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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.09.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-09-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188309286
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830928
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830928
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-09
- Tag 1883-09-28
-
Monat
1883-09
-
Jahr
1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.09.1883
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Erscheint täglich stütz e>/, Uhr. Redaktion und Lroeditlim JohanneSgasse 33. Sprechstunden der Redaktion: vormittag« 10—IS Uhr. Nachmittags 3—6 Uhr. gttr dt« »na,-»« ein,tt«n»«n: «acht st» di» N«v«ct>»» mcht »«rtNUUch, >ano-«e »er skr »te aSchftfolgende Ru««er beftt««ten Inserate an Wachrntagen dt« 8 Uhr Nachmittag», an Sann- und vesttagrn frttz bi» V.» Uhr. 3n den /itiale» siir 3ns.-Annahme: Ott« Ule««, UnivcrfltStSstraße 21, Lonts Lösche, Katharinenstrabe 18, p. mir bto ',.S Uhr Anzeiger. Organ für Politik, LocalgeHichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Meß-Auflage L8S00- Abonnemratspreis vlertelj. 4V, Mk. incl. Bringerloha 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nuninier 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen ahne Postbeiörderung 39 Mk. «it Postbejördrrung 48 Mk. Znserate 6gespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut unserem Prei»- verzeichniß. Tabellarischer u. Ziffer „sah nach höher« Tarif. Reklamen unter dem Redactionsstrlch die «paltzeile 50 Pf. Inserate sind stets an die Expeditia» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pracoumerinnio oder durch Post nachnahme. ^°L7Ii Freitag den 28. September 1883. 77. Jahrgang. Jur gcsiMgeil Beachtung. Um bei Ausgabe der Legitimationskarten zum Abholen des Tageblattes beim Quarkalwechsel den Andrang möglichst zu beschränken, haben wir die Einrichtung getroffen, daß Karte und Rechnung bereits von heute an in Empfang genommen werden können. Lxpeältlvn Los L-elprlxer Amtlicher Theil Mliiiiiliinilhmig Die Entschädigung für die am 13.,14. und 13/15. Scp- trmber o. allhier an der Auen- und Elstcrstraße, alten Elster, Frankfurter», Frcge-, Gustav Adolph- und Waidstraße ein- artiert gewesenen Truppen vom K G. 8. Jnfanterie- egiment -kr. 107 und K. G. 10. Infanterie» Regiment Rr. 111 kann in den nächsten Tagen bei unserem Ouarticr-Amte, Stadthaus, 2. Etage, erhoben werden. Der den Ouartierzettel Verweisende gilt zur Empfang nahme berechtigt. Leipzig, am 25. September 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. Hennig. Nichtamtlicher Theil. Vie Enthüllung des Denkmals auf dem Niederwald. Unter Gtockengeläute und Böllerschüssen hat gestern Abend da- nationale Fest an den Usern des Rheins seinen Anfang genommen, Frcudensener brannten aus dem Niederwald und den benachbarten Höhe» und die Ufer des Rhein« leuchteten, so weit da« Auge sah, im Glanze farbiger Flammen. Auch alle die alten Burgen, welche auf den Felsen ringsherum zerstreut liegen, halten auf einige Stunden wieder Leben bekommen, durch die Fensteröffnungen oeö verfallene» Gemäuers zuckte cS wie Lichteralanz. et war, als seien die längst abgeschiedene» Rittcrgeschlechter wieder gekommen, um die Herrlichkeit des neu erstandenen Deutschen Reich- zu schauen, als hätten sie dem Nns der Jungfrau, welche die Kaiserkrone als Wahrzeichen in der rechten Hand hält, Folge geleistet und wären auf die Oberwelt gestiegen, um sie ehrfurchtsvoll zu begrüßen und ihr zu huldigen. Auf