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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.06.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-06-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188306043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830604
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830604
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-06
- Tag 1883-06-04
-
Monat
1883-06
-
Jahr
1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.06.1883
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2836 Sachse». * Leipzig. S. Juni. Wie ver heutige „Deutsche Reich», anzeiger" meldet, hat »er Kaiser dem königlich sächsischen Staat-minister der Finanzen. Freiherrn von Könueritz, den königlichen Kronen-Orden erster Elaste verliehen. * Leipzig. S. Juni. Mit dem gestern Abend 10 Uhr 13 Min. aus dem Bayerischen Bahnhose angekommrnen Per sonenzuge trafen, an» Alienburg kommend. Se. Hoheit rer Herzog von Altenburg und Ihre künigl. Hoheit die Prin zessin Albrecht von Preußen mit Begleitung und Dienerschaft ein und reisten >0 Uhr 55 Min. niit dem vom Thüringer Bahnhose abgehenken Courierzuge zunächst nach Frank furt a/M. Weiler, um von dort auS den BeisetzungSfeierlich- keilcn der Prinzessin Marianne der Niederlande, der Mutter Sr. königl. Hoheit de« Prinzen Albrecht von Preußen, beizu- wohnen. * Leipzig S. Juni. Zn neuerer Zeit hat sich der Rath und die Stadtverordneten mit der Angelegenheit der Errichtung eine« Blinden-Asyl« beschäftigt. Die be- trefsrnde Rath-vorlage ist nun im Schoße de» Stiftung«-, Bau-, Oekonomie- und Finanz-AuSfchusie« soweit durchberatyen Worten, daß der betrestende Bericht bereit« in der nächsten öffentlichen Plenarsitzung de« Stadtverordneten-Collegium« vorgetragen werden soll. * Leipzig. 3. Juni. ^ Nach ß. 201 flqde. de« Gericht«- VersassungS-Gesetze« beginnen bei den deutschen Gerichten die Ferien am 15. Juli und endigen am 15. September. Während dieser Zeit werden nur in Feriensachen Termine abgchalten und Entscheidungen erlasten. Feriensachen sind: Strafsachen, Arreslsachen und die eine einstweilige Ver fügung betreffenden Sachen, Meß- und Marktsachen, Streitig- keilen zwischen Bermiethern und Micthern von Wohnung«, und anderen Räumen wegen Ueberlastung, Benutzung und Näumungderselbeu.scwie wegenZnrückl ekaltung der vomMicthrr in die MiethSräume eingebrachten Sachen; ferner Wechsel- fachen. Bausachen, wenn über Fortsetzung eine« angesaugrncn Bane« gestritten wird. Da- Gericht kann aus Antrag auch andere Sachen, soweit sie einer besonderen Beschleunigung bedürfen, al« Fcriensachen bezeichne». Die gleiche Bcsugmß hat vorbehaltlich der Entscheidung de« Gericht« der Vorsitzende. Hur Erledigung der Feriensachen können bei den Landgerichten Ferienkammern, bei den Oberlandesgerichlen und dem Reichs gericht Feriensenate gebildet werden. Auf da« Mahn-, da« Zwangsvollstreckung«- und da« Concuröverfahren sind die Ferien ohne Einfluß. — Leipzig, 3. Juni. Der auch in weiteren Kreisen bekannte Cajslrer de« Bibliographischen Institut«, Herr C. Slang, beging gestern sein 25jährige« Jubiläum als Beamter diese« Hause«. Sowohl vom Chef desselben al« den Mitarbeitern wurden dem Jubilar unter Glück-, wünschen namhafte und ehrende Geschenke al« Beweise der Anerkennung seiner viertelhunkcrtjährigen Thätigkeil zu Theil, während am Abende die Mitarbeiter und Freunde de« Jubilar« mit demselben sich im „Schloßkeller- zu Reudnitz zu einem fröhlichen Beisammensein vereinigten, da« durch die Vorträge des „Sängerverein«" einen erhöhten Reiz erhielt. Der Zufall fügte e«, daß gleichzeitig der ebenfalls anwesende technische Dirigent, Herr Brückner, sein 25jährige« BerufS- jubiläum feierte, aus welchem Anlaß auf denselven ein be- geisterte« Hoch auSgebracht wurde. —Die hiesigeT heater-Deputationhat anHerrnDireetor Staegemann da« Ersuchen gestellt, bi« zur Emsührung der neuen Ventilation die Seite nbeleuchtung während der Sommermonate im Neuen Stadttheater unbenutzt zu lasten, damit die durch dieselbe verursachte außerordentliche Hitze eine Verminderung erfahre. Die Direction. diesem Er suchen nachkommend, wird demnach von jetzt ab die Seiten beleuchtung außer Gebrauch setzen. * Leipzig, 3. Juni. Wir