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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.09.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-09-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188409298
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840929
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840929
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-09
- Tag 1884-09-29
-
Monat
1884-09
-
Jahr
1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.09.1884
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Erfchstut täglich früh S'/^lhr. >ed«tt»» und Lrpeditta, JohauneSgafle 33. S»rechk»kde» der Ledattian: Vormittag» 10—13 Uhr. ««-mittag» K-« Uhr. LWk'- «««»«« »er fßr tzt« »»»»felGr«»« Ru««er »estt«»te« Inseretr «, «»«entngen »t» 3 U»r Rech»««»,». »»«>-»«» Festtage» fr»» »t» '/.»llhr. 3« te» Filialen flir Ins.-Lnnah«: vtt« Ule««» Universllättstraße 31, kaat« Lösche, Kathartnenstraße 18, p. m»e -t« '/^ U»r. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. ck 27). Montag vm 29. September 1884. MeßoAuflag- LS,?LS. Ab»nne»eut»prei, oiertelj. 4'/, Mt. iuel. Brlngrrloh« 5 Mk., durch dir Post bezogen 6 Mk. Jrde einzelne Nummer 30 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage« (in Tageblatt-Format gefalzt) ohne Postbcsörderung 39 Mk. «it Postbesürderung 48 Mk. Inserate Sgespaltene Petitzeile L0 Pf. Größere Schriften laut «oserem Prriö- verzeichnitz. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach Höhen« Tarif. Ket1a«en unter dem Le-artiauaftrich di« Spaltzeile bO Pf. Jusrrate sind stet» an die ExPeditt«« ,» senden. — Siabatt wird nicht gegeben. Zahlung proeniiweranäo oder durch Post, »achnahnie. 78. Jahrgang. Jur gefälligen Veachtmg. Um bei Ausgabe der LegitimationSkarten zum Abholen des Tageblattes beim Quartalwechsel den Andrang möglichst zu beschränken» haben wir die Einrichtung getroffen, daß Karte und Rechnung bereits von heute an in Empfang genommen werden können. LxpeälUou äv« l-vlprlxer ruxobluttes. Amtlicher Theil. Vrllimtmchmi-. Die Herstellung der Fußwege mit Granitplatten und dergleichen Schwellen läng» der Süd», «och- und der Straße ll an dem Grundstücke der VIII. Be,,rk»schule soll a» einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS, U. Etage, Zimmer Nr. 14. an» und können daselbst cmgesehen. resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Trottoir« au der VIII. Bezirksschule" versehen ebendaselbst und zwar bi» zum 10. Oktober 1884, Nachmittag» 5 Uhr, einzureichen. Leipzig, am 25. September 1884. De« Rath« der Gtadt Leipzig Ltrasteubau-Deputation. Bekanntmachung. Die Herstellung von Mvsaikpflaster auf den Fußwegen in der Süd», Koch- und der Straße II läng- d.-S Grundstücks der VIII. BezirkSschule soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS. 2. Etage. Zimmer Nr. 14, au» und können da'elbst eingefeben, resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Mosaikpsiaster an der VtH. Bezirksschule" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 10. Oktober I88S, Nachmittag« 3 Uhr, einzureichen. Leipzig, am 25. September l884. De« Rath« der Stadt Leipzig Stragenbaa-Deputatio«. Bekanntmachung. Die Herstellung eine« Fußwege» au- Saarbrückner Thon platten am Bayrischen Platze soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS II. Etage, Zimmer Nr. 14, au- und können daselbst eingesehen, resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Aug«eg am Bayrische» Platz«" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 12. Oktober 1884 Nachmittag» 5 Uhr einzurcichen. Leipzig, am 25. September 1884. De« Rath« der Stadt Leipzig Gtraßeubau-Deputation. Bekanntmachung. Die