den Finthen deS RbcinS aber war rin gar fröhliches Gewimmel. Lustig im Abcndwind flatternde Wimpel und den Bewegungen der Schisse folgende farbige Lampen bildete» ein reizvoll wunderbares Gemisch, welches durch Tausende silbern-gliheindc Streifen vom Master widergespiegelt und von den Nixen de« Stromes schalkhaft beantwortet wurde. Dazwischen ertönte Gesang und Trompctenschall und viele Hunderte von Fackeln der Gewerke und Vereine zogen in langen Reihen die User de» Rhein« entlang. Einen solchen Abend haben die rebcnumrankten Weinberge de- RheingauS noch nicht gesehen, so glänzend, so festlich, so zauberhaft waren die Ufer deS Rheins und der Strom selbst noch nie zuvor geschmückt, aber cS galt auch ein Fest einzuleiten von einziger Art, welches Alle« zusammenfaßt, was einer großen Nation Werth und thener ist: Einheit und Kraft, Friede und Selbstständigkeit. ES ist da- Bewußtsein, daß die deutsche Nation in ihrer festgefügten Einigkeit stark genug ist, auch dem gewaltigsten Feinde die Spitze zu bieten, wa» daS Herz de« deutschen Volkes höher schlagen läßt in diesen Tage» und der Gesanimtstimmung jenen Schwung verleiht, der gleichweit entfernt ist von vanger Sorge und von prahle rischer Uebcrhebung. E» ist da« Gefühl körperlicher und geistiger Frische und Gesundheit, von welchem da» ganze deutsche Volk durchdrungen ist, die Gewißheit, daß die Be dingungen feiner Wohlfahrt erfüllt und für alle Zeiten gesichert sind. Da» ist eS, waS den Fcsijubel der froh bewegten Menge im schönen Nheingau so begeistert gestaltet und ihm zugleich den Hauch der Idealität einflößt. Heute in der Mittagsstunde wird der Kaiser im Kreise der deutschen Fürsten und ihrer Abgesandten, der Generalität und aller übrigen eingeladcnen Gäste, endlich der von allen Seiten herbeigeströmten Angehörigen und Send ling« de» deutschen Volke» den Weihe-Act an dem Denkmal auf dem Niederwald vollziehen, die Hülle wird fallen und taS herrliche Kunstwerk in harmonischer Vollendung zu Tage treten. DaS Werk ist in der That in jeder Beziehung ge lungen, al» Ganzes nicht minder wie in seinen einzelnen Thnlen. In einer Höhe von 30'/» Metern, von welchen 25 aus den Unterbau kommen, erhebt sich da» Denkmal auf der Plattform am Abhange de» Niederwaldes. Trüben grüßt da» alte Bingen, Am Nahcnfer liegt die alte Ebernvurg, die Herberge der Gerechtigkeit, welche Ulrich von Hutten und Franz v. Sickingen lange Zeit al» Zuflucht diente, und vorn über Bingen selbst erhebt sich die wiedcrhergestellte Burg Klopp, in welcher Heinrich IV. von seinem Sobne gefangen gehalten wurde, wäbrend dickt zu Fuße» de» Denkmal- die Ruine Ehrcnscl» an die Zeit erinnert, in welcher die Mainzer Domkleinodien gegen feindliche Begehrlichkeit geschützt wurden. Au» dem Binger Loch ragt da» unter dem Namen Mäusethurm bekannte Gemäuer hervor, in welchem der von Mäusen verfolgte Bischof Hatto Rettung suchte. Und drüben am Nbeinufer liegt Nheinstein, über dessen Bewohner einst Rudolf von HabSbnrg strenge» Gericht hielt. Ringsherum liegen RüdeSheim, Geisenheim, Hatten» heim, Ingelheim, Eckarlachberg, Johannisberg. Marko brunn und alle die Orte, welche nnS den perlenden goldigen Trank liefern, der aus den Bergen an den Usern de» Rhein» und der Mosel wächst. Und so haben denn auch in der HAK» da» Sockels an dem Niederwalddrnkmal Vater Rhein «»» der jungfräulichen Mosel!