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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.09.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188409260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840926
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840926
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-09
- Tag 1884-09-26
-
Monat
1884-09
-
Jahr
1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.09.1884
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» s» v Erscheint täglich früh 6»/,Uhr. Aeöertio» »nt Lrprdition Iohannesgasse 83. -prechkundr» -,r Rrdartiou: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« S—6 Uhr. LV -- - Bme«h«e de, für die «üchftf»i^»d« ««»»er defti»«te« Inserat» a» Sackenlaar« dt« » Uhr Nachmittai«, an Pa»»- «nd Festtagen früh dt«st.» Uhr. S» den Fittalen fiir Ins.-^nnahme: vtt« Sie««, Universttätsstraße 31. rant« Lüsche» Katharinenstraße 18, p, nur di« '/,» vtzr. MiWMr.TagMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Mefi-Auslage I8 7SV. Abonnementspreis oiertelj. 4V, incl. Vriugerlohn b Mk.. durch die Post berogen ü Mk. Jede einzelne Nummer SO Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) ahne Postbejürdrrung 39 Mk. Mit Postbesörderung 48 Mk. Inserate 6gespaltene Petitzeile 20 Pf. Bröhere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer u. Mernjatz nach höherm Tarif. Urclamen unter dem Uedactionsstrich die Spaltzeile üO Pf. Inserate sind stets an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praemimer-wsso oder duriy Post- vachnahme. ^8 270. Freitag den 26. September 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Vekaimlmachuirg, die staatliche Ginkonimenstruer betreffend. Zn Gemäßheik de« Finanzgcsetze« vom 26. März d. Z«. in Verbindung mit ß. b der zum Einkommensteuergesetze vom 2 Juli 1878 gehörige» Au-sührnngSverordnuna vom 11. Octobcr desselben Jahre« ist der zweite Termin der diesjährigen staatlichen Einkommensteuer an» 8«. September diese« Jahre« »it der Halste de« Normalsteuersatzes fällig. Die hierorts Steuerpflichtigen werden derkalb ausgessor- dert, ihre Steuerbeträge »»gesäumt und spätesten« binnen drei Woche«, von dem Termine ab gerechnet, an unsere Sladt-Sleuereinnahme, Stadthaus, Obftiuarkt Nr. 3 parterre link«, bei Vermeidung der nach Ablauf Vieser Frist gegen die Säumigen eintretenden gesetzlichen Maßnahmen abzuführen. Leipzig, den 2 t. September 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. . Or. Grorgi. Koch. VekllNllllNllchimg, dt« Beiträge znr Handel«- «nd <Se»erbekammer betreffend. Mit dem am SV. September diese« Jahre« fälligen zweiten Termine der staatlichen Einkommensteuer ist zufolge ergangener Verordnung de« Königlichen Finanz ministerium« vom 24. Juli diese- ZahreS behufs Deckung de« Auswande« der hiesigen Handels- und Gcwcrbekammer von den betheiligten Handels- und Gewerbetreibenden ein Beitrag für die Handelskammer nach Höhe von Bier Pfennige« und skr dt« Se»erbekammer nach Höh« von Visen, Pfennig auf jede Mark desjenigen Steuersatzes, welcher nach der im Einkommensteuergesetze enthaltenen Scala aus da« in Spalteck de« Einkouimenfleuercatastcr« eingestellte Einkommen der Beitragspflichtigen entfällt, zu erheben. Diese Bekanntmachung gilt al« legale Benachrichtigung der Beitragspflichtigen. Den belheiligten Steuerpflichtigen wird