Unterlasten nicht, auch in diesem Jahre aus die Vergünstigungen hinzuwcisen, welche Schulkindern bei gemeinsamen Ausflügen mittelst der Eisenbahn gewährt werden. Bei rechtzeitiger Eingabe de« Gesuch« der Lehrer (2—3 Tage vorher) wird den Kindern, welche Volk«- und Bürgerschulen besuchen, die Vergünstigung gewährt, daß drei Kinder aus ein Billet befördert werden, während Schüler und Schülerinnen höherer Lehranstalten je 2 auf ein Billet Beförderung finden. Im Gesuch müssen die Schnlclastcn, da» Alter der Schüler oder Schülerinnen und die Züge, welche zur Reise benutzt werden sollen, genau an- gegeben sein. * Leipzig, 3. Juni. Am heutigen vormittag fand im Saale der alten Rath-waage die Prämiirung mehrerer, um die sorgsame Pflege der ihnen anvertrauten Thiere ver dienter Personen von Seiten de« Leipziger Thierschutz- Berein« statt. Der stellvertretende Vorsitzende de« Verein«, Herr Geb. Hofrath Pros. Dr. Ludwig, leitete auch die diesjährige Feierlichkeit mit einer gehaltvollen Ansprache ein und ries die Namen der auSenvählten Führer von Lastfuhrwerke», Droschkenkutscher und Besitzer von Hunde fuhrwerken aus, welche zur Prämiirung empfohlen worden waren. Die Prämien bestanden in Geldbelohnungen und Ehrentafeln. * Leipzig, 3. Juni. Die von der Brieftauben-Gesell- schaft zu Pößneck veranstaltete Bortour für den Brief- tauben-Wcttslug Kopenhagen-Pößneck wurde am heutigen Morgen '/,7 Uhr vom hiesigen Thüringer Bahnhöfe au« in Scene gesetzt und bot ein interestante« Schauspiel dar. Die Tauben, etwa VS an der Zahl, welche gestern, in Körben verpackt, hier ci»getrofse>» waren, wurde» um die erwähnte Stunde zun: Flug nach Pößneck freigelasten. ) Leipzig. 3. Juni. Der heute Morgen 6 Uhe auf der Dresdner Bahn nach Grimma und Leisnig abgegangenr Schmidt'sche VergnügungSertrazug war von 800 Personen besetzt und an dem aus der Magdeburger Balm früh 7 Uhr »ach Halle abgelassenen Extrazuge betheiligtcn sich 200 Personen. — Oberhalb der Leidnizstraßcn- Brü cke siel gestern Nachmittag ein IvjährigerKnabe, Sohn eine« Bahnkofserlräger«, beim Spielen an Fischkästen in« Master und wurde durch die Strömung unter der Brücke durch getrieben. Er würde wahrscheinlich ertrunken fei», ivenn nicht in diesen, gefahrvollen Augenblicke ein in der Nähe befindlicher diesiger Marklhelser, Namen« Kirebberg. zur Rettung herbeigeeilt wäre und den Knaben unterhalb der Brücke »och lebend wieder au« dem Master derauSgeholt hätte. s Hartha, 2. Juni. Am gestrigen Nachmittag bat sich in Flemmingen der dort wohnhafte, bereit« 8V Jahre alle Auszügler H. in der Scheune seine« Sohne« durch Er hängen entleibt. Seit langen Jahren körperlich leidend, hat der Unglückliche allem Anfcheine nach in Folge Leben« Überdruss«« Hand an sich gelegt. L) Wurzen, 2. Juni. Gestern früh in der zweiten Stunde ist ein Tbeil de« Mül ler'schen Gute« in Denken durch ein Schadenfeuer vernichtet worden. Man vermuthet Brandstiftung. Chemnitz, 2. Juni. Mir berichteten, daß während de« Festmahl«, welche« am Vongen Montag zu Ehren der hier versammelten Delegirten de« Eentralverein« deut scher Wollenwaarenfabrikanten statt batte, ein Glück Wunsch an den Reichekanzler Fürsten Bi«niarck, Ehren kürzer unserer Stadt, abgesandt wurde. Hente ist, wie da« hiesige „Tagedl." meldet, bei dem Vorsitzenden de« LrtS- romit««. Herrn O«ear Schimmel hier, nachstehende«, von dem Reiche kan zier eigenhändig Unterzeichnete« Schreiben de« selben eingegangen: Verl«». de« 31. Mai 1883. Ans der Ve«RH»«g. welche mir »o« den in Lhemnitz versam melle, Herren Vertretern verschiedener Industriezweige zugegangen ist, habe ich gern entnommen, daß die seit 1878 von den vrrlnlnde- ta« Regierungen i« der Zollpolitik rmgeschlagen» Richtung von den detheiligten Kreise» fortdauernd als zweckmäßig erkannt wird. Wen» e« erreicht wird. daß diese Srkcn-tuiß »emeiuaut der gesammtea prodarl, «»de» Bevölkerung wird, und wen» bei derselbe, da« Be wußtsein zum Durchbruch kommt, daß sie der gauzen Reich«» bevölkreung darstell«, I» wird ihr auch der Einstnß aus u»sere «esetzgebuug zu theil werde», aus de« ei»e so große «ehrheil der Ration einen gerechte« Anspruch hat. Euer Wohlgcboren bitte ich. Ihre» Herrn, «aftragaeberu met»e» verbindlichsten Dank a«rzusprechen. v. Bismarck Meerane. 