Herstellung und theilweise Verlegung von granitnen Bordschwellen am Bayrischen Platze soll an einen Unter nehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. RathhauS, II. Etage, Zimmer Nr. 14, an- und können daselbst eingesehen, resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Bordschwellen am Bayrischen Platze" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 12. Oktober 1884 Nachmittag« 5 Uhr einzureichen. Leipzig, am 25. September 1884. De« Rath« der Stadt Leipzig Stra-endan-Depntatto». Anf-ekot. Die unverehelichte Johenne >«h«sch Hieselbst ist am 7. August 1884 angeblich ohne Hinterlassung einer letzttvilligen Verfügung gestorben. Aus Antrag der angeblich nächsten verwandten der verstorbenen, Sittwe Dorothee Schramm geb. Müller zu Hannover »nd Wiltw» Vovdte Haßberg «eb. Müller zu Ilten, vertreten durch den Justiz, rath Nantenbrrq U bieselbst, welche die Beerbung der weil. Johanne tztah»sch beanspruchen, werden zue Sicherung der «ntragstellerinnen Alle, weiche ein nähere« »der doch gleich nahe« Erbrecht zu hoben vermeine», ousgefordert. ihre Ansprüche und Rechte spätesten« im AusgebotStrrmine, nämlich am 1«. Jänner Ist«». «im lr Utzr Mittag« bet dem Unterzeichneten Gerichte anz»melden, widrigenfalls die An- trägst»llertnne» für die wahren Erben angenommen »nd die nach Brrtstnduag de« AuSschlußurtlieil- sich etwa meldende» Erbberechtigten al« bi» dahin über die Erbschalt erlassenen Verfügungen anzu- rrkenuen schuldig, auch weder Rechnungsablage noch Erlatz der er- Hoden«» Nutzungen zu fordern berechtigt sn» sollen, sonder« ihr Anspruch sich aus da» beschränken soll, wa» aldaau von der Erb- schaff »ach Vorhand«, sei, möchte. Hannover, de» 31. September 1884. Otzntgliche« Amtsgericht I?. gez. Siegel. <L. ll.) IiSgeserttgt und veröffentlich«: Schulz, Secrelair. Gertcht-schreiber stSnigl. AmlSgeffchts. Steuer Zuschlag zur veikullg des Auf wandes der Handelskammer. Die Handelskammer bat beschlossen, zur Deckung ihre» Ver waltung» - Aufwand«», einschließlich des Aufwandes der BSrse, von ihren Wahlberechtigten d. i. von deujenigen Kausleuten und Fabrikanten in Leipzig und im Bezirke der Amt-Haupimannschaft Leipzig, welche in Spalte ä de» Einkommensteuer-Katasters (Ein kommen au» Handel, Gewerbe u. s. w.) mit mindestens 1900 elngeschätzt sind, sür da» lausend« Jahr einen Steuer - Anschlag »an »ter Psenutg aus jede Mark desjenigen Steuersatzes, welcher nach der in ß. 13 de- Einkommeiistenergeletzes enthaltenen Scala ans da» in Spalte ck de» EinkonimensteucoKatasterS eingestellte Ein kommen jedes Beitragspflichtigen entfalle» würde» mit dem aus den 30. September «. I. anstehenden Hebetermin erheben zu losten, nab eS wird dieser Zuschlag hiermit ausgeschrieben. Leipzig, den 30. August 1884. Der Vorsitzende der Vaudeiskammer. Wachsmuth. vr. Gcnsel, S. Bie Vanzlei des kuk-Ssterreichisch-nugarischentSrneral-EousulateS befindet sich vom I. Oktober d. I. an Jnselstratze 1«, erste Etage. Nichtamtlicher Theil. Die Conferenz in Friedrichsruh. Am Freitag haben sich aus Einladung des Reichskanzler« die hauptsächlichsten Vertreter der am Handel mit Westasrika betheiligten Hamburger Firmen nach FriedrichSrnb begeben, um ihre Ansichten über Regelung der Verhältnisse der deutschen Niederlassungen in Afrika zu äußern. TaS ist eine wichtige und zugleich sehr erfreuliche Nachricht, denn man ersieht daraus erstens, daß der Reichskanzler die Colonial- srage, in welcher er noch Neuling ist, nicht vom grünen Tisch aus. sondern im Einvernehmen mit den betheiiigten Sachverständigen regeln will und zweitens, daß er mit der auS dieser Ouelle geschöpften Kcnntniß vor den Reichstag treten will, um den