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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.08.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-08-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188408264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840826
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840826
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-08
- Tag 1884-08-26
-
Monat
1884-08
-
Jahr
1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.08.1884
- Autor
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sympathisch sind. Midi di« dertz« So«8 der d«id«u letztgenuemten Rollen d«m TonLimter Geleneuheit. sein angqesprochene» Talent sür da« Humoristische zu, besten Geltung zu bringen, so muß ihm andererseits auch da« zart« und innige Wesen der Undine besonder« anziehend gewesen sein; denn säst immer ist deren Gesang von schönstem und wahrem Ausdruck beseelt und melodisch reich auSge» stattet. Die Rolle ist demnach unter Nniständeu eine höchst dankbare für eine Sängerin. Daß Frau Baumann sich dafür stanz außergewöhnlich gut eignen würde, war beinah« mit Sicherheit vorauSzusehen. Der weiche Wohllaut der Stimme, die zart« Behandlung der Cantilene, sowie di« Innigkeit, di« sie ihrem Bortrage zn verleihen wußte, nahmen ebenso für st« ein, wie dir angemessene Darstellung. Frau Banmann wurde denn auch durch reichen Beifall nach den Actschlüssen ausgezeichnet; al« diese« Beifall« ganz besonder« würdig ist di« große Arie »it Recitatid im zweiten Acte, in der Undine sich ihrem Neuvermählte« zu erkennen gerbt, zu bezeichne». Kran Ethamer-Äadr,eße« fand sich »it ihr» nicht sehr dankbaren Partie der Berthalda recht gnt ab und bsvieS varin Sicherheit und Berständniß. Neu war noch die Besetzung de« Beit dnrch Herrn Sl«»ak vo« SdadtlHauter in Bremen. Derselbe zeigte sich al« Sänger und Schauspieler von Routine und erhielt sogar nach dem Vortrag« sinne« Liede« .vom Wckdersehn" Beifall aus offener Scene. Die SAmme schien indessen nicht ganz frei, halte bisweilen auch einen gutturalen Dang. Z« recht ergötzlicher Wirkung grlangte» wieder die komischen Scenev. in denen »entüch Herr Sxn^g nt« «ellenneist» Han« fmner uamend Weiaiauu« frei de« S. Schlenistller. > d» St. Pr»er«turarr Oper ist kürzlich Noffliil's «Tel? »»er de» Lltäk .Idobotph Sasiermwal" «»geben worden. Die Leus» ste»; mau » schreibe». l .Mobrtph Vasierandal" «»gebe» worden. Die Tensor «Uersant» dir «nfiührung der Oper mit dem O»tgi»altl mußte deshalb da« Sujet verändern ,»d eia uene« Libretto * Li» ««»tkantsch» LAngock» I»»h Abbott hat eine» Preis »o» SOMO Dollar« M» et»« pathetische Op« im Stile vo» Flotow's .«archa" «»«»setzt. L«tscheik»«ze» -es Reichsgerichts. Albdruck ohne Pntzobr der Quelle wird gerichtlich verfolgt^ D»r Mchchtnenschloffer R. a»« T. is gewrrb«m»ßtae» Glücksspiels — urthetlt, indem srftgestelt tsi, daß Angc ist vom Landgericht wegen — Z. 38t Ttr.-G.-B. — ver- Angcllagter den Tischler Müller uittor de« Borgebea, eia Kartenkunststück nmchen zu wollen, ans. gesordert, an« «tue« chm »erdeckl hingchaltenen Spiel« deutscher Karte» et» Bla« »u ziehen, die Vorderseite desselben, oh»« ft« ihm, dem Angeklagte». z» zeigen, sich anzusehen uud zu merke» »nü es sodann i» das t» de» Häadcu des Angeklagte» verbliebene Spiel znrürkjustecke«, hat, nachdem dies geschehen, die Karten gemischt, besehen, vo» einem Dritten nochmal« mischen lassen und hat dann sechs Blätter ans dem Spiel herausgesucht und unter der Behauptung, daß sich das von Müller gezogen« unter ihnen befinde, verdeckt au de» Lisch gelegt, lieber bi« Nichtigkeit seiner Behauptung hat er Wette» bis zu IVO ^l ««geboten. Müller h«t zweimal einen Wett einsatz »«« je S gemacht «nb ihn jedesmal verloren. Der Angeklagte hat -ege» sein« Berurtheilnng Revision eingelegt, er behauptet, daß da«, was er gathau, kein Spiel und insbesondere kein «««spiel gewesen sei und daß von einem gewerbsmäßigen Be> triebe bei SlückSspirl« durch ihn keine Rebe sein könne. Da« R.