schwere de« tz. 244 de» R.-Str.-G.-B traf, indem er zu einem Jahr Zuchthaus und Jahren Verlust der Ehrenrechte verunheilt, auch die Stellung unter Polizeiaufsicht sür zulaisig erachtet wurde. III. Auch die oft bestrafte Handarbeiterin Auguste Wilhelmine Müller aus HeiderSdors wurde der Zubilligung mildernder Uni stände nicht würdig erachtet, vielmehr der jüngste Diebstahl, bei welchem die Müller Uhr und Kette eine« in einem Schanklocal der Südstrabe nuwffenden und eingeschiaftnen Gaste« heimlich sich ange eignet hatte, mit 1 Jahr 2 Monaten Zuchthaus und üIahrcn Ehrenrechlsverlust geahndet und überdies die Stellung der Mamsell Müller unter polizeilich« Aussicht sür zulässig erklärt IV. Da hinsichtlich der dein rücksälligen Ha»darb«iter Friedrich Hermann Jurich au« Leisenau beigemeffenen Entwendung nur ein geringwerlhiget Objekt in Frage kam. so wurde deri lbe unter Annahme Mildernder Umstände zu 4 Monaten Gesängniß und 2 Jahren Verlust der Ehrenrechte verunheilt. V. Wege» E> »vendung einer Baarschast von 21 zum Nach theil seiner Logiswirlhin und wegen Di.vstahls eine« Paar Stieseln aus einem Neubau erhielt der gleichfalls rückfällige Handarbeiter Friedrich Karl Noack aus Eutritzsch b Monate Gesängniß zuerkannt. Der Gerichtshof bestand au« den Herren LandgerichtS-Director Justizrath von Boft »Präsidium), Landgericht« > Rütden Sieber, Adam, Barth und Assessor Höffner; die Anktoge führte Herr Staats anwalt Brückner. der Haken der dt« Rache» lenkenden Minner, sowie durch dat Rnftn der Leute, welche ihre von den Fluthen umspülten Häuser verlast«, wallrn, nach einem Nachen — ja. nach einem Nachen! Et giedt dar« nnr drei oder vier im One, und da kan» man sich denörn, nff» »ft Mancher vergeblich rnftn, wie lang« er warten muß, btt Ihn «1» Fahrzeug au« ftmer zum »»lreiwilligen Gelangniß -«nardam» Wohnung abholt. Um diesem Urdelftoad« einigermaßen «dzndelft». har man zu allen möglichen AutkunftSanttff, gearfffen: hier ß»«rl Einer aus einem Lcheuarathor durch dir Straße, dort treibt rin Anderer in einem Troge umher: hier hat man ffnigr Dielen za- sammenaffügt und rin Brett al« Steuerruder daraus deft-t-t. Ins diesem schwankenden Fahrzeug, über welches da» Wasser hftttveg- fl'kßt. sitz, ein alte« Mütterchen, in dnmpser Resignation, «ft eftw« Zuber: sie will sich aus dem Raihhauie elwaS waffer do en. «« daffrld« vertheill wird, denn im Orte irlbjt giebt e« ja keine» —die Brunnensind alle überschwemmt, und ihr W iier ist verdorben. So ist also nicht ein mal dieser zum Leben noldwendiaste Gegenstand vorhanden, er «nß von andern Orten hierher geschafft werben. Allenthalben gähnt an« den Oeffnungen der unteren Stockwerke unheimliche Oede: Tdtrr», Fensterläden und Rahmen sind vom Wasser verau-,,'.drückt worden, so daß man nur noch von Löchern reden kann. An d«» »etften Häusern ist die Füllung au« dem Fachwerk herautgerrffen worden: da« Holzwerk leistete glücklicher Aeiie Widerstand, und so stehen jetzt viele Hau er. unten einem Gerippe ähnlich sehend, da. Und trotzd.ni man den Eindruck empsängt, daß diffe so sehr erschütlenen Gedäade jeden Augenblick einstürzcn könne», wohnen im erste» Stockwerke