2. Juni. Der Arbeiter-Streik ist be endet! Nach 2'/a>»öchiger Unterbrechung (die Arbeitsein stellung erfolgte am l7. v. M.) wird die Fabrik der Firma E. F. Schmieder L Co. am nächste« Montag mit neu- gestählten Kräften ihren Betrieb wieder ausnehmen. Bekannt lich conentrirt« sich die ursprünglich« Forderung der Arbeiter aus eine Zulage von 75 per Stück dei carrirten Stoffen und auf eine solche von 50 ^ bei glatten Stoffen, während die Chef» der Firma nur 50 resp. 25 bewilligen wollten. Die Arbeiter setzten dann am 27. Mai ihre Forderung auf SV bez. 1V ^s herab, welche« Angebot von den Fabrikherren anfangs allerdings ebenfall« zurückgewiesen wurde, jetzt aber von ihnen angenommen worden ist. In einer heute Vormittag von den Fabrikarbeitern abgehaltenen Versammlung wurde beschlossen, auf Grund dieser Vereinbarung am nächsten Montag die Arbeit wieder aufzunehmen. Die Vermittelung zwischen Arbeitgebern und Arbeitern geschah auch diesmal wieder durch Herrn Bürgermeister Beutler, welcher sich der Schlichtung diese« Streite« mit ebenso großem Eifer al» Unparteilichkeit hat angelegen sein lasten. Zn der heutigen Arbeiterversamm lung sind die vielfachen Bemühungen de« Herrn Bürger meister Beutler in dieser Angelegenheit auch gebührend anerkannt und denisclben durch mehrfache Hochrufe die DankeSauSdrücke der Arbeiter kundgegeben worden. Glauchau, 2. Juni. Ta» hiesige „Tageblatt" erhielt olgende Zuschrift: „In Nr. 125 Ihre« Blatte« ist unter Rnbrik Sachse« ck. ck. Meerane mein Name in Verbindung mit den Webcrstreik« der Letzt est genannt und zwar in derarligem Zusammenhänge mit den Streik«, daß der mir fernstehende Leser zwischen den Zeilen herau«- zunehmen berechtigt ist, al« conspirirte ich mit auSivärtigen Vereinen und Verbänden; e« auch den Anschein gewinnen könnte, al« suche ich mit meiner thatsächlichen Haltung und Stellung zu dieser Frage Behörden und Private wissentlich zu täuschen. Ich sehe mich daher gezwungen, hiermit zu erklären, daß ich seit dem Socialistengesetz a keiner Beziehung mit auswärtigen Vereinen und Verbindungen conspirire, auch nicht weiß, wie mein Name al« Referent einer Volksversammlung in Gera nur genannt werden konnte» da mir persönlich von all* dem Nicht« bekannt. H. Franz, Obermeister der Weber-Innung. Kirchberg, 2. Juni. Auf Ansuchen de« Herrn Professor Dr. Wagner-Leipzig sind heute von hier zwei Trickinen- kranke nach dort in die Klinik überbrackt worden, an welchen jedenfalls verschiedene Experimente bez. Heilversuche vor- gcnommen werden. Möchte diese Reise für die Bedauerns- werthen mit Erfolg gekrönt sein. Elsterberg, 2. Juni. Gestern Nachmittag 2 Uhr ver- chied plötzlich in vorgerückterem Alter Herr Bürgermeister Steinmüller hier. Ter Verstorbene war in Elsterberg ge boren, diente 12 Jahre bei der vormaligen Garde-Jnfanterie- Division (Rothe Garde) und wurde 1839 verabschiedet. Al« Unterofficier de« genannten Truppentheil« ertheilte er dem damaligen Prinzen Albert den ersten Exercier-Unter- richt. Vom Zahre 1539 an wohnt« er ununterbrochen in Elstcrberg und betrieb sein Gerbereigeschäft. Er war eine Reihe von Jahren Commandant der dortigen Schützen« gcsellschaft und seit 1853 Bürgermeister. Außerdem war er seit 1876 Standesbeamter, feit 1868 Mitglied de» Kirchen» Vorstände« und eine lange Reihe von Jahren Mitglied und bez. Vorsitzender der Gewerbekammer ru Plauen. Bei Ge legenheit der goldenen Hochzeit de« hochseligen König« Johann im Jahre 1872 wurde er mit dem Ritterkreuz U. Elaste de« Albrecktorden« decorirt. Herr Bürgermeister Steinmüller stand in seiner Gemeinde und weit darüber hinaus in hohem Ansehen. Reichenbach i. V-, 2. Juni. Ein gestörte« Mittags mahl hatten die Zigeuner, welche am Mittwoch die hiesige Stadt passirten. Dieselben hatten nach nahezu 24stünviger Reise Vormittag« den Wald, der sich zwischen der Schwärz- hanimermiihie im Göltzscbthal und Irchwitz erstreckt, glücklich erreicht und schlugen dort ihrLager auf. Die abgezäumten Pferde liefen frei im Walde umher; Frauenröcke zwischen Bäumen au« gespannt und mit GraS gefüllt dienten denselben al« Krippen. Zigeunerkinder balzten sich auf dem Platz herum, indeß die Alten um ein lodernde« Kochfeucr beschäftigt waren, über dem ein