-G., III. Strafsenat, hat die Revision am SO. März d. I. verworfen und auSgesührt: I» obigen Thaisacheu Hai das Land gericht zunächst nicht sowohl das Eingehen von Wetten seitens des Angeklagten, al« vielmehr das Unternehme» eine- in die Form von Velten gekleideten Spiels gesunden, indem es das unter, scheidende Merkmal zwischca Spiet und Wette in Uebereinstimmung mit der Anstassnng de« Reichsgericht« in der ans Erlangung eine« Gewinnes gerichteten Absicht sieht und aus dem, weil in baarem Beide bestehenden und für die Vermögen-Verhältnisse der Bethetügten nicht unerheblichen Einsätze die thatsächliche Folgerung zieht, daß e« sich nicht sowohl um die Entscheidung einer Meinungsverschiedenheit, als vielmehr nur um den Gewinn und Berlust gehandelt habe. Bei der wcilcrcu Annahme, eS sei das Spiel ein Glücksspiel gewesen, ist das Landgericht davon ausgegangen, daß der Ausgang des Spiels davon abhängig war, ob das au« dem startcnlpicl gezogene Blatt rn derselbe» Lage, und ohne in der Hand ve« fliehenden eine Wendung erhalten zu haben, in das starteuspiel zurückgestccki wird. Denn nur in diesem Falle wäre ber Angeklagte »in Stande gewesen, aus seiner Lage unter da» übrigen, inzwischen vo» ihm umgeivendelcn. also mit den KSpscu nach der entgegengesetzten Seite gedrehten Blätter» das gezogene Bla» zu erkenne». Es kann nicht zweisel- hast sein, bas, die Behandlung des Kartenblattes seitens des Müller, der das Geheim,,iß deS Spiels nicht kannte, sowohl sür ihn wie für den Angeklagte» ein außerhalb jeder Einwirkung und Be- rcchunug liegender Umstand war. Do ann das Landgericht nicht auch thatsächlich seftgestellt hat, daß der Angeklagte in der Lage war, dnrch Unterlassung des Wenden- oder doppeltes Wenden der in seine» Händen verbliebenen Karten sich auch bei einer etwaigen Mendmtg b«< Blattes duoch Müller de» Ersolg zu sichern, irrte es nicht, wen» eS zn der A,nähme gelangte, daß der Gewinn oder Verlust ber Spieler durch den Zufall bestimmt wurde, und daß deshalb da« Spiel ein Glücksspiel im Sinne d«S K. 284 Slr. S-V. war. E« hat endlich da» Landgericht au« der Persönlichkeit de» An geklagte», aus seiner Berbindnng mit dem Schneidergesellen Raak, von dem da- Urtbeil seststcllt, daß er als sogenannter Schlepper bei de« Spiel betheiligt gewesen ist, nnd an« seinem ganzen Verhalle» gefolgert und festgestellt, daß er sich bei dem Spiel mit bcinvorsas getragen hat und daraus anSgegangen ist, sich durch tvieder holte« Veranstalte» v»n Glücksspiele» einen Erwerb zu ver- schaff», und daß seine Absicht auf fortgesetzten Gewinn gerichtet gewesen. Diese Feststellung ist eine thalsächliche nnd somit der Nachprüfung in dieser Instanz entzogen. Wenn aus i^r gefolgert wird, daß da» Spul der Beginn eines gewerbs. mäßigen Betrieb« von Glücksspielen gewesen ist, mithin bereit« «ine Sinzeihanvlung dieses Betrieb« war, so kam, diese Folgerung als eine irrthümliche nicht beanstandet werden. Es ist zur Erfüllung des Thatbestaiidsmerkmals des Gewerbemachcns der Nachweis einer Wiederholung deS SpieleuS nicht er- sorderlich, sondern genügt, wenn aus den Umständen des Falles ersichtlich wird, daß der Angeklagte in der Absicht handelte, jede ferner«, sich ihm darbietcnd« Gelegenheit znr Wiederholung des Spielen« ond.Erlanguug de« Spielgewinne« zu benutze». gesunden hatte«. Die eigentliche Feier wurde mit tiner Rede de« Herrn Dicikouu» Vr. von Criegern ein geleitet, die in gedrängter, dabei aber fesselnder Weise dir Gründung, die Geschichte sowie die Thaten und Erlebnisse de« 2. Hnsarenregiiiient- schilderte. Herr von Criegern hob zum Schluß bervor, wie da« Regiment in dem Jahre 1848 seine Pflichttreu« uud im Jahre 1868 seine Tapferkeit bewiesen und in gleicher Weise ich m dem letzten Feldzug« gegen den grmeinsanien Feind bewährt habe, wovon die 4l eisernen Kreuze, die an doS Regiment gelangten, Zengniß ablegten. Nach der Mahnung de« Herrn Redner«, daß die Mitglieder de» BereinS in gleicher Weis« den Geist der Kameraoschask und der Treue, wie den Geist de« Gehorsams gegen die Obrigkeit pflegen möchten, und ebens» treu zu dem Kaiser und König im Frieden wie im Kriege stehen möchten, erfolgte die Entbüllung der geschmack voll »uSgesiihrten Standarte. Herr Wappler, Vorsteher de» Verein», sprach herzlichen