superklugen Herren, welche über diese Dinge aburtheilen, ohne irgend etwas davon zu verstehen, gebührend heimleuchten zu können. Deutschland steht i» Westafrika vor einer neuen Ausgabe, eS gilt dort, dein dentschen Namen und der deutschen Flügge Achtung zu verschaffen, den Eingeborenen zu zeigen, daß nicht bloS die großen seefahrenden Nationen, mit welchen sie bisher in nähere Berührung gekommen sind, die Franzosen und Eng länder, ihren Slaatsangchörigen Schutz zu gewähren wissen, sondern daß dazu auch die Deutschen sehr wohl im Stande sind. Leiter hat eS sogleich nach Aushiffung der deutschen Flagge in Bagrida und Kamerun nickt an feindlichen Kund gebungen von englischer Seile und von Seiten der Einge borenen gefehlt, aber diese kleinen Mißhelligkeiten scheinen ohne ernstere Folgen geblieben und glücklich wieder au-ge- glichen zu sein. Es gilt jetzt aber in fester und ziclbewußter Weise zu handeln, um derartige Vorkommnisse in Zukunft zu vermeiden, und daö ist der Hauptgrund, welcher die Con- sercnz i» FriedrichSruh veranlaßt hat. Ter Aushiffung der deutschen Flagge muß daS fernere Verhalten der deutschen ReichSregicrung entsprechen, und eS fragt sich, ans welche Weise daS am zweckmäßigsten geschehen soll. ES sind zu dem Ende zwei Ziele i»S Auge zu fassen: die Bedürfnisse und Wünsche der deutsche» Kaufleute, welche in West-Afrika Handelsniederlassungen habe», zu erforsche», und sich mit den englischen und französischen Nachbarn über die Grenzen de« zu gewährende» Schutzes zu verständigen. Beides hat der Reichskanzler mit gewohnter Energie in die Hand genommen, und wir werden daher voraussichtlich bald vo» dem Ergebniß dieser Bestrebungen zu hören bekommen. Tie Wünsche lind Bedürfnisse der deutschen Kauslcute in Westasrika haben wir bereit- aus der Generalversammlung des deutschen Eolonialverein« in Eisenach zum Theil kennen gelernt, wir sind also in der Lage, u»S von der Conferenz in FriedrichSruh eine richtige Vorstellung zu mache». Der Missionsinspector Fabri a»S Barmen sprach sich über die Ausgabe der deutschen Rcichsrrgierung an der Küste West- asrikaS folgendermaßen auS: „Es gicbt zweierlei Möglich keiten in Bezug auf die Erwerbungen an der afrikanischen Westküste: entweder man stellt sie direct unter die Verwaltung des Reicks, und in diesem Falle werden sie anfangs viel Geld kosten, oder eS bilden sich große Plantagen- beziehungsweise Bergbau-Gesellschaften, welche die Verwaltung beS Landes selbst in die Hand nehmen und denen daS Reich Schutz gegen Bedrohung und Angriffe gewährt. Letztere« scheint sür den Anfang uiiscrer Eclouialenlwickelung daS Richtigere zu sein, »nd auch der Cvlonialverc n hat sich die anfängliche Ent wickelung so gedacht." Diese letztere Alternative würde Dem entsprechen, was der Reichskanzler bei Gelegenheit der Be- rathnng der Pestdampfervorlage in der Commission und im Reichs lageacsagt hat. Nickt Beamte und Garnisonen sollen in die dein ReickSschutz unterstellten Colonicn gelegt werden, sondern ein Consul soll die Rechte der deutschen Colonisten wcihrnchmen. Bei dieser Art der Ausübung de« ReichSschutzeS blieb freilich die Frage offen, ob denn ei» Censul genüge» werde, durch sein« bloße Autorität einen wirisamen Schutz an-< zuiiben. Diese Frage beantwortet der MiisionStnspeckor Fabri durch den Vorschlag, Plantagen- »nd Bergbaugesell- schasten zu bilde», welche die Verwaltung de« Landes selbst ständig in die Hand »ehiucn und natürlich auch die Polizei ausüben. Für alle Fälle wird freilich auch da» Personal dieser Gesellschaften nicht genügen, uin der Autorität de- ConsulS überall Geltung zu verschaffen, und da bleibt denn nickt» Anderes übrig als eine