bei Abführung der Einkommensteuer an der Eiunahmcstelle Eröffnung Uber den entfallenden Betrag gemacht werden, e« ist ihnen jedoch auch unbenommen, gedachten Beitrag sich von heute ab an gedachter Stelle bekannt machen zu laste». Der Betrag ist binnen drei Wochen, von dem Termine ab gerechnet, an unsere Stadt-Stcnereinnabme, bei Vermeidung ver sonst eintrctendcn gesetzlichen Maßnahmen abzuführen. Leipzig, den 24. September 1884. Der Rath der Stabt Leipzig. Do. Georgi.Koch. Auktion. Don dem Unterzeichneten Armenamte sollen im Stadthaus« allhier (Eingang Mühlgaste Nr. 7) Montag, de» SS. September ». Vormittag« von » Uhr an eine Partie getragene Kleidungsstücke, einige Möbel. Hau«- und Kücdengeriith«, Betten u. dergl. m. meistbietend versteigert werden. Leipzig, den 22. September 1884. Da« Armenamt. Ludwig-Wolf. Zungbähnel. Aufforderung zur defcklennigte« ve- und Entlad»», der Eisenbahn»««»» Ans Grund nn« zugegangener Miltheilungen sehen wir un« durch den Neigende» Verkehr und den dadurch bedingten starken Bedarf au offenen Güterwagen veranlaßt, un« an die Betheiliaten mit der Aufforderung zu wenden, in ihrem eigenen Interesse für «üglichft rasche «od regelmäßige Be- und Entladung der Wagen Sorge zu trage», da sonst bei fortdauernder verkehr-steigerung, wie sie er- fahrungsmößig um diese Jahreszeit einzutrete« pflegt, eine allgemeine Verkürzung der Ladefriften zu befürchte» sein würde. - Leipzig, den 33. September 1884. Tie Ha»del«ka«»er. >. Thieme, stell». Vors. vr. Grusel, S. Bekanntmachung. Die Liefern«, der nachgenannten UteufUienr 1 Kleister» schrank «nd S Tische «tt Matzag.-Fouruirnng, ferner: « Gchri»kk, 1« Tisoe, « Tragcbrctter und 8 Nie,«» hölz. mit eisernen pake,, soll an den Mindestforderuden vergeben werden. Unternehmer habe» Bedingungen, Zeichnungen rc. hier einzusehen und Offert,» bi« «. Oktober sts«. Ir», varmttta,» 10 Uhr anher abzugeben. Leipzig, de» »2. September 1884. Kö«i,I. G»r»if«»laz«rrth- Bekanntmachung. >« 1. Ja»«ar 188L soll hier die neubegrüadete Stelle eine« vmttnsdertar« mit einem Ansang«gehalte vo» jährlich 2000 » besetzt werde». Der «„»»stellende m»ß technisch gebildet sei» mid die staatlich« Prüfung mlt gutem Erfolg bestanden haben. Bcwerbung-grsuch« mit den erforderlichen Zeugatsse» stad bi» zn« 1». vetaber a. v. hier eiazaretche». Neabnitz vei Leipzig, 24. September 1884. Der Ge»ei»de.Mattz. »räß.l, Bors. «sch. Mchtamtlicher Thetl. Bit Arbeiteradresse aus Le« Landkreise Düsseldorf. Mehr al« 8000 Arbeiter au« dem Landkreise Düsseldorf habe« an den Kaiser bei Gelegenheit seiner Anwesenheit in Benrath ein« Adresse gerichtet, welche ihm durch drei Ber» treter überreicht worden ist. Zn dieser Adresse sprechen die Unterzeichner derselben de« Kaiser ihren innigsten Dank au« für die Fürsorge, welch« er von jeher dem Arbeiterfland« ge widmet habe, besonder« aber für da« Krankencasten- und Unsallvrrsicherungßgrsrtz, welch« in erster Linie durch da? persönliche Eintreten de« Kaisers für die Arbeiter ins Leben gerufen seien. Diese Adresse ist ein werthvolle« Zcugniß dafür, daß die Würdigung der socialpolitischen Pläne des Kaisers und deS Reichskanzlers sich auch mehr und mehr in den Kreisen der Arbeiter selbst Bahn zu brechen beginnt. Wir wissen nicht, in welcher Weise die Adresse zu Stande gekommen ist, aber die starke Bctheiligung an derselben, welche drei