Dank dem Herrn Redner ans und stieß die erschienenen Gäste herzlich willkommen. Hieraus über- »ittelte Herr vr. Hoßseld, da» von Sr. Majestät dem Könige der neuen Fahne verliehene Geschenk, bestehend in einem Fahnenbandc und in einem geschmackvoll gearveiteten silberne« NageH der in Gold den NamenSzug de» Königs trägt. Herr vr. Hoßseld brachte hieraus ein Hoch auf König Aldort au«, in welche« von der Festversammlung be geistert eingestimmt wurde, nnd schlug den Nagel mit den Worten „Mit Gott sür Köniz nnd Vaterland" in den Schaft der Standarte. Hieraus überreichte Herr Rittmeister von SanderSleben Namen« de« OfsicierScorpS de« HusaoenreqimentS einen Nagel, der von ihm mit den Worten ,Hest, treu, beständig" befestigt wurde. Weiler widmeten die Reserveosstciere des Regiment« einen Nagel mit dem Dünsche, daß der Verein „wachsen, blühen nnd gedeihen möge". Weitere Nägel stifteten der Militairverein von Markranstädt und Umgegend, der Verein „ehrenvoll verabschiedet« MilitairS", der Militnirverein „Kamerad schaft", der Verein „Jäger und Schützen", der Krie gerverein z« Sonnewitz, der Gesangverein „Phönir" »nd der Militairverein „Sanität". Von den Frauen nnd Jungfrauen de- BereinS wnrde die Standarte mit einer »rachlvollen Fabnenschleise nnd der Borsieber de» Verein», owie der Fahnenträger und die beiden Fahnenbeglciter mit irün- und weißseidenen Schärpen geschmückt. Den von allen Seiten so zahlreich erfolgte» Auszeichnungen gegenüber wurde c» dem Vorsteher des Verein», Herrn Wappler, schwer, seinen Dank in herzlichen Worten auSzudrücken. Eine weitere ehren volle Auszeichnung war da» von Sr. Exccllcnz Graf von Fabrice eingcgangene Telegramm: „In Betbätigung meiner besten Wünsche sür da» Gedeihen deS Militairverein» 2. säch sischen Reiter-, 2. sächsischen Husarenregiments Nr. l9 behalte ich mir vor, allernächsten» ein Andenken sür die Standarte de» BereinS in den Farben deS Regiments Ihnen zu über mitteln. Fabrice." Nach Beendigung de» Fcstaclu» fand im Garten die Fortsetzung de» Eoncerte» statt, wobei sich der Gesangverein „Phönix" durch den vortrefflichen Vortrag mehrerer Männerchorlieder, sowie durch den Bortrag von Liedern mit gemischtem Chor allgemeine Anerkennung und lebhaften Beifall erwarb. Nach Schluß de» ConcerteS fand ein Ball statt, der die Festlheilnchmer noch lange bei sammenhielt. Nachtrag. * Leipzig, 25. August. Se. königliche Hoheit Prinz Georg tras am heutigen Abend mit dem Schnellzuge der Dresdner Bahn gegen 10 Uhr in Begleitung de» Chef» de» Generalstabes, Obersten v. d. Planitz und de6 Adjutanten im Gcneralcommanvo, Majors v. Hinüber, hier ein, um morgen Bormitlag die Besichtigung der 4. Insanteriebriaade Nr. 48 vorzunehmen. Do» Leipzig braiebt Sich Höchstdersclbe zu nächst nach Borna, uni der Besichtigung de» Carabinier- regiment», sodann nach Rochlitz, um ber Besichtigung de» 2. UlanenregimentS Nr. 18 beizuwohnen, und trifft den 27. d. Ml». Abend» in Chemnitz ein, woselbst am 28. August Vormittag- die Besichtigung der 3. Insantcrie- brigade Nr 47 dnrch Se. königl. Hoheit stattfindet. — SL Excellenz der Herr StaatSmmister v. Nostitz-Wall- witz ist wieder in Dresden eingctrossen. »». Leipzig, 25. August. Dem Militairvereine .2. sächsische» Reiterregiment, 2. sSchsische» Husarenregiment Nr. IS für Leipzig uud Um gegend", welcher am gestrigen Tage da» Fest. seiner Fahnenweihe in den Räumen und Garten de» .Tivoli" beging, wurden bei dieser Gelegenheit so viele Auszeichnungen, selbst von höchster Stelle, zu Tbeil. daß allen Festtbeilnehmern die in würdiger und erhebender Weise verlaufene Feier lange im Getächlmß bleiben wird. Mit einem Gartenconcert. welche» „,'lüairische und patriotische Weisen brachte, wurde da» Fest eingeleitet, zu dem fick eine große Anzahl Osficier- dc» 2. HusnrenrrgimentS, sowie Ossiciere der Reserve eine «w. Leipzig, 25. August. Die gestern Bormittag in der Tonhalle abgehaltene Versammlung der Metallar beiter, als deren Vorsitzender Herr Hersurth gewählt wurde, »war sehr zahlreich besucht. Al» erster Redner sprach Herr Schade Icker Bentilatiou in den Fabriken. Derselbe führte hierbei auS, daß in einer