oder mehrere Flottenstationen an der weftasrikanischen Küste zn errichten, welche im Falle der Notk de» erforderlichen Schutz gewähren. Schon da« Vorhandensein solcher Flollcnstalionen wird den Eingeborenen Achtung cmslöße» und lbällicheS Eingreifen der deutschen Seemacht wird sich nur in den allcrseltensien Fällen rölhig machen. In dieser Beziehung geben die Miltdeilungen des Kaufmann» und Präsidenten der Hamburger Handels kammer Adolf Wörmann über seine Erfahrungen in Afrika schätzbare Ausschlüsse. -Herr Wörmann sagte in Eisenack am 22. September: „Auch nach dem Jahre >870 dosten Ereignisse mächtig im AuLlande »achwirkle», blieb trotzdem »och daS unangenehme Gcsiihl übrig, daß di« Deutschen ihre überseeischen Besitzungen nickt aus eigenem Boden errichten konnte»; die deutschen Kausleutc waren gc- nöthigt, in Fällen feindlicher Bedrohungen durch Eingeborene an fremden Schutz zu avpelliren, und mir ist «S selbst mehr al« einmal passirt. daß ,<t> die Unterstützung englischer Kriegs schiffe nachsnchen mußte. Die Eingeborenen in Afrika spotteten der Deutschen, daß sie sich nicht selbst helfen konnten. Wie oft hat eS sich auch ereignet, daß. nachdem deutsche HaiidelS- iiiederlaffungen gegründet waren, dann fremde Nationen kamen und aus dieselben Beschlag legten." Man ersieht auS dieser Erklärung, daß der Schutz eine- deutschen Kriegs schiffe- vollständig auSreichen wiro, um die deutschen Nieder lassungen in Afrika gegen Angriffe der Eigeborenen sicher zu stellen, daß e« also einer Garnison zur Ausübung diese« Schutze- nickt bedarf. Alle Nachrichten, welche wir, seitdem die Colonialbewegung in Deutschland in Fluß gekommen ist, auS Westasrika empfangen haben, stimmen aber darin überein, daß den Deutschen, die dort wohne», weit größere Gefahr von den Engländern droht als von den Eingeborenen, und deshalb ist eS von größter Wichtigkeit, daß mit England und Frankreich ein Abkommen getroffen wird, welche» feindliche Zusammenstöße mit diese» Nationen in Colonialangelegenheiten verhindert. In Bezug aus Angra Pequena ist ein solches Abkommen schon im Jum vereinbart werden. Durch die ossicielle Anerkennung Ve rrutschen Besitze» seitens der englischen Regierung, sür Bagrida, Kamerun, Klein- und Groß-Batanga und Malimba lag bisher ein solches Anerkenntniß nickt vor, im Gegenthcil halte der in Ouiltah stationirte englische Capitain Firminger eine deutsche Flagge »i Bagcida hcruntcrgerissen. Dieser Fall hat zu diplomatischen Verhandlungen Anlaß gegeben, und da- Ergebniß derselbe» ist daS Abkommen, welche« gegenwärtig aus dem Puncte des Abschlüsse» zu stehen scheint. Haupt sächlich deshalb sind die Hamburger Kauslcute nach FriedrichSruh berufen worden, um eine feste, sür alle Fälle genügende Grundlage dieses Abkommens zu gewinnen. - Herr Wörme»»» eröffnet sür die fernere Entwickelung der deulschen Niederlassungen in Kamerun die beste» Aussichten Nack seiner Urberzeugung wird der Handel mit Kanierunland infolge der gesicherten Basis, welche die Deutschen an der Küste erlangt haben, immer größere Fortschritte landeinwärts machen. Dann sei die Hanptausgabe, den fruchtbare» Boden und die Arbeitskraft der Neger nutzbar zu machen und den Neger zur Arbeit zu bringen. Man müsse ihm sittliche Be griffe einflößcn und ihn zum Ackerbauer auSbilden. Man müsse di« Ansiedelung der Neger rund um die Pflanzungen betreiben, dann würden sie, durch daS Beispiel der arbeitenden Europäer angeregt, auch selbst zur Arbeit schreiten. Für Auswanderer biete freilich da» Land keine Vortheile, aber auch die Pflanzungen erforderten eine große Anzahl Beamte und sür intelligente Leute, mit Energie und den nöthigen Mitteln auSgestattet, sei