Topf mit Pökelfleisch brägelte, während zwei andere abgekochte Töpfe, der eine mit Eiern, der andere mit Kartoffclstückchen gefüllt zur Mahlzeit bereit standen. Da traten aus einem Streiszug durch den Göltzschgrund begriffen, von dem Rauch und brandigen Geruch herbeigesührt. d,e Herren Brigadier Menzel-Rcichenbach und Gendarm Roch-Mylau plötzlich in da« überraschte Zigeunerchor und wiesen den unheimlichen Gästen den Weg »iS nahe Reußenland. Planen i. V.. 3. Juni. Im Anschluß an die Mit theilung, die Berufung de« Herrn Rector Prof. Dr. Schuba rt in Plauen i. B. nach Bautzen betreffend, ist noch zu berichten, daß zum Nachfolger desselben der derzeitige Conrector am Gymnasium zu Chemnitz. Herr Prof. vr. Oskar Busch, ernannt worden ist. Derselbe ist den 27. Januar 183V in Dresden geboren, war 1862 Oberlehrer, 186« Professor an der Fürstenschule zu Meißen, seit 1874 Conrector in Chemnitz. Er ist dem Vernehmen nach der jüngere Bruder de« bekannten Publicisten und BiSmarckbiographen Moritz Jul. Herm. Busch. — I» unserer Stadt ist abermals der höchst bedauerliche Un fall vorgrkommen, daß ein t'/.jähriger Knabe einer in der Bärenstraße wohnhaften StickerSsamilie infoge Trinken« scharfer Soda gestorben ist. Der Knabe hat am Sl. Mai Nachmittag« gegen 5 Uhr in der Stubenkammer seiner Eltern rin die Soda enthaltende« Töpfchen, welche- aus dem Fußboden hinter einem Kuchendeckcl gestanden hat, erlangt und von der Flüssigkeit genossen. Der Tod de« Kinde« erfolgte gestern Vormittag. Der Fall mahnt wiederholt ernstlich zu der Vor sicht. Soda überhaupt nicht an solchen Orten aufzubewahrcn, wo sie den Kindern zugänglich ist. s Dresden, 2. Juni. Ein entsetzlicher Unglück«, fall hat sich beute Nachmittag aus dem Bau de« neuen Wettiner Gymnasium« zugetragen. Zwei Maurer, welche mit de», Legen de« Hauptsimse« beschäftigt waren und eben eine lV, Meter lange und 9V Centimeter breite Stein platte ausrichlen wellten, verloren plötzlich da» Gleichgewicht und stürzten von dem Gerüste mit sammt der wuchtigen Steinplatte, im Fallen noch zwei andere bereit« gelegte Platten mit sich sortreißcnd. in die Tiefe. Beide Ver- »nglückte waren total zerschmettert und Hallen sofort ihren Tod gesunden. Ein dritter Arbeiter wurde von einem der herabsallenven Steine nur gestreift und nicht unbedeutend, wenn auch nicht lebensgefährlich, verletzt. — Die hiesige Blitzableiter- und Telegraphcu.Bau-Anstalt von Becker öe Schöppe. Zweigniederlassung der bekannten Leipziger Firma Oskar Schöppe, welcher aus Grund ihrer sach gemäßen Blitzableiterconstruction von verschiedenen königl Behörden, Privaten und Industriellen umfängliche Blitz ableitungen zur Ausführung übertragen worden sind. hat. »m derartigen Unglück-säUen, wie sie im vorigen Jahre in DreSden-Neustadt wiederholt vorgekommen sind, wo beim An«schachten der Löcher für di« Crvleitnngsplatten Arbeiter verschüttet wurden, vorzubeugen, die Leipziger Brunnen- bau er nach kirr kommen lassen, um diese Arbeiten mittelst Erdbohrer zu deiverkftelligen. Dre»den. 3. Juni. Für da« 8. Mitteldeutsch Bundesschießen in Dresden sind neuerding- Ehrengaben in recht erfreulicher Zahl und Höhe eingegangen. So bat da« Schießeomit« für da« 8. Mitteldeutsche Bundeasckießrn eine Ehrengabe in baar von ISO.ck angemrldet, der Verein „Concerdia" vier eine solch« von ISO (56 uk aus Stand-, 50 aus Keldscheibe), da« Finanzcomil« des ». Mittel deutschen BuudeSschießrn« eine Ehrengab« im Werth« von 56—60 der Freihandschützen-Berein „Saxonia" einen ilbernen Pokal im Werthe von 50 ferner eine Ehrengabe »er priv. Scheibenschützen-Gilde zu Dresden von 300 ihrengab« der Damen dieser Gilde im Werthe von 220 Ehrengabe von Frau Auguste Riebe 100 Ehrengabe vom Bau- und Wirthschast« - Cornitö de« 8. Miltteldeutschen Bundesschießen« im Werth« von 70 Ehrengabe der hiesigen priv. Bogenschützengilde von 150 „ck. der Schützengesellschast in Wurzen von 40 de« Freihand» chützen-Verew« von Pirna im Werthe von 30 »ck. der Schützen- lesellschast in Großenhain 30 zwei Ehrengaben von dem rorstaud de« Mitteldeutschen Bunde« im Werthe von je 55 -ck, au« der Casse de« Mitteldeutschen Bunde« 1200 „ck zu Ehrengaben, Ehrengabe de« Eommunication«-, Empsang«- und WohnunaS-Comits für da« 8. Mitteldeutsche