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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.09.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188409238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840923
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840923
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-09
- Tag 1884-09-23
-
Monat
1884-09
-
Jahr
1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.09.1884
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Fünfte Geilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. 287. Dienstag den 23. September 1884. 78. Jahrgang Die sächjischen Regimenter im Neichsland. i. DaS V. Insanterie-Neniment Nr. IVZ. In Straßburg halten Ireu wir Wacht, Seit im Frauzosenland Wir kühn geschlafen manche Schlacht, Wie männiglich bekannt. Daß Lothringen und Elsaß auch Lern' deutsche Sillen, deutschen Brauch, Ter Franzmann nimmer Wiederkehr', Dr'um blieü dahier vom deutsche» Heer Manch' Regiment, manch Bataillon: Die Macht an« Rhein, man kennt sie schon! Da- numerisch stärkste Jnsanterie-Regiment, welche- da- känigl. sächsische (XII.) ArmeecorpS besitzt, ist da- 6. Jnsanterie-Regiment Nr. 105, welches keinen Ehes hat »ud seit 1871 dem zur Besetzung de- Reichslandes au- Theilen aller deutsche» Truppeu-Lontingente neusormirtcn XV. ArmeecorpS zngetheilt worden ist. Anfänglich garnisonirten 2 Bataillone in Straßburg und da- 3. in Schlettstadt; seit mehreren Jahren liegen aber alle 3 Bataillone in erstgenannter Reichssestunst. DaS Regiment 105 ist seit 1. April 1881 aus denjenigen erhöhten Etat gebracht worden, welchen die im Reich-lande garnisouirendeu königl. preußische» Infanterie-Regimenter bereit- seit einigen Jahren besitzen. Diese Berniehrung des Frieden-Präsenz» staube- hat den Zweck, de» an der Westgreuze de- deutschen Reiche- im Kriegekalle voraussichtlich zuerst gegen den Feind zur Verwendung gelangenden Truppentheilcn bereits im Friede» einen erhöhten Grad von Schlagscrtigkeit zu verleihen. Der Zu- wach-, den das Regiment zu gedachtem Zeitpunkte erhielt, und »war durch Abgabe der erforderlichen Mannschaften seilen- der im König reich Sachsen garnisouircndcn Infanterie-Regimenter und Jäger- bataillone, betrug 405 Köpfe, nämlich 36 Unterosficiere, 24 Befreite und Lapitulanten, 333 Mann und 12 Lekonomichandwerker. Jede- Bataillon de- Regiment; besteht nun au- 664 Köpfen excl. den erforderlichen Ofsicicren. Wenige Wochen sväter, nachdem da- Regiment die Verstärkungen au- dcr Hcimath erhalten hatte, war eS dem Ojficiercorps vergönnt, den ältesten Sohn des Prinzen Georg, Prinz Friedrich August, in seiner Mitte zu sehen. Der Prinz, welcher am 13. Mai in Begleitung seine- militnirischen Begleiters, des Husarenmajors von der Planitz, behuss juristischer Studien an dortiger Universität in Straßburg eingetrosfen war und am Bahnhose vom Rcgiment-- Lommandeur Oberst Larraß und dessen Adjutanten, Seconde- lieutenaut von der Planitz, begrüßt worden war, speiste nämlich am 17. Mai 1884 zum ersten Male im Casino de- Regi- meutS. Letztere- ist bekanntlich das Schwcsterregiinent desjenigen, welche- seit 1867 die Nummer 104 führt, in Chemnitz im Stand- quartier liegt und den Prinzen Friedrich August zum Ehes hat. Beide Regimenter stammen ab von dem 1701 errichteten Regiment „Graf von Beichtingen", welches im nordischen Kriege gegen Karl XII. die Feuertaufe erhielt und sich namentlich 1713 bei Wegnahme der Insel Rügen auszeichnete. Auch am spanischen und polnischen Erb- solgekriege, »ich! minder an den drei schlesischen Kriegen nahm eS Theil, sacht mit Auszeichnung bei Kesselsdorj 1745 und wurde 1756 im dritten schlesischen oder siebenjährigen Kriege mit der sächsischen Armee am Lilienslein gefangen: seine Angehörigen desertirten aber in Hellen Hausen aus der preußischen Armee, in deren Reihen sie gesteckt worden waren. 