in Kanierunland ein günstige« Feld für gedeihliche Tbätigkcit. Da», was Herr Wörmann in Eisenach mitgetheilt bat, wird er voraussichtlich in FriedrichSruh bestätige» und ergänzen und dadurch dem Reichskanzler taS lebendige Bild der west- afrikanischen Zustände vor Augen führen, dessen er bedarf, um die wirksamste» Maßregeln zu ergreifen und den Engländern und Franzosen gegenüber DaS geltend machen zu könne», woraus cö bei Regelung der westasrikanischeu Coloniatver- hältuisse aiikoiiiml. Ter Reichstag tritt nun bald zusammen, jedenfalls in vcr zweiten Hälfte de« November, bi« dahin baden die Verhältnisse in Westasrika bestimmt schon feste Gestalt gewonnen, und eS wird den Herren Richter und Bamberger schwer werden, ihre tendenziösen Ausstellungen gegen die kculscbe Colonialpolitik auch ferner aufrecht zu er halte». Auch sür die Wahlbewegung empsiehlt sich die FriedrichSruher Conferenz als ei» sehr geeignetes Agitations- Mittel. Der Reichskanzler geht zugleich mit Festigkeit und Vorsicht in dieser wichtigen Angelegenheit vor, da- bedarf den Deulschsrris>n»igen gegenüber scharfer Betonung. * Leipzig, 29. September 1884. * AuS Baden ist zur Wahlbewegung jetzt al« sicher rnitzutheilen, daß drei altbewährte Vertreter der nationalen und liberalen Sache, Kiefer. Eckhard und Hcbling, von denen die beiden letzteren seit langer Zeit ein Mandat zum Reichstage entschieden abgelehnt hatten, nunmehr wieder als Candidaten austreten, dieser, der unermüdliche, hoch verdiente Führer der badischen Nationalliberalen, ist l88l im 13. badischen Wahlkreise seinem hochconservativen Gegner Frhrn. von Göler unterlegen; er ist jetzt im 2. Wahlkreise (Donauesckingen-Villingcn-Tribera). der seit 1875 durch den leider nicht mehr annchmenden öbcrbciudirector Gcrwig ver treten war, ausgestellt, und zwar, wie irrigen Nachrichten in der Prcffe gegenüber hcrvcrzubeben ist» als alleiniger liberaler Canbivat. Dort wird er einen harten Kamps gegen die ullraniontane Partei zu bestehen haben. Eckhard, Rechts anwalt und Bankdirector in Mannheim, bat dem Reichstage vo» I87l—74 als Mitglied der nationalliberalen Partei angehört. Alle, denen seine ausgezeichnete Befähigung sür die parlamentarische» Geschäfte bekannt mar, haben seine seit zehn Lahre» beobachtete Zurückhaltung immer tief bedauert. Um so erfreulicher war seine Rückkehr i»s politische Leben, die er mit der so begeistert aufgenomnienen Rede in der Ncu- städtcr Versammlung vollzog. Von den zahlreiche» ihn, an- getragenen Mandaten hat er sich für dasjenige teS Wahl kreise« Mannheim Schwetzingen-Weinheim entschieden. Dasselbe ist 1878 von den Nationalliberalen an eine demokratisch- socicilistisch-ultramontane Coalition verloren gegangen, deren Vertreter im Reichstage der BolkSparteilcr .Hopser ist. l88l siegte derselbe über den nationalliberalen Gogeiicandidalen Laniey mit einem Mehr von 1000 Stimme». Auch Eckhard wirb krmiiach einen schweren Stand habe»; die Urheber seiner Candikatnr sinv indcß, angesichts de» unleugbaren Umschwünge« der Stimmung in de» Wäblerkrcisen. der besten Hoffnung. Hebting. Weinhäntler in Freibnrg i. B. »nd Abge ordneter zur badischen Kammer, ist Mitglied des Zollparlaments lind nachher de» Reichstags der ersten und drillen Legislatur periode gewesen; jetzt cankidirt er für Freiburg-Emniendingcn- Waldkirck. Auch dieser Wahlkreis gehörte b>S 1878 den Nationalliberale»; seitdem ist er ultramontan vertreten. l88l war jedoch Gras Kaaeneck dem verstorbenen Oberbürgermeister Fauler nur noch uni 254 Stimmen überlegen. Bei dem großen Einfluß und der persönlichen Beliebtheit Hebting'« kann der Sieg der Nationalliberalen, wenn diese überall ibre