« ihren gebührenden Platz ge funden, der alte Hüter de» Nibelungenhorte», da» Trinkhorn in der Hand, die weinlaubbekränzte Mosel zun» Zeichen der Schiffbarkeit de« FlnflcS da» Ruder haltend. Unmittelbar über den Schutzgütten» deS Stromgebiets breitet sich da» große Hauptrelies aus, die Heldengestalt Kaiser Wilhelm'», umgebe» von den deutschen Fürsten, den Generalen mit dem Fürsten BiSmarck und den Vertreter» de» deutschen Heere». Zu beiden Seiten aus den Ecksockeln stehe» Vie überlebens großen Figuren Krieg und Frieden, jener in die Krieg»« droinmete stoßend, da-Schwert in der Rechten und die Flammen deS Krieges aus dem Haupt, dieser den Oclzweig in der Hand und da» Füllhorn mit den Gaben de» Frieden» im linken Arm tragend. Und aus dieser Bast» erbebt sich der eigentliche Unterbau für die Hauptfigur mit der Inschrift: Zun, Andenken an die cinmüthiae. siegreiche Erhebung de» deutschen Volke» und an die Wieocrausrichtung de» deutschen Reiches 1870—1871. Gewiß ei» stolzer Titel für ein SicgcS- und zugleich FriedenS- denknial! Und nun ans solchem Unterbau die Hehre erhabene Gestalt der Germania, der Schntzgvttin deS ncugeeinten Reiche» mit wallendem Haar, dem Eichenkranz, welcher diadem artig die Stirn beschattet, in stolzer, selbstbewußter Haltung, von dem Gefühl der Kraft und Macht, aber auch de» ihr zur Seite stehenden Rechts durchdrungen und durchglüht. So steht .Germania" da, als wc hin sichtbares Wahr zeichen dem deutschen Reiche kündend, daß allezeit da» sieg gewohnte Schwert bereit ist, feindlichen Ueberfall abznwcbren und Wacht ballend, daß Niemand cS wage, daS Reich in seiner friedlichen Entwickelung zu stören. Wahrlich, da» deutsche Volk hat alle Ursache, diesem Sinnbild seiner Kraft und Einbcit. seiner Wehrhaftigkeit und seiner Macht freudig zu',»jauchze» und den Tag, an welchem cS de» Blicken Aller cntbüllt wird, als einen höhen Festtag zu feiern, denn mit vielem Blut und durch heiße Kämpse sind tieGütcr.welchedie.Germania- Heute ibr Eigen nennt u»o mit ihrem Schwert schützt, errungen und ein nicht zu verachtender Feind spannt seit mehr als einem Jahrzehnt alle Kräfte an. um den Frieden Deutsch land» zu stören und seine Macht zu vernichten. Frankreich weiß, daß wir gerüstet sind und wagt eS deshalb nicht, seinen heißen Wunsch zur That werben zu lassen, eS weiß, daß nur eine neue schlimmere Niederlage al« die der Jahre 1870/71 diesen frevelhaften Versuch bestrafen würde, und deshalb beschcidct eS sich, zähneknirschend seine Blicke ostwäll- schweifen zu lassen. Frankreich hat cS in der Hand, diesem ihm selbst mir zum schwerste» Schaden gereichenden Zustand ein Ende zu machen. cS darf nur ans seine fruchtlosen WiedervergeltungS- pläne Verzicht leiste» and den durch den Frankfurter Frieö« geschaffenen Besitzstand de» deutschen Reiche» al» endgültig anerkennen. Dann wird ihm die Germania aus dem Nieder wald nickt als drohende Herausforderung erscheinen, sondern als das Symbol des Frieden», der zu ihrer Linken ebenso bereit ist, den Oelzwcig darznbicten Denen, welche ihn nickt verschmähen, wie der Krieg zu ihrer Rechten, sein Schwert zu zücken gegen Diejenigen, welche unbesonnen genug sein sollten, da» mächtige deutsche Reich zu bedrohen. Leipzig, 28. September 1883. * Man schreibt un» aus Berlin: .Die Gründung der „großen liberalen Partei", die Vereinigung aller liberalen Elemente» war angeblich einer der Hauptzwecke, welche die Secessionistcn verfolgte», als sie ,,ch von der nationalliberalen Partei trennten, um eine besondere Gruppe für sich zu bilden. WaS haben die Secessionisten in dieser und in anderer Beziehung b,S heute geleistet? De» gemein samen Bodens haben sie sehr bald vergessen, die National- liberalen haben sie. wo cS nur immer «»ging, bekämpft, da gegen haben wir sie niemals in einer