1764 erhielt da- Regiment den Prinzen Maximilian (* 13. April 1759, s 3. Januar 1838), den Großvater des heutigen König- Albert, zum Ekes, dessen Namen eS auch mit Ausnahme von 1813—1315 fortsührte bis 1866. Da- Regiment und von 1849 ab die Brigade Max machten dem Namen ihre- Chefs alle Ehre und schrieben ihren Namen aus manche goldene Ruhme-- tafel der Kriegsgeschichte eia. In den napoleonischcn Feldzügen focht e- unter Andern: mit großer Bravour bei Wagram 1809. Drei Jahre später ward cs zum Küstenschutz in Pommern verwendet, ,m Frühjahr 1813 von de» Russen und Preußen bis nach Hannover gedrängt und nach tapsercr Vertheidigung bei Lüneburg gcsangen genommen. Seine Trümmer verleibte man der russisch- cnglisch-deutschen Legion ein. Nus den Tepottrnppcii des RegimentS in der Heimath wurde dagegen ein neues Regiment Max svrmirt, da- in fast allen Schlachten der Befreiungskriege niit im Feuer stand; auch blieb es bis 1818 mit den deutschen Occupationstrupven in Frankreich. 1849 war es bei -der Wegnahme der Düpveler Höhen bctheiligt, und im selben Jahrs ivurde es durch Hinzufügen eines vierten Bataillons in eine Brhsade verwandelt. Die 4 Bataillone führten die Nummer» 5, 6, ? und 6. - Ans -erster-» beiden entstand bei der Reorganisation der sächsischen Armee 1867 das heutige Regiment 'Nr. 104, aus letzteren -beide» das jetzige Regiment Nr. 105. Tie Stammbataillone des letztgenannten Regimrnts zeichneten sich auch im böhmischen Feldzüge durch Tapferkeit und Kaltblütigkeit auS, namentlich in dem Vorpvstengefccht von Rechanttz Und bei dem Osscnsivstoß über Nieder-Prscinm auf Hradek, der in Gemeinschaft mit der Leibbrigade in der Schlacht bei Köntggrätz am 3. Juli 1866 unternommen wurde. Das heutige Regiment 105 aber bestand seine Feucrtause in, Jahre 1870/71-in mehr-als glänzender Weise. Inder Schlacht bei St. Privat la Montagne erstürmte e» gegen 3 Uhr Nachm, das Dorf Marie aux chöncs — „die schöne Marie" sagten die meist aus dem Erzgebirge und dem Vogtkande stammenden Soldaten des Regiments — unter sehr starken Verlusten. Das massive, mit Mauern umgebene Torf glich einer Festung, - welcher nur der Graben fehlte, und der Angreifer war jedem Schuß der Bertheidiger ansgesetzt, kein Baum, kein Graben, keine -Boocnuiireqelmäßigkcit begünstigte den Angriff. Dazu herrschte eine drückende Hitze, auch hatte» die Soldaten weder an diesem, noch a» dem vorausgegangenen Tage abkochen können. Und doch blieben nur sehr Wenige zurück. Mit schlagenden Tambours, alle Haupllcute und Compagniesührer zu Pferde, ihren Compagnien voran, wohl gerichtet und ohne einen Schuß zu thua, stürmte da» Regiment dem seueripeienden St. Marie entgegen, von woher da» Lbasiepolfeuer schon auf die Enlsernung von 1500 Schrill reichliche Opfer forderte, als ein Feind »och gar nicht zu sehen war. Auch in der Schlacht von Beaumont, am 30. August, stand das Regiment im Feuer: bei Sedan aber, am 1. September, erwarb es sich unvergänglichen Ruhm durch unerschütterlich.- Tapferkeit und Zähig keit. ES eroberte das Dorf la Monccllc und socht dann aus der Höbe von Daigny säst zwei volle Stunden gegen einen übermächtigen Feind, ohne auch nur einen Fuß breit zu wanke». Drei, vier Mal stürmten die französische» Colonnen gegen das sächsische Regiment. Jede- Mal wurden sie geworfen, und als die Munition zu mangeln begann, da ginge» ihnen die Sachsen unter donnerndem „Hurrah!" mit dem Bajonnet zu Leibe. Da- 1. Jäger-Bataillon Nr. 12 brachte endlich dem hartbedrängten Regimente die ersehnte Hllse. In lener kritischen Position zeichneten sich, wie bei St. Marie viele Osficirre und Mannschaften de- Regiment- durch kühnen Mull, und unerschütterliche Ruhe ans, insonderheit verdient hier der Hauplmann Baumgarten genannt zu werden, welcher bereits bei Köntggrätz die Bistritz-Brücke über eine Stunde lang gegen die in Uebermacht an- dringenden Preußen mit seiner Compagnie harinäckigst vcrtheidigt hatte. Heute bekleidet der tapfere Ossicier den Rang eine- Obersten und al- solcher den seit 1878 im Xll. Armeecorps creirte» Posten eines Eisenbahn-LiniencominissarS. Bei Seda» kam da- Regiment tu den Abendstunden nochmal- in- Feuer und erstürmte die 2. und S. Compagnie unter Hauptman» Tychsen ein von zwei Compagnien Zuaven besetztes Hammerwerk trotz de« vernichtenden Feuers der Bertheidiger. Während der Lernirung von Paris »ahm das Regiment ferner rühmlichen Antheil an den blutigen Kämpfen von Billiers am 30. November und 2. Decembcr und bewährte, gleich den andern dabei zur Verwendung gekommenen Regimentern, erneut seine Tapfer- ieit. Durch jene heißen Kämpfe gelang es, den ersten und groß artigsten Durchbruch-versuch des Feindes, die Cernirung zu sprengen, zu vereiteln. Jene blutigen Tage werde» jedem Theilnehmcr un vergeßlich bleiben, namentlich auch