Schuldigkeit Um», mit Sicherheit erwartet werken. Eckhard und Hebting sieben Beide bereits in den Sechzigern. Tics Beispiel, in selchen» Aller in daS Treiben de« politischen Leben- mit allen seinen llnanncbiiilicbk ilen znriickziikebreii, ist Vielen zur Nachahmung anzueuipsehlen. — Außer der beab sichtigten Wiedereroberung von Mannheim, Freiburg und WaldShut-Schopshei»,. wo der Vertreter von 1878—l88l, Fabrikant Klafft in St. Blasien» wieder candidirt, werden sich die badischen Nationalliberalen wohl aus die Vcrtheibigung ihre- Besitzstandes beschränken. Die Ultramontanen scheinen verschiedentlich in Candidatennotb zu sein, hauptsächlich all dem Grunde, weil ihre Culturkampfklagen in Baden thal sächlich gegenstandslos geworden sind und im Volke nickt mehr verfangen wollen. Sie werden sich deshalb wohl hie und dort begnügen, statt eine« correcteu CentrumSmanncs einen nicht liberalen Agrarier auszustellen. * Die Nachricht von der Aufstellung de« Herrn Schlieper al- nalionalliberaler Candidal für den Wahlkreis Altena- Iserlohn bestätigt sich nicht. ES schweben anderweite Ver handlungen in Betreff der dortigen Candidatur. * Süddeutschen Blättern zufolge hat sich der Abgeord«te vr. Buhl nun doch noch entschlossen, in seinem langjährigen Wahlkreise Homburg-Kusel um ein neue- RcichStagsmarälat sich zu bewerbe», nachdem er Anfang- auf ein solches auS familiären und geschäftliche» Rücksichten verzichten zu missen geglaubt hafte. Wir begrüßen diese Nachricht freudig und wollen hoffen, daß sie sich bestätigt. Der Reichstag und die rationalliberale Partei würden die Anwesenheit dieses arbeit samen und erfahrenen Parlamentariers ans- Schmerzlichste entbehrt haben. * Ueber die politischen Verhältnisse Rtorv- Schleswig« wird dem „Hamburger Correspondent" von dort geschrieben: ES ist heute wohl Allen, die den Verhält nisse» nahe stehen, klar geworden, daß Preußen eine viel zu weit gehende Milde gegenüber der dänischen Partei hat walten lasten, und daß VieS der eigentlichste und schwer wiegendste Grund der jetzigen Zustände ist. Mag auch die höhere Staatskunst eS gebieten» so ist es doch im Istttereffe der Ausbreitung de« DeutschthumS alS ein schwerer Fehler zu betrachte», daß noch heute die dänischen Optanten unan gefochten im Lande sitzen neben den deutschen Unt-rthanrn, unter dem Schutze de- dentschen Rechts und deutscher In stitutionen wohnend und der deutschen Wehrpflicht spottend, welcher diese Gut und Blut opfern mußten und müssen, während sie davon bereit sind; daß bis heute Beamte, Prediger und Lehrer mit dänischer Gesinnung in ihren Aemtern belasten worden sind, die bei politischen Wahlen sich lieber ihrerStinuneenthalte», als eine»» deutschen Candidaten ihre Stimme geben, und in deren Häusern kaum ein deutsches Wort gesprochen wird; daß »och heut« der dänische Unterthan stimmberechtigte« Mitglied deutscher Kirchengemeinden ist, und so dazu beiträgt, die kirchliche Verwaltung in die Hände der Oppositionspartei zu bringen, wie daSja in den meisten Gemeinden NordschleSwigS der Fall ist! Webt doch kaum von einem Kirchthurm in NordschlcSwig am Geburtstage de» Kaiser«, an den Gedenk tagen der Nation eine deutsche Fabne, hat doch vor Kurzem ein Mitglied einer Synode die Stirn gehabt» bei dein Eon- sistoriuin die Beseitigung de« Kirchengebets für den Kaiser zu beantragen, und ist doch noch heute die dänische Sprache m den meisten Gemeinden NordschleSwigS Kirchen» und Schul- svracbe. Wenn eS auch richtig und angemessen ist» den Sprachverbältnissen Rechnung zu tragen» so sollte man doch auch der deutschen Sprache nach und nach zur Geltung verhelfen» indem man wenigsten- einige Male im Jahre in allen Kirchen