großen Anzahl von Fabriken die für die Gesundheit der Arbeiter nöthige Lust nicht vorhanden sei, ebensowenig da» nöthige Licht, und daß nach dieser Richtung von den Fabrikbesitzern sür die Gesund heit der Arbeiter nichts gcthan werde. Al» Beispiel wurde vom Redner die Fabrik des Herrn Rudolph Sack in Plagwitz angeführt und ein Brief verlesen, in welchem die dortlgcn sanitären Zustände in einer schrecken- erregenden Weise geschildert werden. Hiernach soll der dritte Thcil der Arbeiter brustkrank, die Lust in den Räumen der genannten Fabrik oft so schleckt sein, daß e» nicht mehr möglich ist. Alhem zu schöpfen nnd Herr Vr. Götz jnn. in Lin den au erklärt haben, daß ein Arbeiter, der seine Familie liebe, dort nicht arbeiten könne. Hierzu ergreift Herr Fell daS Wort und erläutert, daß dieser Zustand nicht in allen Räumen ber Sack'schen Fabrik, sondern nur in einer größeren We kstälte. welche 77 Meter lang, 31 Meter breit und 3V, Meter hock ist, vorhanden sei. In diesem Raume sind 385 Arbeiter beschäftigt, wird a» 40 Schmiede- feuern gearbeitet »nd werden die großen Pflugscharen in Talg gehärtet. Wiederholte Gesuche ber Arbeiter an Herrn Sock um Abstellung dieser Ncbclständc sollen von keinem oder nur geringem zweifelhaften Erfolge begleitet gewesen sein. Weiter tlieilte Herr Fell mit, daß inan die Herren Rudolph Sack und Fabrikinsperlor Morgenstern zu dieser Ver sammlung eingeladen habe. Die dem Letztgenannten ge machten Vorwürfe wie» der Redner unter Hinweis aus die umfangreiche Thätigkeit de» FabrikinspectorS, die eS unmög lich macke. Alle» zu untersuchen, zürück und warnte vor der Einleitung eine» Streikes. (I) Dagegen empfahl er di« Ab fassung einer Resolution, welche die Abänderung der Zustände in der Sack'schen Fabrik anrcgcn soll. Herr Maler erklärte sich gegen di« Abfassung einer Resolution, die nach seiner Meinung bei Herrn Sack keine Wirkung auSübcn werde, da derselbe schon die Bittschrift der Arbeiter in „ironischer Weise" beantwortet habe. Nachdem noch die Herren Schlenzcr und Kuntsche sich über die besprochenen Un- zuträglicbkeiten geäußert hatten, wobei Letzterer anregte, auch ans Anschaffung eines gesunden Trinkwasser» zu dringen, wurde die nachstehend« Resolution angenommen: Die heutige Versammlung stellt hiermit folgend« Forderungen au Herrn Rudolph Tack uud Herrn Fabrikinspector Morgen- Peru: I) Herr Fabrikinspector Morgenstern möge baldigst die ArbeitSrSume der Sack'schen Fabrik einer gründlichen Untersuchung unterziehen und aus baldige Abhilfe der ungesunde» Verhältnisse dringen; 2) wird Herr Sack anlgesordert, möglichst b^ld seine Arbeiisräume derart nnznrichten, daß seine Arbeiter nicht gezwungen sind, Gesundheit und Leben aufs Spiel zu setzen; 3) beauftragt die Berjl'nimiunq den Vorstand de» Melallarbelter-Fachv>.«et»s, mit allen gesetzlichen Mitteln dahin za wirken, daß Herr Sack mit seiner Fabrik in sanitärer Beziehung eine gründliche L.igcsialtun» vornimmt. Hieran schloß sich ein einstündiger Vortrag Leö Herr» Fell über daS „UnsallversichcrungSgeseh". wobei einzelne Paragraphen vom Redner in ihrer Wirksamkeit beleuchtet wurden. Wegen Raummangels kann nur hervorgrbobcn wer den, daß Herr Fell hierbei die Bemühung der Regierung, die Lage der Arbeiter zu verbessern, anerkannte und betonte, daß die Regierungsvorlage deS HastpflichtgesctzeS eine weit bessere gewesen sei, als die vom Reichstage angenommene. Weiter beklagte er die außerordentliche Länge de« Gesetze« und pric« die Staatsverwaltung im Gegensatz zur Privat- Verwaltung al» eine Wohttbat. Ferner erklärte der Redner es sür ungerecht, daß dem Arbeiter nur 66V, Proceut feines Einkommens, dagegen dem Beamten mit über 2000 Ein- kommen die ganze Summe seine» Einkommens bewilligt «erden, und wünschte schließlich, daß die Gesetzgeber da« Gesetz in Zukunft entsprechend verbessern und hierb« zur Beralhung Arbeiter hinzuziehen. (Wir veröffentlich«, diesen Bericht getreu unserem Grundsatz, daß es Pflicht der Prftle ist, die Arbeiterbewegung genau ,n ver. folgen und die dabei zu Tage tretenden Ericheinungen zur Kenniniß des Publicum- zu bringen. Wir sind selbstverständlich nicht