ernstliche» Fehde gegen die Fortschrittler gesehen, ja meist haben die Secessionisten sogar mit diesen gemeinsame Sache gemacht, haben in Ver bindung mit ihnen den Natioiialliberalen Schwierigkeiten in den Weg gelegt, ja im großen Ganzen ist daS Auf treten der Secessioiirsten ein derartige« gewesen, daß man sie nur schwer von den Fortschrittlern unterscheiden konnte. Und waS die letzteren anbetrifft, so wäre man aiich bei der kräftigsten Phantasie nicht im Stande, ein Moment zu finden, wo sie gezeigt Hütten, daß e< ihnen Ernst sei im Interesse de» Liberalismus, im Interesse der Einigkeit auch nur Va ger in gste Opfer zu bringen. Unter Einigkeit verstehen die Fortschrittler die Unterwerfung unter radicalfortschrittliche Grundsätze, ja st« haben sich nicht gescheut, e» offen au»- zusprechen, daß fie mit den Nationalliberalen kein Com- promiß eingehcn wollen, und allen voran war e» Eugen Richter, der eher in eine Spaltung seiner eignen Partei willigen als sich zu dem geringsten Compromiß verstehen wollte. DaS sind die Erfolge, welche die Secession bi» beute erreicht hat. Wie aber die Herren von der „Liberalen Vereinigung" selbst ihre Ausgabe aussassen, kan» man so recht an» den Berliner Eorrespondenzen der „BreSlauer Zeitung- er sehen. Für dieses fortschrittliche Blatt schreibt ein bekannter Abgeordneter auS der Secessionistenpartei und predigt daselbst fortwährend die Bekämpfung der Nationalliberalen. Ihm war e» Vorbehalten, die Ausstellung eine» sortschritt- lichen Gegenkandidaten im Bennigscn'schen Wahlkreise damit zu rechtfertigen, daß andernfalls der nationalllberale Can- didat ohnr Kamps mit z» großer Mehrheit gewählt würde. Diesen Kamps unter den Liberalen hervorzuruscn, scheint also mehr zom Programm der Secessionisten zu gehören, als die Beförderung der Einigkeit, wie sie anfangs so emphatisch verkündet haben. Mußte schon die Agitation gegen Herrn Holtendorf, wie ste von fortschrittlicher und secesiionistischer Seite betrieben wurde, mit dem größten Widerwillen, ja man möchte sagen Ekel, erfüllen, so ist die» in noch höherem Grade jetzt im Wahlkreis« Elberfeld.Barmen der Fall, wo von den Nationalliberalen der SanitätSralh vr. Gras als Candidat für die Ersatzwahl rum Abgeordnetenbanse auf gestellt worden ist. Hier ist nun bei den vorige» Wahlen ein Compromiß zwischen Nationalliberalen und Fortschrittlern zu Stande gekommen, in welchem sich die letzteren ausdrücklich verpflichteten, dem natianalliberalen Candidaten br» dieser Wabl die Stimm« zu geben. Jetzt aber, wo e» gilt Wort ru halten, haben die fortschrittlichen Wahlniänner be schlossen. nicht den vr. Gras zu wählen, da sie ihn nicht als nationalliberal anerkennen. Ist e» als naiv oder als anmaßend zu bezeichnen, wenn eS sich die ForschrittSpartei beikcmnien läßt, un» zu sagen, wer nnd WaS national liberal ist? In Wahrheit hat e» auch hier nur de» Zweck, die Nationalliberalrn zu bekämpfen, sie au« ihrem Besitz zu verdrängen, um zunächst für einen Secessionisten Platz zu machen, der später durch einen FortschrittSmann zu ersetzen ist. Die nationalliberale Presse hat die Pflicht, alle aut gesinnten liberalen Kreise aus diese» Gebühren der Fortschrittler immer wieder und wieder aufmerksam zu machen, damit Jedermann von dem unseligen Wahne gehellt werde, daß eS jemals politisch angezeigt fei. aus einen Fortschrittsmann Rücksicht zu nehmen, oder ihm auch nur zu glauben, da diese Radikalen un» bereit» wieder holt bewiesen haben, daß Verhältnisse die Sache ändern. Fast gefährlicher aber als diese offenen Feinde erscheinen unS die verkappten, die