wegen de- geduldigen AuSharrens unter den aufreibenden Einflüsse» von Kälte, Hunger und Ermüdung, welche an de» physischen und moralischen Halt der Truppen die stärksten Ansorderunaen stellten. Daß man dabei nnaushörlich einem betäubenden und aufregenden Granatenseucr aufgesetzt war, welches nicht erwidert werden konnte, trug nicht wenig dazu bei, an diesem moralischen Halt gewaltig zu rütteln. Endlich bleibt noch zu erwähnen, daß das 2. Bataillon deS Regiments mit bei dem Reeognojcirungsgcsecht von Bille Cvrart am 21. December und da- 3. Bataillon vei demjenigen von Maison Blanche am 26. December cnaagirt war. Der glorreiche Feldzug 1870/71 schmückte auch die Brust manches Angehörigen des 6. Regi- mcntS mit hohen Ehrenzeichen, unter denen selbst die »nr sehr selten und für große Bravour verliehene goldene HeinrichsmcdaiNe nicht fehlt. Ein unterm 17. März 1871 ergangener Befehl theille das Regiment dem neu zu bildenden XV. ArmeecorpS zu, und in den Tagen de- 2. bi- 5. Mai fand die Vorstellung der Compagnien des Regiments in Straßburg und Schlettstadt statt. Seitdem sind drei zehn Jahre vergangen, und gar manck-er sächsische Soldat hat da- alte berühmte Straßburg, „die wunderschöne Stadt", a!S Garnison kennen gelernt. Ende September 1871 besuchte König Johann das Regiment in seinem neuen Slandqnariicr, und ini August 1884 weilte Prinz Georg mit seinen Kindern in der altbcrühmten Stadk in welcher, was schließlich anzusühren nicht vergessen werden darf, gar Mancherlei an VaS Sachsenland und sein erlauchle- Königshaus Wettin erinnert. So trägt da- zwischen den Dörfern LingolSheim gelegene Fort den Name» deS sieggekrönten SachsenkönigS Atbert, und das Bild des Monarchen in FcldinarschallSuniform schmückt das Osficier-zimmer des geräumigen Forts, aus dessen grünen Erd werken die Schornsteine der Kasematten wie riesige Spargelköpfe Hervorschauen, während aus den Schießscharten die blanken Rohre der dort stehenden „Brummer" Hinauslugen ins Land. In der Universitätsbibliothek findet man sodann das schriftstellerische Meister werk des hochseligen Königs Johann, die Nebersetzung von Dantc's göttlicher Komödie, welche der Monarch Ende Sep tember 1871 persönlich der Bibliothek überbrachtc, als er die damals noch in Frankreich liegende, zur OccupationSarmee gehörige 2. sächsische Jnsanterie-Division Nr. 24 besuchte und aus der Hinreise auch kurze Zeit in Straßburg verweilte. Mit eigner Hand hat König Johann in gedachtes Excniplar des poetischen Werke- einige Worte der Widmung geichrieben. Endlich erinnert auch das eigenartige Denknial des Marschalls Moritz von Sachsen (* 1696, ch 1750) ans der Rococozcit, welches sich in der als Garnison kirche benutzten Thomaskirche befindet, an einen Ahnherrn der Wet tiner, August den Starken, welcher bekanntlich der Bater jenes ge waltigen KriehShelden war. Die Mutter des zu Goslar geborenen und im Schlotz Chambord gestorbenen Marschalls, der in der sran- zösischen Armee diente und sür seine großen Siege 1746 zum Gencral- ftldmarichall aller sranzösiichen Armeen ernannt wurde, war die schöne Gräfin Aurora von KönigSmark. Das Grabmal, ei» Meister stück der Skulptur in carrarischem Marmor, ward nach 20 jähriger Arbeit von Jean Baptiste Pigalle vollendet. Der Marschall in voller Kriegsrüstnng, aber barhäuptig, den Feldherrnstab in der Hand, ist im Begriff, eine Freitreppe hiiiabzustcigen, an deren Fuß der Sarg steht, den der Tod öffnet; Frankreich, eine weibliche Figur, sucht den Helden zurückzuhalten, während zur Seile Herkules, aus eine Keule gelehnt, trauert. Links befinden sich die Hoheitszeichen der drei vereinigten Mächte, welche in den flandrischen Kriegen von dem Marschall besiegt wurden: Oesterreichs Adler, Hollands Löwe und Englands Leopard über zerbrochenen Fahnen. So werden die Angehörigen des Regiments Nr. 105 auch in der fernen Universitätsstadt nnd ReichSsestnng Straßburg an ihre Hei- malh und ihr Königshaus, sowie daran erinnert, wie schon von Alters her die Sachscnsahnen und die Sachsenkrieger sich überall ebenso hohe Ehre» zu erringen wußten, wie die aus sächsischem Boden gehegte und gepflegte Kunst. Wissenschaft und Industrie. Mögen sich die wackeren 105«r in dem herrlichen, unvergleichlich ichöncn Elsässer Land immer recht wohl und heimisch fühlen, bi- dereinst die Stunde schlägt, da das