Viertel aller industriellen Arbeiter deS Kreise« umfaßt, spricht dafür, daß sie au« der Initiative der Arbeiter selbst bcrvor- gegangen ist. Wäre dem nicht so, dann hätten sich die oppositionellen Organe längst dieses StosseS bemächtigt, um ihn für ihre Zwecke äuSzubeute», der leiseste Druck, den dieser oder jener Fabrikbesitzer aus seine Arbeiter a»S- geübt hätte, um zahlreiche Unterschriften zusammen zu be komme», wäre gewiß zur öffentlichen Kenntniß gebracht worden. Nun sind e« aber nicht die Fabrikbesitzer gewesen, welche die Adresse dem Kaiser überreicht haben, sondern Leute au« dem Arbeiterstande, welche also persönlich für da« eintratrn, wa« ihre Berufsgenossen unlerschriebcn hatten, e« treffen somit alle Voraussetzungen zusammen, daß man e« hier mit einer freiwilligen Kundgebung zu thun hat. welche dem bei den Arbeitern selbst vorhandenen Wunsche, dem Kaiser ihren Dank darzubringen, entsprungen ist. Die Adresse ist nicht von allen Arbeitern unlcrzeichnet worden, der vierte Theil hat sich von der Knndgebnng fern gehalten, die Annahme liegt nahe, daß diese znm größten Thcile der socialdemokratischen Partei angeboren »nd zwar derjenigen Richtung, welche in dem Abgeordneten von Vollmar ihren rücksicht-losesten Vertreter besitzt. Tausend Arbeiter in einem Landkreise sind immerhin eine stattliche Zahl und ersabrungSgemäß sind die oppositionelle» Elemente stets die geräuschvolleren, welche für ibre Niizusriedenbeit Ge nossen zu werben suchen und dieZnstii»in»ng und Zufriedenheit der klebrigen zu verdächtigen Pflege». Es war also zugleich eine muthige Thal der Unterzeichner der Adresse, daß sie als Arbeiter bei dem heutigen, von der socialisiischen Partei unter wühlten Zustande, e» wagten, mit ihrer Anerkennung der arbeitersreunvlichen Bestrebungen de- Kaisers offen hervor- zakretrn und ihre Handlungsweise der Kritik ihrer soriatnsssch gesinnten EtaudeSgenossen Preisgaben. Natürlich wird eS bei den Tocialdemokraten an abfälliger Benrtheilung de» Geschehmen nicht fehlen, aber eS werden sich doch auch manche darunter die Frage vorlegen, ob denn die Adresse der Arbeiter de« Düsseldorfer Landkreises nicht doch vielleicht das Nichtige getroffen hat. Gesetze, welche den Arbeitern in Krankheitsfällen Unterstützung gewähren, welche die Folgen von Unfällen mildern und für die Zeit der Arbeitsunfähigkeit die Mittel zum Leben darbieten, können doch wohl nicht so verdammungs würdig sein, als sie von anderer Seiko dargestcllt werden. Die Arbeiter werden nicht umhin können, den durch diese Gesetz- geschaffenen Zustand mit dem früheren zu vergleichen, welcher die Mehrzahl der von Unfällen Be troffenen ans den Proccßwcg verwies. Es ist ja nun einmal im Leben so, daß die große Masse nur dein Zwang gehorcht; diejenigen, welche auS eigenem Antriebe da« Recktte finden und danach handeln, sind stet« in der Minderzahl gewesen. Um den kranken und durch Unfälle arbeit-unfähig gewordenen Arbeitern wirklich Schutz gewähren zu können, war ein Gesetz nöthig, welches die Versicherung zur Pflicht macht, dann aber ans der andere» Seite anch diesen Schuh gewährleistete. Die Gegner der beiden Gesetze auf freisinniger Seite führen stets die Selbsthilfe und ihre Bortheile im Munde und den Grundsatz der freien Ver einigung der de« Schutzes Bedürftige». Ja, wohin man vamit kommt, da- hat die Vergangenheit