in der Lage, die Wahrheit der betreffenden Behauptungen zu controliren, wollen aber darauf Hinweisen, daß in Arleiierversammluiigen in der Regel sehr stark ausgetragen wird und müssen der angegriffenen Firm«, von der man b »l»er »ur Rühmliches, insonderheit anch in Bezug auf chre Fürsorge sür die Arbeiter, gehört, ruhig die etwaige Richtigstellung üverlaffe». Die Redaition.) * Leipzig, 2L. August Herr Maurermeister Winkler ersucht uns um Aufnahme folgender Erklärung: Die heutige Mittheilung im „Lewziger Tageblatt", den Unfall am Museumsba» betreffend, nöthigt die Unterzeichnete Bau- Verwaltung zu der Erklärung, daß die in der Sonnlag-nummrr erschienene Erwiderung de» Herrn Maurermeister Wiukler der Wahrheit volltoinmen entsprach. Eine amtliche Erkundigung seitens des Berichlerstattcrs ist überhaupt nicht eingezogen worden. Leipzig, den 25. August 1684. Die städt. Bauverwaltung am Mnieum-ErwesterungSban. In Bezug aus die Angelegenheit erhalten wir von unserem Berichterstatter nunmehr die anderweite Mittheilung. baß, wie er in Erfahrung gebracht, erneute amlliche Erörterung ergeben, daß der Werkstein nicht in Folge de» Zer reißen» eine» Seiles beim Aufwinden, wie dies Anfang» irrthümlich zur Anzeige gebracht worden war, sondern durch einen anderen zufälligen Umstand au» seiner Lage herabgcstürzt ist. Daß hierbei Niemand zu Schaden gekommen, war bereit« im ersten Berichte erwähnt. — Da« leider bereit- mit dieser Woche seinen Abschluß rndende Gastspiel de« Herrn Kammersänger Anton Schott indet dadurch eine erfreuliche Erweiterung, weil der Künstler außer den sestgcstelllen Partien heute Dirn Stag ans viel- Aachen Wunsch den „Tannhäuser" wiederholen wird. — Am verflossenen Sonntage belief sich die Freauenz de« Krhstall-Pa laste» aus 4200 Personen. Die Leistungen der HanScapelle fanden allgemeinsten Beifall, namentlich er regten die vom Dirigenten, Herrn königl. Copcllmeister Friedrich Wagner, zum Vortrag gebrachten Trompetinen- öli rauschenden Beifall und mußte derselbe mehrmals Wicderholurwen geben. Die auswärtigen Bcsticher der Gartenbau-Ausstellung batten ein zahlreiche» Contmgent gestellt nnd sprachen dieselben dem vortrefflichen Sedl- mayr'schen Spatenbrä» eifrig zu. — Der Chef der hiesige» Pianvfvrtesabrik Julius Kreutzbach veranstaltete am vorgestrigen Nachmittag sür ein gesamniteS Arbeiterpersonal mit Familien in der „Moritzburg" bei GcbliS eine Festlichkeit, welche ein recht erfreuliche» Äild guten Einvernehmen» zwischen Arbeit geber und Arbeiter lieferte. Verschiedene zur Unterhaltung und Belustigung von All und Jung geeignete Spiele :c. ließen die Zeit schnell dahin eile», und den Schluß de» Festes bil dete ein Ball. * Leipzig. 25. August. Die Nednctivn der hier er scheinenden „Neuen spiritnalistischcn Blätter" ersucht un», mitzutheile», daß dem Redakteur de- genannten Blatte», Herrn vr. B. Cyriax, nnd dein Magnetiseur Herrn Weber in einer Klugcsache wegen Betrug» nach langer und ein gehender Untersuchung seiten» deS Gerichtes der Entscheid geworden ist, „daß die Angeklagten sreizusvrechcn und die Kosten der StaatScasse auszuerlegen sind". Die Nedaction fügt der betreffenden Erklärung die folgenden Worte hinzu: Dieser Entscheid hat mehr einen persönlichen als fach lichea Werth »nd sind wir durchaus nickt berechtigt, daran» aus eine Anerkennung de« Magnetismus und Spiri tualismus zu schließen." I Leipzig, 25. Augnst. Die gestrige Sonntag»- frequenz aus der Dresdner Bahn weist abermals die erhebliche Zahl von 13,560 Personen aus. von denen 6760 Pev sonen von hier nach auLwärl» befördert wurden und 0866 Personen von auswärts hier ankamen. — Mil der Baye» rischen Bahn trafen gegen 6066 Personen hier «in. wäh rend über 6666 Personen von hier nach auswärts fuhren; außerdem wurde Nachmittag» 3 Uhr 10 Min. ein Ertrazug nach Gaschwitz abgeserligt, welcher Abend« 16 Uhr Ul Min. wieder hi-rber zurllckkehrte. — Mittelst der fahrplanmäßigen Züge der Thüringer Bahn reisten 4516 Personen von bicr ab und 4872 Personen trafen hier ein. Früh 7 Uhr ging ein Extrazug nach Kösen mtt 366 Personen. — Au der Magdeburger Bahn betrug die Gesammtzahl der von