Regiment wieder in die sächsische Heimath zurückkehre« wirdl N. DaS Außartillerie-Reaiment Nr. 12. Wenn die Geschütze concertiren Im allertiessten Ton und Bah, Und soll der Feind capituliren, Wie schwer ihm auch mag werden daS: Tann ist Fußartillerie beim Werke, Damil der Feind es bitter merke. Daß ihrer Brummer Gruß und Kuß Tie stärkste Festung öffnen muß! Bei der nach dem Feldzuge in Böhmen in Folge der zwischen den Kronen Preuße» und Sachsen abgeschlossene» Militaircon- ventio» cintrclendcn Reorganisation der sächsischen Truppen wurde unter Anderem auch die Artillerie vermehrt. Die zwei neu ausgestellten nicht bespannten Batterien erhielten den Namen 1. und 2. Festiittgs-Artilleric-Compagnie, wurden auf den König- stein in Standquartier gelegt und bildeten vom Jahre 186? ab mit dem P/onnicr- und Trainbataillon das FcstungS-Artillcrie- Regiment Nr. 12. Gegenwärtig sind letztere beiden längst wieder ans dem Ncgimentsperbaiidc ausgcschiedc», und die Festungs-Artillerie ist sehr erheblich vermehrt worden. Sic besteht zur Zeit auS acht, in zwei Bataillone eingelheilte Compagnien, liegt seit Beendigung des oculich-sranzösische» Krieges in der Niesenftstuiig Metz im Reichs- lande und führt den Namen Fußartilleric-Regimciit Ne. 12. Seit dem Jahre 1872 erst besteht die Fußartillerie im deutschen Reiche als besondere Waffe »eben der Felvariillerie, während auch in Sachsen in früheren Zeiten dielen Namen diejenige Artillerie sührte, deren Bedienungsmannschaften nicht beritten waren. Das Ftißarllllerie.Regimcnt Nr. 12 trägt die alte historische sächsische Artillerie-Unisorni: grüne Röcke mit rothen Kragen und Ausschlägen und ist mit dem Jnsanteriegewehr ausgerüstet. Sein Dienst zerfällt außer in Wachdienst in Uebungen am Geschütz und mit dem Gewehr. Letzterer Dicnstzweig ist gdnau so, wie bei der Jnianlcric; seine Details dürfen al» bekannt vorausgesetzt werden. Was aber die Schieß-Uebungen mit den Geschützen betrifft, so ist zu bemerken, daß die Generalinsvection der Artillerie darüber im Jahre 1874 folgende leitende Grundsätze festgesetzt hat. Alljährlich hat ein Belehrung--, Unterrichts- und kriegsmäßige- Schießen der Coinpagnien, ei» kriegsmäßiges Schießen im Bataillon und im Re giment, sowie ei» Prüsungs- und Preisschiehe» stattzufinden. Für diese Schießübungen sind 37 bis 28 Tage bestimmt, wovon auf jede Compagnie 17 Schicßtage fallen. Bon diesen sollen im Ganzen aus das kriegsmäßige Schießen im Bataillon, Regiment und vor höheren Vorgesetzten nicht mehr al- vier Tage kommen. Für jede- Bataillon sind an Munition 2276 Schuß und 40 Leuchtrakctcn ansgeworsen. Die Ziele bestehen auS einem Festungswerk mit Scheiben zum Durstest«» von Mauerbauten und au- einer Ziel batterie. Diese Ziele sollen der Wirklichkeit möglichst entsprechend ausgesührt werde», damit sie die Beobachtung der Schüsse »hunlichst in der Weise gestatte», wie sie in der Wirklichkeit Vorkommen, und und Holzheim I hot »au daher aus den deutschen Artillerie-Schießplätzen Zielbauten aus Mauerwerk an geeigneter Stelle auSgesührt. Außer in Metz und aus dem Schießplatz hat das Regiment auch aus der F.stiing Königslciii im Heimathlande Dienst zu thun, zu welchenl Zwecke in gewusen Zwischenräumen je zwei Compagnien von dem Regimente nach Sachsen abcommandirt »erden. Die Geschichte des Fußartillerie-Regiment- ist natürlich, wie da bei einer so jungen Truppe gar nicht ander- der Fall sein kann, nur kurz und weist erst nur wenig Waffenthaten aus. Immerhin aber ist da- Regiment bereits im Felde gewesen. Bei Beginn de- demsch.sranzösiichen Krieges immobil geblieben, wurde die Slamm- truppe de- Regiments, die damalige Festungsartillerie-Abtheilung, im Lause desselben verstärkt, und trafen die 2. und 4. Compagnie derselben noch rechtzeitig vor Paris ein, um sich vom 27. December bis 26. Januar wacker an der Beschießung der Fort- und der Stadt Paris beiheiliaen zu können. Nach dem Feldzuge wurde das Regi- ment aus zwei Bataillone verstärkt und nach Metz in Garnison gelegt, wo cs auch geblieben ist bis aus den heutigen Tag. Nur zeitweise kommen, wie bereits erwähnt wurde, Thcile des Regiments, welches einen Ehes bi- jetzt »och nicht gehabt hat, auf Conimando nach Sachsen zurück, um aus dem Königstei» Dienst zu Ihn». In den wenigen Woche», die sie dort oben aus der „Kuppe" zubringen, bekommen