BundeS- chießen im Werthe von 70 ult, von dem Freihandschützen- Berein zu Wurzen im Werth« von 40 Hierzu treten nock die von Sr. Majestät dem König und die von Sr. kgl. ^oheit Prinzen Georg in Aussicht gestellten, die von der >tadt Dresden bewilligten und die zahlreichen von Schützen und Schützenfreunden gewidmeten Ehrengaben, meist in Werth gegenständen bestehend. vermischtes. — Berlin» 2. Juni. Se. königl. Hoheit Prinz Al brecht ist heute früh 6 Uhr im besten Wohlsein von seiner Reise zu den Krönung- Feierlichkeiten au« Moskau hier wieder eingetroffen. Heute Mittag wurde Se. königl. Hoheit von Sr. Majestät dem Kaiser und dann auch von Ihrer Majestät der Kaiserin empfangen. Heute Abend 9 Uhr 40 Min. wird der Prinz mit seinem Gefolge nach Reinhardts hausen weiter reisen und aus der Reise dorthin unterwegs in Frankfurt mit seiner Gemahlin und seinen Söhnen, welche von Altenburg kommen, zusammentreffeii, woraus alsdann gemeinsam die Reise nach Reinhardtshausen fortgesetzt wird. Die Beisetzung der verstorbenen Prinzessin Ma rianne der Niederlande auf dem Kirchhofe zu Erbach findet am Montag statt. Nach den Beisetzungsfeier- lichkeilen begiebt Se. königl. Hoheit der Prinz Albrecht sich mit seiner Familie von ReinhardtShausen zum Sommer- ausenthalt direct nach Schloß Kamenz in Schlesien. Bon dem Gefolge Sr. königl. Hoheit sind in Moskau der Hosmarschall Gras von der Schulenburg mit dem Stanislaus-Orden l. Classe, der Adjutant Rittmeister v. Schele und Leibarzt vr. Schiper mit dem Wladimir-Orden, sowie der CabinetS- ecretair Pilzecher mit dem StanislauS-Orden M. Classe decorirt worden. Se. Majestät der Kaiser Wilhelm verlieh dem russischen Militairbevollmäcbtigten Prinzen Wittgenstein, der dem Prinzen zum Ehrendienst m Moskau bcigegeben, den Rothen Adler-Orden. — Zum Proceß Mommsen wird der „Köln. Ztg." nachträglich folgende Mittbeilung gemacht: „Ehe Fürst BiSmarck den Proceß anstrengte, beabsichtigte er, gegen Mommsen eine DiSciplinaruntersuchung anstellen zu lassen. Indessen erklärte sich der UnterrichtSmimstcr v. Goßler nur bereit, Professor Mommsen zu sich zu bescheiden und ihm eine Vorhaltung zu machen. Zu einer DiSciplinarunter- uchung schien ihm die Angelegenheit nicht angethan." L. Halle a/S-, 2. Juni. Der hiesige (secessionistische) Wahlverein der Liberalen hatte m seiner jüngsten Sitzung zwar beschlossen, dem von Magdeburg ergangenen Einladungsschreiben zufolge von den am 10. d. M. dort 'tattfi,identen Verhandlungen auf einem liberalen Parteitage iweck« Begründung eine« Centralverein« der Liberalen in der Provinz Sachsen insofern Kenntniß zu nehmen, daß einige Mitglieder der dortigen Versammlung privatim beiwohnen sollen, im Allgemeinen verspricht man sich indeß von dem neue« Vereine nicht viel, da man glaubt, daß jeder locale Bezirk — nach einer von der Cenlralleitung in Berlin zu empfangenden Dircctive — seine eigenen Angelegen heile» in angemessener Weise zu betreiben habe. Dem gegenüber giebt Herr C. M. Sombarl in Magdeburg, der an der Spitze de« dortigen Comitä« siebt, in der „Magdeb. Ztg." die Erklärung ab, daß e« sich bei dem neue» Vereine nicht um da« Wohl und Wehe der ein zelncn localen Vereine handeln solle, sondern in erster Linie um allgemeine höhere Ziele: „Verbreitung liberaler Grund sätze in Wort und Schrift, und die Förderung der Wahl liberaler Abgeordneter in allen Wahlkreisen" handle, „gegen über den iniiner mehr und mehr bedrohlicher auftretenben reaktionären Bestrebungen." HZ Gera, den 2. Juni. Nicht geringe« Aussehen erregt hier die Verhaftung de« Besitzer« eine« großen Hotel«. Derselbe ist unter dem Verdachte der Brandstiftung eingezogen. Im Spätherbst brannten kurz hinter einander zwei Strohfeimen weg. wovon der eine dein Eingezogenen gehörte. Jetzt hat e« sich herausgestellt, daß der Anzünder zwar nicht der Hotelbesitzer ist, daß er aber einen Mann dafür gewonnen und auch bezahlt hat. Möglicherweise kann der Fall noch die am 11. Juni zusammentrctende Assise be schäftigen. — Die Bevölkerung Gera« hat sich um 196 Köpfe im vergangenen Monat gehoben, so daß sich die Bevölke rungSziffer jetzt aus 31,476 Köpfe stellt. — Unsere Resi denz wird jedensall« binnen kurzem eine Pferdebahn er halten. Der Ingenieur Bauer