Leute. — Der Mensch kann sich ja nur schwer von der heftnatd- lichen Scholle trennen, auch wenn ihm Gesahr aus derselben droht! * Leipzig, 18. Januar. Aus den Antrag der Hanbrlt- kammer in Halle a/S. hat die kgl. Eisendahndireclion in Erfurt beschlossen, daß vom IS. d. M. ad in Merse burg Billett nach Leipzig mit Llägtger Giltigkeit zur Rück fahrt auSaegebe» werben, welche der der Hin- oder bri der Rückreise veliebig entweder über Halle oder über E erdet ha be nutzt werde» können. Aehnliche Billet- von Leipzig nach Merseburg einzusiihren, liegt vorläufig kein Bcdün»iß vor. Die GiltigkeitSdauer der übrigen im Localverkedr der Thü ringischen Eisenbahn bestehenden RelourbtllelS wird hiervon nickt berührt; dieselben dehallen vorläufig die aus de» BrlletS ausgedruckle 3tägige Giltigkeiltdauer zur Rückfahrt. u Leipzig, 18. Januar. Da- großherrogl. hessische Justizministerium und ebenso daS Ministerium be- Jnnern haben jüngst ei» Autschreiben erlaffen, ivelche» den Kreitämtern verschiedene Vorschläge macht, >n welcher Drift dem auch im Grvßherzogthui» Hessen überhand genommenen Bagantenthum wirksam Einhalt gelhan werden könne. In dem Berorknung-blatte der hiesigen königl. Krei<» hauptmannschast befindet sich da» bezügliche Rundschreiben abgedruckt; wir fassen den Inhalt desselben in Kürze in Folgendem zusammen. Es sollten und dürsten den um Almosen ansprechenden Durchreisenden keinerlei Geldgeschenke verabreicht werde» ; weder von Seiten der einzelnen Orts bewohner. noch von Seilen der Gemeinden oder den an vieftnOrten bestehenden sog Armen-Bereincn. DieUnlerstützunq bieserPersouen dürste vielmehr ausschließlich nur durch Gewährung her uniniltelbaren Lebensbedürfnisse ersolgen. Kost und Nacht quartier, deren Berabreichung zunächst zur Befriedigung der uiimiltelbaren LebcnSbedürsniffe genügt, sollten nur durch Berabrrickung von Marken »n einer dazu bestimmten Herberge oder in einem WirthShaut verabsolgt werden, mit deren In habern vorher eine Bereinbarung über den dafür zu «at- richtcnde» Preis und darüber zu treffen wäre, datz di« Marken unter keinen Umständen gegen Gelt eingelösl oder gnstig«- Getränke für sie verabreicht werden. Wenn irgend augängtg, sollte der Versuch gemacht werben, diese Unterstützung nur gegen entsprechende Arbeitsleistung zu gewähren: in jeder Gemeind« lassen sich Arbeiten im allgemeinen Interesse oder in dem d«r Gemeinde sinken, deren al-balvige Vornahme man den NXg«« angeblicher Arbeitslosigkeit um Unterftützung Ansprechenden anbwte» kann. Werken Arbett-leistungen, wenn anch nur aus die Dauer von einer Slunke gesoröert, so werden ßiete Bittsteller, denen eS ia gar nicht um die Erlangung von Arbeit zu thu» ist, sofort aus Unterstützung verzichten, di« Mehrzahl der Vaganten aber die betreffenden Orte demnächst gar nickt »ickr berühren und wird hierdurch die ohn«die- geringc Müh«, die eiu Mitglied de- OrlövorstandcS oder eine sonstige geeignete Person »urch Anweisung und Ucbenvachuim der Arbeit hat. reichlich ausgewogen werden. Schließlich wird in dem Ausschreiben noch daraus bingewieseo, daß die hier empfohlenen Einrichtungen und Maßregeln in einem großen