gelehrt. Die Socia- listcn wollen zwar auch den Zwang, aber nicht einen von der Regierung ausgehenden Zwang, sondern den Zwang de« socialistisch, organisirten Staate«! in welchem überhaupt kein freier Wille mehr esistirt, in welchem daS ganze menschliche Dasein nach Art elner Maschine functioiürt, und wohl von einer Gleichheit der Knechtschaft, aber nicht mehr von der freien Selbstbestimmung de« Menschen die Rede sein kann. Die Wenigsten unter den Socialdeiuokraten haben sich die Folgen der Aufrichtung de« socialistischen Staate« klar gemacht, der unklare Gedanke, welcher die meisten An hänger desselben durchdringt, ist die Annahme, daß die Armen in diesem Staate an den Annehmlichkeiten de« Rcich- thum« Tbeil haben werden, daß Zeder so viel haben wird, wie er braucht, daß Niemand im socialistisch organisirten Staate Mangel leiden wird. Zn diesem Staate ist der Einzelne nicht«, die Gesammtheit Alle«. Sie kommt für die Kosten de« Lebensunterhalt« auf, sie bezahlt da« Schulgeld und die Steuern, sie sorgt für den Schutz gegen auswärtige Angriffe, sie ist im Besitz de« Grund und BodenS, der Maschinen und Werkzeuge, und jeder Einzelne erhält nur da», was ihm die Gesammtheit zuvilligt. Natürlich sorgt die Gesammtheit auch für die Kranken und Arbeitsunfähigen, der Fleißige hat kaum einen Vorzug vor dem Faulen, denn wofür soll denn der Fleißige seinen Fleiß einsetzen? Für sich kann er ja nicht« erwerben, die Früchte seine« Fleißes kommen nur der Gesammt heit zu Gute. Der socialistische Staat ist mit einem Wort der Schlaraffenstaat, in welchem Zeder möglichst viel Ver gnügen und womöglich keine Arbeit sucht und zu finden hofft aber dieser Staat ist eben ein Hirngrspinnst. Die Arbeiter, welche eine wirkliche Verbesserung ibrer Lage anstrrbe«, können diese bei der heutigen Laar der Ver hältnisse nur aus dem Wege suchen, welchen die Botschaft vom 17. November 1881 bezeichnet und welchen dre Gesetz gebung der letzten Jahre in Deutschland bereit« in« Leben gerufen hat. »Reicheren Lohn, al« unsere tiefgefühlten Worte de« Danke«, mögen Eurer Majestät die DankeSthränen der Kranken, die seaenfiehenden Gebete der Wittwen und Waisen gewähren!" heißt e« in der Adresse der Arbeiter de« Düssel dorfer Landkreise«, diese Arbeiter habe» also schon die Segnungen de« Krankencassengesetze« erfahren »nd haben verfländniß für da«, wa« möglich und unmöglich ist, genug, um «inzusehen, daß durch da« UnfaNvrrsicherungßgrfetz ihre Lage wiederum um ein gut Theil verbessert worden ist Die Botschaft vom 17. November 1881 verheißt aber auch noch ein Arbeiterinvalidrngesetz und auch diese« wird zu Stande kommen, wenn auf allen Seiten der gute Wille vorhanden ist, e« zu Stande zu bringen. Ob r« dem neuen Reichstag, welcher am 28^ Oktober gewählt wird, möglich iss. diese« Gesetz zu schaffen, läßt sich heute noch nickt mit Sicherheit festst«!