au« Meiningen, der durch die Hinterlegung einer Caulion bereit» die vorläufige Con cession erhalten, hat vor einigen Tagen dem Stadtrath die Pläne de« Liniennetze- eingereicht. — Die im Mittelpunkt der Stadt liegende Kaserne soll nach einem Ausspruch de« letzthin hier anwesenden General« v. Blumenthal endlich an der Stadt selbst entfernt werden. — Stuttgart, 2. Juni. Da» Abgeordnetenhaus hat die Vorlage, betreffend die Herstellung umfassender Verbesse rungen in den Baueinrichtungen de-HostheaterS, genehmigt Da« Hoftheater wird in Folge dessen aus 5 Monate ge schlossen. — Der Direktor der hiesigen Kunstschule, Lirzen mayer» hat seine Demission erhalten, zum Nachfolger des selben wurde Schraudolph au« München ernannt. — Karlsruhe, 2. Juni. Der neue Jagdzug Köln- Basel» der um 3 Uhr 50 Min. Nachmittag« von hiesigem Bahnhof abgeht, ist aus einen KieSzug ausgesahren. Die Locomotive wurde zertrümmert, kein Menschciiverlust. Der Berkehr ist in Folge dessen unterbrochen. — Au- Würzburg, 30. Mai, erhält die „Allgemeine Zeitung" folgende Zuschrift: Die seit mehreren Noch n hierselbst lm sogenannten Lussam gSrtchea de- Neumünsterstisic- vorgenommeaea Forschungen nach dem Grabe Walther'« von der Bogelweide babcn vor gestern zu einem überraschenden Resultate gesührt. Man hatte längere Zeit ohne Erfolg im Gärtchen selbst nachgegroben, immer in Rücksicht auf eine im Boiktmuade coursirend« Version, als sei der Minnesänger unter einer alte» Linde begraben, die inmitten de« Gärtcheu« gestanden sei. Ja der Würzburger Liederhandschrist von 1345 sagt Michael de Leone aber au»drücklich: «cke milito VVnltkero ckicto roo cker Vog^lineicko »apulto in »mditu mounat- erü llerbipoleaai», io euo «pitnplüo »oriptnm «rnt: vascu» qui rotucrum vte." und auch Ignaz Gropp in seiner Geschichte de« Neumünsterstiftr« erwähnt einer geschriebenen Chronik, wonach io vori wouLaierii »mditu rulxo l-oreurrxnrtso »evultu, «t >V»Itkeru, ,ub »rdor«. Der Baum konate nicht im Kreuzgange selbst stehen, sondern er mußte nur dessen Vogen überschatten, »nd jo waren die Forschung:» im Garte» antstchillo«. Ich selbst ent sann mich schonlvor Wochen einer Stelle in einer zu Luzern vor Jahren von mir zufällig gefundenen Lbronik. worin ouöSrückiich gesagt war, daß man den Sa»ge«nieister im Kreuzgange gegen Westen, vor der Pforte der Kirche und im Schatten einer hohen Linde begraben habe, unter welcher er so gern der «Sglcin Liedern gelauscht habe. Lange blieb ich mit meiner Behauptung, Walther müsse in Le», westlichen, nur noch in den Fundamenten erhalienen Kreuzqanae ruhen, alleinstehend, bi« endlich doch Herr Domcapiinlar Schork sich zu einem letzte« versuch innerlich gedrungen sühlie und den Herrn Vauamtmann Fricdreich aus die von mir angegebene Richtung anfmerki'am machte. Man grub also vorgestern 2 Meter tirs »ud saod wirklich dicht p«r der Pforte der Kirche, t» welche der «reuzgang mündete, de, «teiusarkophag mit dem ständigen Skelett eine« älteren Manne« und einzelne» anderen Gebeinen, die wohl von späteren Jahrhunderten hiuaugelegt sei, mögen. Der Fn»d erregte Sensation, und die Stelle iß seit vorgestern der Wallfahrtsort ganz Würzburg«. Denkt «an sich einfach, daß nicht eine in der Mitte de« Garten«, sondern eine andere, eine so und so vielte Lind«, die bei der Kirche»psarte v»r dem Kreuzgang stehend« gewesen ist, so Harmoniken alle Angaben, umsomehr als meine Erinnerung ja doch faktisch zu dem Funde führte. Nun hat man mir aber die weileren Nachweise zugeichobea und mich ersucht, womöglich auch jene« alte Buch herbeizuschaffen oder sonstwie die Identität de- Funde« außer allen Zweifel zu stellen, w«il sich leicht noch 1 oder 2 weitere Slciniärge dort find«, künnen und an dem ersteren Funde nur ein einfache« Kreuz de» Deckel zierte. Ich habe mir leider jedoch seiner Zeit jene« Buche« Titel nicht gemerkt, und so bleibt mir nicht« übrig, al« durch Ihre gefällige vrrmitteluiig die möglichste Unterstützung Ihrer zehrten Leser anzuruseu, damit man mir alle etwa bekannten Daten au« Chroniken rc. baldigst mittheile. Ich bitte Sie, Hr. Redakteur, um Veröffentlichung dieser Zuschrift und bemerke, daß sich ältere Herren nun auch noch entsinnen, den Stein mit den historischen Vogel. Näpfchen an der Westseite