Theil de- Königreich- Württemberg ein« aanz erhebliche Abnahme de» Dagantenthum» zur Folge geherbt haben. ** Leipzig, 18. Januar. Wegen de» ungewöhnlich zeitig fallenden diesjährigen Osterfestes findet die regelmäßige Au-stellung und Verloosung weiblicher Arbeiten znm Besten der hiesigen Suppen-Anstalt schon Ansang-März diffe- Jahre« statt. Der Krauen-Hlls--Bere»a darf daher wohl auch diesmal sich der Hoffnung hingeben, daß Angesichts de« edlen Zweckes wiederum zahlreiche Menschen freunde da« Unternehmen unterstützen und die etwa d«ms«tben zugevachlen Gaben rechtzeitig und zwar alierspälesteo- bi» zum I. März abliesern werden. Z Leipzig. 18. Januar. Am vorigen Dienstag ver einigten sich die Schüler des Musiklehrcr» Herrn Heckthe»er, 80 an der Zahl, mil ihren Angehörigen und Freunden zu e»»cm fröhliche» Weihnacht-fest, welche» in einem B«rew-- locale (Pottstraßc 17) abgehalten wurde. Im Hmtergrmtd des SaalcS praugle eine schön gewachsene und äußerst ge schmackvoll kccorirle Tanne, an welcher sich die Kinder ver- Nachtrag. * Leipzig, 18. Januar. Auch heute liegen wieder über alle Maßen trübselige Einzelberichke über die durch die letzte Rdcinüberschwemmung hervorgerusenen Verwüstungen und Zerstörungen vor. Am hariestc» scheint mit die Dorf gemeinde Ast heim, zwischen Rackcnkeii» und Ältninz am rechten Rbcinuser, im sogenannten Ried gelegen, betroffen worden zu sein und eS wirb von dort gemeldet, daß eS am Nothwcnkigsten, insbesondere an Kle idu»gSstücken, mangcll. In dem Bericht eine- uns vorliegenden Mainzer Blattes sagt da- Counts, welches mehrfache Hilstexpevttioncn nach Astheim au-richtele. Folgende-: Wir haben Anheim nun zwei Mal gesehen, haben dasselbe von zwei verschiedenen Setten, nicht ohne Schwierigkeiien, erreicht, und da müssen wir nun — gleich den übrigen Besuchern — aus Grund eigener Wahrnehmungen gestehen: da« Unglück, welche» über diesen Ort und seine Bevölkerung gekommen, ist >o groß und sürchierlech, dah sich Einem beim Anblick der Zerstörung, heute noch. 14 Tage später, nachdem sie augerichtet worden, da« Herz vor Schmerz zu- iammenzieht; da« Unglück spottet aller Vorstellung, eS läßt sich in der Thal nickt beschreiben; da« muß man selbst gesehen haben, um e- ersasftn zu können. — Wenn wir dessen- ungeachtet den Versuch mache», die ichmerzlichcv Eindrücke wiederzugeben, welche wir an den Stätten der Katastrophe e« psaagen haben, io geschieht et zu dem Zwecke, die Herzen der vom Unglücke verschont Gebliebenen zur Mildihäiigkeit ouzuregen, damit Diejenigen» welche sich die Hülseleislung in den helmgffuchte» Orlen zur Ausgabe gemacht, in dir Möglichkeit verletzt werden, die surchtbare, rntietzlich« Nothlage der schwer geprüften Bevölkerung Astheimö sowohl, wie der übrigen überschwemmten Riedortc, soviel al« »hunlich zn mildern. — Gegen halb 2 Uhr landeten wir endlich glücklich in Aftheim; da« heißt nicht in Asthrim, sondern aus dem doffelbe umgebenden und jetzt au« den Flulheu emporrogeude» Damm. Asthrim. selbst liegt ja — eia unbeichrciblich trostloser Anblick! — noch ganz und gar, mindesten- l Meier tief, im Wasser. Nicht ein einzige« Ge- bäudc ist frei