und nach hier beförderten Personen 6066, und an nähernd ebenso stark war die Personenfrequenz auf der Berliner und der Eilenburger Bahn. — Gestern Abend mußte gegen zwei Passagiere eincSP ferdebahnw agenS der Connewitzer Linie polizeilich eingcsckritten werden, weil die selben sich der Fahrordnung nicht gefügt, gegen da» Fahrpersonal aussässig geworden waren und übrigen« eine große Fenster scheibe im Wagen eingestoßcn hatten. ES wurden ihre Namen aus der Polizeiwache festgestellt. — Ein hiesiger Psanb- eiher hatte seit einiger Zeit die befremdliche Wahrnehmung emacht, daß verschiedene Psandgcgenstände, namentlich auch etten, die bei ihn, versetzt worden, verschwunden nnd jeden falls von einem ihm unbekannten Diebe gestohlen worden waren. Da erschien am vorigen Sonnabend eine hiesige Einwohnerin in seinem Geschäft, die wiederholt schon Sachen bei ihm verpfändet hatte und brachte einige Betten, um sie ebenfalls bei ihm zu versetzen. Mit nicht geringem Erstaunen erkannte aber der Pfandleiher in Viesen Äetteii die ihm ab handen gekommenen Psandgegenstände und dielt natürlich die Person an. ES stellte sich heraus, daß die» die Diebin war und diese Person die fehlenden Gegenstände gelegentlich ihrer Anwesenheit in dem Psandleihgeschäst entwendet und endlich die Dreistigkeit gehabt Halle, die von ihr ent wendeten Betten in demselben Geschäft wiederum zur Ver pfändung zu bringen. Sie wurde natürlich von der Polizei io Beschlag genommen. * Leipzig. 25. August. Bon der Fcricn-Straskammer V de» hiesigen königl Landgerichts wurden in den heutigen Hauptv-rhandlungcn 1) der Agent Karl Friedrich Voigt hier und der Hausbesitzer Simson Philipp an» Hamburg wegen Verletzung des tz. 186 deS R -Str.-Ges.-B. zu l Monat und bezw. zn 14 Tagen Gefänfiniß, 2) der Kellner Friedrich Her mann WeiSke an» Wenigossa wegen RücksallSdicbstnhlS zu 3 Monaten Gesängnij »erurtheilt. X Lhonberg-Nenreudnttz, 25. Augnst. Der hiesige Gesangverein .Liederkranz" hielt gestern und vor gestern sein 25. Stiftungsfest im Gasthof zu Thonberg ab. Al« Vorfeier fanden CommerS und Weckruf, als Haupt- sei« FistactuS und Zug dnrch die reich geschmückten OrtS- straßen statt. Bei dem ActuS hielt Herr Schuldirector Kunze-Thonberg eine treffliche Festrede. An dem Zuge betheiligtc.. sich etwa zwanzig Vereine, welche viele prächtige Geschenke, wie eine Votiv-Lasel, einen Dirigenten-Stab nitt Silbrrschniuck. Schreibzeug?, Fahnenschniire ü. dgl. widmeten. ll. Neuschöneseld, 25. August. Unsere neue Schule konnte heute geweiht und ihrem Zwecke übergeben werden. ES batten sich zu dem Aclc außer den Vertretern viele Ein wohner IwS Orte» in dem großen Zimmer de» neuen Ge-> bände» Vormittag» S Uhr eingcsnnoen. Harmoniumklänge crösfnetcn die Feier. Dir Tecoration der Aula wackle einen würdevollen Eindruck aus die Tbeilnehmer. Die Weiherede wurde von dem königl. BezirkSschuImspcctor Herrn Sckulratb Vr. Kühn gehalten, dieser schloß sich eine Motette von Zwhssig und dieser die Ueberqabc der Schule durch den Vor sitzenden de» Schulvorstands, Herrn Gemeindevorstaud Clauß, an da» Lehrerkollegium an. Letzteres gelobte durch ihren Direktor, Herrn Mnth, die Schule als eine Pflanzstätte der Zuckt, Weisheit und Frömmigkeit zu betrachten und darnach zu streben, gebildete, ehrbare und würdige Glieder heran- zubilden, wovon daS Gedeihen der Gemeinde einzig abhänge. Ein Knabe überreichte der Schule die Bildnisse de» Kaiser» und Königs, als von der Schuljugend zur Erinnerung an den heutigen Tag gestiftet. Gebe! und Segen sprach Herr Diakonu» Sparwalv. Den Schloß bildete ein Gesang. — Neuschöneseld, 25. August. Gestern fand die schöne Feier deS 25jährigen Bestellen« de» Militär- Beteranen-VereinS für Nrnschönef-lo, Reudnitz und Um gegend statt. Nach einem CcmnierS und Zapfenstreich am Vorabend wurde am Festtag früh eine Ncveille auSgesührt. Dann fand Empfang der Gäste stall. Gegen 4 Uhr bewegte sich ein imposanter Zug von 36 Vereinen dnrch die OrtS- straßen nach dem Festplahe. Hier sprach zuerst Herr Vor land Lieber» in gediegener Rede, dann Herr DiakonnS Sparwald. Lctzteier endete mit einem Hoch ans den Znbel- vercin, den