«», aber jedenfalls werden wir der Lösung der großen Ausgabe um viele« näher kommen, wenn wir solche Leute in den Reichstag wählen, welche hinreichende« Vcrständmß für die Mittel besitzen, durch welche die Lage der Arbeiter ver bessert werden kann. Die Tentscksreisinnigen beharren trotz der Erfolge der Socialpolitik der NeichSregierung auf ihrer grauen Tbeorie von der Selbsthilfe, obwohl die Ergebnisse der StaalSbilse bereits in Arbeitcrkreise» die entsprechende Würdigung finde». ES ist klar, daß die Arbeiter kcS Düsseldorfer LandkreiscS nicht die einzigen sind, welcke von der Heilsamkeit des Krankencasten- und UnfallversicherungSgesetzeS überzeugt sind, in viele» anderen Zndnstriebezirken wirv sick dieselbe Be wegung z» Gunsten der Socialpolitik der Neicköregienmg bereits Bahn gebrochen haben oder in »äckstcr Znlunst Boden gewinnen. Wir ziehen daraus den Schluß, daß ein neues wichtiges Moment gewonnen ist, um bei de» kommenden Wahlen derjenigen Richtung zum Siege zn verhelfen, welche in dem Zliiammcnwirken der NeickSregierung mit den ge mäßigten Mittelpartkien die sickerste Gewähr für die Be festigung unserer Zustände erblickt. * Leipzig, 26. September 1884. * Die Einberufung deS neuen Reichstag« soll, wie man hört, um die Mitte November erfolgen; doch dürste diese erste Session nur eine kurze sein und sich vorzugsweise mit dem Etat zu beschäftigen habe». * Zu der Untersuchung, betreffend die Collision de« LlohddampferS „Hohenstaufen" und der „Sophie", schreibt man der „Weserzeitung" au- Wilhelm« havcn: „Die kriegsgerichtliche Untersuchung der Collision der Glatt- deckScorvettc' „Sophie" ist nunmehr beendet. ES sind in der selben ea. 80 Zeugen. theil« eidlich, vernommen worden und ist der Norddeutsche Lloyd aufgefordert worden, die Ersatz pflicht des der „Sophie" durch den „Hohenstaufen" zugesügten Schadens anzucrkcnnen. Im Weigerungsfälle werde die Admiralität gegen den Norddeutschen Lloyd auf civilgericht- lichem Wege Vorgehen." Wie man sagt, so fügt da« Bremer Blatt hinzu, wird der Schaden auf 70,000 angeschlagen. Ter Termin der seeamtlichen Untersuchung ist noch nicht an- gesctzt und die Anberaumung hängt von der Einsendung der betreffende» Aussagen der an der Collision Brthciligten «rü der Marin« ab. * Der im Wahlkreis Homburg-Kusel (Pfalz) aus gestellte nationalliberale Candidat Rentier Bcnzino hat die Annahme einer Caudidatur sckließlick abgelehnt und der Wahlkreis sicht sich abermals vor die Candidatensrage gestellt. Für Spcyer-Frankenthal und Zweibrücken- Pirmasen; candidircn die bisherigen ReickölagSabgeordneten, die Herren vr. Groß und Krämer, auf« Nene. * Zm Wahlkreise Wirsitz-Schubin, der bei der letzten ReichStagSwahl durch die Uneinigkeit der Deutschen den Polen zusiel, hat, wiedie„OstdcutschePrcsse" mittbeilt, erfreulicher Weise doch noch eine Einigung der deutschen Wähler konservativer und liberaler Partciricktung stattgefunden, so daß die besten Aussichten vorhanden sind, diesen Wahlkreis für die deutsche Sache zilrückzngcminnen. Ursprünglich waren zwei Candi- daten i» Aussicht genommen, die Herren Regierungspräsident von T i cd cm an n-Bromberg (frelconscrva'tiv) und Ritter gutsbesitzer Namm-Charlottenourg (nationallibcral). Nach dem Letzterer aber nunmehr definitiv erklärt bat. wegen Kränklichkeit eine Eandidatur nicht annehmen zu können, und selbst die Wahl deS Herrn von Tiedemann warm empfohlen hat, werten für den gemeinsamen Candidaten aller Deutschen de» Wahlkreises Wirsitz-Schubin jetzt auch die liberalen Wähler eifrig und geschlossen eintreten, so daß der Wahl kreis diesmal und in Zukunft hoffentlich wieder deutsch wählt. * Ter mit den vaticaniscben Kreisen in Fühlung stehende Eorrcspondcnt der „Politischen Cvrrespondenz" schreibt au« Rom, 21. September: Da« Schreiben Sr. Heiligkeit de« Pap st »S an den Tardinal- StaatSiccretair