oben von nn» gekennzeichneten Sc er ss i o- nisten. Wir halten eS für angezcigt, ja für dringcnd ge boten, Fortschrittlern und Secessionisten bei jeder Gelegenheit entgegen zu treten und Bündnisse mit ihnen grundsätzlich abznlehnen. Nur so werden wir diesen Politikern wieder den erforderlichen Nespect bcibringen und nnS selbst davor bewahren, von ihnen bei ihrer Wahltaklik mißbraucht zu werden. „Viel Feind, viel Ehr." Wir gewinnen nicht nur E-r, wenn wir zu unseren bisherigen Feinden von heute ab auch die Fortschrittler und Secessionisten rechnen und überall danach handeln." * DaS Octoberhest der „Deutschen Revue" bringt Mit theilungen aus den »»gedruckten Papieren deS preußischen Ministerpräsidenten Frhrn. Otto v. Mantcusfel. DaS Ministerium Brandenburg- Manteussel, welches im November 1848 daS königliche Ansebc» wieder hcrgestcllt hatte, reichte am 3. Juni 1849 ein Entlassungsgesuch ein. worin eS heißt: So schwere Wolken auch noch am politischen Horizonte HLngen, s» hoffen wir doch, daß sorlan der Kamps im Innern Preußen» aus dem gesetzlichen Bode» sich bewegen, daß eine konstitutionelle monarchische Negierung mit genauer Beachtung aller durch sie gebotenen Forme» möglich sein werde. Dir glauben, daß e« Pflicht der Regierung »st, nichts unversucht zu lassen, wa« dazu beitragen kann, den Staat tu diese geordnete und geregelte Bahn zu leiten, und wir halten dafür, daß tu diesem Augen- blick unser Aurscheiden au- unfern Remtern zu diesem Zwecke nützlich seiu dürste. Di« jetzt über die Principieusrnge aus- kiirte öffentliche Meinung wird in unjerm Rücktritt kein usgcben unsere« System», wozu wir Eurer Königlichen Majestät nicht rathe» könnten, kein Nachacben au« Schwäche, wohl aber einen Schritt zur Versöhnung und Beruhigung der Gemüther erkennen; denn wiewohl wir nur noihgedrnngen, ungern und widerstrebend zu jenen Nu«nahmemaßregeln geschritten, müssen wir doch besorgen, daß eine große Zahl im Bolle diese Maßregeln von unseren Per- sonen nicht zu trenne» weiß, und, schlagen wir dir politilche Bildung im «olde nnch nicht so gerinö an. daß wir aanehmen möchten, die bevorstehenden Wahlen zur Zweiten Kammer würden ein wesent'ich verschiedene« Resultat gewähren, je nachdem da« jetziae Ministerium im Amte bleibt oder nicht, so glauben wir doch nicht zu irren, wenn wir voraussetzen, daß der Wechsel der Personen aus de» Gang der Verhandlungen in den Kammern selbst einen beruhigenden und die politische Letdenschast beschwichtigenden Einfluß üben werde. Die Antwort Friedrich Wilhelm'» IV. lantete: Ich verkenne gewiß nicht die ehrenwerthen Beweggründe, welche Mein Stliaisiniilisterium vermocht haben, den Antrag im Bericht vom 3. d. Mt«. Meiner Erwägung z« empsehlen, nämlich „da» bisherige NegicruugSsysiem durch ein neue« Labtnct sorlsühren zn lassen". Diese Anträge werden «inst ein schöne« Zeugniß in der Geschichte einer CabinctS sein, dem Ich die Befestigung de« An sehens Meiner Krone, dem daS Land die Wiederherstellung der obrigkeitlichen Gewalt, der Oronung, der Gesetze und der Geltung Preußen« unter den Mächten Europas allein verdankt. Ich glaube fest, daß Mein StaatSmmisterium sich im Irrthum über da« An- sehen befindet, welches sich dasselbe in allen Elasten der Bevölkerung Preußens und über dessen Grenzen hinaus erworben hat. Ich fordere darum Mein Staat-Ministerium aus, die Leitung der LandeS- angclcgcnhciten in diesem entscheidenden Augenblicke nicht aus der Hand zu geben. Jedenfalls aber könnte Ich ähnliche Anträge nur dann in Erwägung nehmen, wenn Mir da« Staat-Ministerium Personen