davon; nichl die Kirche, noch Pfarrhaus, noch Schulhau«. Alle- ist eine wüste Ställe, vo» den Fluthen umgeben und durchflossen; Niemand kann seine Wohnung verlaffen ohne Nachen oder primitive- Floß. Da« ist, wie gesagt, ein Bild, da« sich nicht wicdergeben läßt: keine Farbe ist zu grell, et zu schildern. Eine unheimliche Stille herffchl in dem Ort», der wx ein vom Feinde geplünderter und verwüsteter und von den Bewohnern ver lassener au-sieht. Unicrbrocheu wird diese Sülle durch dat Geräusch sammerten und zuerst den Gesang: Stille Nacht, heftige Nacht! anstiminlc». Daran schloffen sich Vorträge in Poesie und Prosa und unmittelbar nach dem Gesänge: O du fröh liche rc. hielt Herr Hccklbeuer eine recht bcherzigenSwerlhe Ansprache an die Kinder, welche er »ul den Worten schloß: Ehre sei Gott in der Höhe, Friede aus Erden rc. Drei Kinber. Engel darstellend, langen jetzt da«: Ehre sei Gott in der Höhe rc. »und »ach weilerr» sich anschließenden Weihnacht-- dcclamalioncn und einem Schlußworte de- Lehrer»'slltzrleu sie ein Halleluja aus. welches ebenso wie da- Lied: Ehre sei Gott! von dem Herrn Heckl Heuer in Musik gesetzt ist und einen weftievollen Eindruck macht. Der zweite Theil des Feste« bestand in der Ausführung keS „Ehrlstbaumt", «ineS vo» Pr och mit Begleitung de« Pianosorle versehene« Ge- dichlcs, welche« al« Melodrama charakteristisch entworfen ist und durch seine sinnigen gefühlvollen Bcrse jede» Herz er freut. Herr Hecktheuer, welcher die Deklamation des Stücke» in würdiger Weise durchiührte, batte di« besondere Freude, daß ihm sein in de« Bater« Fußstapsen tretender Sohn, der die musikalische Begleitung ar>k dem Pianosorle ebenfalls glücklich uud sehr gelungen audsührtc, trefflich zur Seile stand. Hiermit war die ernste Feierlichkeit zu Eure und der dritte Theil de« Festes begann, welcher mehr der Heiterkeit gewidmet war. CS erschien der Knecht Ruprecht mit einem kleinen Wagen, welcher mit Tannenzweigen auS- gesialtet war und von zwei Zwergen gezogen ivurde. In demselben lagen nun die Geschenke, welche die Zwerge aus einem Tische au-breileten. Der Knecht Ruprecht, ein be kannter Herr, war einzig in seiner Art. weil er. zu jedem Geschenk ein paar heilere, witzige Bemerkungen hinzutegte und so die Freude sür Alt unt Jung erhöhte. Da» ganze Fest, welches Herr HccklHeuer mit nicht geringen Mühen und Opsern auch diesmal veranstaltet Halle, um bet seine» Schülern neue Lust und Liebe zum Lernen zu erwecken, schloß mit einem heileren Tänzchen ab. Möchten die Schüler sür diesen Frrudcnabenv durch ernsten Fleiß und durch gute Fort schritte ihren Dank beweisen! ) Leipzig, l8. Januar. In der Elsterstraße wurde gestern Nachmittag ein herrenlose- Pferd, Schimmel, onangffchirrt, ausgef,ingen »nd später im Marstall einstweilen unkergebracbt. Bis beute hatte sich ber Eigentbümer, dem es vielleicht entlausen isl. noch nicht dazu gemeldet. — Heute Mittag sank man hinter der Leipziger Wollkämmerei am Berliner Babnhos den Leichnam einer zur Zeit noch un bekannten Frauensperson im Parlhciifluffc auA DieAus- Hebung ersolgle durch da» Polizeiamt.
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