Jacobini, durch welche- er im Hinblicke aus die Möglichkeit de« Eindringen« der Cholera in Rom den Entschluß kundgiebt, in der Nähe de« Batican« auf seine Kosten ein große« Spital zu eröffnen, und zu diesem Zwecke die Summe von einer Million bestimmt» wird ein allezeit denkwürdige« Schriststück bleiben, da- schon heute den Annalen der Geschichte angebört. Mitten in seiner materiell und moralisch bedrängten Lage führte der Papst einen Act au«, welcher al« ein Beweis glänzendster Freigebigkeit außerordentlichen Wohlthätiakeit-sinneS und wahrhaft priesterlicher Liebe anerkannt werden muß. Kein Zweifel, daß Italien und ganz Europa die Thal de« Papste«, sowie die Worte, mit welchen er sie anktlndigte, mit bewunderndem Bestalle aufnehmen werden. Der großmüthige Act de« Oberhaupte« der katholischen Kirche bildet die Krönung der Werke christlicher Liebe, welche der italienische Klern« überhaupt angesichts der Heimsuchung Ilalicnö durch die furchtbare Epidemie täglich übt. Die gesammte Presse ist einhellig im Lobe de« italienischen Klern« und spendet namentlich dem Cardinal San Felice die höchste Anerkennung. Bei der Ausübung seiner apostolischen Pflicht an den Betten der Cholerakrankcn be gegnete der Cardinal dem Könige Humbert. der »litte» in dem Wüttzen der Cholera in Neapel einen großmiithigen und wahrhaft k«»ialicheu Schwung d-a Charakter« bewiesen bat. Die beiden Tröster un Eiend haben einander aus dem furchtbaren Kamvsseloe de« Tode« die Hand gereicht. Jeder Emvsindeude beobachtete da« hochherzige Walte» d-S KInig« und de« Cardinal« mit warmer Be wunderung. LS ist jedoch zu bedauern, daß die allgemein meulch liche Bedeutung dieser Werke einer seltenen Liebe durch politische Aulleaungen profantrt und an diese erhebenden Vorgänge phan- tastisch« Folgerungen geknüpft wurden. Man sprach von der An- bahnung einer Versöhnung »wischen dem Könige und der Kirche. Welcher Wohnt Hier läßt sich schlechterdings nicht an eine Aus söhnung denken und die Lholera kann wahrlich kein Bindemittel bilden, um Unvereinbare« mit rinander zu einigen. Zu demselben Gegenstände wird dem genannten Blatte von «talienischer Seite au» Rom unter gleichem Datum Folgende« geschrieben: Da« am Jabre«taae de» Lfttznge« ber königlichen Truppen in Nom pnblicirte Schreiben de« Papste« an de« Cardinal Jacobini, m Mildem er seinen Entschluß, ein Eholeraspital zu eröffnen und für diese» Zweck eine Million zu spende», kundgiebt, hat in allen pokiiiichen Kreisen einen bedeutenden Eindruck hervoraerufen. Es ist rin großartiger Anblick, da« Oberhaupt brr Kirche mit dem Könige von Italien in Acten werkthättger Liebe wetteifern zu sehen. Bon dieser Hauptbedeutung de« Schreibens abgesehen, sind einzelne Aenßerungen in demselben sehr bemerkeu«wer«h. E« ist da« erste- mal der Fall, daß der Papst die Maßregeln Jener, „welche die össentlichen Angelegenheiten verwalten", al« ,.lobe»«wrrth und weis«" bezeichnet. Bon besonderer Wichtigkeit ist jener Passu«, durch welchen der Papst anordnet, „ein groß,« Spital in der Nähe de« Batican« zu errichten, wo es ihm leicht wäre, sich persönlich hin zu begeben." Der Satz ist nicht eben sehr klar, immerhin ergiebt sich au« demselben, daß der Papst im Falle de« Eindringen« brr Cbolcra in Rom den Batican verlassen würde. (De» neuesten Nachrichten zufolge soll der Papst die innerhalb de« Batican« gelegene