König, den Kaiser und auf Deutschland. Die noch lebenden sieben Mitglieder de» IubelvcreinS seit dessen Gründung wurden besonders geehrt und mit Medaille» decvrirt. Die Vereinssahne wurde vielfach beschenkt, u. A. mit silbernem Nagel »nd einer Schleife von Sr. Maj. dem König Albert; lwn den grauen de» Verein« wurde auf weißem Kisten ei» Myrten- und ein Silbcrlranz gewidmet. Schöneselder Gesangvereine hoben die Feier durch schöne Ge- 'äuge. Ein nochmaliger Zug dnrch die reichgeschnlücktcn OrtSstraßcn und Bälle in drei verschiedenen Sälen bcschissten die seltene Feier. * Glanckau, 25. August. Am gestrige« Lage feierte der hiesige Gewerbeverein einen seiner schönsten Festtage. Bon »ab und fern batten sich Theilnehmer cingesunden, um die im Garten de» Theaterlocal» vorzunehmenve Weihe der von den Frauen de» genannten Verein- gestifteten sehr »erth» vollen Fabue (Banner) festlich mit zu begehen. Wen« die zu Ehren cer Gäste sür die Zeit von 11—1 Uhr Mittag« in den Gniiidellcichaulagen anberanmlen GefangSaufsÜbrungen ämmtlicher hiesigen Männergesangvereine infolge der sehr chwachen Belbciligung seiten« der Sänger leider da« nickt zu bielcn vermochte», waS man eigentlich hätte erwarten dürfen, so fanden wir dafür Nachmittag» im Theatrrlocate einen reichlichen Ersatz in den präciü anSgeführten Vorträge» unserer Capelle. Al« Festredner batte «an Herrn Schul director Kittel gewonnen. Derselbe sprach über die Be deutung der Fahne, die ein Zrngniß sein solle von dar Ein heit und Einigkeit de» BereinS, ein Zeichen von de« gemein schaftlichen Streben desselben nach einer größeren allgemeine» gewerbliche» Bildung und eine Mahnung, wir auch der Ge- wcrdcvercin nationale Gesinnung zu pflegen und z» erhallen habe. Der reichlich gespendete Beifall bewies, daß der Redner seine Ausgabe vortrefflich gelöst hatte. Bon den rin- gelarenen Gewcrbevercinen der Umgegend waren vertreten: Cri»,mitschau. Zwickau. Werdau, Waldenburg, Penig, Hohn stein und Meerane. Alle genannten Vereine, sowie anch der Turnclub und die höhere Webscknle von hier beschenkten di« Fabue. Den Schluß de» Feste« bildete ein von Abends 8 Ubr ab im Theaterlocal abgchaltcncr, sehr sregucnlirtcr Festball. * Miltitz bei Meißen, 24. Angnst. Eine groß« Merk würdigkeit. welche im deutschen Norden nicht wieder anzu- tressen sein dürste, ist da« Wäldchen von edlen Kastanien in unserem Orte. Auch dieses Jahr weisen die sonst nur i>» Süden Europas vorkvmmcnden und wild wachsenden Bäume eine Menge Früchte auf, so daß eine reichliche Ernte zu er warten steht. Manche der Baumricsen haben einen großen Umfang. Wie die Sage erzählt, soll diese» Wäldchen vom Bisckos Benno angelegt worden sein. »* Dresden, 25. Augnst. Bon guter Hand wird nnS niitgelheilt, öS sei hier daS Gerückt verbrettet, daß He-r Oberbürgermeister vr. St übel in Folge deS Verhallens der unlcr dem Einflüsse der Herren Hartwig und Genossin stehenden Mehrheit de» hiesigen Stadtvcrordneten-CollcgiumS alle Lust nnd Freudigkeit an der Ausübung seine« Amte» ver loren habe und mit der Absicht umgehe, dem Beispiele seine» College» Bürgermeister» vr. Rüger zn folgen, der bekanntlich au» Anlaß der gedachten Verhältnisse freiwillig au« seinem Amte scheidet. Wir wollen abwarten, ob sich diese« Gerücht bestätigt, für unwahrscheinlich halten wir dasselbe aber nickl. * Dresden, 25. Augnst. Bon der S. Ferienftraftammcr de» königl. Landgerichts wurde heute der Fabrikarbeiter Ernst Münch hier wegen versuchter Bestechung eine» Stabs arztes der Armee zn 5 Tagen Gesänguiß verurtheilt. Der Angeklagte war an» 7. Juni d. I. im hiesigen Garnison- lazarelh erschienen, woselbst fei» bei dem ll. Grenadier- Regiment dienender Sohn al» Kranker Ausnahme gesunde,: »nd dort bot er. gelegentlich de« auf dem Eorridor ersolc' Zusammentreffens mit dem Stabsarzt vr. Friedrich, diese», ein Geschenk für den Fall au, daß fein Sohn an« dem activcn Dienst als „dienstnittauglich" entlassen werde. — Wegen fahrlässiger Tödtung verwirkte der Bergarbeiler Friedrich Wilhelm Halfter an» Steinbach 1 Monat Ge- sänaniß. Der Angeklagte hatte sich eine zum Verscheuchen der Vögel au» der von ihm erpachtrten