bczcichnetc, von denen sich mit Gruud hoffen ließe, daß sie imstande wären, da« gegenwärtige RegirrungSsystem mit größerer Frische und Nachdruck durchzusühreu. Sanssouci, 7. Juni 1849. gez. Friedrich Wilhelm. An Mein Staat-Ministerium. DaS Ministerium schlug dem König allerdings mündlich Nachfolger vor und erneuerte sein EntlassungSgesüch, daS der König indessen durch eine besonder» gnädige Cabinetöordre ablchntc. Die Zusammenkunft in Olmütz wurde durch folgende telegraphische Depesche Manteuffel'S an den preußischen Gesandten Grafen von Bernstorff in Wien ein geleitet : Berlin, 28. November 1850, 8 Uhr M«r»en». Sie wollen dem Ministerprösidenten Fürsten Schwarzenberg sogleich die Frage vorlegen, ob er auf eine persönliche Unterredung mit mir rinzugehen bereit Ist. Gegenstand der Besp echung soll die allgemeine deutsche, besonder» aber die hessische Angelegenheit sein: al« Ort der Zu- sammenlnnst schlage ich Oderberg. Brünn ober Olmütz vor und bin bereit, zu icder der mir zu bezeichnenden Zeit, auch schon heute Abend, abzureisen. Ich bitte um möglichst schleunige Antwort — auch darüber, wa« insolge meiner telegraphischen Depesche von gestern Mittag geschehe« ist. Manteufsel. lieber die Punkte, welche in der Zusammenkunft mit Fürst Schwarzenberg zu erstreben sein würden nnd aus welche mit ihm abgeschlossen werden könne, machte sich Manteufsel folgende Notizen: 1) sofortige Einberufung der freien Eonserenzen. und zwar nicht in Wien; 2) Ver weisung und sofortige Behandlung der kurhessischen nnd schleöwig - holsteinischen Sachen aus den freien Eonserenzen, bis dahin Stillstand der Operationen; 3) Oesterreich und Preußen proponiren gemeinschaftlich bei dm freien Eonserenzen ihre beiderseitige Parität im Bunde und die ihnen gemein schaftliche Executive; 4) gemeinschaftliche Einwirkung aus den Kurfürsten. so bald al» möglich mit seinen Truppen nach Kassel zu gohrn, in welchem Falle dann nach Herstellung der Autoritär die beiderseitigen Truppen Hessen verlassen (Hassen pflug); 5) beiderseitige Einwirkung aus den Kurfürsten, daß er die Vermittlung der preußischen Regierung zur Pacisi- ration de» Lande« in Anspruch nimmt, in welchem Falle dieselbe nickt versagt werden würde, jedoch ohne Anerkennung de» Bundes tage». Zum Grund« gelegt werden di« drrmaligcn OccupationSverhältuisse. * AuS dem Wahlkreis Elberfeld-Barmen wird un geschrieben: „Die Nachwahl für den nationalliberalen Land- tagSabgeordneten Herrn Strücker wirbelt noch immer viel Staub aus. Wie wir schon mittheilten, hatte verjrnige Theil der Fortschrittspartei de» hiesigen Wahlkreise», welcher den Nationalliberalen gegenüber Alle», sogar dm offenen Bruch de« gegebenen Werte» für erlaubt hält, e» in einer fortschritt lichen Versammlung diirchgesctzt, baß über den vorqeschlagcnen Eandidaten der Nationalliberalen, Herrn SanitälSrath Vr. Graf, eine einzuberusend« Wahlmännerversammlung Beschluß fassen solle. Die Herren waren seitdem noch weiter gegangen; sie stellten dem von den Nalionallibcralcn ein stimmig ernannten Candidaten einen andern Mann gegen über, den sie für nationalliberal auSgaben, der aber offen kundig bei der lctzten NeichStagSwahl gegen den damaligen nationalliberalen Eandidaten, Herr» Hobrccht, ausgetreten war. Diese fortschrittlichen Herren wollten also ihrerseits bestimmen, wen die Natioiialliberalen al» nationallibcral zu befinden hätten. Couseqiicnterwcise hatte die national- liberale Partei eS abgelehnt, sich an einer solchen Wahl- männcrversammlung zu bctheiligen; sie ließen die Fortschritts partei unter sich, und so ballen sich