päpstlich« Gcndormerie-Kascrne für diesen Zweck bestimmt haben. Anmerkung d. Red.) Ferner bestimm! der Papst, baß. wenn die Geißel sich in Rom sortpstanzen und verschlimmern sollte, auch der lateranensische Pontificmpalast für Cbolcrakranke znr Verfügung gestellt werde. Ist es »nn denkbar, daß der Papst, wenn die Cholera in der Thal in Rom austrete» sollte, die Kranken in dem großen Spitale in der Nähe de« Batican« besticken, dagegen bei den Kranken im Lateran, der auf der rntgegengrsetzten Seile der Stadt liegt, nicht erscheinen würde? Jedensallr ist da« päpstliche Schreiben nicht nur für Italien, sondern für ganz Europa von außergewöhnlicher Bedeutung. Nach dem zuerst König Humbert die Liebe zu seinem Bolle in Neapel in heroischer Wesse bewährte, bekundet nun der Papst seine pricstcrüche Liede durch einen Act großarliger Munificenz. Ange- ichl« der jün tsten Handlungen des Königs konnte man die Theorie von der Grsmgenschast des Papste« nickt länger aufrecht erhalten. Man glaubt darin einen erste» Schritt zur Annäherung zwischen dem ilalienische» Königthum und der Curie erblicke» -u dürfen und neigt zn der Hoffnung, daß es nicht bei diesem erste» Schritte ver bleiben werbe. (Nach den Aussührungen der voranstehenden Zu schrift erscheint diese Erwartung vorläufig etwas z» optimistisch. Nnmerk. d. Red.) * Wie auS dem Haag gemeldet wird, soff die Conserenz, welcke über den Verlaus von Spirituosen in der Nordsee zu bcrathcn hat, wcihrsckeinlick am 8. Octobcr znscriiimentreten. Tie meisten Staaten, welcke die Convention znin Schutze der Fischerei unterzeichnet haben, habe» ihre Bcthciliguiig zugcsagt und die Dclegirten bereits ernannt; nur von Dentfchland ist noch keine Antwort eingetrofsen. * Ter Ausfall der kürzlich stattgehabten spanischen GeneralratbSwahlcn ist für die Blätter der pyrciiäischen Halbinsel Anlaß geworden, über den Charakter der inneren Lage deS Landes Miltheilungen zu macken, ans denen ein ganzes Theil Pessimismus sprickt. Thatsacke scheint eS zu sein, daß da« Wnkssergebniß für die Regierung nickt ganz so günstig cniSgcfaUen ist, als man eS nach den dortigen poli tischen Gepflogenheiten wohl hätte erwarten dürfen. Wenn man den Madrider Nachrichten der Pariser Blätter trauen darf, die freilich in Ansehung der beiderseits herrschenden frostigen Stimmung kaum al« klassische Zeugnisse gelten können, so wäre diesmal hei den GcneralratbSwablen eine massenhafle Enthaltung der Abstimmungsberechtigten zu coo- statiren gewesen. In Madrid z. B sollen von 87,500 ein geschriebenen Wählern nur 8200 an der Urne erschienen sein und überwiegend regierungsfeindlich votirt haben. Am meisten von der Gunst de« WahlanSsassS haben die Parteien Sagasia nnd Castelar prositirt, während die dynastische Linke durch innere Spaltungen gehindert wird, ihren Einfluß zn voller Geltung zu bringen. Die Frage ist nun, ob da« Anwachsen der cabinetSseindlichen Parteien in den GeneralrathSwablen einen verläßlichen Scklutz ans die Beschaffenheit der politische« Stimmungen im Lande gestattet oder nickt? Tic Gegner de« System« CanovaS sind mit ibrer bejahenden Antwort alsbald znr Hand. Sic macken c« sich insofern äußerst bequem, als sie daS GroS der nickt abgegebenen Wablstimmen un bedenklich aus daS Conto der oppositionellen Pirlcicn sehen und da dann allerdings reckt stattliche Ziffern herauSrcchnen. Dem