sic freilich nicht viel von den» schönen Heimath lande zu sehen, doch werden sie an dasselbe auch in Metz mehrfach erinnert. Tic große Caserne am Nordende der Stadt, in welcher bayerische Infanterie liegt, führt aus Beseht des deutschen Kaisers den Namen „König Johann-Casernc", znin Gedächtnis) an de» hoch seligen Sachsenkünig. Ferner findet alljährlich am 23. April, an welchem Tage dekannllich König Albert, dessen Namen, beiläufig be merkt, da- gleichfalls in Metz garnisonirende ostpreußische Dragoner Regiment Nr. 10 sührt, geboren worden ist, aus dem König-Platze eine große Parade der dortigen Garnison statt. Endlich aber er innert die sächsischen FestnngSartillcristen vor Allem da- vor dem Dorfe St. Privat am Wege nach Roncourt stehende, den 1870—71 Gc- sallencu deS XIi. Arineecorvs »ach dem sranzüsischcn Kriege er richtete und am 3l. Juli 1873 feierlich cnthüllle stattliche Denkmal an ihr engeres Vaterland und ihren König, welcher draußen vor Metz a» der Spitze do sächsische» Truppen sich durch Entscheidung der Schlacht unsterblich gemacht hat. Das Sachsciidenkmal vor St. Privat bildet sür da- Fußartillerie- Regiment ei» heiliges Wahrzeichen, wird von ihm wie ein Kleinod gehütet und ist in den letzten Jahren mehrfach geschmückt und ver schönert worden, Alles durch Vermittelung de- Regiment- und seines derzeitige» Coinmandeurs, Oberst von Wolf. So fand am zehnten Gedenktage der Schlacht von St. Privat (18. August 1880) vor dem Denkmale eine iniiilairische Feier statt, bei welcher genannter Comniandeur eine schwungvolle Ansprache hielt und das Denkmal mit Hunderten von Kränzen geichmücki wurde, welche aus eine vom Schreiber dieser Zeilen durch die Tagespreise gegebene Anregung hi» von Militair-Bercincn, Privatpersonen und Angehörigen der Armee an daS Commando deS Fußartilleric-Regiments gesandt worden waren. Eine kurz- Beschreibung de- SachftnmonnmentS bei St. Privat und seiner nächsten Umgebung mag daher auch den Schluß dieser, dem Fußartilleric Regiment gewidmeten Skizze bilden; gehören doch beide zusammen und bildet gedachte Truppe doch die Ehrengarde, die Hülcrschaar jene- Gedenkzeichcns sächsischer Treue und Tapfer keit. DaS Denkmal, eine mächtige abgestumpfte Pyramide aus polirtem belgischen Granit, gekrönt von einem auf Eichenlaub ruhenden, vo» Lorbeer- und Palmenzwcigen umgebenen Wettiner Streilhelm und mit Widinungsiiischriiten aus Vorder- und Rückseile, präsentirt sich jetzt in einer gewiß jeden Besucher crsrcuenden Weiie. Innerhalb des vom königlich sächsischen Keiegsministcrium im Jahre 1878 beschafften sehr schönen eisernen Geländers ist ein Parterre vo» Monatsrosen angelegt und eine Reihe hochstämmiger Rosen gepflanzt, welche den ganzen Sommer hindurch in herrlicher Blüihe prangen. An dem Geländer rankt sich üppig wilder Wein empor und sind die Ecken und der Eingang mit Lebcnsbüumen geziert. Der freie Platz vor dem Denkmal ist durch eine breite steinerne Treppe mit dein Wege Sr. Plivai-Ronconrt i» bequeme Verbindung gebracht, und ans dem Platze selbst sind zwei Bänke aus gestellt worden, welche im Rucken von Ziersträucher» »ud Edeltannen umschlossen werden. Der zur Pflege der zahlreichen dort befindlichen Kriegergräber bestellte Giäbenvärtcr Bolkmann nimmt sich der Be aufsichtigung des Monuinenis sehr an. auch ist vom Fiißartillerie-Rcgi- ment Nr. 12 stets ein Gärtner zur Pflege der Anlagen coniinandirt. Bon den am 18. August 1880 von den Militairvcreinen der Stadt Chemnitz dem Coinmando genannten RcginienlS zum Schmuck der Sachscngräbcr und des Teiikmals überwiesenen 250 ist noch ein Bestand vorhanden, welcher aus Jahre hinaus genügt, das Denkiiial in seinem Schmuck zu erhallen und »veiler zu verschönern. Das Sachsendenknial vor Metz »nd die zahlreichen in seiner Umgebung gelegene» Heldengräber befinden sich in treuer Hut; sie sind und bleibe» »»scr» in Lolliringens Hauptstadt garnisonirende» Landslculc» ein hohc-Z und tbeures Verinächiniß au- großer Zeit. Die sächsische Fcstuiigsallilleric bildet die Ehrengarde deßelben; mag ihr darum auch immerdar beschiedcii sein: gute Wacht im lothringer Grenzgau de- dculschen Reichs! Max Dittrich. Lagliostro-Theater. * Leipzig, 22. September. Am gestrigen Abend begannen in dem geräumigen und sehr nobel ausgestallctcn Cagliostro- Theater aus dem Köuigsplatze die Vorstellungen