denn gestern von den etwa 700 Wahlmänncrn deS Wahlkreises 85 Wahlmänucr versammelt, um ihr Votum zu fällen. Er muß hervor gehoben werden, das; in dieser Versammlung sowohl der Vorsitzende deS WahlvcreinS der Fortschrittspartei, Herr Fabrikant Büren, als auch der Abgeordnete Westerburg energisch und sehr entschieden gegen den beabsichtigten Wort bruch anflraten und die Candidatnr des SanilätüratheS Vr. Gras als die einzig mögliche hinstelltm. Sie wurden aber durch den Anhang deS Herr» Lehnnig mit 55 von dm 85 Stimmen überstimmt. Wir begnügen unS mit diesen Mitthcilungen und überlassen da» Ürtheil den anständigen Leuten aller Parteien im Lande." * lieber die deutschen Herbstmanöver bringt die „Provinzial-Eorrespoiitcnz" den folgenden bemerkenSwerthen Artikel: Die unter den Augen unseres Kaiser» im Beisein zahlreicher fürstlicher Gäste und inmitten einer Zeit besonders lebhaften politischen GedankcnauStaulche« abgebaltenen deutschen Herbstlriegsübnngen haben die öffentliche Aufmerksamkeit dieses Mal besonder» nachhaltig aus sich gezogen. Nicht als ob irgend welche Befürchtungen vo» Frieden«« störungcn.an diese regelmäßig wiederkchrenden Veranstaltungen hätten geknüpft werde» können: im Gegentheil ist alle Welt darüber einig, daß unter de» Mächtigen Europa« da« frühere Einverstäudntß unverändert sortbestehl und daß die deutsche Staat-kunst in der Achtung vor dc» berechtigten Interessen anderer Völker Mld Staaten eine Gewähr für die Förderung der eigenen Uuab- HSngtgkcil und Wohlfahrt sieht. Ebrnloweulg ist eS aus an spruchsvolle Schaustellungen kriegerische« Prunk« abgesehen. In dem Baterlandc d:r allgemeinen Wehrpflicht bedeuten die beim Einbruch de« Herbste« vorgenommenen militairischen Nebnnae» vo» Alter« her die Zusammenfassung und dm Abschluß der aus die Einübung der Truppen gerichteten milttairifchen Jahre«, arbeit. Vor dem obersten Krieg«herrn wird Rechenschaft abgelegt vo» der Thäiiglcit Derienige». deren Berus es ist, die in den ein zelnen Heere-theilen erzielten Resultate de» Uebung-dieufte« behus« Lösung größerer niilitairücher Ausgaben zusanimenzufaffen. Trnppru der verschiedenen besonderen Waffengattungen erhalten Gelegenheit, die Stellung, die Ihueit tu größeren Bildungen und Ansammlungen bestimm» ist, praktisch kennen zu lernen und de» Beweis zu führ», daß sie gleich vollständig für ihre speriellen und für die allgemetar» Ausgaben der Baterlaiid-vertbcidigung vorbereitet find. Die Er fahrenen werden an diejenigen Puncte soldaiischer Thättgkett erinnert, die sie als für den Erfolg entscheidend selbst kmneu gelernt haben, vor de» jüngere» Maffcngesährtm aber wird rin Abbild de« Kriege« und der Summe derjenigen Forderungen ausgerollt, deren fie sich in der Stmide der Gefahr zu gewärtigen haben. Wie alleiNhalbk» im deutschen Leben, so spielt auch inmitten be« Glanzes, den jede größere, nm die Person de« obersten Krieg-Herrn vereinigte Versammlung deutscher Soldaten und Heerführer umgiebt, die Arbeit die entscheidende Rolle. Alljährlich zur Manöverzrit wird der Ration in erhöhtem Maße zuin Bewußtsein gebracht, daß e§ sich beim Kriegsdienste um die Erfüllung eine« hoheu und Hoch verantwortlichen nationalen Berus«, um die Erhaltung der Sicherheit de« Vaterlande« und der Wehrhaftigkeit seiner Söhne handelt. Und wie eS in einem Lande, wo jeder Wafsensähige Waffen getragen hat, nicht anders sein kann, gewinnen die Tage, in denen der Krieg-Herr Musterung hält über die Strcitkrästc, sür den betreffenden LandeStheil alsbald auch eine volkSihümliche Bedeutung. DaS Erscheinen de» geliebten Herrschers