gegenüber braucht jedock nur daran erinnert zu werden, daß erfahrungsmäßig in allen Ländern, also auch in Spanien, nickt die Unzufriedene» es sind, die sich träge in der Aus übung ihres Wahlrechts zeigen, sondern die mit der Regie rung und mit dem Gange der Verwaltung einverstandenen Staatsbürger. Man wird daher der Wahrheit unbedingt viel näher kommen, wenn man die Abslcntionen als regie rungsfreundlich bucht, nnd dann den minislcricUen Madrider Blättern beipslichlcn, welche sich durch die alarmircnden Wahlstatistikcn der Oppositionspresse nicht cinsckücktcrn lassen, sondern versichern, daß die Regierung nach wie vor ihre Herrschaft über die politische Situation uneingeschränkt be hauptet. vie Parteiauflttllung un- die Aussichten bei den Neichsragsrvahlen. r. I>I-6. Berlin. 24. September. Die Wahlvorbe reitungen sind jetzt an den meisten Orten soweit gefördert, daß sich ein allgemeiner Ucbcrblick über die Ausstcflung der Streitkräste und den Stand der Wahlbewcgung gewinnen läßt. Um auS den zersplitterten »nd zerstreuten Wahlnach richten eine umfassende Uebersickt über daS Wahlscklachtfeld zu gewinnen, dürfte eS nützlich sein, ohne auf Einzelheiten allzu weit einzngchen, eine Musterung über den Stand der Wahlvorbereitungen und die An'stellnng der Parteien in den verschiedenen Thcilcn deS NeickSgebictes zu veranstalten, l. Preußen. 1) Die Provinz Ostpreußen ist im jetzigen Reichstag vertreten durch 8 Conservative, 1 Freieonservativen, 6 Freisinnige und 2 Klerikale. Der sckrofse unvermittelte Gegensatz zwischen den extremen Parteien von rechts und lin(s ist hier herkömmlich Für vermittelnde Richtungen ist wenig Boden, nationalliberale Candidaten sind hier nicht ausgestellt. Außer den beiden unbestreitbar klerikalen Wahl kreisen (VrannSbcrg-HcilSberg und Allcnsiein-Rössel) stehen sich auch jetzt wieder nur Conservative und Freisinnige gegenüber. In dcn meisten Wahlkreisen der Provinz, mit Ausnahme der unbestritten fortschrittlichen Stadt Königsberg, halten sich die beiven Parteien ziemlich die Waage nnd der Sieg ist sehr zweifelhaft; frühere Wahlen weisen in den meisten ost- preußischen Wahlkreisen sortlsährende Wechsel und plötzliche Uebergängc von der konservativen zur Fortschrittspartei und umgekehrt auf. In 2) der Provinz Wcstpreußen erhalten die Verhältnisse eine eigenthümliche Färbung durch daS polnische Element. Tie Provinz ist znrZeit vertreten durch 3 Conservative, l Freieonservativen, 1 Nationalliberalen, 1 Dcutschsreisinnigen» 1 Klerikalen und k Polen. Bon den 6 polnischen Mandate» dürsten mir drei mit Erfolg nicht anfechtbar sein, vie Kreise Ncustadt-KartbauS, Berent-Pr. Stargardt und Könitz. Da gegen sind Grauvenz-Stralburg und Scbwetz in der gegen wärtigen Legislaturperiode zum ersten Mal polnisch vertreten gewesen; Tborn-Kulm ist erst im Jabre 1878 an die Polen verloren gegangen und im Jabre 1381 fehlten einem national liberalen Candidaten nur wenige Stimmen zum Sieg. Diese drei Kreise den Polen wieder abzunehmen» müßte da» ernsteste Anliegen der dortigen Deutschen sein. Bei den gespannten Gegensätzen unter den Deutschen sind freilich die Aussichten nicht die besten; au« Thorn und Scbwetz verlautet überhaupt noch nickt« von deutschen Candidatnren: der früberc langjährige Vertreter von Graudenz, der National«
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