de- Herrn Ernst Basch aus deni Gebiete der Magie, Pbysik re. vor einem, das HauS bis aus de» letzten Platz füllenden Publicum. Mag es, wie in mancherlei anderen Dingen, so auch aus dem von Basch spcciell behandelten Gebiete, nicht leicht sein, heutzutage dem unge stümen Drängeik doS Publikums nach Neuheiten iiumer Genüge zu leisten, so glauben wir dennoch, unser Nrtheil über da- von dem genannten Künstler Gebotene nach der ei sten Vorstellung schon dahin zusammensaffen zu dürfe», daß ihm fernerhin bei fortgesetzter reich haltiger Ausstattung de- Programms sicherlich lebhafter Zuspruch gesichert sein wird. Bor Allem imponirte die elegante Bühncndecoration, welche dir Firma Gebr.Bergmann-Berlin geschaffen hat nnd welche namentlich bei den Darstellungen lebender Bilder —hier besonders auch in den Costiinicn — wirkniigsvoll zur Geltung kommt. Herr Basch leitete die Vorstellung mit einer Collection allerliebster Zauberstückchen ein, woraus die ach!>ährigc Geigen - Virt» osinErnesl ineBoucher, welche bereits vor unserem Kaiser concerlirt hat, sich dem Publicum als ein liebes, freundliches Kind oorstcllte, in welchem man bei so zartem Aller ein derartig entwickeltes Talent, eine so virtuose Be herrschung der Bielinc wahrlich nicht vermuthet. Der Beisall des Pnblicmns war daher auch ein begeisterter und die kleine Künstlerin mußle wiederholt ans der Bühne erscheinen. Die „Gumniinieiischen" The Holms und Miß Dalorosc lösten ihie Ausgabe, ihrer Bencniiiii'g gerecht zu werden und die Lachniuskeln des Publicum; zu erwecken, in ollleilig befriedigender Weise. Was die agioSkopischcn Welttablcaux anlangt, so bringt deren Darstellung eine angenehme Abwcchsiung im Pro gramm hervor. Der Beschauer macht im Geiste eine Reise durch die halbe Welt innerhalb einer Viertelstunde mit. Die den Schluß der Vorstellung bildende Wundersontaine oder wie sie „kurzweg" genannt wird „(liruiiiutillecattcractupvitcllv" brillirte durch die Peachl ui-d len Wechsel der Farbe». Verantwortlicher Nedactrnr .'»olnrich Ul'se in Leipzig. FUr den musikalnchru Professor ^4. O»car Paul m Leipzig. VolkswirWastliches. für tzkss«» Theil bestimmte» Sendungen sind »u richten an de» verantwortlichen Redactenr desselben T. G. da»« ft» Leitzti», Finanzieller Wochenbericht. Der Friede der Welt ist gesichert, ertönt cs aus Aller Mund, verkünden Hunderte von Blättern. Millionen Bajonette sind bereit, jeden frechen Störer niedcrzuschmettcrn und wachen über die europäische Ordnung. Sonst, wie horchte die Börse ängstlich nach jedem An zeichen hin. welches irgendwie die politische Ruhe gestört er- icheincn ließ, das irgend eine europäische Frage aus die Tages ordnung zu bringen schien. Die Quecksilbersäule des Börsenbaro- meterS, ver CoiuSzcttcl, fing beim Aussleigcn de- leichtesten Gewölks am politischen Horizont unruhig zu werden an, und mancher Harle Tag ging sür die Adeplcn des Maminonslempcls auf und setzte das Glück der Börse aus eine schwere Probe. Manchmal traten solche Ereig nisse ziemlich plötzlich ein, ohne das, lange Borboten vor dem Hereinbrechen des Unheils gewarnt hätten. Dann gab es ein Renne», Retten, Flüchten, die öonrie flogen aus und ab, manchmal um zehn Procent. DaS Schlimmste aber war die Ungewißheit, ob das Ungcwitter noch vielleicht beschworen werden würde, ob nicht vielleicht der vom Sturm- gcwölk erfüllte Himmel sich wieder aushcllen möchte. Je wechselnder die Nachrichten darüber lauteten, desto unheilvoller waren die Wunden, die sie den Spekulanten schlugen. Vom Sturm ersaßt, in allen Fugen krachend, vom Wogenschwall hin und her geschleudert, von Nebel und Wasserstanb eingehüllt, schien das Börsenschiff dem Untergänge nahe, und als Erlösung galt eS, wenn endlich ein furcht barer Blitz und Tonnerschlag die Entscheidung, über Krieg oder Frieden, brachte. Solche harte Prüfung soll sürder von dem MammonStempel genommen sein, er soll sich in den erquickenden Strahlen des Friedens sonnen. Die Börse vernimmt eS; jauchzt sie hoch ans? Spendet sie den Gcbiclcui der Millionen Bajonette dankbare Huldigungen sür die Gunst, die sie ibr bewiesen? — Nicht-, gar nichts von allen, Dem. Apatlnsch sicht sie da und sieht die arößien politischen Ereignisse an sich vorüberzichen, als kümmerten sie sie nicht. Die Börse ist wie ei» verfluchter Ort geworden, den Alles flieht. Statt der