deutsch predigen ließe, und indem man die deutsche Sprache überall zur Schulsprachc erhebt, wie dies schon in den Städten und Flecken der Fall ist. Namentlich sollte aber doch kein Beamter, kern Prediger und kein Lehrer «»gestellt werde», besten politische Gesinnung nicht in dieser Beziehung vollständig zweifellos ist. damit nicht zu dem einen Nebel noch daS andere komme. Nur da« entschiedenste Vorgehen der StaatSregierung auf diesem Ge biete kann einerseits hier Wandel schaffen und der dänischen Agitation einmal ernstlich vor die Augen führen, wer Herr im Lande ist. andererseits aber die tiefe Mutlosigkeit be seitigen, die sich heute so vieler Deutschgesinntrn in Nord schleswig bemächtigt hat, weil sie. fort und fort und oft mit persönlichen Opfern für die deutsche Sache eintretend, die Früchte ihrcö AnSharrenS nicht erkennen können und da nickt die wünschenSwerlhe Unterstützung finden, von wo man sie am ersten erhoffen zu dürfen glaubt. * Ein der „Bossischen Zeitung" auS London zugegange- ncS Privattelegramm lenkte die Aufmerksamkeit aus einen Artikel keS »Standard", in welchem angelündigt war, daß die Ernennung des Grafen Bismarck zum Nachfolger des Grasen Münster al« Botschafter in London jeden Augenblick zu erwarten fei. Der Artikel liegt jetzt vor; e« heißt darin: Gras Herbert BiSmarck ist nicht unbekannt in England. England wird cs eher als einen Beweis des Wohlwollens als irgend eines andere» Gefühls betrachten, daß der Reichskanzler zum Ver treter Denlichlands am Hose von St. James eine ihm so nahestehende Persönlichkeit cmsersah. Es ist eine beträchtliche und zweifelsohne wohlverdiente Beförderung sür einen junge» Mann von mannich- sachei, aber nicht ausgedehnter Erfahrung; und daß England al» der Platz gewählt wird, wo er zu dem hohen und verantwortliche» Posten eines Botschafters erhoben wird, kann nur al- ein Low- plimeiit sür dieses Land betrachtet werden. Die Befriedigung, mit welcher alle vernünftige» Menschen die Einigung Deutschlands unter dem Hause Hohcnzollcr» betrachteten, ist von der großen Mehrzahl von Engländern gleichmäßig empsunden worden, und selbst der Mangel an Herzlichkeit, der hin und wieder die Beziehungen zwischen der gegenwärtige,, Regierung und Fürst BiSmarck charakleristrte, Hot zn keiner Zeit genügt, den Strom der Sympathie, die in England dem deulschen Volte gegenüber herrscht, abzulcnkcn. Glücklicherweise hat es niemals einen wirklich schwierigen Gegenstand der Conlroverse wischen rcn zwei Nationen gegeben, und selbst wenn einer entstehen ollte, würde er von der gesunden Vernunft derselben rasch beseitigt werden. Die Ausgabe des Grafen Herbert BiSmarck wird daher keine sehr schwierige sein. Er wird nur jene Beziehungen der Frct- müthigkeit und gegenseitigen Achtung, die zwischen den zwei Völker« lange bestanden haben, zu erneuern und sortznsetzen haben. * Die Ccrvettc »Gnciscnau", welche sür die west- afrikanische Station bestimmt ist, wird ziemlich gleich zeitig mit dem „BiSmarck" die Reise über Plymouth nach den Cap Dcrdischen Inseln antretcn, und e» ist sehr wahr scheinlich. daß beide Corvcttrn zusammen die Fahrt bi« nach den» Cap macken werden, um gemeinsam die Flagge an den Küsten ter dentschen Schutzbezirkc zu zeigen. Sollten irgend welche Zwischcnt'älle die Entsendung eine« weiteren Schiffe» erforderlich wachen, so wird zunächt die Cervelte „Moltke" an die Reibe koinuien, welche so ausgerifflet wird, daß sie in die erste Reserve gestellt werden n»d die Indienststellung alsdann im Lause einiger Tage gc'cheben kann. Vcn einer gleichzeitigen Indienststellung „fft der Cervelte „Gneilenau"
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