de« Garten« gesehen zu haben, ohne da« aber der Verbleib de« Steine« bekannt ist. Hochachtungsvoll vr. Fr. Müller, Schriftsteller, Reibelt-g. 4. - Elektrische« Licht in der Wiener Hofoper.. ' )a« elektrische Licht kam zum ersten Male am 31. Mai bei üufführnng der Brüll'scheu Oper „Da« goldene Kreuz" und de« Ballet« „Beresina" zur Anwendung. Die „N. F. Pr." berichtet darüber: Wa« den Versuch mit der elektrische» Beleuchtung betrifft, so iel derselbe im Allgemeinen recht befriedigend an-, obwohl heute da- elektrische Licht noch nicht au-schließlich, sonder» in Verbindung mit Gaslicht angeweadet wurde. Deshalb erschienen die tiefere» -intergründe manchmal matter und trüber im Vergleiche mit der tarken Erhellung der Borderscene. Die Uebergänge zur Dämmerung geschahen wieder ganz unmerklich, nur erwie« sich da« zum Effecte der ALendröthe verwendete Licht »och zu grell und machte mehr den Eindruck eine- Brande«. Um so täuschender war dafür der Effect bei jenem Ballet - Tableau, welche« den Brand von Mo-ka» darstellt. Auch in dem letzten Bild«, der Schneelandschast uni de« Uebergänge über die Beresina, gelang die allmählich« Erhellung be dichten Nebel« und die Eröffnung des Fernblicke« über die Schnee- elder in uaturwahrer Weise. Wa« die Tostüme betrifft, so war di« Wirkung eine verschiedenartige, und gerade da« große Ballfrst »ah» ich nicht besonder« glänzend au«. Die Schminke war va» dr» Damen heute Abend nur sparsam «»gewendet worden, und e« . ich, daß in diesem Falle» die Physiognomien da« elektrische Lii ehr gut vertragen. Der technische Referent de- genannten Blatte«, der vom Bühnen» raume au« die Wirkungen de« elektrischen Lichte« beobachtete, schreibt hierüber: die Installation für die elektrische Beleuchtung der Hosoper ist gegenwärtig so weit vollendet, daß von heute ab einem regel mäßigen Betriebe kein Hinderniß mehr im Wege steht; dieselbe soll auch thatsächlich einen Monat hindurch sungiren und nicht nun ür Oper und Balle», sondern auch für das Drama erprobt wer de». Eine kräftige Dampfmaschine von nominell 30 Pserdekräften bildet den Motor für eine dynamo-elektrische Maschine, welch« die Ladung der im Souterrain untergebrachten 200 Selloa- Bolckmar-Accumulatoren innerhalb acht Stunden vollendet. Tie- elben sind in Serien zu 50 getheilt — bei der heutigen Be leuchtung standen jedoch nur von jeder Serie 43 in Berwe». düng — und liefern bei voller Ladung den elektrischen Strom für eine mehr als vierstündige, vollausgenützte Brenu- dauer sämintlicher Glühlampen — mitbin rin Zeitraum, den elbst die längste Wagner'sche Oper nicht in Anspruch uimmt. Der gesammte elektrische Strom wird vom Maschinenraume durch ein Doppeikabel quer unter der Bühne zu einem General-Umschalier geleitet, von dem auS er ein Bleistück zu pajsiren hat, bevor er in die sürsdie einzelnen Beleuchtungsobjectc bestimmten Umschalt-Apparate elangt. Die>eS Bleistück schmilzt im Falle einer unbeabsichtigten Zcrgrößerung der Stromstärke sofort, der Strom wird unterbrochen, und jede Gefahr, die au» einem sogenannten „kurzen Schluß" ent- tehen könnte, ist im Augenblicke de« Entstehens beseNigt. Aehnliche Sicherheitsbleistücke sind auch csür alle anderen Umschatt Apparate vorgesehen, wodurch der elektrischen Beleuchtung thatsächlich jene Ge- ahrlosigkeit gesichcrt ist, die man ihr als Vorzug v»r jeder ander» Seleuchtunasweis« nachrühmt. In einem etwa zwei Quadratmeter messenden Verschlage auf der rechten Seite der Bühne mauipnlirb der betreffende Ingenieur (Herr Schient von der Angl».Austria» Brush Electrica! Company) mit den staffelsörmig vor ihm ausge- dauten Umschaltern nach den Weisungen deS Bcleuchtungs-Infpector-, ohne eine- Ausblicke- aus die Bühne oder einer Kenntniß der Sceuirung zu bcMrfen. Durch einsache Lurbelumdrehungen, die mit unglaublicher Raschheit vollzogen werde» kännen, beherrscht er die 396 Lampen der Rampe, die 600 Lampen zweier Sosfiteu, die 96 Lampen zweier Porialcoulissen und die 48 Lampen der vier kleinen Coulissen, zusammen also 1240 Glühlampen nach dem System Laue-Fox von je 16 Kerzen Stärke, die er nach Belieben in ihrer Leuchtkraft erhöhen, vermindern oder ganz ouSschalten kann. Der dritte Theil dieser Lampen ist durch Gelatine-Umhüllung für