goldenen Früchte, die ehemals dem Glück liche» zu Theil wurden, warten da dessen, der sich hineinwagt, nur noch Dornen »nd D stein, »nd so verlaust eine Woche so thatenlos wie die andere. Weder die Zusammen!,mit der drei Kaiser in dem polnischen Städtchen, »och die vollzogene Opiion »no die Subscriptionkeinladung aus die restliche ungarische Goldrente, noch die Aushebung der Tilgung der egyptischcn Unisicirlen vermochte» die Börse» in Wallung zu ver setzen und dm cinlürmigen Bilde lebendigere Farben z» verleihen. All die Emsigkeit der Coiitieniine, von der die Vertä te von den Börsen zu erzählen wußten, brachte e- zu nichts weiter als zu kleinen Abbröckelungen der Course in dem gewohnten Rahmen, Lücken, zu Heren Ausbesserung di» einziger sonniger Tag genügt, und dergleichen traten denn auch hin und wieder ein. Die Unlust der Spcculation, welche der ewige Refrain der Taae-berichte war, ist freilich nur eine erzwungene; der Speculant ist daraus angewiesen, alle Tage Geschäfte zu unternehmen, und gern würde er seinen Nachen durch das offene Meer steuern, wenn ihm ein lohnender Erfolg sür da- Wagniß winkte. Aber eben der Mangel einer solchen Aussicht lähmt jeden Schritt. Die „Bossische Zig." schreibt daher mit Recht: „ES wird viel von Geschästsunluft gesprochen, aber unsere- Erachtens giebt eS eine solche nicht, wenn man da- Wort auf den Specnla- tion-niarkt anwendet. Die Geschästsunluft kann im vollen Wortsinne nur eine freiwillige sein; weil aber die Neigung, Geschäfte zu machen, niemals versiegt, so kann eine GeschcstSunlust nicht existiren. Für viele Börsenbesucher sind Geschäfte da- Material, mit welchem die Erwerbs- Maschinerie arbeitet, ein Stillstand derselben wird zur Calamität. Die Gelchäsi-unlust, von welcher gesprochen wird, ist de-halb nur eine Umschreibung de- Worte« „Geschäft-stille". Wäre e- möglich, die Uni'ätze genau zu ermitteln, da- Focit würde nicht selten die Ve- Zeichnung „still" kaum rechtfertigen. Eia bedeutender Theil der Ab- schlüsse entzieht sich jeder Beobachtung. Die großen Banken und Bankier-, m deren Händen ein sehr bedeutender Theil der Kaus und Berkauf-ordre- liegt, führen an der Börse nur einen kleinen Theil derselben au«. Nur diejenigen Ordre- werden an der Börse realisirt, welche sich nicht gegenseitig decken kaffen; alle Aufträge, welche auf ei» o»d dasselbe Pavier zum Kauf und Verkauf laute», werden einfach compenstrt. Dieser Theil de- «Geschäft-, welcher an der Börse gar nicht sichtbar wird, ist bedeutend. Wir rrinnern an di- 1883«r Berichte mehrerer Banken, welche sehr große Umsa-ziffern enthielten, ungeachtet schon während eines großen Theil« d«S Vor jahre- dir GeichLft-ftille auf der Tagesordnung stand." Daß ein solcher Zustand der Börse keine Lrmuthigung für da« Publicum abgeben kann, sich an irgend welchen ipeculativen Opera tionen zu betheiligen, liegt auf der Hand. Die Feindschaft, mit der die Börse und da- Actienwesen von gewissen politischen Parteien, die in Regierung-kreisen Ansehen genießen, verfolgt wird, verfehlt gleich falls nicht, einen moralischen Eindruck zu üben. Sonst, al- die Börse noch in ihrer Vollkraft wirkte und Aller Augen mit hohem Interesse sich auf sie richteten, da waren die mannigfachsten Opera tionen an der Tagesordnung, welche die Bürsentectmik lehrt »nd welche daraus au-gehen, dos Risico zu vermindern. Die Arbitrage war unaufhörlich thätig, um die Coiir-differenzcn an den verschiedenen Bö, ien- Plätzen au-zunutzen. All die- ist aus- Neußerstc reducirt. Wann wieder günstigere Zeiten sür die Svecnlation ansdäiiimern werden, wann wieder da- Rüüzeug auS den Arsenalen gebolt nnd Trompeten- ruf z»m Sammeln ertönen wird, wer weiß das? Vorerst ist keine Veränderung in dem ichwankenden Zustande der Börse zu erwarten. Nach vorwärt- und nach rückwärt- erheben sich Hindernisse, die z» überspringen e- an Muth fehlt. Die Baissier-, welche vielfach auf die Pariser Börse gerechnet hatten, fanden da eine sehr unzu verlässige Stütze, während Wien zwar pessimistisch gesinnt ist, aber ch den anderen Plätzen ausschaut. 13. September 20. September Credit . . , , 501 497 Franzose» . . . , 503 509 Lombarden . . , 250 252 Deutsche Bank . , 152 I5IV. Di-conto...» 200»/. 198'/. Mainzer . . , , 110'/. 110»/. Marienburger , , « 83'/. 82'/. Ostpreußen . » , « » 103'/. 