und der um ihn versammelten erprobten Führer, der Anblick der wohlbekannten Fahne», der Klang vertrauter vater ländischer Kriegsweisen, machen Alien und Jungen die Herzen stärker und wärmer schlagen — den Einen in der Erinnerung an die Zeiten ihrer waffenfrohen Jugend, den Andern in dem Bewußtsein, daß auch an sie die Neilie kommen werde zur Ersüllung der heiligsten und ernstesten Bürgerpflicht. In die Arbeiten de- Frieden« versenkte Bürger und Beamte, zu Kriegervereine» verbundenen Veteranen und dem militairischen Treiben bewundernd znschcnde Knaben, — sie alle werden von der Empfindung geleitet, daß eS sich bet den Uebungen, die den Kaiser in ihre Mitte geführt haben, nicht um eitlen Prunk und Flitter, sondern um hohe und ernste Tinge, um die strenge, gewissenhaste Prüfung einer nationalen Einrichtung handelt, an deren Erhaltung, A»«bildu»g und Weiterenlwickctung alle Beruf-stände, alle GcsellschasSclassen und Leben-alter da« gleiche Interesse, den gleiche» Antheil haben. Die diesmaligen Kriegsübungen deS „Volks in Waffen" und die bei Gelegenheit derselben unlerem Kaiser bereiteten glänzenden Ovationen haben fürstliche Gäste zu Zeugen, deren Aiiweirnheit die Bedeutung dieser festlichen Tage erhöht. Gemeinsam mii dem Könige von Sachsen, dem ruhmreich bewährte» Geuoffc» der lctzten deutschen Feldzüge, weilen zwei Monarchen am Hoflager uiilerr» Kaiser-, die beide über fern ab von der deutsche» Grenze bclegene Staaten walten, König Aifvii« XII. von Spanien und König Miian, der Beherrscher de« unseren österreichische» Freunden und Nachbarn sreundschastlich verbundrnen serbischen Staate«. In dem Erscheinen dieser Fürsten darf ein erneuter Beweis dafür gcichcn werden, daß die Beziehungen des dnilschk» Reiches zu den übrigen Staaten des Welttheil«, ohne Niitcrschcv der geographisch,» Lage derselben, durch aus sreundschastlicher Natur sind, und daß die van unserer Re gierung gehegte» Gedanken des Frieden« und der verlraiienSvollcn Hingebung an die alle» Völkern gemeii'sameii Eulliiraiifgabkn in dcn weitesten Kreisen des europäische» Vöilerlebc»« netheilt werden. * Die vielbesprochene Frage über die Form der Ein holung der Dispe n sation e» in de» vier durch Absetzung der Bischöfe erledigten Diäresen kommt jetzt endlich zur LvsunH. Nack der '„Germania" hat der Papst cmaeorknct, daß die TiSpcnsalioiiSanträgc nickt vo» den einzelnen Bischöfen auSgehen, sondern vo» dem Bischof von Culni al» Senior beö preußische» Episkopat» für alle Diäresen eingercicht werde». Die päpstliche Anordnung vermeidet eS geflissentlich, die durch gerichtliche Absetzung erledigten BiSll'ünier anders zn behandeln al« diejenigen mit anerkannter geordneter Bischofsverwaltung. * AnS Berlin wirb officioS geschrieben: „Ob noch im Lause dieser Woche Sitzungen deS StaatSminisierium S stattsinde» werke», erscheint angesichts der Thatsachc, daß die Minister sich am Donnerstag zur Einweihung de» Nicder- walddenkmalS begeben und vor Sonnabend kaum zurück sein könne», mindesten« zweifcibast; sicher aber werden die Minister« berathungen ini Lause der nächste» Woche bereits ihre» An fang nehmen. Bo» der Tbätigkeit, die in allernächster Zeit in den preußischen Ministerien herrschen wird, kann man sich ein Bild machen, wenn man erwägt, welch« großen GcsetzcS- vorlagcn bereit» s it längerer Zeit geplant rcsp. in Vor bereitung sind. Wir babcn in letzter Zeit mehrfach hierüber Mittheilniigen gemacht und wollen bente im Nachstehenden kurz eine Zusammenstellung dieser Arbriten geben: Nutzer
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