rothe«» ein weitere» Dritttheil für blaues Licht präparirt, während da» letzte Dritttheil da« am meisten gebrauchte weiße oder eigentlich in« Gelb liche spielende Glühlicht liefert. Bei der heutigen Probebelenchtung war jcdc zweite Lampt der Rampe durch eine Papier-Rolle außer Wirksamkeit gesetzt, wodurch die Wirkung bedeutend abgeschwächt wurde, dcm Auge der aus der Bühne Beschäftigten jedoch wohllbucnde Ruhepuncie geboten waren. In der Temperatur aus der Bühn« machte sich der geringere Verbrauch von Gas bereit- sehr wohl- thuend sühlbar. Iin Ganzen gab es bei der heutigen Aufführung weder bedeutende Lichteffecte noch Lichtveränderungen, und es wird noch einer Reibe von Probc-Abenden bedürfen, bevor rin endgiltige« Uriheil über die Vor- und Nachtheile de« elektrischen Lichte- mrd gefällt werden können. — Rom, 30. Mai. Am Fronleichnamsfeste starb, 66 Jahre alt, in der berühmten, jenseit des Tiber gelegenen Billa Faruest» deren Eigenthümcr er geworden war, der spanische Dichter Herzog v. Ripalda. Eine Lungenentzündung, die er sich vor wenigen Abenden beim Nachhausesahren zugezogen, raffte den sonst noch rüstige» Mann rasch dahin. Am 6. August 1817 in Lädiz geboren, hatte er die Universität Sevilla besucht und sich daselbst de» Doerortitel erworben, woraus er ein Zeit laug al« Mitredactrur a» der „Revista de Madrid" thätig war. Seine damals bekannt ge wordenen geist- und harmonievollen Dichtungen zogen die allgemeine Aufmerksamkeit aus ihn und erwarben ihm verdienten Ruf. Bald sollte er noch ein weitere- Talent bethätigen, und zwar aus dem Gebiete der Diplomatie. Der Verfasser von „Antonio Perez uad Philipp II." wurde zuerst mit der Mission betraut, im mexikanische» Frc'staate die Monarchie wieder einzusühren. Er vertrat in der Folge sein Vaterland in Mexiko, Neapel und Paris aus« Würdigste und hielt bei Franz II. in Gaeta au». Die konservativen Regierung«» Männer Spaniens würden seine Dienste gern noch weiter in Anspruch genommen haben, wenn der Herzog v. Ripalda nicht so sehr darons gehalten hätte, Rom nicht zu verlassen, woselbst er in Folg« der besonderen Stellung, die er nach den Ereignissen von Gaera ein genommen, nicht die geeignetste Person war sür die Uebernahme eine- hohen AmtcS in der Ewigen Stadt, dem Sitze de- päpstliche» Hose« wie der königlichen Regierung von Italien. Obwohl Ripolda den Ouirinal nicht besuchte, hat er doch mit echt eastilischer Ritterlichkeit in seinem lalast wiederholt der Königin Margherita, wie auch kürzlich noch der jungen Herzogin von Genua, die Ehre» seine« Hauses erwiesen. Weiß man ja, daß es keine fürstliche Person bei einem Besuche Roms unterläßt, im Palazzo Farnese die un sterbliche Galatea Rafaels zu bewundern Ls gereicht dem nun ver storbenen Dichter und Diplomaten zum Ruhme, die Kunstwerk« ersten Range-, wie auch den ihm von König Franz II. von Neapel geschenkten Palast, der damals der Ausbesserung dringend bedurfte, in gutem Stande erhalten zu haben. Die Viva Farnesina war in den letzten Jahren ein Freigut deS Herzog- v. Ripalda geworden, da er die vom Geber, dem König von Neapel, daran geknüpft« Erbpacht, unter der Begünstigung der italienischen Gesetze, ab gelöst halte. — Unter dem Titel: ^Oorreaponcklmco ckiplomntiqno ck« Ll. cko UismLrclc 185l—>559" ist jetzt >n Pari« in der be kannten VerlazSbuchhandlunz von E. Plon «v Co. die fran zösische Ucbersetzung der viei besprochenen von I)r Ritter v. Poschinger herausaegkbenen Documente der königl. preußi schen BuiiteStag--Ge'andlschast in zwei stattlichen Bändchen erschienen, und ist damit diese sür die Geschichte der zweiten Hälste de« l9. Jabrbuntert« so wichtige Correspondenz auch den Politikern und Diplomaten zugänglich geworden, welche der deutschen Sprache nicht mächtig sind. Die überaus schwierige Ausgabe, die Depeschen de« Fürsten von Bi«marck in eine fremde Sprach« zu übertragen, »nd doch, so weit e« irgendwie möglich ist. dem Stile de« Reichskanzler« seinen eigentbümlichen Accent und seine präcise Form zu lassen, haben die Herren Funck-Brcntano. Professor an der .ckvcol« lldr» ckev «cience» polltiquos", und Schmidt, Professor am l-/oe« Lonckorcet, uut erstaunlicher Geschicklichkeit gelöst.
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