103'/, Mecklenburger « , O « 208 208'/. Werra. . . , , 100.25 95.50 Galzier .... « « 112.62 112.75 Eldc thalbahn . , . 298.50 302 Dux-Bodenbach. , « . 140 141.25 Gotthard.... « » 93'/. 94'/. Schweizer Central » U 90 89.«iO 1880er Russen . , « » ?«'/. 77'/. Russisch« Noten . . , . 206 50 206.50 Ungarische Goldrente « 77.40 77 60 Italiener.... « 95.87 96.50 Laura ..... 10?'/. 105'/. Dortmunder. . . . . 72»,. 72'/. Wa- den Artikel de- Wiener Correspondenten der ,,H. V.-H.' über die österreichische Südbahn betrifft, besten wir t» «msrrem letzten „Vom Tage" erwähn», so ist er nicht bloS verkehrt hinsichtlich der Strecke Würgl-Jna-bruck, sondern auch hinsichtlich des Verkehr» über dir Pusterthalbahn nach dem Arlberg. ES bandelt sich immer nur um diesen neuen Verkehr, den die Südbahn bisher noch gar nicht belaß, »nd besten Thcilnng. Tie letztwöchentlich« Einnahme von 858,681 fl. gegen 900.713 fl. im Vorjahre zeigt eine bedeutende Zunahme gegen die Woche vorher (817,498 fl,), aber immer noch eine Abnahme im Güterverkehr von ca. 41,000 fl. und ein kleine- Minu- im Perlonenverkehr. Montag: Die Eontremtne macht die möglichsten Anstrengungen die Lourse zu werfen. Jur Geschichte -es Iwicklmer Steinkohleubauvereius. -r- Zwickau, 2l. September. Herr R. Berge hier hat die sür unseren Steinkoylenbergbau wichtigste,i Daten. d,e sür die Geschichte der Industrie überhaupt nicht ohne Interesse sind, ziisamniengcstellt. Die Sage kerichtet, daß Kohlen schon im 10. Jahrhundert hier ge sunden wurden; aber eine Erwähnung derselbe» sindct man erst »n Jahre 1348, wo eine Zwickaucr Schmiedeordnung die Verwendung der Steinkohle in der Nähe der Stadt cinziischränken versuchte, in- dem der Raih den unterhalb der Stadt wohnenden Schmieden die Verwendung der Steinkohle unteriagle. Der Begründer der Me tallurgie. Georg AgricolaS, welcher an den Zwickaucr Schulen als Lcchrcr wirkte undselbst dicSchächte in der Nähe der Stadt befahren hat (1519—22), hat namentlich mehrere Miilheilungen über die »»terirdi- schen Kohlenbrände i» unserer Gegend veröffentlicht und dadurch der Welt von dein Kohlenreichlduni des Mulden! eckcns Kenntnis) gegeben. Im Jahre 1520 traten die Besitzer der Kohlenscldcr zu einer Innung ziisaninieii und kamen dahin überein, daß sie dem fortwährende» Sinken der Preise durch die Begründung der sogenannten Reil c- ladiing kiitgegenircten wollten. Jeder durste sür eine gewisse Zc t und bis zu einer gewissen Menge »och der durch die Innung auigestelllcii Kol lenordi-nng ganz allein verlause». Was die Föreerung anlangk, so erba'l» wir darüber erst im Jabre 1681 Auskunft, wo säiiimtlichs Werke etwa 9000 Dresdner Scheffel liescrten. Hundert I.hre später, uamciillich im Jahre 1783, sind schon 33,01-0 Scheffel nusgcgrabcn worden, da wegen der steigenden Holzprepe die Steinkohle» nicht bloS in den Schmicdc- werkstälten, sondern auch in den ttalköscn, Ziegel- und Branntwein brennereien Eingang gesunde» hatten. Von irher hat der Brand große'Verheerungen in den Steiiikolilengruben ungerichtet: besonders ist der im 30j,ihrigen Kriege -3611) durch kaii-rliche Soldaten en!- sachtc Planitzer Brand, der jetzt noch nicht vollständig gedämpft ist, erwähnenswert!,, West die durch ihn erzeugte Wärme später zur Züchtung tropischer Pfl.n zen biimtzt wurde. Ferner vcrursachlc die Bescstigiiug der Grubenwälscr von jeher große Schwierigkeiten und Kosten. Im Jahre 1549 legte mau Stolle» an, welche die iinlerildischen Gewässer nach der Mulde leiteten; später mußlen Pumpwerke, die durch Menschen bedient wurden, das Wasser heben, bis endlich die Dampfmaschine erfunden wurde und daS Uebcl gründlich zu beseitigen vermochte. Die Bock- waer Wasserhaltiingsgewcrk'chasl l.sitzt das größte Pumpwerk, näi». lich 4 Damvfma'chiiien mit zusammen 6,30 Pserdekräslcu, die in der Minute lO'/,—II Cnbikinelcr Wasser aus einer Tiefe von 105 beziehentlich 182 Meler heben. Auch das Zu bruchgehen der Stollen, nachdem da- schützende Holzwcrk daraus weggeiionimcn ist, richtete aus den Fluren großen Schaden an: denn vielfach enlstanden tieft Risse und weite Löcher. Weit gefährlicher, weil das Leben der Arbeiter bedrohend, sind die „böi n Wetter", die oft vereinzelte Menschenleben verschlänge», im Jal re 1879 aber beim Briickenbergschachte 86 Bergleute aus einmal lüdlctcn.
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