Kirschenallee bestimmte Flinte verschafft, die er, mit Vogeldunst geladen, in seiner Wohnung anfdewabrte. Am 2S. Juni ergriff der lljährige Sohn Halster'S, wäbrcnd der Vater schlief, daS geladene, ihm ohne Weitere» zugängliche Gewehr, und bei dieser Gelegen heit drang die Ladung dem noch nickt 2 Jahre alten Sohne Halster'S mit sofort tödllichem Ersolg in daS Herz. Verant wortlich sür diesen traurigen Vorgang konnte nach Lage der ache blvS der Angeklagte gemacht werden. vermischtes. — Don Herrn Buchdruckcrcibesitzer C. A- Hager in Chemnitz geht im Zusammenhänge mit einer auS 'Berlin von den dortigen Blättern (von un» nach der „Vossischen Zeitung" d. Red. de» „Leipziger Tageblatte«") gebrachten und in die sächsischen Blätter üdcrgegangenen Sensationsnachricht dem „Chemnitzer Tageblatt" sclgende Mittheilung zu: Am b. August sandte ich an einige Zeitungen, auch an den „Kladderadatsch", ö Exemplare von Bolk-schrtsten, welch« nach meiner Ansicht von der Amtshauptmannschast Glauchau mit Unrecht einem Colporteur zu führen verweigert worden waren, mit der ebenso bescheidene», wle höflichen Bitte, mir einen guten Rath ln dieser Angelegenheit zu erthcilen. Ich reiste nach Norderney. Am Mittwoch Mittag kam mir der „Kladderadatsch" zu Gesicht, welch r eine so infamirende Beleidigung gegen mich enthielt, daß ich vor Aufregung krank wurde und nur da» eine Gefühl hatte, mir Genugthuung zu ver. schaffen. Ich mußte meine Kur unterbrechen, reiste Tag und Nacht und kam Freitag srüh 8 Uhr in Berlin an; um 9 Uhr nahm ich die Droschke 1558, fuhr nach der Wohnung deS vr. Lüwenftein, Alexandrintnslraße 96, Ik., meldete mich unter dem Namen meines Schwagers on und wurde vorgelaffen. Ich gab an, Beamter zn sein, der aus dem Bade nach Hause reise und hätte hier den Brief eine- Schwagers, Hager aus Chemnitz, erhalten, welcher mich er sucht hatte, ihm einen tüchtigen Rechtsanwalt ausznsuchen. (Den Namen eines Verwandten gab ich deshalb an, weil ich fürchtete, bei Nennung meines Namen« nicht vorgelassen zn werden. Als „königl. Beamter" habe ich mich nicht aus- gegeben.) „Vorher sollte ich aber uni Auskunft bitten, was Sie veranlaßt hätte, ihn aus eine so gemeine Weise gesell schaftlich wie geschäftlich zu schädigen." — „Was sür ein Artikel ist daS?" — „Haben Sie vielleicht die letzte Nummer des,.Kladderadatsch" da?" — „Ja." — „Sehen Sie, hier." — „Ja. das habe ich jar nicht jcschrlebe», da- hat ein College von mir jelhan." — „Was, und io ettvas lesen Sie nicht?I" — „Ja, jewiß l»ab' ich'- jelese«, «»der ich habe eS jiiijeheißen." — „Sie Sch . . .1" und dabet versetzte ich ihm einen laut schallenden Schlag aut dt« Waag«. Ich rannte die Treppe hinunter und aus die sickere Teste der Straße, »in mich bei der Polizeiwache, über die ich mich vorher orteutirt hatte, z» dennncircn. Au» der Wohnung LSwenstrin's rtrt man: „Halt nusl halt aus!" Ich wurde auch ausgohalten, rirs «ber: „Hier ist die Wache, gehen Sie mit!" Ich befand mich in edier so siirchtbaren Aufregung, duß es lange dauevtr, bevor ich «in Wort sprechen konnte. „Fassen Sie sich und erzähle« Sie, was passtet ist", sagte der Eommiffar. Nachdem ich reden könnt», sagt« ich: .Lch bin der Buchdrucker Hoger aus Chemnitz und Hab« eboo den Vr. Löwenpeia grohrseigt l" — „Wo denn?" — „In seinerWohnnng." — „Ja, donn geh« un- die ganze Sache gar nicht» an; nur wo«, es ans der Straße geschieht, mükse» wir einschrellea." — Noch «tner Weile kaiu der Sr. Löivenftein mit einem BegtaÜer und sagte «bonso aus wie ich. Jemand erchetlte mir de« Rath, einig«« Zrtänagen Mittheilung zu machen; da mich ober meine Hhat doch reute und mich auch die Familie de« Grzüchtigion dauerte, so unterließ ich olle Schritte, damit ihm weitere Beschämung erspart wuudr. Nun, da der Vr. Löwcnstein selbst sür nöthige Verbreitung Souge ge trogen, allerdings nach seiner Weise, fühle ich mich zu dieser Air- siellling de« wahren Sachverhalte» verpflichtet. Die Polizeiwache der Alcxondrineustraß« ist mein Zeuge. Weitere Veröffentlichungen nach Umständen l Achtung »doll Chemnitz, 23. August 1884. C. «. Hager.
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